Allgemein

Predigthilfe vom 10. Januar 2021 – Esra 3 (Auszüge)

Predigtthema:         Gott erbarmt sich eines Volkes und schenkt wieder einen Altar

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Hinweise zu Einleitungsfragen zum Buch Esra finden sich in der Predigthilfe zum 03.01.2021.

Im heutigen Predigttext in Esra 3 muss man sich als Ausleger kurz zu den zeitlichen Abläufen Gedanken machen, die etwas umstritten sind. Spannend zu entdecken sind die Parallelen zwischen Esra 3 und dem Tempelbau unter Salomo, sowie den Opfervorschriften in den Mosebüchern. Der Autor knüpft eindeutig daran an und will aufzeigen, dass in derselben Weise wie früher und in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes der kultische Dienst wieder aufgenommen wurde.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

  • Klaus vom Orde, Die Bücher Esra und Nehemia, Wuppertaler Studienbibel
  • Antonius H.J. Gunneweg, Esra
  • H. G. M. Williamson, Esra. Nehemiah, Word Biblical Commentary
  • D. J. Clines, Ezra. Nehemiah. Esther, The New Century Bible Commentary
  • F. Charley Fensham, The Books of Ezra and Nehemiah

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Wie ist Esra 3 inhaltlich aufgebaut, wann spielt es zeitlich?

  • Die klassische Gliederung von Kapitel 3 und 4,1-5 ist wie folgt: Zuerst geht es um den Bau des Altars direkt nach der Rückkehr unter Kyrus (3,1-6), dann wird ein Jahr später der Tempelbau gestartet und die Grundsteinlegung gefeiert (3,7-13), worauf in Kapitel 4,1-5 der Bau durch Widersacher gestoppt wurde. Zwei Anfragen gibt es in Kommentaren in neuerer Zeit dazu:
  • In Kapitel 5,16 lesen wir, dass Scheschbazar den Grundstein gelegt hat, während hier davon die Rede ist, dass es unter Jeschua und Serubbabel gemacht wurde. Wie passt das zusammen? Manche versuchen daraus abzuleiten, dass es zwei Bau-Starts gab, einen unter Scheschbazar und einen einige Jahre später unter Serubbabel. Andere wiederum meinen, dass die beiden die gleiche Person sind. Ich gehe davon aus, dass es zwei verschiedene Personen sind (siehe in der Predigthilfe zum 03.01. die Begründung zu Esra 1,8). Mir scheinen verschiedene Aufgabenbereiche von Scheschbazar und Serubbabel die beste Lösung: Während unter Serubbabel in Jerusalem der Tempel gebaut wurde, könnte es sein, dass Scheschbazar in Persien beim König war, von dort aus den Aufbau und die finanzielle Unterstützung leitete.
  • Eine andere Anfrage lautet: In Hag 2,18 klingt es so, als wäre der Tempel von Null an gebaut worden. Wie passt das dazu, wenn man hier davon ausgeht, dass schon ca. 20 Jahre davor die Grundsteinlegung geschah? Auch das lässt sich aber gut erklären: Zum einen ist gut möglich, dass noch ein Grundstein da war – die Formulierung in Haggai macht das nicht ganz klar. Zum anderen ist auch möglich, dass die Widersacher den gelegten Grundstein bewusst wieder zerstörten oder abbauten.
  • Deshalb denke ich, dass In Kapitel 3 der Aufbau des Altars und die Grundsteinlegung des Tempels berichtet werden, die direkt ein Jahr nach der ersten Rückkehr unter Kyrus stattfanden. Das passt dann auch zu Esra 3,8, wo es heißt: „Im zweiten Jahr nach ihrer Ankunft beim Haus Gottes in Jerusalem.“

Vers 1:

Wann spielt diese Geschichte, was ist der siebte Monat?

  • Die Geschichte spielt im siebten Monat, also im Monat Tischri. Damals war der Nissan mit dem Passahfest noch der erste Monat, wie es beim Auszug aus Ägypten von Gott angeordnet wurde. Heute wird Tischri meist als der erste Monat bezeichnet, in dem auch das Neujahrsfest Rosch Ha-Schana liegt. Beim siebten Monat geht es hier aber um Tischri, in dem die meisten Feste liegen: Zuerst der große Versöhnungstag, eine Woche danach dann Laubhüttenfest. Das Jahr wird hier nicht explizit genannt, aber wie im Abschnitt zuvor geschildert, denke ich, dass vom ersten Jahr nach der Rückkehr, also vom ersten Mal Monat Tischri, auszugehen ist. Das scheint sich im Zusammenhang zu ergeben, da in Vers 8 dann vom zweiten Jahr die Rede ist. Diese Festzeit war ein guter Anlass, um zusammenzukommen. (Neh 7,72 klingt exakt gleich wie der Halbvers hier, auch die Gesetzeslesung findet einige Jahre später wieder zum gleichen Zeitpunkt statt).

Was heißt: Sie versammelten sich wie ein Mann?

  • Die Israeliten hatten sich in ihren Städten niedergelassen. Nach maximal einem Jahr muss man davon ausgehen, dass noch nicht alles wiederaufgebaut war. Trotzdem war ihnen klar: Wir müssen Gott die Ehre für das Heil und die ermöglichte Rückführung geben. Dazu kamen alle zusammen nach Jerusalem. Die Formulierung „wie ein Mann“ macht deutlich: Sie versammelten sich nicht widerwillig, mussten nicht gezwungen werden. Sondern sie kamen einmütig zusammen nach Jerusalem und waren sich einig: Wir wollen Gott das Lob dafür geben. Wir wollen ihm opfern.

Vers 2:

Was ist der Brandopferaltar und warum ist er so zentral?

  • Zuallererst machten sich die Israeliten daran, den Brandopferaltar aufzubauen. Hier ist die einzige Stelle, wo Jeschua vor Serubbabel genannt wird, was aber einleuchtet: Er war der Priester, der Hohepriester werden wollte. Für den Altar war er zuständig – viele andere beteiligten sich aber an dem Bau. Entscheidend war, alles so zu machen, wie es im Gesetz Moses geschrieben war. In 2Mose 20,22-26 lesen wir eine knappe Beschreibung, wie der Brandopferaltar gebaut werden sollte – beispielsweise aus unbehauenen Steinen. Der Brandopferaltar war ein Podest im Freien aus Erde und Steinen, auf denen die Opfer gebracht wurden. Auch beim Tempel stand der Brandopferaltar im Vorhof. Brandopfer waren die Grundform des alttestamentlichen Gottesdienstes: Bei Festen, persönlichen Anlässen oder Amtseinführungen wurde dort geopfert (3Mose 1,2-3; 3Mose 9,2; 3Mose 16,6). Auf dem Altar sollte ein täglicher Opferritus durchgeführt werden, was wir in Vers 3 dann lesen (vgl. 2Mose 29,38-42; 2Kön 16,15). Der Brandopferaltar war somit auch die kleinste und notwendigste Stelle des Tempels, durch ihn und die Opfer darauf konnte das Verhältnis mit Gott wieder bereinigt werden.
  • Die Anknüpfung an Mose macht deutlich: Wir machen es wie im Gesetz geschrieben, wir sind die rechtmäßigen Erben des Bundesvolkes. Der Bund, den Gott mit Israel am Sinai geschlossen hat, gilt jetzt für uns in gleicher Weise, die wir aus dem Exil heimgekehrt sind.
  • So konnte die kleinste Form des alttestamtlichen Opfergottesdienstes gefeiert werden, auch wenn der Tempel noch nicht vorhanden war.

Vers 3:

Warum war es so wichtig, dass der Altar an seinem alten Platz aufgebaut wurde und woher wussten sie, wo der Platz war?

  • Wie schon in Vers 2 war den Heimkehrern wichtig, möglichst genau an die Mosebücher und den vorexilischen Tempel anzuknüpfen, deshalb sollte der Altar an der gleichen Stelle aufgebaut werden. Interessant ist die Frage: Haben die zurückgebliebenen Isareliten in der Zwischenzeit nicht geopfert? Doch, das haben sie – so lesen wir in Jes 41,5, vermutlich aber nur auf Notaltaren, die nicht kultisch konform waren. Möglich ist entweder, dass sie auch an dieser Stelle geopfert haben, aber ohne Priester und ohne vorschriftmäßig gebauten Altar. Oder sie opferten in der Exilzeit versteckt an verschiedenen Stellen und jetzt wurde – mit Erlaubnis des Königs – an diesem Ort erst wieder ein Altar aufgebaut. Deutlich ist: Jetzt wird ein Brandopferaltar gebaut, der kultisch konform, an der richtigen Stelle und korrekt aufgebaut war.

Was ist mit der Furcht gemeint, die die Israeliten befiel?

  • Was mit diesem Halbsatz gemeint ist, ist nicht ganz klar und umstritten, was auch ein Blick in die verschiedenen deutschen Übersetzungen zeigt. Wie hängt die Furcht vor den umliegenden Völkern mit dem Rest des Satzes zusammen? Die hebräische Konjunktion kann hier mehrere Bedeutungen haben: weil, als, obwohl. Wenn man es kausal auffasst, würde es bedeuten: Weil sie Furcht hatten, errichteten sie den Brandopferaltar. Sie kamen in ihrer Angst vor den Völkern zu Gott und suchten bei ihm Hilfe. Wenn man es temporal versteht, heißt es: Als sie Angst hatten, errichteten sie den Altar. Also sie kamen dann trotz ihrer Angst und in ihrer Angst zu Gott. Die konzessive Übersetzung mit „obwohl“ verstärkt dieses trotz der Furcht vor den umliegenden Völkern noch einmal. Ich denke, die hebräische Sprache hält hier bewusst die Vielfalt aus und eine einseitige Auflösung ist nicht notwendig – wie es die meisten Übersetzungen machen. Die beiden Gedanken werden in Zusammenhang gesetzt: Viele aus dem Volk hatten Angst vor den umliegenden Völkern. Und sie errichteten einen Altar. Vermutlich war es bei den einen aus dem Volk gerade aus der Angst vor den Völkern der Schrei zu Gott. Bei anderen stand stärker das trotz/obwohl im Vordergrund. Sie errichteten in ihrer Not und Furcht vor den Völkern einen Brandopferaltar für Gott.

Vers 4:

Was ist das Laubhüttenfest und wann wird es gefeiert?

  • Verknüpft mit den täglichen Opfern, die jetzt auf dem Brandopferaltar gemacht wurden, kommt im siebten Monat das Laubhüttenfest (Sukkot), das vom 15.-23. Tischri gefeiert wird. Das Laubhüttenfest hatte eine vielfache Bedeutung: Zum einen das Wohnen in Laubhütten als Erinnerung an die Wüstenzeit, durch die man nach Israel geführt wurde. Das war für die Rückkehrer des Exils sicher besonders: Wie durch die Wüste, wurden sie durchs Exil geführt zurück in ihre Städte. Zum zweiten wird beim Laubhüttenfest speziell dafür gedankt, dass man das Gesetz Gottes in der Wüste bekommen hat – daran knüpft dann später die Gesetzeslesung von Esra im selben Monat Neh 7,72 an. Zum dritten wird am Laubhüttenfest (September/Oktober) auch für die Ernte gedankt. Vgl. die Vorschriften zum Laubhüttenfest in 3Mose 23,33-44.

Vers 5:

Wie und warum wird das tägliche Opfer, das in Vers 4 schon erwähnt wird, präzisiert? Sollte auch am Neumond geopfert werden, ist das ein jüdisches Fest?

  • Es wird nochmal wiederholt: Täglich wird geopfert. Scheinbar war das Esra besonders wichtig, man kam wirklich dem täglichen Gottesdienst nach! Außerdem möchte er nochmal präzisieren, dass man den einzelnen Rechtsbestimmungen nachgekommen ist. Man brachte die regelmäßigen Brandopfer, die Brandopfer zu bestimmten heiligen Festen und zu Neumonden sowie persönliche und freiwillige Brandopfer. Auch die Neumonde sind ein spezielles jüdisches Fest (daran ist auch der Kalender orientiert), bei denen geopfert werden soll: 4Mose 28,14; 29,6.

Vers 6:

Wie ist der zeitliche Ablauf von Vers 4-6 zu sehen?

  • Vers 4 bis 6 sind hier nicht chronologisch, sondern schildern zusammenfassend, was die Israeliten alles auf dem Brandopferaltar taten. Der 1. Tage des Monats Tischri war der erste, an dem das regelmäßige Opfer passend zu Neumond geopfert wurde. Kurz darauf ab dem 15. Tischri begann dann das Laubhüttenfest (Vers 4).

Überleitung: Der Grundstein war noch nicht gelegt. Obwohl wieder geopfert werden konnte, war allen klar: Der Tempel fehlt noch, wir müssen anfangen, den Tempel zu bauen. darum geht es dann im nächsten Abschnitt (7-13).

Vers 7-8: Vorbereitungen zum Tempelbau:

Vers 7

Was bedeutet Steinhauer und Holzarbeiter?

  • Beide Wörter sind nicht ganz klar. Beim ersten geht es auf jeden Fall um Stein/Metall-Arbeiter. Mit dem zweiten Wort könnten sowohl Stein, Eisen, wie auch Holzarbeiter gemeint sein – es ist wohl ein allgemeineres Wort für Bauarbeiter. Im Kontext ist klar, dass irgendwie Holzarbeiter dabei gewesen sein müssen.

Warum wurde extra Zedernholz vom Libanon geholt?

  • Das Holz von Libanonzedern ist besonders gutes Holz, sehr haltbar und bis zu 40 Meter lang.

Warum wird so präzise geschildert, wie, von wem und wofür das Holz hergebracht wurde?

  • Die präzise Schilderung verwundert: Warum wurden extra Frachtmannschaften aus Sidon und Tyrus angestellt. Warum ist die Besoldung und der Fahrtweg wichtig? Esra schildert das hier vermutlich so genau, um den Juden damals aufzuzeigen: Der neue Tempel wurde genau gleich angegangen wie der erste. Man blieb in der Tradition, man blieb in dem Bundesvolk. Auch in Kön 5,20ff wird von den Sidoniern das Holz gebracht. Die Besoldung ist dort ähnlich mit Weizen und Öl (1Kön 5,25). Selbst die Route über Jafo (später Joppe) war gleich wie beim ersten Tempel (2Chr 2,15). Die Kontinuität zum ersten Tempelbau und das genaue Befolgen des damaligen Ablaufs scheint Esra wichtig zu sein, auch für seine Leser.

Warum war die Erlaubnis des Perserkönigs Kyrus dafür wichtig?

  • Die Erlaubnis bezieht sich hier nicht auf ein Ausbeuten der Libanonwälder, das wurde vermutlich regulär gehandelt. Sondern es geht nochmal allgemein darum: Der Perserkönig hat uns erlaubt, den Tempel aufzubauen. Die anderen Völker, wie beispielsweise die Leute aus Tyrus und Sidon, können also helfen, ohne in Verdacht zu geraten, gegen den Perserkönig zu arbeiten. Er hat den Aufbau erlaubt!

Vers 8:

Warum begann der Tempelbau im zweiten Monat?

  • Zum einen ist der zweite Monat Siw (im Mai/Juni) geschickt zum Start des Baus, durch die Trockenzeit muss man mit weniger witterungsbedingten Unterbrechungen rechnen. Zum anderen ist auch hier die Anknüpfung bei Salomo wieder deutlich: Auch Salomo begann im zweiten Monat mit dem Tempelbau (1Kön 6,1).

Wer war alles bei dem Tempelaufbau beteiligt?

  • Die Formulierung „ihre übrigen Brüder“ ist hier am besten nicht nur auf die direkten Brüder zu beziehen wie in Vers 2, wo explizit von Jeschuas und Serubbabel Brüdern die Rede ist, sondern auf das Ganze Volk; alle Brüder standen hinter dem Tempelbau – auch wenn sie wahrscheinlich auf verschiedene Weise beteiligt waren. Eine besondere Rolle spielten natürlich die Priester und Leviten, die extra erwähnt werden.

Was war die Aufgabe der Leviten über 20 Jahren und war das der normale Arbeitsbeginn?

  • Die Leviten hatten den Auftrag, den Bau zu leiten. Sie waren diejenigen, die nachher (in ihren Aufgabenbereichen) am Tempel arbeiten mussten und die Zeit hatten, sich intensiver mit den Vorgaben für den Tempel zu beschäftigen.
  • Das Alter, ab dem Leviten anfangen durften zu arbeiten, schwankt in der Bibel immer wieder, manchmal durften sie ab 20 (1Chr 23,24.27; 2Chr 31,17), manchmal ab 25 (4Mose 8,24f) und manchmal ab 30 (4Mose 4,3ff; 1Chr 23,3) Jahren arbeiten. Die unterschiedlichen Altersangaben können auch nicht an den speziellen Aufgaben am Tempel liegen, wenn man die Texte vergleicht; die unterschiedliche Angabe in 1Chr 23 verwundert etwas. Deutlich wird: Es war nicht entscheidend, ob man mit 20,25 oder 30 anfing. Vermutlich wurde einfach praktisch gedacht: Wenn Not am Mann war, wie beispielsweise hier nach dem Exil, als es zu wenig Leviten gab, durften auch schon jüngere Leviten größere Aufgaben wahrnehmen. Andererseits ist gut vorstellbar, dass die „Ausbildung“ zu einem Dienst unterschiedlich lang ging und es nur ungefähre Angaben sind, wann Leviten ihren Dienst antraten.

Vers 9: Grundsteinlegung beim Tempel

Ist hier der gleiche Jeschua gemeint wie in den Versen davor?

  • In diesem Vers werden nun die Leviten aufgezählt, die das Werk am Tempel Gottes leiteten und Aufsicht übten. Auch wenn es auf den ersten Blick der schon bekannte Jeschua zu sein scheint, ist das hier nicht der Fall. Jeschua aus der Hohepriesterlinie war der Sohn Jozadaks (Esra 3,8). Jeschua der Levit, der hier den Bau mit anderen Leviten leiten sollte, war hingegen Sohn von Kadmiel, ein normaler Levit (Neh 12,8.24). Es gab also zwei verschiedene Jeschuas. Jeschua bedeutet: Gott rettet, Gott hilft (wie auch Jesus).

Vers 10-11: Der Weihegottesdienst zur Grundsteinlegung

Woher kam die Liturgie für den Weihe-Gottesdienst?

  • Auch in diesen beiden Versen sind die direkten Parallelen zum ersten Tempelbau und seiner Einweihung erstaunlich. Es zeigt, dass der Tempelbau über die Jahrhunderte durch die niedergeschriebenen Schriften und die überlieferte Tradition ganz im Gedächtnis der Menschen war.
  • Es gibt viele Parallelen von der Tempeleinweihung bei Salomo (2Chr 5), der Tempelreinigung unter Hiskia (2Chr 29) zu der Tempelgrundsteinlegung hier.
  • Sie spielten Trompeten und Zimbeln wie in 2Chr 5,12.13 und 29,27 – allerdings gab es dort noch mehr Instrumente. Trompeten waren ähnlich wie heutige Trompeten, nur einfacher. Zimbeln sind Becken, die man aneinanderschlägt.
  • Sie singen alle zusammen genau das gleiche Lied wie bei der ersten Tempeleinweihung (2Chr 5,13; 7,3).

Was ist mit Lobpreis hier gemeint (so in der Lutherübersetzung)?

  • Im Hebräischen doppelt man gerne Aussagen, um sie noch stärker zu machen. Deshalb ist hier von Lob und Preis und in der zweiten Hälfte von Jubel und Freudengeschrei die Rede. Der Begriff Lobpreis ist somit zwar eine Tautologie, weil sozusagen das gleiche zweimal gesagt wird – das ist aber gerade im Hebräischen nicht unüblich, wie wir an vielen Stellen und auch hier sehen: Der überschwängliche Lob soll zum Ausdruck kommen bei diesem Lob-Gottesdienst.

Vers 12-13: Die unterschiedlichen Empfindungen beim Weihegottesdienst

Warum weinten viele, als der Grundstein zum Haus gelegt wurde und gefeiert wurde?

  • Die Tränen vieler Älteren und Familienoberhäuptern lagen daran, weil sie den alten Tempel gesehen hatten. Während der alte Tempel prunkvoll und prächtig war, sah jetzt vermutlich noch ein großer Teil von Jerusalem zerstört und zerfallen aus. Vom Tempel war nur der Grundstein gelegt – und auch der vermutlich schlichter als beim salomonischen Tempel. Bei dem Vergleich kamen manchen der Älteren die Tränen. Vielleicht war damit verknüpft auch die Erinnerung an die eigene Schuld, die Tränen in die Augen rief: Gott hatte den Tempel wegen ihrer Schuld zerstören lassen und jetzt mussten ihre Nachkommen alles wieder von Anfang an aufbauen.

Warum jubelten auf der anderen Seite viele?

  • Die anderen, gerade die Jüngeren, die gar keinen Tempel mehr kannten, jubelten vor allem. Sie freuten sich und sahen die rettende Hand Gottes: Wir können uns unseren eigenen Tempel in Jerusalem wiederaufbauen! Sie jauchzten und jubelten sogar so laut über das, was Gott ihnen ermöglicht hatte, dass man es weithin hörte. Sie waren total begeistert. Die Tränen und der Freudenjubel konnten kaum unterschieden werden; gut vorstellbar ist, dass manchen gleichzeitig Tränen und Freude in den Augen standen.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Unsere Geschichte spielt im Alten Testament, deshalb lassen sich viele Punkte nicht direkt auf den heutigen Hörer übertragen. Für die Israeliten war der Brandopferaltar zentral, weil durch ihn und die Opfer darauf das Verhältnis zu Gott bereinigt und wiederhergestellt wurde. Das wollten und sollten sie täglich machen. Im Gegensatz dazu brauchen wir im Neuen Bund diese Opfer und den Altar nicht mehr, weil Jesus schon ein für allemal für uns gestorben ist und das Verhältnis zu Gott wiederhergestellt hat (Hebr 7,27; 1Petr 1,19). Aber auch für uns ist wichtig, uns täglich an diese entscheidende Grundlage des Glaubens zu erinnern, die der wichtigste und erste Baustein für einen Gottesdienst ist.

Damals war dann der klare Auftrag an Israel: Baut mir einen Tempel, in dem ich mich niederlasse, mitten unter euch, um bei euch zu wohnen. Auch dieser Auftrag gilt natürlich im Neuen Testament nicht mehr. Im Neuen Testament wird zum einen vom einzelnen Christen als Tempel Gottes gesprochen, den wir rein und heilig halten sollen und in dem Gott wohnt (1Kor 6,19). Außerdem wird im Neuen Testament die Gemeinde als Tempel angesehen (Eph 2,21). Die Übertragung kann hier nicht eins zu eins geschehen, aber ähnlich wie die Israeliten den Grundauftrag hatten, den Tempel zu bauen nach Gottes Maßstäben, sollen wir unser eigenes Leben nach Gottes Maßstäben bauen und die Gemeinde als seinen Tempel bauen und pflegen.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Spannend ist dieser Text gerade in der heutigen Zeit, wo vermutlich (auch im Januar) manches in der Gemeinde nicht so möglich ist. Wie bei Israel damals, müssen wir teilweise improvisieren und überlegen, wie wir das Grundlegende, das Nötigste ausüben und aufrechterhalten können in unserer Situation. Worauf setzen wir die Prioritäten, wenn manches wegfällt?

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Hier möchte ich einige mögliche Anwendungen des Textes aufzeigen, die man teilweise mit aufnehmen kann in einer Predigt:

Vers 1-6: Der Brandopferaltar – das Verhältnis zu Gott wird geklärt

  • Die Israeliten versammelten sich wie ein Mann: Ohne Aufruf oder Zwang war ihnen klar: Wir wollen Gott das Lob und die Ehre dafür geben. Sind wir schon so selbständig im Glauben und im Setzen von Prioritäten, oder kommen wir nur, wenn andere uns einladen oder ermutigen, dran zu bleiben?
  • Serubbabel (Spross Babels) und Jeschua (Gott rettet/hilft – wie Jesus); beide Namen zusammen zeigen, wie Gott aus Babel errettet und den Neuanfang ermöglicht, wie später auch durch Jesus und uns. Wir sind dann der Serubbabel, der Spross der Welt, der von Jesus herausgerettet wird.
  • Sie bauten den Brandopferaltar, das war die erste Priorität. Straßen, Häuser, Versorgung war zweit-/drittrangig und wurde links liegen gelassen. Der Brandopferaltar war das Entscheidende, weil es dabei um das Verhältnis zwischen Gott und Mensch geht, das bereinigt werden soll. Ist dieses Verhältnis bei dir und mir geklärt? Lege ich darauf die Priorität?
  • Es ging den Israeliten nicht in erster Linie um die Tradition, sondern sie verstanden, warum der Tempel wichtig war: Wegen den Opfern und der Beziehung zu Gott. Deshalb ließen sie die Tradition nicht fallen, aber darauf lag der Schwerpunkt.
  • Legen wir darauf die Priorität? Bei unserer Beziehung zu Gott und im Weitersagen des Wortes Gottes bei anderen, dass sie mit Gott Frieden erhalten? Sagen wir Gottes Wort weiter?
  • Gedanke von Bonhoeffer dazu (Gemeinsames Leben, Seite 87): Das Entscheidende ist, Gottes Wort weiterzusagen, damit das Verhältnis mit Gott wiederhergestellt wird – oder auch Christen Gottes Wort immer wieder zusprechen. Aber vorausgehen muss dem immer ein dreifacher Dienst: Das Zuhören, die tätige Hilfsbereitschaft und das Ertragen des anderen. Erst dann werden Menschen (häufig) bereit, sich Gottes Wort vom anderen zusprechen zu lassen, ob Christ oder Noch-Nicht-Christ.
  • Damals war viel Improvisation nötig: Wie können wir den Brandopferaltar in den Umständen möglichst gut und bibelgetreu, aber doch realistisch, bauen? Ohne Tempel, ohne Not-Zeltdach darüber? Auch während Corona müssen wir teilweise improvisieren, wie lässt sich Gemeinde und Gottesbeziehung leben, wenn teilweise Gruppen nicht stattfinden können? Auch da hilft es zu überlegen: Was ist denn das Notwendige, das Zentrale – bei was geht es um unser Verhältnis zu Gott?
  • Jesus ist unser Brandopfer (Hebr 7,27), deshalb müssen wir nicht mehr täglich opfern. Aber wir können von den Isareliten lernen: Lasst uns täglich an dieses Opfer Jesu gedenken, denn es ist die Grundlage von unserem Leben und Glaubensleben.
  •  Vers 2,3,4,10 machen deutlich: Alles wurde genauso gemacht, wie es angeordnet war. Gottes Wort wurde zur Richtschnur genommen. Auch für Christen gilt: Lasst uns Gottes Wort zur Richtschnur nehmen. Das Verhältnis mit Gott wiederherstellen, ohne danach zu ringen, sich an Gottes Wort zu halten, funktioniert nicht. (Wie manche sagen: Ich bin Christ, bin errettet, aber die christlichen Regeln und Ethik, die in der Bibel stehen, die gefallen mir nicht).
  • Es wird wie früher gemacht, auch die Traditionen werden nicht außer Acht gelassen – insoweit sie mit der Bibel übereinstimmen. Traditionen wertschätzen und hinterfragen.
  • In Vers 3: Die Israeliten kamen gerade in ihrer Furcht und Angst zu Gott. Wohin treibt uns Angst und Sorge – gehen wir damit zu Gott? Es ist in Ordnung, mit Angst und Furcht zu Gott zu kommen. Manchmal gehört das sogar dazu.

Vers 7-9: Der Grundstein für den Tempel – Gottes Auftrag zum Tempelbau

  • Alle beteiligten sich am Tempelbau und brachten mit ein, was sie konnten. Das ist auch heute beim Gemeindebau wichtig!
  • Die Erlaubnis des Königs von Persien war den Isareliten wichtig: Hätten sie es auch illegal gemacht oder tun sollen? Vermutlich nicht, weil es nicht möglich war in den 70 Jahren zuvor, als es nicht erlaubt war. Jetzt war ihnen klar: Wir haben die Erlaubnis, Gott hat das verfügt, wir bauen nun!
  • Gott wurde an die erste Stelle gesetzt: Wir wollen den Tempel bauen, direkt nachdem unser Verhältnis zu Gott geklärt ist. (Mt 6,33 – Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes). Welche Rolle spielt Gott und sein Reich, die Gemeinde, in unserem Leben? Natürlich sollen wir uns nicht überarbeiten bis zum Burn-Out oder Ähnliches. Aber in welchem Verhältnis stehen Hobbys zur Gemeinde, welche Priorität hat der Gemeindebau?

Vers 10-13: Der Weihegottesdienst: Gottes Wirken im Leben bewirkt Freudengeschrei und Weinen gleichzeitig

  • Der Weihegottesdienst und das Gotteslob machen deutlich: Schritt 1 und 2 sind nur Gott zu verdanken. Er hat das Opfer ermöglicht und gnädig angesehen. Er hat die Grundlegung für den Tempelbau möglich gemacht. Ihm gebührt die Ehre für alles!
  • Wenn Gott wirkt, bewirkt das Weinen und Freude. Weinen, weil man erkennen muss: Es ist nicht mein Verdienst, ich bin schuldig – wie die Älteren damals von Israel. Mein Gebautes ist nicht prunkvoll und schön, wenn Gott es nicht baut. Gleichzeitig bewirkt es Freude: Gott ermöglicht den Neustart, den Neubeginn und die Beziehung zu ihm. Gott tut Neues.
  • Begeisterung, Lobpreis: Sind wir so begeistert von dem, was Gott in unserem Leben getan hat und wie er uns vergeben hat, dass man es weithin hört?
  • Besonders die Jüngeren, die nicht mehr den alten Tempel kannten, jubelten, waren optimistisch und lobten Gott lautstark.

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Gott erbarmt sich eines Volkes und schenkt wieder einen Altar

Gott ermöglicht den geistlichen Neuanfang und ermöglicht geistliches Wachstum

Start am Punkt Null

Sein Leben neu auf Gott hin ausrichten – was sind meine Prioritäten in einer Zeit, wo manches wegfällt?

Gott die erste Priorität im Leben geben – Freude und Tränen verknüpfen

3.2 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Textgliederung:

  1. Der Brandopferaltar wird aufgebaut und der tägliche Gottesdienst ermöglicht (1-6)
  2. Der Grundstein für den Tempel wird gelegt (7-9)
  3. Ein Weihegottesdienst wird gefeiert, um Gott zu loben (10-13)

Predigtgliederung:

Thema:

Gott ermöglicht den geistlichen Neuanfang und ermöglicht geistliches Wachstum

Titel: Start am Punkt Null

  1. Das Verhältnis zu Gott muss geklärt sein – der Brandopferaltar (1-6)
  2. Der Auftrag Gottes ist der Tempelbau: Im eigenen Leben und in der Gemeinde (7-9)
  3. Für das hergestellte Verhältnis zu Gott und Gelingen beim Tempelbau gilt Gott aller Lob (10-13)

Alternativ:

Thema:

Sein Leben neu auf Gott hin ausrichten: Was sind meine Prioritäten in einer Zeit, wo manches wegfällt?

Titel:

Vier Prioritäten für mein Leben

  1. Die erste Priorität: Das Verhältnis zu Gott (1-6)
  2. Die zweite Priorität: Gottes Wort zur Richtschnur machen (1-13)
  3. Die dritte Priorität: Dienst am Haus Gottes (7-9)
  4. Die vierte Priorität: Dankbar Gott loben, weil er alles schenkt (10-13)

3.3 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Eine gute Beispielgeschichte für‘s Prioritäten-Setzen ist die von James Lewis Kraft (aus der Predigt von Wolfgang Nestvogel) – nachzulesen auf:

  • https://fgbt.org/Testimonies/james-lewis-kraft.html
  • Eine kurze Zusammenfassung: Er selbst hatte den Traum, eine eigene große Käseproduktion zu machen. Er kaufte sich sein Pony Paddy und transportierte damit als fleißiger Arbeiter Produkte. Eines Tages spricht er mit seinem Pony: Irgendetwas läuft falsch, ich arbeite fleißig, hänge mich rein, aber der Profit steigt nicht. Vielleicht sollte ich lieber Gott die erste Priorität im Leben geben. Also legte er seinen Schwerpunkt darauf, Gott zu dienen und für ihn zu leben. Ab da an ging es auch mit seiner Firma weiter, sie wuchs und er wurde zu einem großen Lebensmittelunternehmer.

Es bietet sich in dieser Predigt durchaus auch an, von der eigenen Gemeinde-Geschichte kurz zu erzählen und zu berichten. Wie ist die Gemeinde entstanden, wie hat Gott sie bewahrt, entstehen lassen? Durch Schwierigkeiten hindurch – wie auch bei den Israeliten beim Tempelbau – aber er hat letztendlich die Gemeinde in seiner Hand.

Furcht und Angst im Leben treibt uns manchmal zu Gott: Eine gute Möglichkeit zum persönlichen Zeugnis, indem man erzählt, wo Sorge oder Angst im eigenen Leben einen zu Gott getrieben hat. 

(Samuel Koser)