Matthäus

Predigthilfe vom 6. Februar 2022 – Matthäus 21, 12-22

Predigtthema:         Unser Glaube: Bethaus oder Räuberhöhle

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

* Dieses Ereignis beschreibt neben Matthäus sowohl Markus (Mk 11,15f) als auch Lukas (Lk 19,45f). Es lohnt sich alle drei Texte im Zusammenhang zu lesen. Jeder Evangelist setzt unterschiedliche Schwerpunkte, das wird auch in unserem Text erkennbar. Bei den Unterschieden handelt es sich um Nuancen, die nicht an der Glaubwürdigkeit rütteln, sondern diese viel mehr unterstreichen.

* Jesus und seine Gefolgschaft sind vor kurzem in Jerusalem eingetroffen. Unmengen Passahfestbesucher füllen die Stadt. Neben seinen Aposteln folgt ihm zudem eine große Schar an weiteren Jüngern.

* Direkt vor unserem Ereignis fand der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem statt, welchem an Gründonnerstag gedacht wird. Wir befinden uns am Anfang der Passah- bzw. Passionswoche. In wenigen Tagen wird Jesus verurteilt, gekreuzigt und wiederauferweckt werden.

* Das Verhältnis zwischen Jesus und den Pharisäern ist mittlerweile äußerst angespannt. Der Beschluss ihn zu töten ist schon gefasst worden. Es werden sämtliche Möglichkeiten überlegt und ausprobiert, um ihm eine Sünde nachzuweisen, um ihn gefangen zu nehmen.

* Es findet sich eine weitere Tempelreinigung im Johannesevangelium, diese fand zu Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu statt. Es ist interessant und nachdenkenswert, dass jeweils eine Reinigung zu Beginn und eine kurz vor Ende des öffentlichen Wirkens berichtet wird.

* In den unterschiedlichen Evangelien werden Zitate aus dem Alten Testament (Ps 8,2, Jes 56,7) in diesem Ereignis mit eingeflochten. Diese lohnt es auch nachzuschlagen und zu bedenken.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

* CV- Kommentar zum Neuen Testament, Band 1: Matthäus – Apostelgeschichte, John Heading                              

* Edition C Bibelkommentar zum Neuen Testament, Matthäus-Evangelium 1.Teil, Gerhard Maier

* Wuppertaler Studienbibel Neues Testament, Das Evangelium des Matthäus, Fritz Rienecker

* Don Richardson: Ewigkeit in ihren Herzen

* BibleProject – Deutsch, Buchvideo Matthäus, Kap.14-28: www.youtube.com/watch?v=qjafm3VQRUY

Bitte studiert auch die hilfreichen Predigttipps von Eckard Löffler vom 23.04.2006 zu Matthäus 21,12-17, Jürgen Vier vom 12.10.2003 zu Lk 19,41-48 und Dr. Heiko Krimmer vom 23.07.2000 zu Markus 11,12-25 unter www.studienbibel.de. Beachtenswerte Anmerkungen zum Predigttext bietet z.B. die Studienbibel von John McArthur, Charles Ryrie, Thompson, o.ä.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

V. 12: Durch die Vertreibung der Stämme vor mehreren hundert Jahren kamen Juden aus allen Himmelsrichtungen nach Jerusalem. Im Tempelbezirk entstand eine Art Markt, in dem Materialien, Tiere und weitere Dinge für Opfer und rituelle Handlungen erworben werden konnten. Zudem gab es Geldwechselstellen, an denen das Geld der unterschiedlichen Währungen eingetauscht werden konnte. Diese Geschäfte florierten zu diesem Zeitpunkt sehr, da in der Passahwoche zehntausende Juden nach Jerusalem und zum Tempel kamen.

Tauben waren Opfergaben, die arme Gläubige anstatt eines teureren Tieres opfern durften.

Der Tempel bestand aus mehreren Bereichen. Aller Wahrscheinlichkeit nach machten die Verkäufer und Geldwechsler ihre Geschäfte im „Vorhof der Heiden“. Dieser Bereich war speziell für Nichtjuden gedacht. Diese Menschen wurden durch das wilde Treiben des Marktes sehr gestört und es stellte ein großes Hindernis des missionarischen Systems Gottes dar.                                       

V. 13: Jesus begründet sein Handeln anhand des Wortes Gottes, anstatt mit menschlichen Argumenten. Dies ist auch an anderen Stellen zu sehen, wie beispielsweise bei der Versuchung in Mt 4.

Das Gebet ist die menschliche Seite der Kommunikation zwischen Gott und Mensch. Der Tempel war in der Zeit des Alten Testamentes der Ort des Gebets. Durch die bestehende Situation wurde diese Kontaktaufnahme gestört.  

V.14: Die Heilung von Blinden und Gelähmten galten als messianische Zeichen. Als Johannes der Täufer seine Jünger schickte, um Jesus zu fragen, ob er wirklich der Messias sei, erinnerte er an die messianischen Zeichen, die er tat. Das war Antwort genug (Mt 11,1-6, siehe auch Mt 9,32; 12,23).

V.15-16: Der Tempel Gottes sollte ein Ort ständigen Lobes und Anbetung Gottes sein. Durch falsche Handlungen und stumpfe Traditionen wurde das gedämpft. Die Gegenwart Gottes zog in der Gestalt Jesu in den Tempel ein. Einfache Kinder reagierten darauf in der gebührenden Weise, die gelehrten und religiösen Leiter nahmen daran Anstoß.

Die Kinder proklamierten Jesus deutlich als den verheißenen Messias Gottes. Er widerspricht ihnen nicht. Jesus bekräftigt es viel mehr, indem er ein Zitat aus den Psalmen auf sich bezieht, dessen Inhalt sich auf Gott konzentriert. Durch die Aussage der Kinder wurden die Gelehrten unwillig, durch die Aussage Jesu müssen sie vor Entrüstung und Wut gekocht haben. Siehe Joh 8,57+58: Jesus stellt sich auf eine ähnliche Weise Gott gleich. Die Gelehrten versuchen ihn daraufhin direkt zu töten.

V.17: Jesus hatte Freunde in Bethanien. Lazarus und seine Schwestern wohnten dort. Er hatte in der Vergangenheit schon Zeit bei ihnen verbracht. In der Schilderung bei Johannes (Joh 12,1-12) hielt Jesus sich direkt vor unserem Ereignis bei Lazarus auf. Es liegt nahe, dass er und seine Jünger während der Passahtage einige Nächte bei diesen Freunden verbrachte.

V.18: Ein weiterer Tag des Passahfestes steht an. Es liegt nahe, dass der gleiche Weg wie beim triumphalen Einzug gegangen wird.

V.19-20: Die Begebenheit mit dem Feigenbaum wirft Fragen bei den Jüngern auf. Interessanterweise ist Jesu anschließende Aussage keine direkte Antwort darauf.

Der Kontext legt nahe, dass es mit dem falschen Verhalten der geistlichen Elite der damaligen Zeit zusammenhängt. Sie kannten die Schriften und waren dazu ausgerüstet dem Auftrag Gottes zu gehorchen/Früchte zu bringen. Aus aller Welt sollten die Menschen nach Jerusalem zum Tempel kommen, um Gott zu begegnen und anzubeten. Das einzige Mal, dass dies im Alten Testament festgehalten wird, findet sich bei der Königin von Saba (1Kön 10,1f).

Die geistliche Elite in unserem Ereignis erfüllte Gottes missionarischen Auftrag auch nicht und brachten dadurch keine Früchte. Vielmehr: Durch die Verunreinigung des Tempels wurde die göttliche Mission behindert.

Durch das Vertrocknen des Baumes könnte Folgendes angedeutet werden: Der Missionsauftrag an das Volk Israel (2Mo 19,6) wird weggenommen werden und wird stattdessen an die Apostel/Jünger (1Petr 2,9, Apg 1,8) übergeben werden.

(Siehe Don Richardson: Ewigkeit in ihren Herzen).

V.21: Jesus verdeutlicht den Jüngern durch dieses Bild, welche übernatürliche Sachen durch den festen Glauben an ihn möglich sind. Sie werden Dinge in der Kraft Jesu vollbringen, die außerhalb ihrer Vorstellungskraft und ihres Horizontes liegen (Vgl. Apg 10). Jesus verheißt seinen Nachfolgern, dass sie gleiche und noch größere Werke tun werden, als er sie während seines Dienstes tat (Joh 14,12).

Unter anderem zeigt dies die lange Liste der Märtyrer der folgenden Jahrhunderte. (Buchempfehlung: Foxe´s Book of Martyrs).

V.22: Wer in dieser intimen Beziehung mit dem Herrn steht wird Dinge erbitten, die in seinem Willen und innerhalb seiner Maßstäbe liegen. Diese Gebete werden erhört werden. Diese Aussage hängt eng mit den Aussagen des Verses 21 zusammen.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Heilsgeschichtlich und missiologisch ist diese Passage sehr bedeutend.

*Gottes Gegenwart begleitete das Volk Israel während der Wüstenwanderung in Form einer Feuer-/Wolkensäule, die sogenannte Schechina (2Mo 13,21). Wenn das Volk lagerte, befand sich die Schechina inmitten des Lagers über der Stiftshütte, der Wohnstätte Gottes (2Mo 40,34f). Als Salomo den Tempel einweihte erfüllte die Gegenwart Gottes/die Schechina den Tempel, als Zeichen dafür, dass Gott dieses Gebäude als seine „neue Wohnstätte“ in Besitz nahm (1Kön 8,10). In Hesekiel 10 wird eine furchtbare Sache geschildert: Die Herrlichkeit Gottes verlässt den Tempel. Gott zieht aus seiner irdischen Wohnung aus. Als nach der Heimkehr Israels der Tempel fertig gestellt wurde kehrte die Schechina nicht mehr zurück (Neh 8f/Esr 8f). Diese Tatsache war für die Juden im wahrsten Sinne des Wortes zum Heulen.

Die Gegenwart Gottes kehrte in Jesus wieder zurück in den Tempel. Jesus reinigte ihn, um dieses Gebäude wieder zu einem Ort der Anbetung Gottes zu machen. Dies geschah anschließend (in einem kleinen Format) im Lob Gottes durch die Kinder. Jesus heilte die Blinden und Lahmen, es wurde deutlich, dass Gott durch ihn den Menschen im Tempel begegnete und Heilung brachte.

* Durch die oben beschriebene Ankündigung der neuen Strategie Gottes, um die Völker zu erreichen, wird ein großer missiologischer Schritt vorhergesagt. Siehe die Kommentare zu V.12,19+20.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen

* In den letzten Wochen haben wir uns kontinuierlich im Matthäusevangelium voran gearbeitet. Jetzt sind wir mit Jesus in Jerusalem angekommen. Das Zentrum der Heiligen Schrift, der Tod und die Auferstehung, stehen bevor.

* Jesus macht deutlich, dass sein Tempel heilig und zu Gottes Ehre sein soll. Das Volk Israel vernachlässigte diese Aufgabe und beraubte Gott dadurch seiner Ehre.

* Die missionarische Aufgabe des Volkes Israel ist an die Gemeinde übergegangen.

* Durch Gottes Zusage, dass Glaube Berge versetzen kann, ist der gläubige Hörer für jede Aufgabe und Situation seines Lebens gewappnet.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen

* In unserer heutigen Zeit ist jeder einzelne Gläubige ein Tempel Gottes, in dem die Gegenwart Gottes/die Schechina wohnt (1Kor 6,19). Durch das komplette Alte Testament hindurch und in den Evangelien sehen wir, wie wichtig und heilig der Tempel ist. Unser Körper ist die irdische Wohnstätte des Schöpfers und Erhalters des Himmels und der Erde. In uns lebt der Herr, der die wunderbaren und mächtigen Dinge der Offenbarung durchführen wird.

* Kinder preisen und loben Jesus. Wir sehen an anderen Stellen der Evangelien wie wichtig Gott die Kinder und ihr Glaube ist (Mt 19,13f, Mk 10,13f, Lk 18,15f). Gott fordert die Israeliten explizit auf, ihre Kinder in Gottes Wort zu unterweisen und es ihnen einzuschärfen. Die Kinder sollen am Verhalten der Erwachsenen Gott erkennen und so zu ihm gebracht werden.

* Die missionarische Aufgabe des Volkes Israel ist an die Gemeinde übergegangen. Die alttestamentliche Methode war „rufend/ziehend“. Die Israeliten sollten als ganzes Volk von Priestern die Nationen nach Jerusalem/zum Tempel bringen, weil dort Gott gegenwärtig war. Die jetzige Missionsmethode Gottes ist eine „gehende/suchende“. Jeder Nachfolger Jesu ist ein Tempel Gottes und trägt die Gegenwart Gottes in sich. Wir sind dazu berufen in unserem engen und erweiterten Umfeld als Zeugen aufzutreten. Parallel dazu lautet unser Auftrag auch bis an die Enden der Erde zu gehen (Mt 28,18f; Apg 1,8).

* Glaube versetzt Berge. Das beginnt in den (scheinbar) kleinen Bereichen des Alltags auf der Straße, in der Arbeit und der Familie. Es betrifft aber auch Situationen, in denen menschliche Grenzen in der Kraft des Glaubens überwunden werden.

Die Kraft und Macht des Gebets darf nicht gemindert werden. Alles was glaubend/in der tiefen Verbindung mit Jesus erbeten wird, wird sich erfüllen.  

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Mögliche Ziele können sein:

* Den Gläubigen wieder neu die Herrlichkeit und Heiligkeit anhand von Gottes Tempel darzustellen. Wir sind heutzutage diese Tempel und der Ort der Anbetung Gottes.

* Die heilsgeschichtlichen Zusammenhänge der Schrift zu veranschaulichen und nahe zu bringen. Dadurch wird verdeutlicht, dass die einzelnen Teile der Bibel ein wunderbar ineinandergreifendes Ganzes sind, welches von einem Gott geschrieben wurde.

* Schwierigere Passagen, wie die in V.19+20, kennen viele Bibelleser. Manche fragen sich des Öfteren welche Bedeutung dahinter steht. Durch diese Predigt haben wir die Möglichkeit mit den Zuhörern tiefer einzusteigen.

* Den Zuhörern erneut unseren missionarischen Auftrag zu verdeutlichen. Wir sind Gottes Bodenpersonal. Durch jeden von uns will er den Menschen begegnen.

* Durch den Glauben an Jesus sind wir für jegliche Herausforderung und Veränderung gewappnet. Gerade in den momentanen Situationen ist es wichtig diese grundlegende Wahrheit zu verinnerlichen.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Einige Themenideen:

„Unser Glaube: Bethaus oder Räuberhöhle“ (Vorschlag vom Verband)

„Jesus überrascht Jerusalem“ (Vorschlag Gerhard Maier/ Edition C)

„Fruchtloses oder fruchtbares Leben“ (Vorschlag Gerhard Maier/ Edition C)

„Der Himmel auf Erden“

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Eine mögliche Gliederungsidee:

a) Eine großartige Tat                  (V.12-13)                                                                                       

b) Eine gemischte Reaktion       (V.14-17)

c) Ein gnadenloses Urteil            (V.18-19)

d) Eine große Verheißung          (V.20-22)

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

* Bei der Tempelreinigung eignet sich ein Beispiel vom Aufräumen, Reinigen, Putzen. Eine Sache, die ihre Aufgaben nicht erfüllen kann, wenn ihr Zustand nicht komplett sauber/funktionsbereit ist.

* Vergleiche aus dem Alten Testament, bei denen deutlich wird, wie besonders und abgesondert der Dienst im Tempel (2Mo 28,33f) und der Tempel selbst war.

* Beim Feigenbaum kann ein Beispiel verwendet werden, wo etwas ausgetauscht/ersetzt wird, weil es seinen Dienst nicht erfüllt.

Vergleiche aus dem Alten Testament, wo sich die Priesterschaft oder das ganze Volk als unbrauchbar darstellt.

* Beim letzten Punkt eignet sich ein eigenes Erlebnis, eine biblische Begebenheit (Jos 10,13f;2Kön 6,15f) oder ein Erlebnis aus der Missionsgeschichte (John Paton und die Engel um ihre Hütte), wo durch Glauben/Gottes Wirken Übernatürliches bzw. Außergewöhnliches passiert ist.

(Levin Illi)