Epheser

Predigthilfe vom 8.2.2009 – Epheser 5, 21-33

Monatsthema: Nach dem Willen des Herrn leben
Predigtthema: Ehe nach dem Willen Gottes

Bibelstelle: Epheser 5, 21-33

Verfasser: Eckhard Löffler

Vorbemerkungen
Luther überschrieb diesen Text mit „Die christliche Haustafel“ (1)
Manche Männer kennen in der Bibel nur 1. Mo 3, 16c („Er soll dein Herr sein!“) oder Eph 5, 22 („Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn.“). (2) Noch EINSEITIGER und FALSCHER lässt sich der Predigttext nicht missverstehen.
Um Text und Thema in EINER Predigt erschöpfend und überzeugend zu behandeln, reicht die Zeit eher nicht.
Zwei Bereiche, die zusammen gehören (siehe Gliederungsvorschlag):
1. Was die gläubige Frau für eine gute Ehe tun kann (Vv. 22-24).
2. Was der gläubige Mann für eine gute Ehe tun kann (Vv. 25-33)

Die Religionszugehörigkeit der Familie bestimmte damals der Hausvater (Jos 24, 15). Frauen und Familienmitglieder schlossen sich dem Glauben ihres Mannes an. (3)

Erklärungen und Tipps
V 22-24 Die Unterordnung gilt für die ganze Gemeinde. Die Ehefrauen haben dabei einen besonderen Status, der allerdings nicht das Paschaverhalten ihres Mannes unterstützen soll, im Gegenteil. (4)
Der gläubige Mann ist von Gott beauftragt, verantwortlich (d.h., er ist Gott Antwort schuldig!) das Haupt seiner Familie zu sein. Allerdings stehen Familien und Gemeinden unter dem Haupt und der Leitung des Herrn.

Ein autoritatives Lehren und Leiten durch die Frau verstößt gegen die gebotene Unterordnung, denn beides beinhaltet Herrschaft.

Trotz der Prägung durch die jeweiligen Gesellschaften müssen Gottes Wort und Wille gelten, nicht die aktuellen Zeitströmungen. Die Bibel steht immer höher als jede bewährte Praxis. (5) Trotzdem bleiben Überlegungen: Der eine Christ bezieht sich auf Eph 5, 22, der andere auf Gal 3, 28.
Entscheidend ist, dass Frauen auch vor Gott GLEICHWERTIG, aber nicht GLEICHARTIG sind.
Gott schuf kein „Neutrum“ als „funktionierende Maschine“ für die Anliegen der Männer. Die Frau ist AUCH Gott „ebenbildlich“, wie der Mann (1. Mo 1, 27). Aber zu einem wirklich GANZEN wird sie durch die Einheit von Mann und Frau (1. Mo 2, 17-24). Auch der Mann ist ohne Frau unvollkommen und hilfsbedürftig.
Erst die Herrschaft des Herrn Jesus Christus führt für Frau und Mann zur Befreiung.

Alle Formen von Sklaverei sind Entwicklungen der GEFALLENEN Schöpfung. Die Stellung der Frau ist aber nicht erst die FOLGE des SÜNDENFALLS (1. Mo 3, 16) sondern war schon VORHER SCHÖPFUNGSORDNUNG (1. Mo 2, 18).

Die Bezeichnungen für Mann („Isch“) und Frau („Ischscha“) klingen im Hebräischen ganz ähnlich. Luther und Zwingli haben in ihren Übersetzungen von 1. Mo 2, 23 darin die männliche und die weibliche Form ein und desselben Wortes gesehen: „Mann und Männin“. Grund dafür war die Einheit beider vor Gott (1. Mo 2, 24). (6)

Im Epheserbrief eine polemische Haltung des Junggesellen Paulus zu vermuten, wäre grundfalsch. Er zählt dankbar großartige Mitarbeiterinnen auf (Rö 16; 1. Ko 7, 34; Phil 4, 2f; 1. Tim 5, 3.10).

WIE CHRISTUS das Haupt der Gemeinde, ist der Mann das Haupt seiner Frau.
Allerdings zeigt sich die „Herrschaft Christi“ absolut nicht in äußerlicher Machtausübung, sondern seine MACHT ist die LIEBE, die UNTERORDNUNG (Phil 2, 3.6-8).
Und wenn Mann und Frau ein „Brief Christi“ sind (2. Ko 3, 3f), wird die Ehe zum Abbild der Christusbeziehung.

Heinzpeter Hempelmann: „Dass sich nach Eph 5, 21 Mann und Frau einander unterordnen sollen – in der Furcht Christi -, heißt ja nichts anderes, als dass sie eines/einer sind in Christus; dass ihm ihre ganze Loyalität gehört; dass er ihr Herr ist, der ihr Leben bestimmt. Diese gemeinsame Furcht Christi und dieses Einssein in Christus zeigt sich aber nun gerade darin, dass sich – wie Paulus sofort entfaltet –‚die Frauen den eigenen Männern (unterordnen) als dem Herrn’ (5, 22) und die Männer es Christus ‚schuldig sind, ihre Frauen zu lieben wie/als ihre eigenen Leiber’ (5, 28). Gerade die letzte Loyalität gegenüber Christus führt die Frauen zur Unterordnung gegenüber dem Mann; gerade die Furcht Christi führt den Mann dazu, die eigene Frau mehr zu lieben als sich selbst.“
Und nun muss sich der Mann nicht mehr be-haupt-en, weil beide dem Haupt Christus unterstehen und sich von ihm prägen lassen (Phil 2, 5).

V 25-27 Wenn Paulus die Priorität des Mannes mit der obersten Autorität des Herrn gleichstellt, ist jeder ichsüchtige, paschamäßige oder sogar gewalttätige Ton FEHL am Platz.
Die Herrscherstellung Jesu beruht auf seiner Selbsthingabe. Männer sind nicht die Vorgesetzten der Frauen, sondern u.a. ihre Stützen.
Das HAUPTSEIN ist also kein Recht, sondern eine Pflicht! (1. Ko 13) Und Liebe kennt keine Härten und Grobheiten, sondern erkennt die Begabungen und Leistungen der Frau an.

„Liebe“ ist im Deutschen leider ein irreführender Begriff; viele verstehen darunter zuerst die leibliche Seite. (7) „Agape“ ist im Griechischen aber die Liebe, die Gottes Liebe „nachahmt“ (Eph 5, 1) und nicht erst die körperliche Zuneigung meint. Es ist die völlig selbstlose Liebe, die am besten an Jesus zu erfahren ist. Seine Alternative war: Entweder stirbt die WELT und geht auf ewig verloren – oder ICH sterbe. Diese Entscheidung Jesu für die unbegrenzte Liebe Gottes ist deshalb DAS Wunder schlechthin. Und DIESE Liebe erwartet Gott vom gläubigen Mann; ganz gleich, ob es sich um eine gläubige oder ungläubige Frau handelt, denn Jesus opferte sich für alle (Rö 5, 18; 8, 32; ).

Heilig sein heißt ganz Gott gehören. Und eine Gemeinde, die ganz Gott gehört, wird in einer antigöttlichen Welt auffallen, die ihr eigener Herr sein will. Dem Widerspruch begegnet sie aber mit der Liebe Gottes, – was leider in vielen Bereichen, wie seit der Zeit Jesu, noch stärkeren Widerstand hervorruft. (8)

Mit „Flecken und Runzeln“ wird alles beschrieben, was der Gemeinde noch an Ungöttlichem anhängt. (9)

V 28-30 Durch „So“ wird der Faden von der alles drangebenden Liebe Christi zu seiner Gemeinde wieder aufgenommen: SO soll auch die Liebe zur Frau sein.
Das umfassende Einssein mit der Frau gleicht dem geistlichen Einssein im Leib Christi, seiner Gemeinde.

V 31 „Darum“, aus diesem Grund werden mit der Eheschließung die früheren verwandtschaftlichen Verbindungen ersetzt durch eine neue, noch engere Einheit (1. Mo 2, 24; Mt 19, 5).

V 32 Dieses „Geheimnis“ (mysterion) ist deshalb groß, nicht weil die Ehe an sich ein besonders enges Verhältnis ist, sondern weil das Verhältnis Christus-Gemeinde der Beziehung Mann-Frau gleichen soll. Die Ehe soll dem Einssein mit dem gemeinsamen Herrn gleichen und gleichzeitig ein Abbild für die enge Verbindung zwischen Christus und seiner Gemeinde darstellen (z.B. siehe Abendmahl). (10)

Durch das Bild der Ehe und den Vergleich mit der Gemeinde wird allerdings auch das Untergeordnetsein angedeutet (V23).

V 33 „Darum…“ = eine Konsequenz:
Der Frau wird geraten, sich ihrem Mann „unterzuordnen in allen Dingen“ (V 22. 24).
Dem Mann bleibt die Liebe „bis zur Hingebung“ und ihr zu helfen, ihre enge Beziehung zu Gott zu stärken (V 25f).

Zusammenfassung nach Fritz Rienecker:
„1. Was ist die Ehe?
Die Ehe ist die Schule des christlichen Gehorsams (V 22-24). Die Ehe ist die Heimat der Liebe auf Erden (V 25-29). Die Ehe ist ein Priesterbund (V 30-32), in ihr hat er seinen Ausgang, seine höhere Weihe und endlich seine Vollendung gefunden.
2. Mann und Frau
Hausherr (V 22-24). Hausopfer (V 25). Hauslehrer (V 26). Hauspriester (V 27). Hausvater (V 28-29). Hausehre (V 30-31). Hausgeheimnis (V 30-32).
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Gliederungsvorschlag (nach Prof. Helge Stadelmann)
Geistliche Leitlinien für eine gute Ehe
1. Was die Frau für eine gute Ehe tun kann (V 22-24)
2. Was der Mann für eine gute Ehe tun kann (V 25-33)
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Taschenbuch-Tipp: Heinzpeter Hempelmann, Gottes Ordnungen zum Leben, Die Stellung der Frau in der Gemeinde, VLM.
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Fußnoten
(1) Luther prägte den Begriff „Haustafel“ als eine Übersicht neutestamentlicher Verse aus den Briefen des Paulus und des Petrus, die sich auf das christlich geforderte Verhalten verschiedener Stände beziehen. Von Luther im Jahre 1529 zusammengestellt, an den Kleinen Katechismus angehängt.
Weil der Kleine Katechismus von allen lutherischen Christen auswendig gelernt werden sollte und regelmäßig in den Schulen und Kirchen gelehrt wurde, erfuhr die Haustafel vom 16. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine überaus große Verbreitung.
Luther wählte aus den Apostelbriefen Texte, die folgende elf Stände betreffen:
Prediger und Bischöfe, Obrigkeit, Ehemann, Ehefrau, Eltern, Kinder, Hausherrschaft, Dienerschaft, junge Leute, Witwen und alle Christen insgesamt.
(2) Der Geschichtsschreiber Josephus meinte tatsächlich „Die Frau ist in jeder Hinsicht geringer als der Mann“ und der berühmte Rabbi Jehuda (* 165nChr) schrieb: „Drei Lobsprüche muss man an jedem Tag sprechen: Gepriesen sei Gott, dass er mich nicht als Heiden geschaffen hat! Gepriesen, dass er mich nicht als Frau geschaffen hat! Gepriesen, dass er mich nicht als Unwissenden geschaffen hat!“
(3) „Landesväter“ übernahmen das Prinzip, über den Glauben ihrer Untertanen entscheiden zu können:
„Cuius regio, eius religio“, (lat.) für: „wessen Gebiet, dessen Religion“. Erst im 19. Jahrhundert entstand persönliche „Glaubensfreiheit“.
(4) Prof. E. Haupt: „Während im allgemeinen die Regel ist, dass jeder Christ darauf verzichtet, seinen Willen durchsetzen zu wollen, und statt dessen sich gern dem Willen der andern Gemeindeglieder unterordnet, sich dem andern Gliede dienstlich erweist, erleidet diese allgemeine Regel den Ehefrauen gegenüber eine Modifikation (Beschränkung)… Der Mann hat zu gebieten und die Frau sich unterzuordnen. Andererseits hat die Frau sich nur IHREM Manne unterzuordnen (1. Mo 3, 16). Während der Mann zu allen übrigen Gemeindegliedern ein direktes Verhältnis hat und dieses dahin auffassen soll, dass er ‚aller Diener’ wird, hat die Frau ein direktes Verhältnis nur zu ihrem Mann, so dass bei ihr das ‚Einander-Unterordnen’ sich zu einem ‚Unterordnen unter den eigenen Mann’ umgestaltet. So kommt auch das oft als störend empfundene Wort: ‚den eigenen Männern’ zu seinem vollen Recht: Gegenüber der wechselseitigen Unterordnung handelt es sich bei der Frau um eine solche unter den Mann, an den sie speziell gewiesen ist, der für sie der eigene Mann ist. So kommt ferner die Differenz des Ausdrucks zu ihrem Recht, dass es V21 heißt: ‚in der Furcht Christi’ solle die gegenseitige Unterordnung der Gemeindeglieder stattfinden, während in V22 sich die Frau ihrem Manne ‚als dem Herrn’ unterordnen soll.“
(5) Ein Thema, das spätestens seit dem Ende der 60er Jahre brennend wurde, wobei eine weit verbreitete Herabwürdigung der Frau eine Rolle spielte. Die sog. Emanzipationsbewegung war u. a. ein Echo.
(6) Die „emanzipierte“ Gesellschaft und dem Zeitgeist nahe stehender Theologen laufen dagegen Sturm.
Die biblischen Vorgaben entsprechen nicht mehr den gesellschaftlichen Regeln.
Emanze als Kurzform für emanzipierte Frau bezeichnet im Wortursprung eine Frauenrechtlerin oder Feministin. Der Begriff wurde in den 1960er und 1970er Jahren geprägt, als die zweite Welle der Frauenbewegung rollte.
Als Suffragetten (von engl./franz. „suffrage“ = „Wahl“) bezeichnete man Anfang des 20. Jahrhunderts mehr oder weniger organisierte radikale Frauenrechtlerinnen, die das Wahlrecht anstrebten. (nach Wikipedia)
(7) Man spricht von „Liebe machen“. Ein Volkslexikon von vor 70 Jahren nennt unter Liebe nur „rechter Nebenfluss der Nogat“.
Obwohl das Thema überwiegend die Schlagertexte und die Gespräche an vielen Arbeitsplätzen beherrscht, weiß man nicht gleich, was eigentlich gemeint ist.
Die Griechen hatten 3 Ausdrücke, von denen hier die „Liebe Gottes“ gemeint ist.
(8) Wahrscheinlich mehr als genug Beispiele aus dem eigenen Alltagsleben!
Auch der massive Widerstand gegen ein „Christival 2008“ in Bremen, angefacht durch einen Hauptinitiator, der gleichzeitig Fraktionsvorsitzender einer Partei im Bundestag und überzeugter Homosexueller ist. (Seine Ausbildung: Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik.)
Wenn Christen gegen Abtreibungskliniken protestieren, schlägt die Welt massiv zurück.
Wenn Journalisten islamistische Fanatiker, die im Namen ihres Gottes Menschen umbringen, mit Christen gleichgesetzt werden, die Gottes Wort vertrauen und deshalb nur wollen, was Gott will.
(9) „Der Ausdruck ‚Flecken, Schmutzfleck’ bezeichnet das, was der Gemeinde hier auf Erden äußerlich noch an Hässlichem, Unausgeglichenem, etwa als Rest des früheren Lebens ihrer Glieder anhängt. Das Wort ‚Runzeln’ weist vielleicht auf innere Bewegungen hin, die sich im Antlitz, im Aussehen fixieren. Durch die Redewendung ’oder irgend etwas dergleichen’ wird auch das Geringste von Flecken und Runzeln einmal völlig ausgelöscht sein. Also überhaupt alles das, ’was irgendwie noch entstellen könnte’, wird nicht mehr vorhanden sein.“ (Fritz Rienecker).
(10) Ein praktisches Wortzeichen: So handgreiflich das Brot und der Saft des Weinstocks im Munde fühlbar sind und sich über den Magen mit dem Leib verbinden, will Christus EINS sein mit seinen Nachfolgern und der ganzen Gemeinde (Mt 26, 16; Rö 12, 5; 1. Ko 10, 17; 11, 24; 12, 12ff).