Matthäus

Predigthilfe vom 21. November 2021 – Matthäus 20, 29-34

Matthäus-Evangelium: Wahres Leben in Jesus

Predigtthema: Wahres Sehen

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk. 10,16a)!

1      Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue evangelistische Übersetzung).

1.1     Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Auf dem Weg nach Jerusalem geht es durch Jericho. Hier ist der bekannte Bericht von der Heilung der beiden Blinden.

Der Vergleichstext dazu findet sich in Mk. 10,46-52 & Lk. 18,35-43.

Im Vergleich dazu kann man auch andere Heilungen von Blinden anschauen, vor allem Mt. 9,27-31 – zudem die Ansage an Israel aus Mt. 13,13 und Jesaja 6,9ff.

1.2     Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

Edition C, Matthäus Evangelium teil 2; G. Maier

Der neue Mathew Henry Kommentar, Band 1: Matthäus – Johannes

Das Matthäus Evangelium, Hauskreiswelt BLB; Ralf Mühe (vor allem für Hauskreise)

Hilfreich ist auch eine „Interlinear Bibel“ mit Sprachschlüssel für Griechisch

Und natürlich auch diverse Studienbibeln und eine Konkordanz, von denen man als Verkündiger verschiedene haben sollte bzw. sicherlich auch ausleihen kann.

1.3      Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Der Predigttext für diesen Sonntag findet sich in Matthäus 20,29-34.

Es geht um wahres Sehen und Erkennen was Jesus gemacht hat. Im Gegensatz zu denen die sehen können und doch nicht erkennen wer Jesus ist.

„…mit sehenden Augen werdet ihr sehen und werdet nicht erkennen…“

(Mt. 13,13 / Jesaja 6,9ff)

2      Hilfen zum Textverständnis

2.1     Hinweise für hermeneutische Überlegungen

Wir sind in diesem Text in einem neuen Umfeld. Oder in einem alten, denn hier wird Jericho verlassen. Unweigerlich bedeutet es, dass Jesus und die Jünger schon in Jericho sind (waren).

Jesus und seine Nachfolger gehen weiter, hinauf nach Jerusalem. Das Leiden und Sterben steht bevor, aber jetzt geht es um diese eine Situation, in der wir bis heute erkennen können, dass Jesus den eigentlichen Weg zeigt und Menschen aus dem Nicht-sehen herausholt!

Eventuell nimmt man die Verse aus Mt. 13,13 in die Einleitung mit hinein

Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es nicht.   nach Luther `17

Auf dem Weg nach Jerusalem kommt man durch Jericho und hier sehen wir, wie Jesus weiter mit den Jüngern und der Menschenmenge auf sein Ziel zugeht: Passah und Tod am Kreuz, sowie Auferstehung.

Die Verse der Heilung zweier Blinden sind Vers für Vers interessant!

Mt. 20,29: Diese Ortsangabe zeigt, dass sich Jesus immer noch auf dem Weg befindet. Schon hier sind viele Nachfolger dabei. Diese sind dann auch die, welche beim Einzug in Jerusalem dem Herrn zujubeln (Mt. 21). Es ist nicht deutlich, ob die Menschen alle Jesus nachfolgen oder ob die Menge einfach unterwegs zum Passahfest nach Jerusalem ist. So oder so bekommen sie mit was Jesus hier tut und vorher getan hat. Zudem ist Jesus bekannt und eine große Menge folgte ihm.

Mt. 20,30: Wir lesen, im Gegensatz zu den Parallelberichten, von zwei Blinden. Diese beiden sind Menschen die Jesus kennen, weil sie von Ihm gehört haben. Mit Sicherheit konnten sie ihn nicht sehen.

Der Bericht findet sich in Mt., Mk. und Lk., an allen Stellen wird von Blinden-Heilungen berichtet, die Jesus erkennen und ihm nachfolgen. Die Blinden wurden zu Sehenden und zu Nachfolgern.

Dass es in Matthäus zwei Blinde sind kann verschieden erklärt werden.

Zum einen, kann es sich um einen anderen Bericht handeln. Lukas berichtet von dem Kommen nach Jericho. Und Markus berichtet von Bartimäus, also von einem bestimmten Blinden, der geheilt wurde. Da Jesus öfters Blinde geheilt hat ist es gut möglich, dass es nur vergleichbare Texte sind.

Es kann aber auch sehr gut sein, dass es der gleiche Bericht ist. Dann wäre es ein perfektes Beispiel für die Wahrheit der Zeugenaussagen. In der Essenz ist der Bericht gleich, aber in Details nimmt jeder etwas anderes als wichtig wahr. Bis heute würden solche Zeugenaussagen vor Gericht Bestand haben, da jeder Zeuge andere Dinge wahrnimmt, aber ein ganzes Bild dabei herauskommt.

Matthäus lenkt den Blick auf sein Hauptthema:

Der Sohn Davids wird erkannt und entsprechend angeredet. Die beiden Blinden rufen ihn als König und Herrn an und erbitten seine Hilfe (das Erbarmen; hier kann man auch wieder auf die Jahreslosung verweisen).

Mt. 20,31: Berichtet von der Reaktion des Volkes und der Gegenreaktion.

An dieser Stelle sind die Texte sich wieder einig: Die Menschen wollen die Blinden von Jesus fernhalten. Der Weg zum Herrn ist immer wieder verwehrt (siehe auch Mt. 19,13-15).

Die erneute Gegenreaktion der Blinden ist ein noch lauteres RUFEN zum Herrn.

Mittlerweile ist die Situation verbal eskaliert. Es wird geschrien und es wird sich geärgert.

Wie können denn Krüppel und Blinde nur so penetrant sein? Sie sollen doch einfach ihre „Strafe Gottes“ leise ertragen.

In der jüdischen Gesellschaft ist klar, wer behindert ist hat gesündigt und Gott straft für die Sünde. Daher ist klar, dass sie leiden müssen. Jetzt so zu schreien ist nochmal mehr „unrecht“!

Doch die Blinden haben verstanden, dass Jesus ihnen helfen kann und setzen sich über die Etikette hinweg. Sie versuchen zu dem zu kommen, den sie als Retter „sehen“ obwohl sie ja blind sind.

Das Resultat ist:

Mt. 20,32: Jesus bleibt stehen!

Hier wird deutlich, dass Jesus anders handelt. Er stimmt nicht ein in die Diskussion und das Schreien.

Jesus nimmt Tempo raus. Er bleibt stehen.

Diese bewusste Handlung unterbricht die „Kette der Reaktion und Gegenreaktion“.

Jesus nimmt die Situation wahr und ruft die beiden zu sich.

Dann stellt er ihnen die Frage, die eigentlich jeder hätte beantworten können:

Was wollt ihr dass sich euch tue?

Jesus will von den Betroffenen wissen was sie wollen. Jesus handelt an jedem Menschen persönlich und will jedem begegnen.

Mt. 20,33: Die Antwort ist deutlich und wie erwartet. Sie wollen Heilung!

Interessant ist aber, dass es bei Matthäus nicht einfach um das Sehen geht!

Im Bericht wird in mehreren Übersetzungen von „geöffneten Augen“ geredet.

Oder vom „auftun der Augen“.

Dies hat zwei Dinge zu Grunde liegen:

Zum einen ist es aus dem Griechischen heraus so, dass es darum geht wieder sehen zu können. Es zeigt, dass die Blinden vorher sehen konnten, und dann blind wurden. Jetzt wird ihr Auge NEU AUFGETAN!

Das andere ist die griechische Übersetzung. Sie kann einfach mit „sehend werden“ übersetzt werden, kann aber auch mit ERKENNEN übersetzt werden. Also, dass man die richtigen Wege erkennt und nicht nur sieht.

Hier ist der Vergleich mit denen die sehen und doch nicht erkennen zu ziehen (Mt. 13,13).

Die Blinden rufen Jesus als den Herrn und Sohn Davids (also König) an und erkennen ihn als Herrn. Daher erwarten sie, dass er ihnen mehr gibt als „nur“ zu sehen. Sie gehen davon aus, dass ihre Erkenntnis sie von ihren Sünden frei macht.

Als Jesus sich ihrer erbarmte, geschieht diese Erkenntnis voll und ganz!

Im letzten Vers lesen wir was geschieht!

Mt. 20,34:

Es jammerte Jesus und er berührte ihre Augen; und sogleich wurden sie sehend, und sie folgten ihm nach.

Jesus erbarmt sich und rührt sie an. Ganz ohne Abstand und ohne Berührungsangst geht Jesus zu den „Sündern“ und macht sie heil.

Diese Heilung durch die Erkenntnis, dass Jesus helfen kann, führt zu der einzig logischen Reaktion: NACHFOLGE!

In Matthäus sowie auch in Markus und Lukas folgen die Geheilten dem Herrn nach.

Sie haben erkannt (gesehen) obwohl sie blind waren.

Nicht alle vom Volk Israel und auch nicht alle die hier nachfolgen und dann beim Einzug in Jerusalem jubeln, erkennen Jesus.

Wir sehen eher, dass kurze Zeit später der Ruf lautet „kreuzige ihn“ (Mt.27,22).

Nicht, wer sieht was Jesus tut, sondern der, welcher ihn als Herrn und Heiland erkennt, Sohn Davids und König der Welt, kann „wirklich sehend“ werden.

DAS GILT BIS HEUTE! In Ewigkeit!

2.2     Hinweise für situative Überlegungen

An diesem Sonntag (dem letzten Sonntag im Kirchenjahr) wird in vielen Kirchen an die Verstorbenen gedacht. Der Tag ist auch als Ewigkeitssonntag bekannt.

Vielleicht kann man an dieser Stelle daran denken, dass wir uns zurzeit im Matthäus Evangelium daran erinnern, dass wir wahres Leben in Jesus haben – wahres Sehen/Erkennen bekommen, wenn wir den Blick auf den Herrn richten.

Eventuell kann an diesem Sonntag nochmal, oder immer wieder neu, auf die Erlösung durch den Herrn, den Sohn Davids hingewiesen werden.

Die Blinden haben es „gesehen“ und erkannt, woher ihnen Hilfe kommt. Erkennst du, wo du mit deinen Sorgen hingehen darfst?

2.3      Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Der Abschnitt ist ein Textzusammenhang, der im Grunde nicht zerstückelt werden soll. Es baut aufeinander auf, vom Erkennen, dass der Herr (Sohn Davids) kommt und helfen kann. Dieser wird angefleht und trotz Abweisung tut man alles, um hinzukommen zum Herrn. Als der Herr hört und heilt endet dies nicht nur im körperlichen Heil, sondern in der Nachfolge!

3      Sagen, wo es hingeht

3.1      Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Mit diesem Text dürfen wir darauf hinweisen, dass es darum geht, Jesus als Herrn und Sohn des Höchsten zu erkennen. Dabei soll man sich von niemand abhalten lassen.

Und im Inhalt soll klar gemacht werden, dass wir nicht mehr nur Diener sind. Nein wir werden, wie die Jünger, mit hinein genommen in den Plan Gottes. Wir sind bis heute an der Stelle, dass wir in dieser Welt den Unterschied machen und auch darauf hinweisen, dass Jesus für uns und alle Menschen gestorben und auferstanden ist. Das soll in Zukunft auch unser Handeln beeinflussen. Ganz im Sinn vom Thema „An Jesu Verheißung glauben – sind wir Kinder oder Fremde?“

3.2     Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

In der Predigt geht es um das Erkennen und Sehen, dass Jesus der Sohn Davids, der Retter und Herr ist. Diese Erkenntnis ist bis heute die wichtigste und die Voraussetzung zur Rettung.

Damit kann man in dieser Predigt zum Glauben an den Herrn und Heiland aufrufen und klar zeigen, dass es Rettung braucht.

Diese Rettung trifft oft auf Widerstände und Menschen, die einen abhalten. Selbst Nachfolger des Herrn sind immer wieder im Weg. Nicht nur hier im Text, sondern auch schon in Kap. 19, als die Kinder zu Jesus wollten und ähnliches.

In der Predigt kann man diesen Sonntag zur Nachfolge aufrufen und Menschen, die bisher nichts sehen zur Erkenntnis des Herrn Jesus führen.

3.3      Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Der Text sollte als Ganzes betrachtet werden. Eine Aufteilung würde ihm nicht gerecht. Eventuell kann man die verschiedenen Personen in den Fokus rücken, wenn man predigt.

Dies kann wie folgt gemacht werden:

A.) Man geht den Text aus den Perspektiven der Hautpersonen/Gruppen durch

  1. Die Jünger und die Menge rund um Jesus: Was sagen sie, wollen sie machen?
  2. Die zwei Blinden: Was hören sie, was erkennen sie, was passiert mit ihnen?
  3. Jesus der Sohn Davids: Wie reagiert er und was tut er mit den Blinden?
  4. Die Folge ist: Nachfolge!

B.) Man kann die Verse auch als Gesamtes betrachten. Dann geht man einfach Vers für Vers durch und hebt hier die jeweilige „Eskalation“ hervor, stellt man es eventuell unter das Thema Freiheit der Freunde des Herrn/Freiheit der Kinder Gottes.

  1. Vers 29-30:     Hören, dass da was geschieht und sich erkundigen
  2. Vers 31a:         Die Bedrohung, wenn jemand zu Jesus will
  3. Vers 30b:         Die Reaktion, wenn man WEISS, dass Jesus der Herr und Retter ist
  4. Vers 32:           Die Reaktion von Jesus und seine alles entscheidende Frage
  5. Vers 33:           Die Bitte der Blinden
  6. Vers 34a:         Der Herr, der sich erbarmt
  7. Vers 34b:         Nachfolge als Folge
  8. Erkennst du und folgst du dem Herrn nach?

3.4 Predigt Veranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Zur praktischen oder bildlichen Darstellung kann man

  • Lied: Lame man (blind man) – aus „das Liederbuch“
  • Blindenspiele, Dinge ertasten, um zu sehen was man sieht, wenn man nicht sieht

(Björn Husfeld)