Jona

Predigthilfe vom 23. August 2020 – Jona 4, 1-11

Monatsthema:        Jona – in der Schule Gottes

Predigtthema:         Schüler statt Lehrer

Gottesdienst Einleitung:             Joh 3,16-17 oder Lk 15,29-3

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

  1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Mit dem vierten und letzten Kapitel im Buch Jona wird nochmals deutlich, dass es zuallererst die Geschichte Gottes mit seinem Propheten ist!

Dabei lehrt uns Gott wichtige Erkenntnisse auch über uns selbst. Jona der uns doch so ähnlich ist – vielleicht ähnlicher als wir denken.

Jona war nicht der Held der Geschichte, auch nicht ein Vorbild für den Glauben, noch ein Beispiel für einen hingebungsvollen Diener Gottes. Jona war vielmehr die tragische Figur der Geschichte, die sich erfolglos gegen Gottes Willen auflehnte und am Ende doch das tun musste, was Gott wollte. Beleidigt, Eingeschnappt und mit Stolz und Einbildung behaftet, meinte er Gott und die Welt zu verstehen. In launenhafter Stimmung führte er sich wie ein Lehrmeister und Besserwisser auf, der am Ende doch einsehen musste, dass er der Schüler und Gott der Lehrer bleibt.

Der Jona-Fall ist ein Seelsorge-Fall, um den Gott sich mit viel Liebe und Geduld sorgt:

  • der sich am Anfang dem Auftrag Gottes innerlich und äußerlich widersetzte.
  • der aber erlebt, dass er nicht gegen Gottes Willen und Souveränität ankommt.
  • der, der dem Augenschein nach innerlich Buße tut und sich dem Willen Gottes beugt.
  • der notgedrungen (weil er nicht anderes konnte) bereit war, Gottes Worte zu gehorchen.
  • der aber seinen Auftrag mit minimalem Aufwand ausführte, damit es halt gemacht ist.
  • der am Ende frustriert war, weil Gott eh tut was er will.
  • der von Gott in seinem seelischen Tiefpunkt nicht verlassen wird, sondern Gottes Liebe und Fürsorge bis zum Schluss erlebt.

Fazit: Wie Gott durch sein großes Erbarmen mit Ninive zum Ziel kam, so will Gott auch durch sein Erbarmen mit seinem Knecht Jona ans Ziel kommen.

Ans Ziel kommt, wer ein Schüler von Gott bleibt und Gott Gott sein lässt!

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Stanley A. Ellisen. „Von Adam bis Maleachi – das Alte Testament verstehen“, CLV

Maier, Gerhard. „Der Prophet Jona“, Wuppertaler Studienbibel AT9, Brockhaus Verlag

Wiersbe, Warren. W. „Sei erstaunt“ Studien des Alten Testamentes – Jona, CLV

Walvoord, John F. Zuck, Roy F. „Das Alte Testament erklärt und ausgelegt. Band 3 Jesaja bis Maleachi, Hänssler

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Jona, kein Superheld, sondern eher ein gewöhnlicher Mensch mit seinen emotionalen Ticks der sich als Lehrer gegenüber Gott aufspielt und am Ende doch klein beigeben muss, dass Gott der souveräne Schöpfer über alles Leben ist.

Obwohl Jona an einer der größten Erfolgsgeschichte der Welt beteiligt war, wurde er sauer auf Gott und fing an zu maulen. Vielleicht ist es die Schlüsselfrage der ganzen Jona-Geschichte, warum Jona mit der Verschonung Ninives nicht einverstanden war.

War der Grund dafür,

  1. dass es Jona vor allem wieder um das eigene Wohlergehen ging und der Hass auf die Feinde Ninives so groß war und er ihnen keine Gnade gönnte?
  2. dass Jona Gottes Gerechtigkeit falsch verstand und nur Gericht und Vernichtung als gerechte Strafe für das gottlose Ninive ansah?
  3. dass Jona keine Lust auf Gottes Gerichtspredigt hatte, weil er wusste, dass Gott am Ende eh gnädig sein und er dann als dummer oder falscher Prophet dastehen würde?

Das alles ist möglich – aber wir wollen noch etwas genauer den Text betrachten.

4,1-4 Jona schiebt Frust – Anzeichen eines „Ich-Menschen“

4,1    missfiel Jona gar sehr und wer war zornig

Es scheint unlogisch und absurd, aber nach der größten Erweckung der Weltgeschichte fällt der Prophet Jona in Unmut! Man könnte sich fragen, wie wohl ein Apostel in der Zeit der Apostelgeschichte oder ein Evangelist und Erweckungsprediger der letzten Jahrzehnte auf so einen Erfolg reagiert hätte. Vermutlich mit Freude, Dank und einem großen Lob über Gottes Handeln. Doch bei Jona finden wir Frust statt Freude und Vorwürfe statt Dankbarkeit. Was war das Problem von Jona?

  • Der Verlust der Dankbarkeit

Jona war in seinem Herzen undankbar geworden. Schnell vergessen war die eigene Rettung. Im Bauch des Fisches war er noch voller Dank und jetzt war er voller Ärger gegenüber seinem Herrn. Wie gefährlich nahe liegen Dank und Ärger im Menschen beieinander. In einem Moment voller Dankbarkeit und in der nächsten Minute voller Frust und Trotz. Aus einem Mund kommen loben und fluchen (Jak 3,10).

Gott beschreibt die Persönlichkeit des Menschen Jer. 17,9 so:

  • „Es ist das Herz ein trotzig und verzagtes Ding; wer kann es ergründen? (Luther)

Andere Übersetzungen:

  • „Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen?“ (Schlachter 2000)
  • Abgründig ist das menschliche Herz, beispiellos und unverbesserlich. Wer kann es durchschauen?“ (Neues Leben)

Dies beschreibt gut, was nicht nur in Jona, sondern oft auch in uns vor sich geht. Paulus erinnert daher in Eph. 5, 20: „Sagt allezeit für alles dem Gott und Vater Dank im Namen unseres Herrn Jesus Christus“. 

Wenn wir die Dankbarkeit für Gottes Gnade und Vergebung verlieren, die wir im eigenen Leben doch erfahren haben, geben wir einem unbegründeten Frust und Ärger Raum. Fern von jeder Realität werden wir kurzsichtig, blind und egoistisch – ganz so wie es Petrus in 2Pet 1,9 sagt: „Wem dagegen diese Dinge fehlen, der ist blind und kurzsichtig und hat die Reinigung von seinen früheren Sünden vergessen.“

4,2-4     Jonas Übermut macht ihn zum Schlaumeier

  • Das eigene Ego im Mittelpunkt

Ganze sechs Mal lesen wir davon, wie Jona sagt: ICH, ICH, ICH…

  • der Besserwisser kommt auf die Bühne -> ich hab´s doch im Vorfeld gewusst, das war doch so klar, hätte ich euch alles sagen können…
  • der Eingeschnappte will die Bühne verlassen -> ich hab‘ keinen Bock mehr, da mach ich nicht mehr mit, ich schmeiß alles hin, wäre ich doch lieber tot…

Wie launenhaft ist doch der Mensch und wer kennt das nicht auch von sich selbst oder von anderen Menschen in seinem Umfeld, wenn einem die Emotionen durchgehen. Alles dreht sich nur noch um das eigene ICH und man wird unfähig, die Umstände vielleicht auch mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

  • Das falsche Verständnis von Gott

Jona hatte wohl ein sehr schräges Gottesbild. Er glaubte an einen „lieben Gott“, der wenn schon „lieb“ so lieb ist, dass es ihm und seinem Volk (Israel) gut geht. Gott ist für das Wohl seines Volkes da – aber doch nicht für die Feinde. Gott ist ein „lieber Gott“ für uns, aber kein „liebender Gott“ für andere. Jona hatte eine bestimmte Vorstellung, wie Gott seiner Meinung nach sein sollte und zu handeln hatte. Drei Denkfehler hatten sich eingeschlichen:

  1. Gott ist allein der Gott Israels

Jona hatte ein Exklusivdenken. Sicherlich stimmte es, dass Gott mit Israel einen Bund geschlossen hatte, er sie aus der Sklaverei in Ägypten führte, Israel Gottes Gebote bekam und Gott Israel im Kampf gegen seine Feinde immer wieder geholfen hatte. Schließlich hatten die anderen Völker ihre eigenen Götter. Dass nun der Gott Israels sich auch über die Erzfeinde, wie die Leute von Ninive, erbarmten, das passte einfach nicht in Jonas (jüdisches) Denken.

  1. Gott sollte gerecht handeln und zwar mit Gericht

Für Jona war klar, Gott als Richter muss Recht sprechen und nicht nach der Gerichtsankündigung einknicken und barmherzig sein. Hatte doch Ninive eine gerechte Strafe verdient. Wer sollte sich denn noch vor Gott und seinem Gericht fürchten, wenn Gott am Ende doch eh allen gnädig ist.

  1. Mein Dienst ist doch umsonst, wenn Gott eh tut was er will

Jona wusste um Gottes Gnade und hatte sie unverdienterweise selbst erlebt. Warum sollte ich Gericht predigen, wenn doch Gott am Ende sowieso macht, was er will. Es erinnerte etwas an die beiden Jünger Jakobus und Johannes, die als Donnersöhne bezeichnet lieber Feuer vom Himmel hätten fallen lassen, statt den Menschen Gottes Erbarmen zu gönnen.

-> Wie oft meinen auch Christen, dass Gott doch endlich über die verdorbene Welt sein Gericht halten müsste. Wenn es nach uns ginge, wären schon 40 Tage Schonfrist zu lange – doch Gott hat Geduld, damit Raum zur Buße bleibt (2Pet 3,9).

-> Sicherlich dürfen wir uns auf das Wiederkommen Jesus freuen und ausrichten, aber es ist doch sehr bedenklich, wenn wir als Christen tatenlos unter dem Rizinusstrauch liegen und Gottes Gericht herbeiwünschen, statt die Gnadenzeit des HERRN zu nutzen, um noch mehr Menschen zur Umkehr zu rufen.

Halten wir es doch lieber so wie Paulus (Phil. 1,23-24) oder Jeremia (Jer 20,17).

  • Unreflektierte Vorwürfe gegen Gott

Gott muss sich von Menschen so manche Vorwürfe anhören. Auch von seinen Gotteskindern, die manchmal sich schwer tun mit Gehorsam, mit Nächstenliebe, Feindesliebe oder dem Erbarmen anderen gegenüber. Wie sehr gleicht doch Jona oder vielleicht auch wir dem verlorenen Sohn (Lk 15), der mürrisch, neidisch und kritisch zuhause sich über die Freude des Vaters ärgerte, als der verlorene Bruder Barmherzigkeit erfahren hatte. Mit Vorwürfen der Gnade und Güte wird Gott befeuert – eigentlich nicht gerade die schlimmsten Vorwürfe, die man jemandem manchen könnte.

-> Wie schön, wenn Menschen uns vorwerfen würden, dass wir gegenüber Menschen geduldig, gnädig oder barmherzig waren.

4, 5-10 Gottes geduldige und liebevolle Pädagogik

Hier lernen wir, wie Gott mit seinen Knechten und Dienern umgeht, die ihre Selbstbeherrschung verloren haben und sich von ihren Emotionen leiten lassen. Jona war sicherlich theologisch klarstehend. Er wusste schließlich um Gottes Gnade und Allmacht – er hatte sie sogar selbst erlebt – aber emotional war er völlig von der Rolle und hat den Blick für die Realität und Wirklichkeit verloren.

V. 5-6 Gott ermutigt Jona: Jona flieht Richtung Osten, statt in Richtung Westen, um nach Hause zu gehen. Jona will lieber beobachten was mit Ninive geschieht. Ziemlich schlecht gelaunt und gefrustet sitzt Jona auf dem heißen Wüstenboden.

Mit viel Einsicht greift der HERR nun seelsorgerlich und väterlich ein und lässt für Jona eine kleine Abkühlung, bzw. einen Schattenplatz entstehen.

Ausdrücklich verfolgt Gott zwei verschiedene Ziele:

  • Schatten zu geben – Fürsorge gegen die Hitze
  • Befreiung von der schlechten Laune – Fürsorge gegen seine Depression

Gott ermutigt und tröstet Jona, indem Gott seiner Schöpfung befiehlt, ein Samenkorn wachsen zu lassen, so dass selbst die Natur im Auftrag Gottes den Menschen dienen muss und dabei spart Gott nicht mal mit Wundern.

-> Etwas Abkühlung und Ruhe, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, ist manchmal nötig.

-> Der Herr schenkt Ermutigung und gebraucht die Wunder der Natur, die uns als ein seelischer Ausgleich dienen kann, damit wir wieder klar denken können und Gott als Allmächtigen wieder wahrnehmen und erkennen.

V. 7- 8 Gott hilft Jona, sich von seiner üblen Laune zu befreien

Das zweite Ziel erreicht Gott nicht dadurch, dass er Jona mit der Pflanze eine Freude verschafft, sondern dadurch, dass Gott ihm die Freude wieder nimmt. Gott befiehlt einem kleinen Wurm und heißen Sturm, dass Jonas Freude verdorrt. Daraufhin reagiert Jona wieder unverhältnismäßig und wünscht sich den Tod.

Der Rizinusstrauch wird zum Charaktertest für Jona, denn die Freude über das unwichtige Wunder des Rizinusstrauch war unverhältnismäßig groß. Viel größer als über das große Wunder der Bekehrung von Ninive. Hier nun setzt die göttliche Seelsorge an. Gott deckt nun das innere im Herzen Jonas auf, seine falsche Motivation, seine verkehrten Prioritäten und seine verschobene Sichtweise.

Folgendes können wir daraus erkennen

-> Der Verlust von Dingen die uns wichtig erscheinen offenbart, was in uns ist.

-> Jona hatte nicht seine Lust am Herrn, sondern seine Lust am eigenen Wohlergehen (vgl. Ps 37,4):

-> Hilfreiche Seelsorge ist nicht; den Menschen in irdische Freuden zu versetzen, sondern den Mangel seines Charakters aufzudecken.

-> Schlechte Laune sind nicht nur unkontrollierte Gefühle, sondern eine Folge von falschem Denken.

-> Ärger, Zorn und launenhafte Stimmungsschwankungen führen zu…

  • Schwarz-weiß-denken: Es gibt keine Grauzonen mehr, kein Mittelweg, nur Extreme:
  • Verallgemeinerungen: Alles, immer, überall, nie, jeder…wenn jemandem was passiert kommt der Spruch: “War ja so klar, echt typisch, immer das gleiche“..:
  • Negative Sichtweise: Keine Ausgewogene Sichtweise mehr, alles wird kritisch und negativ wahrgenommen. Positives wird ausgeblendet oder fällt nicht ins Gewicht. „Ja, aber…“
  • Rückzug und Schneckenhaus: Mangelnde Gemeinschaft und Kooperationsbereitschaft. Man fühlt sich sofort persönlich verletzt, lässt seinem Misstrauen freien Lauf und wirkt streitsüchtig.

V: 9-10 Gott lehrt und korrigiert Jonas Sichtweise

Jona machte aus einer Mücke einen Elefanten, hatte keinen klaren Blick mehr, bewertete alles nur noch von seiner Warte aus. Auf die seelsorgerliche Frage seines Herrn, ob sein Zorn berechtigt sei, gibt Jona keine Antwort, weil es keine gibt.

 

Nachdem Jonas Schlaumeierei und lehrerhaftes Auftreten verstummte, wird Jona wieder zum Schüler. Gott hinterfragt die ichbezogene Sichtweise Jonas. Gott stellt ihn zur Rede, will eine Antwort darauf, ob die Freude und sein Zorn im Verhältnis zur Situation stehen. Wir werde an das Gespräch zwischen Gott und Kain erinnert. „Wenn Du doch gut bist, warum senkst Du dein Haupt…“

-> Jonas eigene frommen Ideen und Wünsche waren wichtiger, als Gottes Absichten und Wesen. Das führte ihn in seelische Nöte und Frustration.

-> Wir müssen akzeptieren, dass Gott uns für seine Pläne und Ideen gewinnen will und nicht wir Gott von unseren Ideen und Plänen überzeugen können.

-> Wir müssen lernen, die Umstände im richtigen Verhältnis zu sehen und von Gottes Warte aus zu bewerten.

V. 11 Das Herz Gottes verstehen

Manche denken, dass Gott seine Meinung änderte, als er über Ninive das Gericht angekündigt und sich dann doch über sie erbarmt hatte. Nein, Gott ändert seine Meinung nicht, sondern Gott sagt: »Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und über wen ich mich erbarme, über den erbarme ich mich«. (Röm 9,15). Gott hat sich der großen Stadt Ninive erbarmt, weil Gott „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1Tim 2,4) und „damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat“ (Joh 3,15).

Das hebt das Gericht nicht auf, so wie auch das Gericht vor Ninive nicht aufgehoben, sondern nur verschoben wurde. Ninive wurde ca. 150 Jahre später zerstört. Aber „Der Herr zögert nicht die Verheißung hinaus, wie etliche es für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig gegen uns, weil er nicht will, dass jemand verlorengehe, sondern dass jedermann Raum zur Buße habe (2Petr 3,9).

Aber der HERR macht Jona auf etwas viel größeres aufmerksam.

Die 120 000, die weder rechts von link unterscheiden können, die Gesamtbevölkerung meinen oder aber auch nur die unmündigen Kinder von Ninive – unabhängig davon macht der HERR klar,

  1. dass die Errettung der Menschen doch weit bedeutender und wichtiger ist als alle persönlichen und individuellen Befindlichkeiten des Wohlergehens.
  2. dass die Menschen erbarmungswürdig sind, auch wenn sie gottlose Heiden und voller Unkenntnis sind.

In Jesus Christus kam die Gnade, die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes auf die Erde. Mit seinem Sterben und seiner Auferstehung erfüllte Jesus das Zeichen des JONA, der gekommen ist, damit allen Menschen das Heil verkündigt wird und sie die Möglichkeit zur Umkehr haben.

Leider wissen wir nichts vom Ausgang Jonas – sein Ende bleibt offen!

Wir wissen nicht, wie Jona auf Gottes Seelsorge an ihm reagiert hat, ob er sich was sagen lassen und ob er Gottes Gnade und Barmherzigkeit für die Menschen verstanden hat.

Dieses offene Ende spricht uns ins Gewissen, weil es die Antwort für einen jeden von uns offenlässt, wie wir auf Gottes Seelsorge an uns reagieren und ob wir Gottes Herz verstehen.

  1. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Wir müssen zwei Extreme vermeiden

  • Eine Botschaft der Liebe Gottes und Gnade, ohne die Verlorenheit des Menschen zu betonen.
  • Eine Botschaft von Gottes Gericht und Verdammnis, ohne die Gnade und Barmherzigkeit zu verkündigen.

Jona hat auch in Bezug auf das Volk Israel eine heilsgeschichtliche Relevanz

  • Jona ist ein Bild auf Israel. Der erwählte und berufene Knecht soll den fremden Heiden Jahwe als Schöpfergott und Richter verkündigen
  • Ninive ist ein Bild auf die Heiden, die durch Gottes Erbarmen unerwartet Zugang zum Heil erlangen und gerettet werden und Israel daraufhin zur Eifersucht und Neid reizt.
  • Das Zeichen Jonas ist ein Bild auf die Erlösung Jesu, die erst die Gnade für alle Menschen, ob Juden oder Heiden, möglich macht.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Vielleicht gibt es Zuhörer, die momentan eine Notsituation erleben. Die mit dem Glauben hadern, endtäuscht oder gefrustet sind und mit Gott und der Welt im Streit stehen. Die wie Jona depressiv und zurückgezogen im Ärger verharren.

Hier darf die Predigt einen seelsorgerlichen und verständnisvollen Ton haben, der aber auch deutlich die falsche Wahrnehmung oder Ich-Bezogenheit beim Namen nennt.

Vielleicht gelingt ein Einstieg mit einem persönlichen Beispiel von unverhältnismäßigem Verhalten wegen einer Situation, die uns aus der Fassung brachte, weil wir dachten, es müsse doch genau so laufen wie wir das uns vorstellten.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Viele Anwendungen sind bereits oben erwähnt. Hier noch drei Ergänzungen.

  • Man sollte lieber mal einen Punkt machen, anstatt am Ende immer noch unzufrieden über Gottes Handeln zu sein. Manche sind nie dankbar, sondern finden immer noch was zu Meckern und vergessen dabei, dass sie Gott damit anklagen.
  • Wir sollen keine Besserwisser und Lehrer sein, die Gott sagen was er und wie er zu handeln hat. Wir sind die Schüler und der HERR ist der Meister/Lehrer.
  • Wir sollten uns nicht wichtiger nehmen als Gottes Plan, der das Heil aller Menschen im Blick hat. Gott weiß um unsere Bedürfnisse und hat viel Gnade, Liebe, Geduld und Barmherzigkeit vorgesehen – aber eben nicht nur für uns allein.
  1. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Schnell verlieren wir den Blickwinkel, um Situationen entsprechend richtig zu bewerten. Hier braucht es immer wieder Gottes Korrektur, die uns hilft Umstände und Ereignisse im Licht Gottes zu sehen.

Häufiger Frust und launische Stimmungen rühren daher, dass wir uns selbst zu wichtig nehmen und aus unseren Nebensächlichkeiten Gottes Hauptsache machen wollen.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Es ist die größte Dummheit, wenn wir uns Gott entgegenstellen.

Nicht wir müssen Gott auf unsere Seite ziehen, sondern Gott möchte uns ganz auf seine Seite ziehen. Dann haben wir den vollen Segen in Christus.

Es geht darum, dass Gott uns sagt. „Gib mir, mein Sohn, dein Herz, und deine Augen lass an meinen Wegen Gefallen haben“ (Spr. 23, 26).

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

  • Der Besserwisser – halte dich nicht selbst für klug
  • Der Aufbauschende – mach aus der Mücke keinen Elefanten
  • Der Schweigende – lass einfach Gott Gott sein

 

  • Jona schiebt Frust
  • Jona weiß alles besser
  • Jona und sein offener Ausgang

 

1. Der Lehrer nimmt sich seines Schülers an

– Gott hört geduldig zu, ermutigt Jona

2. Der Lehrer korrigiert die Sichtweise des Schülers

– Der Rizinusstrauch wird zum Charaktertest

3. Der Lehrer zeigt dem Schüler was entscheidend ist

– Der Blick auf die Errettung der Menschen in der Stadt Ninive

Zitate:

„Ein Bettler sagt dem anderen wo es Brot gibt. So ist es, wenn Christen von ihrem Glauben erzählen.“ Friedrich von Bodelschwingh

„Wenn uns der eigene gute Ruf wichtiger wird als unser Charakter und es vordringlicher wird unseren Freunden zu gefallen als Gott, laufen wir Gefahr, wie Jona zu werden.“

Warren W. Wiesbe

(Klaus Eberwein)