Jahresthema: Jeder Christ ein Mitarbeiter – Berufen, um Gott und den Menschen zu dienen
Predigtthema: Barnabas – Ein Mitarbeiter, der das Potenzial in anderen sieht
Predigttext: Apg 11,19-26
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com
1.1 Hinweise zu Barnabas
In Rahmen unseres Jahresthemas beschäftigen wir uns mit einzelnen Mitarbeitern aus dem Neuen Testament, um von ihrem Leben wichtige Impulse zu bekommen. Deshalb ist gerade bei dieser Herangehensweise wichtig nicht nur einen einzelnen Abschnitt in den Blick zu nehmen, sondern breit im NT zu schauen, was über die jeweilige Person berichtet wird.
Bei Barnabas, mit dem wir uns in dieser Predigt beschäftigen, kommen einige wichtige Aspekte zusammen.
Barnabas, der Sohn des Trostes, hieß eigentlich Josef und kam ursprünglich von der Insel Zypern, genau die Insel, auf der er und Paulus dann die erste Missionsreise begannen. Gerade der Rufname Barnabas „Sohn des Trostes“ scheint ein deutlicher Hinweis auf die besondere Persönlichkeit und auch die geistliche Stärke von Barnabas zu sein.
Zum ersten Mal taucht Barnabas in Apg 4,36 f auf, wo berichtet wird, dass er einen Acker verkauft und der Gemeinde das Geld zur Verfügung stellte.
Dann wird berichtet, dass Barnabas kurz nach der Bekehrung von Paulus trotz der Angst, die viele vor Paulus hatten, ihn vor die Apostel brachte (Apg 9,26ff). Als Barnabas dann in Antiochia war, ging er selbst nach Tarsus, um Paulus zu suchen und ihn als Mitarbeiter für die Gemeinde in Antiochia zu gewinnen. Paulus und Barnabas wurden dann auch von der Gemeinde in Antiochia mit einer Spende nach Jerusalem geschickt (Apg 9,30).
Ab Apg 12,25 wird dann berichtet, wie Paulus und Barnabas auf Gottes Berufung hin zur ersten Missionsreise aufbrachen, die auf der Geburtsinsel von Barnabas auf Zypern begann. In Apg 15 lesen wir dann, wie Paulus und Barnabas vor den Aposteln und Ältesten in Jerusalem über ihren Missionseinsatz berichten und es sehr deutlich wird, dass Paulus und Barnabas und die Verantwortlichen in Jerusalem dasselbe Evangelium verkünden.
Nach dem Treffen mit den Aposteln kam es dann zu einem Bruch zwischen Paulus und Barnabas. Dieser Bruch entstand an der Person von Johannes Markus, dem Vetter von Barnabas. Johannes Markus war mit den beiden auf der ersten Missionsreise, hatte die Reise aber vorzeitig abgebrochen. Barnabas wollte den jungen Johannes Markus auch auf die zweite Missionsreise mitnehmen, Paulus war strikt dagegen. Darauf gerieten die beiden in eine Auseinandersetzung, so dass sie beschlossen getrennt auf Missionsreise zu gehen, Barnabas mit Johannes Markus und Paulus mit Silas.
Nach diesem Ereignis lesen wir in der Apostelgeschichte nichts mehr von Barnabas, es bleibt der Dienst von Paulus im Zentrum des Buches.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
* Wuppertaler Studienbibel, Band Apostelgeschichte von Werner de Boor
* Edition C Kommentar zur Apostelgeschichte von Heinz-Werner Neudorfer
* „Die Botschaft der Apostelgeschichte“, ein exegetisch-homiletischer Kommentar von John Stott
Zur Auslegung von Apg 11,19-26 lest bitte die Predigttipps von Günther Ott vom 27.05.2018 und Eckard Löffler vom 24.08.2008. Weitere Hinweise zu Apg 9,26-31 findet ihr im Predigtipp von Eckhard Löffler vom 17.08.2007. Zu Apg 15,36-41 beachtet bitte den Predigttipp von Thomas Richter vom 24.05.2009. Alle Predigttipps findet ihr unter www.studienbibel.de.
1.3 Anmerkungen zu den verschiedenen Stellen, die über den Dienst von Barnabas berichten
In der Predigt über den Dienst von Barnabas ist es hilfreich, wenn wir mehrere Bibelabschnitte miteinander verbinden und so aufzeigen, wie Gott Barnabas auf besondere Weise gebraucht hat.
Zu Apg 9,26-30:
Im Blick auf den Umgang mit Paulus erkennen wir bei Barnabas großen Mut und gleichzeitig ein großes Vertrauen in Gottes Macht das Leben von Menschen zu verändern. Barnabas lässt sich nicht von der Angst der anderen Christen lähmen. Vielmehr geht er auf Paulus zu und versucht zu sehen, wie Gott in dessen Leben gewirkt hat. Barnabas ist offen für Gottes Wirken auch in einer Person wie Paulus, der so radikal gegen den Glauben an Jesus gekämpft hat.
Zugleich ist Barnabas auch bereit Verantwortung für diesen jungen Christen zu übernehmen. Er legt Zeugnis für Paulus ab und bringt ihn zu den Aposteln. Barnabas sieht das Potenzial in Paulus und er fördert ihn.
Lukas berichtet uns nicht, wie Barnabas im Blick auf Paulus zu seiner Haltung kam. Vielleicht könnte sein Name ein Hinweis sein. Barnabas war ja ein Spitzname, der ihm von den Aposteln gegeben worden war und wird von Lukas als Sohn des Trostes oder der Ermutigung übersetzt. Der aramäische Name trägt auch den Aspekt der Weissagung in sich. In Apg 13,1 wird Barnabas zu den Lehrern und Propheten in Antiochia gerechnet. Offensichtlich hatte Gott Barnabas dazu begabt, junge Christen zu fördern.
Haben wir in unseren Gemeinden diesen Blick für junge Christen? Sind wir bereit uns in sie zu investieren? Wie erkennen wir das Potenzial, in anderen Christen? An Barnabas sehen wir, wie wichtig es ist, dass wir Gott um Weisheit bitten, Geschwister mit seinen Augen zu sehen und sie zu fördern.
Zu Apg 11,19-26
Wir sehen die Beharrlichkeit von Barnabas. Paulus beschreibt im Galaterbrief ganz kurz, was er im Anschluss an seine Bekehrung getan hat. Barnabas scheint Paulus auch nach seinem ersten Besuch in Jerusalem nicht aus dem Gedächtnis verloren zu haben. Als Nachrichten von den Christen aus Antiochia ankamen, wurde Barnabas von der Gemeinde in Jerusalem in die Weltstadt Antiochia gesandt. Barnabas als besonders bewährter Mitarbeiter sollte die Christen dort lehren. Barnabas suchte für diese Aufgabe Unterstützung und fand sie in Paulus, den er aus dessen Heimatstadt Tarsus nach Antiochia holte. Barnabas war bereit einen beachtlichen Weg auf sich zu nehmen und Paulus in Tarsus zu suchen, weil ihn Gott zu der Überzeugung geführt hatte, dass er Paulus gebrauchen will.
Barnabas hätte sicherlich unter den Christen von Antiochia auch gute Mitarbeiter gefunden. Er hätte sich fragen können, ob die Mühe es wert ist bis nach Tarsus zu reisen. Lukas berichtet uns nur, dass er bereit war, den weiten Weg zu gehen und dass Gott den Dienst von Barnabas und Paulus gebraucht hat.
Auch hier sollten wir uns hinterfragen lassen, wie weit wir bereit sind uns in potenzielle Mitarbeiter zu investieren. Natürlich bleibt es eine Spannung, da wir nie eine Garantie geben können, wie ein Mitarbeiter sich geistlich entwickeln wird. Gerade über diese Frage gerieten Paulus und Barnabas dann auch später in Streit. Wichtig scheint mir hier zu sein, dass Lukas uns Barnabas als einen Mann voll Heiligen Geistes und Glaubens vorstellt. Barnabas‘ Urteil über Paulus beruhte nicht allein auf menschlichen Abwägungen, sondern auf der Leitung des Heiligen Geistes. Ringen wir vor Gott darum, dass wir das geistliche Potenzial von Mitarbeitern entdecken? Gehen wir ihnen nach und geben ihnen die Möglichkeiten und Freiheiten im Dienst in der Gemeinde zu wachsen?
Zu Apg 15,36-41
Der Bericht über Barnabas endet in der Apostelgeschichte mit der Trennung von Paulus. Der Streit entbrannte an einem jungen Mitarbeiter. Wieder ist Barnabas derjenige, der das Potenzial in Johannes Markus erkennt, obwohl dieser die erste Missionsreise vorzeitig verlassen hatte. Bei Paulus dagegen sehen wir eine sehr verständliche, tiefe Enttäuschung über das Verhalten von Johannes Markus. Er ist nicht mehr beriet ihn mitzunehmen. Interessanterweise ist Barnabas an diesem Punkt nicht bereit nachzugeben. Er ist überzeugt davon, dass Gott Johannes Markus weiter als Mitarbeiter gebrauchen möchte und ist sogar bereit dafür die erprobte Zusammenarbeit mit Paulus zu beenden. Es ist müßig zu diskutieren, was gewesen wäre, wenn Paulus oder Barnabas sich anders entschieden hätten. Sehr deutlich ist aber, dass Paulus sein Urteil über Johannes Markus im Laufe der Jahre deutlich verändert hat (Kol 4,10; 2.Tim 4,11).
Auch wenn wir es hier mit einer ganz speziellen Situation zu tun haben, und man vorsichtig sein sollte, daraus absolute Normen abzuleiten, ist die Haltung von Barnabas wieder eine Anfrage an uns. Sind wir bereit Mitarbeitern eine zweite Chance zu geben und uns weiterhin in sie zu investieren, auch wenn sie in einer Situation versagt haben? Natürlich brauchen wir in einer solchen Situation besondere Weisheit, um zu sehen, wie eine solche zweite Chance aussehen kann. Es geht ja schlussendlich nicht um unsere eigenen Entschlüsse, sondern darum, dass wir Gottes Willen gerade auch im Blick auf junge oder neue Mitarbeiter erkennen.
- Sagen, wo es hingeht
2.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Predigt soll herausfordern, im Blick auf die Förderung von Mitarbeitern in der Gemeinde Hingabe und einen langen Atem zu haben. Sie soll ermutigen junge / neue Mitarbeiter im Gebet vor Gott zu bringen und sie und auch ihren Dienst / ihr Potenzial mit Gottes Augen zu sehen.
2.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Barnabas – Ein Mitarbeiter, der das Potenzial in anderen sieht
2.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
- Das Vertrauen darauf, dass Gott Menschen verändert und befähigt (Apg 9,26ff)
- Die Bereitschaft neuen Mitarbeitern nachzugehen (Apg 11,19ff)
- Der Mut Mitarbeitern eine zweite Chance zu geben (Apg 15,36ff)
(Tobias Schurr)