Predigtthema laut Textplan: Ohne Liebe ist alles nichts
(Dies ist ein überarbeiteter Predigttipp vom 04.06.2017 vom gleichen Autor)
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Der Predigttext ist Teil einer thematischen Entfaltung der Jahreslosung 2024 (1. Kor 16,14) zum Thema „Liebe“ im Januar. Wenn möglich sollte man die vorherigen Predigten in seiner Gemeinde gehört haben, um zu wissen, was schon alles gesagt wurde.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden, findet man z.B. unter www.bibleserver.com.
Der erste Gang sollte immer das Selbststudium sein, sich anhand von verschiedenen Bibelübersetzungen und Studienbibeln eine eigene Vorstellung davon zu erarbeiten, welche geistlichen Wahrheiten der Abschnitt enthält und was Gott im Sinne von 2. Tim 3,16+17 dem Leser bzw. Predigthörer zeigen möchte.
Erst in einer zweiten Phase liest und hört man dann andere Auslegungen (inklusive dieser Predigthilfe). Im Sinne von Apg 17,11 darf man dabei durchaus prüfend lesen, ob die Argumente und Schlussfolgerungen der Autoren wirklich schlüssig und überzeugend sind.
Als Hilfen zur Auslegung empfehle ich jedem Verkündiger, sich folgende Studienbibeln zuzulegen: Elberfelder erklärt, MacArthur (gibt es auch als PDF zum kostenlosen Download), Ryrie, Genfer Studienbibel bzw. Reformations Studienbibel (gute theol. Ergänzung zu den Vorherigen),
Weitere gute Hilfen:
# Die Thompson-Studienbibel bietet mit ihren Kettenbegriffen direkt neben jedem Vers gute Anregungen, welche Themen in einem Abschnitt enthalten sind, die man dann in der Predigt aufgreifen kann.
# Die Kompaktkommentare von Warren Wiersbe (gibt es z.T. als englische PDF frei im Internet)
# Hilfreiches Basiswissen findet sich z. B. auch in „Das Neue Testament“ erklärt und ausgelegt von John Walvoord und Roy Zuck (Hänssler-Verlag)
# MacArthur, John: 1. Korinther. Bielefeld: CLV. Dieser Kommentar ist auch online verfügbar (Link vom Dezember 2023): https://bit.ly/3RFeiam
# Krimmer, Heiko: 1. Korintherbrief. Edition C. Holzgerlingen: Hänssler
# Schnabel, Eckhard: Der erste Brief des Paulus an die Korinther, HTA; Wuppertal: R. Brockhaus
# De Boor, Werner: Der erste Brief des Paulus an die Korinther, Wuppertaler Studienbibel; Wuppertal: R. Brockhaus
# Es kann sich auch lohnen, nach dem Selbststudium dann auf sermon-online oder auch Youtube Predigten anderer Verkündiger zum Predigttext zu hören.
1.3 Anmerkungen zum Predigttext
In Korinth gab es verschiedene Missstände, einer davon der in Kapitel 12-14 thematisierte falsche Umgang bzw. die falsche Gewichtung von Geistesgaben. Manche haben sich aufgrund mancher Gaben für „höherwertig“ gehalten.
Dagegen zeigt Paulus in 1. Korinther 13, dass die Liebe das Wichtigste und Entscheidende ist.
Die Verse 8b-12 nicht zu thematisieren ist hilfreich, weil sonst der Fokus von der Liebe weg auf andere Fragen fällt, um die es an dieser Stelle nicht gehen sollte.
Vers 1:
Paulus greift das Thema Sprachengebet auf: Schallende Zimbel oder tönendes Erz „klingen einfach nur“ (mehr oder weniger schön), aber sind in sich leblos.
Ein Christ sollte aber eben nicht nur einfach „Töne“ (oder Worte) erzeugen, vor allem, wenn die anderen sie gar nicht wirklich verstehen, sondern sollte immer von Liebe motiviert fragen, wie er Gott und anderen zugutekommen kann. (vgl. Vers 5b „… sie sucht NICHT das IHRE“)
Ob es die „Sprache der Engel“ wirklich gibt ist umstritten, es könnte auch eine Übertreibung von Paulus sein. Wenn es sie gibt, was sprachlich von Paulus Wortwahl her schon möglich ist, dann ist aber eine weitere Frage, ob ein Mensch sie kriegen könnte, was biblisch nicht eindeutig thematisiert ist. Diese Fragen gehen aber an der Stoßrichtung vorbei, denn der Satz ist ja sogar so formuliert, dass der Gegenüber evtl. die Sprache sogar versteht, und auch dann gilt: Es muss MIT Liebe sein.
Vers 2:
Hier entsteht der Eindruck, dass Paulus etwas skizziert, was in dieser Welt so nicht erreichbar ist für einen Christen. Paulus formuliert hier „den perfekten Draht zu Gott“ (Weissagung, Zugang zu ALLER verborgenen Erkenntnis und unbegrenzten Glauben), aber ohne Liebe (zum Nächsten) wäre ER dann „NICHTS“.
Spannende Frage: Wieviel Wert legen wir auf Erkenntnis und Glauben und investieren Zeit dafür und was tun wir, um mehr „Liebe zu haben“?
Vers 3:
Offensichtlich ist „Liebe“ nicht nur das äußerlich sichtbare Handeln (in diesem Fall totale Askese und Martyrium), sondern es geht um die innere Haltung, die ich dabeihabe.
Vers 4-7:
Die Einzelsequenzen sind gut zu verstehen.
Wichtig ist, dass die Stoßrichtung NICHT ist, dass wir jetzt diese Verhaltensweisen „produzieren“ oder es uns antrainieren. Sondern die Stoßrichtung ist, dass wir den anderen wirklich von Herzen LIEBEN, und dann wird sich das in die beschriebenen Verhaltensweisen bzw. Einstellungen auswirken.
Die große Aufgabe der Predigt wird sein, WIE diese echte innere Liebe WACHSEN KANN.
Vers 7b+c sind dabei einfacher zu verstehen, wenn es dort auch um die Liebe zu GOTT geht und nicht zum Mitmenschen.
Vers 8a:
Tatsächlich wird es die Liebe im Himmel immer noch geben, sie ist das ewige Wesen Gottes, während wir Sprachen, Weissagung und selbst Glaube und Hoffnung dort nicht mehr haben bzw. brauchen werden!
Echte (!) von Gott geschenkte Liebe ist das, was Gott tatsächlich widerspiegelt.
Vers 13:
Das „nun aber“ kann man verschieden interpretieren, hier wird folgende Auslegung bevorzugt: Im Blick auf das Vollkommene, das noch kommen wird (Vers 10-12), brauchen wir „nun aber“ vor allem Glaube, Hoffnung und Liebe – und eben nicht Sprachenrede oder Weissagung. Und dabei ist dann die Liebe das Wichtigste!
Das ist ein starker Fokus, dass bei allem Warten auf den Himmel doch meine Beziehungen hier in dieser Welt sehr, sehr wichtig sind!
2. Hilfen zum Textverständnis
2.1 Hinweise für situative Überlegungen
Vor dem Hintergrund des „Doppelten Liebesgebotes“ oder Joh 13,34-35 bis hin zu Joh 17,26 ist das Thema „Liebe“ offensichtlich eins der Wichtigsten im Neuen Testament. Es ist angemessen, aus dieser Reihe bis zu 4 Predigten zu machen. Evtl. kann es dem einen oder anderen Zuhörer doch „genug sein“. Es gilt also wirklich noch einmal die Zuhörer in besonderer Weise für dieses Thema zu gewinnen.
2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen
Grundsätzlich lassen sich Brieftexte sehr direkt auf uns heute übertragen, weil sie direkt in unserem Bund entstanden sind.
Evtl. muss man erklären, warum Paulus das Stilmittel der Übertreibung benutzt (Vers 2)
Es muss auch gut erklärt werden, wie wir geistlich mit dem Ideal in Vers 5-8 umgehen: Es geht nur mit Gnade, aber auf dieser wollen wir uns natürlich nicht ausruhen …
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen
Die Herausforderung JEDER Predigt ist, nicht nur einen Appell an die Zuhörer zu richten, dass sie (in diesem Fall) mehr Liebe haben sollen, sondern es muss auch deutlich werden, WIE ECHTE LIEBE im Herzen entstehen und wachsen kann.
Tatsächlich wird dabei auch zu klären sein, inwieweit diese „Liebe“ auch eben eine emotionale Ebene hat: Wir neigen dazu die Liebe auf eine „Entscheidung“ zu reduzieren, aber Vers 3 lässt erahnen, dass es eben doch mehr ist als eine Entscheidung z.B. Gutes zu tun. Auch im Blick auf Vers 4 und 5 ist die Frage, wie weit man da mit reinen Entscheidungen kommt oder ob hier nicht wirklich eine herzliche Liebe bzw. Zuneigung nötig ist. Mk 12,30 legt auch nahe, dass zumindest die Liebe zu GOTT auch eine emotionale Ebene haben soll und auch Römer 12,9 legt eine wirkliche Herzenshaltung nahe.
Wie kann es also zu einer Herzensveränderung kommen, dass meine Zuneigung zu Menschen wächst?
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Der Hörer soll erkennen, dass eine wirklich umfassende Liebe zum Mitmenschen und zu Gott das Wichtigste ist. Gleichzeitig muss ihm ein Weg gezeigt werden, wie diese Liebe wachsen kann.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Ohne Liebe ist alles nichts!
Alternativ: Mehr Liebe!
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
Einleitung:
Beispiele für Lieblosigkeit in der Gesellschaft, in der Gemeinde und/oder in der Familie! (Evtl. auch in Anlehnung an Vers 2, dass uns manches so wichtig ist in der Gemeinde)
-> (Wir brauchen) Mehr Liebe!
TEXTLESUNG
(1) Was ist Liebe? (Mehr „Was“?)
Hier wird entfaltet und vom Text her belegt, dass es eben nicht nur um äußerliches Verhalten geht, sondern um eine neue innere Herzenshaltung. Anhand von Joh 17,26 oder Lukas 15,20 kann man hier auch zeigen, wie Gott selber liebt.
(2) Mehr Liebe ist wichtig:
Von Vers 13, vor allem von Vers 2 her und dann eben z.B. Joh 13,34f und weiteren Stellen wird gezeigt, dass Liebe so grundlegend wichtig ist. Wir sollten in das Wachstum von Liebe mindestens so viel Energie stecken wie in das Wachstum von Erkenntnis oder Gottvertrauen (Vers 2). Joh 13,34f ist dabei wohl auch im Sinne einer missionarischen Wirkung zu verstehen. (Es ist ja tatsächlich auch zumindest eine „interessante“ Frage, warum sich der Missionsbefehl in den neutestamentlichen Briefen gar nicht so oft bzw. direkt niederschlägt, aber eben sehr betont wird, zu lieben und Gutes zu tun. Könnte das damit zu tun haben, dass die Liebe das ist, was bei aller vermittelten Erkenntnis überzeugen soll.)
(3) Mehr Liebe ist möglich:
Hier sollte ein Weg aufgezeigt werden, wie es zu einer echten Herzensveränderung kommen kann (Römer 12,1-2; Gottes Liebe zu mir in der Tiefe erkennen und verstehen – 1. Joh 4,19; Lukas 15,20; beharrliches Gebet für Veränderung; sich gerade im Blick auf „unangenehme Menschen“ vor Augen führen, wie Gott diese Menschen ansieht; bewusst einem Menschen immer wieder Gutes tun bzw. herausfinden wie man ihm Gutes tun kann, kann auch mithelfen, mein Herz zu verändern; es kann auch helfen, sich vertieft bewusst zu machen, dass wir FAMILIE sind: „Er ist mein Bruder!“)
Super wäre natürlich, wenn man hier ein Zeugnis geben könnte, wo Gott tatsächlich meine Haltung einem „unangenehmen Menschen“ gegenüber verändert hat durch (manche) dieser Schritte.
(Mirko Lau)