Allgemein

Predigthilfe vom 21. August 2022 – Römer 16, 1-27

Jahresthema:         Wert(e)voll leben. Die Auswirkungen des Heiligen Geistes in unserem Leben (Gal 5,22)

Monatsthema:       Römerbrief – anders leben in der Gemeinde

Predigtthema:       Ein Leib. Viele Glieder. Ein Haupt.

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 2017 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

Unter Umständen kann sich auch mal der Blick in eine englische Übersetzung lohnen, weil auch in modernen deutschen Übersetzungen manchmal „fromm-deutsche“ Begriffe benutzt werden, die im Englischen viel direkter und „normaler“ übersetzt sind.

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Wir sind aktuell im Römerbrief unterwegs! Den Römerbrief kann man ganz vereinfacht in 3 Teile teilen! Röm 1-8 sind die Grundlagen des Glaubens, Röm 9-11 Israel und Gemeinde, Röm 12-16 praktisches Christsein. Wir sind mittlerweile im 3. Teil angekommen! Dabei stehen über diesem Abschnitt die beiden Verse aus Röm 12,1-2 wie eine Überschrift drüber!

Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. 2 Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandel durch die Erneuerung der Sinne, dass ihr prüft, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.

Wer verstanden hat, was Paulus in Röm 1-8 berichtet hat, der stellt sich mit allem was er hat diesem großen, wundervollen und gnädigen Gott zur Verfügung! So dient man Gott richtig. Das ist der wahre Gottesdienst! Wer sich aber Gott zur Verfügung stellt, dessen Leben kann nicht bleiben, wie es ist! Röm 12,2 macht deutlich, dass unser Leben mit Christus sich grundlegend von der Welt unterscheidet und dass dieses neue Leben auch nach außen hin sichtbar werden soll. Es geht fortan darum, mehr und mehr im Willen Gottes zu leben. Das kann man aber nur, wenn man geschärfte Sinne hat.

In Kapitel 16 (unserem Abschnitt) haben wir dann noch diverse Grüße und kurze Ratschläge, die Paulus an die Gemeinde in Rom weitergibt.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Bevor ich etwas in die Details zum Text gehen will, möchte ich einladen den Text erst einmal in aller Ruhe zu lesen. Am besten zuerst einmal in der Luther-/Elberfelderübersetzung und danach in einer neueren Übersetzung (Ich empfehle Neue Genfer Übersetzung (NGÜ), oder Neue evangelistische Übersetzung (NeÜ)). Ich persönlich mache es meistens so, dass ich den Text ausdrucke und beim Lesen schon ein paar Anmerkungen, Unterstreichungen oder Fragezeichen mache. Das hilft mir dann, den Text besser zu verstehen und ich bin fokussierter auf den Gedankengang des Textes.

Gute Hilfen in der Vorbereitung leisten folgende Dinge:

* MacArthur Studienbibel -> ist sehr zu empfehlen, da sie sehr bibeltreu ist und sogar gratis (www.sermononline.de) als pdf zur Verfügung steht.

* Die Ryrie-Studienbibel -> nicht ganz so umfangreiche Textkommentierung wie die von MacArthur, aber kann ergänzend mit hinzugezogen werden.

* https://dasbibelprojekt.visiomedia.org/ Hier findest du kurze Videoclips über das Matthäusevanglium. Diese helfen einen Gesamtüberblick über den Brief zu bekommen.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Wie damals üblich eschließt Paulus seinen Brief mit persönlichen Grüßen. Allerdings war es eher unüblich, eine solch lange Liste an Grüßen zu überbringen! Es lassen sich aber wesentliche Elemente aus dieser Grußliste erkennen. Sie verraten uns einiges über die damaligen Gemeindestrukturen.

Wir finden auf jeden Fall fünf explizit erwähnte Hausgemeinden.

  1. Gemeinde im Haus von Priszilla und Aquila (V5)
  2. Gemeinde im Haus des Aristobul (V10b)
  3. Gemeinde im Haus des Narzissus (V11)
  4. Gemeinde von Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas (V14)
  5. Gemeinde von Philologus, Julia, Nereus, Olympias (V15)

Manche Ausleger sehen noch zwei weitere Hausgemeinden

  • Gemeinde im Haus des Epänetus (V5b-10a)
  • Gemeinde im Haus der Tryphäna (V12-13)

Interessant ist auch, dass Paulus zu jedem der genannten Namen etwas dazu sagt, was seinen Glauben beschreibt, nur bei Aristobul und Narzissus nicht. Hier wird nur gesagt, dass sich die Gemeinde in deren Häuser trifft. Man geht davon aus, dass es sich hier um Nichtchristen handelt.

Desweiteren werden 24 Namen genannt. Paulus kannte offensichtlich mehrere der Personen persönlich, da sie wahrscheinlich von Osten nach Rom gesiedelt waren. Paulus beschreibt ein Verhältnis zu ihnen, wie meine Geliebten oder meine Verwandten. Geht man so den Text durch kommt man darauf, dass Paulus mindestens zwölf der derzeitig in Rom lebenden Christen persönlich gekannt hat[1].

Gemeinde zur Zeit des Apostel Paulus – eine Familie

Wir sind heute extrem geprägt von unserm Verständnis von Gemeinde. Fragt uns jemand, was Gemeinde ist, dann denken wir an den sonntäglichen Gottesdienst mit 50-200 Personen. Je nachdem, wie wir zur Gemeinde stehen und wie verwurzelt wir sind, ist Gemeinde etwas Persönliches oder eben auch nicht.

Was wir jedoch aus der Bibel sehen ist, dass Gemeinde zutiefst etwas Familiäres und Persönliches ist. Christen sind ja Kinder Gottes (Joh 1,12) und gehören damit zu einer Familie. Wir sehen das an den Begriffen Bruder, Schwester, Verwandter etc. Gut funktionierende weltliche Familien zeichnen sich doch dadurch aus, dass man füreinander da ist, Zeit miteinander verbringt, sich gegenseitig hilft, voneinander weiß, etc. Vor allem öffnet man auch seinen privaten Bereich für seine Familie. Damals traf sich die Gemeinde in Privathäusern, natürlich auch mangels anderer Räumlichkeiten. Gemeinde war Familie, bestehend aus Brüdern und Schwestern, mit denen man sein Leben teilte. Man war füreinander da. Heute haben wir leider die Entwicklung, dass Gemeinde zunehmend zu einer Dienstleitungsgesellschaft wird. Die Besucher sind dabei die Kunden, die Wünsche und Ansprüche an Gemeinde stellen um in der Zeit, in der sie da sind (Gottesdienst am Sonntag, vielleicht auch noch im Hauskreis) optimal unterhalten zu werden. Eine hervorragende, rhetorisch brillante und unterhaltsame Predigt, sowie ein professioneller Worship sind dabei das mindeste, was gefordert wird. Aber das Gemeinde mit mir persönlich was zu tun hat, wird leider weniger. Dazu hat natürlich auch die Coronalage beigetragen, in der die persönlichen Kontakte reduziert wurden und auch Online-Angebote stärker in den Fokus gerückt sind. Warum in die Gemeinde fahren, wenn man doch übers Internet eine super Predigt und einen klasse Lobpreis erleben kann?

Die Folgen dieser Entwicklungen sind verheerend. Andere Menschen werden nur noch über die Masse erreicht und nicht mehr über den persönlichen Kontakt oder das persönliche Teilen meines Lebens. Dabei war der Auftrag von Jesus ein anderer! Wir sollten andere zu Jüngern machen (Mt 28,18-20). Wie werden Jünger gemacht? In dem man Dinge vorlebt und andere anleitet, es gleich zu tun. Das hat zutiefst was mit meinem Alltag zu tun und wird nicht mit 1,5 Stunden Gottesdienst erledigt.

Paulus schreibt in Kol 1,28: „Ihn verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen in aller Weisheit lehren, um jeden Menschen vollkommen in Christus darzustellen;

worum ich mich auch bemühe und kämpfend ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die in mir wirkt in Kraft.“

Dieses Ziel kann nur auf der persönlichen und familiären Ebene erreicht werden, indem wir den Einzelnen mit seinen Problemen, Sorgen und auch geistlichen Defiziten wahrnehmen.

Damals in Rom geschah das, weil Gemeinde etwas Familiäres war. Man traf sich zuhause im kleinen Kreis, aß miteinander, hatte Gemeinschaft, betete zusammen (siehe auch Apg 2,42). Man wusste Bescheid über den Einzelnen und dessen Leben, seine Kämpfe und Freuden um Christi Willen.

Gemeinde als Leib mit vielen Gliedern:

Die Schrift gibt uns doch ein wichtiges Bild von Gemeinde. Den Leib Christi, also einen Körper. Dabei ist das Haupt Jesus selbst (Eph 5,23)! Jeder einzelne Christ ist an diesem Leib ein Glied. Keiner ist also unnütz oder unwichtig. Nein, Gottes Wort sagt uns sogar, dass die scheinbar schwächeren Glieder notwendig sind (1Kor 12,22f). Dabei stellt Gottes Geist uns an diesen Leib und befähigt uns, wie er möchte (1Kor 12,11). Alles soll aber dazu dienen, dass wir uns gegenseitig erbauen und ermutigen in der Nachfolge Jesu (1Kor 14,12). Kein Glied kann also teilnahmslos dabei sein. Viel mehr sind wir aufeinander angewiesen und stützen uns gegenseitig. Nur wenn jeder seinen Platz einnimmt und die Gabe gebraucht, die der HERR gibt, kann Gemeinde im Sinne Jesu laufen.

Und dann gilt, was in 1Kor 12,26 steht: „Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.“

Wir sind miteinander und füreinander um Christi Willen da.

Wir sehen dieses Prinzip in unserem Abschnitt!

Phöbe: Ist auf die Hilfe der Gemeinde in Rom angewiesen! Paulus bittet um ihre Aufnahme und Annahme. Die Römer sollen ihr das zukommen lassen, was sie braucht und sie sollen ihr beistehen (Vers 1)!

Paulus: Er hat Phöbe als eine Frau erlebt, die vielen anderen Gemeindegliedern ein Beistand/eine Wohltäterin gewesen ist, sogar ihm selbst.

Also das, was Phöbe anderen gegeben hat, soll jetzt die Gemeinde in Rom ihr zukommen lassen (Vers 2).

Priszilla und Aquila: Haben sich für Paulus eingesetzt! Paulus redet sogar davon, dass sie für ihn und seinen Dienst ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben. Nicht alleine Paulus hat von ihrem Einsatz für Christus profitiert, sondern alle Gemeinden der Nationen. Das ist sehr beeindruckend (Vers 4).

Maria: Eine Frau, die viel für die Gemeinde in Rom gearbeitet hat! Wichtig, der Begriff für Arbeit hier, meint harte Arbeit. Sie hat sich abgerackert für die anderen. Auch das kann zur Gemeinde dazugehören (Vers 6).

Andronikus und Junias: Zwei Personen, denen Paulus attestiert, dass sie sich unter den Aposteln ausgezeichnet haben. Sie waren also für ihren Einsatz und Eifer bekannt (Vers 7).

Ampliatus: Wird von Paulus als der Bewährte bezeichnet. Eine Person, die sich in vielen Aufgaben und Diensten in der Gemeinde als treu und zuverlässig gezeigt hat (Vers 8).

Tryphäna und Tryphosa: Sie arbeiten im HERRN sagt Paulus. Arbeiten im HERRN heißt auch immer für andere arbeiten und sich an seinem Platz am Leib einzusetzen (Vers 12).

Persis: Von ihr sagt Paulus sogar, dass sie viel gearbeitet hat im HERRN (Vers 12).

Die spannende Frage ist doch: Was würden andere über mich sagen?

  • Habe ich mich bewährt in den Aufgaben, die mir aufgetragen wurden in der Gemeinde?

-> Ampliatus

  • Bin ich bekannt dafür, hart und gut zu arbeiten? -> Maria, Persis, Tryphäna, Tryphosa
  • Opfere ich auch mal meine Interessen und meine Zeitplanung für andere? -> Priszilla und Aquila
  • Bin ich ein Wohltäter für andere, stehe ich ihnen beiseite? -> Phöbe
  • Habe ich mich unter der Gemeindeleitung ausgezeichnet durch meine Dienste?

Wichtig: Wir haben hier keine „Hall of Fame“ der Gemeindemitarbeiter. All diese Personen waren auch begnadigte Sünder wie wir. Aber sie verstanden ihren Auftrag für die Gemeinde und für den HERRN. Beides gehört zusammen. Wir können nicht sagen, wir dienen dem HERRN, aber bringen uns nicht in seinem Leib, der Gemeinde ein.

Spaltkeile in der Gemeinde:

Nach vielen positiven Berichten von Personen in der Gemeinde von Rom, gibt Paulus noch einen wichtigen Hinweis.

V1718: „Ich ermahne euch aber, Brüder, dass ihr achthabt auf die, welche entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, Zwistigkeiten und Anstöße zur Sünde anrichten, und wendet euch von ihnen ab! Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauch, und durch süße Worte und schöne Reden verführen sie die Herzen der Arglosen.“

Große Gefahren für Gemeinde kommen oftmals nicht von außen, sondern von innen. Ein wichtiges Element ist dabei die Lehre. Wer in der Gemeinde Dinge gegen die biblische Lehre verbreitet, sollte nicht mit Samthandschuhen angefasst werden. Hier gilt es, sich als Gemeinde von ihnen abzuwenden. Dabei stehen wir heute massiv in der Gefahr, dass wir an der Lehre drehen. Was kann man heute nicht mehr so sehen etc. Nein, wir sehen die ganze Schrift als von Gott gegebenen Richtschnur. An ihr prüfen wir alles!

Menschen, die gegen die Lehre Gottes arbeiten, säen Streitereien und geben Anlass zur Sünde, weil sie die Menschen weg vom Willen Gottes führen. Durch süße Worte und schöne Reden verführen sie die Arglosen – so Paulus.

Was unterscheidet diese Menschen offensichtlich von den treuen Gemeindemitarbeitern in den ersten Versen? Ihnen geht es nur um sich selbst. Sie dienen nicht dem HERRN! In der Grußliste oben haben wir immer wieder gelesen, dass sie im HERRN arbeiten, sich bewährt haben in Christus etc.

Wir müssen als Gemeindemitarbeiter immer wieder unsere Motivation hinterfragen. Wir sollen unserer Aufgaben am Leib für das Haupt tun. Das ist der HERR Jesus. Paulus drückt es in Kol 3,17 so aus: „Und alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des HERRN Jesus und sagt Gott dem Vater Dank durch ihn.“

Lob und Rat für die Gemeinde in Rom:

V19 ist ein sehr erfreulicher Vers, den man sich für seine eigene Gemeinde wünschen würde. Die römische Gemeinde ist bekannt für ihren Gehorsam. Das löst beim Apostel Paulus große Freude aus. Es kann für die Gemeinde Jesu nichts besseres geben, als dass sie ganz nah an seinem Wort dran ist. Dann wird Gemeinde als Familie verstanden, also der eine Leib, an dem jeder seinen Platz hat und man füreinander da ist.

„Ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, doch einfältig zum Bösen“ Paulus Tipp bzw. Rat für die Gemeinde in Rom ist klar und verständlich. Geschwister sollen allezeit gut und liebevoll miteinander umgehen. Jesus sagt ja, dass man uns an der Liebe untereinander erkennen soll (Joh 13,35). Das soll unser Markenzeichen sein als seine Jünger. Bosheit soll sich unter uns nicht befinden! Man könnte auch übersetzen: „getrennt vom Bösen“.

Satan wird zertreten werden???

Wie haben wir diesen Vers 20 zu verstehen? Was meint Paulus damit? Zunächst muss man sagen, dass dieser Vers den Anschein eines prophetischen Wortes hat. Manche Ausleger sehen darin das, was passieren wird, wenn die Gemeinde sich von den falschen Lehrern distanziert und sich von ihnen trennt. So hatte es Paulus ja in Vers 17 angeordnet. Satan ist ja der „Durcheinanderbringer“, der „Diabolos“. Wenn Gemeinde sich von den Personen trennt, die quasi Handlanger Satans sind, weil sie Spaltungen und Streit in die Gemeinde bringen, zertritt sie damit den Satan. Denn damit ist sein negativer Einfluss in der Gemeinde gebannt.

Gott allein sei alle Ehre, Lob und Herrlichkeit

Die Verse 25-27 bilden einen wunderbaren Abschluss des Römerbriefs. Egal was wir in der Gemeinde tun und wo wir uns einbringen, letztlich soll ihm die Ehre und der Dank gebühren. „Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit“. Paulus rühmt die Herrlichkeit Gottes. Dieser Abschnitt ist ein Hymnus auf Gott, der vielleicht sogar gesungen werden konnte. Dieser Gott, dem alle Macht und alle Herrlichkeit gebührt, kann und wird uns stärken durch das Evangelium (Röm 1,16f). Dabei erklärt Paulus letztlich was das Evangelium ist: Die Predigt von Jesus Christus. Wir sollten hier tunlichst keine zwei verschiedenen Dinge sehen, sondern ein einschließendes „und“ und nicht ein trennendes „und“.

Dieses Evangelium (Gott bietet durch seinen Sohn Jesus allen Menschen Rettung an) war ein Geheimnis, das ewige Zeiten verschwiegen war, jetzt aber offenbar geworden ist. Gott hat es angeordnet und durch seine Propheten angekündigt. Wir sehen auch in Hebr 1,1-3, dass Gott immer wieder geredet hat. Zuletzt hat er aber geredet durch den Sohn!

Was möchte dieser Gott, der uns sein Evangelium offenbart hat? Glaubensgehorsam! Und zwar nicht nur von den Juden, nein von allen Nationen. Menschen, die das Wort Gottes hören, sollen Buße tun und an Jesus Christus glauben und von nun an ein Leben im Gehorsam gegenüber Gott leben durch Jesus Christus.

Gott allein gebührt alle Ehre durch Jesus Christus. Dabei wird Gott durch den Glauben an den Messias Jesu geehrt und gelobt. Wer Jesus lobt und ehrt, ehrt damit auch den Vater. Denn der Vater hat dem Sohn alle Macht gegeben (Mt 28,18; Phil 2,10).

1.4 Struktur des Abschnittes:

Unser heutiger Abschnitt kann wie folgt untergliedert werden:

V1-2: Empfehlung der Briefbotin Phöbe an die Gemeinde in Rom

V3-15: Paulus grüßt diverse Menschen in der römischen Gemeinde

V16: „Allgemeines Grüßen“

V17-20: Anweisungen für die römische Gemeinde

V21-24: Grüße, die Paulus an die Römer weitergibt

V25-27: Lob Gottes

1.5 Wichtige Begriffe:

Schwester (V1) (gr. adelphe)

Begriff aus der Familie, was aber im Prinzip nichts anderes meint, als dass Phöbe zum selben christlichen Glauben gehört.

Diener/Dienerin (V1) (gr. diakonos)

Das Wort kann sowohl einfach Diener bedeuten, oder aber das Amt des Diakons bezeichnen. Es steht hier in weiblicher Form. Manche sehen da keinen Unterschied darin (Leitung einer Gemeinde sind Älteste, alle anderen Diener/Diakone), andere hingegen sehen in Phöbe eine weibliche Diakonin und damit die Legitimation, dass das Amt des Diakons auch von Frauen übernommen werden kann. Selbstverständlich gab es damals (wie heute auch) Frauen, die in der Gemeinde mitgearbeitet haben. Wir sehen in unserem Abschnitt noch weitere Beispiele dafür.

Beistehen (V2) (gr. paristemi)

Das Wort setzt sich zusammen aus para und istemi, was wörtlich übersetzt einfach danebenstehen meint. Es ist aber kein einfaches Zusehen gemeint, sondern ein aktives, helfendes Danebenstehen. Das Substantiv (gr. prostatis) kommt auch in V2 vor und kann auch mit Wohltäter, Beschützer oder Förderer übersetzt werden.

Mitarbeiter (V3; V9) (gr. synergos)

Das Wort beschreibt Menschen, die bei der gleichen Sache mitmachen. Dabei steckt auch das Wort ergos drin, das einfach Arbeit meint! Gemeindedienst ist immer auch Arbeit für den HERRN. Der Begriff der Arbeit kommt noch öfter vor, allerdings wird hier ein anderes Wort gebraucht (V6; V12).

Geliebten (V5; V8; V9; V12) (gr. agapetos)

Geliebt. Hier steckt das Wort agape für Liebe drin. Es hat also nichts mit einer körperlichen oder gar sexuellen Liebe zu tun, so als ob Paulus mehrere Liebhaber oder Liebhaberinnen in Rom gehabt hätte. Paulus meint hier Geschwister, die er sehr zu schätzen weiß.

Verwandten (V7; V11; V21) (gr. syngenes)

Bedeutet Verwandter, kann aber auch mit Landsmann übersetzt werden. Auch in diesem Begriff schwingt die Familie mit.

Arbeiten (V6; V12) (gr. kopiao)

Meint nicht einfach nur arbeiten (das wäre im gr. ergo), sondern es meint hart arbeiten, sich abrackern. Es beschreibt eine ermüdende, anstrengende Arbeit, die getan wird. Sich abmühen, sich plagen steckt auch darin! Gemeindearbeit ist nicht immer nur einfache und leichte Arbeit. Manchmal fordert sich uns stark und wir müssen hart arbeiten.

Ermahnen (V17) (gr. parakaleo)

Zusammengesetztes Wort aus para und kaleo was wörtlich an die Seite gerufen meint. Dieser Begriff verwendet Jesus im Johannesevangelium auch für den Heiligen Geist und dort übersetzen wir es als Tröster. In dem Wort steckt extrem viel drin. Ermahnen, ermuntern, ermutigen und trösten. Es geht zutiefst um einen seelsorgerlichen Akt. Ich lasse mich an die Seite von jemanden stellen, um ihm auf seinem Weg zu helfen, ihn wieder auf die rechte Spur zu bringen. Dann lasse ich ihn wieder alleine weiterlaufen.

1.5 Wichtige Personen:

Priska/Priszilla und Aquila:

Paulus lernt dieses Ehepaar in Korinth kennen. Wir lesen davon in Apg 18. Eigentlich sind sie aus Rom, aber weil Kaiser Klaudius im Jahre 49 den Befehl erlassen hatte, dass alle Juden die Stadt verlassen mussten, lebten sie in Korinth. Sie waren vom gleichen Handwerk wie Paulus – Zeltmacher. Nach längerem Aufenthalt in Korinth (1 Jahr und 6 Monate) reist Paulus weiter nach Ephesus. Priszilla und Aquila begleiten ihn und bleiben dann in Ephesus und dienen dort in der Gemeinde. Sie helfen dem „jungen Christen“ Apollos auf die rechte Spur (gute Lehre). In den späteren Briefen des Paulus sehen wir, dass sich wohl die Gemeinde in Ephesus (oder ein Teil davon) in ihrem (Priszilla und Aquila) Hause getroffen haben (1Kor 16,19). In unserem Abschnitt sehen wir das Ehepaar wieder in Rom. Paulus nennt sie an erster Stelle bei seinen Grüßen, weil sie wesentliche Mitarbeiter an seiner Seite gewesen sind, die ihr Leben in den Gemeindedienst gestellt haben. In 2Tim 4,19, dem letzten Brief des Paulus aus dem Gefängnis in Rom, sehen wir das Ehepaar wieder an einer anderen Stelle. Wir können heute das Ehepaar durchaus als Missionare sehen, die an verschiedenen Orten Gemeindeaufbauarbeit betrieben haben und ihr eigenes Haus dafür zur Verfügung gestellt haben.

Phöbe:

Sie war eine Gemeindemitarbeiterin aus Kenchreä, dem östlichen Hafen von Korinth, ca. 8Km von der Stadt entfernt. Dort gab es offensichtlich eine eigene Gemeinde, die von der korinthischen Gemeinde unterschieden werden muss. Apg 18,18 berichtet uns, dass Paulus und Aquila und Priszilla dort in Kenchreä waren. Es ist naheliegend, dass Paulus auch diese Gemeinde dort gegründet hat. Man geht davon aus, dass sie den Brief nach Rom gebracht hat.

2. Verstehen, worum es geht

Wir wollen den Abschluss des Römerbriefs nutzen, um Mut zu machen anders zu leben als die Welt um uns herum. Christen gehören zur Familie Gottes und das hat Einfluss auf ihr gesamtes Leben. In unserem Abschnitt haben wir viele Beispiele von Menschen, die ihr Leben in den Dienst Jesu und damit in den Dienst der Gemeinde und der Familie Gottes gestellt haben.

2.1 Hinweise für situative Überlegungen

Wir kämpfen aktuell in unserer heutigen Zeit gegen ein Gemeindeverständnis, das dienstleistungsorientiert und kundenorientiert ist: Gemeinde als Unterhaltungskonzern, der seine Kunden bei Laune halten will. Dabei sieht das biblische Modell ganz anders aus. Gemeinde nicht als Unternehmen, sondern als Familie. Dazu wollen wir ermutigen.

2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen

Wir haben einen Brief vor uns, den Paulus an die Gemeinde in Rom schreibt. Wir stehen heute exakt an der gleichen heilsgeschichtlichen Stelle. Wir warten auf die Wiederkunft des HERRN. Deswegen kann der Inhalt 1:1 auf uns heute angewandt werden.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen

Vor uns sitzen Menschen, die zur Gemeinde gehören und vielleicht welche, die Gäste sind. Wir wollen mit der Predigt verdeutlichen, was Gemeinde ist und wir sich Gott das Miteinander von Christen vorgestellt hat -> eine Familie, die sich um Liebe zueinander bemüht, die sich gegenseitig hilft, und die den willen des Vaters tun möchte.

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Wie bereits gesagt: Wir wollen Mut machen und herausfordern, Gemeinde als Familie zu verstehen und auch zu leben.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Gemeinde – ein Leib, viele Glieder, ein Haupt (Verbandsvorschlag)

Gemeinde – für Jesus miteinander und füreinander!

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Man könnte klassisch die Predigt in drei Punkte untergliedern und der Frage nachgehen: Was ist Gemeinde? Antwort: Für Jesus miteinander und füreinander!

  • Gemeinde ist für Jesus

Hier können wir das biblische Bild des Leibes aufgreifen (1Kor 12). Jesus fügt uns alle zusammen zu einem Gebilde, das von ihm, dem Haupt gesteuert wird. Wir sind also für ihn da um seinen Willen in der Welt zu tun, z.B. um sein Versöhnungsangebot in die Welt zu tragen (2Kor 5,20) und natürlich um ihn widerzuspiegeln (2Kor 3,18). Wir gehören damit auch in eine neue Familie, in die Familie Gottes. Diesem Gott gehört alle Ehre, alle Macht, alle Herrlichkeit durch Christus. So endet ja der Römerbrief und das gibt uns die Spur, wozu Gemeinde da ist! Sie soll Christus verherrlichen und damit Gott verherrlichen (Eph 3,21)! Ist das unser Ziel als Gemeinde? Für Gott da zu sein, seinen Willen zu suchen? Eben nicht so zu leben wie die Welt um uns herum?
Hier können wir hinweisen auf die Beschreibungen der einzelnen Personen, die Paulus nennt und ihre Beschreibung in Bezug auf Jesus!

  • Phöbe soll aufgenommen werden im HERRN
  • Priszilla und Aquila sind Paulus Mitarbeiter in Christus
  • Epänetus ist der Erstling Asiens nicht für Paulus, sondern für Christus
  • Andronikus und Junias sind schon vor Paulus in Christus gewesen
  • Ampliatus, der Geliebte im HERRN
  • Urbanus, der Mitarbeiter in Christus
  • Apelles, den Bewährten in Christus
  • Alle im Haus des Narzissus, die im HERRN sind
  • Tryphäna und Tryphosa, die im HERRN arbeiten
  • Persis, die viel gearbeitet hat im HERRN
  • Rufus, der auserwählte im HERRN

Das sind alles Beschreibungen des Paulus, die uns das verdeutlichen: Das Haupt dieser Menschen war Christus. Das, was sie sind, sind sie durch ihn! Das sollte uns zutiefst zu denken geben und unser eigenes Leben, die eigene Gemeinde hinterfragen. Was würden Paulus über mich/uns schreiben, wenn er meinen Namen oder deinen erwähnen würde?

  • Gemeinde ist ein Miteinander

Es ist extrem auffallend, wie wir in den Beschreibungen immer wieder sehen, dass es ein Miteinander ist! Paulus, der viele Mitarbeiter hat, Mitgefangene, Menschen, die mit ihm die Arbeit des HERRN tun. Es ist dieses Bild der vielen Glieder am Leib Christi. Keiner von uns ist alleine für Jesus unterwegs und muss alleine alle Arbeit tun. Nein, wir tun sie gemeinsam, jeder auch dort, wohin der HERR einen stellt und wie der HERR auch einen begabt (1Kor 12,11). Paulus verwendet in Vers 2 das Wort des „Beistehens“, ein Beistand sein. Gemeinde zeichnet sich eben dadurch aus, dass es zig verschiedene Beisteher gibt, die Teile der Arbeit im Reich Gottes übernehmen. Gemeinsam können wir mit Gottes Kraft die Aufgaben in der Gemeinde angehen. Auch die Grüße, die Paulus dann an Rom ausrichten lässt zeigen das Miteinander, in dem Paulus stand (V21-24), umringt von einem Team, das die Arbeit gemeinsam schultert. Jeder bringt sich ein, der eine als Wirt, der andere als Schreiber, wieder ein anderer als Schatzmeister usw. Toll, dass nicht einer alles machen muss! Nein Gott stellt uns miteinander an seine Arbeit.

  • Gemeinde ist ein Füreinander

Man tut die Arbeit ich Reich Gottes aber nicht nur miteinander und für Jesus, sondern auch füreinander. Es ist übrigens das Gesetz des Christus, füreinander da zu sein und sich tragen zu helfen (Gal 6,2). Jesus fordert uns auf, es ihm gleich zu tun und sein Leben als Dienst für den anderen zu sehen (Mk 10,42-45). In der Gemeinde herrscht man nicht übereinander, sondern man dient einander. Was für geniale Beispiele sehen wir in unserem Abschnitt:

  • Menschen, die ihr Haus den anderen zur Verfügung stellen
  • Phöbe, die eine Wohltäterin (Beistand) für Paulus war
  • Priszilla und Aquila, die ihr Leben für Paulus eingesetzt haben
  • Maria, die viel für die Gemeinde gearbeitet hat
  • Menschen, die sich ausgezeichnet und bewährt haben im Dienst für andere
  • Tertius, der für Paulus den Brief schreibt

Wir brauchen die Einstellung/Gesinnung des Christus, so wie wir sie in Phil 2,3-5 (bzw. dann ab Vers 6) sehen: „…nichts aus Eigennutz oder eitler Ruhmsucht tut, sondern dass in der Demut einer den anderen höher achtet als sich selbst; ein jeder sehe nicht nur auf das Seine, sondern ein jeder auch auf das der anderen! Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war

Wir sind als Christen keine Kunden, die bedient werden wollen, wenn wir in die Gemeinde gehen! Nein, wir sind für die anderen da. In diesem Sinne ist Gemeinde ein Dienstleister, nämlich in dem jeder dem anderen dient!

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Vielleicht fallen euch konkrete Erlebnisse aus eurem Gemeindeumfeld ein, die sich in die Predigt einbauen lassen. Der Text an sich bietet aber genug Beispiele der damaligen Christen in Rom, die man verwenden kann.

(Manuel Nowak)


[1] Eckhard J. Schnabel, Der Brief des Paulus an die Römer: Kapitel 6–16, ed. Gerhard Maier u. a., Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament (Witten; Giessen: SCM R. Brockhaus; Brunnen Verlag, 2016), 868.