Predigtthema: (R)echter Glaube
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Dieser Bericht taucht in allen 4 Evangelien auf. Man findet ihn in Mt.21,12-17, sowie in Mk.11,15-19 und auch in Lk.19,45-48.
Offensichtlich hatte sich dieses Ereignis bei allen vier Schreibern eingeprägt. Kein Wunder, denn diese sogenannte „Tempelreinigung“ hebt sich inhaltlich und auch, was das Auftreten Jesu angeht, schon etwas hervor.
Johannes setzt dieses Ereignis ganz an den Anfang seines Evangeliums, wobei die anderen drei Verfasser ihren fast identischen Bericht eher gegen Ende ihres Evangeliums platzieren.
Der heilige Zorn Jesu über die Zustände im Tempel und sein emotionales Durchgreifen machen deutlich, dass dieser lässige Umgang der Händler im Haus Gottes ganz und gar nicht nach dem Sinne des Sohn Gottes war.
Johannes berichtet unmittelbar zuvor von dem Wunder in Kana, als Jesus bei einer Hochzeit Wasser zu Wein gemacht hatte (dass aller erste Zeichen, das Jesus tat). Von dort war er mit seiner Familie und den Jüngern nach Kapernaum gegangen und dann hatte er sich mit seinen Jüngern aufgemacht nach Jerusalem zum Passafest.
Das Passah wurde zum ersten Mal gefeiert, als die Israeliten in Ägypten waren. Der HERR stand im Begriff, alle Erstgeburt von Ägypten zu schlagen, und den Israeliten wurde befohlen, für jedes Haus ein Lamm zu nehmen, und dessen Blut an den Türsturz und die beiden Pfosten zu sprengen. Dazu wurde die Verheißung gegeben: „Der HERR wird an der Tür vorübergehen und wird dem Verderber nicht erlauben, in eure Häuser zu kommen, um zu schlagen.“ Die Israeliten gehorchten, und aßen in vollkommener Sicherheit – unter dem Schutz des Blutes – das Lamm. Wenn sie in das verheißene Land kommen würden, sollten sie das Passah als eines der jährlichen Feste halten (2. Mo 12,3–28; 3. Mo 23,4–8).
Passah (hebr.: Päsach) = schonendes Vorüberschreiten, Verschonung
(Quelle: Kleine Namenskonkordanz)
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
- The Wiersbe Bible Commentary NT (S.234-235)
- Die Hauskreisbibel
- Die Ryrie Studienbibel (S.1276-1277)
- bibelkommentare.de
- MacArthur Studienbibel (S.1488-1490)
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
V.13
Jesus war auf Grund des göttlichen Gesetzes nach Jerusalem zum Passafest gekommen (5. Mose 16,16).
„Dreimal im Jahr soll alles, was männlich ist in deiner Mitte, vor dem HERRN, deinem Gott, erscheinen an der Stätte, die der HERR erwählen wird: zum Fest der Ungesäuerten Brote, zum Wochenfest und zum Laubhüttenfest. Sie sollen aber nicht mit leeren Händen vor dem HERRN erscheinen,“
V.14
Die Händler – während dieser hohen jüdischen Feste kamen viele Juden nach Jerusalem gepilgert. Auf Grund der großen Distanzen, die sie zum Teil zurücklegen mussten war es schwierig bis unmöglich Opfertiere mitzubringen. Die Kaufleute hatten sich im äußeren Tempelhof eingerichtet und konnten dort gute Geschäfte mit den Angereisten machen.
V.15
Wechsler waren darum von Nöten, da jeder männliche Jude ab 20 Jahren einmal im Jahr die Tempelsteuer in speziellen jüdischen Münzen entrichten musste. (2.Mo.30,13-16)
V.16
Vaters Haus – da macht Jesus nochmals eine klare Aussage zu seiner Person.
„Jehova ist mein Vater und ich bin der Sohn Gottes.“
V.18
Die Juden, das waren wohl die Schriftgelehrten, die Jesu Autorität hinterfragten. Das war auch ihre Verantwortung – sie mussten auf eventuelle Irrlehren prüfen.
V.23
In der Parallelstelle bei Matthäus lesen wir konkret von Zeichen, die Jesus tat. Dort wird berichtet, dass Jesus Blinden und Lahmen, die in den Tempel kamen, heilte.
V.24
Dass Jesus sich ihnen nicht *anvertraute bezieht sich wohl auf diejenigen, die auf Grund von Zeichen glaubten, nicht auf die Jünger.
Vers 24+25 aus der Neue Genfer Übersetzung
„Aber Jesus blieb ihnen gegenüber *zurückhaltend, denn er kannte sie alle.
Er wusste genau, wie es im Innersten des Menschen aussieht; niemand brauchte ihm darüber etwas zu sagen.
* wörtlich: „sich anvertrauen“ im Griechischen dasselbe wie „glauben“
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Das Passafest war und ist einer der höchsten Festtage der Juden. Es erinnert an die wunderbare Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten durch das Eingreifen Gottes.
Es erinnert daran, dass Gottes Zorn die Ägypter traf, das Blut des Lammes die jüdische Bevölkerung jedoch vor dem Todesengel bewahrte.
Als Christen feiern wir heute nicht mehr Passa, aber im Abendmahl schwingt die gleiche Wahrheit mit. Gott befreit uns aus der Sklaverei der Sünde und das Blut des Lamm Gottes, das Blut Jesu, bewahrt uns vor dem ewigen Tod.
Schon damals hatten die Juden das Passafest entwürdigt.
Was war das denn für ein Zeugnis von einem heiligen Gott, wenn im „Vorhof der Heiden“ das Opfervieh-Business statt Begegnung mit Nichtjuden stattfand. Da ging‘s doch nur noch um‘s Geschäft, statt um die Chance anderen Menschen aus anderen Nationen vom einzig wahren Gott zu erzählen.
Sie hatten ihren Auftrag völlig vergessen – ein Licht und Vorbild für die Nationen zu sein:
Apostelgeschichte 3,25 „Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott geschlossen hat mit euren Vätern, als er zu Abraham sprach (1.Mose 22,18): »Durch dein Geschlecht sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden.«
Johannes verweist in Joh.2,16 darauf, was der Tempel eigentlich sein soll: Vaterhaus
Oder wie es in den anderen Evangelien heißt, die Bezug nehmen auf Jesaja 56,7
„Mein Haus soll ein *Bethaus sein!“
*Beten = προσεύχομαι proseuchomai
πρός pros; diese Präposition drückt folgendes aus:
a. eine Bewegung zu etwas hin
b. bevorzugte Handlung
c. Nähe
Genau das sollte zu AT-Zeiten den Aufenthalt im Tempel ausmachen:
a. eine Bewegung hin zu Gott
b. ER ist jetzt „bevorzugt“
c. hier darf ich IHM nahe sein/ ist ER mir nahe
Die Frommen der damaligen Zeit hatten sich ihrer Religiosität zurechtgerückt und waren, durch Jesu forsches Auftreten, höchst alarmiert. Sie stellten seine Autorität in Frage und knüpften Glauben an sichtbare Zeichen.
Jesus, der viele Zeichen und Wunder vollbrachte, macht allerdings nochmals die Basis für unseren Glauben an anderen Dingen fest.
Dem Jünger, Thomas, hat er einmal in Johannes 20,29 gesagt: „Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
Für Jesus sind sichtbare Gottesbeweise also nicht das Fundament für Glauben.
Darum sagt Jesus auch an anderer Stelle (Mt.12,38-40), dass er der Forderung nach sichtbaren Zeichen nicht nachkommen wird. Es wird ein finales und entscheidendes Zeichen geben – das Zeichen des Jona, das auf seinen Tod und seine Auferstehung hinweist: Das ist das Fundament unseres Glaubens.
Retten wird nicht der Besuch im Tempel (der wird abgerissen), retten wird uns auch nicht ein selbstgebrachtes Opfer (eigene Leistung) sondern ganz allein das Opfer, das Jesus als Lamm Gottes ein für alle Mal am Kreuz gebracht hat.
Interessanterweise schließt unser Text (V.23-25) mit Menschen, die auf Grund von Zeichen (berichtet z.B. in Mt.21,14) an Jesus glauben. Ist das dann ein Widerspruch?
Es heißt hier von Jesus: „Er vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle…
Denn er wusste was im Menschen war.“
Ja – da gab´s eine „Glaubens-Begeisterung“ auf Grund der Heilungen, die stattfand.
Wohl aber ist dieser Glaube der vielen so einzuordnen, wie Jesu das mit dem Weizenkorn tat, das auf felsigen Boden fiel – beschrieben in Mk.4,5-6.
„Einiges fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte, und ging alsbald auf, weil es keine tiefe Erde hatte. 6 Als nun die Sonne aufging, verwelkte es, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es.“
Der gute Boden, in dem das Weizenkorn dann auch Wurzeln schlägt und dann vielfältig Frucht bringt, schaut dagegen anders aus. So, wie es von seinen Jüngern in Joh.2,22 heißt: „Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte.
Was hier den „fruchtbaren Boden des Glaubens“ ausmacht:
a) sie werden an das erinnert, was Jesus gesagt hatte
b) sie glaubten den Schriften (AT) und sie glaubten seinen Worten
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Wenn Jesus heute sichtbar in mein Leben eintreten würde, müsste er da auch so einiges ausmisten?
Würde er sich auch aufregen, was wir so aus seinem Tempel gemacht haben?
Ist bei uns auch „business as usual“ angesagt und wir übersehen die Menschen, die wir eigentlich als Botschafter Christi im Blick haben sollten?
Und wie sieht es eigentlich mit unserem Glauben aus – auf was gründet der sich?
In unserer Gesellschaft, die ja sehr visuell und sensationsgierig unterwegs ist, lässt man sich vielleicht auch schnell verleiten dies auch zur Grundlage des Glaubens zu machen. Sind wir tatsächlich in Jesus und im Wort Gottes geerdet beziehungsweise gegründet?
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Als Christen ist der Tempel Gottes nicht mehr ein Gebäude (existiert nur noch in Mauerresten) sondern wir als Personen sind dieser Tempel, wie es in 1. Korinther 3,16 heißt: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“
Und auch wir sollten unser Leben nicht dadurch „entweihen“, dass wir nur Geldgeschäften, Reichtum gewinn, Erfolg, etc. nachjagen und dabei ganz vergessen, was unser eigentlicher Auftrag Gottes ist: „So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! (2. Korinther 5,20)
Vielmehr sollten wir uns daran erinnern, dass unser Leben, der Tempel Gottes ein Bethaus ist, das charakterisiert wird durch:
a. Bewegung hin zu Gott
b. ER hat Vorrang
c. Nähe (ER in uns) (Vaterhaus)
Unser „Tempel“ sollte, laut dem Willen Gottes, mit den Versen von Paulus aus 1.Thess.5,16-18 beschrieben werden:
„Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch.“
Sind wir Personen und Gemeinden, die tatsächlich als „Bethaus“ erlebt werden?
Oft bekommt man zu hören, dass man nur das glauben kann, was man auch sieht.
Wie schaut´s da mit der Basis unseres Glaubens aus?
Versuchen wir „optisch“ zu überzeugen oder verweisen wir auf Jesus und vertrauen, dass sein Wort tatsächlich nicht leer zurückkommt?
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Predigt zielt darauf ab, dass wir uns hinterfragen lassen, ob wir als „Tempel Gottes“ tatsächlich auch so leben, wie Gott sich das vorgestellt hat.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Es soll besonders die Frommen wachrütteln, die glauben, dass sie durch „ihre Opfer“, durch ihre frommen Leistungen etwas zu ihrem Heil beitragen können. Diesen „Tempel-Gedanken“ gilt es einzureißen und die Wahrheit in das Zentrum unseres Lebens zu rücken, dass Gott dieses Opfer schon längst gebracht hat und wir einzig und allein auf seine Gnade angewiesen sind. Wir dürfen uns ganz neu darüber freuen, dass unsere Erlösung nicht an unserer Leistung hängt. Wir dürfen ganz neu über Gottes Liebe staunen und unseren Glauben auf IHN, den Eckstein, und sein Wort, die Wahrheit, bauen.
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
a) Bethaus statt Business Johannes 2,13-17
b) (R)echter Glaube statt Religion Johannes 2,18-21
c) Bekehrung statt Begeisterung Johannes 2,22-23
(Jochen König)