Jahresthema: Wie Gemeinde entsteht
Predigtthema: Durch eine offene Tür, die Gott gibt
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Der Predigttext zeigt, wie sich Apg.1,8 weiter erfüllt. Das Evangelium, die Gute Nachricht von der Erlösung durch Jesus Christus, kommt in Gebiete und zu Menschen, die bisher das Evangelium noch nicht kennen. Jesu Verheißung “Ihr werdet meine Zeugen sein in …“ erfüllt sich.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
* Hilfreiches Basiswissen findet sich z. B. in „Das Neue Testament“ erklärt und ausgelegt von John Walvoord und Roy Zuck (Hänssler-Verlag)
* Studienbibel John McArthur: http://www.sermon-online.de/search.pl?lang=de&id=9146 (freier Download!)
* weitere Studienbibeln (Verkündiger sollten mehrere haben: z.B. Ryrie, Genfer Studienbibel, Elberfelder Bibel mit Erklärungen… )
* Wuppertaler Studienbibel, Band Apostelgeschichte von Werner de Boor
* Edition C Kommentar zur Apostelgeschichte von Heinz-Werner Neudorfer
* „Die Botschaft der Apostelgeschichte“, ein exegetisch-homiletischer Kommentar von John Stott
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Vom Geist verwehrt – wenn Türen zugehen
V.6+7: „Geist“. Interessant: der Heilige Geist ist der Geist Jesus. Hier haben wir wieder einen Beleg für die Göttlichkeit Jesu bzw die Dreieinigkeit Gottes.
Paulus und seinem Team war wahrscheinlich nicht bewusst, welchen Schritt sie hier machten: Sie dachten, sie wechseln nur die römische Provinz, aber in Wirklichkeit betraten sie einen anderen Kontinent. Manchmal wissen wir nicht, was wir tun und auslösen, wenn wir gehorsam sind. Wir müssen nicht alles wissen – es genügt das zu tun, was wir klar tun sollen.
V.6 „verwehrt“. Wie hat der Geist wohl verwehrt? Darüber erfahren wir wenig von Lukas. Aus der Bibel wissen wir: Gott kann zur Führung alles gebrauchen – einen Esel bei Bileam, einen Sturm bei Paulus,… Es kann dabei aber auch ganz „normal“ zugehen: Eine reife Entscheidung in einer Sitzung, in der gebetet wurde und um Einheit gerungen wurde. Es kann eine Krankheit sein, die das Weiterziehen unmöglich gemacht hat, ein rechtliches Verbot, ein prophetisches Wort…
V.7 „ließ es ihnen nicht zu“. Auch hier: Wie sieht es aus, wenn der Geist etwas nicht zulässt? Wie auch immer: Gottes Geist kann dabei sehr deutlich werden: Apg.5. Er ließ am Anfang nicht zu, dass Lüge im neuen Tempel (Gemeinde) einzog. Ananias und Saphira müssen sterben. Über die Möglichkeiten Gottes zur für uns erkennbaren Deutlichkeit brauchen wir uns keine Sorgen machen. Wir werden es merken, wenn er verwehrt.
Spannend ist in der Praxis manchmal die Frage, wie man zwischen dem „Wehren des Geistes“ und den „Anfechtungen durch den Widersacher“ unterscheidet. Dem einen – dem Geist Gottes – wollen wir willig nachgeben und uns hingeben (auch wenn wir selber anderes überlegt und geplant haben), dem anderen – dem bösen Geist – wollen und sollen wir entschieden widerstehen und treu an den Aufträgen Jesu festhalten, koste es was es wolle. Hier hilft nur das ehrliche Gebet und immer wieder neue Hingabe an Jesus. Dann dürfen wir vertrauen, dass Gott uns den rechten Weg zeigen wird und wir die „Geister“ unterscheiden können. Vgl. auch Ps.32,7-8: nicht sein wie Rosse und Maultiere mit Gebiss – sondern sich mit den Augen leiten lassen.
V.8 „kamen hinab“. Das hört sich herrlich unaufgeregt an: plötzlich gab es auf diesem Weg keine neuen Probleme, keine weiteren Verwehrungen, auch keine Umleitungen. Weiter nach Nordwesten – das war auch die einzige Möglichkeit und Himmelsrichtung, die noch blieb. Aber warum regen wir uns manchmal auf, wenn wir nur noch eine einzige Möglichkeit haben? Wir brauchen doch nicht mehr als nur eine Möglichkeit, denn wir können eh nur auf einem Weg gehen.
Vielleicht war diese klare Führung notwendig, um später Petrus nicht in die Quere zu kommen, der an die Gebiete Briefe schreibt, die Paulus hier nicht missionieren darf. Aber das ist nur eine Vermutung.
Vom Geist gewollt – wenn Türen aufgehen
Es gab bisher „Verbote und Hindernisse“ (V.6-8) und jetzt „Erlaubnis und Befehl“ (V.9-11)
V.9 „ein Mann aus Mazedonien“. Gott ist hier sehr deutlich. Der HG ist klar. Der Geist führt klar, nicht nebulös. Jona wusste, wo er hin sollte – das war völlig klar. Die Erscheinung wird später bestätigt indem sie Realität wird (16,14ff (Lydia), Kerkermeister,…).
V.10 „wir, uns“. Einer (in dem Fall Paulus) hatte die Erscheinung, die anderen bestätigen das und sagen danach „wir“ und „uns“ im Zusammenhang des erkannten Auftrags. Das Prinzip ist einfach: Einander erzählen, miteinander diskutieren, gemeinsam Schlüsse ziehen (vgl. 1,Kor. 14,29 „lasst die anderen darüber urteilen“). So wird auch heute manche „Vision“ geerdet.
V.10 „gewiss“. Ein Team, das von Gott her weiß, was es tun soll. „Gewiss“ – hier wörtlich „zusammenbringen, vereinigen“ im Sinne von „wir schlossen daraus“ oder „aus einer Reihe von Tatsachen den richtigen Schluss ziehen“. Das Team zählte hier zwei und zwei zusammen und ging seinen Weg. Es hatte Berufungsgewissheit, Aufgabenklarheit, Zielklarheit. So geht’s fröhlich und frisch voran. Gott leitet durch Umstände aber auch durch verständiges Abwägen und Nachdenken. Gott leitet durch Eingebung an Einzelpersonen und durch das folgende Abwägen in Gruppen.
- Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Wie so oft in der Apostelgeschichte müssen wir unterscheiden zwischen beschreibender (deskriptiver) und vorschreibender (präskriptiver) Erzählung. Konkret hier: Wir müssen nicht auf den Traum in der Nacht warten. Solange so ein Traum (Erscheinung) nicht gegeben wird, können wir getrost schlafen oder das tun, was naheliegend ist.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Wir predigen diesen Text i.d.R am 26.8.2018 (oder am 2.9.2018)
Wir sind mitten drin bzw. ziemlich am Ende der Urlaubszeit und Reisezeit. Das Unterwegssein hat so mancher gerade erlebt. Mancher wird froh sein, jetzt wieder dort zu sein, wo man sich auskennt. Paulus hatte auf Missionsreisen ständig neue Wege und Situationen vor sich. Man ahnt vielleicht, wie anstrengend das auf die Dauer war und mit welcher Überzeugung er unterwegs gewesen sein musste, so dass er diese Anstrengung immer wieder auf sich nahm. Christsein ist Unterwegssein. Haben wir es uns evtl. zu gemütlich eingerichtet oder lassen wir uns bewegen auch wenn wir gerade erst „zurück“ sind.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Wie lesen wir den Text? Der Text ist überschaubar lang (Apg.16,6-11). Er kann komplett gelesen werden.
Bei www.Bibelprojekt.de gibt es interessante 5-min-Zusammenfassungen der Apostelgeschichte. Je nach Situation und Gemeinde und technischen Möglichkeiten könnte so ein Clip am Anfang der Predigt eingesetzt werden, um die große Linie der Apostelgeschichte aufzuzeigen. Es wird deutlich, wie der Geist Gottes Mission führt und plant. Danach könnte dann abgetaucht werden in unseren Text.
Wie predigen wir über Führung? Führung geschieht in den Erzählungen der Bibel unterschiedlich (man beachte Kontinuität und Diskontinuität in der Heilsgeschichte): Durch eine Wolke (vgl. 2.Mose 13), durch den Geist (vgl. Apg.8), durch Menschen und Engel (vgl. Apg. 8), durch die Bibel (vgl. Apg.8)…. Wenn wir über Führung predigen, da merken die Menschen auf. Das ist ihnen wichtig.
- Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Ich halte diese Predigt gegen den „Geist“ der Entmutigung, der in vermeintlichen Niederlagen das Ende sieht. Weg-Verwehrungen sind kein Liebes-Entzug Gottes, sondern sind Teil seiner Führung zum Ziel. Wir dürfen uns der Führung unseres Herrn anvertrauen.
3.2 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
Gemeinde entsteht – durch eine offene Tür, die Gott gibt
- Das Erkennen von geschlossenen Türen (V.6-8)
- Das Erkennen von offenen Türen (V.9-11)
Gemeinde entsteht – durch eine offene Tür, die Gott gibt
- Reif werden für die offene Tür (V.6-8)
- Freude an der offenen Tür (V.9-11)
Gemeinde entsteht – durch eine offene Tür, die Gott gibt
- Von menschliche Ideen… (V.6-8)
- … und göttlichen Plänen (V.9-11)
3.3 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Nur ein fahrendes Schiff ist lenkbar.
Wir brauchen vermutlich eine veränderte Fehlerkultur (Denken über sog „Fehler“)
Was können wir aus Situationen lernen, in denen es nicht so weiterging, wie wir es dachten? (Edisson: Er sah in jedem Misserfolg auf dem Weg zur Glühbirne einen Gewinn: wieder eine Möglichkeit, wie es nicht funktioniert. Am Schluss hat es dann geklappt.
Den Sinn vom Rückwärtsgang bedenken
Wir überschätzen uns als Autofahrer (und Menschen), wenn wir meinen, dass wir ohne Rückwärtsgang auskommen.
„Freie“ Textwahl für Andachten und Predigten sind spannend
Welcher Text lässt mich nicht mehr los? Von Spurgeon weiß man, dass er vor jeder Predigt einen Papierkorb voller Predigtentwürfe hatte. Aber es ging bei ihnen allen „nicht weiter“ (hat hier der Geist „verwehrt“?). Wir müssen dranbleiben an der Sache (dass wir das Evangelium sagen sollen), aber uns flexibel leiten lassen (wie / wo … wir es sagen sollen).
Moderne Wegführung
Ärgerst du dich, dass dein Auto kurz vor dem Urlaub kaputt geht? (Das passiert mir gerade regelmäßig knapp vor Freizeiten). Das ist Grund zur Aufregung. Überlege aber auch dies: Das führt dich zu Menschen, denen du sonst nicht begegnet wärest (z.B die Mechaniker deiner Autowerkstatt) Wir müssen lernen, dass manche Führung gegen unseren Wunsch geht, aber wir wissen nicht, welchen Sinn Gott der Sache gibt.
Umleitungen
Im Zeitalter von Navis können Umleitungen ganz schön lästig sein. Manche Navis wissen nichts vom richtigen Leben. Sie wollen ihren Plan verfolgen. Wer dem stoisch nachgeht, landet im Baustellengraben.
Open doors
Bruder Andrew schreibt in seinen Büchern viele Beispiele, wie Gott Türen aufgemacht hat, die bisher verschlossen waren. Aber auch verschlossene Türen werden als Führung erlebt.
„Bächle bauen“ der Kinder am Strand
Nichts Schöneres für Kinder, als einen Bach oder eine Wasserpfütze zu „kanalisieren“ – ein Bild dafür, dass und wie auch Gott uns lenken möchte? Sehen wir uns als liebevoll Gelenkte, auch wenn es für uns nicht immer bis in den letzten Punkt ersichtlich ist, wie das Gesamtbild aussieht?
Unser Wunsch und Gottes Führung
„Livingstone versuchte, nach China zu gehen, aber Gott sandte ihn stattdessen nach Afrika. Vor ihm plante Carey, nach Polynesien in die Südsee zu reisen, doch Gott führte ihn nach Indien. Judson ging zuerst nach Indien, dann wurde er jedoch nach Birma getrieben. Pierson schließt damit, dass er sagt, dass auch wir in unseren Tagen „ihm in Sachen Führung vertrauen müssen und uns gleichermaßen über seine Hindernisse und Befehle freuen sollen““ (John Stott. Die Botschaft der Apostelgeschichte. S.378)
Beispiele vom Türöffnen Gottes (Bsp. aus der Bibel)
Apg 5,19 Aber der Engel des Herrn tat in der Nacht die Türen des Gefängnisses auf und führte sie heraus und sprach:
Apg 14,27 Als sie aber dort ankamen, versammelten sie die Gemeinde und verkündeten, wie viel Gott durch sie getan und wie er den Heiden die Tür des Glaubens aufgetan hätte.
1Kor 16,9 Denn mir ist eine große Tür aufgetan zu reichem Wirken; es gibt aber auch viele Widersacher.
2Kor 2,12 Als ich aber nach Troas kam, zu predigen das Evangelium Christi, und mir eine Tür aufgetan war in dem Herrn,
Kol 4,3 Betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin,
Offb 4,1 Danach sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel, und die erste Stimme, die ich mit mir hatte reden hören wie eine Posaune, die sprach: Steig herauf, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll.
„Wenn jemand Visionen hat, dann soll er zum Arzt gehen“ (nach Helmut Schmid)
Es ist heute wichtig zu klären, was wir unter Visionen verstehen.
Paulus hatte auf jeden Fall eine Erscheinung vom Herrn.
Das wird dann auch bestätigt (vgl. den Echtheitsbeweis von Prophetie)
Liedvorschläge:
Ich bin bei dir – O welche ein Tag
Führe mich o Herr und leite
(Günther Ott)