Jahresthema: Jeder Christ ein Mitarbeiter
Predigtthema (ursprünglicher Vorschlag): Apollos – lebenslang lernen
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zu Predigt und Predigttext
Der Text ist Teil der Jahres-Predigtreihe am Monatsende zur Jahreslosung unter dem Aspekt des Mitarbeiterseins. Die Predigt steht also etwas für sich.
Gleichzeitig ist sie mitten in den Ferien, so dass viele Mitarbeiter gar nicht da sind, was aber gut ist, dann kann man sich auf die konzentrieren, die noch Mitarbeiter werden können J … (falls die nicht im Urlaub sind …).
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Als Hilfen zur Auslegung empfehle ich jedem Verkündiger sich folgende Studienbibeln zuzulegen: Elberfelder erklärt, MacArthur (gibt es auch als PDF zum Download), Ryrie, Genfer Studienbibel (gute theol. Ergänzung zu den vorherigen!), Die Bibel mit Erklärungen von Hans Bruns.
Weitere gut verständliche Hilfen:
# Die entsprechenden Bände der Edition C und der Wuppertaler Studienbibel.
# „Das NEUE/ALTE Testament“ ausgelegt von Walvoord und Zuck (Hänssler-Verlag) ist eine weitere sehr gute Ergänzung im Sinne einer Studienbibel-Kommentierung.
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Eine Zusammenschau von Apollos:
Unser Abschnitt (Apg 18,24ff) ist zeitlich der Frühste, der Apollos beschreibt, er ereignet sich ca. 53 n.Chr. Bevor Paulus dann selber in Ephesus ankommt, hat sich Apollos schon auf den Weg nach Korinth gemacht. In Korinth tut er offensichtlich einen guten Dienst, der ihm darüber hinaus „persönliche Fans“ verschafft (1. Kor 1,12), wofür er aber von Paulus nicht kritisiert wird, sondern er bezeichnet dessen Dienst ganz positiv nach seinem eigenen „pflanzen“ als „begießen“ (1. Kor 3,6) und sieht sich mit ihm sehr einig in einer geistlichen Grundhaltung, sich an die Schrift zu halten (1. Kor 4,6). Und auch Apollos wahrt eine „gesunde Distanz“ zu den Korinthern (1. Kor 16,12), darin enthalten ist, dass er zum Zeitpunkt des 1. Korintherbriefes (ca. 57 n.Chr.) nicht mehr in Korinth ist, er war dort also auch eher „nur“ drei Jahre (während Paulus dann kurz nach Apollos Abreise in Korinth war).
65/66 taucht Apollos, wenn es der ist, bei Titus (Tit 3,13) auf. Er scheint bei Titus und damit auf Kreta zu sein!
Vers 23
Paulus besucht noch einmal die Gemeinden in Kleinasien, die er auf den ersten Reisen gegründet hatte.
Bevor er aber nun selber in Ephesus ankommt, was wohl sein nächstes strategisches Ziel ist, geht der Blick nach Ephesus, weil dort etwas Interessantes passiert:
Vers 24-26
Eine offene Frage ist, ob Apollos schon als Christ nach Ephesus kam oder erst Christ wird, nachdem ihm Aquila und Priscilla das „Wort Gottes genauer auslegen“ (Vers 26c).
McArthur scheint in seiner Studienbibel eher dazu zu tendieren, dass Apollos noch kein Christ war. Ich glaube, dass er schon Christ war und versuche das wie folgt zu begründen:
„Jude“ – dieses Wort wird manchmal in Abgrenzung gegenüber „Christen“ benutzt. Aber es ist auch der Gegensatz zu „Nationen“ (Apg 14,5) und kennzeichnet damit vor allem eine „Herkunft“. In Apg 16,20 wird Paulus als „Jude“ bezeichnet, aber dort von Heiden, die nicht differenzieren können. In Apg 18,2 wird Aquila als „Jude“ bezeichnet, da er immer wieder im Neuen Testament vorkommt bis hinein in unseren Abschnitt, kann man davon ausgehen, dass er schon bekehrt war, wenn diese Bekehrung nicht erwähnt wird. In Apg 10,28 (vgl. 21,39) versteht sich Petrus als „jüdischen Mann“. Auch Apg 16,1 zeigt, dass man „Jude“ und „Gläubig“ sein kann.
- Der Gebrauch des Wortes „Jude“ muss nicht heißen, dass Apollos noch kein Christ war!
„mächtig in den Schriften“ – Apollos kannte sich bestens im Alten Testament aus.
„Weg des Herrn“ – dürfen wir hier nicht auf den alttestamentl. Sinn reduzieren, denn wir sind mitten im Neuen Testament.
„brennend im Geist“ (vgl. Röm 12,11) – „durchglüht vom Heiligen Geist“ – das kann so nur für einen Christen gelten.
„er redet und lehrt sorgfältig die Dinge von Jesus“ – scheint auch eher ein Indiz dafür zu sein, dass er schon zu Jesus gehörte oder er hat wirklich in einem ganz neutralen (unerweckten) Sinn berichtet von Jesus – aber geht das wirklich ohne einen klaren Glaubensstand?
„nur die Taufe des Johannes“ – Kann man Christ sein ohne eine Glaubens-/Wassertaufe? Ja!
Was nun völlig in diesem Abschnitt fehlt ist eine „Bekehrung“ von Apollos, er wird eben lediglich „noch genauer gelehrt“ (Vers 26c).
Vergleiche dagegen die Bekehrung (!) der Johannes-Jünger, die auch nur die Johannes-Taufe hatten, aber nicht „brennend im Geist waren“ nur ein paar Verse später in Apg 19,5-6.
- Apollos war schon Christ und er wusste auch schon viel, aber er wurde dann eben von Aquila und Priscilla noch tiefer in das Wort Gottes hineingeführt. (So wie wir vielleicht schon Christen sind, uns dann aber auf einer Kurzbibelschule noch tiefer in den Hebräerbrief hineinführen lassen.)
Apollos war aber in der Tat von Haus aus Jude gewesen (24a), und war – passend zu Alexandria – ein absolut „beredter“, also (im griech. Sinne) hoch gebildeter Mann.
In Vers 26 zeichnet ihn noch sein „Freimut“ aus, dass er bereit war, für seine Überzeugungen klar und offen einzustehen.
Vers 27
Schließlich in Korinth wird er den Gläubigen dort eine ganz große Hilfe.
Vers 28
Er bewies durch die Schrift, dass Jesus der Christus ist.
- Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Wir haben einen normalen Erzähltext aus der Zeit der Gemeinde, also aus unserer eigenen heilsgeschichtlichen Zeit. Was dort berichtet wird bleibt auch weitgehend „innerhalb der Naturgesetze“, so dass eine sehr direkte Übertragung und Anwendung möglich ist.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Wir sind mitten in den Ferien, die Gottesdienste werden deutlich schwächer besucht sein. Dennoch ist es jeder einzelne Zuhörer wert, durch das Wort Gottes angesprochen und ermutigt zu werden.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Predigtschwerpunkt ist, in guter Art und Weise dazu zu motivieren, an den christlichen Grundtugenden Schriftkenntnis und Freimut zu arbeiten.
- Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Ich halte die Predigt, um Menschen zu motivieren, an ihrer Schriftkenntnis und ihrer Freimut zu arbeiten.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Du kannst eine Hilfe sein!
- Vom Geist befeuert
- Vertieft in der Schrift
- Vollkommen frei
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
EINLEITUNG:
„Du bist mir keine große Hilfe!“
Diesen Satz hören wahrscheinlich die meisten Personen nicht wirklich gerne. Es gibt viele sehr hilfsbereite Menschen. Wenn wir Menschen „Beziehungswesen“ sind, dann gehört es wohl zu unseren ureigensten Bedürfnissen – bei allem Egoismus – Ergänzung zu bekommen, aber eben auch ergänzen zu dürfen – „Hilfe“ sein zu dürfen!
Bei der Erschaffung von Eva in 1. Mose 2,20 ist auch von dieser „Hilfe“ die Rede, was überhaupt nicht herabwürdigend gemeint ist, sondern wo es um eine „Hilfe“ geht, ohne die es eben nicht gehen würde! Dieses Wort „Hilfe“ wird oft für Gott selber benutzt: ER ist ja auch nicht der „Luxus“-Helfer (Es würde auch ohne dich gehen, aber schön, dass du dir Zeit nehmen konntest …), sondern er ist der Helfer, ohne den wir völlig verloren wären!
Und heute geht es darum, dass wir alle helfen können, entscheidende Hilfe sein dürfen…
Textlesung
Thema: Du kannst eine Hilfe sein!
Vers 27d: Apollos ist eine entscheidende Hilfe – wie kommt es dazu:
- Vom Geist befeuert
Vers 25
„brennend im Geist“ – wie geht das?
a) Hier geht es um unsere innerste Motivation! Die beste Motivation ist, wenn wir etwas wirklich von innen heraus wollen, wenn Gottes Wille in unser Herz geschrieben ist und wir nicht nur (äußerlich) TUN, was Gott will, sondern wirklich auch WOLLEN was Gott will.
Manchmal ist es auch wichtig, ohne diese innere Motivation einfach aus Gehorsam das RICHTIGE zu tun, aber schöner ist es, und deshalb lasst uns immer wieder darum ringen, wenn bzw. dass wir diese innere Motivation auch wirklich bekommen.
b) Ob „Wandelt im Geist“ (Gal 5,16.25), „werdet voll Geist“ (Eph 5,18-20) oder auch „bleiben in Christus“ (Joh 15,5) – hier geht es wohl nicht um unterschiedliche geistliche Wege, sondern es geht um die innige Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott, aus der Vergebung und alle weiteren Gaben und Früchte entspringen.
Wie kann es zu diesem „Brennen“ kommen?
# Bete neu für Leidenschaft, bete dafür, dass Jesus dein Ein und Alles wird.
# Bete für vertiefte Schulderkenntnis und dass die Sünde dir neu „ekelig wird“, damit du aus der anschließenden Vergebung umso tiefer Gottes Liebe erkennst!
# Wo der Teufel in deinem Leben Raum hat (das betrifft letztlich alles, was eben nicht dem Reich Gottes dient), entziehe ihm den und stelle diesen Raum Jesus zur Verfügung.
# Versuche neu auf die Impulse und Ideen zu hören, die Gott dir durch dein Gewissen gibt – dafür dürfen sie Gottes Wort auf keinen Fall widersprechen!
# Suche dir einen anderen Christen, mit dem du diese Ziele teilst und gemeinsam dafür betest.
Ein persönliches Zeugnis wäre für diesen Punkt gut
- Vertieft in der Schrift
Vers 25+26
Neben dem inneren Antrieb braucht es natürlich auch eine Befähigung. Die größte und wichtigste Befähigung ist, dass wir Gottes Willen möglichst detailliert kennen!
- Vertiefe deine Bibelkenntnis (tägliche Bibellesen, Predigt hören in der Freizeit, Freizeiten/Kurzbibelschulen, selber Andachten/Bibelarbeiten gründlich vorbereiten und hinterher nach Feedback fragen).
Darüber hinaus war Apollos als „beredter Alexandriner“ auch bestens vertraut mit den Denkweisen seiner Zeitgenossen – auch das ist nicht völlig verkehrt, wenn wir uns mit zeitgeistlichen Strömungen auseinandersetzen, wobei es am Ende immer wichtiger ist, sich mit der Wahrheit zu beschäftigen als mit den ganzen Lügen…
- Vollkommen frei
Vers 26
Apollos war freimütig
Wahrscheinlich kennen wir das Gefühl: Wir haben Jesus lieb, wir sind auch von der Wahrheit überzeugt – und doch haben wir irgendwie Angst vor den Reaktionen der Menschen – irgendwie möchten wir vor den Menschen nicht als dumm und naiv dastehen, wir möchten keine Außenseiter sein, vielleicht riskieren wir sogar unseren Arbeitsplatz, wenn wir es mit der Ehrlichkeit „zu genau nehmen“…
„Freimut“ lässt für beides seinen Raum. Mut ist ja nicht, dass man gar keine Bedenken mehr hat (z. B. im Hochseilgarten auf der schwersten Route), sondern Mut ist, dass man trotz seiner Bedenken und des erhöhten Pulses sich auf den Weg macht und dem Sicherungsseil ganz praktisch anvertraut.
„Mir ist mulmig“, aber ich sag‘s jetzt einfach, ich stehe für Jesus ein, für seine Wahrheit und seinen Willen – und nach der ersten Überwindung merken wir oft, dass es uns beim zweiten Mal schon fast nichts mehr ausmacht!
Wir nehmen uns die Freiheit, mutig zu sein…
Natürlich dürfen wir uns auch vor Augen führen:
a) Wenn wir schweigen, freut sich der Teufel, wenn wir reden, freut sich Gott – EINER freut sich immer – aber wer?
b) Was können mir Menschen tun? (Röm 8,31)
c) Sie können nicht unsere Seele töten! (Mt 10,28)
Ein bisschen hängt es hier auch an der Leidenschaft aus Punkt 1 – wenn ich wirklich total überzeugt von Jesus bin, dann kann ich nicht mehr schweigen (Apg 4,20), dann bin ich wirklich von Herzen „freimütig“
- Lasst uns für diese Einstellung wirklich neu und intensiv beten!
ABSCHLUSS
Wir haben die Möglichkeit, für andere Christen wirklich eine Hilfe zu sein!
Es lohnt sich, im Glauben zu wachsen.
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
In dieser Predigt wären Zeugnisse sehr hilfreich!
Ein gutes Beispiel für den Unterschied von innerer und äußerer Motivation (Punkt 1) ist das Aufräumen des Zimmers: Solange da die Aufforderungen von den Eltern (also von außen) kommen, ist das alles sehr mühsam und zäh, aber wenn dann zum ersten Mal die große Liebe zu Besuch kommt, dann kommt der Wille zur Ordnung plötzlich von innen raus und das Zimmer räumt sich quasi von alleine auf…
Veranschaulichung zu Mut (im Hochseilgarten), siehe im Predigttipp
- Einige Tipps für die Verkündigung
# Arbeite (und bete) in der Vorbereitung so lange mit dem Abschnitt, bis er wirklich mit seinen Punkten dein Herzensanliegen ist!
# EVA – E=erkläre den Text gründlich / V=veranschauliche deine Predigtpunkte mit einem Bild / A – Anwendung: Zeige praktische Beispiele, wie dieser Punkt im Alltag (in deinem Alltag) Anwendung finden kann bzw. findet.
# Halte Blickkontakt – vor allem am Anfang und Ende der Predigt (Lerne Einleitung und Zusammenfassung auswendig!)
# Eine „Predigt“ ist mehr als ein Vortrag, sie ist Zuspruch, der von Herzen kommt und zu Herzen gehen soll, sei es Ermutigung oder Ermahnung.
(Mirko Lau)