Epheser

Predigthilfe vom 15.2.2009 – Epheser 6, 1-9

Monatsthema: Nach dem Willen des Herrn leben
Predigtthema: Beziehungen nach dem Willen Gottes

Bibelstelle: Epheser 6, 1-9

Verfasser: Eckhard Löffler

Vorbemerkungen
Der Text hätte eigentlich logisch zu Kap. 5 gehört. (1)
In Epheser 5 und 6 sind 1. NUR Geschwister „in dem Herrn“ gemeint, – die Liebe unter Gotteskindern ist absolute Voraussetzung, 2. werden unterschiedliche Adressaten genannt. D.h. die Texte für die Frauen sind NICHT an die Männer gerichtet und die Sätze für Kinder nicht an die Eltern. Und deshalb sind sie ungeeignet für „gruppenübergreifende“ Vorhaltungen. Wenn sich jeder nach DEN Vorschlägen richtet, die IHN SELBST betreffen, ist schon Wesentliches für ein gutes Miteinander erreicht.

Von daher sollten sich Verkündiger darüber Gedanken machen, wie ein Predigttext, der z. T. eindeutig an die Kinder gerichtet ist, ausgelegt werden kann, während die Adressaten gleichzeitig in anderen Räumen die Kinderbetreuung erleben.

Erklärungen und Tipps
V. 1-3 Die GEISTLICHE Gleichstellung vor dem Herrn (Gal 3, 28) darf nicht dazu verführen, die „natürliche“ Unterordnung zu vergessen. Für Kinder gilt das „Gehorchen“, (2) wobei das Motiv nur eine Liebe sein kann, die den Eltern sogar folgt, wenn „Erziehungsfehler“ vorkommen. (3) Das lässt sich nur er-LIEBEN, niemals er-ZWINGEN, mit einer Liebe, die sich selbst gern hintendran stellen kann.

Die V. 2f sind Zitat aus 2. Mo 20, 12 oder 5. Mo 5, 16. Das erste Gebot (4) mit einer Wenn-Dann-Verknüpfung. Im AT erlebte man Gottes Segen in äußeren Werten: Gesundheit, Reichtum an materiellen Gütern und Kindern, usw.
Paulus ändert den AT-Ausdruck für das Volk Israel „in dem Lande“ um in eine Beschreibung für ALLE, Juden- und Heidenchristen: „auf der Erde“. Weltmission ist angesagt.

Zum Versprechen „dass es dir gut gehe“ (V 3) gehört im NT neben der Verheißung des ewigen Lebens aber auch die Erwartung von Leid, gerade auch „um des Glaubens willen“ (Apg 14, 22).
Auffallend ist aber, dass Gotteskinder gerade auch in ihrem Leid hervorragende Zeugen blieben (Ps 34; 42; 73; und Paulus selbst).

V 4 Väter, die eine Unterordnung von Frau und Kindern erwarten, sollten ernsthaft prüfen, ob sie der Familie wirklich Priester und Vorbilder sind. Zuständig für die Gewinnung der Familie zum Glauben an den Herrn waren zuerst die Väter. (5)

Flüchten Väter öfter als Mütter in Zornausbrüche? (6)

V 5-8 Sklaven galten damals offiziell nicht als Menschen. (7)
Das Wort „gehorchen, hinhören“ stammt wahrscheinlich aus Sklavenzeiten.

Das Evangelium war und ist kein Programm zur gewaltsamen Änderung sozialer Verhältnisse. (8) Paulus verkündigt keine WeltREVOLUTION sondern eine WeltERLÖSUNG (Rö 5, 18; 8, 32; 1. Tim 2, 4.6).
Christen müssen sich nicht als „willenlose Waschlappen“ allem Unrecht beugen, aber sie können trotz allen Ungerechtigkeiten in dieser Weltzeit bei allem, was sie tun (müssen), IHREM Herrn Jesus Christus dienen.
„Furcht und Zittern“ beschreibt nicht ein sklavisches Unterlegensein, sondern ermuntert, auf gewaltsame Übergriffe und eigenmächtige Ausschreitungen zu verzichten: Weil sie dem mächtigsten Herrn aller Zeiten gehören, der sie nie hängen lässt. (8)
„Einfalt“ ist keine geistige Einschränkung, sondern Konzentration auf das eine Wichtige ohne Zwiespalt, – ohne hintergründige Berechnungen, ohne Neben- und Hintergedanken: JESUS ALLEIN!

Auch als Sklave den Willen Gottes zu tun, relativiert die Einteilung in „Arbeitgeber und Arbeitnehmer“. (9) Christen dienen hauptsächlich EINEM Herrn (Rö 12, 11; Kol 3, 24). (10)
Wer durch Christus ein neuer Mensch geworden ist, kann oben oder unten, einflussreich oder unwichtig, mächtig oder abhängig ertragen (Phil 4, 12). In JEDER Lage will er Gottes Willen tun und kann Zeuge seines Herrn sein, auch wenn es ihm zeitweilig unmöglich erscheint (Lk 18, 27 – Jahreslosung).

V 9 Gläubige (!) Herren werden daran erinnert, dass beide, Herren und Sklaven (Arbeitgeber und Arbeitnehmer), einen und denselben Herrn über sich haben.
Auch „gut gemeinte Drohungen“ als Druckmittel zur Pflichterfüllung greifen weder in der Pädagogik noch im Arbeitsverhältnis. (11)

Aber für den ganzen Text gilt: Nur als neugeborenes Gotteskind, d.h. nur in der „Kraft von oben“ lassen sich die Ratschläge des Paulus umsetzen. Alle anderen Versuche werden am Menschen scheitern.
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Gliederungsvorschlag (nach Dr. Helge Stadelmann)
1. Gehorsam, wie Gott ihn will
2. Autorität, wie Gott sie sich vorstellt
3. Bewährung in Macht und Ohnmacht
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Fußnoten
(1) „Die heutige Verseinteilung und Zählung stammt natürlich nicht von Paulus. Der Drucker Robert Stephanus veröffentlichte sie in seinem griech. NT von 1551 (Genf) und seiner Vulgata von 1555. Die erste Lutherbibel mit Verseinteilung war eine Heidelberger Ausgabe von 1568, die Wittenberger Drucke folgten seit 1586, die Zürcher Übersetzung seit 1589.“ (Lexikon zur Bibel, Brockhaus)
Bei krassen Fehleinteilungen standen besonders im AT hinter den ersten Verszahlen eines Kapitels in Klammern Zahlen, die direkt an das vorhergehende Kapitel anschlossen, z.B. „1. (37), 2. (38)“, usw.
(2) Wörtl. „Hören auf, gehorchen“. In einem unverletzten Vertrauensverhältnis wird in der Regel das umgesetzt, was der Andere sagt. Dieses Wort steht auch für den Gehorsam der gläubigen Sklaven (V5).
Für die FRAUEN (5, 21) gilt allerdings ein anderes Wort: „sich unter etwas stellen, sich unterordnen“, wobei es hier darauf ankommt, dass es aus freiem Willen geschieht und nicht verordnet werden kann (nach Rienecker, Sprachlicher Schlüssel zum Griech. NT).
(3) Spätestens nach dem Fiasko des „68er-Befreiungskults“ und einer Emanzipationswelle, die jede Kinderbevormundung ablehnte und zum gewollten Verlust von Werten führte, wurden die hinterlassenen Scherben deutlich. Elternliebe muss Grenzen setzen können. Kinder, die alles dürfen (leider oft auf Grund der Bequemlichkeit und Verantwortungslosigkeit ihrer Eltern!), sind für jede Fehlentwicklung offen.
Ebenso funktioniert die „Selbstentfaltung“ nur bei Raupen, die Schmetterlinge werden. Wenigstens überlassen sie ihre Entwicklung ganz ihrem Schöpfer.
(4) Hier beschreibt „ERSTES Gebot“ nicht eine Reihenfolge sondern seine Wichtigkeit (vgl. Mk 10, 31.44; Apg 17, 4; 1. Tim 1, 15).
(5) Heute nehmen überwiegend die Ehefrauen und Mütter diese Verantwortung wahr. Können die das besser – oder entziehen sich die Männer schlicht ihrer Verantwortung?
(6) Tiere nehmen aggressive Haltungen an, wenn sie nicht mehr weiter wissen.
Unter Menschen muss „endlich mal ein MACHTWORT“ gesagt werden.
Und wenn schon im Einzelfall Bischöfe und Verbandsverantwortliche versagen, meinen Väter manchmal, wenigstens im eigenen Gehege mal selbst ordentlich auf den Tisch hauen zu müssen…
(7) Plato und Aristoteles unterscheiden zwei Gattungen: Sklaven seien nur zum Teil begabt und unterschieden sich von den Tieren nur durch ihre Arbeitsleistung. Oft galten Sklaven als SACHEN, nicht als Menschen, weshalb sich Sklavenhändler oder -halter für ihren Umgang mit ihnen nicht vor Gericht verantworten mussten.
Das Wort „Sklave“ hat verschiedene mögliche Wurzeln: Es wird vom griech. Verb „skyleúo“ („Kriegsbeute machen“, (1. Person Singular „skyláo“) oder vom lateinischen „sclavus“ abgeleitet.
„Sklaven stammen in der Regel aus anderen Ländern, werden ihrer Volkszugehörigkeit und ihrer Familie entrissen und in andere ihnen völlig fremde ethnische, sprachliche und soziale Umfelder verpflanzt. Sie stehen außerhalb des Rechts, sind zur Ware verdinglicht und werden willkürliche Verkaufs- und Wiederverkaufsgegenstände. Die Freiheitsberaubung versklavter Menschen geht also in der Regel mit physischer und/oder institutioneller Gewalt einher.“ (Wikipedia)
In den USA wurde die Sklaverei erst 1865 verboten.
„Im April 2006 veröffentlichte Terre des hommes Zahlen, nach denen mehr als 12 Millionen Menschen als Sklaven betrachtet werden müssen. Diese Zahlen wurden später von Seiten der UN bestätigt. Davon seien etwa die Hälfte Kinder und Jugendliche. Es handelt sich um Opfer von Menschenhandel und Zwangsarbeit In Indien, Bangladesh und Pakistan leben demnach die meisten Zwangsarbeiter. Auch in den Industrieländern leben insbesondere Frauen als Zwangsprostituierte unter sklavenähnlichen Umständen. Darüber hinaus werden im Baugewerbe, in Haushalten und in der Landwirtschaft Arbeitskräfte illegal ohne Rechte beschäftigt. In Mitteleuropa sind Einzelfälle von sklavenähnlichen Arbeitsverhältnissen bekannt.“ (Wikipedia)
(8) Die „68er“ ermunterten „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“. „Autonome“ und „Hausbesetzer“ übernahmen diesen Slogan.
(9) Peter Hahne: „Beter bewegen die Welt, weil sie das Herz Gottes bewegen.“
(10) „Christen wollen nur einem zu Gefallen leben, ihrem himmlischen Haupt. Darum sind sie nicht menschengefällig, buhlen nicht um Menschengunst, sind nicht schmeichlerisch, ins Gesicht dienstbeflissen, hinter dem Rücken nachlässig. Als Knechte Christi tun sie den Willen Gottes. Was Gott will, ist für sie entscheidend, und dann machen sie es auch den Menschen recht. Und wenn Menschen dennoch etwas auszusetzen haben, so haben sie ein gutes Gewissen vor Gott und sind nicht empört und untröstlich. Sie dienen ihren irdischen Vorgesetzten ‚von Herzen’. Sie sind ganz dabei. Es ist ihnen ein Herzensanliegen, alles richtig zu machen. Sie begnügen sich nicht mit dem Schein. Auch sollen sie ihrer Herrschaft gut gesinnt sein, nicht eine feindliche, gehässige Gesinnung, sondern guten Willen hegen, die Herrschaften nicht richten, nicht lieblos über sie reden. Ist die Herrschaft gütig, so ist das nicht schwer. Aber auch gegen unfreundliche Herren sollen sie sich nicht aufbringen lassen, sondern ihre Härte durch liebevolles Wesen besiegen. Das ist nur möglich, wenn nicht der ungute Mensch vor den Augen steht, sondern der Herr mit Seiner Liebe, die auch für die grausamen Feinde gebetet hat und sich nie erbittern ließ.“ (Aus: Walter Michaelis, Bibelleseblätter)
(11) „Die erste Maßregel aller REGIERUNG ist DROHUNG. Und alle Regierung stößt dabei an zwei Klippen: teils gibt es kräftige Naturen, die alle Drohung verachten, und alles wagen, um alles wollen zu können; teils gibt es noch weit mehrere, die zu schwach sind, um sich die Drohung einzuprägen, und bei denen von der Begierde die Furcht selbst durchlöchert wird. Die doppelte Ungewissheit des Erfolgs lässt sich nicht wegräumen.“ (Joh. Friedrich Herbart, Allgem. Pädagogik)