2.Korinther

Predigthilfe vom 10.12.2006 – 2.Korinther 12, 1-10

Monatsthema: Gott bleibt treu – dem, der versagt
Predigtthema: treu auch in Schwachheit

Bibelstelle: 2.Korinther 12, 1-10

Verfasser: Eckhard Löffler

Vorbemerkungen:
Der Text steht direkt nach der Selbstpräsentation des Paulus, die ihm selbst überaus unangenehm war: Aber Verhältnisse unter den Korinthern machten es nötig (2. Kor 11, 16-33).

Textbausteine:
V 1 Paulus „muss“ – weil die Korinther keine andere Sprache verstehen. Selbstruhm nützt aber nichts.
„Erscheinungen und Offenbarungen“: Der Glaube gründet sich nicht auf diese Erlebnisse. Und FALLS jemand eine Erkenntnis hat, die auch nur annähernd auf Menschenverehrung hinausläuft, nützt sich nichts.
V 2-4 Paulus redet von sich wie von einem Fremden. Er bringt sich in missionarischer Absicht ins „vorfindliche“ Missionsfeld ein. (1) Paulus machte 14 JAHRE Stille Zeit!!
V 4 Beispiele, die persönlich nicht 1:1 übernommen, überprüft werden können.
Paulus hatte gesehen, was nicht von allen gesehen werden kann.
V 5-6 Paulus sieht seine Offenbarungen mit Abstand. Er will nichts „Höheres“ sein. Es wäre falsch, gleich an Schwärmerei und Überbewertung zu denken.
1. gibt es solche Erkenntnisse; 2. Großes Ausbreiten dieser Geschehen bringt leicht Menschen in den Mittelpunkt; 3. Solche Begnadigungen sind eher Sache für Gebetskreise; 4. Selbstruhm (von sich positiv reden, sich ins helle Licht stellen) weist oft auf einen anderen Geist hin; 5. Christus hebt bis ans Ende der Tage sein Wort nicht auf (Dr. H. Krimmer); 6. Wer trotz Bekehrung keine solche Erfahrungen hat, ist trotzdem vollgültiger Christ; 7. Das Wort vom Kreuz reicht aus.
V 7 Große Erlebnisse mit Gott verleiten zur Selbstdarstellung – und der Teufel landet hier am liebsten.
Paulus hatte ein körperliches Problem/Krankheit (1. Ko 2, 3; 2. Ko 10, 10; Gal 4, 14f).
Wenn „der Satan mit Fäusten schlägt“ ist eher an psycho-somatische Zusammenhänge zu denken. Innerer Druck beeinflusst den Körper und quält schließlich auch körperlich.
Eine Erinnerung an „durchwachte Nächte“ (2. Ko 6, 5; 11, 27)?
Der Satansengel und seine Kräfte (Ps 78, 49; Mt 25, 41; Offb 9, 11; 12, 7-9) bleiben „von Gott zugelassene Mächte“, aber ihr Ende ist gewiss.
V 8 Erste Adresse ist der Herr. Die dreimalige Bitte könnte eine längere Zeitdauer andeuten. Ständiges Bitten hat Verheißung (Mt 7, 7f; Lk 18, 1-8).
V 9 Gott erhört, aber nicht immer so, wie wir es uns vorgestellt haben. Seine GNADE ist wichtiger als anderes. Satansengel dürfen Paulus weiter belästigen, aber Christus hält ihn.
Wörtlich: Die Kraft (dynamis) wird in Schwachheit vollendet.
Gerade die Schwachheit macht Paulus fähiger zum Dienst. Seine eigenen Kräfte sind geschwunden. Er ist Hilfsbedürftiger, Angewiesener, eigentlich Grund zum Jammern und Klagen. Ohne Jesus kann er nichts mehr tun (Jo 15, 5). (2) Was er nun noch „fertig bringt“, hat Jesus getan.
Aber gerade DAS wird nun sein Rühmen – wörtl: „Sehr gern also, noch mehr werde ich mich rühmen mit meinen Schwachheiten, damit die Kraft des Christus Wohnung bei mir nehme“.
V 10 Paulus ist kein Masochist (einer, der Demütigungen oder Qualen lustvoll erlebt). Aber Kennzeichen der Nachfolger auch oder gerade im großen Druck ist die „Freude am Herrn“ (z.B. Neh 8, 10 nach schweren Anfeindungen und kräfteverzehrendem Mauerbau).
Paulus vermag ALLES – aber nur durch Christus (Phil 4, 13).

Gedanken zur Predigt:
Es gibt Menschen, die täglich leiden unter Kopfschmerzen, Krankheit, ihren Grenzen und Schwächen.
Paulus kennt das auch, aber Gott hat ihm die Weichen gestellt und er hat akzeptiert.
Er war in der Gemeinde nicht unumstritten. Selbstbewusste, redegewandte Machtmenschen hauten kräftig auf die Pauke. Das wirkt bei Menschen, auch in der Gemeinde. Profis an der Spitze wissen, wie man sich verkaufen kann. Alles auf der Schiene, „sich selbst zu rühmen“.
In solchen Kreisen ist Christus draußen (Offb 3, 20). Und deshalb ist da auch nicht unser Platz.
Für Christus und sein Heil gibt es keinen Ersatz.
Paulus hätte Grund zum Rühmen gehabt (2. Ko 11, 16ff), wusste aber: Menschliches Rühmen ist Torheit. Wenn wir schon angeben wollen, dann mit Christus. ER muss groß gemacht werden.
Christlicher Glaube führt nicht in größere Selbständigkeit, sondern in wachsende Abhängigkeit – allein von Jesus Christus.
Das Leiden des Paulus ist nicht genau bekannt.
Er nahm aber die Antwort des Herrn an und seine Ohnmacht bewahrte ihn vor Überheblichkeit und Selbstruhm. (3) Viel wichtiger war ihm die Zusage Gottes: Lass dir …, denn meine Kraft …
Wer immer klagt und jammert (4), d.h., damit auch sich und andere unter Druck setzt, ist kein Mutmacher.
Zu den Geheimnissen des Reiches Gottes gehört auch SEINE Kraft in unserer Ohnmacht. (5)
Jesusleute leben von der GNADE.
Natürlich wäre Paulus seine Krankheit gern los geworden – dreimal vergeblich um Heilung gebeten – aber
Gottes Gnade wurde ihm wichtiger als körperliche Unversehrtheit. (6)

Gott nimmt unsere körperlichen Schwachheiten, die Unvollkommenheiten der Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften in Kauf!
Seine Gnade bindet uns an Jesus und befreit von Eigenruhm.
„Wo wir aufhören, mit unserem Lebensschicksal zu hadern und wo wir die Vollendung nicht vorwegnehmen wollen, da kann Gott wirken und uns gebrauchen.“ (Superintendent Jürgen Stabe, Annaberg/Sachsen).

Gliederungsvorschlag 1 (Superintendent Jürgen Stabe, Annaberg/Sachsen)
Mit Christus nüchtern und ehrlich bleiben
1. Christen rühmen sich nicht selbst
2. Christen leiden an ihrer Ohnmacht
3. Christen leben von der Gnade

Gliederungsvorschlag 2 (Dr. Heiko Krimmer)
Die Christuskraft in der Schwachheit
1. Schwach, aber willig
2. Stark, aber abhängig
3. Begnadet und so gesegnet

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Fußnoten:
(1) Jeder Missionar muss allen bekannten und befremdlichen Kulturen mit Respekt und gewinnender LIEBE begegnen.
(2) Missionare und inländische Zeugen waren oft angefochtene, kranke und schwache Leute.
Ihre Lieder waren Zeugen von ihrer (unserer?) Ohnmacht und SEINER Gnade und Macht:
Ich will dir danken 248 Nichts habe ich; 267 Näher mein Gott zu dir; 443 Gott wird dich tragen; 447 Befiehl du deine Wege; 451 Helfer der Schwachen.
(3) Ganz anders die „Wohlstandsverkündigungen“ einiger charismatisch geprägter Richtungen: Wer nur richtig glaube, würde glücklicher, gesünder, zufriedener, reicher.
Krankheit oder Gesundheit, persönliche Schwachheit oder Stärke sind aber keine Kennzeichen für die Qualität des Glaubens! Unser Leben soll zu SEINEM Lob und Preis dienen. Nöte, Ängste, Leiden deuten weder auf eine Gottesferne hin, noch schließen sie den Lobpreis Gottes aus.
(4) Warum gelten gerade Deutsche als Experten für Unzufriedenheit, Klagen, Jammer?
(5) Die Christen der früheren DDR könnten viele Lieder davon singen.
(6) Luther war das „Sola gratia“ wichtig: ALLEIN aus Gnaden.