Monatsthema: Der Christ und die Gemeinde
Predigtthema: Was Gott von verantwortlichen Mitarbeitern erwartet
Predigttext: 1 Timotheus 3,1-13
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise zur Verkündigung, ersetzt aber nicht ein eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung / Neue Genfer Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Hilfen zur Auslegung finden sich in den Kommentaren von Fritz Grünzweig (Edition C Bibelkommentar NT Bd.18) und von Hans Bürki (Wuppertaler Studienbibel NT Bd.10).
1.2 Hinweise zum Verständnis des Predigttextes
Eine weitere zentrale Stelle zum Thema Ältestenschaft ist Titus 1,5-9. Sie enthält wertvolle Ergänzungen zu unserem Predigttext.
Das Neue Tetament spricht von Aufsehern (griech.“episkopoi“)
– von Ältesten (griech.“presbyteroi“)
– und von Diakonen (griech.“diakonoi“)
Die Bezeichnungen sind aber austauschbar: Paulus nennt z.B. die Ältesten der Gemeinde von Ephesus auch „Aufseher und Hirten“ (Apg 20,17+28; vgl. 1Petr. 5,1-2).
Es gab in den Gemeinden in der Regel einen „Ältestenkreis“.
Älteste sollen sich untereinander immer wieder ermutigen, falls nötig auch ermahnen und gegenseitig korrigieren können.
So ist einem Missbrauch ein entscheidender Riegel vorgeschoben.
Die Anzahl der Leiter in den Gemeinden ist unterschiedlich.
Sie richtet sich nach der Größe der Gemeinde, nach ihren Bedürfnissen und nach den vorhandenen Gaben.
Gottes Maßstäbe für einen Ältestendienst sind sehr hoch. Das zeigt unser Predigttext sehr deutlich.
Vor uns haben wir eine Art Charakterstudie für Älteste:
1. Ein Ältester soll Mann einer einzigen Frau sein (V.2).
TREUE soll sein Eheleben kennzeichnen.
Der Älteste darf also nicht in dem Ruf stehen, seiner Frau untreu zu sein und evtl. noch eine Geliebte zu haben.
Wenn er verheiratet ist, sollte er also eine vorbildliche Ehe führen und auch seiner Familie gut vorstehen.
2. Selbstdisziplin ist ein weiteres Kennzeichen eines Gemeindeleiters (V.2). Er sollte sich im Griff haben und dazu fähig sein, einen klaren Kopf zu behalten (kein Spielball der eigenen Gefühle sein).
3. Ein Leiter der Gemeinde Jesu hat ein offenes Haus (V.2).
Gastfreundschaft prägt seinen Dienst.
Hier ist auch die eigene Ehefrau sehr wichtig, da ohne sie keine Gastfreundschaft möglich ist!
4. Ein Ältester sollte lehrfähig sein (V.2), also das Wort Gottes richtig auslegen können.
Zu seiner Aufgabe gehört es auch falsche Lehren enttarnen zu können.
5. Alkoholsucht (V.3) steht einem gesegneten, vorbildlichen Dienst im Wege (Epheser 5,18; 1Tim 4,12)
6. Geduld sollte einen Ältesten auszeichnen (V.3). Außerdem wird er als friedliebend beschrieben, das heißt er sucht nicht bewusst Streit.
Er ist kein Schläger. Das bedeutet, dass er auch nicht mit Worten um sich schlägt (nicht jähzornig und eigensinnig ist).
7. Nicht geldgierig sein (V.3)
Er ist frei von Habsucht, Geldgier und Gewinnstreben. Ein Leiter der Gemeinde soll hierdurch zeigen, dass das Volk Gottes auf dieser Erde nur vorübergehend lebt. Habsucht dagegen macht sein Christsein unglaubwürdig vor den Nichtchristen. Sie zerstört auch das Vertrauen innerhalb der Gemeinde und macht den seelsorgerlichen Dienst unmöglich.
8. Dem eigenen Haus gut vorstehen können (V.4.5).
Die Familie ist das „Testfeld“ für den gemeindlichen Dienst.
Ein Leiter sollte sich deshalb immer wieder bewusst Zeit für die eigene Familie nehmen!
Nur so stärkt sie ihm auch den Rücken für den wichtigen Dienst.
Er muss in seiner Familie für die innere und äußere Ordnung sorgen können, jedenfalls so lange, wie die Kinder noch minderjährig sind.
9. Ein Leiter sollte kein Neubekehrter sein (V.6)
Es besteht die Gefahr des Stolzes und der Überheblichkeit, wenn er so früh in die leitende Verantwortung berufen wird. Außerdem fehlt noch die Festigkeit in Gottes Wort, die von entscheidender Bedeutung ist (V.2).
10. Ein guter Ruf außerhalb der Gemeinde (V.7)
Er muss einen guten Ruf bei den christusfernen Menschen am Ort und an seiner Arbeitsstelle haben. Satan will Leiter immer wieder zu Fall bringen, gerade auch in diesem Bereich (üble Nachrede). Dadurch entsteht dann auch ein großer Schaden für die Ortsgemeinde! Deshalb sollte die Gemeinde hier immer wieder im Gebet für ihre Leitung eintreten.
Nach dieser Aufzählung muss man erst einmal tief Luft holen.
Wer kann nach diesen Kriterien überhaupt Ältester werden?
Auch Älteste machen immer wieder Fehler und werden schuldig in den genannten Bereichen. Aber als grundsätzliche Lebenshaltung müssen die Voraussetzungen gegeben sein.
Man kann es nicht oft genug betonen: Vollkommene Älteste gibt es nicht. Auch sie leben von der Gnade Gottes, seiner Liebe und Barmherzigkeit. Sie brauchen dringend die liebevolle und umfassende Unterstützung durch die gesamte Gemeinde im Gebet und in der Tat.
Paulus leitet unseren Abschnitt mit folgendem Gedanken ein:
Es ist ein Vorrecht Jesus Christus zu dienen, in allen Aufgabenbereichen der
Gemeinde, aber auch gerade als Ältester (V.1).
Das dürfen wir bei all den genannten Kriterien nicht vergessen.
Jesus will immer wieder Kraft und Weisheit für diesen wichtigen Dienst schenken und ich darf mich ganz in ihm festmachen.
So beruft unser Herr immer wieder Brüder in diesen Leitungsdienst, die sich ganz von ihm abhängig wissen.
Die sich vom Geist Gottes leiten lassen.
Zu den Aufgaben der Ältesten gehört es auch Diakone einzusetzen (V.8-13).
Das soll es ihnen ermöglichen, sich ganz auf ihre „Kernaufgaben“ zu konzentrieren (Apg 6,2.4).
Diakone achten z.B. darauf, dass die älteren Geschwister, die Kranken und Schwachen der Gemeinde nicht vernachlässigt werden (Apg 6,1ff).
Auch für die Diakone gibt es deutliche Dienstvoraussetzungen (V.8-13).
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für situative Überlegungen
Gemeinde braucht Leitung durch Älteste (siehe auch 1Thessalonicher 5,12ff; Titus 1,5-9).
Eine Ortsgemeinde ohne Leitung ist nicht biblisch und damit nicht gesund.
Viele Gemeinden leiden heute Mangel in diesem wichtigen Bereich.
Selbst wenn eine Gemeinde(leitung) eine klare Berufung ausspricht, lehnen in vielen Fällen die Kandidaten ab.
Gründe dafür sind in erster Linie der Beruf und die eigene Familie.
Dieser Gottesdienst kann dazu führen, dass unser Herr neue Leiter in seinen Dienst beruft.
Beten wir um offene Herzen für dieses wichtige Thema.
2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen
Die Timotheusbriefe gehören, wie auch der Titusbrief, zu den sogenannten „Pastoralbriefen“.
Sie werden so bezeichnet, da diese Schreiben wichtige Anleitungen und Ermahnungen zur Leitung der Gemeinde Jesu enthalten. Deshalb sind sie auch für unsere Gemeinden sehr bedeutungsvoll.
Paulus wendet sich in den Timotheusbriefen an seinen geistlichen Sohn.
Timotheus war dem Apostel bereits über viele Jahre ein Schüler und treuer Mitarbeiter gewesen. Zunächst hatte er den Dienst des Apostels lediglich unterstützt.
Aber Timotheus Verantwortungsbereich wuchs ständig. Jetzt stand er als ein Abgesandter und Stellvertreter des Paulus selbst im übergemeindlichen Dienst. Paulus hatte ihn inzwischen in die Gemeinde nach Ephesus gesandt, da es dort schwerwiegende Probleme vor Ort gab, die es zu klären galt.
Timotheus Auftrag bestand darin, den Glauben der Gemeinde zu festigen, da sie durch Irrlehre erschüttert wurde.
Durch die Briefe wollte der Apostel den jungen Mitarbeiter ermutigen, in einem schwierigen Umfeld weiterhin Vorbild zu sein (1Tim 4,12).
Unter allen Umständen sollte Timotheus dabei am Wort Gottes festhalten (1Tim 4,6.13).
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen
Es geht um eine dienende Leiterschaft, nicht um Älteste die herrschen und beherrschen wollen.
Deshalb kann, u.a. nach Titus 1,5-9, nicht jeder „Ältester“ werden.
Jede Ortsgemeinde ist also herausgefordert, nicht nur irgendwelche „Lücken“ um jeden Preis zu stopfen.
Es gilt Geschwister vor Augen zu haben, die sich immer wieder ganz bewusst von Gott leiten lassen (Apg. 6,3) und sich abhängig wissen von Jesus Christus (Johannes 15: Bild des Weinstocks).
Einige Schwerpunkte als Ältester:
Geistliche Leitung zeigt sich auch darin, dass Leiter der Gemeinde vorangehen (Hirtendienst/1Petr 5,2.3).
Es ist ein seelsorgerlicher Dienst, der die Geschwister in ihren Nöten sieht.
Leitungskreise sind aber auch herausgefordert unbequeme Dinge anzusprechen, zu ermahnen und zurechtzuweisen, wo es notwendig ist (Titus 1,9).
Daran erkennen wir: Es ist nicht einfach der Gemeinde als Ältester zu dienen.
1. Thessalonicher 5,12 zeigt uns den unermüdlichen Einsatz, in dem Älteste stehen.
Dieser Dienst hat mit Mühe, Schweiß, Enttäuschungen und Tränen zu tun.
Wir ahnen, wie herausfordernd allein der Punkt ist, der eigenen Familie gut vorzustehen (V.6).
Deshalb braucht ein Ältestenkreis immer Unterstützung der Gesamtgemeinde (1.Thessalonicher 5,13ff).
Die Gemeinde soll die Leitung wertschätzen und sie liebhaben.
Nicht um der Person, sondern um des Dienstes Willen (Titus 1,7: Sie sind von Gott berufen als Verwalter).
Selbstverständlich sollte es sein, für die Ältesten und ihre Familien zu beten.
Das beugt Spannungen und Misstrauen vor.
Gefahr: Wo eine anhaltende Spannung zwischen Gemeinde und Gemeindeleitung herrscht, ist es der „Tod im Topf“. Da ist Gemeinde nicht mehr gesund, da ist sie nicht mehr anziehend.
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Es ist unser Gebet, dass sich immer wieder Brüder in diese wichtige Aufgabe berufen lassen.
Vielleicht gebraucht unser Herr, in seiner Gnade, auch unsere Predigten dazu.
Die Einheit zwischen Gemeinde und Leitung sollte, in unserer Verkündigung, ebenfalls betont werden.
Ohne sie ist kein gesegneter Gemeindebau möglich.
Wenn es den Geschwistern neu auf das Herz gelegt wird, für die Gemeindeleitung zu beten, dann haben wir allen Grund dankbar zu sein.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
„Was Gott von verantwortlichen Mitarbeitern erwartet“.
Die Liste ist lang und rein menschlich nicht zu leisten.
Gott möchte uns für den Ältestendienst befähigen.
Nur er kann uns Weisheit, Kraft und Übersicht für diesen wichtigen Dienst innerhalb der Gemeinde geben.
Auch Älteste sind nicht vollkommen.
Wenn sie schuldig werden, leben auch sie aus der Vergebung unseres Herrn.
Das tröstet und ermutigt uns, diesem Dienst mit Freude nachzugehen.
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
- Es ist ein großes Vorrecht Gott zu dienen (V.1)
- Voraussetzungen für den Leitungsdienst (V.2-7)
- Voraussetzungen für den Dienst als Diakon (V.8-13)
(Andreas Gerlach)