Monatsthema: Das Lebensprogramm Jesu
Predigtthema: Gottvertrauen – wie ist das mit meiner Vorsorge?
Bibelstelle: Matthäus 6, 25-34
Verfasser: Thomas Richter
Ein Predigttipp enthält Hilfestellungen für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und Studieren von Bibelkommentaren.
1. TEXT- UND PREDIGTZUSAMMENHANG
Nachdem wir in Mt 6,1-18 entdeckt haben, in welcher inneren Haltung wir geistlich leben sollten (Gerechtigkeit / Frömmigkeit im Bezug auf das Geben – Beten – Fasten), so stellt Jesus nun die Frage, welchen Stellenwert die äußerlichen Dinge in unserem Leben haben (Mt 6,19-34). Zuerst fragt Jesus nach dem Stellenwert, den unser „Vermögen“ für uns hat (Mt 6,19-24) und dann darauf aufbauend nach unserem Bedürfnis nach „Versorgung“ (Mt 6,25-34). Beide Bereiche sieht Jesus in direkter Verbindung mit unserem Vertrauen zu Gott. Somit ergibt sich als Predigtthema für den zweiten Abschnitt: „Gottvertrauen“ – wie ist das mit meiner Vorsorge (Mt 6,25-34)?
Nach der richtigen innerlichen Haltung den geistlichen Übungen gegenüber, geht es nun also um die richtige innerliche Haltung den „weltlichen“ Dingen gegenüber. Gemeint ist, die Art und Weise, wie wir die Dinge betrachten und woran wir unser Leben orientieren.
„Unser Herr lehrt, dass dieser Angriff von der Welt – oder diese Versuchung zur Weltlichkeit – in der Regel zwei Formen annimmt. Zuallererst mag es die Liebe zur Welt sein. Und zweitens mag es die Sorge sein oder ein Geist verzehrender Sorge um die Welt. Wir werden sehen, dass unser Herr hier beide Seiten als höchst gefährlich beschreibt. Er befasst sich mit der Liebe zur Welt in den Versen 19-24. Von Vers 25 bis zum Ende des Kapitels befasst er sich mit dem Problem, sich von einer verzehrenden Sorge bezüglich dieser Welt, deren Leben und allem, was dazu gehört, überwältigen zu lassen“ (Lloyd-Jones, Bergpredigt Bd. 2, S. 89).
2. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN
Hilfen zur Auslegung und Anwendung bieten z.B.
* Fritz Grünzweig. Die Bergpredigt: Antworten auf Fragen von heute. Hänssler, 1985 (S. 178-186).
* Gerhard Maier. Matthäus-Evangelium 1.Teil. Edition C-Bibelkommentar 1 (S. 223-230).
* D. Martyn Lloyd-Jones. Bergpredigt Bd. 2: Predigten über Matthäus 6 und 7. Friedberg: 3L-Verlag, 2004 (S. 121-178 – sehr empfehlenswert).
Zur Vorbereitung der Predigt empfehlen wir das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der textbezogenen Predigt mit praktischen Anwendungen von Wolfgang Nestvogel mit dem Titel „Sorgen sind sinnlos“ (http://www.bibeltage.de/Bergpredigt.html dort Nr. 17 zu Mt 6,25-34).
Hilfreiche Text- und Predigtanmerkungen bieten die Predigttipps von Eckhard Löffler zum 13.08.2006 (Mt 6,19-34) und zum 20.01.2008 (Mt 6,24-34). Diese Predigttipps findet ihr im Predigtarchiv unter www.wbb-online.de/pt
Hilfreiche Text- und Predigtanmerkungen bietet auch der Aidlinger Bibellesezettel „Zeit mit Gott“ Heft 3/2008; S. 38-44.
3. TEXT- UND PREDIGTVERANSCHAULICHUNGEN
Zum Predigteinstieg:
„Sherlock Holmes, der bekannte Detektiv aus den Romanen von Sir Arthur Conan Doyle, ist eine der faszinierendsten Gestalten der Literatur. Er ist, kurz gesagt, außergewöhnlich. Sein bekannter Gefolgsmann Dr. John Watson dagegen ist recht gewöhnlich. Watson wird oft als pfuschender Trottel charakterisiert. Doch damit wird das Anliegen missverstanden, das Doyle mit dieser Figur verfolgt: Watson soll dem durchschnittlich intelligenten Leser gleichen. Entscheide du selbst anhand des folgenden Wortwechsels, wem von beiden du gleichst, Holmes oder Watson:
Holmes: ‚Du siehst, aber du beobachtest nicht. Der Unterschied ist klar. Du hast zum Beispiel oft die Stufen gesehen, die vom Hausflur in diese Wohnung führen‘.
Watson: ‚Gewiß‘.
Holmes: ‚Wie oft wohl‘?
Watson: ‚Viele hundertmal, möchte ich meinen‘.
Holmes: ‚Und wie viele Stufen sind es‘?
Watson: ‚Wie viele? Keine Ahnung‘.
Holmes: ‚Eben. Du hast sie gesehen, aber nicht beobachtet. Genau, was ich sage. Ich hingegen weiß, dass es siebzehn Stufen sind, weil ich sie nicht nur gesehen, sondern auch beobachtet habe‘ (Ein Skandal in Böhmen, in: Arthur Conan Doyle, Sherlock-Holmes-Geschichten. Der Hund von Baskerville, Zürich 1981, S.10f).
Wir wissen wahrscheinlich nicht, wie viele Treppenstufen wir tagtäglich hinaufsteigen; daher gleichen wir Watson. Aber Holmes argumentiert gegenüber Watson ähnlich wie Jesus in Matthäus 6,25-34. Jesus spricht hier unmittelbar über das Thema ‚Sorgen‘ und sagt uns, wie wir damit umgehen sollen und warum. Wie Holmes spricht er darüber, dass wir uns gut umsehen sollen und beobachten bzw. tief über die Bedeutung dessen nachdenken sollen, das hinter dem steckt, was wir sehen. Dies ist es, was Jesus uns sagt, was wir überlegen sollten, wenn wir von Sorgen frei werden wollen [Textlesung: Mt 6,25-34]“(John MacArthur. Sorgen und Angst besiegen. Hamburg: C.M. Fliß, 2001. S. 14f – hilfreich ist hier das gesamte Kap. 1: Erkenne, wie Gott für dich sorgt – Mt 6,25-34).
Kurz vor seinem Tod schrieb Martin Luther an seine Käthe folgenden Brief: „Allerheiligste Frau Doktorin. Wir bedanken uns gar freundlich für eure große Sorge, derentwillen ihr nicht schlafen konntet. Denn seit ihr euch um uns Sorgen macht, hätte uns fast das Feuer verzehrt in unserer Herberge … Und gestern, ohne Zweifel aus Kraft eurer Sorge, ist uns schier ein Stein auf den Kopf gefallen … Ich sorge, wenn du nicht aufhörst zu sorgen, es könnte uns die Erde verschlingen … Lehrst du so den Katechismus und den Glauben? Bete du und lass Gott sorgen. Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der sorgt für dich“.
„Missverständnis Nr. 1: Jesus meint nicht: das, worum du dich sorgst, ist gar nicht so wichtig. Im Gegenteil, sagt Jesus: deine Sorge um Essen, Trinken, Kleidung … ist so wichtig, dass Gott sich selbst darum kümmern will. Er erhebt das alles zur Chefsache.
Missverständnis Nr. 2: Jesus verspricht uns nicht das Schlaraffenland. Er selbst hatte kein Nest wie die Vögel und keine Grube wie die Füchse. Er selbst ging den Weg ans Kreuz. Und wir sehen es doch: Vögel können erfrieren, Bäume können sterben. Und in Zaire sterben Menschen an ihrem Hunger. Also: nicht, dass nun alles glatt geht, verspricht Jesus, aber dass unsere Sorgen beim Vater gut aufgehoben sind, wir nie aus seiner Hand fallen und am Ende wirklich alles gut werden muss“ (Prof. Michael Herbst).
Zum Predigtende:
„Der russische Schriftsteller Anton Pawlowitsch Tschechow (1860-1904) zeigt in seiner Kurzgeschichte ‚Die Wette‘ auf kluge Weise, was die Welt ist, wenn man sie ihrer Reize entledigt. Was ist die Handlung dieser Geschichte? Ein alter, reicher Bankier wettet mit einem jungen Juristen um zwei Millionen, dass der Jurist es nicht 15 Jahre in Einzelhaft aushalten würde. Wenn er es aushalte, dann verspricht ihm der Bankier zwei Millionen, wenn nicht, so habe er die Möglichkeit, jederzeit in die Freiheit zurückzukehren. Im ersten Jahr seiner Einzelhaft liest der junge Rechtsanwalt seichte Literatur. Im zweiten Jahr bittet er um Werke der Klassiker. Nach und nach beginnt er, Sprachen zu lernen sowie Musik, Philosophie und Geschichte zu studieren. Im zehnten Jahr seiner Gefangenschaft sitzt der Häftling unbeweglich an seinem Tisch und liest nichts anderes als die Evangelien. Theologie und Religionsgeschichte sind seine nächsten Studienfächer. In der Nacht, ehe er seine Freiheit wiederbekommen soll, schreibt der Sträfling dem Bankier: ‚Mit reinem Gewissen und vor Gott, der mein Zeuge ist, erkläre ich, dass ich Freiheit, Leben, Gesundheit und all das verachte, was in euren Büchern die Güter dieser Welt genannt wird. Fünfzehn Jahre lang habe ich aufmerksam das irdische Leben studiert. Zwar habe ich die Erde und die Menschen nicht gesehen, aber aus euren Büchern trank ich aromatischen Wein, ich sang Lieder, ich jagte in Wäldern Hirsche, ich liebte Frauen. […]. Schöne Mädchen, ätherisch wie die Wolken, geschaffen von der Zauberkraft eurer genialen Dichter, besuchten mich nachts und erzählten mir flüsternd wunderbare Märchen, die mich trunken machten. […]. Eure Bücher schenkten mir Weisheit. Alles, was der unermüdliche menschliche Geist in Jahrhunderten geschaffen hat, ist in meinem Schädel zu einem kleinen Klumpen zusammen gepresst. Ich weiß, dass ich klüger bin als ihr alle. Und ich verachte [dennoch] eure Bücher, verachte alle Güter dieser Welt und die Weisheit. Alles ist nichtig, vergänglich, illusorisch und trügerisch wie eine Luftspiegelung. Ihr mögt stolz, weise und schön sein – der Tod wird euch genauso verschlingen wie die Mäuse im Keller. […]. Ihr habt den Verstand verloren und geht nicht den richtigen Weg. Die Lüge haltet ihr für Wahrheit, Hässlichkeit für Schönheit […] so wundere ich mich über euch, die ihr den Himmel mit der Erde vertauscht. […]. Um euch durch die Tat zu beweisen, wie sehr ich verachte, wofür ihr lebt, verzichte ich auf die zwei Millionen, von denen ich einst träumte wie von einem Paradies‘ (zitiert nach der Ausgabe: Die Steppe. Erzählungen aus den mittleren Jahren 1887-1892, München 1977, S. 397f).
Dies ist ein Beispiel dafür, wie man den wahren Charakter der Welt kennenlernen kann. Wir als Gläubige müssen das nicht. Unser Herr ‚gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen‘ (Ps 84,12). Sorge dich nicht wegen der Güter dieser Welt – oder irgendetwas anderem. Sherlock Holmes würde sagen: Sieh nicht nur, sondern beobachte! Und erinnere dich daran, worauf Jesus deine Beobachtung lenkt: Um dich herum siehst du in Hülle und Fülle die Beweise von Gottes großzügiger Vorsorge für diejenigen, die Er liebt“(John MacArthur. Sorgen und Angst besiegen. Hamburg: C.M. Fliß, 2001. S. 34-36).
4. TEXT- UND PREDIGTSCHWERPUNKT
Unsere Predigtübersicht 2010 (beim Gemeinschaftsleiter erhältlich) benennt als möglichen Schwerpunkt für die Predigt das Thema „Lebensausrichtung“. Die Aufforderung dazu steht am Anfang in V. 25 und die Hilfestellung zur Umsetzung wird am Ende in den Versen 33+34 gegeben: Welches Ziel haben wir? Worauf ist unser Leben ausgerichtet? Je eindeutiger wir darauf ausgerichtet sind und darauf achten, was unser Herr uns für ein Lebensziel gegeben hat, desto leichter können wir einordnen, was in unserem Leben passiert. Von daher liegt der Schwerpunkt der Predigt am Ende des Textes, da vor allem die Verse 33+34 ausführlich zu entfalten sind. Der Herr gibt „heutige Gnade für die heutige Bedrängnis“ und „morgige Gnade für die morgige Bedrängnis“ (John Piper). Im Rahmen der Predigt gilt es wieder neu zu entdecken, wer sich um unser Leben zu „sorgen“ hat: Wir oder unser Herr? – vgl. hierzu 1Kor 10,12f; Kol 3,23f.
5. PREDIGTGLIEDERUNG
Gott sorgt sich um mich, deshalb:
a) Anhören – warum ich mich nicht sorgen soll (V. 25)
b) Hinhören – warum ich mich nicht sorgen muss (V. 26-32)
c) Aufhören – warum ich mich nicht zu sorgen brauche (V. 33f)
oder nach John MacArthur:
a) Sorge ist unangebracht, wegen unserem Herrn (V. 25)
b) Sorge ist unnötig, wegen unserem Vater (V. 26-30)
c) Sorge ist unvernünftig, wegen unserem Glauben (V. 31-33)
d) Sorge ist unklug, wegen unserer Zukunft (V. 34)