Römer

Predigthilfe vom 11. Dezember 2022 – Römer 13, 11-14

Predigtthema: Leben in der Erwartung dessen, der kommt

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Unter Verwendung von: Das illustrierte Handbuch zur Bibel (J. Daniel Hays und J. Scott Duvall)

In den ersten acht Kapiteln des Römerbriefs hat Paulus der Gemeinde in Rom ausführlich die Botschaft des Evangeliums erläutert, die Sünde aller Menschen, die Gerechtigkeit Gottes und die Erlösung in Jesus Christus als Ausweg aus einem Leben ohne Gott. In den Kapiteln 9-11 widmet sich Paulus dem Bund Gottes mit Israel und der ewig währenden Treue Gottes zu seinem Bund mit seinem Volk. Nach diesem lehrenden Teil zeigt der zweite Teil des Römerbriefs auf, welche Auswirkungen die Botschaft des Evangeliums im alltäglichen Leben der Gläubigen hat. Dabei werden nacheinander unterschiedliche Aspekte des christlichen Verhaltens beleuchtet. Die vorausgehenden Abschnitte in Kapitel 13 beschäftigen sich etwa mit dem Verhalten von Christen gegenüber dem Staat (13,1-7) oder im Blick auf das Gesetz (13,8-10). Der Predigttext beschäftigt sich mit dem Verhalten von Christen im Hinblick auf die zukünftige Wiederkehr Jesu am Tag des Herrn. Bereits die ersten Christen lebten in Erwartung der baldigen Wiederkunft Christi – so wie auch wir es tun sollten.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

  • Eckhard Schnabel: Der Brief des Paulus an die Römer: Kapitel 6–16 (HTA)
  •  Adolf Schlatter: Der Brief an die Römer: Ausgelegt für Bibelleser
  •  Heiko Krimmer: Römerbrief (Edition C NT, Band 3)
  •  Matthew Henry: Apostelgeschichte – Offenbarung (Der Neue Matthew Henry Kommentar, Band 2)

Beachtenswerte Anmerkungen zum Predigttext bieten viele Studienbibeln, z.B. die MacArthur Studienbibel.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Unter Verwendung von HTA (Historisch Theologische Auslegung):

Der Predigttext ist eine Aufforderung an Christen, ihr alltägliches Leben nicht mehr an weltlichen Maßstäben auszurichten, stattdessen soll ein Leben unter der Herrschaft Jesu geführt werden. Diese Herrschaft zeigt sich in der Jetztzeit im Leben des Christen, wird aber in naher Zukunft durch die Wiederkunft Jesu auf die ganze Welt ausgedehnt.

Der Abschnitt weist Ähnlichkeiten zu 1Thess 5,1-11 auf, der ebenfalls die Wiederkehr des Herrn zum Thema hat.

V. 11:
Das Bild vom An- und Ablegen des alten Menschen findet sich auch in 1Thes 5, Eph 4 und 6, Kol 3, Jak 1 und 1Petr 2. Es geht dabei nicht nur um ein einzelnes Ereignis (manche Ausleger sehen diese Metapher auch als ein Bild für die Taufe), sondern eine Lebensart, die sich im ganzen Leben des Jesusnachfolgers zeigt. Die Zeit, in der die Gläubigen leben, läuft auf einen abschließenden Höhepunkt zu, die Wiederkunft Jesu. „Die Stunde“ um vom Schlaf zu erwachen, von der Paulus in diesem Vers spricht, ist ein Verweis auf die erste Stunde der vierten Nachtwache (drei Stunden nach Mitternacht), die damalige Aufstehzeit vieler Menschen. Zu dieser Zeit war es noch dunkel, aber es war klar, dass bald der Morgen und der Aufgang der Sonne geschehen würde. Dies ist ein Bild für das Leben des Christen, der noch in der dunklen Welt lebt, bei gleichzeitigem Bewusstsein, dass der Tag unaufschiebbar anbrechen wird. „Unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden“ – Heil meint hier die Rettung vor dem Gericht Gottes, die Hinwendung zu Gott an sich ist schon geschehen, hat aber neben der Auswirkung in der Gegenwart (Leben mit Jesus) auch Auswirkungen für die Zukunft (Rettung von Gericht und Tod).

V. 12:
Hier wird die Metapher vom vorgerückten Tag wieder aufgegriffen („Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe herbeigekommen“). Noch ist es Nacht, der Tag hat noch nicht begonnen, aber es ist nicht mehr lange, bis es so weit ist. Standen die Leute zur damaligen Zeit etwa gegen vier Uhr auf, so dauerte es noch eine Stunde oder etwas länger bis zum Sonnenaufgang. In dieser Zeit sprachen Juden ihr morgendliches Gebet (vgl. Ps. 57,9). Die V.11-12a zeigen auf, dass die Jetztzeit die Endzeit ist, in der Jesus jederzeit wiederkommen kann. Was ab V.12b („So lasst uns…“) folgt sind die Konsequenzen dieser Erkenntnis für das Leben des einzelnen Jesus-Bekenners. Das Ausziehen und Ablegen des alten Menschen erinnert im Zusammenhang mit der Tagesanbruch-Metapher an das Umziehen von „Nachthemd“ zur Tageskleidung, bzw. hier mit Blick auf die Nennung von Waffen auch die Kriegskleidung. „Waffen des Lichts“ meint hierbei, sich so zu verhalten, wie es für Menschen aus Gottes neuer Schöpfung angemessen ist, also tugendhaft und vorbildlich.   

V. 13:
Der Appell am Schluss von V.12 zu einem vorbildlichen Leben wird in den beiden folgenden Versen nun konkret gemacht. „Lasst uns ehrbar leben, wie am Tage“ – obwohl die Christen sich noch in der „Nacht“ vor Jesu Wiederkunft befinden, ist es trotzdem wichtig, wie sie sich verhalten (im Gegensatz zu gängigen Vorstellungen der damaligen griechisch-römischen Gesellschaft, für die nachts jegliches Verhalten erlaubt war, an dem man Gefallen fand). Die negativen Verhaltensweisen lassen sich in drei Paare untergliedern: Fehlverhalten bei Mahlzeiten (Ess- und Trinkgelage), Fehlverhalten in sexuellen Beziehungen (Ausschweifungen und Unzucht) und Fehlverhalten in menschlichen Beziehungen (Streit und Eifersucht). Wer mit Jesus lebt, führt ein konkret anderes Leben, jedes Verhalten, das nicht im Einklang mit Gottes Willen steht, wird gemieden – egal wie die Gesellschaft darüber denkt.

V. 14:
Nach der konkreten Anweisung, welches Verhalten abzulegen ist, erklärt Paulus nun konkret, was anzulegen ist: Jesus Christus. Wer mit Jesus lebt ist ein neuer Mensch – und seine Identität ist direkt mit ihm verbunden. Ein Jünger Jesu soll sich so verhalten wie Jesus es tun würde – wenn die Umwelt einen Christen sieht, soll sie immer auch Jesus sehen. Röm. 13,8-10 hat dabei bereits genannt, was diese Ebenbildlichkeit zu Jesus ausmacht: andere zu lieben. Kol. 3,12 liefert weitere Eigenschaften, die mit diesem „Anziehen Jesu“ verbunden sind. V.14b schließt mit einer Warnung: Wer sich von Jesus bestimmen lassen will, der kann nicht gleichzeitig seinen eigenen Begierden nachgeben. Wie Eckhard Schnabel (HTA) es ausdrückt: „Wer sich selbst verwirklichen will, wird von seinen Begierden bestimmt. Eigenmächtigkeit führt nicht in die Freiheit, sondern in die Knechtschaft. Wer von Jesus Christus bestimmt ist, der wird nicht von den Maßstäben der gegenwärtigen Welt geleitet, sondern von Gott in die Lage versetzt, seinen guten, wohlgefälligen und heiligen Willen zu tun (12,1-2). Jesusbekenner verwirklichen sich nicht selbst: Sie verwirklichen die Liebe Gottes, die im Sühnetod des Messias Jesus Wirklichkeit wurde (5,5-8) und in ihrem eigenen Leben in der Liebe zum Nächsten Wirklichkeit wird (12,9-21; 13,8-10)“.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Paulus spricht zu Christen in den ersten christlichen Gemeinden – sie lebten bereits mit dem heiligen Geist in ihren Herzen (nach Pfingsten) und warteten wie wir auf die Wiederkunft Jesu. Heilsgeschichtlich trennt uns heute nichts von Paulus damaliger Leserschaft. Allerdings rechneten die ersten Christen viel stärker mit der baldigen Wiederkehr Jesu. So ist diese Erwartung im Laufe von fast zweitausend Jahren bei vielen Christen vermutlich etwas abgekühlt – auch wenn nach wie vor gilt, dass der Herr bald wiederkommt.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Der 11. Dezember ist der 3. Advent. Viele der Zuhörer befinden sich vermutlich schon in Weihnachtsstimmung, ob jetzt in besinnlicher Form oder als Weihnachtsstress. Bei all der weihnachtlichen Vorfreude und Hektik darf der Anlass für Weihnachten nicht vergessen werden: Das Feiern des ersten Kommens Jesu auf die Erde. Aber gerade jetzt darf auch nicht vergessen werden, dass es auch ein zweites Kommen Jesu geben wird, aber diesmal nicht als kleines Kind, sondern als herrschender König. Und das Wissen um dieses zweite Kommen sollten wir in unserem Leben als Christen wachhalten. Die Zuhörer daran zu erinnern, sollte eines der Ziele der Predigt sein.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Der Zuhörer soll sich hinterfragen, wie er über die Wiederkunft Jesu denkt, positiv oder beängstigt, bald damit rechnend oder am liebsten noch etwas aufschiebend? Führt er bewusst ein Leben unter der Herrschaft Jesu? Oder hat er Bedarf sein Leben zum ersten Mal oder ganz neu unter die Herrschaft Jesu zu stellen?

  • Rechne ich wirklich damit, dass Jesus jederzeit wiederkommen kann?
  • Freue ich mich auf Jesu Wiederkunft? – Oder macht mir dieser Gedanken Angst?
  • Führe ich ein Leben, das sichtbar macht, dass ich nach den Maßstäben Gottes lebe?
  • Bin ich mir bewusst, dass mein Leben ganz unter der Herrschaft Jesu steht? Oder will ich das gar nicht?

3. Sagen, wo es hingeht

Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigten von Winrich Scheffbuch vom 01.12.1991 mit dem Titel „Das Beste kommt noch“ (Röm 13,11-14). Diese Botschaften findet ihr unter diesem Link: Sermon-Online. (aus Predigthilfe von Thomas Richter)

Weitere hilfreiche Predigten zum Text von John Piper (Englisch): www.desiringgod.org/messages/put-on-the-lord-jesus-christ-part-1 und www.desiringgod.org/messages/put-on-the-lord-jesus-christ-part-2

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

1. Jesus wird erneut auf diese Erde kommen – und das kann jederzeit sein
2. Die Herrschaft Jesu, die er dann komplett aufrichten wird, soll sich bereits jetzt in meinem Leben als Christ zeigen
3. Die Herrschaft Jesu in meinem Leben führt zu immer mehr Liebe für andere, zeigt die Frucht des Geistes und stellt Gottes Gebote an erste Stelle – auch in Punkten, in denen dies gegen die gesellschaftliche Meinung steht

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Kerngedanke: Wer als Christ lebt, der erwartet jederzeit den Anbruch des Reiches Gottes – und lässt dieses Reich bereits heute in seinem Leben Gestalt gewinnen.

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Leben in der Erwartung dessen, der kommt (nach Croft M. Pentz)

  1.  Bewusst (V.11)
  2.  Bereit (V.12)
  3.  Bereinigt (V.13)
  4.  Berufen (V.14)

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Illustration Bewusst/Bereit:

Freiwillige Feuerwehr – wer hier dazu gehört, der geht normalen alltäglichen Tätigkeiten nach, wie jeder andere in seinem Umfeld auch. Aber er ist gleichzeitig auch jederzeit bereit sofort zu reagieren, falls es zu einem Einsatz kommt und sein Engagement benötigt wird. Wir als Christen sollten ebenfalls unser normales Leben leben, bei gleichzeitigem Bewusstsein, dass immer die Zeit kommen kann, in der unser Herr wiederkommt – und sich alles ändert.

(Lukas Streeb)