Römer

Predigthilfe vom 14. August 2022 – Römer 15, 14-33

Jahresthema:         Wert(e)voll leben. Die Auswirkungen des Heiligen Geistes in unserem Leben (Gal 5,22)

Monatsthema:       Römerbrief – anders leben in der Gemeinde

Predigtthema:       Das Miteinander von Gemeinde und Mission

Predigttext:            Römer 15,14-33

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 2017 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

Unter Umständen kann sich auch mal der Blick in eine englische Übersetzung lohnen, weil auch in modernen deutschen Übersetzungen manchmal „fromm-deutsche“ Begriffe benutzt werden, die im Englischen viel direkter und „normaler“ übersetzt sind.

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Wir sind aktuell im Römerbrief unterwegs! Den Römerbrief kann man ganz vereinfacht in 3 Teile teilen! Röm 1-8 sind die Grundlagen des Glaubens, Röm 9-11 Israel und Gemeinde, Röm 12-16 praktisches Christsein. Wir sind mittlerweile im 3. Teil angekommen! Dabei stehen über diesem Abschnitt die beiden Verse aus Röm 12,1-2 wie eine Überschrift drüber!

Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. 2 Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandel durch die Erneuerung der Sinne, dass ihr prüft, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.

Wer verstanden hat, was Paulus in Röm 1-8 berichtet hat, der stellt sich mit allem was er hat diesem großen, wundervollen und gnädigen Gott zur Verfügung! So dient man Gott richtig. Das ist der wahre Gottesdienst! Wer sich aber Gott zur Verfügung stellt, dessen Leben kann nicht bleiben, wie es ist! Röm 12,2 macht deutlich, dass unser Leben mit Christus sich grundlegend von der Welt unterscheidet und dass dieses neue Leben auch nach außen hin sichtbar werden soll. Es geht fortan darum, mehr und mehr im Willen Gottes zu leben. Das kann man aber nur, wenn man geschärfte Sinne hat.

In unserem heutigen Predigtabschnitt zeigt Paulus seine persönlichen Pläne als Missionar auf. Dabei zeigt er uns, wie Gemeinden sich gegenseitig unterstützen können und wie auch der Missionar von der Gemeinde für seinen Dienst Unterstützung bekommt. Mission ist niemals etwas Losgelöstes von der Gemeinde, sondern sie hat ihre Basis in der Gemeinde. Wer aufmerksam die Apostelgeschichte liest, der stellt fest: Es gibt eine Basisgemeinde, bzw. eine sendende Gemeinde (Antiochia, vgl. Apg 13,1ff). Mitarbeiter werden von dort ausgesandt und im Gebet getragen. Was wir jetzt in unserem Abschnitt sehen, ist, dass Paulus die Gemeinde in Rom als neue Basis für seinen weiteren Missionsdienst in Spanien gewinnen möchte. Dem Missionar (Paulus) ohne sendende und unterstützende Gemeinde fehlt das Entscheidende: Der Leib, der hinter ihm als einzelnes Glied steht!

Ab Röm 15,14 haben wir eigentlich schon den Briefschluss. Paulus begründet seinen Brief und teilt der Gemeinde in Rom seine weiteren Pläne mit (unser Abschnitt). In Kapitel 16 haben wir dann noch diverse Grüße und kurze Ratschläge.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Bevor ich etwas in die Details zum Text gehen will, möchte ich einladen den Text erst einmal in aller Ruhe zu lesen. Am besten zuerst einmal in der Luther-/Elberfelderübersetzung und danach in einer neueren Übersetzung (Ich empfehle Neue Genfer Übersetzung (NGÜ), oder Neue evangelistische Übersetzung (NeÜ)). Ich persönlich mache es meistens so, dass ich den Text ausdrucke und beim Lesen schon ein paar Anmerkungen, Unterstreichungen oder Fragezeichen mache. Das hilft mir dann, den Text besser zu verstehen und ich bin fokussierter auf den Gedankengang des Textes.

Gute Hilfen in der Vorbereitung leisten folgende Dinge:

* MacArthur Studienbibel -> ist sehr zu empfehlen, da sie sehr bibeltreu ist und sogar gratis (www.sermononline.de) als pdf zur Verfügung steht.

* Die Ryrie-Studienbibel -> nicht ganz so umfangreiche Textkommentierung wie die von MacArthur, aber kann ergänzend mit hinzugezogen werden.

* https://dasbibelprojekt.visiomedia.org/ Hier findet man kurze Videoclips über das Matthäusevanglium. Diese helfen einen Gesamtüberblick über den Brief zu bekommen.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Ich möchte nun Vers für Vers durch den Abschnitt gehen und wichtige Anmerkungen geben!

V14: Paulus istüberzeugt/gewiss, dass die Gemeinde in Rom eine gesunde Gemeinde ist, die drei wichtige Faktoren aufweist!

1. Güte. Man könnte auch Rechtschaffenheit sagen, oder einfach fähig, das Gute zu tun. Man könnte dazu auch geistliche Kompetenz sagen.

2. Erkenntnis. Paulus redet hier von aller Erkenntnis, was bedeutet, dass die Gemeinde die Offenbarung Gottes kennt, also das Evangelium weiß. Er will nicht sagen, sie hätten Gott gänzlich erfasst (Erkennen/Wissen bleibt Stückwerk nach 1Kor 13,9). Die Gemeinde kennt das von Gott offenbarte Wort und damit hat sie alles, was sie braucht. Man könnte hierzu auch theologische Kompetenz sagen.

3. Einander ermahnen. Gemeinde hat immer auch die Aufgabe, sich gegenseitig zu helfen zu unterstützen, ja manchmal auch zu korrigieren. Man könnte dazu auch seelsorgerliche Kompetenz sagen. Paulus attestiert der Gemeinde in Rom, dass sie diese drei grundlegenden Fähigkeiten hat.

V15: Paulus erklärt, warum er den Brief überhaupt geschrieben hat. Ist doch die Gemeinde nach V14 mit den notwendigen Dingen ausgestattet. Er wollte sie nochmals erinnern. Der Inhalt des Briefs ist eigentlich nichts Neues für die Römer. Wichtig für uns. Unser Glaube lebt von der Wiederholung der bekannten Lehre. Weil die Gemeinde reif ist, war es eigentlich ein wenig dreist diesen Brief zu schreiben. Deswegen sagt Paulus, dass es etwas kühn war, diesen Brief zu schreiben.

V16: In diesem Vers lässt Paulus uns in seine Berufung blicken. Wir finden diese Berufung in Apg 9/Apg 22/Apg 26. Paulus steht nicht im Dienst einer Gemeinde oder einer Missionsgesellschaft, sondern er steht im Dienst Jesu. Er hat ihn berufen vor Damaskus. Sein Auftrag ist es, den Nationen (also den Nicht-Juden) die gute Nachricht vom Evangelium zu bringen. In Gal 2,8 schreibt er das so: „denn der, der in Petrus zum Apostelamt für die Beschnittenen wirksam war, war auch in mir für die Nationen wirksam“. Paulus ist der Heidenmissionar. Das ist seine Berufung. Das Ziel seiner Mission, wie übrigens jeder Mission, ist: Es sollen angenehme Opfer für Gott dargebracht werden. Nach Röm 12,1 geschieht das, wenn Menschen sich Jesus ganz zur Verfügung stellen. Er vergleicht den Dienst mit dem Priesterdienst im AT.

V17: Nach dieser schon beeindruckenden Beschreibung seines Dienstes, macht Paulus sofort klar: Er hat dabei persönlich nichts zu rühmen, sondern alles hat er von und durch Jesus. Damit steht er zu dem, was er in 1Kor 1,31 und 2Kor 10,17 (Zitat aus Jer 9,22-23) schreibt.

V18: Was Paulus den Gemeinden schreibt und sagt, das kommt von Jesus. Es ist das Evangelium, das er höchstpersönlich von ihm empfangen hat (Gal 1,12). Das Ziel seines Einsatzes, das er in Vers 16 mit „Opfer der Nationen“ beschreibt, ist der Gehorsam durch Wort und Werk. Das scheint sehr wichtig zu sein. Wenn Menschen ihr Leben Jesus geben, dann bedeutet das immer, dass ab jetzt das Handeln und Reden im Gehorsam gegenüber Gott geschehen soll. Ganz so, wie es Paulus in Kol 3,17 schreibt.

V19: Der Dienst des Paulus bleibt nach wie vor ein Besonderer. Er war ein Apostel (vgl. Röm 1,1), allerdings der letzte/geringste (1Kor 15,8-10). Der Dienst der Apostel wurde von Gott durch Zeichen und Wunder bestätigt. Wir dürfen hier nicht den Fehler machen und meinen, das müsste bei jedem Christen so sein. In 2Kor 12,12 redet er davon, dass er die Zeichen eines Apostels vollbracht hat in Zeichen, Wundern und Machttaten. Woher kommt diese Macht, bzw. Kraft. Natürlich vom Geist Gottes, also in der Abhängigkeit von ihm. So war Paulus befähigt das Evangelium von Jerusalem aus in die heutige Türkei über Griechenland bis nach Albanien (Illyrien) zu tragen.

V20: Paulus stellt sich uns hier als Pioniermissionar vor. Er wollte die Gebiete erreichen, die vom Evangelium unerreicht waren. Jesus hatte ja in seinem Missionsbefehl gesagt, dass seine Jünger hin gehen sollten und alle Nationen zu Jüngern machen sollten. Dort wo schon Gemeinde ist, gibt es auch Jünger aus dieser Nation. Deswegen macht sich Paulus auf zu den Unerreichten.

V21: Die Erklärung bildet ein AT-Zitat aus Jes 52,15.

V22: Weil Paulus durch seine Missionstätigkeit zwischen Jerusalem und Illyrien stark beansprucht war, konnte er die Gemeinde in Rom bisher noch nicht besuchen.

V23: Das Wort für Raum kann man auch mit Gelegenheit übersetzen. Paulus hat nun keine Gelegenheit mehr für weitere Pioniermissionseinsätze im oben beschrieben Raum. Deswegen möchte er jetzt endlich nach Rom aufbrechen.

V24: Der große Plan des Apostels lautet aber nicht Rom, sondern Spanien. Paulus ist und bleibt ein Pioniermissionar, der bis ans Ende der damaligen Welt reisen möchte. Allerdings erhofft sich Paulus durch den Zwischenstopp in Rom von dort Hilfe zu bekommen für sein weiteres missionarisches Engagement. Zuerst dort in Rom verweilen, die Gemeinde dort „etwas genießen“ und dann mit ihrer Hilfe Spanien missionieren. Wir wissen aber, dass Paulus nicht in diesem Sinne nach Rom kam, sondern um das Jahr 60, weil er sich nach der Gefangenschaft in Cesaräa auf den Kaiser berufen hatte.

V25: Zunächst aber ist er auf dem Weg von Korinth (Ort der Abfassung des Römerbriefs) nach Jerusalem. Er möchte dort der Gemeinde dienen (Apg 19,21). Sein Weg führt ihn u.a. an Ephesus vorbei. Jedoch lesen wir in Apg 20,16, dass Paulus aufgrund seines Planes am Pfingsttag in Jerusalem zu sein, die Gemeinde in Ephesus selbst nicht besuchen wird.

V26-27: Diese Verse geben uns die Antwort, was genau der Dienst des Paulus an den Heiligen in Jerusalembeinhaltete. Es geht um die finanzielle Unterstützung der Bedürftigen in der Jerusalemer Gemeinde. Die Gemeinden in Mazedonien (wahrscheinlich Philippi, Thessalonich und Beröa) und Achaja (evtl. Korinth, Kenchräa und Athen) hatten beschlossen, für die Christen in Jerusalem zu sammeln. Allerdings machen die Stellen 1Kor 16,1, 2Kor 8,5, Gal 2,10 deutlich, dass die Initiative von Paulus selbst ausging. Er hatte in den Gemeinden von Galatien und in Korinth Sammlungen für Jerusalem angeordnet. Interessant ist die Erklärung: Die Nationen haben Anteil an den geistlichen Gütern der Judenchristen aus Jerusalem, also haben die Judenchristen auch Anteil an den irdischen Gütern der Nationen. Paulus redet von einer Schuld gegenüber den Geschwistern in Jerusalem.

V28: Nachdem er diese Kollekte überbracht hat und das Pfingstfest um ist, möchte er auf dem Weg nach Spanien in Rom vorbeischauen.

V29: Paulus wird in der Fülle des Segens Christi kommen. Durch seinen Dienst an den Römern wird ihnen der Segen des Messias zuteilwerden. Er möchte die Gemeinde ermutigen und stärken, um dann selbst ermutigt und gestärkt zu werden (Röm 1,11ff).

V30: Ich ermahne euch… Paulus möchte die Christen in Rom ermahnen/ermutigen, für ihn zu beten. Die Reise nach Judäa wird nicht einfach werden und Paulus ist klar: Hier brauch ich Gebetsunterstützung durch die Gemeinde in Rom. Mit dem Wort kämpfen, das im NT nureinmal an dieser Stelle, ist das miteinander Eintreten in nicht-militärischen Einsätzen für Land und Stadt gemeint. Es geht also um Kämpfer, die auf der gleichen Seite stehen und für eine gute Sache eintreten. Der Kampf ist für das Evangelium.

V31-32: Diese beiden Verse geben uns Aufschluss über den Inhalt der Fürbitte. Für was genau soll die Gemeinde in Rom beten?

1. Für Rettung vor den Ungehorsamen in Judäa – hier meint Paulus sicherlich die dem Evangelium ungehorsamen Juden. Er weiß, dass diese Juden gegen ihn sind. Er hatte das auf seinen Reisen mehrfach erlebt, wie sich die Juden gegen ihn gewandt haben (u.a. Apg 9,23).

2. Der Dienst für die Heiligen angenehm ist. Paulus hofft, dass die Jerusalemer Gemeinde freudig die Gaben der anderen Gemeinden dankend annimmt. Das Annehmen dieser Geldgeschenke zeigt dann auch eine Verbindung der Judenchristen mit den Heidenchristen: Wir sind füreinander da, wir gehören zur selben Familie.

3. Damit ich durch den Willen Gottes mit Freuden zu euch komme. Jetzt geht es nicht mehr um die Reise des Paulus nach Jerusalem, sondern um die Reise des Paulus nach Rom. Paulus will mit Freude kommen, d.h. nach dem erfolgreichen Dienst in Jerusalem. Letztlich ist es aber der Wille Gottes, der darüber bestimmt, wann und wie Paulus nach Rom kommen wird.

4. Mich mit euch erquicke. Man könnte auch ausruhen übersetzen. Paulus möchte in Rom nach den Strapazen der Jerusalemreise auftanken. Waren doch auch die letzten Jahre extrem anstrengend für den Apostel. Schnabel schreibt an dieser Stelle folgendes:

Das vergangene Jahr war unruhig gewesen: Er hatte Ephesus im Sommer des Jahres 55 verlassen und war über Alexandria Troas nach Makedonien gereist (2Kor 2,12–13) und dort den Winter über geblieben, beschäftigt u.a. mit Problemen in der korinthischen Gemeinde, die zur Abfassung des 2Kor führten; im Sommer 56 hatte er in Illyrien missioniert und war im Herbst oder Winter in Korinth eingetroffen, wo er den Winter über bliebt und den Röm schrieb; nach dem für das Frühjahr 57 geplanten Jerusalembesuch will er nach Rom reisen. Wenn Paulus in Rom wie erhofft und im Gebet erwünscht eintrifft, hat er nicht nur große Distanzen zurückgelegt, sondern auch zwei intensive Konfliktherde (Korinth und Jerusalem) hinter sich. In Rom kann er dann zur Ruhe kommen und sich erholen[1]

V33: Paulus endet mit einem Segen. Das ist das Ende des Briefs. In Kapitel 16 kommen noch die persönlichen Grüße.

1.4 Struktur des Abschnittes:

Unser vorliegender Abschnitt lässt sich sehr einfach in zwei Teile teilen. Die Verse 14-21 bilden den ersten Teil. Hier rechtfertigt sich Paulus, warum er den Brief an die Römer überhaupt geschrieben hat. Die Verse 22-33 bilden den zweiten Teil. Hier gibt der Apostel Einblick in seine weiteren Missionspläne, nämlich dass er Rom als neue Basis für seine Spanienmission nutzen möchte.

2. Verstehen, worum es geht

Unser Abschnitt gibt uns einen guten Einblick in die Mission des Paulus. Dabei macht Paulus deutlich, dass Mission auf die Unterstützung von Gemeinde angewiesen ist. Mission ist dabei die Arbeit an den Unerreichten. Hier können wir unterscheiden zwischen Mission und Evangelisation. Mission findet dort statt, wo es noch keine Gemeinde gibt. Entsteht aber vor Ort eine Gemeinde, dann soll diese natürlich das Evangelium in ihre Stadt und Umgebung tragen. Dann reden wir von Evangelisation.

In der heutigen Predigt wollen wir den Schwerpunkt auf das Zusammenspiel von Mission und Gemeinde legen. Dabei geben uns diese Verse Antwort auf die Fragen: Was ist Mission? Wer ist ein Missionar? Wie kann Gemeinde die Missionsarbeit unterstützen? Wie arbeiten Missionar und die Gemeinde zusammen? Wann ist eine Missionsarbeit abgeschlossen?

Ich möchte im Folgenden vom Text her auf diese Fragen Antworten geben!

2.1: Was ist Mission?

Man muss erst einmal festhalten, dass es das Wort Mission in der Bibel nicht gibt! Wir reden bei den letzten Worten Jesu gerne vom Missionsbefehl. Hier mal Mt 28-18-20:

„Und Jesus trat zu ihnen und redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. 19 Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, 20 und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“

Jesus gibt seinen Jüngern einen wichtigen Auftrag. Sie sollen hingehen und alle Nationen zu Jüngern machen! Das heißt also: Christen sind von Jesus beauftragt, das Evangelium vom Heil in alle Welt zu tragen und Menschen für Christus gewinnen. Wir sollen den Menschen das Versöhnungsangebot Gottes in Christus weitergeben (siehe dazu 2Kor 5,18-21). Hier reden wir von der Mission, in die Jesus seine Jünger und letztlich jeden von uns gesandt hat. Zu diesem Prozess gehört ursprünglich auch die Taufe, also das äußere Bekenntnis der neu gewonnenen Jünger vor der Welt, sowie das Unterweisen in der biblischen Lehre, damit die neuen Jünger fähig sind, ihren Glauben zu leben.

Wer kann missionieren? Eigentlich jeder Christ. Als Jesus in den Himmel aufgefahren ist, sagt er seinen Jüngern noch etwas Wichtiges in Apg 1,8:Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“

Das, was wir brauchen um Jesu Zeugen in aller Welt zu sein, ist der Heilige Geist. So schreibt es ja auch Paulus in Vers 19. Da wir aber nach Eph 1,13 wissen, dass jeder Gläubige den Geist Gottes hat, ist also jeder Christ fähig ein Zeuge in diesem Sinne zu sein.

Für Paulus beinhaltete der Missionsdienst ausschließlich das zu verkündigen, was er von Christus empfangen hatte (vgl. Vers 18a). Das Ziel ist dabei immer, dass Menschen zum Glauben finden und gehorsam werden in Wort und Werk (vgl. Vers 18b). Wir finden eine ähnliche Beschreibung in Kol 3,17: „Und alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus, und sagt Gott, dem Vater, Dank durch ihn!“ Mission hat das Ziel, Menschen ganzheitlich zu Christus zu führen. Ihr Reden und ihr Handeln soll von Christus durchdrungen sein. Das ist selbstverständlich ein Prozess, den die Bibel mit Heiligung beschreibt (vgl. 1Thess 4,3).

Braucht man eine spezielle Berufung für die Mission? Paulus hatte so eine spezielle Berufung (Apg 9,15; 22,15; 26,17). Vor der ersten Misssionsreise wird uns berichtet, dass der Heilige Geist Paulus und Barnabas aussonderte (Apg 13,2). Wir wissen aus verschiedenen Lebenszeugnissen, dass es solche speziellen Berufungen gibt und dass diese wichtig sind. Von der Bibel her muss man sagen, dass alle Nachfolger Jesu berufen sind, Zeugen für ihn zu sein. Das kann man vor Ort tun, das kann man aber auch im Ausland tun. Jesus sagt ja: „alle Nationen zu Jüngern machen“. Damit sind wir an jeden Ort berufen.

Paulus verstand den Auftrag für sich so, dass er das Evangelium nicht dort verkündet „wo Christus genannt worden ist, damit ich nicht auf eines anderen Grund baue“ (V20).

Haben wir noch diese Weltsicht aus Evangeliumssicht? Wo sind die weißen Flecken auf unserer Weltkarte? Man muss heute gar nicht weit gehen. Wir reden ja inzwischen auch über Deutschland als Missionsland.

2.2: Wer ist ein Missionar?

Wir haben gerade betrachtet, dass Jesus seine Jünger, letztlich alle Christen, in die Mission sendet, neue Jünger zu machen. Wir sollen Zeugen in unserer Umgebung sein, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, in der Familie etc. Paulus sah seinen Dienst aber anders. Hier möchte ich auf den Vers 16 verweisen:

„Ein Diener Christi Jesu zu sein für die Nationen, der priesterlich am Evangelium Gottes dient, damit das Opfer der Nationen angenehm wird, geheiligt durch den Heiligen Geist.“

Ein Missionar ist:

  • Ein Diener Christi

Es ist klar, dass das Leben in den Dienst für Jesus gestellt wird. Das gilt aber für alle anderen Christen auch (2Kor 5,15; Kol 3,2, etc.).

  • Für die Nationen

Mit Nationen meint Paulus natürlich die Nicht-Juden/Heiden. Wie wir aber eben gesehen haben aus V20, geht es um die Ungläubigen, also Menschen, die Jesus noch nicht kennen. Gemeinde braucht Menschen wie Paulus, die ihren Zeugendienst eben nicht vor Ort wahrnehmen, sondern explizit dort, wo es keine Gemeinde, wo es damit keine Jesus-Zeugen gibt.

  • Ein Priester am Evangelium Gottes

Die Priester waren im AT die Mittler zwischen Gott und dem Volk. Ihr Leben war ganz in den Dienst für Gott gestellt. Paulus sieht sich als dieser Vermittler, der das Evangelium, und damit das Heil, zu den Nationen bringt und so zwischen Gott und ihnen vermittelt.

  • Für das Opfer der Nationen

Dahinter steht das Bild, dass alle Menschen ein Leben für Gott leben sollen. Nach Röm 12,1 sollen wir unsere Leiber geben als lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer. Der Missionar sucht Menschen unter Ungläubigen, die bereit sind ihr Leben Gott zu geben. Das Bild passt natürlich zum Priesterdienst des Paulus. Priester brachten im AT Opfer für Gott dar.

  • Geheiligt durch den Heiligen Geist

Das AT macht immer wieder deutlich, dass nur das Fehlerlose und Makellose Gott gebracht werden darf. In Mal 1,8 prangert Gott das Opfern fehlerhafter Tiere an. Menschen, die dem Evangelium glauben, werden durch den Heiligen Geist wiedergeboren zu einem neuen Leben. Dieses neue Leben ist geheiligt und damit Gott angenehm durch Christus (siehe dazu 1Kor 6,11; Kol 2,22).

2.3: Wie kann Gemeinde die Missionsarbeit unterstützen?

Mission ist niemals von Gemeinde losgelöst. Ein Christ allein geht ein – für einen Missionar gilt dasselbe. Auch er ist ja Glied am Leib der Gemeinde.

  • Gemeinde sendet den Missionar aus

Wir lesen in Apg 13,1-3, dass der Heilige Geist Paulus und Barnabas aussonderte für das Werk der Mission. Es ist der Startschuss der ersten Missionsreise des Paulus. Hier lesen wir dann in Vers 3: „Da fasteten und beteten sie; und als sie ihnen die Hände aufgelegt hatten, entließen sie sie“.

Gott beruft, die Gemeinde sendet aus. Die Gemeinde bestätigt den Ruf Gottes, betet für den Missionar und entlässt ihn in seinen Dienst unter den Nationen. Gemeinde stellt sich also hinter die Berufung des Missionars und trägt diese mit!

  • Gemeinde betet für den Missionar

Wir lesen immer wieder in den Briefen des Paulus, dass er um Gebet bittet (z.B. 2Thess 3,1). In unserem Abschnitt heißt es in Vers 30: „Ich ermahne euch aber, Brüder, durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, mit mir zu kämpfen in den Gebeten für mich zu Gott.“

Paulus beschreibt die Missionsarbeit als Kampf und zwar als ein Gebetskampf. „Ich brauche eure Gebetsunterstützung“ – so formuliert es Paulus. Missionare brauchen im Rücken eine kniende Gemeinde. Sie sind auf Fürbitte angewiesen. Leider sind oftmals Gebetsstunden die am schwächsten besuchten Veranstaltungen einer Gemeinde. Aber genau dort zeigt man die geistliche Verbundenheit mit dem Missionar. Dort leidet man mit dem „externen“ Glied am Leib Christi (dem Missionar) mit oder freut sich mit.

  • Gemeinde unterstützt den Missionar

Paulus arbeitete selbst und wurde von den Gemeinden finanziell unterstützt. Wir wissen darum, dass Paulus in seinem Beruf als Zeltmacher arbeitete. In Apg 18,1-3 als er in Korinth ist, arbeitet er neben seinem Missionsdienst als Zeltmacher.

Er schreibt den Korinthern in 2Kor 11,7-9: Oder habe ich eine Sünde begangen, als ich mich selbst erniedrigte, damit ihr erhöht wurdet, indem ich euch das Evangelium Gottes umsonst verkündigt habe? Andere Gemeinden habe ich beraubt, indem ich Lohn nahm zum Dienst an euch. Und als ich bei euch war und Mangel litt, fiel ich niemand zur Last – denn meinem Mangel halfen die Brüder ab, die aus Mazedonien kamen –, und ich hielt mich in allem so, dass ich euch nicht zur Last fiel, und werde mich so halten.

Für die Korinther hat er quasi umsonst gearbeitet. Unterstützt wurde er aber von anderen Gemeinden und von seinem eigenen Erwerb.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Gemeinden, die Menschen in die Mission aussenden für ihre geistliches und leibliches Wohl Sorge tragen müssen.

2.4: Wie arbeitet der Missionar mit der Gemeinde zusammen?

Leider kommt es immer wieder vor, dass die Heimatgemeinde ihrer Verantwortung für den Missionar nicht gerecht wird.

Allerdings hat auch der Missionar gewisse Aufgaben/Verantwortung gegenüber der Gemeinde, die er wahrnehmen muss.

Der Missionar:

  • Gibt der Gemeinde regelmäßige Gebetsanliegen

Wofür soll Gemeinde beten, wenn sie keine Informationen hat? Paulus gibt ganz konkrete Gebetsanliegen an die Gemeinde in Rom weiter. Wir lesen das in Vers 31f:

„Damit ich von den Ungehorsamen in Judäa gerettet werde und mein Dienst für Jerusalem den Heiligen angenehm ist, damit ich durch den Willen Gottes mit Freuden zu euch komme und mich mit euch erquicke.“

Die Heimatgemeinde braucht regelmäßige Gebetsanliegen-Updates von „der Front“, um ihre Gebetspflicht wahrzunehmen.

  • Informiert die Gemeinde über das, was in naher Zukunft ansteht

Paulus lässt die Gemeinde in Rom Anteil haben an seinen Reiseplänen. Er will über Jerusalem nach Rom reisen. Die Gemeinde soll darüber Bescheid wissen (siehe die Verse 23+25+28).

  • Gibt der Gemeinde Anteil an strategischen Überlegungen

Paulus lässt die Gemeinde in Rom auch Anteil daran haben, was seine nächsten Missionsziele sind. Er will Rom als Ausgangsbasis für seine Spanienmission gewinnen. Seine Missionstätigkeit vor Ort ist abgeschlossen (V23). Offensichtlich gibt es dort nun Gemeinden.

  • Sollte regelmäßig auf Besuch bzw. zur Erholung kommen

Paulus schreibt in Vers 32 davon, dass er nach Rom kommen will „und mich mit euch erquicke (ausruhe)“. Arbeit im fremden Land in einer fremden Kultur ist sehr anstrengend. Der Missionar ist in seinem Dienst stark gefordert. Deswegen braucht es auch Zeiten der Erholung! Paulus weiß um die anstrengende Reise nach Jerusalem, die vor ihm liegt. Er weiß um die anstrengenden Auseinandersetzungen, die er in Korinth hatte, die ihn stark forderten. Jetzt wird es Zeit, sich zu erholen und die Gemeindeglieder zu treffen.

Der Missionar hat gegenüber der Gemeinde eine Informationspflicht. Gemeinde muss wissen, wie es läuft, was die weiteren Pläne sind, um den Missionar bestmöglich zu unterstützen.

2.5: Wann ist eine Missionsarbeit abgeschlossen?

Paulus beschreibt uns die Gemeinde in Rom in Vers 14 so: „Ich bin aber, meine Brüder, auch selbst im Blick auf euch überzeugt, dass auch ihr selbst voller Güte seid, erfüllt mit aller Erkenntnis, fähig, auch einander zu ermahnen.“ Es handelt sich also um eine Gemeinde, die geistlich, theologisch und seelsorgerlich reif ist und damit auf eigenen Beinen stehen kann. Das wären für mich persönlich Kriterien, wann der Dienst eines Missionars vor Ort abgeschlossen ist.

3.1 Hinweise für situative Überlegungen

Wir sind aktuell in der Römerbriefreihe unterwegs. Dabei bauen die Texte aufeinander.

Liedvorschlag: Jesus ich will gehen sende mich

3.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen

Wir haben einen Brief vor uns, den Paulus an die Gemeinde in Rom schreibt. Wir stehen heute exakt an der gleichen heilsgeschichtlichen Stelle. Wir warten auf die Wiederkunft des HERRN. Deswegen kann der Inhalt 1:1 auf uns heute angewandt werden.

3.3 Hinweise für homiletische Überlegungen

Vor uns sitzen Menschen, die zur Gemeinde gehören und vielleicht welche, die Gäste sind. Wir wollen mit der Predigt verdeutlichen, dass das Thema Mission zum Christsein dazugehört. Dabei geht nicht jeder ins Ausland. Manches Gemeindeglied bleibt zuhause und kann und soll trotzdem Teil der Mission sein. Somit haben wir ein Thema, das gerne an wenige abgeschoben wird. Wir wollen unsere Hörerschaft gewinnen.

4. Sagen, wo es hingeht

Der Focus der heutigen Predigt ist das Zusammenspiel von Mission und Gemeinde am Beispiel des Paulus.

4.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Wir wollen Mission wieder in den Vordergrund stellen und von der Schrift darüber reden, wie Mission praktiziert werden kann und welche Verantwortung wir als Gemeinden haben.

4.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Das Miteinander von Gemeinde und Mission (Verbandsvorschlag)

4.3 Ist seine Mission noch deine Mission?Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Meiner Ansicht macht es Sinn, den oben bearbeiteten Fragen in der Predigt nachzugehen.

Als Einstieg könnte man Auszüge aus der Bekehrungsgeschichte von Paulus lesen, wie Jesus ihm vor Damaskus begegnet und sein Leben radikal umkrempelt. Aus dem Terrorist wird ein Evangelist, aus dem Verfolger ein Nachfolger, der jetzt einen Auftrag hat: Das Evangelium in die Welt zu tragen (Apg 9,15). Paulus, der erste Missionar unter den Heiden (Gal 2,8).

Was aber genau ist Mission und welche Verantwortung haben wir als Gemeinden?

Jetzt kann man den Text aus Röm 15,14-33 lesen und dann Antworten anhand der oben bearbeiteten Fragen geben!

Was ist Mission?

Wer ist ein Missionar?

Wir kann Gemeinde die Missionsarbeit unterstützen?

Wie arbeitet der Missionar mit der Gemeinde zusammen?

Wann ist eine Missionsarbeit vor Ort abgeschlossen?

Gott hat das cool gemacht, dass Mission getragen wird von der Gemeinde! So soll die ganze Welt vom Evangelium erobert werden. Denn das ist der Wille Gottes, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1Tim 2,4). Abschließend können wir noch persönlich werden. Ist seine Mission noch deine Mission? Will der HERR vielleicht mich senden in seine weltweite Mission? Sind wir als Gemeinde bereit, Missionare zu unterstützen? Machen wir jungen Menschen Mut, für Jesus rauszugehen? Bieten wir als Gemeinden unsere Unterstützung an?

4.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Vielleicht können Beispiele aus der eigenen Gemeinde verwendet warden.

(Manuel Nowak)


[1] Eckhard J. Schnabel, Der Brief des Paulus an die Römer: Kapitel 6–16, ed. Gerhard Maier u. a., Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament (Witten; Giessen: SCM R. Brockhaus; Brunnen Verlag, 2016), 851–852.