Lukas

Predigthilfe vom 24. Dezember 2023 – Lukas 2,1-7

Predigtthema: Enttäuscht – wie Jesus kommt           

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984/2017 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas, findet sich in ähnlicher Form nicht in den anderen Evangelien. In Mt 1,18-2,18 haben wir ebenfalls einen Bericht über die Geburt Jesu, der aber andere Schwerpunkte setzt. (die Weisen aus dem Morgenland, Kindermord von Herodes, Flucht nach Ägypten.).

Unsere Textstelle findet sich fast direkt zu Beginn des Lukas-Evangeliums. Davor findet sich nur die Ankündigung der Geburt von Johannes dem Täufer und dessen Geburt, sowie die Ankündigung der Geburt Jesu und das Loblied Marias als Reaktion darauf.

Thomas Richter schreibt in seiner Predigthilfe vom 24.12.2009: „Der Aufbau des Lukasevangeliums ist am Anfang von einer Parallelität der Berichte von Johannes und Jesus gekennzeichnet. Es erfolgen die beiden Geburtsankündigungen (Johannes: 1,5-26 / Jesus: 1,26-38), dann begegnen sich die Mütter von beiden (1,39-56) und dann kommen die beiden Geburtsberichte (Johannes: 1,57-80 / Jesus: 2,1-40). Zuerst wird immer über den Wegweiser, hin zum Messias, berichtet (= Johannes), dann wird über den Weg selbst, den Messias, berichtet (= Jesus). Entsprechend dem Predigtanlass (Heiligabend) ist der Predigttext nun die Geburt des Messias […]“.

Eine Predigt über Lk 2,1-7 ist herausfordernd, handelt es sich hier doch um einen relativ kurzen Textabschnitt, der nicht einmal die ganze Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums umfasst (weil die V. 8-20 nicht betrachtet werden). Eine Predigt an Heiligabend ist natürlich ebenfalls noch einmal eine besondere Situation – die wahrscheinlich auch auf Zuhörer treffen wird, die sonst nicht regelmäßig einen Gottesdienst besuchen oder vielleicht auch gar keine persönliche Beziehung zu Jesus haben. Ziel einer Predigt über diesen Text sollte es also sein, einerseits dem Zuhörer (neu) deutlich zu machen, woran wir an Heiligabend gedenken – und andererseits aufzuzeigen, was dieser Jesus der hier geboren wird, mit seinem ganz persönlichen Leben zu tun hat

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

  • Fritz Rienecker. Das Evangelium des Lukas. Wuppertaler Studienbibel. S. 42-62 („Der große Herrscher der Zeitenwende muss dem ‚Kindlein im Stalle‘ dienen“ + „Nur Boten aus der Ewigkeit können von dieser Großtat Gottes künden und anbetend singen“ + „Die vor dem irdischen Gericht nicht zugelassenen Zeugen bestimmt Gott zu Seinen ersten Zeugen“).
  • Gerhard Maier. Lukas-Evangelium 1. Teil. Edition C-Bibel-Kommentar Bd. 4. S. 76-94 („Die Geburt Jesu“).
  • J.C. Ryle. Lukas Bd. 1: Kap 1-7. Friedberg: 3L-Verlag, 2004. S. 67-78 („Die Geburt Jesu Christi in Bethlehem“ + „Die Hirten und die Engel“).

Bitte studiert auch den hilfreichen Predigttipp von Thomas Richter vom 24.12.2009 zu (Lk 2,1-7) unter www.studienbibel.de vom Beachtenswerte Anmerkungen zum Predigttext bietet z.B. die MacArthur Studienbibel (S. 1425f).

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Erstellt unter Verwendung der Lukas-Kommentare aus Pillar New Testament Commentary, Baker Exegetical Commentary on the New Testament und New International Commentary on the New Testament.  

V. 1: Lukas ist der einzige NT-Autor, der einen römischen Kaiser beim Namen nennt. Hier erwähnt wird Kaiser Augustus (Octavian). Dieser lebte von 63 v.Chr. bis 14 n.Chr.. Nach vielen internen Machtkämpfen wurde dieser vom römischen Senat 27 v.Chr. als Alleinherrscher eingesetzt und regierte mit unbeschränkter Macht. Er ließ viele prächtige Bauwerke in Rom errichten, war politisches, militärisches und religiöses Oberhaupt (Titel des Pontifex Maximus, oberster Priester, wie später die Päpste). Unter seiner Herrschaft herrschte Frieden in großen Teilen des römischen Reiches, der Jahrhunderte dauern sollte. Aus weltlicher Sicht war er also wirklich ein Friedensbringer. Er war auch der erste Kaiser, der sich auch bewusst als göttlich anbeten ließ. In gefundenen Inschriften wird Augustus als Sohn Gottes beschrieben, als Erlöser des einfachen Volkes und Bringer von Frieden, dem Anbetung und Ehre gebührt. Lk 2,10-11 setzt hier einen bewussten Kontrastpunkt dazu – der wahre Herrscher und würdig der Anbetung. In Augustus und Jesus begegnen sich Menschenreich und Gottesreich – obwohl sie sich eigentlich gar nicht begegnen.  

V. 2-3: Die Datierung dieser Zählung ist sehr schwierig – König Herodes starb spätestens im Jahr 4 v.Chr. – Quirinius war aber erst ab dem Jahr 6 Statthalter in Syrien. Die Geburt Jesu muss also ungefähr in diesem Zeitraum stattgefunden haben, aber wie sich diese beiden Daten miteinander in Einklang bringen lassen, ist eine große Streitfrage unter Historikern. Das Eintragen in Steuerlisten diente dazu, um Personen und ihr Vermögen zu erfassen (Kopf- und Vermögenssteuer). Die Erfassung nach Herkunftsort war für römische Verhältnisse ungewöhnlich – für jüdische Verhältnisse aber am logischsten und so passten sich die Römer an die örtlichen Gegebenheiten an.

V.4: Bethlehem liegt ungefähr 110 km südlich von Nazareth – wenn man Samaria umgeht (was damals unter Juden üblich war) noch einmal 30 km mehr. Die Nennung von Bethlehem als Stadt Davids (im Sinne von Herkunftsort, eigentlich steht dieser Begriff sonst für Jerusalem) finden wir etwa in 1Sam 16,4 und 20,4 – Bethlehem als Herkunftsort des Messias kommt aus Micha 5,1-2.

V.5: Vermutlich war es für das Eintragen in die Steuerliste nicht notwendig, dass Maria Josef begleitete. Es wäre aber nachvollziehbar, dass sich ein junges Paar in so einer wichtigen Phase wie einer anstehenden Schwangerschaft nicht für längere Zeit trennen wollte. Die beiden waren zu diesem Zeitpunkt ziemlich sicher schon verheiratet, ein verlobtes Paar hätte sich nicht auf eine solche Reise zusammen begeben. Das Maria als „vertrautes Weibe“ bezeichnet wird ist also kein Bezug auf eine Verlobung, eher als Andeutung darauf, dass die Ehe noch nicht vollständig vollzogen wurde (Maria also noch Jungfrau war).

V.6-7: Die gängige Vorstellung ist, dass Jesus auf dem Weg nach Bethlehem oder in der ersten Nacht dort geboren wurde. Dies ist eine Vorstellung die sich nicht in den Evangelien findet, sondern aus dem Protoevangelium des Jakobus kommt. Die Formulierung in V.6 („als sie daselbst waren“) spricht eher dafür, dass die beiden sich schon etwas länger in Bethlehem befanden. Neugeborene einzuwickeln war damals Brauch, so sollten die Gliedmaßen gerade in Form gehalten werden. Wo genau wird Jesus geboren? Er wird in eine Krippe, einen Futtertrog gelegt – auf jeden Fall also in einem Raum, in dem sich normalerweise Tiere befanden. Die Örtlichkeit, in der sich dieser Raum befand, wird mit Herberge wiedergegeben – das ist aber missverständlich. Eine Herberge in Form eines Gasthauses ist hier ziemlich sicher nicht im Blick – dafür wird etwa in Lk 10,34 ein anderes griechisches Wort benutzt. Es geht hier also entweder eher um eine private Unterkunft für Gäste oder einen öffentlichen Unterschlupf. So oder so, die Teile der Örtlichkeit, die für menschliche Gäste gedacht waren, waren überfüllt. Also brauchte es einen Ausweichplatz. Dieser Stall ist dabei nicht in unserem heutigen Sinne zu verstehen. Es könnte sich um eine Höhle handeln, in der Tiere untergebracht waren. Genauso gut könnte es sich aber auch um den Bereich eines Hauses handeln, in dem sonst Tiere untergebracht waren. Häuser zur damaligen Zeit bestanden oft aus einem großen Raum, mit einem Bereich für menschliche Bewohner – und einem abgrenzten Bereich für Tiere, der durch eine halbhohe Mauer abgetrennt war, sich aber trotzdem im gleichen großen Raum befand, in Sicht- und Hörweite. Gut möglich, dass Maria und Josef auf diesen Platz auswichen. Ganz auf sich gestellt waren sie aber ziemlich sicher nicht. Die Gastfreundschaft des damaligen Nahen Ostens hätte es nie gestattet, eine junge Familie einfach auf sich gestellt zu lassen. Sie hatten also auf jeden Fall Unterstützung und Hilfe. Das Ausweichen auf den Stallbereich war eine sehr bescheidene Bleibe, eines Königs nicht würdig, aber gleichzeitig für ihre Situation auch eine akzeptable Lösung, die keineswegs von bitterer Armut oder großer Ablehnung zeugt.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Mit der Geburt von Jesus bricht eine neue Ära an – sein Tod und seine Auferstehung am Kreuz begründen den Neuen Bund, in dem wir als Christen leben dürfen. Die Weihnachtsgeschichte ist eine der bekanntesten biblischen Geschichten – vielleicht sogar die bekannteste überhaupt. Herausforderung bei der Auslegung ist hier, sich nicht zu sehr von dem beeinflussen zu lassen, was man glaubt über die Weihnachtsgeschichte zu wissen. Da sich in der klassischen Weihnachtsgeschichte auch viele Elemente finden, die in der Bibel so nicht auftauchen (Esel und Ochse im Stall, der unbarmherzige Herbergswirt der Maria und Josef das Zimmer verweigert etc.). Von diesen Hinzufügungen sollte man sich frei machen und einfach auslegen und predigen was geschrieben steht – wie bei jedem anderen Bibeltext auch.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Die Predigt wird an Heiligabend gehalten. Vermutlich befinden sich zu diesem Anlass viele Leute im Gottesdienst – darunter wahrscheinlich auch Nichtchristen und Gemeindeferne. Auch diese sollen mit der Predigt angesprochen werden und verstehen, was die Botschaft mit ihrem Leben zu tun hat. Es ist hier also besonders wichtig auf eine verständliche Ausdrucksweise zu achten und theologische Begriffe gut zu erklären. Aber im Gottesdienst werden sich auch viele „alte Hasen“ befinden, die schon viele Predigten an Heiligabend gehört haben – hier muss man es schaffen sie neu für das Bekannte zu begeistern – etwa indem man neue Blickwinkel auf die bekannte Geschichte aufzeigt.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Jesus ist der wahre Friedensbringer – aber ist in meinem Leben gerade Frieden? Lebe ich im Unfrieden mit Gott, weil mir die Beziehung zu Jesus fehlt? Das kann und muss ich ändern! Aber auch wenn ich einer Beziehung mit Jesus stehe: Gibt es Unfrieden in meinem Leben? Vielleicht weil Jesus eben doch nicht in allen Bereichen der König über mein Leben sein darf, wie es ihm eigentlich zusteht. Solche Unfriedens-Bereiche muss ich in meinem Leben durch die Führung des Heiligen Geistes identifizieren und Jesus neu auf den Thron meines gesamten Lebens setzen.

3. Sagen, wo es hingeht

Zur Predigtvorbereitung hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigt von Wilhelm Busch am 20.12.1964 auf Crossload.org unter https://crossload.org/inhalte/mndz0SNQIZ/4-Advent-Wilhelm-Busch

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Die Zuhörer sollen (neu) verstehen was an Weihnachten passiert ist und wie wichtig die Botschaft für ihr ganz persönliches Leben ist, dass Gott selbst Mensch geworden ist. Jesus ist Herrscher und König, aber noch viel größer als es je ein weltlicher Herrscher war – auch wenn seine Geschichte auf Erden hier ihren ganz bescheidenen Anfang nimmt.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Für die Predigt bietet es sich an, zuerst einige Informationen zu den historischen Rahmenbedingungen der Weihnachtsgeschichte zu geben. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Kaiser Augustus gelegt und aufgezeigt, wie dieser sich selbst als Herrscher des Friedens und Sohn Gottes darstellte – und nach weltlichen Maßstäben tatsächlich so ziemlich alles erreicht hatte, was man sich nur wünschen konnte. Trotz all seiner Macht steht aber auch er am Ende unter Gottes Plan, denn die von ihm beauftragte Volkszählung sorgt dafür, dass sich die Prophezeiung über den Geburtsort von Jesus bewahrheitet. Jesus wird unter den einfachsten Umständen geboren, ihm fehlt der Glanz und Prunk eines Kaiser Augustus. Aber er ist der wahre König, der wahre Herrscher des Friedens und der wahre Sohn Gottes. Niemand ist größer als er – nichts, was diese Welt bieten kann, kann mit ihm mithalten. Das gilt auch für uns heute noch. Wer Jesus in sein Leben lässt, der schenkt dem wahren Friedefürsten Platz, der unseren stürmischen Herzen Ruhe und Frieden verschaffen kann – und es gibt nichts Besseres, als dieses Angebot anzunehmen!

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

a) Augustus: Weltliche Macht (V.1-3)
b) Jesus: Ewige Herrlichkeit (V.4-6)

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Jesus ist der Friedensbringer. Aber was ist Frieden eigentlich? Dieser Begriff kann auf zwei Arten gefüllt werden: Stellen wir uns zwei Familien vor. Die eine Familie redet kaum miteinander, sie interessieren sich wenig füreinander und verbringen kaum Zeit miteinander. Die andere Familie hat ihre Macken, aber verbringt gerne Zeit miteinander, teil ihr Leben und sind offen und ehrlich zueinander. Vermutlich würden beide Familien ihr Familienleben als friedlich beschreiben. Aber im ersten Fall ist die Definition von Frieden einfach nur die Abwesenheit (oder Nichtsichtbarkeit) von Konflikten. Die Art von Frieden, die entsteht, wenn Menschen sich tolerieren aber sich auch nicht für den anderen interessieren. Die zweite Familie ist anders. Der Friede hier ist ein anderer. Es ist die Art von Frieden, die entsteht, wenn Menschen füreinander leben – dabei entsteht Reibung, aber der Friede der hier entsteht geht über reine Äußerlichkeiten hinaus, er beinhaltet auch innere Ruhe. Diese Art von Frieden will Jesus schenken. Einen Frieden, der mehr ist als die Abwesenheit von Konflikt, der auch die Beziehung zu Gott wiederherstellt, den die Sünde zerstört hat, der auch innere Heilung bedeutet.

(Lukas Streeb)