Predigtthema: Gott erwarten – aber konkret
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Maleachi ist das letzte Buch des AT. Nach seiner Botschaft brachen 400 Jahre ohne gottgewirkte Prophetie an. Maleachi war ein Prophet, der unter den Jerusalemer Rückkehrern aus dem babylonischen Exil wirkte, die genaue Datierung seines Wirkens ist nicht einfach, bewegt sich aber irgendwann zwischen 500 und 400 v.Chr – zeitnah oder parallel zum Wirken von Esra und Nehemia. Das Volk Israel zur Zeit Maleachis war in einer religiösen Routine versunken. Sie hatten die Liebe zu Gott verloren und sich von seinem Gesetz abgekehrt, richteten ihr Leben nicht mehr danach aus. Dies galt nicht nur für das einfache Volk, sondern auch für die Priester, die das Volk eigentlich zu Gott führen sollten. Das führte zu einem unmoralischen Lebenswandel fern von Gott. Diesen prangert Maleachi an. Seine Botschaft ist einerseits Gericht über mangelhaften Gottesdienst und Lebensstil der jüdischen Exilrückkehrer, andererseits Ruf zur Umkehr und ein Aufzeigen, wie Israel leben und Gott anbeten soll, während sie auf den „Tag des Herrn“ und die Ankunft des Messias warten. Das Buch ist dabei in sechs Dialoge zwischen Gott und den Israeliten aufgeteilt. Im Abschnitt vor dem hier behandelten Text kritisiert Gott durch Maleachi die eheliche Unmoral der Israeliten durch Mischehen und Scheidungen. All ihr Handeln wird irgendwann Folgen haben. Und was das genau bedeutet, damit beschäftigt sich unser Predigttext – der 4. Dialog in dieser Abfolge. Ein besonders herausfordernder Abschnitt findet sich in Mal 3,1, wenn es daran geht, die Identität des „Engels“/Boten festzulegen bzw. auch der Boten (allein die Frage, ob es sich hierbei um eine Person oder zwei handelt, wird unterschiedlich beantwortet).
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
- Edition C Bibelkommentar: „Das Buch Haggai und Das Buch Maleachi“ von Thomas Ehlert und Raymond R. Hausoul
- „Kommentar zum Alten Testament“ von William MacDonald
- Der Neue Matthew Henry Kommentar: „Jesaja-Maleachi“ von Matthew Henry
Bitte studiert auch den hilfreichen Predigttipp von Eckhard Löffler vom 28.09.2008 zu Mal. 2,17-3,5 unter https://www.christusbund.de/predigthilfen/predigthilfe-vom-28-9-2008-maleachi-2-17-3-5/
Beachtenswerte Anmerkungen zum Predigttext bietet z.B. die MacArthur Studienbibel (S. 1276f).
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
V. 17: Dieser Vers wird in unserer Bibel zwar dem vorhergehenden Kapitel zugeordnet, steht aber inhaltlich nicht direkt im Zusammenhang mit diesem und ist in einer Art und Weise geschrieben, wie sie bei Maleachi den Anfang eines neuen „Dialogs“ kennzeichnet (wie etwa auch in Mal 1,2 oder 3,13). Maleachi hat in 2,10-16 die Treulosigkeit in Israel kritisiert – nun wird aufgezeigt, wie Gott darüber urteilen wird. Die Israeliten beklagen sich in diesem Vers über die Ungerechtigkeit Gottes, abgeleitet von ihrer Beobachtung, dass Gott Unrecht scheinbar nicht straft, sondern einfach folgenlos geschehen lässt. Dabei fokussieren sie sich auf das, was ihnen widerfährt, nicht auf, dass, was sie selbst an Sünde und Unrecht tun. Manche nehmen dies scheinbar auch als Rechtfertigung für das eigene Handeln gegen Gottes Gesetz, wenn es doch scheinbar keine göttlichen Konsequenzen dafür gibt. Damit machen sie Gott wütend. Einerseits durch ihr eigenes unrechtes Handeln, anderseits durch die gotteslästerliche Unterstellung, dass Gott Freude an schlechtem Verhalten haben würde, nur weil er es nicht sofort bestraft. Das Problem der Israeliten ist, dass sie sich ihre theologischen Einsichten aus ihren eigenen Beobachtungen zusammenreimen – und nicht aus Gottes Wort. Dieser Ansatz wird immer zu falschen Erkenntnissen und Handlungen führen. Aus der Bibel erfahren wir nämlich, warum Gott mit seinem Gericht und der Strafe für Unrecht wartet. Weil er gnädig ist – er verzögert sein Gericht, um Menschen die Möglichkeit zu Buße und Umkehr zu geben (2Mo 34,6).
V. 1: Das Volk Israel handelt falsch. Von diesem Weg sollen sie umkehren – um ihnen das klarzumachen, wird ihnen nun der „Tag des Herrn“ vor Augen geführt. Der Tag, an dem Gott wirklich über alles Unrecht richten wird, wonach sich die Israeliten doch angeblich so sehnen. Aber dies wird nicht so ablaufen, wie die Israeliten es gerne hätten. Dabei geschieht dann nämlich nicht nur Gericht über andere, die ihnen Unrecht tun – sondern auch über ihren eigenen Lebenswandel. Vorangehen wird diesem Tag die Sendung eines Boten/Engels, der den Weg bereiten soll – wie auch schon in Jes 40,3. Das NT macht klar, dass sich dies mit Johannes dem Täufer erfüllt hat (Mt 3,3; Mk 1,3; Lk 3,4; Joh 1,23). Gleichzeitig bezieht sich der folgende Satz auf jemand anderen: „Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt!“. Dieser Bote und der Herr (Gott) sind eins, dieser zweite Bote wird mit sich einen (neuen) Bund bringen – dabei kann es sich also nur um Jesus handeln, der nach Hebr 12,24 der Mittler eines neuen Bundes ist und eins mit dem Vater. In diesem Vers haben wir also sowohl einen Verweis auf Johannes den Täufer als auch auf Jesus Christus.
V. 2: Wie im letzten Abschnitt bereits erwähnt – das Gericht, nach dem sich die Israeliten sehnen wird kommen, das Kommen des Messias, das sie erwarten, wird kommen. Aber anders als sich es sich erhoffen. Für sie ist die Aufgabe des Messias allein Wohlstand und Erlösung zu bringen – was er auch tun wird, aber gleichzeitig bringt er auch das Gericht. Ein Gericht, in dem nur bestehen kann, wer Buße tut und umkehrt. Es gibt keine andere Möglichkeit. Mit ihrem derzeitigen Lebenswandel werden die Israeliten in diesem Gericht nicht bestehen. Dieses Gericht wird mit Feuer oder auch Lauge verglichen. Dinge, die zerstören können – aber auch reinigen. Diese Reinigung geschieht aber auch durch die Zerstörung von allem, was eben nicht rein ist. Dieses Reinigen ist nicht angenehm, wahrscheinlich sogar schmerzhaft, aber notwendig, um alle Unreinheiten zu entfernen. Und der Einzige, der dies tun kann, ist der Messias, Jesus Christus. Er schenkt wahre Reinheit und so auch ein Bestehen im Gericht.
V. 3: Die Reinigung durch den Messias wird nicht angenehm, das hat der vorherige Vers aufgezeigt. Aber gleichzeitig sehen wir in diesem Vers auch, dass nichts davon ohne Sinn geschieht. Wie ein Künstler hat jeder Schritt dieses Vorgangs ein klares Ziel und ein wunderbares Ergebnis. Bei der Metallbearbeitung ist es Gold und Silber, im Fall des Messias eine Priesterschaft, religiöse Anführer, die wahrhaft Gottes Willen folgen und rein sind.
V. 4: Diese Reinigung und neue Reinheit werden sich aber nicht nur auf die Priester beschränken. Das „Opfer Judas und Jerusalems“, also dass des ganzen Volkes wird wieder Gottes Vorstellungen und Maßstäben entsprechen. Sein ganzes Volk wird wahrhaft rein sein.
V. 5: Das Kommen des Messias heißt Reinigung – aber auch Gericht. Über jedes Unrecht wird Gericht gehalten und niemand, der Unrecht tut, wird bestehen können. Dabei benennt Maleachi klar Unrecht, das gerade im Volk geschieht und dass auch gerichtet werden wird. Hier ist wieder der Punkt: Nicht nur die anderen sind schuldig, sondern auch ihr Israeliten. Gott wird richten als ein „schneller Zeuge“ – „Gott ist gleichzeitig der Zeuge für das begangene Unrecht, ein Anwalt der Geschädigten und der Richter über die Übeltäter“ – so schreibt es ein amerikanischer Kommentarautor. Nun werden verschiedene Arten von Unrecht aufgezählt. Zauberei als Abkehr von Gott und der Versuch das Göttliche menschlich zu manipulieren – sowie um anderen zu schaden. Ehebruch, der die göttlichen Institutionen von Ehe und Familie angreift und etwas Gutes schädlich verzerrt. Eidbruch der den Namen Gottes als nichtig ansieht (Schwüre erfolgten damals im Namen Gottes) und benutzt wird, um anderen zu schaden (etwa durch falsche Zeugenaussagen). Und als Letztes die Unterdrückung und schlechte Behandlung von Schwächeren und Ärmeren – die im Gesetz des Mose ausdrücklich untersagt war und ein Indikator dafür ist, wie sehr Gier und Machtmissbrauch die damaligen Israeliten bestimmten. Dieser Abschnitt ist auch wichtig, weil er aufzeigt, dass das Problem der Israeliten nicht nur ihr mangelhafter Dienst gegenüber Gott und seinem Tempel ist. Auch ihr Lebensstil soll ihre Nähe zu Gott bezeugen – selbst der schönste Gottesdienst nützt nichts, wenn die Lebensführung nicht dazu passt.
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Die Boten, die Maleachi hier ankündigt sind durch das NT für uns bereits klar identifiziert: Johannes der Täufer und Jesus Christus. Auf den „Tag des Herrn“ warten wir aber nach wie vor. Auch aus unserer Sicht steht das endgültige Gericht und die vollständige Reinigung durch den Messias noch aus.
2.2 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Die Israeliten glaubten Religion und Lebensführung trennen zu können. Gottesdienst war eine Sache, wie das eigene Leben wirklich geführt und gelebt wurde, eine ganz andere. Auch uns heute kann es schnell passieren, dass wir für den Sonntag Christen sind – und den Rest der Woche aber ein ganz anderes Leben führen, das nicht von Gott geprägt ist. Lebe ich ein authentisches Christsein die ganze Woche hindurch? Oder setze ich manchmal einfach nur eine religiöse Maske auf? Diese Frage muss ich mir als Prediger stellen und sollte auch die Zuhörer zum Nachdenken darüber anregen.
Ein weiteres Problem des Volkes Israel ist, dass sie mit dem, was sie beschäftigt, nicht zu Gott kommen. Sie sprechen miteinander über das Unrecht, das Gott ihrer Meinung nach geschehen lässt – aber nicht mit Gott. Sie leiten es aus ihren eigenen Erfahrungen ab, wie Gott ist – ohne ihn selbst in seinem Wort reden zu lassen. Das hat schlechte Folgen und bringt sie noch weiter weg von Gott. Wo versuchen wir eigene Antworten für Probleme zu finden, mit denen wir doch eigentlich zu Gott kommen sollten?
3. Sagen, wo es hingeht
Zur Predigtvorbereitung hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigt von Jürgen Fischer vom 11.12.2011 mit dem Titel „Gottesfurcht bewahrt vor Sünde und Gericht“. Diese Botschaften findet ihr unter https://crossload.org/inhalte/iucvqmPnUY/Maleachi-2-17-3-5-Gottesfurcht-bewahrt-vor-S%C3%BCnde-und-Gericht-J%C3%BCrgen-Fischer
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Der Messias wird eines Tages kommen, um zu reinigen und zu richten – unser Handeln sollte zeigen, dass wir damit rechnen.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Menschen denken sich alle möglichen Rechtfertigungen aus, um sich ihr eigenes Unrecht moralisch geradebiegen zu können. Aber vor Gott kann das nicht bestehen – auch wenn wir manchmal das Gefühl haben, dass wir manchmal nicht verstehen, wie Gott handelt. Aber er hat einen Grund für alles, was geschieht und wird eines Tages (durch den Messias) kommen, um zu richten. Bis dahin bleibt nur die Umkehr zu ihm und seinen Wegen – und sich von ihm reinigen zu lassen, um immer näher zu einem gottgefälligen Leben kommen zu dürfen.
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
- Gottes Gerechtigkeit herausgefordert (Mal 2,17)
- Gottes Gerechtigkeit sichtbar (Mal 3,1-2a)
- Gottes Gerechtigkeit angewendet: Die Reinigung der Priester (Mal 3,2b-4)
- Gottes Gerechtigkeit vollständig: Das Urteil (Mal 3,5)
(Lukas Streeb)