Predigtthema: Jakob: Wo Himmel und Erde sich berühren
Predigttext: 1. Mose 28, 10-22
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Die Geschichte von Jakob und Esau steht im Zusammenhang der Vätergeschichten im 1.Mose-Buch (Genesis) von Kapitel 12-36. Beginnend mit der Berufung Abrams, später Abrahams und dem Segen, über dessen Sohn Isaak und seinen Söhnen Jakob und Esau. Jakob als der Gesegnete und Esau der Gesegnete zweiter, ja dienender Wahl. Das Kapitel 36 beschäftigt sich mit den Nachkommen Esaus. Jakobs Söhne, die letztlich die Stammväter Israels werden sollten. Mit der Josef-Geschichte ab Kapitel 37-50 geht das Leben Jakobs seinem Ende entgegen und läuft parallel zu Josefs Geschichte. Jakobs und Josefs Tod beschließen das 1. Buch Mose.
In den „Vätergeschichten“ kommt der Segen Gottes, der sich durch die Bibel wie ein roter Faden hindurchzieht, zum Vorschein. Die „Väter“ als die Träger des Segens begegnen uns von da an in der ganzen Bibel und sind somit der Beginn der zusammenhängenden Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk.
Zum Kontext der zu behandelnden Geschichte ist zu sagen, dass Isaak Gott bittet, dass seine Frau schwanger werde. Und Gott schenkt seiner Frau gleich Zwillingssöhne. Beide scheinen von großem Temperament zu sein und „stießen sich“ schon im Bauch der Mutter (25, 22). Dieses Merkmal lässt sich in der gesamten Geschichte Israels immer wieder beobachten. Auch und gerade nach dem Tod der beiden werden ihre Rivalitäten unter ihren Völkern (Israel/Edom) ausgefochten werden (2.Kö 3, 8.9.12). In Kapitel 25, 23 spricht der Herr Rebekka die Verheißung zu, dass ihre beiden Söhne für zwei zukünftige Völker stehen, wo das eine dem anderen unterlegen sein wird und der Ältere dem Jüngeren dient. Diese Rivalität scheint aber auch in der Familie gefördert zu werden, denn „Isaak hatte Esau lieb und aß gern von seinem Wildbret; Rebekka aber hatte Jakob lieb.“ (25, 28)
In Kap. 25, 29-34 verschlingt Esau zum ersten Mal seinen „Erstgeborenen-Status“ mit einem Linsengericht.
Esau heiratet zwei Hetiterinnen, was ihm als „Sohn Abrahams“ untersagt gewesen ist (Kap. 24, 3). Hierbei verspielt er eigentlich sein Erstgeburtsrecht bereits das zweite Mal. Das machte seinen Eltern Isaak und Rebekka „viel Herzeleid“. Hans-Jörg Bräumer schreibt dazu in der WSB: „Mit der Entscheidung zwei Hetiterinnen zu heiraten, löst sich Esau bewusst vom „Haus Abrahams“ und verscherzte somit endgültig „Erbe des Abrahamssegens zu werden.“
Die Erzählung von Jakob und Esau beinhaltet die Frage nach Segen, aber auch dem Gegenteil, dem Fluch. Was für Jakob bei allen Umständen und menschlichem Handeln sich wirklich zum Segen gewendet hat, das ist für Esau nur die verspielte Erstgeburt, die ihm nicht nur nicht zum Segen im persönlichem Leben wurde, sondern auch darüber hinaus als „Stammvater“ der Edomiter letztlich zum Fluch im Sinne von unheilvoller Geschichte des Kampfes wurde (siehe 27, 40 / 2.Könige 8, 20-22). Allerdings ist auch die Geschichte Jakobs nach seinem Tode in ihrem Fortlauf im Volk Israel immer wieder von Rückschlägen und einem „Abwenden von Gott“ begleitet (z.B. Hosea 12). Wobei auch da sich Segen und Fluch einander begegnen. Der Segen für Jakob reiht sich ein in folgende Abschnitte des AT, bei denen es um „den Segen für die Völker durch die Väter und deren Nachkommen“ geht: Gen 12, 2f; 17, 16.20; 18, 18; 22, 17f; 26, 4.24; 28, 3.14; 32, 13; 35, 9-11; 48, 3f.
Die Flucht vor dem Bruder, die sich nun anschließt, beschreibt uns das „Führen“ Gottes an seinem gesegneten Jakob. Das zeigt uns zum einen den führsorglichen Gott, der von sich selbst als der „Ich bin“ spricht (siehe …), aus dem geöffneten Himmel heraus. Somit reiht sich der Text an viele Texte in denen Gott sich als „Ich bin“ vorstellt im AT bis hin natürlich in das NT zu Jesus Christus seinem Sohn, der als die göttliche Wahrheit in diese Welt gekommen ist und als einziger das göttliche „Ich bin“ auf der Erde repräsentieren kann, als Sündloser und Gesandter Gottes, des allmächtigen Vaters im Himmel. Und zum anderen, dass Segen und Fluch beieinander durch die Geschichte gehen. Jakob flieht in die Knechtschaft (Fluch) zu Laban und darf dort aber „die Entfaltung des Abraham-Segens“ erleben. Den Betrug an der eigenen Person muss er allerdings auch erleben.
Hellmuth Frey schreibt dazu: „Er zeigt uns das Leben Jakobs, ausgehend in hässlicher Menschlichkeit und gleichzeitig über diesem Wirrsal von Menschlichkeiten lauter Plan und Führung, die ans Ziel tragenden Hände Gottes. Beides – Fluch und Segen – kommt aus Gottes Hand. Der Fluch ist seine Antwort auf die Eigenmächtigkeit des frommen Menschen Jakob.“
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
- Die Wuppertaler Studienbibel WSB): AT Band 1“ lohnt sich als Lektüre, die den zu bearbeitenden Text in guter, ausführlicher und verständlicher Weise behandelt und erklärt. Hierbei lohnt sich die Lektüre des Exkurses zum Thema Segen auf den Seiten 288-294.
- Band 1 aus „Das AT erklärt und ausgelegt von John F. Walvoord / Royy B. Zuck“ bieten einen kurzen und verständlich zu lesenden Einblick in den Text bzw. bieten sie darüber hinaus, genügend Inhalt zum Nachdenken und Reflektieren für die Predigt
- Hellmuth Frey, Das Buch des Kampfes – Kapitel 25-35 des 1. Buches Mose, Seite: 77-83 Calwer Verlag Stuttgart
- Hierbei lohnt sich der Exkurs auf den Seiten 72-76 zum Thema: „Biblischer Ausblick – Die Botschaft der Jakobsgeschichte wird durch die ganze Bibel bestätigt“
- Für Begriffe oder Redewendungen ist es auch ein Gewinn, eine Konkordanz zur Hilfe zu nehmen. Dadurch lassen sich viele Entdeckungen durch die gesamte Bibel hindurch machen.
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
V 10: Jakob flieht vor Esau und zieht los. Sein Ziel Haran, die Heimat seiner Verwandten.
Haran: „das Gebiet, wohin sich Terachs Stamm nach dem Auszug aus Ur wandte (Gen 11, 31). Es liegt an der Karawanenstraße Ninive – Kleinasien in Nord-West-Mesopotamien am östl. Euphratufer. Die Überlieferung hat es als Heimat Abrahams und Labans bezeichnet.“ (Rost, Leonhard und Reicke, Bo (Hrsg): Biblisch-Historisches Handwörterbuch, Band II)
Gen 11, 31: „Die Heimat Abrams“
12, 4: „Abrams Auszug aus Haran“
27, 43 „Jakobs Flucht nach Haran“
Apg. 7, 2.4: „Die Rede des Stephanus“
Beerscheba: „Grundwasserbrunnen der Sieben (Gen 21, 29) oder Schwurbrunnen (Gen 21, 30f). Die Grundwasserbrunnen, die dem Ort den Namen geben, werden auf Abraham zurückgeführt (Gen 21, 25ff) der dort nach Isaaks Geburt gewohnt, Tamarisken gepflanzt (Gen 21, 33) und eine Kultstätte errichtet hat.“ (Rost, Leonhard und Reicke, Bo (Hrsg): Biblisch-Historisches Handwörterbuch, Band I)
1.Mose 21, 14: „Da zog sie (Hagar) hin und irrte in der Wüste umher bei Beerscheba“
Der Bund zwischen Abraham und Abimelech 21, 31f: „Daher heißt die Stätte Beerscheba, weil sie beide miteinander da geschworen haben.“
21, 33: „Abraham aber pflanzte einen Tamariskenbaum in Beerscheba und rief dort den Namen des Herrn, des ewigen Gottes an.“
Abraham kehrt zurück nach Beerscheba, nachdem er seinen Sohn behalten durfte 22, 19
Der Bund Isaaks mit Abimelech Gen 26, 23.33: „Und er nannte ihn (den Brunnen) Schwur, daher heißt die Stadt Beerscheba bis auf den heutigen Tag.“
Gen 46, 1: „Israel zog hin mit allem, was er hatte. Und als er nach Beerscheba kam, brachte er Opfer dar dem Gott seines Vaters Isaak.“
Josua 15, 28 „Die Städte Judas“
Josua 19, 2 „Das Erbteil der übrigen sechs Stämme“
1.Samuel 3, 20, Richter 20, 1, 2.Chronick 19, 4, 30, 5: Beerscheba an der Grenze des Landes
1.Samuel 8, 2 „Die Richter zu Beerscheba“
V 11: Jakob findet Ruheplatz und Stein für sein Haupt
Stätte:
13, 14: „sieh von der Stätte aus, da du wohnst“ – Wohnstätte
19, 13: „wir werden diese Stätte verderben“ – Unheilsstätte (Sodom & Gomorra)
22, 4: „Abraham sah die Stätte von ferne“ – Opferstätte
22, 14: „Abraham nannte die Stätte „Der Herr sieht“. Daher man heute noch sagt: Auf dem Berge, da der Herr sieht.“ – Gedenkstätte
28, 17: „Und er fürchtete sich und sprach: „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels“ – Heilige Stätte
32, 31: „und Jakob nannte die Stätte Pnuel (Angesicht Gottes), denn, sprach er, ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet.“ – Stätte der Gottesbegegnung
Josua 1, 3: „Jede Stätte, auf die eure Fußsohlen treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose zugesagt habe“ – „Jede Stätte (innerhalb des verheißenen Landes) habe ich Euch gegeben!“
V12: Jakobs Traum – Der Himmel steht offen!
Traum: Gottesbegegnungen im Traum, begegnet uns immer wieder in der Bibel:
- Abimelech Gen 20, 3
- Jakob Gen 31, 11-13 als „der Engel Gottes“
- Laban Gen 31, 24
- Salomo 1Kön 3, 5
Engel:
Psalm 91, 11f: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“ (Vgl. Matthäus 4, 6)
Lukas 20, 36: „Denn sie können hinfort auch nicht sterben, denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, weil sie Kinder der Auferstehung sind.“
Johannes 1, 51: „Und er spricht zu ihnen: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: „Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren über dem Menschensohn.“
Apostelgeschichte 7, 55f: „Er (Stephanus) aber, voll Heiligen Geistes, sah auf zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehen zur Rechten Gottes
und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“
1.Petrus 3, 22: „Welcher ist zur Rechten Gottes, aufgefahren gen Himmel, und es sind ihm untertan alle Engel und die Gewalten und die Mächte.“
Hebräer 1, 16: „Sind sie nicht allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil ererben sollen?“
V13-15: Gott spricht!
Gott spricht!
Gott stellt sich vor! – „ICH BIN!“
Die Verheißung der Väter und die Verheißung des Landes geht an Jakob über. Ihm wird „das Land darauf du liegst“ versprochen – als das zukünftige „zu Hause“ seiner Nachkommen, die so zahlreich wie „der Staub auf Erden“ werden sollen. Die Ausdehnung des Landes wird beschrieben als ausgehend von „Westen und Osten, Norden und Süden“ – also überall hin! Gott verspricht Jakob: „durch dich und deine Nachkommen sollen alle gesegnet werden“!
„ICH BIN!“ und „ICH WILL!“ – Gott stellt sich vor und er macht seinen Willen kund. Und sein Wille ist in seiner Geschichte als Verheißung und als Erfüllung als „die“, nämlich seiner Wahrheit erkennbar! – Heilsgeschichte
Das verheißene Land:
Gen 13, 15: „Das Land das Du siehst, will ich dir geben und deinen Nachkommen ewiglich“
Gen 17, 8: „Ich will dir und deinem Geschlecht nach dir das Land geben, darin du ein Fremdling bist, das ganze Land Kanaan, zu ewigen Besitz und will ihr Gott sein.“
Exkurs „ICH BIN!“ – GOTT!:
- Ich bin dein Schild“ Gen 15, 1 Abram
- „Ich bin der Herr“ Gen 15, 7 Verheißung des Landes; Ex 6, 6: „Ich bin der Herr und will euch wegführen von den Lasten“
- „Ich bin der allmächtige Gott“ Gen 17, 1; 35, 11
- „Ich bin Dein Gott“ Gen 17, 7
- „Ich bin der Gott deines Vaters Abraham“ und „ich bin mit dir“ Gen 26, 24
- „Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott“ Gen 28, 13
- „Ich bin der Gott zu Bethel“ Gen 31, 13
- „Ich bin Gott, der Gott deines Vaters“ Gen 46, 3
- „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“ Ex 3, 6;
- „Ich bin herniedergefahren“ Ex 3, 8
- „Ich bin der Herr, dein Arzt“ Ex 15, 26
- „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.“ Ex 20, 2
- „Ich bin gnädig“ Ex 22, 26
- „Ich bin der Herr, euer Gott“ Lev 18, 2
- „Ich bin heilig“ Lev 19, 2
- „Ich bin, der Herr, der euch heiligt“ Lev 21, 8
- „Ich bin dein Anteil und dein Erbteil inmitten der Israeliten“ Nu 18, 20
- „Ich bin der Herr, der mitten unter den Israeliten wohnt“ Nu 35, 34
- „Ich bin ein eifernder Gott“ Lev 5, 9
- „Ich bin dein Heiland“ Jes 43, 3
- „Ich bin der Herr und außer mir ist kein Heiland“ Jes 43, 11
- „Ich bin der Herr, euer Heiliger, der ich Israel geschaffen habe, euer König“ Jes 43, 15
- „Ich bin der Erste und ich bin der letzte, und außer mir ist kein Gott“ Jes 44, 6
- „Ich bin euer Tröster!“ Jes 51, 12
- „Darum soll an jenem Tag mein Volk meinen Namen erkennen, dass ich es bin, der da spricht: Hier bin ich!“ Jes 52, 6
- „Ich bin euer Wahrzeichen“ Hes 12, 11
- „Ich bin sehr zornig“ Sach 1, 15
- „Ich bin nicht gekommen aufzulösen“ Mat 5, 17
- „Ich bin nicht gekommen Gerechte zu rufen, sondern Sünder“ Mt 9, 13
- „Ich bin nicht gekommen Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ Mat 10, 34
- „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“ Mt 11, 29
- „Ich bin´s fürchtet euch nicht!“ Mt 14, 27
- „Ich bin Gottes Sohn“ Mt 27, 43
- „Ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt Ende“ Mt 28, 20
- „Ihr sagt es, ich bin es“ Lk 22, 70
- „Ich bin gekommen in meines Vaters Namen“ Joh 5, 43
V16-19: Jakob erwacht aus der Gottesbegegnung und errichtet einen Gedenkstein
Jakob erwacht und ist sich sicher, dass er eine Gottesbegegnung im Schlaf hatte. Dieses heilige Erlebnis bringt ihn in eine ehrfurchtsvolle Haltung vor Gott. Er errichtet an der Stelle seines Nachtlagers eine Gedenkstätte. Ja er sieht die Stelle als „die Pforte zum Himmel“. In Johannes 1, 51 spricht Jesus zu seinen Jüngern davon, dass sie „den Himmel offen sehen“ werden und „die Engel Gottes hinauf- und herabsteigen sehen über dem Menschensohn“. Jesus als der Sohn Gottes auf Erden, als der offene Himmel, der einen Blick zulies in das „Himmelreich“. Stephanus konnte in seiner tiefsten Bedrängnis diese Zusage erleben (Apg 7). Das Steinmal begegnet uns weiterhin in Genesis, wie auch durch das AT:
2.Samuel 7, 12: „Da nahm Samuel einen Stein und stellte ihn auf zwischen Mizpa und Schen und nannte ihn „Eben Eser“ (Stein der Hilfe) und sprach: „Bis hier her hat uns der Herr geholfen.“
Steinmal als:
- Gen 31, 45: „Da nahm Jakob einen Stein und richtete ihn auf zu einem Steinmal“ und 51: „Und Laban sprach zu Jakob: „Siehe, das ist der Haufe, und das ist das Steinmal, das ich aufgerichtet habe zwischen dir und mir“ – Begegnungsstelle
- Lev 26, 1: „Ihr sollt euch keine Götzen machen und euch weder Bild noch Steinmal aufrichten, … in eurem Lande, um davor anzubeten, denn ich bin der Herr, euer Gott“ – Gott möchte keine Steinmale, die angebetet werden – Götzendienst
- Deu 16, 22: „Du sollst dir kein Steinmal aufrichten, denn das hasst der Herr, dein Gott.“
- Micha 5, 12: „Ich will deine Götzenbilder und Steinmale aus deiner Mitte ausrotten, dass du nicht mehr anbeten sollst deiner Hände Werk.“
Der Ort, den Jakob, Bethel nannte, bedeutet „Gotteshaus“. Der nahe Ort Luz wurde später in Bethel umbenannt. Bethel begegnet uns im AT immer wieder in Verbindung mit Jakobs Geschichte aber auch in der Geschichte seiner Nachkommen. Eben auch einem Ort von Fluch und Segen / Gottesdienst und Götzendienst:
- Gen 31, 13: „Ich bin der Gott, der dir zu Bethel erschienen ist, wo du den Stein gesalbt hast, und du hast mir daselbst ein Gelübde getan“
- Gen 35, 7: „und er baute dort einen Altar und nannte die Stätte El Bethel, weil Gott sich ihm daselbst offenbart hatte, als er vor seinem Bruder floh.“
- Könige 12, 28f: „Der König (Jerobeam I) hielt einen Rat und machte zwei goldene Kälber und sprach zum Volk: „Es ist zu viel für euch, dass ihr hinauf nach Jerusalem geht, siehe da ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat. Und er stellte eins auf in Bethel und eins in Dan“
- Könige 23, 15: „Auch den Altar in Bethel, die Höhe, die Jerobeam gemacht hatte, der Sohn Nebaats, der Israel sündigen machte, diesen Altar brach er ab, zerschlug seine Steine und machte sie zu Staub und verbrannte das Bild der Aschera.“
V20-22: Jakob macht einen Handel mit Gott – „Du gibst mir und ich gebe Dir!“
Jakob scheint sich nicht so recht sicher zu sein, dass Gott mit ihm sein wird auf dem Weg, den er geht. Er macht mit Gott bzw. mit sich selbst einen Handel. Wenn ER mich behütet auf meinen Wegen und mich wohlbehalten zu meinem Vater zurückbringt, dann soll er „mein Gott sein“. Sein Einsatz, der zehnte Teil seiner Einnahmen. Und der Ort dieser Begegnungsstätte soll ein „Haus Gottes werden“. Das ist auch die erste Stelle der Bibel, in der von einem „Haus Gottes“ die Rede ist. So ein Handel oder „Gelübde“ mit Gott nimmt Gott selber sehr ernst und fordert es auch ein. Da heißt es in:
- Deu 23, 22: „Wenn du dem Herrn, deinem Gott, ein Gelübde tust, so sollst du nicht zögern, es zu erfüllen, denn der Herr, dein Gott, wird´s von dir fordern, und es wird Schuld auf dich fallen.“
- Samuel 15, 7: „Nach vier Jahren sprach Absalom zum König: Ich will hingehen und mein Gelübde in Hebron erfüllen, das ich dem Herrn gelobt habe.“
Die beiden Stellen zeigen deutlich, wie Gott es erstens im Gesetz regelt, bzw. wie es zweitens z.B. Absalom wichtig ist, das Seine auch zu erfüllen.
- Verstehen, worum es geht
2.1. Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Advent, Ankommen in der Welt, für dich. Jakob darf sehen und hören: ihm steht der Himmel offen. Jesus ist angekommen. Der Himmel ist zur Welt gekommen. Endlich! Willkommen, Jesus!
Wir feiern Advent, wir freuen uns auf das Geburtstagsfest von Jesus. Advent ist irgendwie „alle Jahre wieder“ begleitet von Stress, Konsum und der Vorstellung eines Ideals vom „Fest des Jahres“. Und doch ist es ein Geburtstag, der damals fern ab von jeglichem Konsum, Stress und erst recht von einem Ideal stattgefunden hat. Das zeigt mir einen Gegensatz auf, der für uns heute eine echte Herausforderung darstellt. Wie können wir einen Glauben leben, der sich auf das Wesentliche beschränkt in einer Gesellschaft, die im und vom Überfluss lebt? Jakob ist auf der Flucht, sein einziger Luxus ein Stein und Öl. Er macht aus seiner Gottesbegegnung ein Denkmal mit dem, was grad zu greifen ist. Was ist in meinem Leben als erstes „greifbar“?
2.2 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Beim Beten steht der Himmel offen. Ich möchte dazu Mut machen sich diese Tatsache bewusst zu machen. Dazu braucht es „nichts“ außer dich und Jesus! Denn er will dir begegnen in aller Ruhe fern ab von der Hektik/Unruhe dieser Welt! Die Predigt kann dazu dienen, Beten neu zu entdecken, als kleine Ruhepunkte im Alltag mit großer Wirkung, wo ich Jesus an meinem Alltag teilhaben lasse, ja, wo er mir begegnen möchte.
- Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Ich halte die Predigt, um aufzuzeigen, dass Jakob im Traum den Himmel offen sah. Beten ist für mich so ein Moment, wo der Himmel mir offensteht. Die Himmelsleiter auf der die Engel Gottes auf- und abstiegen ist für mich ein Bild für das Beten, denn der Himmel, der Weg zu Gott steht mir durch Jesus offen und ich kann jederzeit zu ihm kommen. Beten ist die Verbindung, das Sprachrohr oder eben sowas wie eine Himmelsleiter zu Gott, direkt in sein Herz. Jesus sagt im Johannesevangelium 1, 51: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: „Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes über dem Menschensohn hinauf- und herabfahren sehen“ (Menge) Stephanus sah auch den „Himmel offen“ in der tiefsten Bedrängnis mit dem Tod vor Augen, er fühlte sich trotzdem geborgen! Sich „geborgen fühlen“ bei Gott, egal in welcher Situation, kann auch ein Ziel der Predigt sein.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Jakob: Wo Himmel und Erde sich berühren oder Weihnachten heißt: Der Himmel kommt der Erde unendlich nahe!
Jakob sieht den Himmel offen! Gott berührt sein Herz, indem er sagt: „Ich bin dein Gott und ich will dir und deinen Nachkommen geben“ und „Ich will mit dir sein“! Gott verspricht und steht zu seinen Zusagen. Jesus „ist“ Gottes Zusage, sein Ankommen bei den Menschen und sein Tod am Kreuz, das ist das heilige Handeln Gottes. Seine Nachfolger erleben „den Himmel offen“ im demütigen Gebet zu ihrem Herrn, im Bewusstsein: „Ich brauche Gott“. Advent, „das Ankommen“ von Jesus auf dieser Erde und das geduldige Warten auf sein endgültiges Ankommen, das ist die Hoffnung seiner Nachfolger. Ein „endlich“ Weihnachten, soll die Gemeinde ermutigen auf ein „endlich“ Jesus, geduldig aber nicht gelangweilt und vorbereitet aber nicht ungeduldig zu warten.
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
Einstieg: Es bietet sich an, da es eine Geschichte, ja ein Erlebnis ist, den Kontext vor der Geschichte zu erzählen (kl. Anspiel), möglichst lebendig und lebensnah, gern mit Beispielen aus der Gegenwart. Das Verhältnis von Jakob und Esau und der Rolle der Eltern kann da auch wiederholt werden. Als Wiederholung und Rückbesinnung auf die Predigt des vergangenen Sonntages aus Kap. 27, 1-40, Thema: Jakob: Gott kommt ans Ziel, nicht durch, aber trotz und für uns! Nach dieser Situation ist Jakob nun auf der Flucht vor seinem Bruder.
Ein Einstieg kann auch eine Mogelpackung sein. Ein Gefäß oder Ding bei dem der Inhalt nicht den Erwartungen entspricht. Als Gegensatz zu der Tatsache, dass da wo Gott spricht auch geschieht was seinem Willen entspricht. Also da wo Gott drauf steht auch Gott drin ist!
Stätte der Gottesbegegnung V. 10-11 und 16-19
Jakob ist unterwegs in einem normalen ihm bekannten Umfeld und der Ort, „die Stätte“, auf der er sein Nachtlager aufschlägt, wird ihm durch seine Gottesbegegnung „heilig“. Es ist kein Ort unter Orten mehr, nein, es ist „der“ Ort seiner persönlichen Begegnung mit Gott. Jakob sah den Himmel offen! Auch der Stein, sein Kissen wird kurzer Hand umfunktioniert in einen Gedenkstein. Fragen an die Gemeinde könnten sein: (im stillem Nachdenken darüber oder durch aktive Beteiligung der Gemeinde – eine/zwei Personen zuvor konkret darauf anzusprechen – Zeugnis)
- Wo ist dein Ort der Gottesbegegnung, der dir in deinem Leben wichtig geworden ist? (Bekehrungserlebnis, Bewahrung, Bewährung, Berufung, Erkenntnis, Krise, …)
- Wo oder wann erlebst/erlebtest du den Himmel offen?
Gott spricht: „Ich bin“! V. 13-15
„Und der Herr stand oben darauf und sprach: …“ Jakob erlebt Gott und Gott spricht ihn konkret an, indem er sich ihm vorstellt, an Hand Jakobs Vorfahren, Abraham und Isaak. Sein göttliches „Ich bin“ hat absolutes Gewicht. Wo „Ich bin“ drauf steht ist auch wirklich „Ich bin“ drin. Das ist keine „Mogelpackung“ wie wir sie im Einzelhandel gelegentlich erleben können. Gott ist real und steht zu seinem Wort. Hier wäre zu empfehlen ein paar Erlebnisse der Bibel vorzustellen in denen Gott sein „Ich bin“ benutzt bzw. sein Wesen beschreibt. Es ist erstaunlich, was es in seiner Geschichte zu entdecken gibt und was man dabei auch über seinen Charakter erfahren kann.
Da wo Gott „Ich bin“ spricht, ist auch ein „Ich will“ und ein „Ich werde mit Dir sein“ gegenwärtig. Gott tut seinen Willen kund und will ihn umsetzen. Sein Verheißungsträger kann sich dabei sicher sein, dass Gott mit ihm sein wird. Hier wird uns Gott als der Gott der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft vor Augen geführt, der zu seinen Zusagen „wirklich“ steht.
Das Gelübde V. 20-22
Jakob hat eine Begegnung mit Gott und scheint nicht so ganz davon überzeugt zu sein, dass Gott mit ihm geht. Vielleicht aus Scham wegen der ganzen Aktion mit seinem Bruder. Vielleicht aber auch aus Unsicherheit vor der ungewissen Zukunft in Haran. Er spricht ein Gelübde oder einen Handel mit Gott aus: „Wird Gott mit mir sein und mich behüten auf dem Wege, … „so soll der Herr mein Gott sein“. Das kennt der ein oder andere vielleicht in den Gemeindereihen, so Momente, wo man Gott einen Handel vorschlägt, aber Vorsicht: laut 5.Mose 23, 22 heißt es: „Wenn du dem Herrn, deinem Gott, ein Gelübde tust, so sollst du nicht zögern, es zu erfüllen, denn der Herr, dein Gott, wird´s von dir fordern, und es wird Schuld auf dich fallen.“ Gott nimmt dich beim Wort! So wie du auch ihm vertrauen kannst, dass er mit dir sein wird. Jakob bleibt ehrlich und ist auch realistisch indem er sagt: „ich gebe dir den zehnten Teil von allem was du mir gibst“. Er ist sich offensichtlich bewusst, dass mehr Versprechen für ihn unrealistisch ist. Hier wäre es interessant heutige Lobpreislieder mal unter die Lupe zu nehmen. Nicht um die Zuhörer zu kritisieren, sondern eher dazu zu ermutigen, sich zu prüfen, ob man dem Anspruch „Mein ganzes Leben, geb ich Dir …“ in allen Lebenssituationen wirklich umsetzen will/kann. Jakob verspricht zehn Prozent seines Lebens treu zu geben. Wieviel gibst DU, – wirklich?
Jesus – „der Himmel steht dir offen“ – Beten
Jesus der menschgewordene Beweis, dass Gott zu seinen Zusagen steht. Dass Gott seinen Menschen und allen voran sein Volk liebt! Dass er alles dafür tut, dass Menschen den Weg zu ihm finden, ja dass sie „den Himmel offen“ sehen. Gott lässt tief in sein Herz blicken, indem er schon zu Mose sagte: „Ich bin herniedergefahren …“ (2.Mose 3, 8). Jesus ist „angekommen“ in dieser gefallenen Welt, als der „Heiland“ um den Riss zwischen Mansch und Gott zu überbrücken. Den Weg frei zu machen, ja den Himmel auf zu machen für den Menschen. Der Weg, die Himmelsleiter zu Gott, kann das Beten, das Reden mit Gott sein. Advent als geduldiges Warten auf das Geschenk, Jesus, damals wie auch heute. Wir warten auf sein endgültiges Ankommen, das ist Hoffnung der Nachfolger.
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
- Adventskarte „Angekommen – Gott“ am Ausgang verteilen, oder bereits vor Beginn auf jeden Stuhl legen https://gott.net/jamarkt/motivserie-0/m029-angekommen.html
- Oder: „Ich bin Dir näher als Du glaubst – Gott“: https://gott.net/jamarkt/motivserie-0/m014-naeher-als-du-glaubst.html
- Oder: „ Euer König kommt.“: https://gott.net/jamarkt/motivserie-1a/m110-deinkoenig.html oder: https://gott.net/jamarkt/motivserie-0/m045-advent.html
- Anspiel zu „Mogelpackung“ von Teenys oder Jugendlichen vorbereiten/vorführen lassen
- Nicht vergessen, Nikolaus kommt in den nächsten Tagen evtl. vorbei. Kann als Idee in den Gottesdienst eingebaut werden. Folgendes Beispiel erzählt vom Nikolaus, der genervt vom Konsumgüterwahnsinn ist. Das kann ja auch eine Art „Mogelpackung“ sein. Wo es zur Predigt passt kann das Anspiel als Einstieg hilfreich sein. Sollte aber angepasst werden. https://www.evkirche-grossilsede.de/theater/2009-12-06Nikolaus-Monolog.pdf
- „Mogelpackungen“ als Einstieg verteilen und auspacken lassen. Das sollten Gegensätze sein z.B.:
- Päckchen in Größe eines IPHONES – Inhalt: Apfelringe
- Dessertglas Aufschrift: Vanille Joghurt – Inhalt: Senfjoghurt
- Großes Packet – Inhalt: winziger Schlüsselanhänger
- Die aktuelle Mogelpackung des Monats findet sich hier: http://www.vzhh.de/ernaehrung/30287/die-mogelpackungsliste.aspx
- Kleines Anspiel, welches das Ereignis von Jakob erzählt und mit der Gegenwart verbindet.
- Für Kunstbegeisterte wäre eine Bildbetrachtung, der Szene „Jakob schaut die Himmelsleiter“ von Marc Chagall eine Möglichkeit, die Szene den Zuhörern vor Augen zu malen.
- Video zum Thema:
- Beispiel für Mogelpackung https://youtu.be/xrmqOjbrmjA
- Ein Lobpreislied (z.B. FJ 4: 146) vor der Predigt singen, welches einen Anspruch an mich selbst verdeutlicht. In der Predigt dann als Beispiel verwenden, um nachzufragen: „Kannst Du diesem hohen Anspruch an dich selbst gerecht werden?“ Allerdings nicht um Druck aufzubauen oder das Lied zu kritisieren, sondern um ein darüber Nachdenken anzuregen.
(Danny Mitschke)