2.Mose

Predigthilfe vom 19. März 2023 – 2. Mose 20, 4-6

Jahresthema: WEGweiser zum Leben – die zehn Worte Gottes  

Predigtthema: Es gibt nichts VERGLEICHBARES – du sollt dir kein Bildnis machen

Gottesdienst Einleitung:  Jesaja 40,18-25; Ps 89,4-9    Vorschläge zur Textlesung 

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!  

1. Sehen, was dasteht 

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung). 

1.1 Allgemeine Hinweise zum Jahresthema  

Einleitung zum Jahresthema „WEGweiser zum Leben – die zehn Worte Gottes“!  


Die 10 Gebote (2Mo 20,1-17 und 5Mo 5,6-21), auch Dekalog genannt, nehmen im Alten Testament eine einmalige Stellung ein und haben sowohl für das Judentum als auch für das Christentum eine zentrale Bedeutung.  

Die Bedeutung: Die „zehn Worte“, sind das einzige Gesetz, welches direkt von Gott dem Volk Gottes auf zwei Steintafeln gegeben wurde. Man könnte sie das Grundgesetz des menschlichen Lebens bezeichnen, das die Beziehung des Menschen zu Gott und zu seinem Mitmenschen regelt. Es ist die erste verschriftete Menschenrechtserklärung und ist ein Wegweiser zu einem gesunden menschlichen Miteinander in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Familie. Die 10 Gebote haben die christliche Ethik, die Kirchen- und Kulturgeschichte Europas ganz entscheidend geprägt. 

Die ersten vier Gebote handeln vom Verhältnis des Menschen zu Gott! 

1. Gebot: Es gibt nur EINEN – du sollst keine anderen Götter neben mir haben  
2. Gebot: Es gibt nichts VERGLEICHBARES – du sollst dir kein Bildnis machen  
3. Gebot: Es gibt nichts HÖHERES – du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen  
4. Gebot: Es gibt nichts SCHÖNERES – du sollst den Shabbattag heiligen   

Die sechs anderen Gebote: Das Verhältnis des Menschen zum Menschen! 

5. Gebot: Der Schutz der WÜRDE – du sollst Vater und Mutter ehren 
6. Gebot: Der Schutz des LEBENS – du sollst nicht töten  
7. Gebot: Der Schutz der EHE – du sollst nicht ehebrechen  
8. Gebot: Der Schutz des EIGENTUMS – du sollst nicht stehlen   
9. Gebot: Der Schutz vor TÄUSCHUNG – du sollst nicht lügen 
10. Gebot: Der Schutz vor HABGIER – du sollst nicht begehren 

Gott, der Schöpfer ist die höchste Autorität und Gesetzgeber. Alle menschliche Obrigkeit hat sich ihr zu verantworten. Somit fordern die Gebote Ehrfurcht und Gehorsam gegenüber Gottes Ordnungen.  

Das Ziel – die 10 Gebote sind WEGweiser auf JESUS: Mit dem Jahresthema wollen wir Gottes alte und ewige Grundordnung neu verinnerlichen. Sie sind alt aber immer noch gültig. Sie kommen aus Gottes Mund und werden nie zurückgenommen. Sie sind nicht verbesserungsfähig, sondern sind vollkommen und weisen uns den WEG zum Leben – sie weisen uns direkt zu JESUS der sagte: Ich bin der WEG, die Wahrheit und das LEBEN“!  

Der Anlass – Vergessenheit der Gebote Gottes: Die hilflose Suche nach tragfähigen Grundwerten für eine gut funktionierende Gesellschaft und ein friedliches Zusammenleben von Menschen offenbaren die Gottvergessenheit unserer Zeit. Wer Gott verliert, verliert auch die Gebote. Die 10 Gebote sind ein zusammenhängendes Ganzes. Der Mensch kann die Ethik nicht ohne die Autorität Gottes besitzen oder ausleben.  

Eine Forsa Umfrage mit dem Titel: „Die 10 Gebote – Bekanntheit und Bedeutung in der heutigen Zeit“, bestätigt, dass noch 56 Prozent wissen, dass man unter den „10 Geboten“ Verhaltensregeln bzw. einen Wertekodex mit religiösem Bezug versteht. Fast die Hälfte kennt somit den religiösen Bezug der Gebote Gottes nicht mehr. 

https://presseportal.zdf.de/fileadmin/zdf_upload/Bilder/Teaser-Bilder/Dokumente/forsa-Umfrage_zu_ZDF_Die_10_An-Gebote.pdf

Die Chance – Gottes guten Willen erkennen: Die 10 Gebote sind eine Selbstoffenbarung Gottes. Sie lassen uns nicht nur Gottes Autorität erkennen, sondern auch sein heiliges und liebevolles Wesen. Gottes Gebote sind gut und heilig. Sie sind Gottes gesunde Lebensanweisung für den Menschen. Sie wollen dem Menschen nichts Schlechtes, sondern geben Wegweisung zum wahren Leben, wie es Paulus in Gal 3,24 schreibt: 

„So ist also das Gesetz unser Lehrmeister geworden auf Christus hin,  
damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden.“ 

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes 

Aebi, E „Kurze Einführung in die Bibel“, Bibellesebund 
Krimmer Heiko, Edition C Bibelkommentar NT, „Römerbrief“, Band 10, Hänssler Verlag. 
Wiersbe, Warren.W, „Kommentar NT Römer bis Thessalonicher“ Band II, CLV. 
Henry, Matthew., Apostelgeschichte bis Offenbarung, 2. Auflage., Waldems: 3L Verlag. 
MacDonald, W., Kommentar zum Neuen Testament, 7. Auflage., Bielefeld: CLV. 
Lang, Benjamin, Die Bibel verstehen – die zehn Gebote, Dillenburg CV 

Es steht eine PowerPoint Vorlage zur Verfügung, die man für das Jahresthema für die Predigt verwenden kann. Die Vorlage kann auch durch Nicht-Christusbund-Benutzer abgerufen werden: 
https://christusbund.sharepoint.com/:f:/s/medien/ErmNoGeK_EpMpygIZp_IqGABQB1dNlz3irBw0slfgaloNw?e=4ui31z 

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes 

Das zweite Gebot behandelt die Anordnung, keine materiellen und sichtbaren Gegenstände zu schaffen, die Gott ersetzen oder als Objekt der Anbetung dienen könnten.  

Gott lässt sich weder in Stein schlagen noch in Holz schnitzen. Zu groß ist die Gefahr, dass jeder Versuch menschlicher Vorstellungskraft in einem falschen Gottesbild und somit in einem Götzenbild endet.  

  • Gottes Wesen ist unendlich viel größer, als könnte man Ihn in einen begrenzten Raum und tote Materie packen.  
  • Auch ist Gottes Wesen unsichtbar und lässt sich nicht nach der begrenzten Vorstellung des Menschen abbilden.  

Ein Vergleich von Gott und Götzenbild zeigt – Gott ist einmalig und unvergleichlich.  
Siehe Jesaja 40,18-25; Ps 89,4-9; 2Mo 15,11  

V. 4: Wie schon im ersten Gebot (V. 2-3) steht hinter der Aufforderung die Autorität Gottes, der mit Israel in einer besonderen Beziehung steht, und zwar im zweifachen Sinne:  

  • „Ich bin der HERR“ = Gott ist für Israel der „HERR“ und somit Erlösergott, der Israel aus der Knechtschaft befreite.  
  • „dein Gott“ = Gott ist für Israel „ihr Gott“ und hat sich somit, durch den Bund am Sinai, versprochen und zum gegenseitigen Eigentum gemacht. (Vgl. 2Mo 6,7; 3Mo 26,12; Jer 7,23; 32,38). 

Das Volk Israel sollte sich mit dem unsichtbaren Gott begnügen und in ihm alles haben, was es benötigt. Die alten Götter, die sie aus den Heidenländern in Ur, Haran, Kanaan und Ägypten kannten, sollten sie hinter sich lassen, weil es eben nur den „lebendigen, einzigen und unvergleichbaren Gott“ gibt.  

  1. Die Gefahr Gott zu erniedrigen: Der Schöpfer wird zum Geschöpf reduziert 

Sie sollten kein Bildnis machen/tun: Gemeint ist das handwerkliche und kunstvolle schaffen und bilden eines Götzenbildes, wie es in den Religionen untern den Heiden Kult war. Kultgegenstände, die in der Form dreidimensional sind, eine Gottheit abbilden und aus irdischem Material (Holz, Metall usw.) gemacht wurden und deren Zweck zur Verehrung dienen.  

Damit schafft der Mensch sich seinen eigenen Gott – und Gott wird zum Geschöpf herabgesetzt. Der Mensch wird zum Töpfer und Gott zum Ton…doch dabei sollte es gerade anders sein. (Jes 64,7!)  

Was im Himmel, auf Erden, im Wasser oder unter der Erde ist:  

Genau genommen bezieht sich das Verbot nicht allgemein gegen bildende Kunst oder die Darstellung irdischer oder himmlischer Lebewesen. Dies wurde sogar von Gott angeordnet. Z.B. als die Cherubim (himmlische Engelswesen) in der Stiftshütte, am Tempel oder über der Bundeslade kunstvoll gestaltet wurden.  

Das Problem ist nicht die bildende Kunst, sondern wenn Gott mit der Kunst zum Geschöpf degradiert wird. Die drei Bereiche sind bewusst genannt.  

Der Himmel mit seinen unendlichen Tiefen und Weiten des Weltalls sind ebenso unerforschlich wie die Tiefen und Weiten des Meeres und das, was unter der Erde ist.  

Beides lässt den Menschen ohnmächtig und klein erscheinen, so dass die geheimnisvollen Sphären der Schöpfung den Menschen dazu verleiten, Gott darin zu vermuten. In den unendlichen Höhen des Himmels haben Völker die Sterne und Himmelskörper zu Göttern gemacht und in den unendlichen Tiefen das Dunkel des Totenreiches gesehen. 

Statt darin die unerforschliche Größe und Macht Gottes zu erkennen, machte der Mensch die Schöpfung zum Gott (Röm 1,20ff).  

  1. Die Gefahr Gott einzutauschen: Der Unsichtbare wird durch sichtbares ersetzt 

Der Mensch sucht oft Hilfsmittel für den Glauben an einen unsichtbaren Gott und neigt dazu sich an der sichtbaren Welt zu bedienen. Der Unsichtbare wird materialisiert, anfassbar, greifbar und vergleichbar. Der Mensch macht sich einen Gott, wir es ihm gefällt!  

V. 5: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht:  Gott verbietet jegliche Art von Anbetung der Schöpfung. Die Gefahr bedeutet zweierlei:  

  • Andere Götter werden durch ein menschengemachtes Abbild angebetet – Heidentum 
  • Gott wird durch ein menschengemachtes Abbild angebetet – Volk Israel (Goldenes Kalb) 

Beides verletzen die Ehre und den Ruhm Gottes. Beides verbietet Gott, aber nicht nur um seiner selbst willen, sondern auch zum Schutz für den Menschen – denn es ist nichts als Selbstbetrug und Selbsttäuschung (Jer. 51,17-18).  

  1. Die Gefahr Gott gefügig zu machen: Der Schöpfer wird zum Instrument 

Hinter dem Versuch Gott sichtbar und greifbar zu machen, verbanden die Völker eine Verkörperung Gottes. Sie dienten und beteten diese Gegenstände an, weil sie glaubten, dass Gott darin Wohnung nehmen würde. Daraus wuchs die Erwartung, dass der Gegenstand eine übernatürliche Macht bekam und zum Glückbringer oder Helfer diente. Materie wird zum Gegenstand des Götzendienstes, wo man sie als Manifestation Gottes betrachtet und magische Kraft zuspricht (Jer 44,9-10f).   

Die Materie aber ist nichts, auch dann nicht, wenn sie vom Menschen zu einem göttlichen Status erhoben wird. Materie bleibt ein nutzloses Götzenbild und Gottesersatz.  

Gott lässt sich nicht gefügig und auch nicht verfügbar machen für eigene Zwecke. Vielmehr müssen wir Gott Gott sein lassen. Und anstatt wir Gott in unsere Gedankenwelt und Vorstellungen einfügen wollen, sollten wir uns der Vorstellung und Gedankenwelt Gottes fügen.  

Der eigentliche Grund des Verbotes  

– Gott offenbart sich im Wort! 

Einzigartig und unvergleichlich offenbarte sich Gott dem Volk Israel (5Mo 4,12-13). 

Erstaunlich ist, dass Gott sich eben nicht in einem Götzenbild oder in Gegenständen offenbart, sondern, schlichtweg mit seiner Stimme, als dem Wort Gottes. Gott offenbart sich in der Schrift, als dem Wort und in den 10 Geboten, als seinen Willen. Sie sahen keine Gestalt, sondern hörten nur die Stimme Gottes. Das ist auch die Begründung des Verbotes (5.Mo 4,15-19ff). 

Der Weg zur Erkenntnis und zum Heil geschieht durchs Hören und Glauben und nicht durchs Sehen! (Joh 8,43; Röm 10,8+17-18; Heb. 11,1ff). 

Gott offenbart sich in Jesus, als sein Ebenbild! 

Auf die Offenbarung Jesu hingedeutet, könnte man auch sagen, jegliches Abbild von Gott ist verboten, weil es für den Sohn Gottes aufbewahrt werden sollte.  

  • Jesus ist das wahre Gottesabbild (Kol 1,15-16). 
  • Jesus ist das fleischgewordene Wort Gottes (Joh 1,1+14). 
  1. Die Gefahr Gott eifersüchtig zu machen: Der Schöpfer wird gereizt 

V.5b ich bin ein eifersüchtiger Gott: Dieser Abschnitt wirft Fragen auf und wird oft missverstanden. Folgende Hinweise dazu:  

  • Die Verheißung von V.5-6 beziehen sich auf die ersten beiden Gebote. 
  • Gott stellt sich jeweils explizit als „Jahwe“ vor, der sein Volk gerettet hat und in einer Ehe-ähnlichen Beziehung mit diesem steht und sein Volk liebt. Daher kann der Begriff Eifersucht nicht in Verbindung mit Rachsucht gebracht werden. 
  • Abgötterei und Götzendienst ist mit einem Bundes-Ehebruch zu vergleichen, was Gott entehrt und Gottes Zorn mit sich zieht (Jes 48,11; 2Mo 34,14; 5Mo 6,15). 
  • Auch wenn Eifersucht in unserem Denken und Sprachgebrauch meist etwas Negatives beinhaltet, zeigt es doch Gottes Liebe, Leidenschaft und Hingabe gegenüber seinem Volk auf (Hoh 8,6).  
  • Gott ist nicht bereit, uns als seine Kinder mit anderen Göttern zu teilen. Es ist wie in einer Ehe, wo man sich Liebe und Treue zusagt und ein Fremdgehen Eifersucht auslösen würde.  
  • Die Eifersucht ist keine egoistische, sondern einen wohlwollende und rettende Eigenschaft Gottes – die uns zum Besten dient. 

Die Schuld der Väter heimsucht: Heimsuchen kann auch mit besuchen, aufsuchen, kontrollieren oder überprüfen übersetzt werden. Gott sorgt sich um sein Volk, darum sucht er es heim.  

  • Strafen kann von Rache getrieben sein – das Ergebnis ist Zerstörung.  
  • Strafe kann von Liebe getrieben sein – das Ergebnis ist Besserung und Heilung. 

Wenn Gott sagt, dass er die Schuld heimsucht, dann, weil er das Beste will, so wie Eltern, die ihre Kinder aus Liebe erziehen (Vgl. Heb. 12,6).  

  • Wie gut, dass Gott um uns eifert. Wo wären wir, wenn der Herr uns nicht heimgesucht und besucht hätte, um unsere Schuld am Kreuz zu bestrafen (Lk 1,68). 
  1. Die Gefahr Gottes Gnade zu verkennen: Der Schöpfer liebt seine Geschöpfe 

Bis ins dritte und vierte Glied: Die Bibel bezeugt, dass Gott nicht die Kinder oder Enkel für die Sünden der Väter bestraft (Hes 18; Joh 9,2). Darum kann hier nicht ein Strafen der nachfolgenden Generation wegen der Sünde der Vorfahren gemeint sein. Gott will nicht den Tod, sondern das Leben seiner Geschöpfe (Hes 33,11).  

  • Eine mögliche Auslegung ist, dass die Anzahl drei bis vier sich auf die Generationen, der noch lebenden Nachkommenschaft bezieht. In Großfamilien lebten max. drei bis vier Generationen zusammen. So könnte es sein, dass ein Urenkel von der praktizierten Sünde seines Urgroßvaters direkt beeinfluss war und ihn damit zur selben Sünde verführt.  
  •  Es zeigt eine natürliche fortdauernde Wirkung von Gut und Böse, die aber durch Gottes Gnade durchbrochen werden kann. Wer zu Gott umkehrt, der wird frei.  

Der Abschnitt offenbart das Evangelium der rettenden Liebe Gottes, indem die Auswirkung von Gericht und Gnade sichtbar wird. Unvergleichbar stark sind die Folgen, von denen, die Gott lieben und denen, die Gott hassen.  

Die mich Hassen: Das Gericht und die Heimsuchung der Schuld begrenzt sich auf die, welche Gott hassen und nicht bereit sind zur Umkehr. Jeder, der seine Schuld aber erkennt und bekennt, der wird gerettet (Joel 3,5). Selbst die natürlichen Folgen der Sünde sind auf wenige Generationen begrenzt – ganz anders die Folgen der Gnade.   

V. 6 Die mich lieben: Wer Gott liebt, erfährt Segen ohne Maß. Die Gnade überwindet den Fluch. Mitten im Gesetz des Alten Testamentes leuchtet die Gnade Gottes hervor.  

Somit wird diese Stelle zum Zeugnis für das Evangelium Gottes mitten in den 10 Geboten.  

Motiviert von Gottes großer und aufopferungsvollen Liebe gegenüber seinem Volk, schenkt er die vergebende und heilende Gnade, weil der HERR alle Schuld und Strafe auf sich nimmt. In seiner Liebe und Gnade ist Gott unvergleichlich (Mich 7, 18ff). Er bewahrt seine Gnade vielen tausenden Generationen (2Mo 34,7). Die Geschichte Israels wird hier zum Zeugnis und zum Beleg der Gnade Gottes, die er seinem Volk bewahrt (5Mo 5,10; 5Mo 7,9).  

2. Verstehen, worum es geht 

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung) 

  1. Die zehn Gebote richten sich in erster Linie an das Volk Israel, das mit Gott in einem Bund steht. Dieser Bund wird auch mit einem Ehe- und Treuebund verglichen, wie es auch in den Prophetenbüchern bezeugt wird. Diese Bundesbeziehung bestimmt die Auslegung und das Verständnis des zweiten Gebotes.  
  1. Das zweite Gebot muss, wie alle anderen Gebote im gesamtbiblischen Zusammenhang verstanden werden, damit es nicht zu einer Missdeutung kommt.  

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass) 

Das Gottesbild ist stark durch die individuelle menschliche Vorstellungskraft geprägt. Jeder denkt sich Gott selbst – von daher hat das zweite Gebot eine besondere Relevanz. Die Götzen und Götzenbilder unserer Zeit sind vielfältig, modern und digital geworden.  

Auch seelsorgerlich ist das zweite Gebot wichtig, denn dieser Abschnitt kann missverstanden werden. Christen leiden oft, weil sie das Verständnis haben, dass die Sünde ihrer Vorfahren ihr Leben belastet. Richtig verstanden befreit das zweite Gebot von diesem Verständnis, weil gerade Gottes Gnade und Evangelium aufleuchtet.  

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung) 

Auch heute stehen wir in der Gefahr materielle Dinge so sehr in den Mittelpunkt unseres Lebens und Alltags zu stellen, dass sie Gott verdrängen oder Konkurrenz machen. 

  • Was sind die modernen Götzen und Götzenbilder?
  • Sie zeigen sich nicht so sehr in steingehauenen oder geschnitzten Götzenstatuen, aber in einer Vielzahl von götzenhaften Statussymbolen unserer Gesellschaft: Handy, Auto, Haus, Wohlstand, usw.  
  • Wo hat übermäßige Stellung des Materialismus in unserer Gesellschaft bereits Beeinflussung auf meine Gottesbeziehung genommen?  
  • Was prägt mich mehr als Gott? 
  • Was ist mir wichtiger als Gott? 
  • Welche Prioritäten setze ich, wenn Gottes Wort und Wille mit meinen irdischen Interessen konkurriert.
  • Was prägt mein Gottesbild und wie sehr bestimmen irdische Dinge meinen Glauben? 
  • Wo werden religiöse Gegenstände in der Gemeinde oder im privaten Leben zum Götzen, weil wir eine Erwartungshaltung darin legen? Testfrage: Was würde mir im Glauben fehlen, wenn der Gegenstand nicht mehr wäre? (Kruzifix, Kerzen, Altäre, Gebäude, Licht usw.). 
  • Wie verstehen wir Eifersucht – positiv oder negativ?  
  • Es wäre Gleichgültigkeit, wenn Gott nicht eifersüchtig würde, wenn wir anderen Göttern Vorzug gäben. Umgekehrt sollten wir Schmerz und Leid verspüren, wenn Menschen schlecht oder herabwürdigend über Jesus reden! Wenn es uns kalt lassen würde, zeugt das von zu wenig Eifer für Gott! 
  • Erkennen wir Gottes Gnade in seiner eifrigen Liebe zu seinem Volk und dass es ihm eben nicht egal ist, welchen Göttern wir hinterherlaufen.   

Gott ruft zu einer radikalen und konsequenten Trennung und Loslösung fremder Götter auf (Kol 3,5; Apg 17,24–29; 2Kor 6,14; 1Kor 10,14; 1Petr 4,3; Gal 5,20).  

  • Von welchen Götzen musst du dich trennen, weil sie mit dem Herrn konkurrieren? 

3. Sagen, wo es hingeht 

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt? 

Wir wollen uns bewusst machen, dass Gott unvergleichlich gut ist. 

Wir sollen uns keine Gottesbilder nach unserer eigenen Vorstellungskraft schaffen. Jegliches menschengemachtes Gottesbild endet im Götzendienst.  

Als Christen leben wir im Glauben und nicht im Schauen. Wir verlassen uns auf Gottes Offenbarung in seinem Wort. Ersetzen wir Gottes Wort, so rauben wir Gott die Ehre.  

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt? 

Die Predigt möchte reflektieren, wo wir Götzendienst in unserem Leben dulden oder in irgendeiner Form, vielleicht auch in frommer Form, praktizieren.  

Es ist ein Selbstbetrug, wenn wir Gott auf materielle Dinge reduzieren, unsere Erwartungen auf religiöse Vorstellungen, Gebäude oder Gegenstände setzen und diese ritualisieren. Vielmehr sollen wir unser ganzes Vertrauen auf den unsichtbaren Gott setzen, als sehen wir ihn (Heb 11,27).  

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt? 

1) Die Gefahr Gott zu erniedrigen: Der Schöpfer wird zum Geschöpf reduziert 
2) Die Gefahr Gott einzutauschen: Der Unsichtbare wird durch Sichtbares ersetzt 
3) Die Gefahr Gott gefügig zu machen: Der Schöpfer wird zum Instrument 
4) Die Gefahr Gott eifersüchtig zu machen: Der Schöpfer wird gereizt 
5) Die Gefahr Gottes Gnade zu verkennen: Der Schöpfer liebt seine Geschöpfe 

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt? 

Hilfe von Gott zu erwarten ist Gottesdienst; Hilfe von Geschöpfen zu erwarten ist Götzendienst. Auf Gott zu vertrauen ist echter Glaube; auf irdische Sicherheiten zu bauen ist Unglaube. 
Charles Haddon Spurgeon 

(Klaus Eberwein)