Matthäus

Predigthilfe vom 21. Juni 2020 – Matthäus 13, 1-8+18-23

Monatsthema: Mit Jesus unterwegs

Predigtthema: Aus dem Hören wächst die Frucht: Das Gleichnis vom Sämann

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

  1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

*   Edition C, (Band 1), Matthäusevangelium von Dr. Gerhard Maier (S. 345-370)

*   Wuppertaler Studienbibel, Fritz Rienecker

*   Matthäusevangelium von William Barclay Bd.2, Auslegung des Neuen Testamentes

* Wiersbe, W.Warren. Wiersbe Kommentar NT Band 1 Matthäus bis Apostelgeschichte, CV Dillenburg

Und natürlich auch diverse Studienbibeln, von denen man als Verkündiger verschiedene haben sollte bzw. sicherlich auch ausleihen kann.

1.2. Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Mit Kapitel 13 des Matthäusevangeliums beginnt Jesus seine Gleichnisreden. Es ist eine besonders charakteristische Weise des Lehrens Jesu, die er entfaltet. Zwar hatte er auch vorher schon gleichnishaft gesprochen, etwa im Vergleich von Salz und Licht oder das Bild von Vögeln und Lilien – aber nicht in dieser Intensität. Daher wird das 13. Kapitel auch häufig als „Gleichniskapitel“ bezeichnet.

Möglicherweise wurden die sieben Gleichnisse im 13. Kapitel nicht alle unmittelbar nacheinander oder gar bei einer einzigen Gelegenheit von Jesus erzählt. Er sprach damit nicht nur seine Jünger, sondern die große Masse des Volkes am dichtbesiedelten See Genezareth an, die ihn umringte, also das „Volk des Landes“. Die Deutung des Gleichnisses in den Versen 10ff decken sich damit, dass Jesus zu Teilen auch nur zu den Jüngern sprach. Doch das Gleichnis vom Sämann oder vom vierfachen Ackerfeld war an das gesetzesunkundige Volk insgesamt adressiert, das Jesus für seine Nachfolge gewinnen wollte und suchte sie in seine Jüngerschar hereinzuholen.

Kurz zur Gliederung des gesamten Kapitels: Die ersten vier Gleichnisse werden dem Volk und den Jüngern gepredigt (V.1-35), die Erklärung dieser nur den Jüngern gegeben, die letzten drei Gleichnisse (V.36-52) sind nur an die Jünger gerichtet.

Bemerkenswert sind in diesem Kapitel sicherlich die alltäglichen Bezüge, denen Jesus die Beispiele seiner Gleichnisse entnahm. In jedem Fall ist es der bekannte Alltag mit seinen verschiedenen Tätigkeiten. Und stets begann Jesus mit der Darstellung völlig vertrauter Dinge, um dann von dort aus die Gedanken seiner Hörer auf etwas zu lenken, worüber sie bis dahin noch nicht nachgedacht hatten. Das gilt genauso für das Gleichnis vom Sämann, dessen Sachverhalt den Zuhörern vertraut war, da viele in der Landwirtschaft beschäftigt waren.

1.3. Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Verse 1-2

Jesus sprach und verkündigte gerne im Freien, wo er das Volk besser erreichen konnte als in den Synagogen. Dort wo er sich aufhielt konnten ihn alle erreichen. Obwohl der Kampf mit den Pharisäern entbrannt war, strömten große Menschenmengen ihm hinterher, um ihn zu hören. Als Jesus die riesige Menge nicht mehr von seinem Platz am Ufer erreichen konnte, stieg er in ein Boot und setzte sich dort zum Lehren. „Sich setzen“ bedeutete in der damaligen jüdischen Kultur, das Sichniederlassen in der typischen Haltung des jüdischen Lehrers. Er will also lehren, nicht nur unterhalten. Vom Boot aus konnte er in etwas Abstand zum Ufer zu den Menschen sprechen. Das Wasser verstärkte den Schall der Stimme, die den Hang empor getragen wurde. Es ist wichtig zu sehen, dass Jesus bewusst die Menge des Volkes ansprach. Dies Gleichnis gilt daher nicht primär den Jüngern.

Vers 3

Mit einer Meisterschaft, die in der Weltliteratur nirgends erreicht wird, sprach Jesus in Gleichnissen, also in bildhaften Vergleichen. Jesus übertrifft Salomo und den Prediger.

Zur Klärung: Was ist ein Gleichnis?

Es kann ein einfaches Bildwort sein, z.B. „klug wie die Schlangen oder ohne Falsch wie die Tauben“. Oder es handelt sich um eine Erzählung, in der Personen und Dinge ganz bestimmte andere Personen und Dinge verkörpern (bspw. der Verlorene Sohn, Lk.15), und dann all diese Punkte auf uns, bzw. die Hörer damals angewandt werden können (Allegorie). Es kann aber auch eine Erzählung sein, bei der es auf den springenden Punkt ankommt, der uns etwas zu sagen hat. Hier im Gleichnis geht es ums Hören und Beherzigen. Im Einzelfall ist immer zu prüfen, welche Art von Gleichnis vorliegt.

Schon das erste Wort des Gleichnisses ist bedeutsam: „Siehe“, damit sagt Jesus, jetzt kommt was ganz Wichtiges, passt auf, hört gut zu! Es ist ein Ausruf, durch den Jesus die Wichtigkeit seiner Botschaft betonen wollte und die Zuhörer zu gesteigerter Aufmerksamkeit und bewusstem Zuhören veranlassen wollte. Bei Matthäus kommt dieses Wort 62 mal vor.

Der Sämann

Bis heute wird in Teilen der dritten Welt mit der Hand das Saatgut ausgestreut. So war es auch damals zur Zeit Jesu in Palästina. Zeitlich erfolgte das Säen vor dem Pflügen. Die Saatkörner wurden also durch den Pflug in die Erde untergepflügt.

Verse 4-8

Man könnte dem Sämann den Vorwurf machen, dass er leichtfertig oder gar ungeschickt das Saatgut ausgestreut hatte. Doch möglicherweise hat der Sämann im Gleichnis bewusst auf den Weg gesät, um diesen evtl. von den Dorfbewohnern getretenen Fußweg durch den Acker mit umzupflügen und wieder in das ursprüngliche Ackerland zu verwandeln. Auch die Dornen wurden mit eingepflügt, die möglicherweise im Acker aufwuchsen. So lässt sich verstehen, dass auch unter die Dornen der Samen gestreut wurde. An den Hängen in Palästina kommt es bis heute oft vor, dass der obere Teil eines Feldes nur eine dünne Ackerkrume hat und der Pflug schnell am felsigen Grund in wenigen Zentimetern Tiefe sich verhakte und die Pflugschar knirschend aufstieß, während der Mutterboden weiter unten in der Ebene tiefer wurde und gute Wachstumsbedingungen bot.

Noch bevor der Landwirt überhaupt damit beginnen konnte, den ausgestreuten Samen unterzupflügen, holten die Vögel die Körner vom Weg, da sie dort besonders gut sichtbar waren. Der felsige Grund lässt keine tiefen Wurzeln zu, so dass die schnell sprießende Saat unter der heißen Sonne verbrennt und vertrocknet. Die umgepflügten Dornen kommen wieder und deren Samen keimt wieder auf, jene überwuchern das junge Getreide und rauben ihm den Lebensraum, so dass auch diese Saat verkümmert.

Der von Jesus veranschaulichte Sämann hatte also in der Tat so seine Aussaat ausgestreut. Sicherlich ist hierbei nicht an Verschwendung des Saatguts zu denken, sondern an die benannten örtlichen Begebenheiten.

Der gute Boden bot ideale Wachstumsbedingungen. Doch festzuhalten ist auch hier, dass der Mutterboden in seiner Zusammensetzung, Beschaffenheit und Güte nicht immer gleichwertig war. Stellenweise ist der Boden gut, stellenweise weniger ertragsreich, woraus sich unterschiedliche Erträge ableiten lassen: dreißig-, sechzig-, hundertfache Frucht.

  1. Verstehen, worum es geht

2.1 Deutung des Gleichnisses/Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Verstehen kann man dieses Gleichnis nur, wenn die Hörbereitschaft des „inneren Ohres“ vorhanden ist. Im Privatgespräch mit seinen Jüngern (Matth.13,10-17) erklärt Jesus ihnen das Gleichnis. Es gibt einen Unterschied zwischen der Verkündigung vor dem Volk und dem Unterricht an den Jüngern. Den Jüngern ist gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen. Offensichtlich geht es um die Bereitschaft und Willigkeit zum Gehorsam und Tun des göttlichen Willens, ja schlicht gesagt um die Aufnahme des Wortes Gottes, so wie die Erde den Samen aufnimmt. „Mit hörenden Ohren hören sie nicht und sie verstehen es nicht!“ (V.13+14). Jesus zitiert den Prophet Jesaja, der sein Volk als solch taubes Volk charakterisierte. Ihre Ohren hören schwer und ihre Augen sind verschlossen. Fünf Mal wiederholt Jesus diesen geistlichen Taubheitszustand seines Volkes und bescheinigt seinem Volk Blindheit und Taubheit. Ihn, den Messias, erkennen sie nicht. Ihn, den Erretter, haben sie nicht erwählt. Er kam in sein Eigentum, ja zu seinem Volk und die Seinen nahmen ihn nicht auf (vgl. Joh.1,11). Ihm schenken sie nicht ihr Gehör. Wichtig ist die Reihenfolge: Anfangs konnte das Volk sehen und hören, aber es wollte nicht. Sehen und hören blieben äußerliche Akte. Eine Umkehr, eine Bekehrung, ein Erfassen mit dem Herzen und glaubensmäßige Aufnahme ihres Messias trat nicht ein.

Es ist zwar eine beeindruckende Menge Menschen, die ihm äußerlich nachfolgt, doch nicht in ihrem Herzen. Denn Jesus erklärt den Jüngern, V.15: „Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt: ihre Ohren hören schwer, und ihre Augen sind geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich ihnen helfe.“

Wer Ohren hat der höre!

Mit diesem kurzen Satz (V.9) unterbricht Jesus das Gleichnis kurz und wendet sich seinen Jüngern zu, um sie auf ihre Frage hin nicht im Unklaren zu lassen. Allein dieser Satz ein kleines Bildwort für sich selbst. Natürlich kann Jesus davon ausgehen, dass die Zuhörer alle organisch Ohren hatten und akustisch ihn verstehen konnten. Schon in Matthäus 11,15 finden wir diesen Ausruf Jesu. Gemeint ist eine Schwerhörigkeit zu überwinden, bzw. aufmerksam auf Jesus mit dem „inneren Ohr“ zu hören.

Das Thema der Predigt soll lauten: Aus dem Hören wächst die Frucht. Schon im Schm‘a Jisrael, dem Glaubensbekenntnis des atl. Volkes Gottes (5.Mose 6,4), kommt klar zum Ausdruck: „Höre Israel, der Herr, der Ewige ist unser Gott, der Herr allein!“ Hören, heißt nicht nur akustisch vernehmen, sondern „diese Worte, die ich heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden…“ (vgl.5.Mo.6,7).

Wir kennen diese 7-fache Formulierung: „Wer Ohren hat, der höre was der Geist den Gemeinden sagt!“ aus dem jeweiligen Tadel oder Zuspruch der Sendschreiben des Herrn Jesus an seine neutestamentlichen Gemeinden (Off.2+3). Es ist der Appell zum besonnenen Zuhören. Jesus möchte, dass seine Worte beherzigt werden.

Jesu Gleichnisrede vom Sämann ist eben mehr als nur eine Lehrstunde über Ackerbau und kluge Aussaat, denn jener Mensch ist gesegnet, dem das Ohr geöffnet wird. David dankt dem Herrn, dass ihm seine Ohren aufgetan wurden (Ps. 40,7b). In Jesaja 50,4+5 bekennt der Prophet: „Alle Morgen weckt er mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Der Herr hat mir das Ohr geöffnet!“

Mit Jesu Aufruf „Wer Ohren hat, der höre!“ überlässt er die große Zuhörerschar kurz sich selbst, wendet sich nach der Erklärung (V.10-17) die er den Jüngern gibt wieder an die große Menge. Und wieder spricht Jesus: „so hört nun…“ (V.18)

Verse 18-23

Der Sämann

Der Sämann ist ein vorbildlicher Sämann, der bei seiner Saat und Ernte sehr viel Misserfolg erlebt. Dreiviertel seiner ausgestreuten Saat geht verloren. Die Eigenart des galiläischen Bodens und die Besonderheit seiner Bewirtschaftung zwingen den Sämann dazu, die unvermeidliche Tatsache mit einzurechnen, dass nur sehr wenig Samen guten Boden finden wird. Dass nun der Sämann sich durch keinen Misserfolg, wie groß er auch sei, irgendwie in seinem Fleiß und seiner Treue bei der Arbeit beeinflussen lässt, das macht uns den Sämann groß und setzt ihn uns zum Vorbild. Der Sämann lässt sich durch keinen Misserfolg entmutigen oder verbittern, er denkt nicht an die vielen Hemmnisse und Widerwärtigkeiten, die seiner ausgestreuten Saat im Wege stehen, er rechnet mit der Ernte. Als ein nüchterner Wirklichkeitsmensch weiß er um die Gefahren und um die Enttäuschungen. Er unterschätzt sie nicht. Die Vögel und der Felsenboden, die Dornen und die Hitze werden seiner ausgestreuten Saat zu schaffen machen. Der Sämann unterschätzt die Gefahren nicht, er überschätzt sie aber auch nicht. Er ist weder Pessimist, noch Optimist, sondern Realist. Er nimmt die Bedrängnisse und Schwierigkeiten nicht wichtiger, als sie genommen werden dürfen. Er sieht nicht schwarz in schwarz, sondern tut in aller Stille und Treue fleißig und beharrlich seine Pflicht. Aber auch der Erfolg wirft ihn nicht um, indem er stolz und hochmütig wird. Nach keiner Seite gibt er sich falschen Erwartungen hin. Ihn erschüttert nichts. Seine Aufgabe treu zu erfüllen in letzter Verantwortung des Dienstes und ganzer und ernster Bereitschaft zum Höchsteinsatz, das ist das Leitmotiv aller seiner Handlungen und das macht ihn zum Vorbild für uns, das stempelt ihn zum wahrhaft „guten Sämann“.

Wer ist dieser Sämann? Einige Ausleger sehen in Jesus den Sämann, andere eher nicht. Es kann gut sein, dass Jesus bei dem Sämann nicht nur an sich, sondern auch an seine Jünger dachte, und nicht nur an die zwölf, sondern darüber hinaus an jeden, der in der Nachfolge des Herrn sich befindet und das Reich Gottes mit dem Evangelium verkündigt. In diesem Sinne ist jeder gläubige Christ ein Sämann. Echtes Glaubensleben ist Sämannsleben, trägt fort und fort Verpflichtungscharakter, weiß sich immer als Schuldner gegenüber den anderen.

In der Sämannsarbeit gilt es, sich den guten Sämann des Gleichnisses stets vor Augen zu halten: seine Treue, seinen Fleiß mit Volleinsatz, seine Beharrlichkeit und seinen Ernst. Es gilt, durch nichts sich entmutigen zu lassen. Auch wenn Treue und Einsatzbereitschaft, Opfersinn und Liebe kein Echo finden, sondern nur Undank und Verachtung, ja Ausstoßung einbringen, dann wissen die Christusnachfolger dennoch ganz gewiss: „Sein Wort wird nicht leer zurückkommen, sondern ausrichten, wozu es gesandt ist“ (vgl. Jes.55,11).

Das Wort vom Reich

Es ist jenes Reich, welches seit Matthäus 4,17 von Jesus und seinen Jüngern verkündigt wird: „Kehrt um, denn die Gottesherrschaft ist nahe herbeigekommen“. Noch klarer spricht Jesus vom angebrochenen Reich Gottes, welches „mitten unter euch“ ist (Lk. 17,21). Es ist zum Greifen nahe, ja es ist mit Jesu Kommen angebrochen. Jesus hat jetzt den Vorgang im Auge, dass diese Botschaft wohl gehört, aber nicht verstanden wird. Entscheidend ist die Frage: Warum wird sie nicht verstanden? Nach Vers 10-17 versteht der nicht, der nicht Jesu Jünger sein will, der sich nicht seiner Herrschaft unterordnen will. Erst als Jünger bekommt man Klarheit und Verständnis. Die Erkenntnis wächst aus dem vertrauensvollen Glauben. Das Nichtverstehen beruht also auf eigener Schuld.

Das vierfache Ackerfeld

Vier verschiedene Ackerarten sind vier verschiedene Arten, oder vier verschiedene Empfänger des Wortes und deren Aufnahmebereitschaft und Herzensbeschaffenheit gegenüber dem göttlichen Wort. Beim Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld handelt es sich nicht um solche, die niemals das Wort Gottes hörten, sondern es wohl vernommen und aufgenommen haben. Der Same kam zur Keimung und ging auf. Beim überwiegenden Teil kam es jedoch nicht zur Frucht. Weil der Böse es weggeraubt hat.

Der Böse (V.19)

Jesus erwähnt den Bösen im Vater-Unser, es ist der Teufel schlechthin, der alles daran setzt, dass das gute Saatgut, das Wort Gottes zertrampelt und zerstört wird. Eingefahrene Wege und Gewohnheiten können das sein, doch hier spricht Jesus davon, dass der Böse das Wort aus dem Herz hinwegreißt. Die Botschaft, die durch die Ohren zwar das Herz erreicht hat, aber doch nicht Wurzeln schlägt. Tragisch scheint, dass die Botschaft vom Ohr bis ins Herz vorgedrungen war – aber sie ging nicht durchs Herz, wie bei der Pfingstpredigt des Petrus (vgl. Apg.2,37). So geht’s wie bei den Saatkörnern auf dem harten „Weg“, bevor gepflügt wurde kamen die Vögel und fraßen sie auf, weil sie nicht in die Erde eindrangen. Weil die Botschaft nicht weit genug ins Herz eindringen konnte, holt sie der Teufel wieder vom Herzen weg. Die teuflische Methode kann dabei verschieden sein: Durch Lauheit und durch Einschlafen lassen, durch Kompromisse und durch kluge Zweifel, durch List, durch Feigheit, durch Trägheit und durch Ablenkung.

Das Wort und das Ackerland

Was geschieht mit seinem Wort? Auch Jesus ist Sämann und weiß um sein eigenes Geschick. Er steht im Ringen um sein Volk Israel, speziell im Ringen um das „Volk des Landes“. Was wird der Erfolg sein? Indem Jesus das Gleichnis erzählt, richtet er die indirekte Aufforderung an seine Hörer, sich selbst hier einzuordnen. Sind sie harter Weg? Oder Felsboden? Oder von Dornen überwuchert? Oder eben gutes Land? Was wird das Verhalten seiner Hörer sein? Nehmen sie das Wort auf und behalten es? Überwiegend lehnen sie Jesu Worte ab. Viele wandten sich von ihm ab. Es ging letztlich um Entscheidung für oder gegen ihn (vgl. Johannes 6,60+66). Wer dieses Wort aber annimmt und behält und beherzigt, der bringt Frucht.

„Das Wort hört und es gleich mit Freuden aufnimmt“ (V.20+21)

Jesus beschreibt Menschen, die das Wort nicht ablehnen, ihn nicht ablehnen. Ein Anfang der Jüngerschaft ist gesetzt. Die Botschaft wird aufgenommen, d.h. sie geht tatsächlich durchs Herz. Sie wird sogar mit Freude aufgenommen. Bekehrungen werden erlebt, evtl. freudig bezeugt. Ja, hier ist die Frucht am schnellsten da. Man könnte meinen, dass hier alles am besten gelaufen ist. Und doch liegt ein entscheidender Fehler vor: Das Wort, ja Jesus selbst kann keine Wurzeln schlagen. Es kann sich nicht verwurzeln, nicht verankern. Solch ein junges Pflänzchen, bekommt nicht ausreichend Wasser und Nährstoffe, die Sonne steht im Bilde für Bedrängnis und Verfolgung. Jesus spricht hier vom Abfall, dem Glaubensabfall. Es ist Glaube auf Zeit, Jüngerschaft zeitlich begrenzt, wörtlich: „ist nur auf Zeit dabei!“. Die entsprechende Bewährung und Dauer fehlt. Warum ist das so? Weil die Wurzeln fehlen. Der Glaube wuchs nicht nach unten. Es ging zu angenehm, zu leicht. In Jeremia 17,8 wird deutlich, dass ein Baum am Wasser gepflanzt, seine Wurzeln zum Bach hin streckt und wachsen lässt. Hitze und Dürre können ihm nichts anhaben, vielmehr bringt er ohne Aufhören Früchte. In Jesus, seiner Liebe und seinem Wort, sollen wir verwurzelt sein (vgl. Kol.2,7 u. Eph.3,17). Begeisterung und Emotionen reichen nicht.

Eine Tragik unserer modernen Zeit heute besteht darin, dass viele die Vorzüge des Evangeliums und der Erlösung wollen und IHN, den Erlöser annehmen, doch dieser Glaube ist kein Kreuzesglaube, jener, die ihr Kreuz täglich auf sich nehmen und ohne Selbstverleugnung. Glaube und Nachfolge fallen auseinander. Das ist genau jener Fall, den Jesus hier im Auge hat. Jene Jünger wollen die Kosten der Nachfolge nicht zahlen. Er sagt nur: „Jesus hat mich glücklich gemacht“, „durch Jesus hat mein Leben einen Sinn“, aber er sagt nicht: „Ich folge dem Lamm nach, wo es hingeht“ Haben sie ihn verfolgt, so werden sie auch seine Jünger verfolgen (vgl. Off.14,4 und Joh.15,20). Johannes sieht bei seiner Schau, jene, die aus der Trübsal, aus der Drangsal und Verfolgung kommen. Jesus macht daraus kein Geheimnis, dass seine Nachfolger Verfolgung erleiden müssen, das ist der Normalfall – unnormal ist, wenn es nicht so ist.

Verfolgung kann in Spott, Beschimpfung, Denunzierung, Benachteiligung, Verlust der leiblichen Güter, Schikanierung der Angehörigen, Verlust der Heimat, Gefängnis, Straflager, gewaltsamer Umerziehung bis hin zum Tod bestehen. Vieles davon geschah schon in neutestamentlicher Zeit. Gerade am Ende der Tage in der Letztzeit, vor dem Wiederkommen des Herrn, wird eine solch große Bedrängnis sein, wie sie niemals zuvor gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht wieder werden wird (vgl. Matth.24,21).

„So fällt er gleich ab/nimmt sofort Anstoß“

Diese Wendung meint zunächst, dass der Betreffende sich vom Wort Jesu distanziert. Er erklärt es nicht mehr für seine Sache. Er und das Wort (vgl. Joh.1,14), Jesus selbst sind fortan geschiedene Leute. In dem Wort „sofort“ oder „gleich“ sehen wir, dass der Betreffende sich vorschnell trennt, ohne Gottes Kraft und Eingreifen in Drangsal und Verfolgung abzuwarten.

„Unter die Dornen gesät“ (V.22)

Bei der dritten Gruppe von Menschen findet das Wort ebenfalls Aufnahme, keimt und wächst. Auch hier sehen wir Menschen, die Jünger Jesu sein wollen und einen Anfang in der Nachfolge machten. Doch sie straucheln an einem „sowohl als auch“, einerseits wollen sie Jesus nachfolgen, andererseits lassen sie die täglichen Sorgen über ihren Kopf wuchern, die Sorgen der Welt. Sowohl Ausrichtung auf Jesus, als auch Betrug des Reichtums. Dieses von Dornen überwuchert werden kommt nicht wie der Blitz, sondern ist ein allmähliches Überwuchert-werden, welches die Glaubenspflanze immer weiter zurückdrängt. Das Ende markiert Jesus mit dem Wort: „ersticken“, auch solcher Glaube bleibt letztlich fruchtlos.

Die Lösung heißt: „Alle eure Sorgen werfet auf ihn, denn er sorgt für euch“ (1.Petr.5,7). Die Welt, ist die jetzige vergängliche Welt mit all dem, was in ihr, von Gott losgelöst, Bedeutung hat. Einerseits ist die Sorge eher die Gefahr der Benachteiligten, so ist andererseits der Betrug des Reichtums eher die Gefahr der Begabten, der High Society, der Oberschicht. Der Reichtum wird zum Götzen, ja er hindert (vgl. reiche Jüngling).

„Das gute Land“ (V.23)

Jener Ackerboden vergleicht Jesus mit einem solchen Menschen, der das Wort nicht nur hört, versteht und aufnimmt, sondern der ihm Raum gibt. Hier hat der Sämann sein Ziel erreicht. Indirekt lädt Jesus dazu ein, solch ein Boden zu werden.

Die Frage lautet: Wie können wir „guter Boden“ werden, der Frucht bringt?

– Durch Hören und Annehmen des Wortes. Wie Johannes sagt, war Jesus das fleischgewordene Wort (vgl. Joh.1,14). IHN aufnehmen, ihn annehmen. Wieviele IHN aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden.

– Jesus möchte, dass wir seine Worte befolgen. Mit dem „inneren Ohr“ hören heißt ja sein Wort sich zu Herzen nehmen, sein Wort im Herzen bewahren und bewegen. Ihn beherzigen auch gegen unsere Logik, so wie Petrus, der die ganze Nacht durchgearbeitet hatte und keine Fische fing. Er beherzigte jene auffordernden Worte Jesu, nochmals zum Fischen rauszufahren: „…aber auf dein Wort Herr will ich die Netze auswerfen!“ (Lk.5,5). Der Eintritt in die Nachfolge führt immer auch in den Gehorsam. Der Glaube führt in den Gehorsam und umgekehrt führt der Gehorsam in den vertrauensvollen Glauben.

– Das hörende Ohr, das mit dem Herzen hört, es ist verständig und gewinnt Einsicht und strebt nach geistlicher Schau (vgl. Spr.18,15). Die Stimme des Herrn zu hören heißt auch: „meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir“ (Joh.10,27). Dem Hirten folgen, auch durchs dunkle Tal, dann und dort wenn der klare Blick fehlt.

– Der gute Boden hatte gute Bedingungen für Wachstum, er bot der keimenden Pflanze genug Licht, Platz und Nährstoff, so soll es auch mit der Glaubensfrucht sein. Die wachsende Pflanze behalten und kultivieren heißt: die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld (vgl. Lk.8,15). An ihm und seinem Wort festhalten. Bei und in IHM bleiben, wie die Rebe am Weinstock (vgl. Joh.15). Jesus sagt eindeutig: Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn: Ohne mich könnt Ihr nichts tun.

  1. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Dieses Gleichnis fordert die Hörer damals und auch uns als Gottesdienstbesucher heraus. Wie im Gleichnis deutlich wird, sehen wir, dass trotz aller Bemühungen nicht jedes Saatkorn, das ausgesät wird, auch wirklich Frucht bringt. Es mag wohl aufgehen, aber wenn es nicht Frucht bringt ist das Ziel verfehlt.

Der Grund für diese Gleichnisverkündigung Jesu‘ war, dass er sein Volk gewinnen wollte, nicht nur um einen guten Anfang zu machen, sondern dass Frucht bleibt.

Ziel sollte sein, dass in der Predigt der Schwerpunkt, ausgehend von dem Gleichnis, auf dem Hören und dem Aufnehmen des Wortes Gottes liegt, welches bedingt, es sich zu Herzen zu nehmen, IHN das Wort an-, ja aufzunehmen. Das Wort Gottes, welches schärfer ist, als jedes zweischneidige Schwert, darf es korrigieren? Darf es reinigen? Darf es zurechtbringen?

Ziel sollte sein, bewusst zu machen, dass keimende Glaubenssaat nicht unbedingt zur Frucht führt. Es braucht einen kultivierten Boden, der nährstoffreich ist (ohne Fels), bewahrt, dass der Böse (Vögel) nicht alles sofort wieder wegraffen darf und die Sorgen und Reichtum (Dornen) nicht überwuchern darf.

Ziel sollte sein zu vermitteln, dass erst aus dem Hören und Befolgen des Wortes Jesu, also aus dem Gehorsam Glaubensfrucht erwächst: Stichwort: „Beherzigen!“

3.2 Predigtentfaltung/ Gliederung– wie sage ich es in dieser Predigt?

Eine mögliche Gliederung der Predigt könnte sein:

  1. Wie die Saat – so die Ernte
  2. Wie der Boden – so die Ernte
  3. Wie der Hörer – so die Ernte

Eine andere Gliederung könnte sein:

  1. Der Sämann – eine Saat auf Hoffnung (4-faches Ackerfeld)
  2. Der Sämann – eine Saat der Enttäuschung (Dornen, Sonne, Vögel)
  3. Der Sämann – eine Saat im Segen (100-, 60-, 30-fache Frucht)´

Eine weitere Gliederung könnte sein:

  1. Schwerhörigkeit – trotz intakter Ohren
  2. Schwerhörigkeit – wegen verstocktem Herzen
  3. Schwerhörigkeit – überwinden ist möglich

Oder letztere Gliederung:

  1. Mein Ackerfeld – in diesem Gleichnis
  2. Meine „Ohren“ – in diesem Gleichnis
  3. Meine Frucht – in diesem Gleichnis

(Michael Mack)