Monatsthema: Innehalten – Gottesdienst
Predigtthema: Geborgen im Herrn
Bibelstelle: Psalmen 42, 1-12
Verfasser: Thomas Richter
Ein Predigttipp enthält Hilfestellungen für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und Studieren von Bibelkommentaren.
1. TEXT- UND PREDIGTZUSAMMENHANG
Der Predigtanlass ist ein „Innehalten-Gottesdienst“. Der Schwerpunkt in diesem Gottesdienst liegt auf dem gemeinsamen „zur Ruhe kommen und Hören“. Wir hören auf den Gott, der redet und wollen uns das, was er uns sagt, dann auch gesagt sein lassen. Hilfreich ist es von daher, dass wir an die letzten Innehalten-Gottesdienste anknüpfen („Im Sturm das Auge finden“ – 1Sam 30,6 / „Aus der Quelle leben“ – Ps 1,1-6). Während im Januar der Schwerpunkt auf der Rückkehr zum Herrn lag und im Februar die Wirkung des Wortes Gottes entfaltet wurde, geht es in diesem Gottesdienst auf der Grundlage von Psalm 42 darum, wie eine aufgewühlte und geistlich angefochtene Seele beim Herrn in seiner Geborgenheit Ruhe findet (= Predigtthema). Somit ergeben sich auch inhaltliche Anknüpfungspunkte an die Innehalten-Gottesdienste vom 31.01.2010 und 28.02.2010.
Innehalten heißt, dass wir nicht einfach von einem Monat in den anderen eilen, sondern immer wieder anhalten – Atemholen und uns dabei neu ausrichten bevor es weitergeht. Von daher hat in diesem Gottesdienst auch der Rückblick seinen Raum. Wir wollen bewusst weitergehen und von daher bewusst überlegen, was nehmen wir in den nächsten Monat mit (z.B. vom Lebensprogramm Jesu) und was lassen wir zurück (z.B. von unserem eigenen Lebensprogramm).
2. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN
Hilfen zur Auslegung und Anwendung bieten z.B.
* Benedikt Peters. Das Buch der Psalmen – Teil 2: Psalm 42-72. Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 2006 (S. 12-20 + 23-27 – sehr empfehlenswert).
* C.H. Spurgeon. Die Schatzkammer Davids. Bd. 2: Psalm 42-72. Bielefeld: CLV, 1996. S. 7-28 (kostenlose Downloadmöglichkeit unter http://bitflow.dyndns.org/german/CharlesHaddonSpurgeon/Die_Schatzkammer_Davids_2004.pdf ; S. 601-616 der Internetausgabe – sehr empfehlenswert).
Spurgeon bietet ausreichend Anmerkungen und Anwendungen von Psalm 42 für die Predigt. Bitte schaut zur Vorbereitung der Predigt in dieser „Schatzkammer“ nach.
Der Predigttext ist in zwei Abschnitten strukturiert, indem er vom inneren (die ausgetrocknete Seele = V. 1-6) zum äußeren Befinden (die überflutete Seele = V. 7-12) der Seele übergeht. Im Hinblick auf die innere geistliche Situation (V. 1-6) wird zuerst die Sehnsucht nach der Anwesenheit Gottes (V. 1f), dann das Empfinden der Abwesenheit Gottes (V. 3-5) und schließlich die Zuflucht vor dem Angesicht Gottes (V. 6) beschrieben. Im Hinblick auf die äußere geistliche Situation (V. 7-12) werden zwei Hilfestellungen zur Überwindung einer geistlichen Niedergeschlagenheit vorgestellt (auch in der Versen 1-6 liegt dieses Grundmuster schon vor, sollte aber erst hier erläutert werden, damit es im Rahmen der Predigt zu keinen Wiederholungen kommt). Der erste Schritt zur Heilung erfolgt, wenn wir nicht auf die Not hören, sondern mit dem Herrn darüber reden (V. 7-11). Der zweite Schritt im Prozess der Heilung erfolgt, wenn wir nicht auf uns selbst hören, sondern zu uns selbst reden (V. 12). Das Thema von Psalm 42 ist also die geistliche Niedergeschlagenheit. Beleuchtet wird ihre Ursache und ihre Heilung. Der Psalm gliedert sich in zwei Abschnitte (V. 1-6 / V. 7-12), die damit beginnen, dass der Psalmist seinen Kummer beschreibt, indem er zuerst Gott und seine Leser anspricht und diese Ausführungen in einen Refrain einmünden lässt, indem er sich selber anspricht (vgl. V. 6 mit 12). Diese Textstruktur ist im Rahmen der Predigt zu erläutern (Lloyd-Jones spricht nachfolgend von einer geistlichen Depression – was nicht mit einer Depression verwechselt werden darf, sondern in seinem Sprachgebrauch geistliche Niedergeschlagenheit / Krise bedeutet):
„Wir müssen lernen, an uns zu arbeiten. Der Psalmist gibt sich nicht damit zufrieden, nur am Boden zu liegen und sich selbst zu bedauern. Er tut etwas dagegen: Er arbeitet an sich selbst. Aber er tut noch etwas, das noch viel wichtiger ist: Er spricht mit sich selbst. Dieser Mann sagt sich: ‚Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?‘ Er spricht mit sich selbst, er spricht sich selbst an. ‚Aber‘, so sagt vielleicht jemand, ‚ist das nicht gerade das, was wir nicht tun sollten, da unser größtes Problem doch darin besteht, dass wir uns zu viel mit uns selbst beschäftigen? […]. Ich behaupte, dass wir mit uns selbst reden sollen, anstatt es unserem Selbst zu erlauben, mit uns zu sprechen! Sind Sie sich darüber im klaren, was das heißt? Meiner Meinung nach ist das größte Problem bei der ganzen Angelegenheit der geistlichen Depression in gewissem Sinne dies, dass wir unser Selbst zu uns reden lassen, anstatt dass wir zu uns selbst reden. Versuche ich nun bewusst, paradox zu sein? Absolut nicht. Sondern hier liegt gerade des Pudels Kern. Haben Sie sich klargemacht, dass der Kummer in Ihrem Leben zum größten Teil der Tatsache zuzuschreiben ist, dass Sie auf Ihr Selbst hören, anstatt dass Sie zu Ihrem Selbst reden? Betrachten Sie einmal die Gedanken, die Ihnen so beim Aufwachen kommen. Sie haben sie nicht in Gang gesetzt, aber sie beginnen, zu Ihnen zu sprechen, sie bringen die Probleme von gestern wieder zurück usw. Jemand spricht. Wer spricht zu Ihnen? Ihr Selbst spricht zu Ihnen. Die Methode des Psalmisten war dies: Anstatt dieses Selbst zu sich reden zu lassen, begann er mit dem Selbst zu sprechen. ‚Was betrübst du dich, meine Seele?‘ so fragt er. Seine Seele hatte ihn niedergedrückt, erdrückt. Daher erhebt er sich und sagt: ‚Selbst, höre einmal, ich spreche mit dir‘. Wissen Sie, was das bedeutet? Wenn nicht, haben Sie diesbezüglich nur wenig Erfahrung.
Die größte Kunst im geistlichen Leben besteht darin, zu wissen, wie man mit sich selbst umgehen muss. Sie müssen an sich arbeiten, Sie müssen sich selbst ansprechen, sich selbst belehren und kritisieren. Sie müssen zu Ihrer Seele sagen: ‚Was betrübst du dich, meine Seele – welche Sache hat dich so in Unruhe versetzt?‘ Sie müssen Ihr Selbst antreiben, tadeln, verurteilen, ermutigen, und Sie müssen ihm sagen: ‚Hoffe auf Gott‘ – statt auf diese deprimierte und unglückliche Art und Weise zu jammern. Und dann müssen Sie sich an Gott erinnern: wer er ist, was er ist, was er getan hat und was er tun möchte. Und wenn Sie das gemacht haben, enden Sie mit folgendem: Trotzen Sie sich selbst, trotzen Sie anderen Menschen, trotzen Sie dem Teufel und der ganzen Welt, und sagen Sie mit dem Psalmisten: ‚Denn ich werde ihm noch danken, dass er mir hilft mit seinem Angesicht‘ und ‚dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist‘. Das ist in Kürze das Wesen der Heilbehandlung. Bei der weiteren Erwägung des Themas werden wir dies näher ausführen. Hier geht es darum, dass wir begreifen, dass unser Selbst, diese andere Person in uns, angefasst werden muss. Hören Sie nicht auf sie; sprechen Sie sie an. Reden Sie mit ihr; verurteilen Sie sie; tadeln Sie sie; spornen Sie sie an; ermutigen Sie sie; erinnern Sie sie an das, was Sie wissen, anstatt ihr seelenruhig zuzuhören und sich von ihr bedrücken und deprimieren zu lassen. Denn gerade das wird sie immer tun, wenn Sie ihr die Kontrolle überlassen. Der Teufel ergreift das Selbst und gebraucht es, um uns in [geistliche] Depressionen zu stürzen. Wir müssen uns wie der Psalmist erheben und sagen: ‚Was betrübst du dich, meine Seele? Warum bist du so unruhig in mir?‘ Höre damit auf! ‚Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er mir hilft mit seinem Angesicht‘ und ‚dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist‘.“ (D. Martyn Lloyd-Jones. Geistliche Krisen überwinden. 3. überarb. Aufl. Lahr: Verlag der VLM, 1995. S. 22f).
3. TEXT- UND PREDIGTSCHWERPUNKT
Unsere Predigtübersicht 2010 (beim Gemeinschaftsleiter erhältlich) benennt als möglichen Schwerpunkt für die Predigt das Thema „Stille“. Im Rahmen der Predigt wollen wir den biblischen Weg aufzeigen, wie wir uns entsprechend Psalm 42 beim Herrn bergen (= Predigtthema) und so zur Ruhe / Stille in der Gegenwart Gottes kommen.
Laut 1Chr 6,22; 9,19 und 2Chr 20,19 (!) gehören die „Söhne Korachs“ zu den Torhütern und Sängern im Hause Gottes. Hintergrund von Psalm 42 ist, dass der Psalmist von diesen Gottesdiensten abgeschnitten ist (V. 7). Ist die regelmäßige Teilnahme am Gottesdienst bzw. der Dienst in der Gemeinde Gottes nicht mehr möglich, dann fehlt ein ganz wesentliches Element der Gottesbegegnung (vgl. Hebr 10,24f). Auch dieser Zusammenhang ist in der Predigt zu entfalten und anzuwenden, damit uns bewusst bleibt welchen Reichtum wir durch den Gottesdienst, die Mitarbeit und die Zugehörigkeit zur Gemeinde Gottes haben.
Zu V. 6+12 vgl. Joh 1,14+18; 14,9; 2Kor 4,4+6; Kol 2,8-10. Für uns gilt in der neutestamentlichen Gemeinde, dass wir im Angesicht Jesu, dass Angesicht Gottes sehen. Von daher ist darauf zu achten, dass wir die Verse 6+12 christozentrisch anwenden und zentral „Christus predigen“ um eine geistliche Niedergeschlagenheit zu überwinden.
Dietrich Bonhoeffer hat am 02.06.1935 eine Predigt zu Psalm 42 gehalten, indem er jeden Vers einzeln gelesen hat, einige Anmerkungen dazu gab und die Anwendung jedes Verses in ein Gebet einmünden ließ. Als Übergang zum nächsten Bibelvers wurde eine passende Liedstrophe gesungen und so hat er Psalm 42 Vers für Vers „gelesen – gepredigt – gebetet – gesungen“ (z.B. in Dietrich Bonhoeffer Werke Bd. 14. Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935-1937. Güthersloh: Chr. Kaiser, 1996. S. 851-860).
4. PREDIGTGLIEDERUNG
Geborgen im Herrn:
a) Innerlich: die ausgetrocknete Seele (V. 1-6)
* Sehnsucht nach der Anwesenheit Gottes (V. 1f)
* Empfinden der Abwesenheit Gottes (V. 3-5)
* Zuflucht vor dem Angesicht Gottes (V. 6)
b) Äußerlich: die überflutete Seele (V. 7-12)
* Nicht auf die Not hören, sondern mit dem Herrn darüber reden (V. 7-11)
* Nicht auf sich selbst hören, sondern zu sich selbst reden (V. 12)
oder nach C.J. Mahaney
a) Die unruhige Seele
b) Die erwartungsvolle Seele
oder nach John Piper
Wie der Psalmist auf Entmutigung antwortet:
a) Er fragt Gott „warum“? (V. 10)
b) Er bekräftigt Gottes souveräne Liebe (V. 8f)
c) Er singt! (V. 9)
d) Er predigt zur eigenen Seele (V. 6)
e) Er denkt an vergangene Erfahrungen (V. 4f)
f) Er dürstet nach Gott (V. 1-3)
Der Predigtentwurf von John Piper entfaltet die Lösung vom Ende her.