Matthäus

Predigthilfe vom 16. Februar 2020 – Matthäus 10, 16-11,1

Monatsthema: Mit Jesus unterwegs

Predigtthema: Jesus bewahrt seine Zeugen  

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

  1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

*   Edition C, (Band 1), Matthäusevangelium von Dr. Gerhard Maier (S. 345-370)

*   Wuppertaler Studienbibel

*   Matthäusevangelium von William Barclay, Auslegung des Neuen Testamentes

* Wiersbe, W.Warren. Wiersbe Kommentar NT Band 1 Matthäus bis Apostelgeschichte, CV Dillenburg

Und natürlich auch diverse Studienbibeln, von denen man als Verkündiger verschiedene haben sollte bzw. sicherlich auch ausleihen kann.

1.2. Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Vers 16

Jesus sendet seine Jünger wie Schafe unter die Wölfe. Wir sollten uns bewusst machen was das heißt: Wir, die Schafe, seiner Herde, wehrlos… Schafe haben kurze Beine, sind im Vergleich zum Wolf langsam, keine scharfen Zähne, keine Verteidigung, geschweige denn Angriffswaffen (außer die Waffenrüsten vgl. Eph.6:10ff). Aber nicht nur die Hilflosigkeit kommt in diesem Bild zum Ausdruck, auch die ganze Abhängigkeit zum Hirten, zum Herrn, mehr noch – im Matthäusevangelium wird immer wieder Jesu Stellung als König herausgearbeitet (vgl. Auslegung des Neuen Testaments, William Barclay, Matthäusevangelium 1). Das ist wichtig: ER der König, ER der Hirte bewahrt und schützt! Das ist das Thema der Predigt: Jesus bewahrt seine Zeugen! Er sendet sie zum Zeugendienst. Er, der sendet (vgl. Missionsbefehl Mt.28:18-20), der sagt ich bin bei Euch! mit Euch auch dort wo reißende Wölfe auf Euch warten! Wichtig: die totale Abhängigkeit vom Hirten. Wir sind  ohne unseren Herrn und Hirten (den Hirten unserer Seele, der Episkopos vgl. 1.Petr.2:25) verloren. ER passt auf uns auf. Schafe können Wölfe nicht überwinden. Aber ER der Hirte wacht über uns.

Dieses ich bin bei Euch, das ist wichtig, auch in der Verfolgung und Drangsal, die viele Christen erlebten und heute erleben, ER der HERR ist da und begleitet uns in unserem Zeugendienst und Drangsal.

Nur die göttliche Bewahrung und Fürsorge ist die Waffe der Schafe. Die Schafe können von sich aus nie zurückschlagen. Im Bild der Schafe steckt auch schon das Leiden, das den Lauf der Jünger prägen wird.

Dieses „Siehe“ am Beginn des Abschnitts soll aber auch wachrütteln, passt auf: Evangelisation, Mission und Zeugendienst ist kein Spaziergang: Achtung – wir müssen mit Gegenwind rechnen, von Menschen und vom Feind. Daher der erste Punkt: Zeugendienst führt in Verfolgung.

Darum der Hinweis Jesu: „klug“ zu sein, d.h. nicht so zu sein wie die Schlange, sondern nur die Klugheit der Schlange zum Vorbild haben (vgl. Matth.7:24; Luk.12:42). Wir sollten immer wieder um Weisheit und Taktgefühl in unserem Zeugendienst beten. Solche Klugheit ist ein Geschenk Gottes. Fehlt diese göttliche Weisheit, läuft unser Bemühen trotz guten Willens und trotz allen Einsatzes Gefahr, ins Leere zu laufen oder Misserfolg zu bewirken.

An sich ist die Weisheit der Schlange nur List und die Unschuld der Taube kaum besser als Schwäche. Aber in Kombination erspart die Weisheit der Schlange die unnötige Gefährdung und die Unschuld der Taube vor den damit einhergehenden Sünden und Versuchungen.

Christen sind nicht dazu berufen, sich unnötigerweise freiwillig für das Martyrium einzusetzen, sondern realistisch zu sein, um jede Situation zu erkennen und die geeignete Vorgehensweise zu bestimmen.

„Ohne falsch wie die Tauben“, meint arglos, ohne taktische Raffinesse und rhetorische Überredungskünste dem Gegenüber Christus bezeugen: Nichts Hinterlistiges, nichts Undurchschaubares, noch Bösartiges darf mitschwingen.

Vers 17

„Hütet euch aber vor den Menschen“, bezieht sich auf die gottfeindliche Menschenwelt, die auch für die „Wölfe“ steht.

Was Jesus hier fordert ist Vorsicht, eigentlich ein – menschlich gesprochen – mörderisch waghalsiges Unternehmen: Seid vorsichtig! Dort wo ich Euch hinsende wird es gefährlich! Und doch ungeheuer realistisch. Keine Illusion lässt Jesus offen: Die Welt unter dem Einfluss Satans und der Sünde empfindet die frohe Botschaft, die wir Christen ihnen bringen wollen, nicht als Frohbotschaft, sondern als Feindes- und Trauerbotschaft.

Das muss uns bewusst sein und sollte in der Verkündigung auch in der Anwendung überdacht werden, wie kommt denn unsere Botschaft bei „der Welt“ an?

„…den Gerichten überantworten und werden euch geißeln in ihren Synagogen“, Gerichte, also Synedria – der Hohe Rat, gemeint ist das örtliche jüdische Gericht, das aus Schriftgelehrten bestand und in der Synagoge tagte, doch schaut man heute die Verfolgungsberichte an, müssen sich tausende Christen vor weltlichen Gerichten ihres Glaubens- und Jesuszeugnisses wegen verantworten.

Ganz wichtig: Jesus zeichnet nicht das Bild einer auf Erden triumphierenden Gemeinde, sondern das einer auf der Erde leidenden Gemeinde! Hierzu vgl. Kolosser 1,24: „Erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemeinde.“

Vers 18

Nun weitet sich der Horizont. Was bisher begrenzt verstanden werden konnte auf die Evangelisation der Jünger unter den Juden, erweitert sich nun: „Statthalter und Könige“ und „den Heiden zum Zeugnis“.

Dieser Vers erweitert den Auftrag auf die Völkerwelt (Mt.28:18-20 in alle Welt), spätestens jetzt wird klar, der Text ist keine Missionsaufforderung allein den Juden – somit hat der Text auch für uns Christen bis heute höchste Relevanz.

Was macht so sicher, dass diese Anweisungen nicht nur für die unmittelbare Zeit der ursprünglichen Zwölf gegeben wurden, die Er aussandte?

Erstens, weil sie in den vorherigen Anweisungen nur Israel dienen dürfen; In Vers 18 bezieht sich Jesus darauf, nicht nur ein Zeugnis für „Statthalter und Könige“ zu sein, sondern auch für „die Heiden“.

Zweitens würde ihnen der Heilige Geist erst nach dem Tod und der Auferstehung Christi gegeben werden (Pfingsten), aber in V. 20 heißt es: „Es ist der Geist deines Vaters, der in dir spricht.“

Drittens kam die erwähnte Verfolgung nicht zu dieser Zeit, sondern nach Pfingsten und bis in die Gegenwart.

Diese Anweisungen gelten deshalb auch für die Gegenwart, d.h. nicht nur für die ursprünglichen Apostel oder für die Gesandten Christi in den letzten Tagen, sondern für seine Gesandten in jedem Jahrhundert und zu jeder Zeit.

Verse 19-20

Zeugnis geben, der Heilige Geist hilft uns, der durch uns redet (vgl. Lk.12:11-12; Joh.14:26). Wir können uns darauf verlassen, dass wir in der genannten Situation eine besondere Ausrüstung erhalten. Nicht vorher, doch sie wird vielmehr von Gott genau in dem Moment gegeben, wo es wirklich nötig ist.

Vers 21-23

In der Predigtgliederung unter Punkt 3. wird nochmals auf die Thematik Hass und Anfeindung innerhalb der Familie eingegangen, insbes.  in den Versen 34ff.

Verse 24-25

Das Vorbild des Meisters.  Ein Jünger darf nicht mehr erwarten als sein Meister: Wenn er beschimpft wurde – wie viel mehr wir. Hatte Jesus sein Leiden, haben die Jünger es nicht leichter. Aber darin liegt auch etwas Tröstliches: Jesus versteht uns in unserem Leiden (vgl. Hebr. 2:17; 4:15). Wenn wir mit ihm gelitten haben, werden wir mit ihm herrschen.

In V.25 wird der Gedanke noch zugespitzt und konkretisiert. Nur tritt der Gedanke der Ähnlichkeit mit Jesus stärker hervor. Dass wir in Jesu Bild verwandelt werden sollen, sagt auch Paulus 1.Kor. 15:49 vgl.: Phil.3:10; 1.Petr.2:21; 2.Kor.1,5.

„Ein Jünger ist nicht über seinem Lehrer und ein Diener (griechisch: Doulos) nicht über seinem Herrn. Es ist genug für den Jünger, dass er wie sein Lehrer und der Diener wie sein Herr ist. Wenn sie den Herrn des Hauses Beelzebul angerufen haben, um wie viel mehr die seines Haushalts!“

So wie Jesus der Opposition und letztendlich dem Kreuz gegenüberstand, werden Jesu Jünger der Verfolgung und dem möglichen Martyrium ausgesetzt sein.

„Ein Jünger steht nicht über seinem Lehrer und ein Diener (Doulos) nicht über seinem Herrn“ (Vers 24). Jesus erklärt dieses selbstverständliche Prinzip, um eine Grundlage für ein größeres Prinzip zu schaffen – dass seine Jünger damit rechnen können, Opposition und Verfolgung genauso zu begegnen wie er.

Das Wort Doulos kann als Diener oder Sklave übersetzt werden, deutet jedoch auf unfreiwillige Knechtschaft hin. Ein Doulos ist seinem/ihrem Meister unterwürfig und muss dem Befehl des Meisters gehorchen. Sklaverei war zur Zeit Jesu üblich, wird in der Bibel häufig erwähnt – oft metaphorisch wie hier. Die Apostel nannten sich oft Douloi Christi (Römer 1: 1; Galater 1:10; Philipper 1: 1; Jakobus 1: 1; 2 Petrus 1: 1).

„Es ist genug für den Jünger, dass er wie sein Lehrer und der Diener wie sein Herr ist“ (Vers 25a). Der Jünger ist dem Lehrer unterlegen, aber die Jünger Jesu haben das Privileg, in der Opposition, der sie gegenüberstehen, wie ihr Meister zu sein.

Jesus ruft uns jedoch nicht dazu auf, Verfolgung zu provozieren oder das Martyrium zu suchen (siehe 10:14). Die Verfolgung erfolgt auf natürliche Weise, wenn wir das Böse aufdecken – die Macht herausfordern – die Veränderung fordern – den Status quo untergraben. Wenn wir treu sind, besteht eine gute Chance, dass wir auf Widerstand stoßen. In diesem Fall teilen wir das Kreuz Christi – und sind wie unser Meister.

„Wenn sie den Meister (kurios – Meister oder Herr) des Hauses Beelzebul angerufen haben, wie viel mehr die seines Haushalts“ (Vers 25b). Beelzubul war ein philisterhafter Gott, dessen Name „Herr des Hauses“ bedeutet. Jesus spielt in diesem Vers mit Worten – Jesus ist der göttliche Herr des Hauses, wird aber beschuldigt, der satanische Herr des Hauses zu sein. So wie die Menschen Jesus beschuldigten, mit der Kraft Beelzebuls zu arbeiten (9:34; 12: 22-27), werden sie auch die Jünger Jesu der dämonischen Kraft beschuldigen.

Vers 26

Dreimal ertönt Jesu Zuruf: „Fürchtet Euch nicht!“ (V.26, 28, 31) Das tragende Motiv ist die Stärkung Jesu der Jünger angesichts der bevorstehenden Leiden! Jesus erinnert die Jünger, daran, dass sie in dieser Welt Angst/Drangsal haben – aber er hat sie überwunden (seid getrost ich habe sie besiegt! Joh.16:33). Jesu Nahe sein ist es was wir brauchen. Wir sind als Jünger keine Helden, doch die Worte Jesus sind die bewahrenden Hände, mit denen er uns schützt. Gerhard Maier stellt die Frage: Im Grunde läuft es darauf hinaus, wem wir mehr Gewicht geben: Gott oder Gottes Gegnern?

Vers 27

„Was ich dir in der Dunkelheit sage, rede im Licht; und was du ins Ohr flüstern hörst, verkünde auf den Hausdächern “(Vers 27). Jesus ruft die Jünger dazu auf, mutig und öffentlich das zu verkünden, was er sie privat gelehrt hat. Flache Hausdächer bildeten damals Plattformen für öffentliche Ankündigungen – eine Person, die auf einem Hausdach steht, kann von allen gesehen und gehört werden. Jesus ruft uns auf, seine Heilsbotschaft – alle – von dieser Art von öffentlichem Platz aus „zu schreien“. Wir dürfen nicht in der Angst zur Verfolgung auffordern, auf Zehenspitzen um die Wahrheit herumgehen.

Jesu lebensrettende Botschaft muss zu allen Menschen hinaus. Als Christen versäumen wir unsere Pflicht, wenn wir nur untereinander von Jesus sprechen. Im „Licht“ heißt soviel wie „in der Öffentlichkeit“. „Auf den Dächern“ ist der Ort, von dem man alles überblickt und selbst gut gesehen werden kann (vgl. Flachdach im Orient).

Vers 28

Schon V.26 hat auf das o.g. dreimalige „Fürchtet Euch nicht!“ hingewiesen. Jetzt geht es um die für den natürlichen Menschen schlimmste Bedrohung, nämlich die an Leib und Leben. Schon die Propheten als Zeugen Gottes im Alten Bund wurden mit dem Tode bedroht. Jesus sagt hier seinen Jüngern voraus, dass auch sie mit dem Verlust des Lebens rechnen müssen (vgl. Matth. 23:34; 24:9; Joh. 16:2).

„Hab keine Angst vor denen, die den Körper töten, aber die Seele nicht töten können. Fürchte dich vielmehr vor dem, der in der Lage ist, Seele und Körper in der Hölle zu zerstören “(Griechisch: Gehenna).

Menschen können den Körper töten, der sowieso bald sterben wird, aber sie haben keine Macht über die Seele. Nur Gott hat Macht über die Ewigkeit.

Die heiligen Schriften legen niemals nahe, dass wir Satan fürchten sollten. Satan hat die Macht, unsere Ferse zu verletzen (eine schmerzhafte Verletzung), aber Christus hat Satans Kopf zertreten (eine tödliche Verletzung – siehe 1.Mose 3:15). Satan peitscht vielleicht gefährlich in seinen Todesfällen herum, aber die Gefahr, die er darstellt, ist begrenzt und vorübergehend.

„Fürchte dich vielmehr vor dem, der in der Lage ist, Seele und Körper in Gehenna zu zerstören“ (Vers 28b). Die Schrift spricht oft von der Furcht des Herrn (Psalm 2:11; 15: 4; 19: 9; 22:23; 25:12). Wir denken lieber an Gottes Liebe als an Gottes Gericht und haben unseren Sinn für Ehrfurcht vor Gottes Gegenwart verloren.

Gottesfurcht hilft uns jedoch, die Angst vor Menschen zu überwinden, und macht uns frei, treue Zeugen zu sein.

Vers 29

„Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? (Griechisch: assariou-Münze eine 1 Pfennig Münze) Keiner von ihnen fällt auf den Boden außer dem Willen deines Vaters, aber die Haare deines Kopfes sind alle nummeriert. Daher haben wir keine Angst. Du bist von größerem Wert als viele Spatzen. “

Gottes mitfühlende Liebe ist Grund, sich nicht zu fürchten: Gott kümmert sich sogar um winzige Spatzen, Vögel, die in diesem Vers ein Symbol von belanglosem Wert werden.

Kein Jahrhundert der Kirchengeschichte war ohne christliches Blutmartyrium. Bei der gegenwärtigen Verfolgung geht man davon aus, dass es die meisten Martyrer hinterlässt. Und dennoch zieht Jesus eine Grenze selbst dort, wo wir scheinbar hilflos dem Tode ausgesetzt sind: die Verfolger können nur „den Leib töten, nicht aber die Seele“.

Hier scheint scheinbar ein Widerspruch zum Predigtthema zu sein: „Jesus bewahrt seine Zeugen“. Ja er bewahrt, aber nicht immer den Leib. Vielmehr will er, dass wir das Ziel erreichen, das ER mit uns hat – die Ewigkeit bei IHM, und insofern bewahrt er, ja die Seele, welche die Peiniger nicht töten können, sie ist ihren Händen entzogen.

Die Seele bedeutet hier lt. Gerhard Maier nicht das, was wir gelegentlich bei der Dreiteilung von Geist, Seele, Leib meinen. Vielmehr bedeutet sie hier die ganze menschliche Persönlichkeit, die ohne den irdischen Leib existiert und später bei der Auferstehung einen geistlichen Leib erhalten wird. Auf das Entscheidende können also die Verfolger niemals durchgreifen. Es bleibt bei Jesu Wort: „niemand wird sie aus meiner Hand reißen!“ (vgl. Joh. 10:28).

Verse 32-33

„(Jeder) der mich nun bekennt vor den Menschen (griechisch: Anthropon), den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater“ (griechisch: homologesei, dabei handelt es sich um ein öffentliches Zeugnis des Vertrauens oder der Loyalität, selbst angesichts von Opposition oder sogar Verfolgung.)

Diese Verse enthalten sowohl Verheißung als auch Warnung. Jesus verspricht denen, die ihm treu sind, Treue. Wenn wir uns zu Jesus vor anderen Menschen bekennen, dann wird Jesus uns vor dem Vater im Himmel anerkennen.

Wenn wir jedoch Jesus vor anderen Menschen verleugnen, wird er uns vor dem Vater verleugnen. Das Bild zeigt einen Gerichtssaal, in dem Jesus als unser Anwalt dient (oder sich weigert zu dienen). Wenn Jesus unser Anwalt ist, können wir nicht verlieren. Wenn Jesus sich weigert, unseren Fall anzunehmen, können wir nicht gewinnen. So haben unsere Handlungen in diesem Leben ewige Konsequenzen, weil Jesus sie berücksichtigen wird, wenn er entscheidet, ob er uns verteidigt.

Verse 34-37

Jesus tritt einer falschen Meinung unter den versammelten Jüngern entgegen.

Schwert ist eine Metapher für Konflikt. Die meisten heutigen Nachfolger Jesu wollen sicherlich nicht als „Spalter“, Hasser oder Unruhestifter gelten und schon gar nicht als solche genannt werden.

Konflikte als solche waren nicht Jesu Absicht, aber sie entstehen natürlich wo das Evangelium verkündigt und gelebt wird und beim Empfänger auf Ablehnung und Widerspruch stößt. Das bringt Spaltung!

Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Evangeliums waren Christen aufgrund ihrer Entscheidung für Christus häufig von ihren Familien entfremdet.

Verse 38-39

Wer sein Kreuz nicht nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Die Gebote im Dekalog (2.Mose 20:3) rufen uns auf, Gott unter Ausschluss aller anderen Götter zu dienen. Jesus hatte diese Priorität bestätigt, als ihn einer fragte: „Lehrer, welches ist das größte Gebot im Gesetz?“ (Matth.22:34-40). Jesus hat die Linie weiter zog, indem er sogar über die Loyalität hinaus, Loyalität zu sich selbst verlangte, um einen Vater zu begraben (vgl. Matth. 8:22). Jetzt verlangt er mehr Loyalität zu sich selbst als Loyalität zur Familie.

Die Gebote (2. Mose 20, 12) rufen uns auch dazu auf, Vater und Mutter zu ehren. Jesu Worte in Vers 37 könnten als Anti-Eltern gesehen werden, aber sie sind es nicht. Jesus tritt nicht für eine Loyalität gegenüber der Familie ein, sondern ruft uns auf, die Loyalität gegenüber Gott über die Loyalität gegenüber der Familie zu stellen.

„Wer sein Kreuz nicht nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig“ (Vers 38). Als Matthäus dieses Evangelium schrieb, kannten die Christen nicht nur das Kreuz Jesu, sondern auch die Kreuze, die die Christen auf ihrem Weg zum Martyrium trugen.

Verse 40-42

Wer einen Jünger Jesu aufnimmt, nimmt Jesus auf und damit auch den Vater. Wer einem Propheten, einem Gerechten oder einem geringen Jünger Gutes tut, der wird Lohn empfangen.

Aufnehmen kann man:

  • Menschen: Jünger, Kindlein (Matthäus 18,1-6)
  • Jesus nahm die Volksmengen auf (Lukas 9,11)
  • Jesus (Johannes 1,12)
  • eine Botschaft: das Evangelium, das eingepflanzte Wort
  • die Liebe zur Wahrheit (2. Thess. 2, 10)
  • das Reich Gottes (Markus 10,15)

Das Kindlein, den geringen Jünger, den Propheten, den Gerechten, Jesus, den Vater, das Wort, das Reich Gottes, die Liebe zur Wahrheit an- bzw. aufzunehmen – es ist das, was der Mensch zu tun hat, wenn ihm die Gnade Gottes begegnet.

  1. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Verse 16-23 im Detail

Wölfe, Schafe, Schlangen und Tauben: Es ist normal, wenn Christen von hinterlistigen, bösartigen Menschen angefeindet werden und dabei äußerlich schwach, wie wehrlose Opfer erscheinen. Darin ist Christus uns vorangegangen und so sendet er uns, seine Jünger. Wir sollen zwar einfältig, „unvermischt“, unschuldig sein, d.h. wir dürfen nicht böse Mittel zum guten Zweck verwenden – aber sollen nicht dumm sein, sondern klug. Jesus redet von einer reinen, geistlichen Klugheit, nicht von einer gerissenen Schlauheit. Dasselbe Wort verwendet er für:

– den klugen Mann, der sein Haus auf Fels baut (Matthäus 7, 24)

– den treuen und klugen Knecht, den sein Herr über sein Gesinde gesetzt hat, um ihnen Speise zu geben zur rechten Zeit ( Matthäus 24, 45)

– die fünf klugen Jungfrauen ( Matthäus 25,2)

– den klugen, wenn auch ungerechten, Verwalter (Lukas 16,8)

Diese Weisheit kommt nicht aus dem Fleisch (obwohl der Herr oft auch den gesunden Menschenverstand gebrauchen und segnen kann) sondern will erbeten sein (vgl. Jak.1:5).

Auf der Hut ohne Besorgnis: Als Jünger sollen wir uns sehr wohl vorsehen, auf der Hut sein; das hat wieder mit der Klugheit der Schlange zu tun. Aber wir brauchen keine Angst zu haben, als liege unser Schicksal in unserer eigenen Hand oder in der unserer Verfolger. Wir sollen den Verfolgern also nicht in die Arme laufen.

Gott fordert uns nicht zum Martyrium auf, aber zum Martyras, also zum Zeugen. Wenn Gott es aber zulässt, dass wir ihnen in die Hände fallen, so brauchen wir nicht besorgt zu sein. Gott wird uns in dieser Situation durch den heiligen Geist beistehen – auch im Martyrio, also im Martyrium – im Leiden. Nicht selten folgt dem Martyras das Martyrio.

Flucht ohne Feigheit: Wir dürfen, ja sollen fliehen, denn es ist unser Auftrag, möglichst viele Städte bzw. Menschen zu erreichen. Die Flucht ist in diesem Fall nicht Feigheit sondern Pflichtbewusstsein, Erfüllung des Auftrags.

Ausharren bis zum Ende: Es geht darum, nicht Anstoß zu nehmen an der Nachfolge Christi, auch nicht, wenn der Kampf heiß wird, wenn Opfer notwendig sind, wenn es heißt Hass, Schmach und Verfolgung um Christi willen zu leiden. Ausharren ist gefragt. Der Lohn bleibt nicht aus.

Verse 16-23 hermeneutische Anwendung

Ich will mich nicht wundern, wenn ich Widerstand, Verachtung, ja Hass um des Namens Jesu willen erlebe. Ich brauche mich dann weder zu kränken noch wild um mich zu schlagen und Gleiches mit Gleichem vergelten, vielmehr will ich dann um göttliche Weisheit beten. Herr Jesus, hilf mir bitte, klug zu sein und doch ohne jede Falschheit. Danke, dass du auch mich aussendest, und dass du selbst vorangegangen bist.

Hilf mir auch, auf der Hut zu sein vor bösen Menschen und errette mich vor ihnen (2. Thess. 3,2). Danke für deinen Geist, der mich in der Bedrängnis lehren wird, was ich reden und wie ich mich verhalten soll.

Und ganz besonders hilf mir, Herr Jesus, treu zu sein und auszuharren bis zum Ende, egal in welcher Anfechtung ich stehe, sei es Wohlstand und Friede oder Armut und Verfolgung.

Sollen auch wir weniger statisch sein, immer am gleichen Ort predigen, egal, ob und wie viele es interessiert, oder sollen wir immer weiter gehen, wenn die Botschaft abgelehnt wird, und nur dort bleiben, wo man sie hören will. Kann man dieses Prinzip für uns anwenden und wenn ja, wie?

Zusammenfassend:

Christen sollen ohne Falschheit aber dennoch klug sein und sich hüten vor den Menschen, die sie an religiöse und weltliche Obrigkeiten überliefern werden. Wir brauchen aber in solchen Situationen nicht besorgt zu sein, denn der Geist Gottes wird uns dann zeigen, was wir reden sollen. Selbst Familienmitglieder werden sich gegenseitig über- und ausliefern. Um Jesu Namen willen werden wir, seine Jünger, gehasst werden. Bei Verfolgung sollen wir fliehen. Wer bis zum Ende ausharrt wird gerettet werden.

Verse 24-25 hermeneutische Anwendung

Als Christen sollen wir auf Christus schauen. Er ist das Vorbild, der Meister, der Herr. Warum erwarte oder hoffe ich, dass es mir besser gehen sollte als ihm? Wenn ich beschimpft werde um seines Namens willen, so soll mich das trösten. Wenn es mir gut geht und ich nicht verfolgt oder verachtet werde, so will ich trotzdem an diese Worte denken und mich darauf einstellen, dass sich das leicht ändern kann und dass ich mich dann nicht zu wundern brauche.

Verse 26-33 hermeneutische Anwendung

Mit der Wahrheit brauchen wir uns nicht zu verstecken, da sie eines Tages ohnehin ans Licht kommen wird. So gesehen sind Jünger Jesu Vorboten eines kommenden Zeitalters. Sie leben jetzt schon nach den Gesetzen und nach der Wahrheit, die in diesem Zeitalter von der Welt nicht akzeptiert werden. Sie sind Menschen der Wahrheit Gottes. Das soll sie auszeichnen. Darum sollen wir freimütig das vor den Menschen bekennen, was wir von Jesus gelernt haben.

„Fürchtet euch nicht …“, denn:

  • die Wahrheit kommt ohnehin ans Licht
  • die Menschen können die Seele nicht töten
  • Gott überwacht das Leben der Sperlinge, wie viel mehr das der Jünger
  • das freimütige Bekennen hat einen Lohn im Himmel.

„Fürchtet Gott …“, denn:

  • er wird alles Verborgene ans Licht bringen
  • er vermag Leib und Seele in der Hölle zu verderben
  • wer Jesus nicht bekennt, den wird er auch nicht vor dem Vater bekennen.

Auch das Gotteskind soll Gott als denjenigen fürchten, der in die Hölle verbannen kann. Er ist allgewaltig, er ist gerecht, er lässt sich nicht spotten. Zum Christsein gehört das Bekennen (Römer 1,10). Das private, heimliche Christsein ist nicht biblisch.

Zusammenfassend:

Die Jünger sollen sich nicht vor Menschen fürchten, die die Seele nicht töten können, sondern freimütig verkündigen, was sie von Jesus gehört haben. Eines Tages wird alle Wahrheit offenbar werden. Daher sollen wir statt Menschen zu fürchten lieber Gott fürchten, der das Leben von Leib und Seele in der Hand hat. Er, der keinen Sperling übersieht, vergisst auch die Jünger nicht. Daher sollen wir Jesus furchtlos vor den Menschen bekennen, dann wird auch Jesus uns vor dem Vater bekennen.

Ich will mich nicht schämen für die Wahrheit, die eines Tages für alle Menschen offenkundig wird; nicht für das Evangelium, welches eine Kraft Gottes ist zur Rettung für jeden, der glaubt. Ich will bewusster in der neuen, kommenden Welt leben, statt in der bestehenden, sichtbaren, vergehenden. Bitte schenke mir dafür täglichen einen klaren Blick, Herr.

Herr lehre mich bitte, was es heißt, nicht Menschen zu fürchten, die einem letztlich nichts anhaben können, sondern vielmehr dich, der du Leib und Seele in der Hölle verderben kannst und der auch all mein Verborgenes ans Licht bringen wird – das Edle und das Verwerfliche.

Danke, Vater, dass du über mir wachst, dass ich dir nicht egal bin, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche, weil mir nichts zustoßen kann, was du nicht zulässt.

Verse 34-37 hermeneutische Anwendung

Warren Wiersbe sagt: „Jesus Christus ist der Prinz des Friedens und das Evangelium ist die Botschaft des Friedens – aber wenn Menschen Christus bekennen, machen sie normalerweise Menschen untereinander zu Feinden. Jesus fordert den ersten Platz im Leben der Gläubigen und seiner Nachfolger!“

Mit aller Deutlichkeit stellt Jesus hier fest: wer mir nachfolgt und mich bekennt vor den Menschen, erntet Kampf und Feindschaft, ja auch und gerade in der eigenen Familie. Davon spricht V.35: die schmerzlichste Anfeindung im engsten Kreis, den Kampf im eigenen Haus. Jesus ist gekommen um zu „entzweien“. Dieses Wort kommt nur hier im gesamten NT vor. Die Sache jedoch, die notwendige Scheidung der Jünger von der übrigen Welt, wird oft im NT angesprochen.

Gott schuf die Familie und schenkte sie uns. Normalerweise ist die Familie unsere letzte Zuflucht. Egal wer gegen uns ist, unsere Familie ist für uns. Die Trennung von der eigenen Familie ist neben der Trennung von Gott die schrecklichste Isolation, die wir uns vorstellen können. Doch gerade in der Nachfolge ist die Frage der höchsten Liebe entscheidend.

Jesus lädt die Apostel, Jünger und uns Nachfolger in einen loyalen Pakt, ein Abkommen, nein besser gesagt: ein Bund mit IHM zu höchster Liebe ein: Liebesbund. „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.“ Vor dieser kostspieligen Realität der Nachfolge, die Beziehungen in der Familie spalten kann, schrecken jedoch viele zurück und gehen Kompromisse in der Jüngerschaft ein.

Die Entzweiung erfolgt nicht durch böse Absicht der Jünger, sondern durch die Ablehnung Jesu seitens der anderen Hausgenossen und Familienmitgliedern. Hier werden aus engsten Blutsverwandten nicht nur uneinige Leute, sondern „Feinde“!

Was sollen wir als Christen in solch einer Situation tun? Darauf antwortet Jesus in den Versen 37-39.

Verse 38-39 hermeneutische Anwendung

Wirklich glückliche Menschen sind diejenigen, die für etwas leben, das größer ist als sie selbst. Der Narzisst strebt nach Glück, erreicht aber nur zerbrochene Beziehungen und unerfüllte Träume. Jesus verspricht, dass es für diejenigen ganz anders sein wird, die „um seinetwillen ihr Leben (Psychen) verlieren“ (Vers 39).

Christus ist gekommen um Trennung zwischen Familiengliedern und Hausgenossen zu bringen. Wer ihm nachfolgt, muss ihn mehr lieben als seine engste Familie, muss sein Kreuz auf sich nehmen und sein eigenes Leben loslassen, um das Leben mit IHM zu gewinnen.

Der Friedefürst (vgl. Eph.2:14) bringt nicht einen falsch verstandenen Frieden. Weil er die Wahrheit ist, bringt er Trennung. Seine Nachfolger müssen immer bereit sein, um der Wahrheit willen Trennung auf sich zu nehmen. Eigentlich geht es bei Bekehrung und Nachfolge um Gemeinschaft und Trennung; Gemeinschaft mit Gott und mit den Heiligen; Trennung vom System dieser Welt, von der Sünde und von der Gemeinschaft mit Sündern (vgl. Psalm 1,1).

Man könnte auch sagen, es geht um Krieg und Frieden, Feindschaft und Freundschaft: Freundschaft und Friede mit Gott und den Heiligen, Feindschaft und Krieg gegen Satan und seine Mächte und gegen die Sünde (in uns und um uns). Folgende Trennungen erwähnt Jesus hier:

  • Sohn von Vater
  • Tochter von Mutter
  • Schwiegertochter von Schwiegermutter
  • Mensch von Hausgenossen
  • Nachfolger von bequemem Leben
  • Nachfolger von eigenem Leben

Natürlich bedeutet die Nachfolge nicht notwendiger Weise immer die Trennung von der Familie oder von Freunden, sondern immer nur dann, wenn die Gemeinschaft mit ihnen sich nicht mit der Gemeinschaft mit Christus verträgt; wenn sich die Liebe zu ihnen nicht mit der Liebe zu Christus vereinen lässt.

Dasselbe gilt für das Verlieren des eigenen Lebens: nicht als Selbstzweck sondern um Christi willen, d.h. da, wo sie der Liebe zu Christus im Wege stehen, muss ich bereit sein, Gewohnheiten, Vorlieben, Hobbies, usw. loszulassen. Das Prinzip, um das es hier geht ist: Christus zuerst!

Das muss mit allem Ernst und Nachdruck gesagt werden. Das Leben in der Jesus-Nachfolge ist keine Spielwiese, kein Spaziergang, kein von Lust und Laune bestimmtes Leben sondern ein Leben, in dem klare Prioritäten gesetzt werden. Einer der Jesus nachfolgen will, soll sich dessen bewusst sein, dass es bedeutet,

Christus mehr zu lieben als Freunde und Familie, sogar mehr als die eigenen Kinder, das Kreuz auf sich zu nehmen, d.h. aktiv an der Hinrichtung des alten Menschen mitzuarbeiten, daraufhin zu arbeiten, das eigene Leben, die eigenen Vorstellungen und Wünsche zurückzustellen, aufzugeben um Christi willen, um das wahre Leben zu gewinnen.

Wir haben uns in der westlichen „toleranten“ Welt als Christen daran gewöhnt, Kompromisse einzugehen und kaum Feindschaft um Jesu willen zu kennen. Das soll uns nicht täuschen. Es ist das Normale, dass entschiedene Nachfolge Trennungen mit sich bringt. Das muss gelehrt und gelebt werden.

Andererseits dürfen wir in der Lehre und Ermahnung nicht den Eindruck erwecken, Trennung und Selbstverleugnung hätten an sich etwas Positives an sich. Wenn ich nicht um Christi willen und die Liebe zu IHM die Trennung eingehe oder mich selbst verleugne, so ist die Trennung und Selbstverleugnung nichts wert. Es ist dann nichts als Selbstkasteiung und selbstgewählte Religion. Wir sollen Familie und Freunde, ja uns selbst lieben, soweit diese Liebe mit der Liebe zu Christus vereinbar ist.

Zusammenfassend:

Ich will eine positive Einstellung zu meiner Umwelt, zu mir selbst (Leib, Seele und Geist), ja zum ganzen Leben haben. Aber Christus muss immer absolut zuerst kommen. IHN will ich lieben mit allem, was ich bin und habe, und wo es die Liebe zu ihm erfordert, will ich Trennung von Menschen, Gewohnheiten und Vorlieben auf mich nehmen, ja mein eigener Feind werden, wo ich selbst Christus im Wege stehe.

Verse 40-42 hermeneutische Anwendung

Es ist unsere große Chance, ewigen Lohn zu gewinnen, wenn wir die Gelegenheiten nützen und den Niedrigen unter dem Volk Gottes, den Dienern am Wort, den Gerechten Gutes tun; nicht um Ehre von Menschen zu erhaschen, nicht um unser Gewissen zu beruhigen, nicht um wieder etwas von ihnen zu erwarten, sondern um Jesu willen, um der Tatsache willen, dass diese Diener Gottes sind. Das ist gegen die Grundsätze dieser Welt. Sie hält sich nicht zu den Geringen, sondern zu den Hohen, und sie tut dem Gerechten und Propheten nicht Gutes, weil er ein Gerechter oder Guter ist, sondern – wenn überhaupt – aus niedrigeren Motiven.

Herr, gib mir offene Augen, täglich die Gelegenheiten zu sehen, deinen Jüngern, Propheten und Gerechten Gutes zu tun, sie aufzunehmen und somit dich und den Vater.

Ich brauche als Jünger, der im Auftrag Jesu unterwegs ist, keine Angst zu haben, dass ich von allen zurückgewiesen werde. Der Herr hat überall Leute, die seine Jünger aufnehmen, und die er dafür segnet.

  1. Sagen, wo es hingeht

Das Kapitel 10 des Matthäusevangeliums stellt einen bedeutenden Meilenstein der Veränderung im irdischen Dienst Christi dar.

In den Kapiteln 1-4 offenbart Matthäus seine Person

in den Kapiteln 5-7 sein Evangelium und seine Lehre und

in den Kapiteln 8-9 seine Vollmacht und Wunder.

In den vergangenen Predigten hörten wir davon, wie die Echtheit von Jesus als Messias durch die Erfüllung des Wortes Gottes, die Botschaft, die er predigt, und die unterstützenden Wunder bestätigt wurde.

Jetzt bestimmen der Sendungscharakter und die Betonung auf der Verfolgung die Botschaft. Daher ist der heutige Predigttext auch im Kontext des vorherigen einzuordnen (Matth. 9:35-10:15). Jesus sendet seine Boten, um die gute Nachricht auszubreiten und den Dienst in seinem Auftrag und Charakter fortzusetzen.

In der Predigtzusammenstellung und -ausarbeitung wird es eine besondere Herausforderung sein, den langen Predigttext auszulegen. Es empfiehlt sich m.E. den Text in Sinnabschnitte zu gliedern, jedoch nicht Vers für Vers auszulegen, auch wenn diese oben mehr oder weniger erläutert sind.

Eine weitere Herausforderung wird sein, unsere Situation aus der westlichen Welt im Gegensatz zu den aktuell ca. 200 Mio. verfolgter Christen in der praktischen Anwendung zu vermitteln.

Aber auch in der westlichen Welt ändert sich das Klima. Öffentlicher Judenhass, Hetze und Propaganda nehmen wieder erschreckende Ausmaße an. Aktuelle Themen vergangener Tage.

Etwas Positives über den Glauben zu sagen, wird mit Fundamentalismus deklariert. Die Medien- und Unterhaltungsindustrie freut sich, das Christentum in einem negativen Licht darzustellen.

Journalisten ignorieren die gute Arbeit der Gemeinden, freuen sich jedoch über die Meldung von Missetaten. Fundamentalistische Muslime richten sich gegen „Ungläubige“ – gegen Christen, Juden und andere, die ihre Überzeugungen nicht teilen. Sie entführen oder ermorden christliche Missionare aus westlichen Ländern.

Wir nähern uns in unserem Land erschreckend schnell wieder jener Zeit, in der das Volk Gottes, Juden und Christen, in den Fokus von Hass und Hetze gerückt werden. Der Glaube von uns Christen wird als inakzeptabel und intolerant, ja als gefährlich, gehalten.

In den kommenden Jahren könnten die Gefahren und schwierigen Entscheidungen, von denen Jesus in diesem Kapitel spricht, für uns sehr real werden. Daher müssen wir als Christen wieder lernen, was es heißt, mit Christus zu leiden – sein Kreuz zu tragen – verfolgt zu werden.

Spannungen und Konflikte unseres Zeugnisses wegen sind allerdings auch heute bis in die Familien, ja gerade dort anzutreffen. Diese, in der eigenen Familie, trennenden Konflikte um Jesu Willen, das gilt es besonders besonnen im 3. Teil (siehe Gliederung unten) herauszuarbeiten.

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Diese Verse wurzeln in der Geschichte Israels – bekannt für die Verfolgung von Propheten (Jeremia 26: 20-23; 2. Chronik 24: 20-22; Lukas 11: 47-51; Apostelgeschichte 7:52; Hebräer 11: 32-38).

Der Punkt ist, dass, wenn Propheten verfolgt und Jesus gekreuzigt wurden, die Jünger Jesu und auch wir heute mit einem ähnlichen Schicksal rechnen müssen.

Für uns Christen der westlichen Welt, die von Konsumgesellschaft und mehr und mehr vom Wohlstandsevangelium geprägt und eher leidensscheu eingestellt sind, scheint dieser Text fremd – ja extrem.

Wir werden kaum wegen unseres Glaubens verleumdet und feindlich angegriffen. Niemand bedroht unser Leben. Trotz unseres Christseins führt die Mitarbeit, die Mitgliedschaft und unser Dienst in der Gemeinschaft/Gemeinde Jesu und unser Bekenntnis zu Christus nicht zwangsläufig zu Verfolgung.

3.2 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Eine mögliche Gliederung der Predigt könnte sein:

  1. Zeugendienst führt in Verfolgung (Mt.10:16-25)
  2. Trotz Verfolgung furchtloser Zeugendienst?! (Mt.10:26-33)
  3. Spannungen und Konflikte im sozialen/persönlichen Umfeld (Familie) als Folge unseres Bekenntnisses (Mt.10:21-22 u.34-42)

Allerdings kann bei dieser Dreiteilung auch ein Schwerpunkt auf einem der Abschnitte liegen.

3.3 Predigtveranschaulichung – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Unter den aufgeführten links:

https://www.opendoors.de/christenverfolgung

https://www.opendoors.de/christenverfolgung/gesichter-der-verfolgung

https://www.verfolgte-christen.org/erleben-mitfuehlen/magazin/aktuelle-meldungen/

https://www.verfolgte-christen.org/erleben-mitfuehlen/magazin/aktuelle-meldungen/detail/news/nigeria-medienwirksame-hinrichtung-entfuehrter-maenner/

finden wir einige aktuelle Berichte von verfolgten Geschwistern, die wir in die Predigt mit einfließen lassen können. Die Videos würden der Länge wegen allerdings den Rahmen in einer Predigt sprengen.

Oder Berichte von Missionaren aus unserem Freundeskreis.

Es ist wichtig, die Spannung herauszuarbeiten, dass wir einerseits in einem (noch) sicheren Umfeld leben und andererseits uns eigentlich die bedrückenden Berichte unserer verfolgten und bedrängten Geschwister die scheinbar geographisch weit von uns weg sind, eher meiden wollen.

(Michael Mack)