Monatsthema: Nach dem Willen des Herrn leben
Predigtthema: Verständnis nach dem Willen Gottes
Bibelstelle: Epheser 5, 15-20
Verfasser: Eckhard Löffler
Vorbemerkungen
Paulus schreibt hier nicht an die Welt, wenn er Sünden benennt. Die letzten Kapitel sind auch ein Aufruf an die Gemeinde zum Verlassen heidnischer Wege, denn auch bekehrte Ephesus-Einwohner waren durch ihr Umfeld geprägt worden.
Erklärungen und Tipps
V 15 Mit SEHEN ist hier eine Haltung gemeint, die ständig überlegt, ob das, was getan werden soll, vor Gott bestehen kann. (1) Es gibt Christen, die nicht lange fragen und aus der Situation heraus spontan handeln, Typen wie Petrus in seinen „Sturm- und Drangzeiten“ (Mt 14, 28; 26, 33ff; Jo 18, 10).
„sorgfältig, genau“ heißt im Griech. „akribos“, auf deutsch „akribisch“.
Nur, wer in der Bibel zu Hause ist, weiß, was Gott will. Seine Sicht wird geschärft. Er misst möglichst sein ganzes Verhalten an Gottes Wort (Ps 25, 4). Siehe auch das Beispiel des Königs Hiskia in 2. Kö 19, 14ff.
Eine zweite Übersetzungsmöglichkeit fügt das „genau“ eher dem Wandel, der Lebensführung an. Es kommt vor, dass Christen zwar genau WISSEN, was Gott zu einer Entscheidung oder Praxis sagt, vergessen aber diese Erkenntnis. Ein Zeugnis für die Welt sind Gotteskinder, die TUN, was im Wort steht (Mt 7, 21) .
Zusammengefasst: Genau im SEHEN und genau in der LEBENSFÜHRUNG.
„Der Anfang der Weisheit ist die Furcht des Herrn“ (Ps 111, 10; Spr 1, 7; 9, 10).
Salomo bat um ein „gehorsames Herz“ und Gott schenkte ihm Weisheit (1. Kön 3, 9.12).
Aber besonders der Botschaft des Evangeliums gegenüber erweist sich die Weisheit der Welt als unzureichend. Darum orientiert sich die Verkündigung im NT nicht mehr an menschlicher Weisheit sondern an Gottes Geist und Kraft (1. Ko 2, 4f.13).
V 16 Menschen haben die Freiheit, Raum und Zeit auszufüllen. Sie können beliebig ihren Wohnort wechseln und ihren Kalender vollstopfen. WIE der Christ seine Zeit verplanen soll, überlässt Paulus dem Einzelnen.
Die Zeit auskaufen meint auch ausschöpfen, auswerten, ausnutzen, füllen.
Der Mensch der Welt nutzt den Tag. (2) Allerdings verliert er sich im Heute, im Rausch des Augenblicks und verdrängt z.B. die Tatsache, dass er sterben muss (Ps 90, 12).
Das Auskaufen der Christen geschieht im Wissen, dass der verlässliche Gott da ist und der Mensch jederzeit abgerufen werden kann. Deshalb wirkt er, solange es Tag ist (Jo 9, 4).
Warum? Alle Zeiten waren für Jesusleute „böse Zeiten“ (Ps 49, 6). Sie leb(t)en in einer Welt, in der die Sünde herrscht. Geistlicher Gegenwind war und ist immer vorhanden (Jes 5, 20). Vom Kindergarten bis ins Alter werden Christen belächelt, verächtlich gemacht, verleumdet, angegriffen und verfolgt.
Aber weil sie wissen, dass diese böse Zeit vor Jesu Wiederkunft zur ausgesprochenen Trübsalszeit wird (Offb 7, 14), wissen sie auch, „dass der Sommer nahe ist“ (Mt 24) und stellen sich darauf ein. Sie sind sich darüber im klaren, „dass Er kommt“ aber niemand weiß Zeit und Stunde. Deshalb ist Wachsamkeit angesagt.
V 17 „Werdet nicht Unverständige“. Gemeint sind Menschen, die wieder zurückgefallen sind in ihre früheren, weltlichen Denkmuster. Es gibt kein Christsein der Sicherheit, der Garantien, der Geborgenheit ohne die Gefahr, wieder abzufallen (2. Tim 4, 10).
„’Unverständig sein’, das ist kein Mangel an Schlauheit und Begabung, das ist vielmehr Mangel an ‚Glaubensgehorsam’“, (Fritz Rienecker) oder der Versuch, wieder aus eigener Kraft zu schaffen, was nur Gott kann, eben selber Reich Gottes bauen zu können.
Der Mensch weiß zwar, DASS ein Gott ist (Rö 1, 21), weiß aber nicht WER der lebendige Gott ist. Und deshalb muss er ständig von Gott reden und sich und anderen ständig beweisen, dass es gar keinen Gott gibt. (3)
Der Mensch, der Jesus nicht nachfolgt, folgt anderen Größen und ist seinem eigenen Willen untertan (Rö 7, 19.24). Durch die Wiedergeburt entsteht ein neuer Wille, nämlich Gott zu gehorchen und dem Herrn nachzufolgen. Der Christ lebt nun nicht mehr für sich, sondern für seinen Herrn (Gal 2, 20).
„Versteht“ heißt, dass niemand schon alles verstanden hat.
Auch in die frömmsten Aufgaben und Dienste kann sich der eigene Wille einschleichen und die Ichsucht wieder einnisten. Dann sehen Gemeindeglieder auf „verdiente Personen“, Einzelgemeinden und ganze Werke sind auf die Zugkraft ihres Leiters ausgerichtet. (4)
Der Christ meint, ohne ihn könnte diese oder jene Arbeit nicht optimal funktionieren. Und wenn er sein eigenes Glaubensleben prüft, registriert er u.a. seinen eigenen, alten Willen, der sich immer wieder in die Welt des Glaubens schleichen möchte. Man kann auf Vieles leichter verzichten: Reichtum, Bequemlichkeit, Ansehen, – aber nur schwer auf den eigenen Willen.
Dabei soll der Wille selbst nicht sterben, nur sein selbstsüchtiger Anteil. Gott will keine Menschen und keine Gemeinden, in denen der Wille an sich zerbrochen wurde. (5)
Wer den Willen Gottes erkannt hat, wird von ihm mitgerissen, wenn er sich ihm vertrauend überlässt. Den „Willen Gottes tun“ gehört zu den wichtigen Aussagen der Bibel (Ps 40, 9; Hebr 10, 7; Jo 4, 34; 6, 38; Mt 7, 21; 12, 50; Mk 3, 35; 1. Jo 2, 17; Hebr 10, 36; 13; 21).
V 18 Die Mahnung „nicht unverständig“ (V17) zu sein, berührt auch den Bereich aller Rauschmittel.
Was vom Denken an und mit Gott und von den Gedanken an persönliche Sorgen bis hin zur Todesangst bestimmt wird, ist „unverständig“, weil Gott der Herr über allem ist.
Flucht vor Gott, sich verstecken vor ihm, Zudecken von Bedenken des Gewissens und inneren Anklagen, gehören zum alten Willen.
Menschen der Welt haben sich zu allen Zeiten auf unterschiedlichste Arten berauscht. (6) Und haben ihre letzten Werte und Bindungen „ertränkt“: Keine Verantwortung mehr, nur noch selbst leben wollen.
V 19f Nach der Visitation lässt Paulus keine Abrechnung folgen, im Gegenteil: Der Schlussstrich heißt JESUS.
Keine Verurteilung Einzelner, sondern der Hinweis: Wir sollten trotz allem GOTT LOBEN, dessen Sohn Jesus Christus alle Versäumnisse, Ausflüchte, Vergehen und Sünden auf sich genommen hat. ALLE! (Jes 53, 5; Hebr 9, 12).
Paulus versenkt sich nicht in einzelne Untaten, die im Unverstand unterlaufen sind (V17), er findet „trotz allem“ zum LOB GOTTES. Nicht das Schwarze, Bedrückende, die Flecken und Schäden der Gemeinde sind sein Hauptthema sondern die menschlich unverständliche GNADE GOTTES.
Undankbarkeit und Unzufriedenheit mit dem Verhalten anderer Geschwister lähmen und haben meistens ihren Ursprung in der eigenen Geschichte, übersehen die unbeschreiblich großen Gaben Gottes und bleiben im eigenen Welt- und Gemeindebild hängen.
„Dankt jedes Mal für Jedes“ führt zu dem Wunder, dass Gotteskinder auch in persönlicher Not Gott noch danken können, nicht, weil sie die Nöte schätzen, sondern in allem in der Hand des Herrn gut aufgehoben sind (1. Chron 21, 13; Iwdd 375).
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Gliederungsvorschlag 1 (nach Dr. Helge Stadelmann)
Weise leben – aber wie?
1. Weise ist, wer die Gnadenzeit nützt, um Gottes Willen zu tun (V. 15-17)
2. Weise ist, wer sich nüchtern vom Segen Gottes leiten lässt (V. 18-20)
Gliederungsvorschlag 2
1. Zeit nicht vertun, sondern nutzen.
2. Nicht ablenken lassen, ermuntern
3. Danken ist dran
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Fußnoten
(1) Zur verbreiteten Gewohnheit junger Christen wurden Armbänder mit den aufgedruckten Buchstaben „WWJD“ = „What would Jesus do“ (deutsch: „Was würde Jesus tun?“). Hinter dem Slogan steht die Idee, durch solche Armbändchen daran erinnert zu werden, sich bei allem, was man tut, zu fragen, wie Jesus Christus in dieser Situation reagieren, handeln oder denken würde.
Die Geschäftsfrau Jamie Tinklenberg entdeckte die Frage „Was würde Jesus tun?“ in einem mehr als hundert Jahre zuvor geschriebenen Buch von Charles Sheldon. Diese Frage und die damit verbundenen Armbänder verbreiteten sich rasch unter amerikanischen jugendlichen Christen. Laut Tinklenberg wurden bisher weltweit über 52 Millionen Armbänder verkauft (nach WIKIPEDIA).
(2) „Carpe diem“ (= Nutze, pflücke den Tag) stammt von Horaz (66-9 vChr.). Er schlägt vor, das Heute auszunutzen und nicht auf den nächsten Tag zu vertrauen.
(3) Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll: „Das Langweilige an den Atheisten ist, dass sie ständig über Gott reden müssen.“
(4) Machtmenschen beherrschen nicht nur die Politik, sie kommen auch in christlichen Gemeinden vor und fallen durch ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, zuerst positiv auf. Sie beherrschen Andere in Demut und unter dem Mantel der Liebe und Vergebung, WISSEN dabei aber auch von ihrer Wichtigkeit. Die subtile, fromme Form der Machtausübung macht es schwierig, zu unterscheiden, was dieser Leiter erhalten oder durchsetzen möchte und was tatsächlich Gottes Wille ist.
2 kleine Taschenbücher zu diesem Thema: 1. Edin Loevas, Wölfe im Schafspelz. Machtmenschen in der Gemeinde, Brendow-Verlag. 2. Martina & Volker Kessler, Die Machtfalle. Machtmenschen in der Gemeinde, Brunnen-Verlag.
(5) Gott will keine „frommen Waschlappen“. Die meisten christlichen Werke wurden durch Menschen gegründet, die einen starken Willen hatten, die allerdings WOLLTEN, WAS GOTT WILL.
Heute hat die Zahl der Lieder, die von der bewussten Lebens- und Willensübergabe handeln, leider stark abgenommen. Die Zahl der Lob- und Anbetungslieder hat stark zugenommen, die Liedtexte über eine konsequente Lebensübergabe wurden weniger. Kaum werden z.B. noch folgende Lieder gesungen:
Hier hast du meine beiden Hände
Nimm mein Leben, Jesu, dir übergeb ich´s…
Ich habe nur ein Leben und das gehört dem Herrn.
Dir sei mein ganzes Leben, o Jesus, nun geweiht.
In allen meinen Taten lass ich den Höchsten raten
GOTT will´s machen, dass die Sachen gehen, wie es heilsam ist.
Hier ist mein Herz! Mein Gott, ich geb es dir…
Nun, so will ich denn mein Leben völlig meinem Gott ergeben…
Vor meines Herzens König leg eine Gab ich hin…, es ist mein eigner Wille…
Dass ich dein auf ewig sei, sei die größte meiner Sorgen
Nun, so bleibt es fest dabei, dass ich Jesu eigen sei.
Dora Rappard: Mein Wille gehört meinem Gott, ich traue auf Jesus allein. (Iwdd 394, Kehrreim).
(6) „Sich versenken“ in ein wichtiges Buch, berauschen an einer Super-Opern- oder Popstimme, an einem Mona Lisa-Gemälde, in Aktienkursen oder einem neuen Auto, in der Natur, in den Bergen, in der Liebe oder beim Einschlafen. Wenn es zur Ablenkung von Gottes Reden wird, ist Gefahr im Verzug.
„Als DROGE gilt nach Definition der Weltgesundheitsorganisation jeder Wirkstoff, der in einem lebenden Organismus Funktionen zu verändern vermag. Hierunter werden im Allgemeinen aber keine Nahrungsmittel gefasst. Gesellschaftlich wird der Begriff Droge jedoch weit enger gefasst: Drogen sind Stoffe und Zubereitungen, die primär zur Erzeugung eines Rauschzustandes oder zur Befriedigung einer Sucht verwendet werden.“ (Wikipedia) Alles, was man „fürs Leben gern“ erleben möchte, kann dazu gehören.