Monatsthema: Jona – in der Schule Gottes
Predigtthema: Gnade statt Verdammnis
Gottesdienst Einleitung: Sprüche 3,3-8
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Gnade statt Verdammnis – mit diesem Thema kommen wir in Kapitel 3 zum Zentrum im Buch Jona!
Kapitel 1-2 sind der Vorspann der Geduld Gottes. Jona, auf der Flucht vor Gottes Auftrag, erlebt Gottes souveränes Handeln. In großer Geduld geht Gott ihm nach. Jona macht eine harte Erfahrung und lernt, was es bedeutet Gott zu widerstehen. Gott lässt ihn zwar in Todesangst fallen – rettet und bewahrt ihn aber doch im Bauch des Fisches.
Kapitel 4 ist ein Nachspann und zeigt wiederum Gottes Geduld mit seinem Propheten der angeblich immer noch nichts von Gottes Gnade gelernt hatte. Er der selbst Gnade statt Verdammnis erlebte, ärgerte sich über Gottes Güte gegenüber Ninive.
Kapitel 3 spricht von der unverdienten Gnade, die Jona aufgefangen und gerettet hat. Durch Gottes Gnade bekommt Jona eine zweite Chance. Er hatte versagt, war abgehauen, hat sich gedrückt und war Gottes Wort und Willen ausgewichen. Statt Tod bekommt Jona ein neues Leben und eine neue Berufung. Für Jona eine gewaltige Lektion der Gottes Gnade! Doch Jona soll in Ninive Verdammnis predigen. Wie sehr muss doch die innerliche Spannung in Jona gewesen sein, mit der Erfahrung der unverdienten Gnade, nun Gottes Gericht zu verkündigen?
- Diese Spannung sollten auch wir uns bewusstwerden und bewahren. Wir durften Gottes unverdiente Gnade in Jesus Christus erleben und wissen doch um Gottes Gericht über diese Welt.
- Gottes Gnade triumphiert unverdienterweise über die böse Stadt Ninive, so dass das Volk und der König sich unerwartet zu Gott bekehren.
Fazit: Gnade statt Verdammnis ist das, was in Gottes Zentrum und Herzen zu finden ist.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Stanley A. Ellisen. „Von Adam bis Maleachi – das Alte Testament verstehen“, CLV
Maier, Gerhard. „Der Prophet Jona“, Wuppertaler Studienbibel AT9, Brockhaus Verlag
Wiersbe, Warren. W. „Sei erstaunt“ Studien des Alten Testamentes – Jona, CLV
Walvoord, John F. Zuck, Roy F. „Das Alte Testament erklärt und ausgelegt. Band 3 Jesaja bis Maleachi, Hänssler
1.2 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Exkurs über Ninive: Die antike Stadt Ninive liegt im heutigen Irak, östlich vom Fluss Tigris und ist heute als Stadt Mossul bekannt. Diese wurde 2015 vom IS eingenommen. Dabei wurden viele archäologische Fundstücke aus dem assyrischen Reich zerstört. Im Museum von Mossul gibt es eine Rekonstruktion der damaligen Stadtmauer und viele archäologische Schätze. 2014 wurde auch ein Heiligtum, das dem Propheten Jona gewidmet ist, von der IS zerstört.
Vier Mal wird Ninive im Buch Jona als eine „große Stadt“ bezeichnet. Ninive war groß:
- in geschichtlicher Hinsicht, sie war sehr alt und wurde von Nimrod (1Mo 10,8ff) gegründet und war das erste Weltreich/Imperium. Zur Zeit Jonas war Ninive neben Assur Zentrum und Residenzstadt des assyrischen Großreiches
- in ihrer Ausdehnung, denn ihr Umfang einschließlich der Vororte umfasste 90 km
- in ihrer Einwohnerzahl, denn in ihr lebten 120 000 Menschen
- in ihrem Prunk, denn sie war mit prächtigen Palästen von Sanherib ausgestattet und war für Wohlstand und Handel bekannt
- in ihren Bauwerken, denn sie war mit einer gewaltigen Stadtmauer von mehr als 12 km Länge und 1500 Türmen umfasst. Die äußere Stadtmauer umfasste 100km, war 30m hoch und breit genug für drei nebeneinanderfahrende Wagen
- in ihrer Brutalität, denn sie galt als Ausgangspunkt vieler Kriegszüge mit hoher Gewaltbereitschaft, drakonischen Strafen, Unbarmherzigkeit (häuteten Menschen am lebendigen Leib, enthaupteten Menschen, spalteten deren Köpfe usw.)
- in ihrem Götzendienst, denn dort verkörperte sich das Böse (Ischtartempel). Viele Kriege führten die Könige im Namen ihrer Götter.
In diese so gefürchtete und verdorbene Stadt wurde nun Jona von Gott hingeschickt. (Ausführliche Informationen gibt es z.B. in der Wuppertaler Studienbibel oder auch im Propheten Nahum, der das Wesen und das Gericht über Ninive verkündet).
Jonas Wirken fällt in die Zeit zwischen ca. 782-746 v.Chr. in der Assyrien an Kraft und Stärke verloren hatte und durch Kriegsniederlagen, schwache Könige und Pest geschwächt war (siehe 3,3 war eine große Stadt), während Jonas Heimat Israel (Nordreich) unter Jerobeam II eine Zeit des Wohlstands und Friedens erlebte.
Erst über 150 Jahre später, im Jahr 612 v.Chr., fällt Ninive.
Exkurs über Buße:
- Buße verändert die Gesinnung – Buße zeigt sich darin, dass wir unsere Sinne wieder unter Gottes Willen stellen, vom abgeirrten Weg umkehren und wieder unseren Platz und Arbeit einnehmen, von der wir uns abgewandt hatten.
- Die göttliche Gnade arbeitet mit der Bedrängnis – Bedrängnis ist die ungewollte Einengung einer Situation und lässt den Mangel erkennen und sucht nach Befreiung. Jona könnte ähnlich wie David sagen: „Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich; nun aber befolge ich dein Wort. Du bist gut und tust Gutes; lehre mich deine Anweisungen!“ (Ps 119,67-68)
Gottes Gnade verhindert, dass die Bedrängnis den Menschen von Gott wegtreibt, sondern auf Gott aufmerksam macht.
- Buße ist die angemessene Reaktion auf Gottes Wort – Jona stellte sich nun nicht mehr dem Auftrag Gottes entgegen. Jona war bereit dorthin zugehen, wohin Gott ihn sandte und zu tun, was der HERR ihm sagte. Das sollte die Haltung von jedem Christen sein – gewissenhaft sich an Gottes Wort zu halten, auch wenn eigenes Empfinden oder die Meinungen und Ansichten der Gesellschaft Gottes Meinung entgegensteht. Hier brauchen wir eine immer wiederkehrende Buße zu Gottes Wort.
3,1-3 Die Wiederherstellung Jonas und seine Wiedereinsetzung als Prophet
Gnade gibt eine zweite Chance
3,1 Gott spricht zum zweiten Mal und beruft Jona und setzt ihn wieder ein. Gott ist ein Gott der zweiten Chance und Jona reiht sich in die Männer der Bibel ein, welche Gott in seiner Gnade nach deren Versagen immer wieder gebrauchte. Ob Abraham, Jakob, Mose oder später dann auch Petrus oder Johannes Markus – sie alle lebten von der zweiten Chance – wie auch wir alle!
-> Die Bibel ist eine Geschichte von Versagern und Gefallenen. H. Morrison sagt: „Das siegreiche Christenleben besteht aus einer Reihe von Neuanfängen.“
-> Jonas Neuanfang ist ein Akt der Gnade Gottes. Gott bewahrt Jona, redet zu Jona, beauftragt und gebraucht Jona zum Dienst. So ist auch Berufung zum Dienst immer eine unverdiente Neu-Beauftragung!
3,2 Gott beauftragt Jona wieder, in die große und berüchtigte Stadt Ninive zu gehen. Der Auftrag hatte sich nicht geändert. Es war kein neuer Auftrag, aber eine Neubeauftragung. Auch in der Gemeinde ändert sich Gottes Auftrag nicht, aber Gott beauftragt seine Diener immer wieder neu.
-> Auch an dem Predigtauftrag hatte sich nichts geändert. Jona wird aufgefordert, das zu reden, was Gott ihm sagen würde (2Tim 4,2; Jer 1,7). Nie ändert Gott das Prinzip der Verkündigung. Es bleibt dabei: die Predigt kommt aus Gottes Wort (Röm 10, 17).
-> Wichtig ist, dass wir wie Jona uns bewusst werden…
- … über die unverdiente Gnade, die uns selbst gerettet hat,
- … über die unverdiente Beauftragung, die uns dazu berufen hat,
Gnade befähigt zum gehorsamen Dienst
3,3 Was hat sich doch in Jona verwandelt – er geht im Gehorsam nach Ninive. Es scheint, dass Gottes Gnade ihn zur Einsicht gebracht hat (Röm 2,4). Er nimmt ohne zu murren eine über 1000km lange Reise an der frischen Luft auf sich (im Gegensatz zu den Tagen im Bauch des Fisches) und kommt in die große Stadt (dreitagesreisegroß bedeutetet mit allen Außenbezirken von Ninive).
Jona begann am Rand der Stadt zu predigen und „predigte“ sich weiter ins Stadtzentrum hinein. Mit jedem Schritt begann vielleicht sein Herzschlag höher zu schlagen – mit der Ungewissheit, wie wohl das Volk darauf reagieren würde. Es wird nicht viel von Jonas Predigten erzählt. Ob er mit großer Ehrfurcht und Liebe oder mit wenig Achtung und Respekt die Menschen anzählte und Gottes Verdammnis androhte wissen wir nicht.
Doch klar ist, in der Predigt ging es nicht um rhetorische Sprachgewandtheit oder eine aufmerksame Rede mit Unterhaltungswert, sondern um Gottes Wort. Weder Menschenfurcht noch die mögliche Ablehnung der Zuhörer sollte den Verkündiger dazu veranlassen, twas anderes zu predigen als das Evangelium – ähnlich wie es auch Paulus in Gal 1,8 sagt.
-> Vielleicht ist das heute wieder ein wichtiger Hinweis für die Verkündiger. Wir wissen, dass die biblische Botschaft in der Gesellschaft aneckt und können manche Folgen nicht absehen. Ohne zu provozieren oder sich unklug zu äußern sollten wir Gottes Wort höhere Achtung schenken als menschlichen Meinungen oder Reaktionen.
-> Spurgeon, der sogenannte König der Prediger schrieb: „Wir zittern vor Furcht, falsch zu glauben; und zittern mehr- wenn ihr seid wie ich – vor Furcht, uns zu irren und das Wort Gottes falsch zu deuten. Ich glaube, Martin Luther fürchtete sich nicht, dem Teufel persönlich zu begegnen; aber wir haben sein eigenes Bekenntnis, dass ihm die Knie schlotterten, sooft er sich zum Predigen erhob. Er zitterte vor Furcht, dem Wort Gottes nicht treu zu sein. Die ganze Wahrheit zu predigen, ist ein furchterregender Auftrag. Ihr und ich, die wir Botschafter Gottes sind müssen vor Gottes Wort zittern, nicht mit ihm spielen.[1]„
3,4 Ninive ist angezählt und Jona muss der großen Stadt sagen, dass ihre Bosheit bis zum Gericht Gottes und ihrer Zerstörung herangereift war. Ninive wird binnen 40 Tagen von Gott zerstört werden (gestürzt, umgedreht). Aber Gott ist langsam zum Zorn (2Mo 34,6; Nah 1,3) und gab Ninive 40 Tage Schonzeit, um sich zu prüfen und Buße zu tun. Wenn auch die Zahl 40 eine symbolträchtige Zahl der Bibel ist, so waren es wirkliche 40 Tage.
Wichtig: Grundsätzlich gibt es keinen Grund, die Zahlen der Bibel nicht als reale Zahlen zu verstehen (auch nicht in der Offenbarung), nur weil sie auch eine Symbolik haben.
Gott verwendet gerade deshalb immer reale Zahlen, um damit seine Aussage- und Symbolkraft zu unterstreichen.
Die Zahl 40 steht oft in Verbindung mit Zeitabschnitten der Prüfung, Erziehung oder auch Vorbereitung. Mose erlebte 40 Tage Wartezeit auf dem Berg Gottes. Israel war 40 Jahre in der Wüste, Jesus 40 Tage in der Versuchung unter Beten und Fasten.
3,5-9 Die Buße und Bekehrung von Volk und König
Gottes Gnade bringt die größte Erweckung der Geschichte
3,5 Die Leute von Ninive glaubten Gott – was für ein weiteres Wunder im Buch Jona. Die Echtheit ihre Umkehr zu Gott wird deutlich in ihrem
- Bekenntnis des Glaubens – sie vertrauten der Botschaft
- Bekenntnis der Hilflosigkeit – sie riefen nach Gott
- Bekenntnis der Ernsthaftigkeit – sie fasteten
- Bekenntnis der Buße und Reue – sie kleideten sich mit Sack und Asche.
3,6 Durch alle Gesellschaftsschichten waren die Menschen bereit sich vor Gott zu demütigen – so dass selbst der König umkehrte.
Bemerkenswert ist, dass an keiner anderen Stelle in der Bibel von einer so großen Bekehrungswelle in einer Stadt zu lesen ist wie in Ninive. Wenn zu den Anfängen der Gemeinde in Jerusalem 3000 (Apg 2,41) zum Glauben kamen und später die Zahl auf 5000 (Apg 4,4) stieg, war das schon gewaltig – aber hier bekehrtes sich eine ganze Stadt voller Heiden und Götzendiener. Menschlich betrachtet, war ein missionarischer Einsatz in dieser Stadt nicht erfolgsversprechend. Ob Jona als einsamer Prediger in so einer „großen“ Stadt glaubte etwas bewirken zu können? War die Wahrscheinlichkeit nicht recht hoch auf brutale Weise am lebendigen Leib enthäutet zu werden?
Gottes Gnade bringt das Unmöglichste zustande
- Gottes Gnade führte Jona selbst zur Umkehr
- Gottes Gnade nimmt Jona die Angst, gibt ihm Mut, macht ihn gehorsam und bereit, Gottes Wort und Auftrag zu folgen.
- Gottes Gnade bringt die schlimmsten Sünder zurecht und wo das Maß der Sünde voll ist, wird die Gnade überströmend (Röm 5,20).
- Gottes Gnade gebrauchte seine (vielleicht sogar falsch motivierte) Predigt zur Umkehr der ganzen Stadt. Wir wissen leider nicht, was Jona alles verkündigte. Wie gut oder schlecht, wie lang oder kurz, wie ausführlich oder oberflächlich Jonas Predigt war.
- Gottes Gnade bringt eine ganze Stadt, samt ihrem König auf die Knie.
Gottes Gnade gebrauchte die wankenden Umstände der Welt
3,7-8 Vor Jonas Wirken, wird überliefert, dass ca. 765 und 759 v. Chr. zwei schreckliche Plagen (Seuchen) in Ninive ausgebrochen waren. 763 v. Chr. gab es eine totale Sonnenfinsternis in Ninive und in dieser Zeit war Assyrien von inneren Unruhen und glücklosen Kriegsführung des Heeres erschüttert. All das wurde im Götzendienst und dem damit verbundenen Aberglauben als Zeichen des göttlichen Zornes gewertet, so dass der König sich der Macht Gottes beugte.
- Interessant ist, wie der lebendige Gott in seiner Souveränität selbst den Götterglaube Assurs gebrauchte, um das Volk und den König innerlich zu erschüttern und auf die Botschaft Jonas vorzubereiten.
- So gebraucht auch Gott äußerliche Lebenserschütterungen, um auf sich und sein Wort aufmerksam zu machen (z.B. persönliche Krisen oder Krisen durch Kriege, Pandemien, Katastrophen).
- Der Hinweis, dass selbst die Tiere mittrauern und fasten sollen, zeigt das Bewusstsein, dass die ganze Schöpfung unter dem Fluch der Sünde lag und sich nach Erlösung und Rettung sehnte (Röm 8,22).
- Der Aufruf zur Abkehr von den bösen Taten zeigt die vollständige Bußbereitschaft, dass Glaube und Tat, innere Haltung und äußerlicher Ausdruck zusammen gehören und Buße nicht nur ein Lippenbekenntnis ist.
Gottes Gnade bewirkt Hoffnung und Vertrauen
3,9 Hoffnung und Glaube kommen zum Ausdruck, da Gott in seiner Gnade und Barmherzigkeit das Gericht von Ninive abwendet. Ähnlich finden wir es später im Bußgebet von Daniel über die Stadt Jerusalem (Dan 9,16).
Gottes Gnade macht einen unwilligen Propheten zum größten Erweckungsprediger
Es scheint widersprüchlich zu sein. Aber gerade das zeigt, dass Buße und Umkehr nicht vom Prediger und dessen Botschaft allein abhängig ist.
- Jonas Flucht gebrauchte Gott, um die Seeleute zur Umkehr zu führen
- Jonas Todesangst gebrauchte Gott, um Jona selbst zur Umkehr zu führen
- Jonas Botschaft vom Gericht gebraucht Gott, um eine ganze Stadt zur Umkehr zu führen
Diese Tatsache wird selbst von Jesus bestätigt (Mt 12,41). Dieser Erfolg, der anderen Propheten wie Jesaja, Jeremia oder Hesekiel vorbehalten blieb erlebte Jona. Selbst Jesus erlebte keine solche Erweckung unter seinem Volk, was Jona unter einem Heidenvolk erlebte.
3,10 Die Barmherzigkeit und Gnade Gottes
Der letzte Vers ist weniger eine Zusammenfassung, sondern der Kern der Jonageschichte.
„Gott tat es nicht“ – welch ein großartiges Gnadenwort.
-> Wir alle hätten das Gericht Gottes und die Verdammnis verdient – ABER Gott tat es nicht. Darin zeigt sich die Gnade Gottes, dass er verschont, versöhnt und vergibt.
-> Unweigerlich müssen wir die prophetische Rolle Jonas im Blick auf Jesus sehen. Weil Jesus sich für uns in den Tod hingab, drei Tage begraben war und auferstanden ist – nur darum haben wir eine weitere Chance, eine Möglichkeit zum Neuanfang und Zugang zu Gottes unverdienter Gnade.
Auch wenn die Reue der Leute von Ninive nicht von Dauer war – die Bekehrung der Stadt Ninive zeigt…
- eine Empfänglichkeit der Heiden für Wort Gottes
- eine Bereitschaft, sich Gott zuzuwenden und ihre bösen und gottlosen Wege zu verlassen
- ein Erbarmen Gottes über alle Menschen, die sich bekehren.
- Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Das Jonabuch gibt uns wichtige heilsgeschichtliche und theologische Erkenntnisse.
- es offenbart Gottes Heilswillen für alle Völker (Heiden und auch Israel)
- es offenbart Gottes Feindesliebe
- es offenbart Gottes Geduld mit seinen Knechten/Dienern
- es offenbart Gottes Souveränität, die den Willen des Menschen nicht ausgrenzt, sondern einbezieht
- es offenbart Gottes Ringen zur Umkehr der Menschen, sowohl der Juden (Jona) als auch der Heiden (Ninive)
- es offenbart die Notwendigkeit der Buße zur Rettung
- es offenbart die Barmherzigkeit und Gnade Gottes (V.10 „er tat es nicht“)
- es offenbart, wer Gottes Liebe abweist kommt in die Verdammnis
- es offenbart, wie die Umkehr der Heiden zum Vorbild für Israel wird.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Wir müssen zuerst die Zuhörer dafür sensibilisieren, dass Gott nicht den Menschen mit dem Gericht droht, sondern den Menschen vor dem drohenden Gericht warnt!
Eine Gerichtspredigt, wie die von Jona, ist heute noch weniger erwünscht als es in früheren Jahren vielleicht noch ertragen wurde. Hölle, Verdammnis und Gericht sind Tabuthemen, die man gerne meidet. Doch wir müssen lernen zu verstehen, dass Gerichtsbotschaften keine Drohbotschaften im eigentlichen Sinn sind, auch wenn sie Angst und Bedrohung auslösen. Aber Gerichtsbotschaften sind:
- ein Weckruf zur Aufmerksamkeit für die Bedrohung
- ein Warnruf vor der kommenden Bedrohung (Gericht, Strafe, Verdammnis)
- ein Rettungsruf, der den Ausweg vor der Bedrohung (Gericht) aufzeigt.
Man kann es vergleichen mit einem kommenden Unglück, z.B. einem Dammbruch, Hausbrand, einer tödlichen Pandemie oder vorhersehbarer Katastrophe. Kommt es zu keiner Veränderung der Situation, führt der Istzustand zum Tod. Personen, die in einem Auto sitzen bleiben, das auf den Zugschienen liegengeblieben ist, droht unweigerlich der Tod. Jeder Weck- und Warnruf kann falsch verstanden und als Angstmache oder Bedrohung angesehen werden – aber diese Sichtweise zeigt das verkehrte Denken über Gottes Weck- und Warnruf vor dem Endgericht auf.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
- Gott will dich in seiner Gnade aus den Tiefen deines Lebens wieder emporheben, um dir ein Neues Leben, eine zweite Chance zugeben
- Gott will, dass du wieder ganz bereit bist, dich für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens hinzugeben
- Gott will, dass wir Menschen mit der Gnade begegnen, die wir selbst erfahren haben.
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Gott gibt uns nicht das, was wir verdient haben, sondern beschenkt uns mit Unverdientem.
- Jona hätte Verdammnis verdient und hat Gnade erfahren
- Ninive hätte Verdammnis verdient und hat Gottes Gnade erfahren
- Wir hätten Verdammnis verdient und haben Gottes Gnade erfahren
Gott gibt uns die Möglichkeit zur Umkehr und Buße.
- Manchmal gebraucht Gott dazu die tiefsten und dunkelsten Situationen des Lebens.
- Manchmal stellt Gott uns die Folgen und Schwere des Gerichtes vor Augen, damit wir aus dem Lebensschlaf des Egoismus aufwachen.
- Angst vor dem Gericht ist eine legitime Reaktion auf Gottes Gerichtsankündigung.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
- Gott vergibt nicht nur dem bekehrten Menschen (Jona), der seine Sünde ablegt und in einem neuen Leben wandelt, sondern Gott erbarmt sich auch dem gottlosen Heiden (Ninive), der seine Sünde bekennt und über sie trauert und zur Besserung bereit ist.
- Es gibt Erfahrungen, die wir uns ersparen könnten – Jona hatte eine sehr harte Lektion durchlebt und bezahlte einen hohen Preis für seine Rebellion gegen Gott. Gottes Gnade ist es, dass der HERR aus diesen Lektionen für uns wichtige Erfahrungen macht. Corrie ten Boom schrieb mal: „Erfahrung ist ein ausgezeichneter Lehrer, aber dessen Honorare sind hoch.“
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
- Die Gnade der zweiten Chance – Gott schenkt einen Neuanfang
- Die Gnade der Buße – Gott schenkt Bekehrung
- Die Gnade der Barmherzigkeit – Gott wendet die Verdammnis ab
- 3,1-3 Die Wiederherstellung Jonas und seine Wiedereinsetzung
- 3,5-9 Die Buße und Bekehrung von Volk und König
- 3,10 Die Barmherzigkeit und Gnade Gottes
Nach W.W Wirsbe
- Die erstaunlich unverdiente Beauftragung
- Die erstaunlich beispiellose Erweckung
‘(Klaus Eberwein)
[1] [1]„Spurgeon wie ihn keiner kennt“ – Iain Murray S. 36-37, Ref. Verlag Beese