Predigtthema: Unterwegs mit Widerwillen – die Undankbarkeit
Predigttext: 4.Mose 11,1-10 und Ps 106,7-15 (Vorschlag zur Textlesung)
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Die Predigtreihe aus dem 4.Buch Mose steht unter dem Hauptthema:
In der Wüste unterwegs – nicht mehr in Ägypten, noch nicht im verheißenen Land
Nach den letzten Predigtthemen, die geprägt waren von Gottes Zurüstung für das Volk, merken wir nun etwas von der Undankbarkeit des Volkes gegenüber Gottes Fürsorge.
Schnell vergessen war der Priestersegen, der Gottes Schutz und Heil zusagte, vergessen war das Vorrecht durch den Levitendienst in Gottes Nähe sein zu können, vergessen waren auch die Wundertaten der Erlösung durch das Passah und die herrliche Wegführung der Herrlichkeitswolke durch die unbekannte Wüste.
Mit 4. Mose 11 beginnt ein 38 Jahre langes UN-mögliches Verhalten des Volkes Israel. Es war eine Zeit der Un-zufriedenheit, der Un-dankbarkeit, der Un-geduld, des Un-glaubens und des Un-gehorsams. Kapitel 11 beschreibt eine undankbare und unzufriedene Grundhaltung gegenüber Gottes Versorgung. Kapitel 12 beschreibt einen Kritikgeist, der sich gegen die Obrigkeit Gottes richtet. Kapitel 13 beschreibt den Ungehorsam und Widerwillen gegen Gottes Befehl. Immer tiefer sinkt das Volk in Schwierigkeiten, verliert den Blick auf Gottes guten Plan und verweigert schließlich selbst den Einzug ins Gelobte Land (Kap 14) und bleibt in einer 38-jährigen Wüstenzeit hängen.
Bitte die Psalmen 78 und 106 lesen, über die Zeit der Wüstenwanderung!
Der Grund für das nicht erreichen des Zieles Gottes (Kanaan) begann mit der Kleinigkeit der Undankbarkeit. Die Folgen der Undankbarkeit werden meist unterschätzt.
Der Text möchte uns sensibel machen und hinterfragen, ob unser Leben geprägt ist von Undankbarkeit oder Dankbarkeit.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
Walvoord, John und Zuck, Roy „Das Alte Testament“ erklärt und ausgelegt“, Hänssler
Wiersbe, Warren.W, „Sei zuverlässig“ Studien des Alten Testamentes 4Mo 1-16, CLV
Maier, Gerhard, Wuppertaler Studienbibel, „Das vierte Buch Mose“, Brockhaus Verlag
Mackintosh, C.H., „Die fünf Bücher Mose – Gedanken zum 4.Buch Mose“, CSV
Hilfreiche Querverweise in die ganze Bibel bietet die Thompson Studienbibel
Hilfreiche Infos zum Text liefert hier die MacArthur Studienbibel (gibt es als pdf zum Downloaden auch auf www.sermon-online.de)
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Die Predigthilfe begrenzt sich vor allem auf 4Mo 11,1-10.
Dennoch soll hier ein kleiner Überblick über das Kapitel erfolgen.
11,1-10 Das Volk pflegte eine negative Grundhaltung der Undankbarkeit und des Unglaubens gegen Gottes Versorgung. Daraufhin fängt ein Feuergericht am Lager an, das durch Moses Fürbitte wieder erlöscht.
11,11-15 Mose verzweifelte selbst unter diesem mürrischen Volk und konnte die Last nicht länger tragen und wünschte sich lieber den Tod als mit diesem unzufriedenen Volk weiter unterwegs zu sein.
11,16-30 Gott lässt 70 Männer (Älteste) aus allen Stämmen berufen um Mose zu unterstützen. Ausgerüstet mit dem Geist Gottes sollten sie sich zusammen mit Mose um die Anliegen des Volkes kümmern, Streitigkeiten schlichten, Ungerechtigkeit richten und wo nötig Recht sprechen.
11,31-35 Gott gibt dem lüsternen Volk nach und gibt aus Gnade überreichlich Wachtelfleisch. Sie sollten Gottes Güte und Reichtum erkennen und erfahren, dass Gott genügend versorgen kann. Aber in ihrer ungehaltenen Gier hamsterte das Volk Mengen an (10 Homer = 350 Liter). Mehr als sie essen konnten verschlangen sie die Wachteln, als würde Gott morgen nicht wieder dafür sorgen können. Wegen diesem ungehaltenen Verhalten und Misstrauen wurde der Herr zornig.
Dennoch führte Gott sein Volk weiter durch die Wüste, wich nicht von seinem Plan und Willen ab. Wenn auch Gott mit der befreiten Generation hart ins Gericht ging und sie in der Wüste starb, so führte der Herr die neue Generation (alles was unter 20 Jahre alt war) später ins verheißene Land.
Je ungeduldiger und untreuer sich das Volk Gottes gab, desto größer wurde Gottes Geduld und Treue sichtbar, der seine Barmherzigkeit und Gnade seinem Volk dennoch bewahrte (Ps 103,8; 145,8).
11,1-3
Die Unzufriedenheit – ein böser Klageruf an Gott
Es mag zuerst mal menschlich sein, dass man zweifelt und verzagt, wenn man sich ca. 40 Jahre lang immer nur von Manna und Wachteln ernähren muss. Wer will schon jeden Tag immer dasselbe essen? – außer bei Nutella J.
Doch das Kernproblem war ein anderes – es war die Unzufriedenheit wegen der Abhängigkeit von Gott, der allein versorgt. Das Volk kann nichts für die Eigenversorgung tun. Wir kennen das auch – lieber sind wir Selbstversorger, statt dass wir uns von Gott versorgen lassen. Lieber planen und machen wir selbst, statt dass wir geplant werden und tun und lassen müssen was Gott sagt. Eine negative Grundhaltung machte sich breit die Gottes Versorgungsplan sehr beklagte.
Hinter dieser gesteigerten Form von Unzufriedenheit steckten Vorwürfe, Anklagen und Beschuldigungen, die in den Ohren Gottes böse (schlimm, schlecht, und verletzend) waren. Dieses Wort „beklagen“ oder „beschweren“ (heb. anan) kommt nur zwei Mal im AT vor. In beiden Fällen beklagten sich Menschen (4Mo 11,1f; Klag 3,39).
Überschüttet mit Gnade und dem Wohlwollen Gottes wurde das Volk dennoch mürrisch – vergessen waren die großen Taten Gottes (Ps 106,13).
Wegen einer blinden und bösen Unzufriedenheit brach Gottes Gericht über das Volk herein. Was genau dieses Gericht war oder wie es zu diesem Feuer kam ist nicht bekannt.
Das Feuer hinterließ auf jeden Fall seine Aschespuren in Form von Tod und Leid.
Die Unzufriedenheit – ein Randproblem das sich nach innen frisst
Das Gerichtsfeuer brannte nur am Rand des Lagers. Einmal zeigt das Gottes Gnade auf, denn andere im Lager hatten dadurch Zeit umzudenken und umzukehren. Zum zweiten zeigt es auf, dass Unzufriedenheit am Rand beginnt, oft wegen Nebensächlichkeiten und auf Nebenkriegsschauplätzen. Die am Rand des Lagers waren, die das Zentrum und den Mittelpunkt (Stiftshütte mit der Gegenwart Gottes, dem Altar und dem stellvertretenden Opfer) verlassen und vergessen hatten, wurden unzufrieden und begannen zu murren.
Das Gericht wurde nur durch das Gebet und den Hilferuf an Mose, dem Mittler des Volkes beendet.
11,4-6
Die Undankbarkeit – eine Ansteckungsgefahr durch Mitläufer
Unter dem Volk Israel gab es auch Fremdlinge, also Nichtjuden oder Kinder aus Mischehen, die mit dem Volk ausgezogen waren (2Mo 12,38). Sie brachten immer wieder Unruhe und Unfrieden. Ein Sohn aus einer Mischehe, lästerte den Namen des Gottes Israel (3Mo 24.10-11). Das Gesindel (so übersetzt Luther) verführte das Volk zur Undankbarkeit und stellte die jetzige Situation der Freiheit schlechter dar als die Zeit der Gefangenschaft in Ägypten.
Sie waren nicht ganz mit dem Volk und nicht ganz mit Gott und wurden damit zur gefährlichen Last. So ist es auch mit Mitläufern oder lauen Christen. Nicht ganz mit dem Herrn führt zur Unzufriedenheit und Undankbarkeit und dies steckt andere schnell an.
Fromme Mitläufer oder laue Christen in der Gemeinde können andere zur Unzufriedenheit und Undankbarkeit anstecken. Sie sind noch nicht ganz los und frei vom alten Leben. Sie haben noch nicht mit Ägypten abgeschlossen, sondern suchen die Lust ihrer fleischlichen Begierden zu stillen. Weil sie selbst keine geistliche Kraftquelle in Jesus haben, suchen sie die seelischen Bedürfnisse zu stillen und verführen die Erlösten in die Sehnsucht des alten Lebens zurück.
Hier ist Selbstprüfen angesagt, welche Menschen mich evtl. negativ prägen oder ob ich vielleicht durch meine schlechte Einstellung andere verderbe (1Ko 15,33; Spr 13,20; 2Tim 2,16-18; Heb 12,15). Und merken wir uns: Halbherzige Herzen bringen Ärger.
Was sind heutige Mischlinge: 2Kor 11,13; Jud 1,16; Phil 2,14; 2Pet 2,18; Jak 5,5; 2Kor 6,14.
11,7-9
Nichts als Manna – wenn Gottes Wort unverdaulich wird
Das Volk war mit Gottes Gaben und Versorgung unzufrieden. Aus 5Mo 8,3 wissen wir, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Aus Joh 6 wissen wir, dass Jesus das wahre Brot vom Himmel ist. Wenn nun das Volk sich damals satt gegessen hat am Manna, so ist das auch ein Sinnbild darauf, dass es auch Unzufriedene in der Gemeinde gibt, die mehr wollen als Jesus und das Wort allein.
Das Manna (Wort Gottes) war ein Geschenk Gottes, es sollte täglich und frisch gesammelt und gegessen werden (Stille Zeit). Dieses immer wieder gleiche tun, war zu wenig, wurde langweilig und unbekömmlich. Einfallsreich wurde das Manna verdaulich gemacht. Man hat es zerquetscht, zerkleinert, aufgeweicht, gekocht und gebacken.
War dies nötig, weil man das Manna (Jesus und das Wort Gottes), wie Gott es gab, nicht mehr wollte (vgl. Joh 6,41)?
Dennoch stellte Gott täglich und frisch das Manna zur Verfügung und veränderte es während der 40 Jahre Wüstenwanderung nicht.
Grundgedanken zur Dankbarkeit aus Ps. 106: Danken kommt vom Denken.
- Sie sollten daran gedenken, was der Herr ihnen Gutes getan hat (Ps 106,4).
- Sie haben die Wunder vergessen, die Gott für sie getan hat (Ps 106,7).
- Sie haben Gottes Werk vergessen, wollten nicht auf Gott hören (Ps 106,13).
- Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Die Geschichte Israels in der Wüste greift Paulus in 1Kor 10 als ein sinnbildliches Beispiel auf. Es lassen sich geistliche Parallelen aus dem damaligen Verhalten für uns heute ziehen aus denen wir lernen können.
Die Übertragung und Anwendung muss mit Belegstellen aus dem Neuen Testament beleg- und begründbar sein. Eine willkürliche bildhafte Auslegung würde zu Fehlinterpretationen des Textes führen.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Die Gesellschaft leidet an einem Grundgefühl der Unzufriedenheit. Diese Tatsache kann als Einstieg ins Thema mit Zeitungsartikeln, Statistiken oder eigenen Beispielen belegt werden.
Unzufriedenheitsparadox: Mehr Sorgen trotz mehr Wohlstand
Dienstag, 26.12.2017 Fokus online
In Deutschland breitet sich nach Ansicht des Hamburger Zukunftsforschers Horst Opaschowski das Unzufriedenheitsparadox aus. Je besser es den Leuten gehe, umso schlechter sei die Stimmung.
„Die Unzufriedenheit im Wohlstandswunderland nimmt generell zu“, konstatiert Opaschowski. „Denn Überfluss macht am Ende auch nicht glücklich.“ Der emeritierte Pädagogikprofessor erklärt das an einem Beispiel: „Wenn Sie ein Auto haben, sind Sie glücklich. Wenn Sie zwei Autos haben, müssen Sie nicht unbedingt glücklicher sein. Irgendwann ist der Glücksfaktor ausgereizt.“
Entnommen: https://www.focus.de/panorama/welt/gesellschaft-unzufriedenheitsparadox-mehr-sorgen-trotz-mehr-wohlstand_id_8112423.html
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Not- und Wüstenzeiten offenbaren das Innere unseres Herzens (5Mo 8,2).
Halbherzigkeit gegenüber Gott führt zu Frust und Ärger und steckt andere an.
Der Blick zurück raubt uns die Gelegenheit Gottes Reichtum und Möglichkeiten in der Gegenwart zu erleben.
Gott kann mir die Großartigkeit seiner Zukunft nur zeigen, wenn ich mich von den Armseligkeiten der Vergangenheit abwende.
- Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Wir sollen uns der Gefahr der Unzufriedenheit und ihrer Folgen bewusst werden – Unzufriedenheit ist nur eine Kleinigkeit, die am Rand anfängt, aber große Auswirkungen hat.
Schnell wechseln Christen in eine andere Gemeinde weil sie unzufrieden sind mit dem Gottesdienststil, der Musik oder anderen Dingen und stecken andere Geschwister mit ihrer Unzufriedenheit an.
Der Christ soll selbst prüfen ob sein Leben im Alltag, Ehe und Gemeinde von Unzufriedenheit oder Dankbarkeit geprägt ist.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Unzufriedenheit ist eine Angst, etwas zu verpassen
Unzufriedenheit legt sich, wenn ich die Vergangenheit hinter mir lassen kann
Unzufriedenheit hört auf, wenn ich endlich Gottes guter Führung vertraue
Werde frei von der Unzufriedenheit und Undankbarkeit durch ein Vertrauen, dass
- Jesus dich recht führt und es richtig macht
- Jesus nichts was für dich gut ist zurück- oder vorenthält
- Jesus dir in seiner Abhängigkeit zu ihm nichts Böses will
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
Lass dein Zagen, lass des Zweifels Fragen
- Höre auf zu klagen um deinetwillen
- Höre auf zu klagen um der Nichtchristen willen
- Hore auf zu klagen um Jesu willen
Die Unzufriedenheit der Kinder Gottes
- Ständige Unzufriedenheit hinterlässt Asche (4Mo 11,1-9)
- Ständige Unzufriedenheit ist nicht tragbar und ertragbar (4Mo 11,10-30)
- Ständige Unzufriedenheit führt zu ungezügelter Lust und Gier (4Mo 11,31-35)
- Ständige Unzufriedenheit findet erst am Kreuz Frieden
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Lieder:
Noch dringt Jesu frohe Botschaft (Nr. 239 Ich will dir danken)
Refrain: Jesus Christus, Heiland und Erlöser, starb für dich, warb um dich, der du abseits stehst. Lass dein Zagen (Klagen), lass des Zweifels Fragen, denn dein Weg wird hell, wenn du mit Jesus gehst.
Vergiss nicht zu danken (Nr. 59 Ich will dir danken)
Jesus, nimm zu in meinem Leben (Jeden Tag ein Stückchen sterben) (Nr. 146 FJ3)
Zitate:
Undankbarkeit beginnt mit dem Vergessen. Aus Vergessen folgt Gleichgültigkeit, aus der Gleichgültigkeit Unzufriedenheit, aus der Unzufriedenheit Verzweiflung, aus der Verzweiflung der Fluch. (Dietrich Bonhoeffer)
Eine Hauptursache unserer Undankbarkeit gegen Gott ist wohl die natürliche Blindheit und der Unglaube unseres Herzens, mit anderen Worten, unsere Entfremdung von Gott. (Ludwig Hofacker)
Gott zu vertrauen und Gott zu danken ist ein und dasselbe. Nur jener Mensch vertraut Gott, der immer und in allen Umständen dankbar ist. Undankbarkeit offenbart unseren Mangel an Vertrauen. (Hans Peter Royer)
Es ist gefährlich, als halber Christ in dieser mit Dunkelheit, Chaos und Hoffnungslosigkeit erfüllten Zeit zu leben. Im Zentrum eines Wirbelsturmes ist absolute Ruhe. Es gibt keinen sichereren Ort als das Zentrum des Willen Gottes. (Corrie ten Boom)
Nicht die Fröhlichen sind dankbar, sondern die Dankbaren sind fröhlich. (Unbekannt)
(Klaus Eberwein)