Psalmen

Predigthilfe vom 1. Januar 2019 – Psalm 34

Predigtthema:         Lernt die Furcht des HERRN

Predigttext:              Ps 34 (Vorschlag zur Textlesung: 1-12; 13-23)

Zur Gottesdiensteinleitung: Ps 33,14-22 lesen

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

  1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Ps 34: Die Lehre eines Geretteten

Fünf Mal wird in unserem Text genannt, dass der HERR rettet (V. 5.7.18.19.20.). Weitere ähnliche Wörter sind: der HERR befreit (V. 8), bewahrt (V. 21) und erlöst (V. 23). Außerdem benutzt David drei Mal das Wort fürchten (V. 8.10.13). Inhaltlich wird deutlich, dass dieser Psalm die Lehre eines Geretteten ist.

Psalm 34 wurde von David geschrieben „als er sich wahnsinnig stellte vor Abimelech und dieser ihn vertrieb und er wegging.“ (Ps 34,1). Diese Information in V. 1 ist wichtig, denn so kann nachvollzogen werden, wieso David den Herrn so überschwänglich preist und vor was ihn der HERR rettete. Es ist wichtig diese Begebenheit in 1Sam 21,11-22,5 nachzulesen. In Psalm 56 bekommen wir einen tieferen Einblick, was David in dieser Notsituation gefühlt und gedacht hat, denn dieser Psalm wurde geschrieben „Als die Philister ihn zu Gat ergriffen!“ (Ps 56,1).

Der Psalm ist ein Akrostichon d.h. jeder Vers beginnt mit einem Buchstaben aus dem hebräischen Alphabet. So hat der Psalm 22 Verse (ohne die Überschrift), dies entspricht der Anzahl der Buchstaben des hebräischen Alphabets. In diesem Psalm fehlt allerdings der Buchstabe Waw. Um trotzdem die Vollzahl des Alphabets zu erreichen wurde zum Schluss noch ein Vers angehängt, der mit dem Buchstaben Pe beginnt. Mit diesem Buchstaben wird das Wort erlösen (padah) gebildet, genauso endet auch der akrostische Psalm 25. Dieser letzte Vers ist formal sehr auffällig in dem Akrostichon. Er fasst das Thema des Psalms zusammen.

Kontext

Psalm 34 hängt von der Form her sehr eng mit Ps 25 zusammen, welcher ebenfalls von David ist. Vergleicht man beide Psalmen genauer, so stellt sich heraus, dass sie auch inhaltlich eng miteinander verbunden sind.

In Ps 25 bittet David den HERRN um Rettung. In Ps 34 preist David den HERRN dafür, dass er ihm geantwortet und ihn gerettet hat.

In Ps 25 fürchtet David den HERRN und bittet um Vergebung seiner Schuld, wendet sich also von ihr ab. In Ps 34 hat David geschmeckt, dass der HERR diejenigen rettet, die ihn fürchten und sich dadurch vom Bösen fernhalten.

In Ps 25 bittet David Gott darum, dass Gott ihn lehrt in seinen Pfaden zu wandeln. In Ps 34 lehrt David andere in Gottes wegen zu wandeln.

Ps 25 endet mit der bitte um Erlösung. Ps 34 endet mit der Feststellung der Erlösung.

Psalm 33 hat ebenfalls sehr große inhaltliche Nähe mit Ps 34. Denn er beginnt mit einer Aufforderung den HERRN zu preisen. Anschließend wird die ganze Erde aufgefordert den HERRN zu fürchten, weil er der mächtige Schöpfer ist. Dieser mächtige Schöpfer ist ein gerechter König und sieht auf alle Menschen und beobachtet alle ihre Werke. Wer ihn fürchtet auf den achtet er besonders, um sie zu vor dem Tod und dem Verhungern zu retten.

In Ps 34 wird nun dieser mächtige König für seine Rettung gepriesen. David möchte mit diesem Lied junge Menschen lehren den HERRN zu fürchten. Er tut es, indem er aus eigener Erfahrung berichtet wie gütig der HERR ist und, dass er die rettet, die sich bei ihm bergen. Dadurch will er zu aller erst einen Anreiz geben und aufzeigen, wie positiv es ist, sich beim Herrn zu bergen. Anschließend zeigt er auf, dass der Herr diejenigen rettet, die das Gute tun und das Böse meiden. Wer allerdings das Böse tut, der hat Gott zum Gegner und wird von ihm ausgelöscht. Indem David die Ausgänge bzw. Konsequenzen beider Wege aufzeigt lehrt er die Furcht des HERRN. Dabei legt David den Schwerpunkt auf die erfahrene Rettung und Güte des HERRN und nicht so sehr auf die Vergeltung des Bösen. Dennoch scheut er sich nicht davor Gottes Gericht für Böses zu erwähnen und damit zu warnen. Es gehört eben zur Furcht des HERRN dazu. Wer erkennt wie gut es ist vom HERRN gerettet zu werden, der Ehrt Gott für seine Rettung und tut gerne das Gute. Und wer erkennt wie schlecht es ist vom HERRN gestraft zu werden, der fürchtet sich vor ihm und scheut sich das Böse zu tun. Die Furcht des HERRN meint also Gott zu ehren, aber sehr wohl auch Angst zu haben. Das Wort Ehrfurcht trifft diese Bedeutung am besten.

Ps 35 handelt von einer erneuten Notsituation Davids, in der er auf die Rettung Gottes vertraut. Er bittet den mächtigen Gott darum, dass er seine Feinde vernichtet, die ihm Böses antun und schlecht über ihn reden. Er selbst aber tut nichts Böses und redet nicht schlecht über seine Feinde, sondern nimmt sogar Anteil an ihrem Leid. Wir sehen hier also, wie David selber von der Furcht des Herrn getrieben das Gute tut und das Böse meidet.

Herausforderung

Eine besondere Herausforderung des Textes ist die „naive Vergeltungstheorie“, wie sie von historisch kritischen Theologen genannt wird. Im Text werden wiederholt absolute tun-ergehens Zusammenhänge genannt z.B. in V. 6 „Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn keinen Mangel haben die, die ihn fürchten“, oder in V.18 „Sie schreien, und der HERR hört, aus allen ihren Bedrängnissen rettet er sie.“ Unten wird näher darauf eingegangen.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

  • Peters, Benedikt. Die Psalmen: 1 – 41. Dillenburg: CLV, 2017
  • Spurgeon, Charles Haddon. Aus der Schatzkammer Davids: III Die Botschaft von Vertrauen und Errettung in den Psalmen. Kassel: J. G. Oncken Verlag, 1964.
  • Schneider, Dieter. Das Buch der Psalmen: 1.Teil. (Wuppertaler Studienbibel.
  • Wiersbe, W. Warren. Sei ein Anbeter: Gott verherrlichen, weil er groß und wunderbar ist. Dillenburg: CLV, 2008.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Der Psalm lässt sich deutlich in zwei Hälften teilen.

  1. Lobet den HERRN, denn er rettet diejenigen, die ihn fürchten! (V. 2-12)
  2. Lernt die Furcht des HERNN: Der HERR rettet die Gerechten, aber die Gottlosen vertilgt er! (V. 13-23)

V. 1 Widmung:

David schrieb den Psalm vermutlich in der Hölle Adullam. Dorthin floh er nachdem er sich vor Achisch, dem König von Gat wahnsinnig stellte. In dieser Höhle hatte er Zeit über das Geschehene nachzudenken, Gott wegen der Rettung vor dem König zu preisen und die ca. 400 Mann und das ganze Haus seines Vaters die Furcht Gottes zu lehren.

In Ps 34 wird genannt, dass David sich vor Abimelech wahnsinnig stellte. Dabei heißt es in 1Sam 22,11, dass David sich vor Achisch, dem König von Gat, wahnsinnig stellte. Einige Ausleger stellen deswegen die Überschrift des Psalms in Frage. Allerdings ist das ungerechtfertigt. Denn Achisch war der Name des Königs von Gat. Abimelech war der herkömmliche Titel der Philisterkönige (1Mo 20,2; 26,1). Genauso hatten die ägyptischen Könige ihre eigenen Namen und doch wurden alle Pharao genannt, was dem Titel als König entspricht.

V. 2-4 David lobt den HERRN und fordert andere dazu auf, es ihm gleich zu tun.

V.1 David ist erfüllt mit dem Lob Gottes. Er möchte Gott nicht nur in diesem Moment preisen, sondern „allezeit“ und „ständig“. In den ersten drei Versen merkt man David ab, wie sehr er sich an Gott freut. Er muss drei Verse lang sagen, dass er den HERRN preisen will. Er kann kaum ruhig bleiben, er „will“ ihn preisen, freiwillig. Gott zu preisen ist keine bloße religiöse Pflicht für ihn.

V.2 Er weiß, dass die Sanftmütigen (Elenden) sich an dem Lob Gottes erfreuen werden. Die Sanftmütigen (Elenden) sind diejenigen, die den HERRN suchen (Ps 69,33). Solche Menschen freuen sich mit, wenn andere den HERRN preisen und ihn rühmen. Sie können selber nicht ruhig bleiben und stimmen in ihren Herzen in den Lob Gottes mit ein.

V.4 Obwohl David selbst zum König gesalbt wurde will er nicht sich selbst erhöhen, sondern den HERRN. Und er möchte, dass andere Menschen diesen Gott mit ihm zusammen erhöhen. David sucht nicht die Ehre der Menschen, er sucht die Ehre des HERRN. Mit erhöhen meint David, dass Gott groß werden soll. Gott ist schon unendlich groß, er muss nicht groß gemacht werden, als sei er es noch nicht. Allerdings wird Gott mehr geehrt, wenn er von vielen als groß, als gewichtig anerkannt und bekannt wird. Wenn Gott groß wird, dann wird David neben ihm klein. Wer die Größe Gottes erkennt, der erkennt auch seine eigene Niedrigkeit und wird automatisch demütig.

V. 5-7 Der Grund des Lobes ist: Gott hat in Not erhört und aus ihr gerettet.

V. 5 Nun folgt die Begründung auf das überschwängliche Lob Gottes. David suchte den Herrn, und dieser antwortete ihm. Gott hat seine Gebete erhört. Gott hat ich nicht ignoriert, sondern sein Gebet mit Rettung aus allen seinen Ängsten beantwortet. David hatte nicht einfach ein bisschen Angst. David musste um sein Leben fürchten, denn die Knechte von Achisch erkannten ihn als einen großen Krieger über den gesungen wurde „Saul hat seine Tausende erschlagen, David aber seine Zentausende?“ (1Sam 22,12). Somit musste David damit rechnen, dass sie ihn töten würden.

In V. 6 heißt es „Sie blickten auf ihn und strahlten,“ (Elberfelder). Gemeint ist hier ganz allgemein, dass wer auch immer auf den HERRN blickt, strahlen und nicht beschämt wird. Die Schlachter formuliert es so „Die auf ihn blicken, werden strahlen,“ Das bedeutet wer sich zum HERRN wendet um gerettet zu werden, der wird strahlen, weil er nicht enttäuscht/beschämt, sondern gerettet wird. So können er und seine betrübten Gefährten in der Hölle Adullam trotz der widrigen Umstände erheitert werden, indem sie das Angesicht ihres HERRN anblicken. Normalerweise kann niemand Gott ansehen. Wer Gott ansieht der leuchtet nicht, sondern wird sterben (2Mo 33,20). Gott kann nur in Jesus Christus angesehen werden, denn in Jesus schauen wir die Herrlichkeit Gottes voller Gnade und Wahrheit (Jo 1,14.18). Wer auf Jesus sieht, der wird strahlen. David blickte als Prophet auf Jesus und die Rettung, die ihn Jesus ist.

V. 7 David bezeichnet sich selbst als einen Elenden. Er blickt zurück auf sein Leben und kann sagen, dass er zum HERRN rief, dieser ihn hörte und ihn aus „allen“ Bedrängnissen rettete.

Diese Stelle ist eine Lösung der so genannten „naiven Vergeltungstheorie“. Rückschauend kann gesagt werden, der HERR hat aus aller Bedrängnis gerettet. Es ist wichtig das Ende eines ganzen Lebens zu betrachten. Der ganze Ps 73 handelt von dieser Sicht der Dinge. Asaf wurde davon geplagt, dass es den Gottlosen so gut und ihm, dem Gerechten, so schlecht geht. „Da dachte ich nach, um dies zu begreifen. Eine Mühe war es in meinen Augen, bis ich hineinging in das Heiligtum Gottes. Bedenken will ich dort ihr Ende.“ (V. 16f.). Als er das Ende des Gottlosen und sein eigenes betrachtete, wurde ihm das Geheimnis klar. Die Gottlosen werden am Ende umkommen in Schrecken, er aber wird von Gott in seine Herrlichkeit aufgenommen. Jeder Heilige, der im Himmel vor Gott steht kann am Ende sagen: Der HERR hat mich aus aller Bedrängnis und aus aller Angst gerettet. Niemand kann dort bei ihm behaupten, der HERR habe nicht aus „aller“ Bedrängnis gerettet.

V. 8-12 Der HERR befreit und versorgt diejenigen, die ihn fürchten.

V. 8 Der Engel des HERRN ist kein geringerer als Gott selbst. Er wird mit Gott gleichgesetzt, aber dennoch von ihm unterschieden. Dadurch wird deutlich, dass der Engel des HERRN Jesus ist, eine Person des dreieinigen Gottes (1Mo 16,7; 22,11; 2Mo 3,2; Ri 6,11; Sach 3,1). Das Verb für lagern ist nicht das Verb für lagernde Viehherden, sondern das für lagernde Heereslager. Der Engel des HERRN lagert also als HERR der Heerscharen um die, die Gott fürchten, um sie mit seiner großen Stärke zu befreien.

V. 9 David möchte dazu einladen zu schmecken und zu sehen, wie gütig der HERR ist. David möchte, dass Menschen erfahren, es probieren wie gütig der HERR ist. So wie er selbst Gottes Güte geschmeckt und gesehen hat, als Gott ihn gerettet hat. Wer ein herrliches, schmackhaftes Gericht probiert hat, der will mehr davon, weil er nun erfahren hat und genau weiß, wie gut das Gericht ist. So will David dazu anreizen Gott zu schmecken, damit jeder weiß wie gut Gott ist und, dass sich jeder bei ihm birgt. Glücklich ist der Mann, der sich bei Gott birgt. Warum ist das so? Weil in V. 23 gesagt wird, dass diejenigen, die sich bei Gott bergen, nicht büßen müssen.

V.10 Nun fordert David die Heiligen auf Gott zu fürchten, weil diejenigen die das tun, keinen Mangel haben. Nicht nur Gottlose müssen Gott fürchten, sondern auch Heilige. Es ist auffällig, dass David gerade in der Höhle Adullam sitzt und schreibt, dass die Gottesfürchtigen keinen Mangel haben werden.

In V. 11 sagt er das Gleiche in anderen Worten. Dort sollen sogar starke Junglöwen (die griechische Übersetzung des AT, die LXX übersetzt hier Reiche statt Junglöwen. Auf hebräisch sind aber Junglöwen gemeint. Die beiden hebräischen Wörter ähneln sich.) hungern, aber die den HERRN suchen entbehren kein Gut d.h. nichts was Gut ist. Wie ist das zu verstehen und mit der Realität in Einklang zu bringen. David kann sicherlich keinen irdischen Wohlstand damit meinen, denn er selbst ist ein Vertriebener in der Höhle Adullam, fern von Wohlstand. Was ist also damit gemeint, dass man kein Mangel hat und kein Gut entbehrt, wenn man Gott fürchtet bzw. ihn sucht? Ps 73 gibt uns eine Antwort darauf „Wen habe ich im Himmel? Und außer dir habe ich an nichts Gefallen auf der Erde. Mag auch mein Leib und mein Herz vergehen – meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig“ (V. 25f.) und „Ich aber: Gott zu nahen ist mir gut.“ (V. 28). Wer den HERRN sucht, der hat ihn. Wer kann etwas besseres haben als den HERRN? Asaf hat nur am Herrn sein Gefallen, sonst gefällt ihm nichts. Was ist gut für Asaf? Gott zu nahen ist ihm gut. Diese Perspektive hat sicherlich auch David, wenn er von diesen Dingen spricht.

V. 12 Dieser Vers ist der letzte im ersten Teil und leitet zum zweiten Teil über. Nachdem David die Vorzüge der Furcht des Herrn nannte, möchte er nun die Furcht des HERRN lehren. Nur weil die Furcht des HERRN gelehrt werden kann, bedeutet es nicht, dass sie nur ein bestimmtes Verhalten ist, losgelöst von Emotionen. Das wird in den folgenden Versen deutlich. David findet es besonders wichtig, dass junge Menschen die Furcht des HERRN lernen.

V. 13-21 Die Furcht des HERRN wird gelehrt.

V. 13 David stellt zuerst eine Frage und beantwortet sie sogleich selbst. So weckt er das Interesse seiner Hörer und zeigt ihnen auf, warum das Folgende wichtig ist und, wozu es sich lohnt zu zuhören. Wer ein Gutes Leben haben will, der sollte jetzt zuhören und folgendes tun.

V. 14 Zunächst erscheint es etwas komisch, dass David damit beginnt vor bösem Reden zu warnen. Gibt es nicht viel schlimmere Dinge als betrügerisch zu reden? Sollte man nicht dringlicher davor warnen sich vor anderen Dingen zu hüten? Dieser Psalm steht in großer Kontinuität mit der Schrift, so warnt auch Jakobus vor dem Missbrauch der Zunge in Jak 3,1-12 (es ist empfehlenswert den Abschnitt zu lesen). Zuerst spricht David davon sich vom Bösen zu hüten, also es zu meiden, es gar nicht erst zu tun.

In V. 15 spricht er nun davon aktiv vom Bösen zu lassen und dafür aktiv das Gute zu tun. Man soll nicht nur aufhören Böses zu tun, dieses so entstandene Loch muss mit guten Taten gefüllt werden. Man soll nicht nur nebenbei Gutes tun, sondern dem Frieden nachjagen, wie man einem Wild nachjagt. Dies ist ein starkes Bild dafür, mit welcher Intensität wir uns für Frieden einsetzen sollen. Dieser Vers ist zwar der Jahres Vers, allerdings ist er nicht die Hauptbotschaft des Psalms. Dieser Vers muss im Kontext des gesamten Psalms gesehen werden, und dieser ist die Furcht Gottes. Wird der Vers isoliert betrachtet, verliert er seine ganz eigene, wichtige Bedeutung.

V. 16-17 Diese Bedeutung kommt ihm besonders in diesen zwei Versen zu. Warum soll ich das Gute tun und das Böse meiden, wenn ich ein gutes Leben haben will? Weil Gott auf die Gerechten achtet, um ihr Schreien zu erhören. Wer allerdings das Böse tut, der hat Gott zum Gegner. Gott wird den Übeltäter derart vernichten, dass sogar ihre Erwähnung von der Erde vertilgt wird. Das bedeutet, der HERR wird sie komplett, vollständig vernichten.

V.18 Der HERR rettet die Gerechten aus allen ihren Bedrängnissen. Wie in V. 7 ist das Ende eines jeden Lebens von Bedeutung und nicht nur die gegenwärtige Situation. Den Gerechten wird nicht verheißen, dass sie keine Bedrängnis haben werden, sondern, dass der HERR sie davon retten wird. Gott rettet immer schon auf Erden, die vollkommene Rettung vor dem Gericht, der Sünde und dem Teufel wird allerdings noch kommen.

V. 19 Ein zerbrochenes Herz wird in der Bibel mit Buße verbunden. Das Herz ist zerbrochen, weil einer Person bewusst wird wie schwerwiegend ihre Schuld gegenüber Gott ist. So spricht David im Kontext seines Sündenbekenntnisses „Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.“ (Ps 51,19).

V. 20 Auffällig ist, dass in diesem Vers nicht mehr von den Gerechten im Plural, sondern von dem Gerechten im Singular die Rede ist. Die Nöte des Gerechten sind vielfältig. Wieder wird der Anschuldigung einer „naiven Vergeltungstheorie“ gewehrt. David sagt nämlich, dass der Gerechte viele Nöte hat und keineswegs nur Gutes sieht, in einem irdischen Sinn. Es kommt darauf an, dass der Gerechte aus dem allen gerettet wird. Gott rettet ihn, den Gerechten. Im nächsten Vers wird deutlich, wer dieser Gerechte ist.

V. 21 Dieser Vers wird in Joh 19,36 zitiert. Jesus starb kurz bevor die Römer ihm die Beine brechen wollten und so wurde der Gerechte von Gott bewahrt, sodass ihm keine Knochen gebrochen wurden. In Joh 19,36 heißt es ausdrücklich: „Denn dies geschah, damit die Schrift erfüllt wurde“ Somit ist klar, dass Ps 34,20f. von Jesus handelt und nicht von irgendjemand anders. Jesus hat diese Verse wörtlich erfüllt. Jesus ist das wahre Passahlamm, dass stellvertretend für uns geschlachtet wurde, damit wir nicht vom Verderber hingerichtet werden (2Mo 12). Anschließend wurde er vom HERRN auferweckt, also gerettet.

V. 22-23 Die Furcht des HERRN wird zusammengefasst.

Die zwei letzten Verse fassen die Furcht des HERRN noch einmal zusammen. Der Gottlose wird von seiner eigenen Bosheit getötet werden. Und jeder, der den Gerechten (Singular) hasst, nämlich Jesus, der wird dafür büßen. Das ist die eine Seite der Furcht Gottes, die unbedingt dazugehört. Die andere Seite der Güte Gottes wird in V. 23 genannt.  Gott erlöst die Seele seiner Knechte. Jeder der sich bei Gott birgt, also Schutz bei ihm sucht und Gott vertraut, dass er ihn retten wird, der wird nicht büßen. So hat dieser Schluss Vers einen starken Bezug auf die Erlösung in Jesus Christus, zumal die vorherigen Verse ihre Erfüllung bei Jesu Kreuzigung fanden. Insgesamt erinnert dieser Psalm inhaltlich an die Seligpreisungen in Mt 5,3-12. Der Schwerpunkt dieses Psalms liegt auf der Erlösung der Gottesfürchtigen, die sich beim Herrn bergen, dies wird auch durch die Form des Psalms deutlich. Durch das schmackhaft machen der Erlösung und damit der Güte und Vergebung Gottes, will David zu einem gerechten Leben bewegen.

  1. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Der Text befindet sich im Alten Testament. Allerdings besteht ein starkes Verhältnis zum Neuen Testament, weil sich ein Vers direkt auf Jesus Christus bezieht und in seiner Kreuzigung zur Erfüllung kommt. Zudem ist David ein Prophet gewesen und hat bewusst von Jesus Christus geschrieben. David hat nicht bloß von sich und seiner eigenen Erfahrung geschrieben, sondern ganz bewusst von Jesus Christus. So heißt es in Apg 2,25 „Denn David sagt über ihn:“ daraufhin wird Ps 16,8-11 zitiert. David schreibt in dem gleichen biblischen Buch in dem unser Text ist, den Psalmen, nicht von sich selbst, sondern von Jesus. Besonders auffällig ist in Ps 16, dass David sogar in der ich Perspektive schreibt und dennoch nicht von sich, sondern von Jesus schreibt, wie in Apg 2,25 geschrieben steht. In Ps 16 betet Jesus Christus selbst und David schreibt sein Gebet in einem Psalm auf. David konnte dies machen, „Da er nun ein Prophet war“ (Apg 2,30). Weiter heißt es in der Apg, dass David voraussehend von der Auferstehung des Christus geredet hat. So können wir davon ausgehen, dass David auch bewusst in Ps 34 von Jesus Christus geschrieben hat.

Jesus Christus ist der Gerechte, der Gottesfürchtige, der zu Gott geschrien hat und von ihm aus aller Bedrängnis gerettet wurde, sogar vom Tod, indem der Vater ihn auferweckte. Jeder nun, der sich bei Jesus Christus birgt, der muss nicht büßen, weil Jesus für ihn gebüßt hat. Wer in Christus ist, wer sich also in Christus birgt, der hat Anteil an der Rettung aus allen Bedrängnissen und an der Auferstehung aus den Toten. Wer sich nicht in Christus birgt, der wird ewig für seine eigenen Sünden büßen müssen.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Da der Text sehr gut in zwei Teile geteilt werden kann, würde ich vorschlagen zuerst die erste Hälfte zu lesen und auszulegen (V. 1-12) und erst danach die zweite Hälfte zu lesen und auszulegen.

Die Predigt wir an Silvester gehalten und ist somit die erste Predigt im Jahr. Viele schauen auf das Jahr zurück und reflektieren wie es war. Einige erinnern sich an große Gnadenerweise, Rettung, erhörte Gebete und an die Güte Gottes. Andere erinnern sich an „unerhörte“ Gebete, Verluste, Bedrängnisse und an viele Nöte. Viele erinnern sich wahrscheinlich an ein Gemisch von beidem.

Die Predigt sollte also seelsorgerlich vor Augen haben, dass nicht alle momentan am Jubeln sind und dass noch nicht alle Rettung erfahren haben. Allerdings sollen sich die Jubelnden und die Trauernden freuen, wenn sie diese Predigt hören (Ps 34,3). Denn der Psalm und somit auch die Predigt, erinnern rückblickend an Rettung, die bereits geschehen ist (V. 5-7). Von einer Person, die immer noch Bedrängnisse vor sich hat (immer noch verstoßen von Saul). Die aber den Ausblick auf Rettung hat, denn sie hat bereits geschmeckt wie gütig der Herr ist und sie vertraut dem, der sich bereits als treuer Retter erwiesen hat (V. 9-11). Auf dem Weg der sicheren, zukünftigen Rettung weiß diese Person, dass Gott denen Nahe ist, die zerbrochenen Herzens sind (V. 19). Letztlich soll der Psalm Lobpreis Gottes, wegen der ewigen Rettung der Seelen, bewirken, die all denen gilt, die sich bei Jesus bergen.

Neujahr blickt allerdings nicht nur zurück, sondern auch nach vorne. Nach vorne hin sollen die Hörer dazu bewegt werden, dem Frieden nachzujagen und das Böse zu lassen, indem sie hauptsächlich die Rettergüte Gottes schmecken. Gleichzeitig soll ihnen aber auch der ernst des Gerichtes Gottes über den Sünder aufgezeigt werden, über den, der Böses tut. Beides gehört unbedingt zusammen. So sollen die Hörer gelehrt werden, das nächste Jahr in Gottesfurcht zu leben.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Der Psalm ist ein Lehrpsalm. Er will lehren Gott zu fürchten, damit ein Gutes und kein Böses Leben gelebt wird. Dies wird dadurch erreicht, dass durch persönlich erfahrene Güte Gottes ein Geschmack davon gegeben wird, wie gut es ist mit Gott zu leben, sich bei ihm zu bergen und ihn zu fürchten. Der Psalm lädt dazu ein, Gott zu schmecken, selbst zu erfahren, wie gut Gott ist. Und er lehrt das Gute zu tun, indem er die Konsequenzen für Gutes und Böses aufzeigt, mit dem Schwerpunkt auf der Güte Gottes. Demnach sollte in der Predigt dasselbe getan werden.

  1. Sagen, wo es hingeht

Zur Predigtvorbereitung hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigt von Winrich Scheffbuch vom 31.12.1985 mit dem Titel „Bloß danken“. Diese Botschaften findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [Psalm 34,1-23] und „Autor“ [Winrich Scheffbuch] ausfüllt.

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Ich halte diese Predigt, um die Furcht Gottes zu lehren, damit Gott gepriesen und ein Gutes und kein Böses Leben gelebt wird.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Die Furcht Gottes hat zwei Seiten. Die erste Seite zieht zu Gott hin, weil er gütig ist, vergibt und fähig ist zu retten. Dadurch wird Gott verehrt. Die zweite Seite zieht von der Sünde weg, weil sie schrecklich ist und Gott gerecht ist. Dieser gerechte Gott lässt Sünde nicht ungestraft. Dadurch wird Gott gefürchtet. Wer Gott auf diese Weise fürchtet, der preist Gott, hält sich vom Bösen fern und jagt dem Frieden nach.

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

a) Wer gerettet ist, preist den HERRN (V. 1-7)

b) Wer den HERRN fürchtet, wird gerettet werden (V.8-12)

c) Wer den HERRN fürchtet, jagt dem Frieden nach (V.13-23)

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

  1. Von einem sehr guten Essen (z.B. gutes Steak) erzählen, dass einmal probiert wurde. Erzählen wie man es mit allen Sinnen wahrgenommen hat, den Geruch, das Aussehen, den Geschmack. Nachdem der erste Bissen genommen wurde, wollte man unbedingt noch mehr davon. So freut man sich immer wieder darauf, in das bestimmte Restaurant oder zur Oma zu gehen um dieses Essen zu genießen. Ich muss nicht dazu überredet werden es zu essen, ich will es essen. Ich sehne mich danach, weil ich es schon einmal probiert habe und weiß wie gut es ist.
  2. Ein Beispiel zur Furcht Gottes, wie sie vor Sünde bewahrt und von ihr fernhält. Matt Chandler, ein amerikanischer Prediger, machte dieses Beispiel in einer Predigt. Er erzählte von seiner Vergangenheit, den ersten sieben Jahren seiner Ehe. Diese Ehejahre waren schrecklich und schwer für ihn. Er ging eines Tages den Strand entlang und wurde versucht als er schöne Frauen sah. Zuhause hatte er überwiegend Schwierigkeiten mit seiner Frau. Nun einfach mit einer anderen zusammen zu sein erschien im verlockend. Dann dachte er sich aber folgendes: Nicht nur meine Frau wird darunter leiden, sondern auch meine Kinder. Außerdem bin ich Pastor, wenn ich so sündigen würde, hätte das nicht nur Auswirkungen auf mein privates Leben, sondern auch auf meinen Beruf. Jeder andere Mensch könnte nach so einer Sünde ganz normal weiterarbeiten, aber ich nicht. Ich schädige meine Kinder, meine Frau und verliere sogar meinen Job. Die Angst vor den schwerwiegenden und weitreichenden Folgen bewahrte ihn vor Sünde. Und das in einem Moment, indem er seine Frau nicht liebte, weder willentlich, noch emotional. Das ist allerdings nicht der Normalzustand einer Ehe. In einer gesunden Ehe wird nicht fremdgegangen, weil man sich liebt. Die Liebe ist das Wesentliche, nicht die Angst vor Konsequenzen. Allerdings bewahrt die Furcht vor Konsequenzen davor zu sündigen, wenn es an Liebe mangelt. So sollten Gottes Gebote in erster Linie aus Liebe gehalten werden (Joh 14,15). Gutes sollte in erster Linie aus Liebe getan werden, wenn es allerdings an Liebe mangelt, nimmt die Furcht ihren berechtigten Platz als Motivation zum Gehorsam ein.

(Rainer Rotärmel)