Monatsthema: Nach dem Willen des Herrn leben
Predigtthema: Veränderung nach dem Willen Gottes
Bibelstelle: Epheser 4, 25-32
Verfasser: Eckhard Löffler
Vorbemerkungen
Paulus versteht den neuen Wandel als FOLGE der Wiedergeburt, der Bekehrung. Keine neuen Verhaltensregeln werden aufgestellt, die in eigener Kraft zu befolgen sind, sondern erinnert wird an die neuen Verhältnisse zu Gott innerhalb der Gemeinde und gegenüber anderen Menschen.
Erklärungen und Tipps
V 25 „DARUM“ beschreibt die FOLGEN in Abhängigkeit von schon Geschehenem. Eine WEIL-DESHALB-Beziehung.
(s Konkordanz; Auswahl: Mt 5, 48; 6, 9a; 9, 38; 10, 16; 24, 42; Rö 1, 26; 2, 1; 14, 8; Kol 3, 8ff u.v.a. „Darum“ und „deshalb“ kommen über 1000 Mal in der Bibel vor.)
Als Folge der Bekehrung werden hier Veränderungen in 5 Lebensbereichen [1.-5.] beschrieben:
[1.] LÜGE beschreibt hier nicht nur die einzelne Unwahrheit, sondern das Wesen des alten Menschen. Wie zu jedem Baum Wurzeln gehören, die sein Leben zwangsläufig beeinflussen, kommt der Unbekehrte nicht ohne Unwahrheiten aus.
In seinen Worten, in seinem Tun und ganzen Wesen bleibt er „ganz der alte“, der sich nicht durch eigene Willenskraft aus der alten Lügenwelt befreien kann. Und das betrifft alle Menschen (Ps 116, 11).
Sie versuchen, „sich ins rechte Licht zu stellen“, um einen guten Eindruck zu vermitteln, geben selten freiwillig eigenes Versagen zu. (1)
Oft besteht ein Gegensatz zwischen ihrem äußeren Sich-Geben und ihrer inneren Haltung; Schein und Sein sind nicht deckungsgleich.
Gehört die Lüge zur Lebensgrundlage des alten Menschen, so wird der neue Mensch durch die Wahrheit geprägt, die ihren Grund in dem Einen fand, der selbst die Wahrheit und das Leben ist (Jo 14, 6; 8, 45; 18, 37; Eph 4, 21).
Die Begründung dafür, dass nun auch Wahrheit das Miteinander von Gotteskindern bestimmt, ist ihre Zugehörigkeit zur einen Gemeinde, zum selben Leib des Herrn (Eph 4, 15f).
Wer bewusst mit der Unwahrheit innerhalb der Gemeinde agiert, (zer-)stört die Lebensgemeinschaft.
Es geht dabei also nicht nur um menschliche Weisheit (2) und Pflichterfüllung sondern um einen wesentlichen Lebenszug der Gemeinde. Sie wird als Störung der Lebensabläufe im Leib Jesu beschrieben. Glieder, die sich nicht gegenseitig unterstützen, schaden immer dem Ganzen. (3)
Für das Ablegen der Lüge reichen eigene Kräfte nicht aus.
V 26
[2.] Jesus konnte zornig werden (Mt 21, 12.16; Mk 11, 15-18; Lk 19, 43.46; Jo 2, 13-16; Jo 11, 33.38; Mk 3, 5), allerdings OHNE zu sündigen.
Der ZORN Wiedergeborener ordnet sich der Tatsache unter, „ein Stück“ von Christus zu sein (4, 4-6; Phil 2, 5), wobei auch der so genannte „heilige Zorn“ (4), der vordergründig „zu Recht besteht“, besonders anfällig ist für Sünde, z. B. Eigen- und Ehrsucht, Immer-Recht-behalten-müssen, persönliches Beleidigtsein.
Wird aber die Heiligkeit Gottes und seines Sohnes angegriffen, werden Demut und Bescheidenheit nicht ausgeschaltet. Dazu bleibt das Bewusstsein der eigenen Unzulänglichkeit erhalten. (5)
Der Sonnenuntergang setzt dem Zorn zeitliche Grenzen. Wer über längeren Zeitraum hinweg Geschwistern etwas nachträgt, bürdet sich selbst unnötige Lasten auf und beeinträchtigt das Gemeindeleben. Wer Zorn im Herzen lässt, steht in großer Gefahr, die Anliegen Gottes mit weltlich-menschlichem Zorn durchsetzen zu wollen und dadurch der Finsternis im eigenen Herzen wieder Platz einzuräumen und das Wirken DES Lichtes der Welt für sich selbst einzuschränken. (6)
V 27
[3.] Unter „DARUM“ fällt auch der Rat, dem TEUFEL (Vater der Lüge, Jo 8, 44) gerade auch im wiedergeborenen Herzen keinen Platz einzuräumen. Diese Gefahr besteht ununterbrochen (2. Tim 4, 10).
V 28
[4.] In den Gemeinden waren Christen, die vor ihrer Bekehrung Verhaltensmuster und Wertmaßstäbe praktiziert hatten, die im weltlichen Bereich üblich waren und dort höchstens als „Kavaliersdelikte“ eingestuft wurden. (7) Auch Christen können wieder in ALTE LASTER verfallen.
Dagegen rät Paulus zur „eigenen Arbeit“ im praktischen Handwerk oder am Schreibtisch. Wichtiges Motiv dazu: Abgeben können. Wer opfern oder spenden soll (vgl. Mal 3, 10; 2. Ko 9, 7) , muss vorher Werte sammeln. Erst dadurch kann er Hilfsbedürftige auch materiell unterstützen. Arbeit ist deshalb auch ein geistliches Geschäft.
Arbeit gehört seit dem Sündenfall zum Menschsein (1. Mo 3, 19). Aber ihren Wert erhält sie nicht durch sich (8), sondern von Gott her.
Nicht jeder Beruf passt zur neuen Einstellung eines Wiedergeborenen. (9) Und wenn Arbeitgeber zur Sünde drängen oder dazu „verpflichten“, beenden Jesusnachfolger das Verhältnis und nehmen lieber wirtschaftliche Einbußen in Kauf im Vertrauen auf ihren neuen Herrn. (Jer 17, 8; Mt 6, 25ff; Lk 12, 22; Rö 13, 14).
V 29
[5.] REDEN kann hilfreich oder verletzend sein (Jo 6, 68; Jak 3, 5). Menschen mit der Gabe einer schnellen und scharfen Zunge sind besonders gefährdet, sie für selbstsüchtige Ziele einzusetzen (Mt 12, 36). (10)
Andererseits weist gerade das mündliche Zeugnis den Christen aus und sein Reden ist wichtiges Mittel zur Gewinnung von Menschen für Jesus (Apg 2, 40; 1. Ko 2, 4.13; 9, 19ff).
Regel: Rede so, dass der Andere es als Hilfe empfindet, damit und wo auch immer es not-WENDIG ist.
Nicht in allen Fällen hilft Reden, schon gar nicht das „Auf jemanden einreden“. Auch die „Sprache Kanaans“ eignet sich nicht für Gespräche mit Leuten, die sie nicht oder unvollkommen verstehen.
Mt 7, 9 schlägt vor, erst einmal und öfter mit Gott zu reden. (11)
V 30 Christliches Reden gehört unter die Leitung des Geistes (Mt 10, 19; Jo 16, 13; Rö 8, 14).
Der Geist ist Teil der Dreieinigkeit Gottes, die auch das Traurigsein kennt (Jes 63, 10; Mt 9, 36; Lk 15, 20b; Apg 5, 3; 1. Thess 5, 19). Auch die Welt spricht vom „ungeistlichen Reden“ und drückt dadurch mehr aus, als sie meint.
Bisher ging es um Einzelfälle, die in Gemeinden nicht ständig vorkommen, nun geht es um „normale“ Vorkommnisse.
V 31 BITTERKEIT „frisst alles in sich hinein“ und trägt es mit sich herum. Man fühlt sich in seinen Rechten beeinträchtigt, behält das aber für sich und lässt die Verwundung unversorgt. Das offene Vertrauensverhältnis bleibt gestört Verbitterung kann so zur Verbissenheit werden (Hebr 12, 15).
Daraus entstehen leicht die erregbare Natur, ZORN und GRIMM. Das innere Gereiztsein kann schließlich zu offenem Zorn führen. Der gespeicherte Ärger bricht durch. (12)
LÄRMSUCHT, Polterrede: Wer laut wird, sorgt sich, anders nicht mehr gehört zu werden. Der Weg zu Schimpfwörtern und Beleidigungen ist nicht weit.
GOTTESLÄSTERUNG (griech. blasphemia) bedeutet hier auch, Kindern Gottes, Geschwistern den Glauben abzusprechen und ihnen schwerste Sünden gegen Gott vorzuwerfen (Spr 14, 31).
Die gemeinsame Wurzel dieser Entgleisungen ist die Ichbezogenheit. Selbstsucht lässt sich aber nicht unbefristet unterdrücken und verstecken. (13)
V 32 „Seid (oder: werdet) aber…“ beschreibt nun das geistliche Miteinander in der Gemeinde.
„WERDET!“ Es bleibt in dieser Weltzeit beim Werden (Hebr 11, 8; Kol 2, 6f) und Wachsen (4, 15; Kol 1, 10; 1. Thess 3, 12).
GÜTIG und LIEBREICH ist Gott, dessen Eigenarten sich in seinen Kindern auswirken sollen. Paulus rät wörtl. zu „guten Eingeweiden“, zur Offenheit für Gefühlsregungen gegenüber Geschwistern und Hilfsbedürftigen.
VERGEBT, WIE … Wer die Vergebung Gottes erlebt hat und ständig in Anspruch nimmt, kann sie nicht für sich behalten (Mt 6, 12.14f; 18, 21ff; Gal 6, 2; Kol 2, 13; 3, 13), d. h. Gotteskinder dürfen nicht den Ast absägen, auf dem sie selber sitzen.
Glaubende werden von der Liebe und Güte Gottes getragen, sie leben von seiner Gnade (Jo 1, 16). Und DAS bestimmt ihre Lebensführung, nicht Vorschriften und Gesetze.
Gliederungsvorschlag 1 (Dr. Heiko Krimmer)
Was man von einem Christ erwarten kann
1. Ein Christ ist wahrhaftig (V25)
2. Ein Christ ist versöhnungsbereit (Vv. 26-27)
3. Ein Christ ist ehrlich und hilfsbereit (V 28)
4. Ein Christ redet so, dass es gut tut (Vv. 29-30)
5. Ein Christ ist angenehm in seinem Verhalten (Vv. 31-32)
Gliederungsvorschlag 2
1. Eine Ursache
2. Viele Auswirkungen
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Fußnoten
(1) Menschen sagen nicht immer, was sie wirklich denken, d. h. sie können sich hinter ihren Worten „verstecken“.
Aber auch noch so fromme Worte beschreiben nicht immer den wahren Inhalt. Afrikanisches Sprichwort: „Ich kann deine Worte nicht verstehen, weil deine Taten so laut reden.“
(2) „Lügen haben kurze Beine…“; „Lügen lassen sich auf Dauer nicht verheimlichen.“; „Nur ‚Notlügen’ sind ab und zu erlaubt.“
(3) Ein krankes Glied belastet auch die anderen und der ganze Organismus leidet.
Wenn körpereigene Abwehrkräfte anfangen, gegen die eigenen Körperzellen zu wirken, sind Leiden und schwerwiegende Krankheiten unvermeidbar.
(4) Wenn sogar Ungläubige vom „heiligen Zorn“ reden und ihr Temperament als Entschuldigung anführen, sind die Motive selten frei von Ichsucht und Rechthaberei.
(5) Augustin: „Liebe deinen Nächsten und dann tu’ was du willst.“ – abgewandelt: „Liebe deinen Nächsten und dann sag’ ihm, was du willst.“
(6) „Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ.“ (Paul Gerhardt)
(7) Heute gelten z. B. auch unter Christen nicht grundsätzlich alle Verkehrsregeln, Ehrlichkeit in Steuerfragen oder die Unantastbarkeit fremden Eigentums. Sogar in Gemeinden kamen (und kommen!?) Unterschlagungen von Opfergeldern vor.
(8) „Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis“ (Schiller, Die Glocke) beschreibt die Auffassung des Menschen ohne Gott, der eventuell sogar „in ‚seiner’ Arbeit aufgeht“ und sein Selbstwertgefühl an seiner Schaffenskraft festmacht. Nachrufe bei Beerdigungen unterstützen oft diese Sicht: „Nur Arbeit war sein Leben!“
(9) Bestimmte Vergnügungslokale und Wirtschaften mit Alkoholausschank wurden aufgegeben, als ihre Betreiber Christen wurden. Rechtsanwälte konnten nach Gesetzesübertretungen ihrer Klienten nicht mehr um jeden Preis deren Unschuld beteuern.
(10) Redewendungen: Der schwätzt jeden unter den Tisch. Der hat immer Recht. Der/die hat ein … wie ein Schwert. Ein geläufiger Begriff ist „ÜberredungsKUNST“.
(11) „Rede mit deinen Kindern nicht zu oft über Gott, sondern lieber öfter mit Gott über deine Kinder.“
(12) Redewendungen: Das Maß ist voll. Das geht über die Hutschnur.
(13) „Wir lassen uns in unserer Demut von niemandem übertreffen…“