Esra

Predigthilfe vom 24. Januar 2021 – Esra 6, 14-22

Predigtthema:         Gott gibt Gelingen und Freude – und schenkt das Opfer

Predigttext:              Esra 6,14-22

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Hinweise zu Einleitungsfragen zum Buch Esra finden sich in der Predigthilfe vom 03.01.2021.

Im heutigen Predigttext Esra 6,14-22 geht es um den Fertigbau des Tempels, die Einweihung und das Passahfest. Im letzten Predigttext ging es noch um den Abbruch des Tempelbaus. Um den logischen Zusammenhang herzustellen, ist zumindest Kapitel 6,1-13 kurz nachzuerzählen. In Kapitel 5,1 wird erwähnt, dass Haggai und Sacharja predigten und zum Wiederaufbau aufriefen. Einer der Gegner war Tattenai, ein anderer Schetar-Bosnai (Esra 5,3.6). In Kapitel 6,1-12 lesen wir dann von der Anordnung des Darius, der in Anknüpfung an Kyrus den Israeliten offiziell erlaubte, den Tempel ganz aufzubauen. In Predigttext geht es dann um die Fertigstellung des Tempels.

Exegetisch spannend ist vor allem die Frage der Absonderung und der Möglichkeit zum Beitritt. Während einerseits die Abgrenzung wichtig ist und beispielsweise in Vers 16 deutlich wird: Es geht um die Zurückgekehrten; ist andererseits dann beim Passahfest doch von Außenstehenden die Rede, die auch teilnehmen können (Vers 21).

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

  • Klaus vom Orde, Die Bücher Esra und Nehemia, Wuppertaler Studienbibel
  • Antonius H.J. Gunneweg, Esra
  • H. G. M. Williamson, Esra. Nehemiah, Word Biblical Commentary
  • D. J. Clines, Ezra. Nehemiah. Esther, The New Century Bible Commentary
  • F. Charley Fensham, The Books of Ezra and Nehemiah

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Beginnt der Abschnitt in Vers 13 oder in Vers 14?

  • In den meisten Kommentaren und Bibeln beginnt der heutige Abschnitt schon in Vers 13 und nicht erst in Vers 14. Bis Vers 12 wird Darius zitiert, der die Anordnung erlässt, dass man die Israeliten bauen lassen soll. In Vers 13 erzählt Esra, dass sich die Widersacher daran hielten und sie bauen ließen, was dann in Vers 14 und 15 zum Abschluss kommt. Somit hat Vers 13 gewissermaßen eine Zwischenfunktion zwischen der Anordnung von Darius und dem Aufbau des Tempels; man kann überlegen, ob man ihn mit hineinnimmt in den Predigttext oder nicht.

Vers 13-15: Wiederaufbau des Tempels

Wer waren Tattenai und Schetar-Bosnai?

  • „Tattenai, Schetar-Bosnai und seine Gefährten“ – diese Formulierung wird viermal verwendet, immer exakt auf diese Weise (5,3; 5,6; 6,6; 6,13). Tattenai war Statthalter der Provinz jenseits des Stroms. Vermutlich hieß die Provinz Samaria, der Name wird aber nicht genannt, da die Israeliten sich von der Provinz abgrenzen wollten. In 6,6 werden alle zusammen als die persischen Beamten jenseits des Stroms beschrieben: Also sie alle gemeinsam bildeten wohl den Beamtenstab, der vom persischen König über diese Provinz eingesetzt worden war. Sie wollten den Tempelbau verhindern und haben deshalb in Kapitel 5 nachgefragt, ob die Juden wirklich das Recht haben, ihn wiederaufzubauen. Nach der Antwort des Königs Darius wird jetzt berichtet, dass sie sich an den Befehl des Königs hielten und die Israeliten nicht mehr am Tempelaufbau hinderten.

Wann waren die Weissagungen von Haggai und Sacharja, wie passt das mit dem Tempelbau zusammen?

  • Die Weissagungen und Prophetien der beiden Propheten Haggai und Sacharja waren die Grundlage für den Wiederaufbau: Nach den Predigten waren die Israeliten wieder motiviert und gingen den Auftrag Gottes an. Es zeigt sich hier: Nachdem die Isareliten träge geworden sind und den Auftrag Gottes missachtet haben, griff Gott selbst durch Propheten ein, um sie zurück auf den richtigen Weg zu bringen.
  • Haggai wirkte von 520-519 v. Chr., Sacharja von 519-518 v. Chr. (wir haben die genauen Angaben in den jeweilen Prophetenbüchern). Man kann sich fragen: Warum predigten sie nur am Anfang, als der Tempelaufbau angefangen hat? Vollendet wurde der Tempelbau erst 516/515 v. Chr. Hörten sie auf einmal auf? Letztlich klären lässt sich die Frage nicht. Aber eine plausible Möglichkeit ist, dass nur ein Teil der Predigten von den beiden Propheten in ihren Büchern aufgeschrieben wurden. Wahrscheinlich verkündigten sie auch noch danach Gottes Wort, aber die Anfangsprophetien waren das Wichtigste und nur diese wurden schriftlich festgehalten.

Warum war der Befehl Gottes und der Befehl des Königs wichtig?

  • Ganz wichtig ist Esra nun zu betonen: Der Befehl zum Tempelaufbau erging sowohl von Gott als auch von dem jeweiligen König. Beides ist wichtig – aber Gott wird zuerst genannt. Gebaut wurde, weil Gott es verlangte. Aber gerade gegenüber den Widersachern war wichtig zu betonen: Wir bauen mit der Erlaubnis des Königs, ihr dürft uns nicht vom Bau abhalten!

Wie passt Artahsasta hier dazu, wenn er doch erst vier Jahrzehnte später König wurde?

  • Drei Könige werden hier aufgezählt, die den Tempelaufbau erlaubten. Kyrus, der direkt nach seiner Eroberung den Erlass machte, dass die Israeliten zurückkehren und den Tempel aufbauen dürfen (regierte bis 530 v. Chr.). Darius, der dann die Wiederaufnahme am Tempel offiziell erlaubte. Darius regierte von 520 v. Chr. an. Möglicherweise war der König Kambyses, der dazwischen regierte, eher ein Gegner des Tempelbaus. Warum wird hier nun Artahsasta erwähnt? Artahsasta ist mit Artaxerxes zu identifizieren (auch schon in Esra 4 und 5). Artaxerxes regierte von 465-424 v. Chr., also erst ca. 50 Jahre nach dem Tempelfertigbau.
  • Zwei mögliche Gründe gibt es, warum Esra hier auch Artaxerxes nennt, die wahrscheinlich beide zusammengehören. Zum einen hat er unter den Widerständen in Kapitel 4 auch schon die Widerstände beim Maueraufbau und die Briefwechsel mit diesem Artaxerxes geschildert; er bleibt nicht beim chronologischen Ablauf. Zum anderen wusste Esra, als er das Werk zusammenführte, dass der Maueraufbau später unter Artaxerxes wichtig wurde und auch er als König Israel unterstützte. Deswegen hat er ihn ergänzt, auch wenn er beim Tempelbau natürlich keine Rolle spielte.

Wann wurde der Tempel genau fertiggestellt?

  • Der Text sagt hier ganz genau wann der Tempel fertiggestellt wurde: Im sechsten Jahr des Darius, im Monat Adar, am dritten Tag. Der Monat Adar war der 12. Monat und somit direkt vor dem Monat Nissan, in dem Passah gefeiert wird und den Gott beim Auszug aus Ägypten als ersten Monat festgelegt hat. (Heute ist die Zählung meist anders, heute wird Tischri häufig als erster Monat gezählt.) Es ist etwas umstritten ob das sechste Jahr von Darius nun 516 oder 515 v. Chr. ist, je nachdem, wie man zählt. Vermutlich, wenn man es auf den Tag genau bestimmen will, war es der 12. März 515 v. Chr., als der Tempel fertig gestellt wurde (siehe Kommentar Klaus von Orde).
  • In Esra 7,6 steht an dieser Stelle im Text der 23. Tag statt dem dritten Tag, ebenso auch bei Josephus, der Esra zitiert. Irgendwann muss sich hier also ein Dreher eingeschlichen haben. Aus meiner Sicht spricht aber nichts dagegen, dass hier ursprünglich der 3. Adar stand, da die meisten hebräischen Esra-Schriften hier diese Zahlenangabe haben.

Vers 16-18: Das Tempelweihfest

Warum werden die Zurückgebliebenen Israeliten gar nicht mit aufgezählt und freuen sich über den aufgebauten Tempel nicht mit?

  • Wie schon in den letzten beiden Predigten merken wir hier im Text wieder, dass der Schwerpunkt auf die Zurückgekommenen gelegt wird. Die in Israel Zurückgebliebenen werden gar nicht mit erwähnt beim Tempelfest. Das hat vermutlich vor allem theologische Gründe: Gott hat den Heimgekehrten, den Exilanten einen neuen Tempel geschenkt, einen Neustart ermöglicht. Natürlich galt das auch für Israeliten, die im Land geblieben sind, diese sind aber theologisch an dieser Stelle nicht so relevant.

Warum konnten die Israeliten jetzt mit großer Freude feiern?

  • In unserem Textabschnitt wird mehrmals von Freude gesprochen: Das zeigt, was für ein besonderer Anlass dieses Fest für die Israeliten war. Der Tempel steht wieder, es gibt einen geistlichen Neuanfang! Das Tempelweihfest, der Gottesdienst, wurde wie früher gefeiert. Dieses Fest war sicherlich eine große Feierlichkeit und wir können uns ein Fest mit allem Drum und Dran ausmalen – auch wenn die Israeliten natürlich noch eher ärmlich waren.

War das mit den Opfertieren vorgegeben? War es ähnlich wie beim ersten Tempelbau? Wofür stehen die 12 Ziegen?

  • Zur Einweihung wurde fleißig geopfert: 100 Stiere, 200 Widder, 400 Lämmer und 12 Ziegen als Sündopfer. Im Vergleich zum ersten Tempelbau ist das sehr ärmlich – dort wurde so viel geopfert, dass man die Menge nicht berechnen konnte (1Kön 8,5). In 1Kön 8,63 werden einige Zahlen genannt, dort geht es bis in die Hunderttausend hinein. Es wird also deutlich, wie arm die zurückgekehrten Israeliten waren. Natürlich hatten sie bisher kaum Tiere oder Eigenbesitz.
  • Die 12 Ziegen als Sündopfer stehen ganz klar für die 12 Stämme Israels. Ganz Israel soll entsühnt werden für ihre Schuld und das Abfallen von Gott – was das Exil bedingt hatte. Interessant ist, dass die zwei Stämme Benjamin und Juda sowie die Leviten aus dem Südreich, die ja eigentlich den Großteil des neuen Israels ausmachten, als 12 Stämme, als ganz Israel, wahrgenommen wurden. Es zeigt sich, dass man sich selbst als ganz Israel verstand.

Woran orientiert sich die Ordnung des Kultpersonals? Warum wird hier Mose als Bezugspunkt genannt – anders als in Esra 3,10?

  • In Esra 3,10 stellten sich die Priester und Leviten noch nach der Ordnung Davids auf, hier ist nun auf einmal von der Ordnung nach dem Buch des Moses die Rede. Wie passt das zusammen? Das ist kein Problem, da sich die Anordnung der Priester und Leviten zur Zeit Davids wiederrum auf die Anordnung von im Buch Moses bezieht. Wichtig ist: Durch alle Zeiten, von Mose über David bis nun machten die Priester und Leviten ihren Dienst auch im Gottesdienst genau so, wie es von Gott angeordnet war.

Warum wechselt der Text nach Vers 18 wieder von Aramäisch auf Hebräisch?

  • Ab Vers 19 ist der Esra-Text wieder auf Hebräisch. Nach der Erzählung über den Tempelbau wechselt der Editor des Werks Esra – vielleicht Esra selbst – wieder zur hebräischen Sprache. Gut möglich ist, dass der ganze aramäische Part eine vorherige Quelle war. Andererseits kann auch gut sein, dass die ganzen Briefwechsel, die in diesem Abschnitt zitiert werden, auf aramäisch verfasst wurden – sodass Esra entschied, einfach die ganze Tempelbaugeschichte in aramäisch zu halten. Nun setzt mit dem Passahfest ein stückweit ein neuer Teil ein, auch wenn das Passahfest chronologisch direkt hinter dem Tempelbau anzusetzen ist.

Vers 19-22: Das Passahfest

Wann wurde das Passahfest gefeiert?

  • Am 14. Tag des ersten Monats wurde Passah gefeiert, also am 14. Nissan. Während die Fertigstellung im Monat zuvor war, vermutlich im März 515 v. Chr., sind wir jetzt Mitte April 515. v. Chr. Kurz nach der Tempeleinweihung stand zeitlich das Passahfest an, das jetzt nach der Tempeleinweihung wieder in vollem Umfang und kultkonform gefeiert werden konnte. Das Passahfest hatte hier eine besondere Bedeutung: So wie es ursprünglich den Auszug aus Ägypten ermöglicht hatte, so war es jetzt Zeichen dafür, dass Gott wieder den Auszug ermöglicht hatte, den Heimgang aus dem Exil.

Was heißt, sie reinigten sich wie ein Mann?

  • Die Formulierung „wie ein Mann“ findet sich schon in Esra 3,1. Es heißt, ganz Israel, alle, machten einmütig mit. Sie reinigten sich: Das heißt zum einen, dass sie die ganzen Reinigungsvorschriften aus den Büchern Mose wieder erfüllten, bevor sie sich dem Herrn, dem Tempel, näherten und bevor sie das Passahfest feierten. Sicherlich ist hier bei Reinigung in Zusammenhang mit dem Sündopfer im Monat zuvor aber auch gemeint, dass sie alle ihre Sünden bekannten, zu Gott umkehrten und nun das Passahfest feiern konnten.

Wer feierte das Passah alles mit – wer ist mit denen gemeint, die sich von der Unreinheit des Landes abgesondert haben?

  • In Vers 20 wird noch aufgezählt: Sie schlachteten das Passah für alle Heimkehrer, ihre Brüder, die Priester und sich selbst. Damit wird deutlich: Alle Israeliten durften teilnehmen. Oft wurde abgegrenzt: Die anderen Völker aber nicht! (Vgl. Esra 4,1-5). Hier hingegen finden wir nun in Vers 21 eine interessante Formulierung: „Jeder, der sich von der Unreinheit der Nationen des Landes abgesondert hatte, um den Herrn, den Gott Israels, zu suchen.“ Hier zeigt sich: Auch wenn man ganz klar die Absonderung von den anderen Völkern als Ganzes suchte, um die eigene Reinheit zu wahren und sich nicht zum Götzendienst verführen zu lassen: Es gab doch die Möglichkeit, zum Volk Israel dazuzustoßen.
  • Wer ist mit diesen Personen gemeint, die sich von der Unreinheit der Nationen abgewandt haben? Drei Theorien gibt es: Es könnte sich um Israeliten von den Nordstämmen handeln. Es könnte sich um zurückgebliebene Israeliten handeln, die sich vermischt hatten. Oder es waren Proselyten, Gottesfürchtige aus den anderen Völkern, die sich konsequent von ihren Götzen abwandten und von ihrem Volk damit abwandten, und sich Gott hinwandten.
  • Mir scheint hier nicht nur eine der Gruppen gemeint zu sein. Es heißt ganz klar: Jeder, der sich von der Unreinheit der Nationen abwendet, um Gott zu suchen. Das gilt somit sicherlich für den Israeliten, der auf falsche Wege gekommen ist und sich mit Völkern vermischt hat. Genauso aber für Leute aus anderen Völkern, die konsequent umkehrten zu Gott. (Vgl. Neh 10,28, wo auch Menschen aus den Völkern sich dem Gesetz Gottes zuwenden.) Das passt auch zur ursprünglichen Intention des Passahfestes, wo schon deutlich wird: Jeder kann teilnehmen, wenn er wirklich von Herzen zu Gott umkehrt und dies äußerlich zeigt – beispielsweise in der Beschneidung (2Mose 12,44.48).
  • Während also einerseits Esra ganz klar die theologische Konzentration auf die Heimkehrer und ihre Reinhaltung als Volk und Abgrenzung zu den Völkern sieht, ist andererseits deutlich: Einzelne konnten immer dem Gottesvolk beitreten, wenn sie klar umkehrten und sich von ihrem bisherigen Volk und Götzen abwandten.

Was ist das Fest der ungesäuerten Brote?

  • Das Fest der ungesäuerten Brote schließt sich direkt an das Passahfest an (3Mose 23,5ff). Es beginnt am Tag nach dem Passahfest und dauert sieben Tage lang. Das Essen der ungesäuerten Brote erinnert auch an die Wüstenzeit. Häufig wird auch die ganze Feier Passah-Fest bezeichnet und das Fest der ungesäuerten Brote ist dann nur ein Teil des Passahfestes. Ein guter Festkalender zur Übersicht findet sich auf:
  • https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/fest-at/ch/d28ab16844879aad96cae18e839e289d/

Welche Rolle spielte Freude und worin ist sie begründet?

  • Gott hat sie froh gemacht, deswegen konnten die Isareliten ausgelassen feiern. Christen können fröhlich feiern, weil Gott für sie gehandelt hat, so wie damals bei den Israeliten.

Wer ist der König von Assur – es gab Assyrien doch gar nicht mehr?

  • Hier erscheint auf einmal die Bezeichnung: König von Assur. Das verwundert etwas – bisher war immer vom König von Persien die Rede. Und das assyrische Reich ist eigentlich schon längst untergegangen; es wurde zuerst von Babylonien und nun von Persien abgelöst. Ist das hier eine Ungenauigkeit des Autors? Nein, vermutlich nicht. Da der König in Esra auch König von Persien genannt wird, wäre es seltsam, wenn er hier „aus Versehen“ eine falsche Bezeichnung nimmt. Fensham zeigt in seinem Kommentar, dass es durchaus üblich war, Könige auch als Könige von den von ihnen besetzten Gebieten zu bezeichnen (Fensham, 96). So kann der König von Persien auch König von Babylon oder von Assur bezeichnet werden, weil er die Gebiete eingenommen hat und über alle regiert. Warum Esra hier jetzt zu dieser Bezeichnung wechselt, ist nicht ganz klar. Möglicherweise wollte er daran erinnern: Die Assyrer, mit denen das Chaos und der Untergang des Nordreichs angefangen hat, deren König wurde nun wiederum von Gott bewegt, dass die Israeliten ihren Tempel aufbauen konnten.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Tempelaufbau, Tempeleinweihung und Passahfest – alles drei hat im Neuen Bund keinen direkten Fortbestand mehr. Aber es gibt klare Parallelen. Wie schon in den letzten Predigthilfen skizziert, kann die Parallele vom Tempel zum neutestamentlichen Tempel gezogen werden: Der einzelne Christ als Tempel Gottes und die Gemeinde als Tempel.

Beim Passahfest kann die Parallele hin zum Karfreitag und zu Ostern gezogen werden, die in der Passahwoche stattfanden. Das Abendmahl als Passahfest, die Kreuzigung Jesu als Sterben des Passahlammes zur Rettung. Sowohl die Befreiung aus Ägypten wie auch die Befreiung aus dem Exil sind somit Vorbilder für den Sühnetod Jesu.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Wir sind am Ende des ersten Teils aus dem Esrabuch, in dem es um den Tempelaufbau geht. Die aktuelle Situation muss berücksichtigt werden – wie funktioniert Tempelbau/Gemeindebau gerade bei uns? Wie können wir kreativ werden unter den aktuellen Einschränkungen? Wie schenkt Gott uns neue Möglichkeiten trotz Widerstände?

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

In diesem Teil möchte ich einige Ideen zur Anwendung des Textes geben. Natürlich muss in einer Predigt ein Schwerpunkt gelegt werden.

Vers 13-15:

  • Die Menschen waren träge und hatten sich vom Tempelbau abhalten lassen. Genauso geht es uns manchmal, wenn wir an uns selbst oder an der Gemeinde als Tempel bauen. Aber Gott greift ein: Durch seine Predigt, durch sein Reden durch die Propheten. Am Ende hat es Gott in der Hand, was fertig gestellt wird und was nicht.
  • Sind wir bereit, auf Gottes Predigten und sein Wort in unser Leben zu hören und uns aufrütteln zu lassen, wenn wir mal träge geworden sind am Bau seines Reiches und unseres geistlichen Lebens?
  • Gottes Befehl stand an erster Stelle, aber auch der Befehl des Königs und die Übereinstimmung mit den rechtlichen Gegebenheiten war den Israeliten wichtig.
  • Gottes Plan kommt zum Ziel – er kann selbst mit trägen Menschen und heidnischen Königen arbeiten. Gleiches gilt für uns als Christen persönlich, Gott wird uns zum Ende bringen als sein Tempel. Und auch für unsere Gemeinden – trotz der Sünder in der Gemeinde und den äußeren Schwierigkeiten wird Gott sie ans Ziel bringen.
  • Für Noch-Nicht-Christen: Manchmal scheitern wir im Leben und kommen mit unseren Plänen und Aufträgen nicht ans Ziel. Gott kommt mit seinen Plänen für uns ans Ziel, wenn wir uns ihm anvertrauen.

Vers 16-18:

  • Auch mit ärmlichen Mitteln wurde die Tempeleinweihung gefeiert. Es kommt nicht drauf an, wie reich wir sind oder wie viel wir haben, sondern ob wir von Herzen geben.
  • Große Freude ist möglich – nicht wegen uns, sondern weil Gott es ermöglicht.
  • Gott ermöglicht den geistlichen Neuanfang mit einem neuen Tempel. Damit ist der Tempelneubau ein Bild für Jesus: In Jesus wird der geistliche Neuanfang für alle Menschen der Erde ermöglicht, nachdem diese sich im Sündenfall von Gott abgewandt haben und ins Exil geschickt wurden – auf die gefallene Erde.
  • 12 Ziegenböcke als Sündopfer: Um geistliches Leben zu starten, um ein neues Leben beginnen zu können, braucht es ein Opfer für unsere Sünde. Jesus! Für Noch-Nicht-Christen das Angebot: Schuld und Schuldgefühle können bei Gott vergeben werden!
  • Die Grundlage für das Tempelweihfest waren die Anordnungen in den Büchern Mose: Für Gemeindebau und persönliches Wachstum brauchen wir immer die Rückorientierung auf die Bibel und Gottes Wort!

Vers 19-22:

  • Das Passahfest wurde nach den Vorgaben gefeiert – am richtigen Tag. Die Grundlage für unser Handeln – auch Gottes Wort?
  • Einheit und Reinigung waren die Grundlage zum Passahfest: Auch für den Gottesdienst/das Abendmahl ist beides wichtig. Sind unsere Sünden vor Gott bekannt? Haben wir uns gegenseitig vergeben und versöhnt und können so gemeinsam die Vergebung Gottes annehmen? (Vgl. Mt 6,12)
  • Jeder kann beim Passahfest mitfeiern, insofern er ganz klar Gott sucht und sich von den anderen Völkern abgrenzt. Sind wir bereit, Leute jeglicher Kultur und sozialen Schicht bei uns mitfeiern zu lassen, wenn sie ernsthaft Gott suchen und sich von ihren bisherigen Religionen/Beeinflussungen abwenden?
  • Passahfest, Fest der ungesäuerten Brote. Erkennen wir den Stellenwert von biblischen Festen an? Ostern, Weihnachten, Pfingsten, andere Feiertage, Fastenzeit – als Rückerinnerungen auf biblische Geschichte?
  • Große Freude ist beim Gottesdienst möglich – wie damals beim Passahfest und bei der Tempeleinweihung. Warum? Weil Gott handelt, weil er die Freude ermöglicht und uns tiefe Freude im Herzen schenkt, die über äußere Freude und Unannehmlichkeiten hinaus hält (1Thess 5,16: Freuet euch allezeit).

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Gott gibt Gelingen und Freude – und schenkt das Opfer

Gott kommt zum Ziel – selbst durch träge Menschen und heidnische Könige

Wie wird wahre Freude möglich?

Wie kommen wir an das Ziel, das Gott für uns geplant hat?

3.2 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Textgliederung:

  1. Gott ermöglicht, dass der Tempel fertig gestellt wird (13-15)
  2. Das Tempelweihfest wird gefeiert (16-18)
  3. Das Passahfest wird gefeiert (19-22)

Predigtgliederung:

Gott gibt Gelingen und Freude – und schenkt das Opfer

  1. Gott gibt Gelingen, dass der geistliche Tempel fertig gestellt wird (13-15)
  2. Gott schenkt wirkliche Freude beim Tempelweihfest und beim Passahfest (16-22)
  3. Gott ermöglicht wirkliche Freude, weil er am Ende das Opfer schenkt in Jesus

Gott kommt zum Ziel – selbst durch träge Menschen und heidnische Könige

  1.  Gott ist mächtiger als die heidnischen Könige und kann sie für sein Ziel des Tempelbaus gebrauchen (13-18)
  2.  Gott ist nicht aufzuhalten mit uns zu seinem Ziel zu kommen, auch wenn wir manchmal träge sind (13-18)
  3.  Gott ermöglichst Vergebung und einen Neuanfang durch das Passahopfer (19-22)

Wie entsteht wirkliche Freude?

  1.  Wenn Gott Gelingen schenkt (13-15)
  2.  Wenn Gott geistlichen Neuanfang ermöglicht (16-18)
  3.  Wenn Gott das Opfer und die Feier schenkt (19-22)

3.3 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

http://www.xn--bibel-frs-leben-5vb.de/27.html

  • Die Fabel von den Fröschen
  • Die Geschichte zeigt, dass es manchmal nicht gut ist, auf die Einschätzung und das Gerede von anderen zu hören. Stattdessen sollten wir auf Gott hören, der mit uns an sein Ziel kommt!
  • „Eines Tages entschieden die Frösche, einen Wettlauf zu veranstalten. Um es besonders schwierig zu machen, legten sie als Ziel fest, auf den höchsten Punkt eines großen Turms zu gelangen. Am Tage des Wettlaufs versammelten sich viele andere Frösche, um zuzusehen. Dann endlich – der Wettlauf begann. Nun war es so, dass keiner der zuschauenden Frösche wirklich glaubte, dass auch nur ein einziger der teilnehmenden Frösche tatsächlich das Ziel erreichen könne. Statt die Läufer anzufeuern, riefen sie also: „Oje, die Armen! Sie werden es nie schaffen!“ oder „Das ist einfach unmöglich!“ oder „Das schafft ihr nie!“ Und wirklich schien es, als sollte das Publikum recht behalten, denn nach und nach gaben immer mehr Frösche auf. Das Publikum schrie weiter: „Oje, die Armen! Sie werden es nie schaffen!“ Und wirklich gaben bald alle Frösche auf – alle, bis auf einen einzigen, der unverdrossen an dem steilen Turm hinaufkletterte – und als einziger Frosch das Ziel erreichte. Die Zuschauerfrösche waren vollkommen verdattert und alle wollten von ihm wissen, wie das möglich war. Einer der anderen Teilnehmerfrösche näherte sich ihm, um ihn zu fragen, wie er es geschafft hätte, den Wettlauf zu gewinnen. Und da merkten sie erst, dass dieser Frosch taub war!
  • Man kann gut irgendeine menschliche Methode oder ein Buch zitieren, das uns helfen will, Ziele zu erreichen. (Wenn man googelt, da gibt es tausende Vorschläge.) Es gibt viele Bücher und Bestseller, die auf dieses Thema eingehen – wie kann ich meine Ziele erreichen; wie werde ich erfolgreich etc. Unsere Methoden, Ziele zu erreichen, scheitern aber doch immer wieder – was sich letztlich an den vielen Büchern und unterschiedlichen Wegen zeigt –, weil es am Ende Gott in der Hand hält.
  • Aus dem persönlichen Leben kann man gut zum Thema Freude erzählen: Was hat dich im Leben so richtig gefreut? Und wie schnell war die Freude dann wieder weg? Damit kann man den Unterschied von beständiger geistlicher Freude und äußerer Freude aufzeigen.

(Samuel Koser)