Römer

Predigthilfe vom 31.12.2005 – Römer 14, 7-9

Monatsthema: Die Hoffnung des Glaubens
Predigtthema: Dem Herrn leben

Bibelstelle: Römer 14, 7-9

Verfasser: Eckhard Löffler

Bausteine zu Römer 14, 7-9

Das eigentliche Kernstück dieses Abschnitts. Zentrale Aussagen, die für das vergangene und das neue Jahr gelten.
So unterschiedlich sich Christen auch verhalten mögen, begründet und begrenzt ist alles „in Christus“: Wir leben (1) und sterben „im Herrn“. „Alles, was ihr tut …“ (Kol 3, 17).
Hier wird nicht gesagt, was Christen tun und lassen müssen, sondern was gilt und woraus wir nur entsprechende Folgen zu ziehen haben.
Die christliche Ethik ist einzigartig in der Weltgeschichte. Sie gründet nicht auf Geboten und Gesetzen, sondern auf Christi Liebe. Kein Drohen, Zwingen, Ängstigen durch du sollst oder musst!, sondern: Du bist durch Jesus unendlich geliebt. ER will in dir wohnen, trotz allem! Wer sich dieser Liebe aussetzt, wird sie leben.
Viele Menschen tun heute nur ihre christliche oder unchristliche Pflicht. Die Liebe Jesu aber schafft Vollkommenheit unter Unvollkommenen. Seine Liebe ist vollkommen, umfasst Leben und Sterben.

Geistlich Tote KÖNNEN und wollen letztlich NUR sich selber leben, auf „ihre Rechnung und Verantwortung“. Jesu Leute gehören Gott, sind heilig (1. Petr 1, 15. 18f ), d. h. ausgesondert.
Auch im Blick auf seinen Tod ist der Christ nicht mehr sein eigen. Er gehört dem Herrn, weshalb der Gläubige weder sein Leben verlängern noch seinen eigenen Tod selbst herbeiführen kann (2). Als Eigentum (Diener, Knecht) Jesu ist der Wille des Herrn (Wort Gottes) alleinige Richtschnur. Die Herrschaft Christi überragt alles im Leben, Sterben und im Gericht. Deshalb steht die Ehre Gottes an erster Stelle sämtlicher Prioritäten.
Wir gehören Christus UNMITTELBAR. Deshalb geben wir unseren Glaubensgeschwistern Freiheit, weil sie auch den Geist haben und durch Christus selbst „reguliert“ werden. Zusätzliche „Herren über ihren Glauben“ sind nicht nötig.
Wir sind Christus übereignet (3). Wessen Sklave bin ich? Allein Diener Jesu zu sein ist Freiheit.
Durch eine gewohnheitsmäßige oder bewusste Gottesabgewandtheit oder durch werkerische und so auch eigenmächtige, autarke Frömmigkeit wird Gottes Recht bestritten, seine Liebe abgelehnt (4).
Im Sinn des Evangeliums GEHÖREN wir einem Herrn. Leibeigene (5).

Aber das alles ohne Zwang: „Wollt ihr auch weggehen?“ (Joh 6, 67). Wir dürften es. Jesus übt keinen Druck aus. Seine bedingungslose Liebe will nichts für sich aber alles für uns. Im Herrschaftsbereich dieses Herrn leben Menschen auf.
So bekommen Denken, Wünsche, Tun, Streben, Hoffen eine NEUE RICHTUNG: Alles für Christus! Alles ihm zuliebe. Nichts verbindet Christen untereinander so wie dieses „in Christus“. Und dieses „Dir zuliebe“ entfremdet uns nicht von unseren Mitmenschen, sondern führt uns erst recht zu ihnen. Genau die liebt unser Herr ja auch.

Vom STERBEN hört keiner gern. Ein Schatten in unserem Denken. Für Paulus ist Sterben Durchgangsstation. Im Leben und Sterben sind wir mit Christus VERBUNDEN. Aus den Händen des Herrn kann uns keine Macht reißen. Wir sterben nicht dem Tod. Würde unser Leben nicht dem Herrn gehören, hätte der Tod „natürlich“ etwas ungewiss Unheimliches. Aber der Auferstandene hat uns längst diesem „Teufelskreis“ entzogen und in seiner ewigen Gemeinde aufgenommen.
Nebenbei: Gläubig Verstorbene sind nicht einfach weg. Sie sind in der „oberen“ Gemeinde gegenwärtig (Hbr 12, 1. 22f). Allerdings gehört das zu den Realitäten, die Auge, Ohr und Herz heute noch nicht komplett begriffen haben (1. Kor 2, 9), aber in übersetzender Sprache verständlich gemacht werden könnte.

Zwischen Weihnachtszeit und Jahreswechsel ist die Frage nach der Liebe Gottes fast verstummt: Wie geht es weiter mit der Welt, mit Deutschland? Wer kümmert sich um kranke und schwache Menschen, um hungernde Kinder und Völker? Wie entgehen wir einem Weltkrieg?

Gedanken zum Jahreswechsel:
1. Gute Vorschläge mögen Sie MORGEN fassen. Mit ihnen ist ja bekanntlich der Weg zur Hölle gepflastert.
Gute Nachsätze sollten Sie HEUTE fassen. Mit ihnen könnte sich ein Stück Himmel aufschließen.
Jeder Tag des Jahres war ein Tag von Gott für mich zum Leben! Das Jahr ist nicht vorbei, sondern vorhanden in meiner Erinnerung und in Gottes Buch. Die Freude über das Schöne wird zum Danken, das Leiden an all dem Schweren kann ich Gott klagen. Manche Schuld lässt mich um Vergebung bitten, und Gottes Verheißung lässt mich auf Gutes hoffen. Die Zahlen und Jahre wechseln, Gott bleibt mit seiner Treue gleich verlässlich und unverändert nah. Alles, was gelang, ist letztlich Gottes Güte. Und alles, was missriet, macht Gott letztlich gut.
Ps. 65,12: Du krönst das Jahr mit deinem Gut, und deine Fußstapfen triefen von Segen! (aus Axel Kühner, Überlebensgeschichten).

2. Heute noch.
Herr, Jahre verrinnen, Jahre beginnen, immer wieder 365 Tage und 365mal deine Frage: „Beginnst du heute?“
Herr, du hast mich gefragt, du hast mir gesagt: „Ungeteilt will ich dich ganz für mich. Heute noch!“
Jedes Mal an 365 Tagen wusste ich nur eines zu sagen: „Heute habe ich andere Sorgen. Komm morgen!“
Und am nächsten Tag? Da gab es zu arbeiten, zu lesen, Geld zu verdienen und Spesen.
„Heute“, so sagte ich, „fehlt mir die Zeit, die Stimmung, der Mut, die Gelegenheit.
Heute kann ich den Anfang nicht wagen, dir ganz zu leben, dein Kreuz zu tragen.
Morgen vielleicht! Morgen!“
Herr, wie soll ich es nennen, wie bekennen, was ich getan?!
Ich bot dir an:
Gebet, Almosen, Kirchgang, frommen Verein, um mich zu befrein von deinem Verlangen: dir ganz anzuhangen, dir ganz zu leben auf allen Wegen.
Herr, ich wollte dir dienen, aber nur stundenweise;
ich wollte dir folgen, aber nicht immer;
ich wollte dein Kreuz tragen, aber kein schweres;
ich wollte Opfer bringen, aber nicht mich;
ich wollte lieben, aber nicht zu sehr;
ich wollte anfangen, aber erst morgen.
Herr, noch ist dein Drängen nicht verstummt, noch fragt dein Mund: „Beginnst du heute?“
Verzeih, Herr, was ich getan, jetzt biet´ ich dir an:
Mein Leben, mich selbst; dir ganz zu dienen, zu folgen auf allen Wegen; dein Kreuz zu tragen;
zu lieben aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele.
Heute noch will ich beginnen.
Heute – nicht morgen!
(P. Roth)

3. Jochen Klepper:
Der du die Zeit in Händen hast, Herr, nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen.

4. Dietrich Bonhoeffer:
Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.
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Fußnoten:

(1) Nach Otto Michel ähnelt das Verb dem Hebräischen und meint neben leben auch wiederaufleben (Hes 37, 5ff; 1. Kön 17,22), könnte also ein uraltes, bekanntes Zeugnis sein.
(2) Die Wahl hat der Märtyrer, der unter blutiger Verfolgung sein Leben verlängern könnte, wenn er sich vom Evangelium lossagt.
(3) Wer sich am Ausdruck „Sklave Christi“ stoßen würde, hat es nicht begriffen, nichts vom Evangelium verstanden. Wir sind NICHT gefragt, WESSEN Diener wir sein wollen. Jeder lässt sich auch „leiten“ durch innere oder äußere Stimmen, Überzeugungen oder Zwänge.
(4) Luther kämpfte in seiner Klosterzelle nicht so stark gegen konkrete Sünden, sondern gegen sein „in sich verkrümmtes Herz“.
(5) Pommerscher Landesbischof Abromeit Ende 2005 über schrumpfende Gemeinden: „Ich lebe nicht vom Erfolg, sondern vom Gehorsam gegenüber Gott“.