Predigttext: Matthäus 13,24-43+47-50
Predigtthema: Am Ende wird beurteilt
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
- Der Neue Matthew Henry Kommentar (Matthäus – Johannes)
- Edition C (Teil 1), Matthäusevangelium (Gerhard Maier)
- Historisch Theologische Auslegung, Das Evangelium des Matthäus (Gerhard Maier)
- John MacArthur, Studienbibel: Anmerkungen und Parallelstellen zu Mt.12,1-14
- Wiersbe Kommentar NT Band 1 Matthäus bis Apostelgeschichte
- William MacDonald Kommentar zum Neuen Testament
- Wuppertaler Studienbibel (Fritz Rienecker)
Zur Predigtvorbereitung könnte das Anhören folgender Predigten auch eine Hilfe sein:
- John MacArthur (auf Englisch):
- Wilfried Plock:
1.2 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Das Matthäusevangelium wurde aus dem Griffel eines Mannes geschrieben, der in seinem früheren Leben ausbeuterische Finanzbücher damit füllte. Matthäus war ein hoch-gebildeter jüdischer Steuereintreiber, der vom Betrug lebte, doch eine Kehrtwende erfuhr (Mk 2,13-17). Seine Zielgruppe waren sog. Judenchristen. Das Mt. Evangelium ist vermutlich das dritte verfasste Evangelium (nach Markus und Lukas). Matthäus will mit seinen Berichten deutlich machen: Jesus von Nazareth ist der lang versprochene Messias und der König der Juden (dies wird bei Matthäus durch aufgegriffene Prophetien aus dem AT deutlich, die sich in der Person und im Wirken Jesu erfüllt haben).
In unseren Textabschnitten gebraucht Jesus 3 Gleichnisse und eine konkrete Deutung, um über das Himmelreich und das Ende der Zeiten zu reden. Zuvor (Mt. 13,1-23) erzählt er das bekannte Gleichnis vom Sämann, bei dem es um das „ausgestreute“ Wort Gottes und seiner Annahme beim Menschen geht.
Fragen und Anregungen zur persönlichen Reflektion, nachdem man den Predigttext für sich ein paar Mal durchgelesen hat:
- 34-35: was war vor Grundlegung der Welt an verborgen, bis Jesus mit seinem Dienst begann?
- Achte darauf, wie das Gleichnis vom Unkraut in den Versen 24-30 später von Jesus in den Versen 36-43 ausgelegt wird. Sollten wir nach dem, was wir hier lesen das „Unkraut“ in unserer heutigen Gemeinde wachsen lassen?
- In V.35 kommt das Wort „erfüllt“ vor, welches im Matthäusevangelium ein wichtiges und häufig verwendetes Wort darstellt. Zur Anregung: Denke doch mal über das Prinzip der „Erfüllung“ nach, von dem Jesus in Mt. 5,17 spricht. Gehe folgende Stellen durch, in denen die Worte „erfüllen“ oder „erfüllt“ vorkommt: 1,21-23; 2,14-15; 3,13-15; 4,13-16; 8,16-17; 12,15-21; 21,1-5 und 26,54-56.
V. 24-30 // Das Gleichnis vom Unkraut des Ackers
Jesus benutzt ein Gleichnis (welches nur von Matthäus überliefert wird), um das Himmelreich und die zukünftige Königsherrschaft zu beschreiben. Die exakte und von Jesus selbst dargelegte Auslegung dieses Gleichnisses finden wir in den Versen 36-43 (wird später behandelt). Unter den Zuhörern waren wahrscheinlich viele, die als Landarbeiter und Bauern auf großen Gütern arbeiteten und sich daher sicherlich gut in die von Jesus beschriebene Situation hineindenken konnten.
Der Sämann gibt den „guten Samen“ in den Boden des Ackers. Dieser gute Samen ist im Gleichnis der Weizen (da Brot das damals wichtigste Grundnahrungsmittel war, war der jährlich erzielte Weizenertrag entscheidend für die Grundversorgung der Menschen). Als es Nacht wurde, kam der Feind und säte Unkraut unter den guten Samen. Dieser „böse Samen“ war in dieser Parabel „Lolch“, eine Pflanzenart, die zum Unkraut zählt. Bis die Ähre gereift ist, war sie vom Weizen kaum zu unterscheiden (im Frühstadium des Wachstums sah sie wie Weizen aus). Lolch auf den Acker eines anderen Bauern zu streuen war eine Taktik, mit der ein Bauer die Lebensgrundlage seines Feindes zerstören konnte.
Als das Wachstum kam, wuchs das Unkraut neben den „Früchten“ der guten Samen.
Die Knechte des Sämanns fragten erstaunt, wie das Unkraut zwischen den Weizen kommen konnte. Der Sämann wusste darüber Bescheid, obwohl der Feind das Unkraut scheinbar heimlich in einer „Nacht und Nebel Aktion“ unter den Weizen verteilte.
Die Knechte bieten an, den Ertrag zusammenzulesen, jedoch hielt der Sämann sie davon ab, denn bei der Ernte dürfe nicht beides gleichzeitig herausgerissen werden. Niemand kann unfehlbar unterscheiden, welcher Ertrag nun zum Guten oder zum Bösen gehört, dass kann nur der Herr, der Sämann und seine Schnitter, die ihm unterstellt sind.
Hier unterscheiden sich auch die Schnitter (Erntearbeiter) von den Knechten.
Es soll alles bis zur Ernte wachsen und dann werden sich die Schnitter, die Erntearbeiter darum kümmern (Offb 14,15). An jenem Tag wird getrennt zwischen dem Unkraut und dem Weizen. Sie werden zuerst das Unkraut sammeln, und bündeln und verbrennen (Feuerholz war damals sehr kostbar, getrocknetes Unkraut diente immerhin noch als Brennmaterial), und anschließend den guten Weizen in die Scheunen sammeln (Mt 3,12).
V. 31-32 // Das Gleichnis des Senfkornes
Das Gleichnis vom Senfkorn soll uns zeigen, dass der Anfang des Evangeliums zwar klein, dass das Ende aber herrlich groß sein wird (Hiob 8,7). Jesus selbst ist der derjenige, der dieses Senfkorn säte. Das Senfkorn kann für das Reich Gottes stehen oder dem Wort dieses Reichs, welches er verkündigte (V.19.23). Das kleine Senfkorn trägt in sich die Veranlagung, groß zu werden. Gute und von Jesus geprägte Gewohnheiten werden zunehmen, die Erkenntnis der in der Bibel geoffenbarten Wahrheit wird zunehmen, der Glaube wird reifer und vollends ausgewachsen wird das Senfkorn in der Ewigkeit sein.
Jedoch muss man in diesem Gleichnis vom ewigen Ziel herschauen (eschatologische Perspektive). Alle irdischen Reiche werden vor diesem himmlischen Reich in Nichts vergehen. Die Gemeinde von Jesus, die in dieser Welt keine prachtvolle, sondern eine verfolgte, leidende Gemeinde ist, wird dann mit Jesus in Herrlichkeit dargestellt (Eph. 5,27).
Die Senfpflanzen in Palästina sind große Sträucher, die bis zu 5 m groß werden können, und Vögeln somit gut einen Platz zum Niederlassen bieten. Wir entdecken Parallelen zu Stellen aus dem AT: Hes 17,23; 31,6; Dan 4,18. Der Baum symbolisiert Macht, aber auch Schutz, er steht für die endzeitliche Erlösung. Die Vögel, die auf ihm eine Heimat finden, sind Menschen, die in Jesus ihre Zuflucht und ewigen Frieden gesucht und gefunden haben.
(Eventuelle Anfrage an V.31-32: Hat Jesus einen Fehler gemacht, als er von dem Senfkorn sagte, dass es das kleinste Samenkorn ist? Denn heute weiß man, dass es noch kleinere Samenkörner gibt. Lösung: Jesus hat sich hier nicht auf alle Samenkörner der Welt bezogen, sondern lediglich auf jene, die den damaligen Landwirten in Israel bekannt waren. Das geht aus der folgenden Formulierung hervor: Dort ist von dem Senfkorn die Rede, „das ein Mensch [nämlich ein jüdischer Landwirt] nahm und auf seinen Acker säte“ (V.31). Tatsache ist, dass das Senfkorn das kleinste aller Samenkörner war, die der jüdische Landwirt des ersten Jahrhunderts auf seinen Acker säte. Was Jesus hier im Kontext sagt, entspricht also buchstäblich der Wahrheit.)
V.33 // Das Gleichnis des Sauerteiges
Direkt im Anschluss erzählt Jesus das Gleichnis vom Sauerteig (der Sauerteig begegnet uns u.a. noch in Mt 16,6; 1Kor 5,6ff; Gal 5,9. An diesen Stellen ist der Sauerteig etwas Negatives, was darin begründet liegt, dass man am Passahfest allen Sauerteig beseitigen musste. In unserem Gleichnis gebraucht Jesus ihn jedoch positiv).
Eine Frau nahm Sauerteig zur Hand, der für das Himmelreich steht, und mengte ihn unter drei Maß Mehl, bis er ganz durchsäuert war. Der Sauerteig an sich ist neutral zu sehen, doch seine Durchsäuerungskraft ist Kern des Gleichnisses (Mt 16,6; 1.Kor 5,6; Gal 5,9). Es sollte klar werden: ein scheinbar geringfügiger Vorgang konnte für die Gesamtheit eine hohe Wichtigkeit bekommen.
Die drei Scheffel Mehl sind etwa 40 Liter (ca. 40 Pfund Mehl), also eine große Menge an Mehl, die durch verhältnismäßig wenig Sauerteig durchsäuert wird. Diese kleine Menge an Sauerteig wird nochmal darin deutlich, dass im griech. Urtext hier das übersetzte Wort „mengte“ eigentlich „versteckte“ bedeutet.
Hier soll diese durchdringende Kraft, die durch den Sauerteig symbolisiert wird, den Zuhörern deutlich gemacht werden. Beim Senfkorn ging es um das Wachstum des Kleinen, hier geht es mehr um die starke Wirkung, die Durchsetzungskraft.
Jesus spricht von seinem Wort und seinem Wirken, das am Ende das herrliche Gottesreich in seiner gesamten Fülle herbeiführen wird (um im Bild zu bleiben: ganz durchsäuert). Die göttliche Kraft Jesu wird sich durchsetzen, Nichts und Niemand kann sich ihm in den Weg stellen. Gott kommt zum Ziel mit seinen Plänen. Dieser Vergleich Jesu löst Zuversicht beim gläubigen Zuhörer aus.
V.34-35 // Die Erfüllung des Prophetenwortes
Jesus sprach in diesen Gleichnissen zu den Volksmengen. Das Matthäus schreibt: „ohne Gleichnisse redete er nichts zu ihnen,“, bedeutet nicht, dass Jesus den Menschen nichts als Gleichnisse erzählt hätte (s. Bergpredigt), doch es drückt an dieser Stelle die Konzentration auf die Gleichnisse aus (Mt 13,3), welche er in diesem bestimmten Zeitabschnitt benutzte.
Dadurch würde sich das Wort des Propheten erfüllen. Mit dem Propheten aus V.35 meinte Jesus den Psalmisten des Psalms 78 (Ps 78,2; vermutlich war dies der „Prophet“ Asaf).
Er prophezeit den Dienst Jesu:
- Jesus wird seinen Mund öffnen, er wird Verkündiger sein
- Jesus wird dazu Gleichnisse gebrauchen, um seine Botschaft zu übermitteln
- Kernelemente der Botschaften Jesu werden Wahrheiten sein, die bisher verborgen waren (von Grundlegung der Welt an)
Wenn wir Psalm 78 näher betrachten, stoßen wir auch auf den Inhalt der prophezeiten Verkündigung Jesu:
- Die Treue Gottes (78,72)
- Die Erwählung „seines Knechtes David“ (78,70)
All diese Prophezeiungen haben in Jesus ihre eschatologische Erfüllung gefunden. Das anbrechende Gottesreich mit dem Kommen von Jesus beendet das bisherige Verborgen-Sein der Heilspläne Gottes. Jesus verkündigte sie in seinem öffentlichen Dienst. Das erwähnt nicht nur Matthäus so, wir finden dies auch bei Lukas (Lk 4,21; 17,21), bei Paulus (1Kor 2,7; Eph 3,5ff; Kol 1,26) und bei Jesus selbst (Mt 11,25; Lk 10,21).
V. 36-43 // Die Deutung des Gleichnisses vom Unkraut des Ackers
Jesus ließ die Volksmengen gehen und stand nun in der vertrauten Runde mit seinen Jüngern zusammen. Sie baten Jesus darum, das Gleichnis vom Unkraut im Acker (V.24-30) zu deuten und auszulegen. Jesus erklärte ihnen dieses Gleichnis, vereinfacht zusammengefasst (V.36-39):
- der Sämann = Jesus
- der Acker = die Welt
- der gute Same = die Gotteskinder
- das Unkraut = die Gottlosen
- der Feind = der Teufel
- die Ernte = das Ende der Welt
- die Schnitter/Erntearbeiter = die Engel
Wenn Jesus diesen Sämann darstellt, dann steht unweigerlich fest: Jesus ist im jetzt beginnenden Reich Gottes die zentrale Gestalt im Heilsplan Gottes. In diesem Gleichnis stehen die „guten Samen“ für die Gotteskinder. Gleichzeitig steht es aber auch für sein Wort: aus dem guten Samen, dem Wort Gottes, gehen die Gotteskinder hervor.
Der Acker, auf dem gesät wird, stellt unsere Welt dar (bedeutet auch, dass die Botschaft von Jesus sowohl an Israel wie auch an die ganze Welt gerichtet ist).
Das Unkraut sind die Kinder des Bösen. Der Böse ist der Teufel (Mt 6,13; 13,19). Seine Kinder sind Menschen, die sich vor Gott und seinem Reich verschließen, alle, die nicht zu Jesus gehören.
Nachdem Jesus die Deutung des Gleichnisses dargelegt hat, geht er nun näher auf die Ernte ein (V.40-43). Hier wird uns das Endgericht geschildert. Das Bild der Ernte für das Jüngste Gericht wird uns bereits im AT vor Augen gemalt (Jes 27,12; Joel 4,13).
Die Schnitter sind die Engel, die dem Befehl Jesu unterstehen. Diese werden die Gottlosen sammeln und auf den Befehl Jesu hin „in den Feuerofen werfen: da wird Weinen und Zähneknirschen sein.“ (V.42; Mt. 8,12). Mit dem Feuerofen ist hier die Hölle, die „Gehenna“ gemeint (Mt. 5,22; 18,8f; Mk. 9,43-48).
Die Gerechten jedoch, die in Jesus geretteten Menschen, die werden „leuchten wie die Sonne in dem Reich ihres Vaters.“ (V.43a; Daniel 12,3) Der Vergleich mit Licht und Sonne geht einer Reihenfolge entlang, denn es gilt zuerst für Gott selbst (Ps 84,12; 104,2), dann für Jesus (Mt 17,2; Joh 8,12; Offb 1,16) und schließlich für die Christen, die erlösten Menschen (Mt 13,43; Offb 12,1). Das „Reich ihres Vaters“ ist das Reich Gottes in seiner Vollendung, die Ewigkeit in der Herrlichkeit.
Das Bild der Ernte wird auch an anderen Bibelstellen auf die Endzeit hin ausgelegt:
Jes 32,13-15; Jer 31,27-28; Hos 2,23-25; 6,11.
V. 46-50 // Das Gleichnis des Fischnetzes
Ein letztes Gleichnis nun in unserer Reihe, und es ähnelt sehr dem vom Unkraut im Acker (was die eschatologische Perspektive betrifft). Die Welt gleicht einem weiten Meer, und die Verkündigung des Evangeliums ist das Herunterlassen des Netzes in dieses Meer, um daraus etwas zu fangen.
Dieses Netzt (hier sind die sog. „Schleppnetze“ gemeint, die deutlich größer waren als die üblichen Fischernetze) fängt vieles auf, die verschiedensten Arten von Fischen aber auch viel Müll und Schmutz. Das Netz wird, wenn es voll ist (bei der „Vollendung des Zeitalters“), an Land gezogen werden, und dann wird (wieder) getrennt. Die „guten Fische“ stehen für die Geretteten, die faulen Fische und alles, was nicht ins Netz gehört, stehen für die Gottlosen, die Ungläubigen.
Jesus möchte mit diesem und den Gleichnissen zuvor (ähnlich, aber unterschiedlich dargestellt und jedes ist einzeln zu betrachten) den Blick seiner Zuhörer auf bestimmte Zukunftsereignisse schärfen.
Seine Gleichnisse zielen darauf hin, die Menschen zu werben, einzuladen, z.B. zu den „guten Fischen“ zu gehören und am Reich Gottes Anteil zu haben. Der Zuhörer sollte sich die Frage stellen: „Komme ich in den Korb der Guten oder muss Gott mich verwerfen?“
- Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise, für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Jesus kommt wieder. Wir leben in der zweiten Advents-, in der Ankunftszeit. Und wenn Jesus wiederkommt, wird er die Welt richten. Mt 25,31-32: „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.“
Erst am Ende wird alles klar werden, in der Stunde, die der Vater bestimmt hat.
Wir brauchen keine Terminerinnerung am Handy einschalten, weil wir nicht wissen, wann es soweit sein wird, doch wissen wir aus der Bibel, dass es geschehen wird.
Was sollen wir stattdessen tun? Wir sollen „wachen“ und „beten“ (Mk 13,33-37).
Jesus ermahnt uns hellwach zu sein und im Gebet zu verharren. Er erinnert uns in seinem Wort daran, doch auch die Welt, die in „Wehen“ liegt, weist uns darauf hin. Auch die aktuelle, ungewisse Corona-Zeit darf und muss uns daran erinnern: „wacht und betet“!
In unserem Predigttext steht diese Botschaft von Jesus im Mittelpunkt:
Gottes Reich bricht an und am Ende aller Tage wird beurteilt werden.
Jesus gebraucht diese Gleichnisse, um in aller Deutlichkeit auf das Ende hinzuweisen
und Menschen einzuladen, dem Wort Gottes zu vertrauen.
Da der Predigttext sich über viele Verse streckt und verschiedene Vergleiche etc. aufgreift, muss gut überlegt werden, wie man die Predigt strukturell aufbaut.
Fakt ist, dass sich ein thematisch roter Faden durch die gesamten Verse zieht.
V.24-30 berichtet uns das Gleichnis vom Unkraut des Ackers. Die konkrete Auslegung dieser Parabel finden wir dann in einem späteren Abschnitt (V.36-43). Hier darf dieses Gleichnis erstmal auf den Hörer einwirken. Für den damaligen Zuhörer war diese Vorstellung sicherlich noch einfacher, doch soll versucht werden, dass so bildhaft wie möglich darzustellen (nach der Textlesung evtl. nochmal in eigenen Worten nacherzählen). Jesus gebraucht deutliche und für uns vielleicht auch „krasse“ Worte, v.a. wenn er von der Erntezeit erzählt. Doch muss uns diese klare Botschaft wachrütteln.
Es gilt, selbst zu reflektieren, und dann auch darüber nachzudenken, was das mit meiner Einstellung zu meinem nichtchristlichen Nachbarn etc. macht.
Jesus greift das nächste Bild auf, und erzählt in V.31-32 das Gleichnis vom Senfkorn.
Es führt uns die vielleicht anfängliche Unscheinbarkeit des Wortes des Reichs Gottes vor Augen, doch zeigt es uns, in welcher Pracht und Größe es zunehmen wird. Aus kleinen, oft verachteten Anfängen entsteht etwas Großes, nämlich das Reich Gottes in seiner Vollendung. Als Christen müssen wir das Reich Gottes „vom Ende her“ betrachten (eine „eschatologische Brille“ aufsetzen).
Sein Reich ist nicht mit den auf der Welt pompösen und schnell wachsenden Reichen zu vergleichen, die sich Menschen erbauen. Sein Reich ist vielleicht unscheinbar, nicht populär, für viele erstmal nicht eindrucksvoll. Doch betrachten wir seine Vollendung, gibt es kein Ziel der Welt, für welches wir lieber leben wöllten. Jesus gewährt uns Einblick, und nachdem er dies mit diesem Bild getan hat, welches uns die wachsende und herrliche Vollendung vor Augen führt, tut er es mit einem Vergleich, welches uns die Kraft dieses Wortes des Reichs Gottes aufzeigt.
In V.33 gebraucht Jesus dieses Bild vom Sauerteig. Die Königsherrschaft Jesu gleicht einem Sauerteig, der mit einer großen Menge Mehl vermengt wird und alles durchsäuert und durchdringt. Die Botschaft Jesu setzt sich durch, sein Wort hat Kraft zu retten (Röm 1,16), sein Urteil am Ende der Zeiten steht über jedem anderen Urteil, sein Wort zählt, und nur sein Wort. Jesus will auch deutlich machen, dass sein Wort diese Welt durchdringen wird, dazu gebraucht er seine Nachfolger. Gott kommt zum Ziel mit seinen Plänen, das steht fest. Die Frage ist allerdings: sind wir als seine Mitarbeiter mit an Bord?
V.34-35 betont Jesus als den schon vom AT her prophezeiten Erlöser, der außerdem verkündigen wird, was bisher verborgen war. Für die damaligen Hörer war das offenbarend. Für uns ist es das auch, doch wir können dies alles im Nachhinein nun nachlesen und studieren. Hier muss ermutigt werden, die Bibel gründlich zu lesen und nicht aufzuhören, lernender Jünger zu sein. Genau hinzuschauen: was sagt mir die Bibel über die Anfänge der Zeit? Und was sagt mir Jesus in der Bibel über das Ende der Zeit? Wir wollen mit lernen nie fertig sein!
V.36-43 berichtet uns dann von der Auslegung Jesu über die Verse 24-30. In der Predigt könnte man sich überlegen, diese zwei Blöcke zusammenzuführen. Dabei dürfen aber die situativen Rahmenbedingungen nicht ignoriert werden (dass er das eine noch zur Volksmenge und das andere nur zu seinen Jüngern sprach).
Im Nachfragen der Jünger erkennen wir das Ringen und die positive Neugierde bei den „Jesus-Menschen“, die Wahrheiten und Prinzipien hinter seinem Reden erfassen zu wollen. Sind wir von derselben Neugierde getrieben? Wir wollen nie damit aufhören, Lernende zu sein!
Die Deutung der einzelnen Personen und Elemente haben wir bereits betrachtet. An der Stelle geht es nun darum, sauber diese Deutungen auszulegen und im Gesamtkontext der Heilsgeschichte darzustellen. Im Verlauf der Weltgeschichte sind das Reich Gottes und das Reich des Teufels „gleichzeitig präsent bis zum Abschluss der Geschichte, bis zum Endgericht“ (Augustinus). Bis Jesus wiederkommt in Macht und Herrlichkeit (Mt 16,27; 24,30) dürfen die Menschen die Bösen nicht „ausrotten“, das wird der Herr selbst tun. Dadurch würden die Gläubigen geschützt werden (V.29). Das bedeutet nicht, dass wir z.B. Irrlehre in unseren Reihen dulden dürfen, das ist in der Bibel ganz klar, doch wird es nie die absolut „reine“ Kirche auf Erden geben, das ist dem Himmel vorbehalten.
Nachvollziehbar können wir mit G. Maier die heilsgeschichtliche Chronologie herauslesen, und müssen uns davor hüten, diese zu vermischen:
- Die jetzige Weltzeit mit dem Nebeneinander von Unkraut und Weizen
- Das Reich des Menschensohnes nach der Wiederkunft Jesu, in dem das Gericht über die Bösen stattfindet
- Das Reich des Vaters (und des Sohnes) in seiner Vollendung, in dem die Gerechten das ewige Leben haben.
Zum Abschluss wird uns in V.47-50 noch das Gleichnis des Fischernetzes beschrieben. Missionarisch werden Menschen der „verschiedenen Arten“ gewonnen in den Fischernetzen, doch erst am Ende (in Gottes Gericht) wird man sie völlig voneinander trennen. Die Verse 42-43 bilden das Ende und den absoluten Höhepunkt unseres Predigttextes, da sie den Roten Faden abschließen und in aller Deutlichkeit (und so darf das auch gepredigt werden, ohne was unnötig zu beschönigen) aufzeigen, wie die Zukunft der Gottlosen und die der Gerechten aussieht.
Hier geht es nicht um Panikmache oder die Angst vor der Hölle zu schüren. Es geht um Klarheit. Die Liebe Jesu zu seinen Zuhörern wird darin deutlich, dass er offenlegt, was Sache ist. Auch unsere Liebe zu unseren Hörern (im Kontext der Predigt) und unseren Mitmenschen (im Kontext des alltäglichen Lebens) wird darin deutlich, dass wir Gottes Wort nehmen wie es uns gegeben ist, und über Sünde, Tod und Hölle reden.
Die Unbekümmertheit der Menschen über das Gericht Gottes, die Gleichgültigkeit über ihre eigene Sünde, dies ist fast noch schlimmer als die Schrecken des Jüngsten Gerichts selbst. Dies gilt für alle, die keine Vergebung in Jesus haben. Die größte Gefahr ist die, ein sorgloser Sünder zu sein!
Doch selbstverständlich, und das tut Jesus auch, steht diese frohe Botschaft vom Evangelium im Zentrum von allem. Gottes Zorn über die Sünde ist da, und sie ist absolut gerechtfertigt. Doch durch seine unermesslich große Gnade ermöglichte er einen Weg, seinen Zorn stellvertretend auf seinen unschuldigen Sohn zu laden. Nur Jesus ermöglicht es, vom „Kind des Zorns“ ein „Kind Gottes“ zur werden (Eph 2,1-5).
Die Botschaft vom Zorn Gottes ist da – im Alten wie im Neuen Testament gleichermaßen, und diese Botschaft darf nicht ausgelassen werden. Wir können nicht einfach darüber schweigen, weil es nicht in die Zeit passt. Der Zorn Gottes hat noch nie in die Zeit gepasst. Aber er ist grundlegender Teil des Evangeliums der Liebe Gottes.
An dieser Stelle sei auch auf Prediger 12,13-14 hingewiesen.
Kurz zusammengefasst entdecken wir hier:
- Gottesfurcht: Erkenntnis, Gott ist Schöpfer und souveräner Herr über allem, ihm gebührt die Ehre, nicht mir, mein Leben hat Jesus zum Mittelpunkt, nicht mich.
- Gehorsam: Wir wollen Bibelleser sein, wir wollen Jesus in seinem Wort kennenlernen und in seiner Spur folgen, indem wir uns verändern lassen und gehorsame und treue Jünger werden, mit allen Fehlern, doch dafür ist Jesus gestorben!
V.14 spitzt es dann zu und bekräftigt die Botschaft, die wir in unserem Predigttext entdeckt haben: Gott wird alles aufdecken, aber die Hoffnung der Christen: kein Verloren-Sein, sondern Rettung in Jesus. Was für eine Botschaft!
Unser Predigttext setzt uns die „eschatologische Brille“ auf, wir sollen die Dinge von „hinten her“ betrachten. Die Hoffnung auf das ewige Reich Gottes die in uns lebt, sie soll unser Leben durchdringen (wie der Sauerteig) und unser Handeln bestimmen. Wir lehnen uns nicht entspannt zurück, sondern wollen Arbeiter im Feld Gottes sein, um Menschen für Jesus zu gewinnen und sie auf das überführende und rettende Wort Gottes aufmerksam zu machen.
Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren: am Ende wird bezahlt (Hebr 4,13), die Rechnung kommt zum Schluss. Doch derjenige, der Jesus im Herzen hat und zu Lebzeiten in der Gottesfurcht lebte, der wird zuversichtlich sein können, denn er weiß: Jesu hat für mich bezahlt!
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„Der Mensch lebt zwischen Schöpfung und Jüngstem Gericht und nicht zwischen Affe und Atombombe.“ (Peter Bamm)
„Aus der Geschichte wissen wir, dass gerade die Christen, die am stärksten auf das Jenseits schauten, sich am eingehendsten mit dem Diesseits befassten. Die Apostel mit der Bekehrung des römischen Imperiums, die vielen bedeutenden Männer des Mittelalters, die englischen Protestanten, denen es gelang, den Sklavenhandel abzuschaffen. Sie alle drückten dieser Welt ihren Stempel auf, gerade weil ihr Sinnen und Trachten auf das Jenseits gerichtet war. Erst seitdem für das Handeln der Christen nicht mehr der Gedanke an das Jenseits bestimmend war, sind die Christen im Diesseits ohne Wirkung.“ (C.S. Lewis)
„Das Reich Gottes komme, und unsere Hände seien nicht müßig im Schoße.“ (Georg W.F. Hegel)
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Aufgrund der Corona-Krise ist eventuell mit einem anderen Zuhörerkreis im Gottesdienst zu rechnen. Auch hier soll inmitten dieser Krise auf die zukünftige Hoffnung der Gläubigen aufmerksam gemacht werden.
- Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Zuhörer sollen darin ermutigt werden, in der Nachfolge Jesu zu reifen und die Perspektive der Ewigkeit zu verinnerlichen. Sie sollen erkennen, dass die Hoffnung der „Jesus-Menschen“ eine ist, die die ganze Geschichte von hinten her aufrollt und zuversichtlich in die Zukunft blickt.
Wer diesen Schritt noch nicht gegangen ist, soll ernstlich dazu ermutigt werden, Vergebung der Schuld bei Jesus zu suchen: er lässt sich finden (evangelistische Elemente einbauen). Hierbei gilt es auch für die Gläubigen Zuhörer, zuerst einmal sich selbst zu prüfen (wie ernst ist es mir mit Jesus?), und dann auch, dass sie ermutigt werden ihrem Nächsten diese Botschaft weiterzugeben, gerade im Blick auf das Ende der Zeit, welches Jesus eindrücklich schildert.
3.2 Predigtentfaltung – wie sage ich es in der Predigt?
Mit Jesus weiter schauen …
- …, weil die Ernte kommen wird (V.24-30; 36-43)
- …, weil sein Reich groß und kraftvoll ist (V.31-35)
- …, weil uns sein ehrliches Wort zur Umkehr führen möchte (V.47-50)
3.3 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in der Predigt?
Einstiegsideen / kurze Beispielsgeschichten
- Man verbringt den Abend mit Freunden in einem Restaurant. Die Zeit verfliegt, von der Vorspeise bis zur Nachspeise wird fleißig bestellt, ein Getränk nach dem anderen, alle Weine wurden probiert, … das Ende des Abends kommt, und mit ihm auch die Rechnung. Der Schock ist groß, denn mit dem Blick auf den Zettel schießt sofort der Gedanke in den Kopf: unbezahlbar. Viel zu teuer, so viel hast du gar nicht dabei, hätte dich nur vorher jemand darauf aufmerksam gemacht, wieviel du bestellst und wie teuer die Angelegenheit wird. Ähnlich ist es im Leben eines jeden Menschen. Das Leben wird gelebt, und währenddessen steht alles und jeder im Mittelpunkt, nur nicht Jesus. Jesus ist nämlich der Tischnachbar, der die Rechnung gerne übernimmt und bezahlen möchte. Jedoch nur, wenn man verstanden hat, was man alles angehäuft hat und wie hoch die Rechnung geworden ist. Am Ende wird bezahlt, am Ende wird „abgerechnet“, und dann stellt sich die Frage, ob man zu Lebzeiten Jesus als den Herrn und Retter im Herzen hatte, der die Rechnung bezahlte am Kreuz. Wenn dies nicht der Fall war und ist, dann wird einem das „teuer zu stehen bekommen“.
- In der Bank von England befindet sich eine äußerst sinnreiche, eigenartige Maschine, die von einem ihrer Beamten erfunden ist. Von einer schräg ablaufenden Waage, die 2000 Goldstücke fasst, fällt jedes Mal eins auf einen kleinen Tisch aus Messing. Hat es das volle Gewicht, so tritt ein Finger hervor, durch den es nach der rechten Seite geworfen wird, um dem Verkehr übergeben zu werden. Ist das Goldstück aber nicht vollgewichtig, so wirft ein anderer Finge es nach der linken Seite. Dort fällt es unter ein Messer, durch das es in drei Teile zerschnitten wird. Es kann also niemals wieder in Umlauf gesetzt werden. Jeder Irrtum ist bei dieser Maschine ausgeschlossen. Wenn schon eine tote Maschine so untrüglich das Falsche beiseite wirft, um wieviel weniger wird dem Gericht des Herrn ein Mensch entgehen, der von ihm als zu leicht erfunden wird. Mit welcher unfehlbaren Genauigkeit wird Christus zu scheiden wissen zwischen denen, die zur Rechten, und denen, die zur Linken Seite gehören!
- Da war einmal ein lebendiger Christ und Dorfschuster. Eines Samstagabends, nach Ende der Wochenarbeit, plauderten er und einige Dorfbewohner von der Entrückung der Gläubigen zum Herrn. Auf einmal begann der Schuster seinen Schusterwerktisch aufzuräumen, indem er alle Werkzeuge entfernte, sodass zuletzt nur Holz- und Eisennägel dalagen. Die anderen dachten bei sich, was für eine Arbeit es jetzt noch sein müsste, die Holz- und Eisennägel voneinander zu trennen. Doch da nahm der Schuster beiläufig einen Magneten, der unbemerkt beiseite gelegen hatte, fuhr damit über den Werktisch hin und her, und da hingen alle Eisennägel am Magneten! Das Eisen fliegt ans Eisen, das Holz bleibt beim Holz liegen. So wird es sein, wenn Jesus kommt: Was vom Geist und Wesen Jesu ist, wird angezogen.
(Simon Hamalega)