Monatsthema: Gott schafft Neues, indem er herausfordert…
Predigtthema: … zu einer zentralen Lebensbestimmung
Bibelstelle: 2.Korinther 5, 14-21
Verfasser: Eckhard Löffler
Vorbemerkungen:
Paulus hatte von Korinthern viel Überheblichkeit, Zurückhaltung und Ablehnung erfahren. Nach seinen Briefen (1. Ko + nicht erhaltener „Tränenbrief,“ 2. Ko 2,4; 7,8f.12) hoffte Paulus nun auf bereinigte Verhältnisse.
Erklärungen und Tipps:
V 14 Liebe drängt. Die LIEBE motiviert und funktioniert als Triebfeder im Herzen. Nicht die „Liebe“, die man landläufig kennt, sondern die Liebe Christi. Das beste Beispiel für Liebe ist Jesus am Kreuz. „Um euretwillen“ gab er seine himmlische Stellung auf und wurde unser Knecht bis zum Tod am Kreuz. Diese SEINE LIEBE ermöglicht den Reichtum der Gotteskinder (2. Ko 8, 9).
Seine Jünger erlebten sie (Jo 13, 1ff) und sie wird zum Kennzeichen (Jo 13, 35). Alles andere verliert dem gegenüber an Wert, ist eher „Schaden“ und „Kot“ (Phil 3, 8).
„Einer für alle“ (1) beschreibt das gefällte Urteil des gerechten Gottes. Der zu Recht erlittene Tod von Jesus (Jes 53, 5) ist die Übernahme des Gerichtsurteils für alle Sünder. Sie sind mit ihm und durch ihn mitgestorben. (2)
„Für alle“: Golgatha galt allen Menschen. Der Retterwille Gottes ist umfassend (1. Tim 2, 4). Das müssen die Geretteten im Blick behalten.
V 15 Jesusnachfolger sind mit ihm gestorben, leben aber faktisch noch. Der Begriff „Gnadenzeit“ kommt in der Bibel so nicht vor, beschreibt aber die Einladung, mit Jesus zu sterben und mit ihm zu leben (Rö 14, 8; Phil 1, 21). Gestorbene haben eigene Ansprüche aufgegeben und behaupten sich nicht mehr selbst. Aus und vorbei.
Dem „Für sie“ des Christus folgt das „Für ihn“ des geretteten Menschen.
„Die Liebe des Christus in seinem rettenden Sterben für uns weckt und entzündet im Herzen der Erretteten die Gegenliebe und schenkt ihnen damit eine neue Existenz, s. V 17“ (Werner de Boor, Wuppertaler Studienbibel).
V 16 „Wir“ sehen die Menschen nun aus einem anderen Blickwinkel. Früher galt: Ich-meiner-mir-mich; wer ist sympathisch?; über wen freue oder ärgere ich mich?.
“Von jetzt an“ werden Menschen gesehen und wird ihnen begegnet, wie der Herr sie sieht und ihnen begegnen würde. (3)
Menschen, auch Theologen haben oft ihre eigenen Christusbilder vorgestellt. (4) Und die Zahl der Christus-„bilder“ wird zunehmen. (5)
Paulus wurde vorgeworfen, dass er noch „zu fleischlich“ handle und das „Wort vom Kreuz“ ein dürftiges Evangelium wäre.
V 17 Ist „das Alte“ tatsächlich weg?
Das Verhältnis zu Gott, der Welt, zu Gotteskindern und sich selbst ist neu. Und Paulus stellt klar: Nur „wer in Christus ist…“, das trifft leider nicht auf alle zu.
In Christus sein heißt: Gerettet und ein neuer Mensch, der ewiges Leben hat.
Darüber hinaus entwickelt das „Neue“ praktisch positive „Wachheiten“. (6) Das „Mit Christus gestorben sein“ wird praktisch im ständigen „Töten“ oder „im Tode halten“ der „Glieder auf Erden“ und das neue Sein in Christus wird ein ständiges „Anziehen von herzlichem Erbarmen…“ und ein Leben von der Vergebung und vom Weiter-Vergeben (Kol 3, 5-10; 3, 12ff). Paulus nennt das „Anziehen des Christus“ (Rö 15).
V 18 Die selbstgerechte Trennung von Gott ist menschliches Werk und erzeugte Feindschaft gegen Gott. Und letztlich liegt hier die Ursache für alle denkbaren Leiden des Menschen. Er ist nicht mehr heil und braucht den Heiland.
Das Evangelium unterscheidet sich grundsätzlich von allen Religionen, die dem Menschen helfen wollen, aus eigener Kraft zu Gott kommen, bzw. ihn gnädig stimmen zu können.
Luther erklärt, dass die Heilstat Gottes nur in Christus geschieht: „Extra nos“ und „Pro nobis“ = AUSSERHALB von uns aber FÜR uns.
V 19 „Gott WAR“ bedeutet, dass Gott allein das hohe Lösegeld, seinen Sohn, schon geopfert hat, das Menschen „ein für allemal“ (Hebr 9, 12) im einmaligen Geschehen auf Golgatha erlöst (freikauft).
Und wenn Gott Sünde nicht mehr anrechnet, sollen seine Leute Anderen gegenüber ebenso verfahren.
Wer seinen Mitmenschen etwas „nachTRÄGT“, übernimmt damit unnötig Lasten, die IHN dann selbst drücken und ihm eher selbst schaden (Rö 12, 1).
„Versöhnte haben Frieden miteinander und Zugang zueinander.“ (Werner de Boor).
V 20 Im Altertum galt eine allgemeine Regel: „Botschafter, bzw. Gesandte sind gleich dem Sendenden“. Sie verkündigten nicht sich selbst (2. Ko 4, 5). Ihr Reden geschah in der Autorität des Sendenden (2. Ko 13, 3).
Wer Botschaftern Schaden zufügt, bekommt es mit dem Absender zu tun. (7)
Christen zeugen mit höchster Autorität, auch wenn sie mal nicht dazu „aufgelegt“ sind (Apg 1, 8).
Er selbst lebt in seinen Gesandten (Rö 8, 10f), hilft ihnen beim Zeugnis (Mt 10, 19).
Nicht „Versöhnt EUCH!“. Gott macht das SELBST und ganz allein (s. V18).
V 21 Rechtfertigungsbotschaft pur: Jesus übernahm nicht nur die Strafe für unsere Sünden: Er WURDE selbst zur Sünde. Er hat nicht nur den Fluch über unserem Leben übernommen, er „WURDE zum Fluch für uns“ (Gal 3, 13).
Gott behandelte am Kreuz seinen Sohn, den, der selbst „Sünden nicht kannte“, wie den Fluch und die Sünde.
Sämtliche Anklagen des Teufels treffen seitdem nicht mehr uns direkt, sondern den, der die „Sünde WURDE“ (Rö 8, 31ff !). Alle Mächte dieser Welt sind entmachtet.
Nur Gerechte können dem gerechten Gott begegnen. Deshalb erhalten Gotteskinder nicht nur das „neue Kleid“ (Kol 3, 12.14) und neue Umgangsformen (Kol 3, 12), sondern ziehen den Herrn Christus selbst an (Rö 13, 14) und in und mit ihm dazu die Gerechtigkeit, die vor Gott bestehen kann. (8)
Gott sieht auf Golgatha nur Sünde und an uns nur Gerechtigkeit.
Seitdem leben Christusnachfolger nicht mehr für die Sünde (Rö 6, 3f; Kol 3, 3f), sondern im Herrn.
Die alten Mächte kämpfen noch um Christen, wollen prägen, aber sie erreichen ihre Ziele nicht mehr da – wo ein Christ in Christus ist.
Gliederungsvorschlag (Thomas Richter)
Unsere zentrale Lebensbestimmung hat einen
1.) Ausgangspunkt: Er für uns! (V 14f)
2.) Wendepunkt: Er in uns! (V 16f)
3.) Zielpunkt: Er durch uns! (V 18ff)
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Fußnoten
(1) „Chaqun pour soi – Dieu pour nous tous“ (Jeder für sich – Gott für uns alle), das französische Sprichwort bleibt beim „Jeder ist sich selbst der Nächste“ stehen. Trotz frommer Verpackung das glatte Gegenteil der Liebe Christi. Frankreich wurde kaum vom Evangelium erreicht, deshalb „On n’est jamais si bien servi que par soi-même“ = Man wird nirgends so gut bedient wie durch sich selbst.
(2) O du Lamm Gottes, das da getragen, V1 (Iwwd 170); Jesus Christus starb für mich (Iwwd 171); Für mich gingst du nach Golgatha (Iwwd 172); O du Lamm Gottes, du hast auf Golgatha (Iwwd 176).
(3) Pastor Ernst Modersohn (1870-1948): „Hüte dich vor zwei Eigenschaften: Menschenfurcht und Menschengefälligkeit!“
(4) 6. Jhdt.: Jesus, in der griechischen Pose des lehrenden Weisen, ein Schulmeisterchristus.
8. Jhdt.: Auf dem Stuhl antiker Herrscher, ein Platzhalterchristus. 10. Jhdt.: Jesus mit prächtiger Krone, ein Sonnenkönigchristus. 14. Jhdt.: ein armer, geplagter Mensch, ein Ohnmachtschristus. 19. Jhdt.: Christus im deutschen Bauernhaus in ländlicher Umgebung: ein Feld-Wald-und Wiesenchristus mit deutschem Pass; 20. Jhdt. Ein Revolutionär wie Che Guevara, ein revolutionärer Christus. In den 70ern ein Jeanschristus und Superstar. Und heute? Ein Arztchristus, der Alle nach anständigem Gebet heilt? Ein Rechtsanwaltchristus, der meine äußeren Probleme ins Reine bringt? Wer ist heute Christus für uns?
(5) Wie bei den griechischen Göttern: Für jeden neuen Lebensbereich wurde ein neuer Gott kreiert.
(6) Wach für Jesus heißt: Wach für die Gnade – für den Bruder – für die Gemeinde – für die Mission – für das Zeugnis – für das Wort Gottes – für das Gebet – für den Dank – für das Opfer – für Jesus allein.
(Buchvorschlag: Wolfgang Heiner, Wache Gemeinde)
(7) Ein hervorragendes Beispiel in 2. Sam 10 veranschaulicht diesen Grundsatz.
(8) Luther nennt das den „fröhlichen Tausch“. Er nimmt unsere Sünden auf sich, wir erhalten dafür die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Siehe auch in „Lobt Gott, ihr Christen allzu gleich“ V3f: „Er wechselt mit uns wunderbar…“