Hebräer

Predigthilfe vom 3. März 2013 – Hebräer 12, 1-3

Jahresthema: Leben im Horizont der Ewigkeit

Predigtthema: Aufblick – wer trägt?

Predigttext: Hebräer 12,1-3

Verfasser: Thomas Richter

Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und das Weitergeben der vom Herrn aus dem Predigttext von euch persönlich gehörten Botschaft Gottes: „So sind wir nun Gesandte an Christi Statt“ (2Kor 5,20a). Deshalb suchen wir in der Vorbereitung der Predigt nach dem, was der Herr durch das Wort des Predigttextes sagen will. Es geht dabei um seine Botschaft und wir sind seine Botschafter. Dabei hören wir zwar auch auf andere Botschafter, z.B. durch die Hinweise der Predigthilfe, verkündigen aber die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufgetragen wird: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Mt 12,34b). Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. TEXT- UND PREDIGTHILFSMITTEL

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext (Hebr 12,1-3) vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

Hilfen zur Auslegung und Anwendung des Predigttextes (Hebr 12,1-3) bieten z.B.

* Arnold G. Fruchtenbaum. Der Hebräerbrief: Eine Auslegung aus messianisch-jüdischer Perspektive. Christlicher Mediendienst (S. 225-230).

* Fritz Laubach. Der Brief an die Hebräer. Wuppertaler Studienbibel NT. R. Brockhaus (S. 253-258).

* Sören Ruager. Hebräerbrief. NT Edition C-Bibelkommentar 22. Hänssler (S. 246-252).

* Jim M. Flanigan. Hebräerbrief. Was die Bibel lehrt 13. Christliche Verlagsgesellschaft (S. 360-366).

* Eduard Riggenbach. Der Brief an die Hebräer. Kommentar zum NT Bd. 14. (unter http://bitflow.dyndns.org/german/TheodorZahn/Kommentar_Zum_Neuen_Testament_Band_14_Buecher_58_1913.pdf; S. 383-392).

* Ernst Modersohn. Durch den Glauben: Gedanken zu Hebräer 11. Verlag der Liebenzeller Mission (S. 186-192 zu Hebr 12,1f).

Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigten von Alexander Strauch (dt./engl.) vom 02.11.2009 mit dem Titel „Bis zum Ende standhaft durchhalten – Salzburger Glaubenskonferenz Teil 1-4“ (u.a. zu Hebr 12,1-3) und von Winrich Scheffbuch vom 08.12.1998 mit dem Titel „der Glaubensweg der Christen“ (Hebr 12,1-29). Diese Predigten findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [Hebräer 12] und „Autor“ [Strauch, Alexander bzw. Scheffbuch, Winrich] ausfüllt.

Beachtenswerte Anmerkungen und Parallelstellen zum Predigttext bietet auch die MacArthur Studienbibel (http://bitflow.dyndns.org/german/JohnMacArthurStudienbibel/58-Der_Brief_An_Die_Hebraeer.pdf; S. 1841f).

Für die Textlesung bietet die „Neue Genfer Übersetzung“ eine gut verständliche, lesbare und zuverlässige Übersetzung unseres Predigttextes (http://www.ngue.info/online/lesen).

2. TEXT- UND PREDIGTZUSAMMENHANG

Nachdem wir im März mit Hilfe der Glaubensväter eher zurück geblickt haben (Hebr 11), blicken wir nun im April in der Passionszeit nach vorne zu unserem Herrn hin (Hebr 12f). Im Rahmen unserer Gottesdienst geht es in diesem Monat primär um die Perspektive, die wir einnehmen und um die Konsequenzen, die sich daraus ergeben: Aufblick – Einblick – Weitblick – Durchblick – Ausblick – Anblick! Den Auftakt machen wir mit der einführenden Frage: Wer trägt uns (Hebr 12,1-3)? Es geht darum, dass wir aufzeigen, wie Glaube sich nun im Alltag auswirkt.

Bitte beachtet die Anmerkungen im Predigttipp von Heiko Krimmer zu Hebr 12,1-13 vom 28.08.2005 unter www.studienbibel.de.

Zum Nachdenken:

„Trauer blickt zurück. Sorge schaut sich um. Glaube sieht nach oben“ (Quelle unbekannt).

„Das christliche Leben ist nicht Frommsein, sondern ein Frommwerden, nicht Gesundsein, sondern Gesundwerden, nicht Sein, sondern Werden, nicht Ruhe, sondern Übung. Wir sind‘s noch nicht, wir werden‘s aber. Es ist noch nicht getan und geschehen, es ist aber in Gang und Schwang. Es ist noch nicht das Ende, es ist aber der Weg. Es glüht und glänzt noch nicht alles, es bessert sich aber alles“ (Martin Luther).

„Hinfallen ist menschlich – liegenbleiben ist teuflisch – aufstehen ist himmlisch“ (Quelle unbekannt).

„Habe acht vor der Unfruchtbarkeit eines geschäftigen Lebens“ (Alexander Strauch).

Welches Bild wird im Predigttext verwendet, um das Glaubensleben zu veranschaulichen?

Wer hat im Predigttext die Aufgabe des Zuschauers und wer ist ein Wettläufer?

Bin ich schon bzw. noch im „Rennen“?

Was erfahren wir hier über Jesus und was bedeutet das für unser Glaubensleben?

Was behindert bzw. belastet uns?

Was hilft uns, unsere Augen ganz auf Jesus zu richten? Wie kann das geschehen?

Unter dem Thema „Den Mut nicht sinken lassen!“ gibt Theo Sorg folgende Erklärungen zu Hebr 12,1-3: „Nein, wir sind nicht die ersten, die Ermutigung brauchen. Die Hebräerchristen des ersten Jahrhunderts waren offenbar in einer ähnlichen Lage. Der Brief, der im Neuen Testament an ihre Adresse gerichtet ist, wendet sich an Menschen, die im Glauben müde geworden waren. Vieles hatten sie auf sich genommen auf ihrem Weg aus der jüdischen Tradition zum christlichen Glauben. Auch für sie war das eine Wende gewesen, ein Aufbruch, der einerseits große Hoffnungen freigesetzt, aber zugleich auch unendlich viel Kraft gekostet hatte. Doch nun war die »erste Liebe« des Glaubens verflogen; der Begeisterung folgte die Ernüchterung, und so wurden sie ungeduldig und gerieten in Gefahr, den Mut sinken zu lassen. Eine bange Frage ging unter ihnen um: Was bringt’s uns eigentlich, dass wir so viel Kraft und Energie eingesetzt haben zum Aufbruch in das neue Land des Glaubens? Was bringt uns die Wende? Was haben wir davon? Ganz nahe stehen wir jetzt neben diesen Christen der ersten oder zweiten Generation. Und so sind wir nun wohl auch sensibel genug, auf die Worte zu hören, die der unbekannte Apostel an Menschen gerichtet hat, die den Mut sinken ließen. Er schreibt ihnen keine Appelle oder Parolen. Er verspricht auch keine goldenen Berge, wenn sie durchhalten werden. Er weist sie vielmehr hin auf das, was Jesus Christus für uns ist. Und wenn er heute […] auch unsere Blicke auf Jesus, den für uns leidenden und sterbenden Gottessohn lenken könnte, dann würden auch bei uns neue Zuversicht und Hoffnung einziehen, und wir könnten Mut gewinnen für den Weg, der vor uns liegt.

1. Nicht den Mut sinken lassen, wir sind nicht allein unterwegs

Christen sind Menschen, die unterwegs sind. Der christliche Glaube ist nicht ein Standpunkt, sondern ein Weg. Und dieser Weg hat seine Beschwernisse. Luther spricht in unserem Text von dem »Kampf, der uns bestimmt ist«. Wer als Christ durch diese Welt geht; hat keinen Spaziergang vor sich. Er bewegt sich nicht auf einer kreuzungsfreien Autobahn, nur immer an den Sonnenküsten des Lebens entlang. […] Ja, auf dem Weg des Glaubens gibt es tiefe Täler, öde Durststrecken und stürmische Zeiten. Und daraus entstehen Sorgen, die uns belasten, und Ängste, die uns lähmen. Keine und keiner, die als Glaubende unterwegs sind, kommt ohne solche Anfechtungen durchs Leben. Aber wir gehen den Weg des Glaubens nicht allein. Es gibt Menschen, die uns begleiten, die an uns denken, die mit uns fühlen und für uns einstehen, die für uns beten und unsere Lasten mittragen, soweit das menschenmöglich ist. […]. Aber nun ist in unserm Text noch von einer »Wolke von Zeugen« die Rede, die wir um uns haben und die uns begleitet. Das öffnet jetzt noch einmal einen weiteren Horizont. Der christliche Glaube hat in unserer Welt ja nicht mit uns begonnen. Ungezählte Generationen sind vor uns den Weg des Glaubens gegangen, haben vor uns den Kampf des Glaubens gekämpft. Und nun ist es für mich ein ebenso faszinierender wie mutmachender Gedanke, mir vorzustellen, dass die »Wolke von Zeugen«, die Generationen der Glaubenden, um uns her sind, die wir jetzt in dieser Zeit das Staffelholz des Glaubens tragen, ehe wir es an die nach uns Kommenden weitergeben. Ein großartiges Bild! Wie im Sportstadion die Zuschauer auf den Rängen um die Sportler her sind, die im Wettkampf ihre Kräfte messen, um ihnen Mut zu machen, so stellt sich der Schreiber des Hebräerbriefes die »Wolke von Zeugen« vor, die vor uns ihren Lauf im Glauben vollendet haben. Er will damit den Angefochtenen und mutlos Gewordenen sagen: Ihr seid nicht allein! Ihr kämpft nicht allein! Die euch zuvor das Wort Gottes gesagt haben, deren Lieder in eurem Gesangbuch stehen, deren diakonische Ein­richtungen hier in dieser Stadt zu sehen sind, deren Gräber euch beim Gang über den Friedhof grüßen, sie alle sind als »obere Schar« mit dabei, wenn wir jetzt zusammen Gottesdienst feiern oder wenn jedes für sich allein die Bibel aufschlägt und die Hände faltet. Deshalb: Nicht den Mut sinken lassen, wir sind nicht allein unterwegs.

2. Nicht den Mut sinken lassen, wir dürfen Lasten ablegen

»Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt«. Wer möchte jetzt wohl sagen, dass er keine Lasten zu tragen hätte? Dass er frei und unbeschwert seinen Weg gehen kann? Jedes von uns weiß von Lasten, die seinen Weg beschweren, persönliche oder gesundheitliche Nöte, familiäre Sorgen […]. Oder ich erinnere an die Angst um die Renten, um den Arbeitsplatz, um die Frage der Währungsumstellung. Das alles sind Sorgen, die uns belasten. Doch in unserem Text geht es um mehr. Hier ist die Rede von der »Sünde, die uns ständig umstrickt«, von der tiefen Not unserer Gottestrennung, die uns mehr belastet, als wir ahnen. Von dem, was unser Leben in eine verkehrte Richtung drängt, hin zu glitzernden irdischen Höchstwerten, die doch letztlich leer und hohl sind […]. »Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt«. Wer in einen Wettlauf eintritt, muss hinderliches Gepäck ablegen, sonst kommt er nicht ans Ziel. Genau darum geht, es hier. Den Kampf des Glaubens bestehen wir nur, wenn wir ablegen, was uns beschwert. Dort ablegen, wo der rechte Platz ist für die Lasten unseres Lebens, -unter dem Kreuz Jesu. Deshalb bieten wir in der Kirche Seelsorge und Beratung an, deshalb halten wir am Angebot der Beichte fest, deshalb feiern wir das heilige Abendmahl, dass Menschen frei werden können von den Lasten ihres Lebens, losgelöst von ihrer Schuld, dass sie etwas erfahren von der »Freiheit der Kinder Gottes«. Wir brauchen den Mut nicht sinken zu lassen, denn wir dürfen unsere Lasten ablegen. Wir wissen um die befreiende Macht der Gnade, die seit Jesu Gang zum Kreuz uns allen gilt. Wer durch ihn innerlich freigeworden ist, kann auch unter äußerlichen Beschwernissen durchhalten; er kann unter seinen Lasten bleiben, weil er im Grunde darübersteht. Er kann »laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist«, […] wo hinter den glanzvollen Fassaden einer Wohlstandsgesellschaft mehr Ängste sich verbergen, als nach außen sichtbar wird, und wo in teuren Modellkleidern und Nobelkarossen leergebrannte Menschen unterwegs sind, die keinen Sinn mehr für ihre Zukunft sehen, weil sie vereinsamt, verbittert und verzweifelt sind. Auch der Wohlstand produziert seine Opfer. Reichtum ist nicht ohne Lasten zu haben, und oft genug wohnt dicht hinter der strahlenden Fülle die gähnende Leere. Darum »lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist«.

3. Nicht den Mut sinken lassen, wir haben ein Ziel vor Augen

»Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens«. Der uns auf den Weg des Glaubens gerufen hat, übernimmt auch die Verantwortung für unseren Weg. Er spricht uns immer wieder an durch sein Wort, das uns ins Herz trifft, er gibt Orientierung durch sein Gebot. Er vermittelt uns Hilfe in der versammelten Gemeinde oder durch Menschen, die es gut mit uns meinen. Und in alledem lehrt er uns wegsehen von unseren eigenen Unvollkommenheiten und Unerfülltheiten, auch weg von den mancherlei Problemen, die im Äußeren unseren Weg säumen, hin auf sein Kreuz, hin auf das, was er für uns getan hat. Er nimmt uns mit auf den Weg, der jetzt in dieser Woche vor uns liegt, auf seinen Kreuzweg, auf den Weg, der von Widerspruch und Widerstand gesäumt ist und der doch an das Ziel der Vollendung führt. Er macht uns frei von uns selber, frei von den Ängsten, die uns belasten, auch von unsern persönlichen Wichtigkeiten, die uns immer wieder umgarnen und unsern Blick auf Vordergründiges lenken wollen. Frei für die Aufgaben, die hier und jetzt vor uns liegen, frei zu Schritten der Besonnenheit, frei zum Ausharren in Gelassenheit, sei es in unserem kleinen Lebensumkreis, sei es beim Auf- und Ausbau neuer politischer und wirtschaftlicher Strukturen hier in diesem Land. Wenn wir den Weg Jesu, den Weg zum Kreuz mitgehen, können wir die Augen offenhaben für andere, die uns brauchen, können wir den Mund auftun zum missionarischen Zeugnis des Glaubens, können wir unsere Hände rühren und unseren Verstand einsetzen für die Gestaltung einer anderen Lebensumwelt wie zur Erneuerung der Kirche. Und das alles in dem Wissen: Nicht wir schaffen es, er wird’s vollenden! Er, der Anfänger und Vollender des Glaubens! Darum: »Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus …, damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst« (in Auszügen entnommen aus Theo Sorg: Im Wort geht Christus durch das Land. Stuttgart: Verlag Junge Gemeinde, 1990. S. 178-184).

3. PREDIGTGLIEDERUNG

a) Was wir ablegen (V. 1a)!

b) Wie wir laufen (V. 1b)!

c) Wohin wir blicken (V. 2)!

d) Woran wir denken (V. 3)!

oder

a) Ablegen – zuerst die Umkleidekabine (V. 1ab)

b) Anfangen – darauf der Start (V. 1c)

c) Anschauen – dann das Ziel (V. 2f)

 

oder nach Sören Ruager:

a) Lasst uns laufen!

b) Lasst uns aufsehen!

c) Lasst uns Mut haben!

 

oder nach Gottfried Voigt:

Durchhalten im Kampf des Glaubens

a) unter den Blicken der vielen, die auf uns sehen, und

b) mit dem Blick auf den einen, der uns vorangeht