2.Johannes

Predigthilfe vom 24. Oktober 2021 – 2. Johannesbrief

Predigtthema:         Entscheidend – wahre Liebe und rechte Lehre

Predigttext:              2.Johannesbrief

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Unser Predigttext entstammt einem kurzen Brief des Apostel Johannes. Er ist neben dem Johannesevangelium, der Offenbarung einer seiner drei „Johannesbriefe“, die für uns im Kanon der Bibel festgehalten wurde.

Das Besondere dieses Briefes ist, dass er an eine „Herrin“ gerichtet ist. Dabei wird weder eine konkrete Person noch ein Ort erwähnt. Die Zeilen könnten sowohl an eine Mutter, als auch an eine Hausgemeinde und deren Teilnehmer (Kinder) gerichtet sein.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

*   John Mac Arthur Studienbibel        (S.1901-2190)                                                           

*   Bibellexikon

  •   The Wiersbe Bible Commentary NT        (S.1010-1014)
  •   Bibelkommentar Band 21; Johannes-Briefe, Heiko Krimmer  Edition C    S.158-175
  •   Wuppertaler Studienbibel      Die Briefe des Johannes (Werner de Boot)  S.175-190

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

V.1    „Der Älteste an die auserwählte Herrin und ihre Kinder …“

     Herrin ist entweder eine fromme Mutter oder dieser Begriff steht stellvertretend für eine Hausgemeinde.

Eventuell hatte Johannes aber auch beide Zielgruppen im Blick, wenn sich nämlich eine christliche Versammlung im Haus dieser Frau traf – und eventuell wurde darum kein Ort und kein Name genannt, weil Johannes die Gläubigen keiner Gefahr durch Verfolgung aussetzen wollte.

V. 5  „Ich schreibe dir kein neues Gebot, sondern das, was wir gehabt haben von Anfang

an – dass wir uns untereinander lieben.“

Diese Aussage scheint im Widerspruch zu stehen mit dem, was Jesus in Johannes 13:34 sagt: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt.“

Das Gebot der Nächstenliebe wird schon in 3.Mose19,18 gefordert, aber erst durch das Beispiel Jesu und die Gegenwart des Heiligen Geistes im Leben eines Christen können wir das so auch praktizieren.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Der Apostel Johannes, als ein unmittelbarer Zeitzeuge und Jünger Jesu richtet sich mit diesem kurzen Brief an die Kernzelle des Glaubens: die Familie bzw. die Hausgemeinde.

Mit drei wichtigen Themen – der Wahrheit, der Liebe und dem Gehorsam. Er spricht die elementaren Dinge unseres Glaubens und deren Auswirkungen in unserer heutigen Gesellschaftssituation an.

Die Wahrheit, die auch in der Person Jesu festgemacht ist, die Liebe, die Gott selbst ist und das Liebeswerk Jesu, das er im Gehorsam am Kreuz vollendet hat, sind die zentrale Botschaft des Evangeliums, das Menschen rettet und darum auch im Besonderen angefochten ist.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Nach der Urlaubszeit im Sommer und eventuellen Neuerungen auf der Arbeit und in der Gemeinde haben sich die Dinge eingespielt. Gruppenstunden finden unter den entsprechenden Bedingungen statt und eine gewisse Routine macht sich breit.

Es ist schön, wenn die Gottesdiensträume sich wieder füllen und auch neue Gesichter, oder auch solche, die länger nicht mehr präsent waren wieder im Gottesdienst zu sehen sind. Das haben wir als Gemeinde so erlebt und darüber dürfen wir uns freuen und auch anderen Mut machen.

Allerdings zeigt unser Text uns auch, dass der Widersacher gerade auch dann nicht schläft, wenn das Evangelium in Liebe und Wahrheit im Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber gelebt wird.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Wahrheit: Sind wir überzeugt, dass es eine absolute Wahrheit gibt? Leben wir nach dieser Überzeugung? Ist uns das Zeugnis eines „wahrhaften Christen“ bewusst? Leben wir „in der Wahrheit“?

Liebe: Haben wir „wahrhaftig“ diese bedingungslose Liebe Gottes begriffen? Sind wir „wahrhaftig“ von dieser bedingungslosen Liebe ergriffen?

Gehorsam: …drückt unser Vertrauen einem liebevollen Gott gegenüber aus

Warnung: Wo ist die Gefahr in unserer Gemeinde, dass diese Wahrheit und dieser „Liebes-Lebensstil“ falsch gelehrt und gelebt wird?

3. Sagen, wo es hingeht

Liebe und Wahrheit sind im Christentum nicht voneinander zu trennen. Liebe muss immer von der Wahrheit begleitet werden (Epheser 4,15) und die Wahrheit sollte immer auch in Liebe weitergegeben werden.

Wer darum an Jesus – der Wahrheit und seinem liebevollen Vorbild Zweifel säht, wer Jesus als wahren Menschen und als wahren Gott in Frage stellt, der sollte in unseren Gemeinden keinen Platz und keine Plattform bekommen.

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Mut machen.

Gute, christliche Vorbilder sind so wichtig. Wenn wir uns aus der Wahrheit der Bibel lenken und leiten lassen, wenn uns der Geist Gottes selbst in alle Wahrheit leitet und uns mit seiner bedingungslosen Liebe handeln lässt, dann werden wir tatsächlich als Licht und Salz in dieser Welt erkennbar und fruchtbar sein.

Wichtig ist, dass wir uns selbst, aber auch andere, am Maßstab der Bibel, der Wahrheit messen lassen und dann auch danach leben/handeln.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Wir sollen und können gute und mutmachende Vorbilder des Glaubens sein.

Das gelingt, wenn wir uns an der Wahrheit orientieren – zum einen am Wort Gottes und zum anderen am Leben Jesu, der von sich selbst sagt: Ich bin die Wahrheit.

Damit diese Wahrheit auch richtig bei den uns anvertrauten Menschen ankommt braucht es die Liebe, die da ist „das Band der Vollkommenheit“ (Kolosser 3,14).

Wer nach dem perfekt vorgelebten Vorbild des Christus im Gehorsam gegenüber Gott lebt, bereit ist in Liebe diese Wahrheit des Christus weiterzugeben, der wird von Gott gesegnet und darf für viele andere zum Segen werden.

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

a) Wahres (Er-) Leben              2.Johannes 1,1-4

„Es gibt keine absolute Wahrheit.“
„Deine Wahrheit ist deine Wahrheit und meine Wahrheit ist meine Wahrheit.“

Zwischen diesen beiden Aussagen bewegen sich viele Menschen. Die Bibel allerdings stellt uns eine absolute Wahrheit vor – Jesus, der von sich sagt:        Ich bin die Wahrheit! (Joh.14,6).

Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit (Jesus) kommen. (1.Tim.2,4). Dazu braucht´s den Geist Gottes, der uns für die Wahrheit, für das Rettungs- und Erlösungswerk Jesu die Augen und das Herz öffnet (Joh.16,13).

Der Heilige Geist ist sozusagen die 3-D-Brille, damit wir diese absolute Wahrheit (in Jesus) erst erkennen können. Wer dies nicht erkennt, der geht am eigentlichen Leben – am Leben mit Gott und damit am ewigen Leben vorbei.

Wer diese Wahrheit erkannt hat, der darf dann auch die Gnade, Barmherzigkeit und den Frieden Gottes erkennen und schätzen lernen (2.Johannes 1,3).

Wer dies erkannt hat und selbst erlebt, der kann und wird zu einem Botschafter dieser Wahrheit und kann dadurch andere prägen (2.Johannes 1,4).

b) Wahrhaftig Lieben                          2.Johannes 1,5-6

Wer die Wahrheit und damit Jesus erkannt hat, der hat die Liebe Gottes erkannt. Nun gilt es in dieser Liebe und damit in Gott zu bleiben (1.Joh.4,16).

Dazu drei Aspekte:
(1) Liebe untereinander
Liebe braucht´s für ein gutes Miteinander, aber auch zum Zeugnis und zur Ehre Gottes (Joh. 13,35).

(2) Liebe ist geboten

Weil Liebe eben nicht nur ein Gefühl ist, sondern nach dem biblischen Begriff, der hier verwendet wird (Agave) eine bedingungslose Liebe ist. Es ist diese Liebe, die mehr mit einem Entschluss den anderen zu lieben und ihm Gutes zu wollen zu tun hat – eine Willenssache ist und darum von Gott „geboten“ wird.

(3) Liebe vorgelebt:

Gott hat in seinem Sohn das „ultimative Vorbild“ gerade auch was gelebte Liebe angeht uns geschenkt. Darum sollen wir (bedingungslos) lieben, wie Jesus uns geliebt hat (Joh.13,34b)

Liebe, wie Gott sie versteht, orientiert sich darum an IHM selbst und an seinem Wort (seinen Geboten) und wird erst dann wahrhaftig, wenn wie ihr Werk an uns getan hat und wir diese Liebe an IHN und an andere Menschen weitergeben.

c) Wahrheitsgetreue Lehre                2.Johannes 1,7-13

Vorsicht – Verführung kommt auch von „innen“  (1.Joh.1.7). Es sind solche, die vieles gehört und erkannt haben, dann aber ihre eigene Wahrheit konstruiert haben – nicht auf Basis der Bibel. Sie stellen die Menschwerdung Jesu in Frage. Ein Christus, Sohn Gottes, der Fleisch und Blut angenommen hat, am Kreuz qualvoll für unsere Sünden stirbt, ist ihnen zu primitiv.

Vorsicht – wer denkt, dass es kein Erlösungswerk Jesu braucht.

Vorsicht – wer sich über die Wahrheit der Bibel stellt und damit der „Ur-Lüge“ des Teufels glaubt selbst Gott sein zu können (1.Mo.3,5).

Vorsicht – wer von dieser Wahrheit abweicht, der löst sich vom Erlösungswerk Jesu ab, der löst sich vom größten Liebesbeweis Gottes ab, der löst sich von Gott selbst ab.

Darum: Bleibt in der Lehre Christi! Bleibt im Wort Gottes! Bleibt in Christus!
Denn: Wer in mir bliebt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Johannes 15,5b

oder nach Heiko Krimmer (Bibelkommentar 21; Johannesbriefe; Edition C  S.158-175:)                            

a) Der Gruß der Liebe                  Verse 1-3

b) Das Gebot der Bruderliebe    Verse 4-6

c) Das Bleiben in der Liebe         Verse 7-11

d) Die Nähe der Liebe                 Verse 12-13

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Wahrheit, Liebe und Gehorsam gehören nach biblischer Sicht untrennbar zusammen, damit Leben im Sinne Gottes gelingen kann.

Dieses „Dreigestirn“ könnte man mit den drei wichtigen Hilfsmitteln beim Klettern vergleichen:

     a) Die Wahrheit ist das Kletterseil
          … nur wer „angeseilt“ im Leben ist, kommt sicher an

     b) Die Liebe ist der Sitzgurt                   
          … darf mich „reinsetzen“ in Gottes Liebe

     c) Der Gehorsam ist der Karabiner

          … erst wenn Seil und Sitzgurt verbunden sind, kann man tatsächlich das Klettern richtig genießen – erst durch die

Verbindung des Gehorsams (des Tuns) von Wahrheit und Liebe wird unser Christsein tragfähig.

Entscheidend beim Klettern:

Meine „Sicherung“ dort wo mein Seil festgemacht ist (z.B. ein Ring in einem Felsen, ein stabiler Baumstamm oder ähnliches).

Entscheidend in meinem (Glaubens-) Leben

Meine „Sicherung“, dort wo alles festgemacht ist, das muss stabil und tragfähig sein.
Dieser „Ring im Fels“, das ist der Sohn Gottes, der Mensch wurde und für uns Erlösung und damit ewiges Leben erschaffen hat.
Wer an diesem Jesus rüttelt, wer an diesem Jesus der Bibel rüttelt, … und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat Gott nicht.
Wer (aber) in dieser Lehre bleibt, der hat den Vater und den Sohn … und damit das ewige Leben.

(Jochen König)