Epheser

Predigthilfe vom 26. Juni 2022 – Epheser 5, 8-14

Jahresthema:         Wert(e)voll leben. Die Auswirkungen des Heiligen Geistes in unserem Leben.

Predigtthema:         Wert(e)voll leben: Güte – mehr als eine gute Tat

Predigttext:              Eph 5,8-14 (V.9!)

Gottesdienst Einleitung:  Psalm 23 oder Lk 10,30-36 (Vorschläge zur Textlesung)

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Jahresthema

Einleitung zum Jahresthema „Wert(e)voll leben“!

Das Ziel: Mit dem Jahresthema wollen wir anhand der Frucht des Geistes (Gal 5,22) auf die christlich-biblischen Werte und Tugenden aufmerksam machen. Das Wortspiel „wert(e)voll leben“ zeigt auf, dass es sich lohnt christliche Werte auszuleben. Werte machen ein Leben wertvoll, sie sind sinngebend und achten die Würde des Menschen als Ebenbild Gottes.Darum wollen wir auf die Auswirkung des Heiligen Geistes eingehen, der diese biblischen Grundwerte im Leben eines Christen verwirklichen will.

Der Anlass: Durch den Wertewandel und -pluralismus unserer Zeit werden christliche Werte zunehmend hinterfragt. Überzeugte Christen, die eine moralische Vorstellung vertreten oder leben, werden belächelt und als altmodisch oder unzeitgemäß verschrien. Diese Diskrepanz christlicher und gesellschaftlicher Normen stellt gläubige Christen (in der Gemeinde, Familie, Erziehung und am Arbeitsplatz) vor große Herausforderungen.

Als Gemeinde Jesu können wir uns daher weder einer Wertediskussion noch einer biblischen Werteverkündigung entziehen.

Die Chance: Das Thema hat eine gesellschaftliche Relevanz. Christliche Werte wie Verlässlichkeit, Treue, Wahrhaftigkeit, Disziplin, Fleiß, Selbstbeherrschung usw. werden durchaus im Alltag und der Gesellschaft geschätzt. Durch gelebte christliche Werte können wir Zeugnis und Licht in der Welt sein.

Auch für die Gemeinde- und Familienarbeit hat dieses Thema Relevanz. Wir können nicht mehr davon ausgehen, dass biblische Werte in Elternhäusern weitergegeben werden oder dort bekannt sind. Darum müssen biblisch-christliche Werte wieder neu verkündigt, erklärt und begründet werden. Dabei muss die Wertevermittlung in Beziehung zur Liebe und zum Willen Gottes gestellt werden, dass daraus nicht nur eine Moralpredigt wird. Aber es ist Gottes ausdrücklicher Wille, dass wir in Christus tugendhaft leben.

„Im übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgend eine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht!“

Phil 4,8; vgl. Röm 12,1ff

Was sind WERTE?

Der Begriff „Werte“ stammt etymologisch aus dem Germanischen „werþa“ = „Wert, kostbar“. Weiter ist der Begriff verwandt mit germanisch „werþan“ = „werden“ (entstehen). Im Friesischen bedeutet „werþa“ = „würdig“. In der Bibel wird auch der Begriff „Tugend“ gebraucht, was soviel bedeutet wie „vorbildlich“, gute (sittliche) Charaktereigenschaft, anständig, redlich oder sittenhaft.“

Werte bestimmen die soziale Kompetenz, die Charakterbildung und die Persönlichkeit.

Als Christen sind wir davon überzeugt, dass die Bibel universelle, zeitlose, kulturell- und generationenübergreifende Werte/Tugenden vermittelt, die sich in der Menschheitsgeschichte bewährt haben. Christliche Werte haben Völker zivilisiert und humanisiert und prägten staatliche Grundgesetze und Gesellschaftsordnungen. Die christlichen Werte und Tugenden tragen in sich einen menschenwürdigen Charakter.

Neben einer christlichen Wertebildung durch Verkündigung oder Erziehung ist es aber vor allem der Heilige Geist, der das Herz des Gläubigen verändert, der ihm diese Werte zueignet und nachhaltig dazu befähigt, diese auch in der Kraft des Geistes auszuleben.

Das Jahresthema will dazu beitragen, dass wir die Tugenden dessen verkündigen, der uns aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat… (1Pet 2,9ff).  

Ausgehend von Gal 5,22 werden die jeweiligen Werte/Tugenden anhand ausgewählter Bibeltexte (Predigttexte) erklärt. Unter einem extra Punkt findet ihr eine zusätzliche Definition aus einem Online-Lexikon, einen Anti-Wert und ergänzende Erklärungen über den jeweiligen Wert/Tugend. Diese helfen das Thema unter weiteren Gesichtspunkten zu vertiefen.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Aebi, E „Kurze Einführung in die Bibel“, Bibellesebund

Stadelmann, Helge, Edition C Bibelkommentar NT, „Epheser“, Band 14, Hänssler Verlag.

Wiersbe, Warren.W, „Kommentar NT Römer bis Thessalonicher“ Band II, CLV.

Henry, Matthew., Apostelgeschichte bis Offenbarung, 2. Auflage., Waldems: 3L Verlag.

MacDonald, W., Kommentar zum Neuen Testament, 7. Auflage., Bielefeld: CLV.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Die sechste Tugend, die Gottes Geist in uns bewirken möchte ist „Güte“. Sie ist eng mit Freundlichkeit verbunden und wird in manchen Übersetzungen auch als Synonym gebraucht. Doch lässt sich die Güte von der Freundlichkeit unterscheiden.

Das griechische Wort „agathosyne“ bedeutet „Güte“, „freigiebig/großzügig“ oder „rechtschaffend“. Darin steckt das Wort „gut“ (agathos) oder „Gutes tun“. Es beinhaltet das „rechte und gute Verhalten“ gegenüber seinem Nächsten. Wiersbe nennt es treffend: Güte ist Liebe in Aktion

Vorbemerkung: Gottes Güte macht alles gut

1. Gottes Güte zeigt sich in der Schöpfung

Wie schon der reiche Jüngling erkannte, ist nur Gott allein gut (Mk 10,18). Dieses im Wesen „gut“ sein offenbart sich schon in der ganzen Schönheit der Schöpfung. „Und es war sehr gut“. (1Mo 1, 31). Die Erschaffung der Welt ist lauter Güte – sie ist Liebe Gottes in Aktion. Auch ist die ganze Erde voll seiner Güte (Ps 33,5; 119,64).

2. Gottes Güte zeigt sich am Kreuz

Die Güte Gottes, zeigt sich vor allem aber in Jesus unserem guten Hirten (Psalm 23). Er der gute Hirte, der bereit war sein Leben für die Schafe zu lassen und der sich für uns gegeben hat. Er ist nur gut zu uns. Höhepunkt seiner Güte ist das Kreuz. Doch all sein Tun und Handeln war von Güte geleitet. Eigentlich müsste Gott in seiner Heiligkeit seinen göttlichen Anspruch durchsetzen und Gericht üben. Aber aus Güte, Gnade und Barmherzigkeit handelt der HERR anderes. Das innere Ringen Gottes zwischen Gerechtigkeit und Güte lesen wir in Hos 11,8f. Doch aus Mitleid schenkt der HERR freigiebig seine Gnade. Möglich ist das nur, weil Gott durch seinen Stellvertretertod dem Recht das Recht verschafft. Er wirkt Gerechtigkeit, indem er die Sünden der Welt auf sich nimmt und erweist Güte und Gnade jedem Menschen, der an ihn glaubt. Seinem Kreuz macht allen schaden gut. Eine kleine Illustration verdeutlicht die Wichtigkeit des Kreuzes: Gott machts gut. Fehlt das kleine t (Kreuz), dann heißt es nur noch „Gott mach`s gut“.

Güte lässt sich schwer beschreiben – sie ist vielmehr ein bunter Strauß von Attributen, wie z.B.: Barmherzigkeit, Mitleid, Vergebung, selbstlose Aufopferung, geschenkte Gnade und Gerechtigkeit – zusammengefasst: Gottes Liebe in Aktion.

3. Gottes Güte ist mein höchstes Gut

Wer Gottes Großzügigkeit und Freigiebigkeit in Jesus erfahren hat, der begreift etwas von dem Wesen Gottes – der einfach nur gut ist. So beginnt schon Asaph in Ps 73,1 dass der „Herr nur gut ist gegen Israel“ und nach längerem Ringen mit seinen Lebensumständen bekennt er, dass nur die Nähe Gottes sein „höchstes Gut und Glück ist“ (Ps 73,28).

Gottes Güte wird uns vielleicht erst in späteren Lebensphasen oder im Alter bewusst. Am Ende bleibt nur der HERR selbst und „außer ihm gibt es kein GUT“ (Ps 16,2).

Kommen wir zu unserem Predigttext aus Eph 5,8- 12:

5,8    nimmt Bezug auf die Verse davor, die einen deutlichen Gegensatz zwischen ungläubigen und gläubigen Menschen beschreibt. Als Ungläubige waren wir Kinder der Finsternis und haben uns entsprechend ungut verhalten (5,3f). Aber als Christen sind wir Kinder des Lichtes. Das bedeutet, dass wir

  • gezeugt und wiedergeboren sind vom Vater der Lichter (Jak 1,17-18)
  • unser Licht und die guten Werke leuchten lassen sollen (Mt 5,16)
  • immer mehr in der Wahrheit und im Licht leben wollen (Joh 3,20-21)
  • uns von den Kindern der Finsternis unterscheiden (1Thess 5,4ff)

Einst waren wir geistlich tot, jetzt sind wir wiedergeboren und lebendig. Einst waren wir Teilhaber an gottlosen Werken, jetzt aber sind wir Teilhaber am Leben in Christus.

Das alte Leben sollen wir samt seinen Handlungen ablegen (Kol 3,9).

  •  Der Stellungswechsel, von der Finsternis zum Licht hat ethische Konsequenzen. Nun sollen wir Gottes Tugenden leben und verkündigen (1Pet 2,9).

5,9    Der Geist Gottes im Gläubigen bewirkt das neue Leben in Christus. Anderes als in Gal 5,22 wird hier die Frucht auf drei Eigenschaften (Werte) zusammengefasst.

Lauter Güte: Das ist unser Hauptgedanke im Predigtthema. Es beschreibt die Grundhaltung Gottes für seine Handlungen. Und wie Gott aus lauter Güte handelt, so soll das Verhalten des Gläubigen von der Güte geleitet sein.

  • Ist unser Tun geleitet von dem was in Gottes Augen gut und richtig ist?
  • Lassen wir uns von Gottes Barmherzigkeit leiten Eph 4,32?

Lauter Gerechtigkeit: Bedeutet die Richtigkeit des Handelns, so wie es vor Gott recht (gerecht) ist. Man kann die Frage stellen:

  • Kann Gott mein Handeln gerecht sprechen und für gutheißen?

Lauter Wahrheit: Hier ist Ehrlichkeit und Transparenz gemeint. Ein Verhalten, das Sünde weder duldet noch verheimlicht, sondern vielmehr aufdeckt. Dabei ist das Wort Gottes der Maßstab. Man kann sich fragen:

  • Entspricht mein Verhalten dem Willen Gottes?
  • Wo lüge ich mir oder anderen etwas vor, verheimliche Sünde und Schuld in meinem Leben oder handle aus falschen und egoistischen Motiven?

Das Wort „lauter“ bedeutet nichts weniger, als dass alles, und jedes Handeln aus Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit heraus geschehen soll. Ein Anspruch, an dem wir zugeben müssen, dass wir alle kläglich scheitern. Ein Leben als Kinder des Lichtes ist von uns heraus nicht möglich. Nur wenn Christus in uns ist, dann kann Christus in uns leuchten (5,14). Dennoch müssen wir uns die Frage stellen:

  • Wo verdunkle ich das Licht Christi in meinen Leben, durch Werke der Finsternis?

5,10       Christliche Ethik ist kein Selbstläufer

Christus selbst ist das Vorbild für Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Der Aufruf zur Selbstprüfung ist eine christliche Pflicht. Täglich sollen wir unser Leben in Gottes Hand legen, unser Denken in Gottes Willen fügen, unser Handeln an seinem Wort ausrichten. Hingabe an Gott und die Bereitschaft nach seinem Willen zu leben ist hier der Schlüssel (Röm 12,2).

  • Wann hast du das letzte Mal bewusst deine gelebte Ethik (Lebensweise, Verhalten, Umgang und Denkweise) im Willen Gottes geprüft und Buße getan?

5,11-12      Werke der Finsternis sind schädlich und schändlich

Unfruchtbar, nutzlos und zerstörend sind die Werke des Fleisches, wie sie in Gal 5,19f beschrieben werden. Oft leben Christen in zwei Welten. Sonntags in der Gemeinde als Kinder des Lichtes und im Alltag der Schule und des Betriebes als dunkle Funzeln in der Welt. Schnell steht man in der Gefahr sich dem Verhalten der Welt anzupassen. Die Frage ist:

  • Leben wir als Christen unseren Glauben, wenn wir von Finsternis umgeben sind oder tauchen wir als Christen ab, gleichen uns an und beteiligen uns an den Werken der Finsternis?

Das meint, keine Gemeinsamkeiten, kein sich beteiligen an verdorbenen Witzen oder hässlichen Redensarten, Beleidigungen oder schlechten Scherzen auf Kosten anderer usw.

Auch die heimlichen Sünden, die ein Christ im Verborgenen begeht, sind ja Gott nicht verborgen und schaden und zerstören unsere Gottesbeziehung.

Vielmehr sollen wir die falschen Taten und Werke aufdecken, ans Licht bringen. Das bedeutet sie zu strafen (verurteilen), abzulehnen und sich davon zu distanzieren – und wo ich sie selbst begangen habe, zu bekennen.

  • Wo machen wir als Christen bei schlechten Verhalten mit, die wir im Grunde genommen vielmehr ablehnen und mutig aufdecken müssten?

5,13       Dazu braucht es immer wieder das Licht Gottes, das unser Verhalten und unsere Motivation überprüft und korrigiert. Licht hat für das geistliche Wachstum eine besondere Bedeutung – ohne Licht wächst nichts – auch kein geistliches Leben. Jesus, das Licht der Welt, will uns leiten (Eph 5,1) und zeigt auf, was falsch läuft, damit wir umkehren und Vergebung erfahren (1Joh 1,7).

  • Sind wir bereit uns immer wieder in das Licht Jesu und seine Wahrheit zu stellen?

5,14       Aufwachen und den Rollladen hochziehen.

Der längere Aufenthalt in der Finsternis kann uns als Christen müde machen, unseren Glauben mutig in der Welt zu bekennen. Schnell werden wir schläfrig, passen uns dem ungläubigen Umfeld an, machen bei dem einen oder andern schlechten Verhalten mit. Der Aufruf zum Aufwachen ist täglich nötig, so wie das tägliche Wecken und Aufstehen. Manch einer wacht vielleicht von allein auf – aber aufstehen muss er selbst. Wir leben als Christen in der Welt, umgeben von den Toten – aber wir sollen als lebendige Christen dort leuchten – das geht nur wenn wir ethisch uns nicht der Welt anpassen, sondern christusgemäß leben und Gottes Güte den Menschen erweisen.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Die christliche Ethik ist wie sie schon sagt, für Christen. Nicht, dass sie für Nichtchristen nicht gut wäre oder gelte. Aber was die Umsetzbarkeit betrifft, wird sie von Christen gefordert. Das bedeutet:

  • Christliche Ethik ist nur im Rahmen des christlichen Glaubens möglich und auch nur dann, wenn die Quelle Christus selbst ist.
  • Christliche Ethik meint keine Sündlosigkeit, sondern ein Leben in der Vergebung und Abhängigkeit von Gottes Güte und Gnade.
  • Die Gegenüberstellung von Licht und Finsternis macht deutlich, dass es sich nicht um einen moralischen Aufruf an Ungläubige handelt. Vielmehr ist die christliche Ethik eine Folge von Gottes Wirken im Leben eines Christen, der das willig und aktiv bejaht.

2.2 Weitere Hinweise zum Wert GÜTE

Quellen: https://www.values-academy.de/guete/

Wortherkunft:  Das Wort „Güte“, welches früher eher als „Herzensgüte“ bezeichnet wurde, ist eine Ableitung des Wortes „gut“ und stammt aus mittelhochdeutsch „Güete“ sowie althochdeutsch „guoti“ (9. Jh.) ab.

Synonyme: Gütigkeit, gütig, gütiger, gütlich, gutwillig, begütigen

Gutherzigkeit, Gutmütigkeit, Herzlichkeit, Liebenswürdigkeit, Milde, Nachsicht, Sanftmut, Freundlichkeit, Entgegenkommen, Selbstlosigkeit, Wärme, Warmherzigkeit, Wohlwollen

Steigerung: Barmherzigkeit, Gnade (religiös)

Definition: Freundliche, wohlwollende und hilfreiche Einstellung mit nachsichtiger oder verzeihender Gesinnung.

Beschreibung: Als Güte oder Gütigkeit bezeichnet man die meist grundlegende Haltung einer Person gegenüber anderen freundlich, zuvorkommend und nachsichtig zu sein.

Der Begriff Güte bezeichnet ein qualitatives Attribut im Sinne von Nächstenliebe und Menschlichkeit. Er wird zumeist im historisch spirituellen Kontext verwendet und besagt hier, dass ein Mensch grundsätzlich „Gutes“ tun und „Gnade“ zeigen soll.

Gleichermaßen wird der Begriff auch dazu verwendet, um sich selbst an etwas „gütlich zu tun“ = sich etwas reichlich gönnen.

Daneben beschreibt der Begriff auch die qualitative Beschaffenheit eines Produktes bzw. Objektes.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Als Beispiel oder Einstieg kann die Geschichte vom „barmherzigen Samariter“ (Lk 10,25) dienen. Keine Güte zeigte der Priester und der Levit. Unerwartet zeigt sich aber die Güte des Samariters über die Not jenes Menschen, der im Grunde genommen als Jude ihm feindlich gesinnt war. Er setzt alles daran, dass es dem Notleidenden gut geht, er übernimmt alle Kosten, zeigt Mitleid, Barmherzigkeit und Nächstenliebe.

Es lassen sich viele praktische Anwendungen finden. Wichtig ist dabei, nicht die bloße äußere Tat zu betonen, sondern die innere Motivation, warum ich mich gütig verhalten soll.

Güte:

  • nimmt sich wohlwollend des anderen an
  • sieht die Not des anderen und erbarmt sich
  • hat Mitleid und Verständnis
  • tut dem anderen nur Gutes
  • zeigt sich in der Nächstenliebe
  • ist großzügig und freigiebig
  • ist nicht auf eine bestimme Menschengruppe begrenzt
  • wird in den guten Werken sichtbar
  • spiegelt Gottes Grundhaltung wider

Kehren wir die Sache um. Das hilft den Wert der Güte besser zu fassen.

Der Antiwert von Güte ist „Böses tun“ oder andere „verachten“.

Zum Beispiel Zynismus, schlechtes Reden oder ein ständiges Misstrauen gegenüber dem Nächsten.

  • Wo missachten wir Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder Lebensstils?
  • Wo sind wir misstrauisch, indem wir ein selbstloses Verhalten, als Selbstinteresse auslegen? Wir trauen dem anderen keine Gütigkeit zu, sondern lauter Selbstbezogenheit. Vielleicht ein Spiegel deiner selbst?
  • Wo reden wir schlecht über Menschen, weil sie anders denken (nicht gläubig) oder sich anders verhalten (ethisch). Vielleicht am Arbeitsplatz, in der Gemeinde, in der Familie.
  • Wo kannst du Menschen Güte und „Gutes“ erweisen, die dich sogar verletzt haben?

Güte gegenüber bösen und verhassten Menschen scheint eine Utopie zu sein. Aber genau das zeigt, dass Güte eine göttliche Eigenschaft ist und auch nur durch Gottes Güte möglich wird. Gut zu anderen sein, die einen enttäuscht oder verletzt haben, ist Christi Art.

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Güte ist die Grundhaltung und -motivation des Handelns Gottes. Alles was der Herr tut, das tut er aus Güte. Er meint es gut und tut es, weil es gut ist.

Diese Grundhaltung möchte Gottes Geist in seinen Kindern bewirken. Gleichgesinnt wie Christus, deshalb soll auch Güte die Grundmotivation unseres Verhaltens gegenüber anderen Menschen sein.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

  1. Kinder des Lichts aus lauter Güte

Als Christen sind wir aus der Finsternis errettet worden, um in seinem Licht zu leben. Raus aus der Gewalt Satans, der Macht der Finsternis, hineinversetzt in das Reich des Sohnes Gottes. Aus Güte und Gnade hatte der Herr mich aufgesucht, aus Mitleid sich meiner Not erbarmt und mir freigiebig vergeben. Es war allein Gottes Liebe in Aktion.

Sich bewusst zu machen, dass wir nicht aus Werken der Gerechtigkeit gerettet wurden, sondern aus lauter Güte, versetzt uns in ein neues Verhältnis zum Wert „Güte“.

Hier erinnern wir uns an den Schalksknecht, bzw. an das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht (Mt 18,21ff), der selbst viel Güte erfahren hat, aber anderen gegenüber unbarmherzig war.

In Jesus Christus haben wir Gottes Güte erfahren und werden darum aufgefordert christusgemäß zu leben. Wenn die Welt im Grundton eher harzherzig und ichbezogen ist und zum Bösen neigt ist das eine Sache, aber bei Kindern Gottes soll „Güte“ die Grundmotivation ihres Handelns sein. Die Güte und Barmherzigkeit Gottes sollte darum unser Verhalten als Christen prägen.

2. Kinder des Lichts zeigen lauter Güte

Wie kann sich im Alltag Güte erweisen? Konkret können wir viele Prinzipien übertragen – angefangen damit, dass Güte ein Geschenk ist – ich also keine Gegenleistung zu erwarten habe.

  1. Güte sucht das Gute für den anderen.
  2. Güte tut dem anderen immer Gutes.
  3. Güte zeigt sich dem anderen gegenüber mitleidig, barmherzig und wohlwollend.

Wer selbst schon solche gutherzigen Menschen kennt oder erlebt hat, der weiß, wie angenehm es ist in der Nähe solcher Menschen zu sein. Güte macht Menschen angenehm und wohlfühlend. Man kann sich selbstprüfend fragen, ob Mitmenschen sich gern in meiner Nähe aufhalten, ob ich ihnen gegenüber eine angenehme Person bin.

Güte zeigt sich darin, dass wir Menschen entsprechend begegnen.

Güte:

  • hat Verständnis für die Situation des anderen – hört auf, alles aus eigener Sicht zu beurteilen
  • pflegt einen sanftmütigen und freundlichen Umgang – hört auf, hartherzig zu sein
  • strahlt Wärme und Wohlwollen aus – hört auf, ignorant zu sein
  • bietet seine Hilfe an – hört auf, selbstsüchtig zu sein
  • verzeiht gern – hört auf, nachtragend zu sein
  • will anderen etwas reichlich gönnen – hört auf, neidisch zu sein

Grundsätzlich meint es „Gutes“ tun und „gnädig“ mit anderen zu sein.

3. Kinder des Lichts leben von lauter Güte

Als Christen sind wir nicht perfekt, wir scheitern an Gottes Anspruch und leben täglich von Gottes Gnade. Seine Güte hört nicht auf, sie ist jeden Morgen neu – wie gut! (Klag 3,22f)

Als Christ leben wir zwar im Licht, aber das bedeutet nicht, dass wir fehlerlos oder perfekt sind. Wie leben von Gottes Güte und Freundlichkeit.

Auch zwischenmenschlich bedürfen wir der Güte unserer Mitmenschen, die uns Gutes wollen, mir vergeben, meine Situation verstehen und sich meiner Nöte annehmen und mir ihre Hilfsbereitschaft erweisen.

Das ist das, was Gemeinde ausmachen soll – wir sollen einander Gutes tut und darin nicht nachlassen (2Thess 3,13; Tit 2,14; Jak 4,17). Allermeist auch den Mitchristen (Gal 6,10).

Gutes selbst erfahren und Gutes tun ist etwas Wunderbares. Es zeugt von Gottes Wesen. Wer das im Leben verpasst, kann das nicht wieder nachholen. Auf einer Hausinschrift in Tirol war zu lesen: „Im Tod hat noch keiner gesagt: „Hätt` ich mehr Geld und Gut gehabt!“

Doch: „Hätt` ich Gutes mehr getan!“ So klagt im Tod fast jedermann.“

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 933

Darum lasst uns reich werden an guten Werken und an erwiesener Güte (1Tim 6,18).

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Kinder des Lichts

1) Kinder des Lichts aus lauter Güte

2) Kinder des Lichts zeigen lauter Güte

3) Kinder des Lichts leben von lauter Güte

Güte ist Liebe in Aktion

  1. Güte drückt sich in Barmherzigkeit aus
  2. Güte fördert Nächstenliebe
  3. Güte ist Vergebungsbereitschaft

Nach Stadelmann:

Was heißt Leben im Licht?

  1. Ich muss als Christ nicht im Zwielicht leben (V.7-8)
  2. Ich lebe, wie es Gott gefällt (V.8-10)
  3. Ich decke auf, was dunkel ist (V. 11-14)

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Die Menschen werden leicht Verächter der Güte Gottes, solange sie des göttlichen Gerichtes nicht innewerden. (Johann Albrecht Bengel)

Wilhelm Busch (1897-1966) erzählte gern die Geschichte von einem Posaunenmeister, den er eines Morgens fragte: „Was gib’s Neues?“ Er antwortete: „Ich habe eben gelesen: ‚Seine Güte ist alle Morgen neu‘.“ Das ist jeden Tag das Aller-, Allerneueste! Aktueller als die Nachrichten aus Radio und Fernsehen oder sonst etwas. Zugleich ist es eine Aktualität, die unsere Existenz täglich betrifft.

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1291

(Klaus Eberwein)