Apostelgeschichte

Predigthilfe vom 27. Mai 2018 – Apostelgeschichte 11,19-26

Jahresthema: Wie Gemeinde entsteht

Predigtthema: Durch wenig kann Gott sehr viel

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

  1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

(vgl. Predigthilfe vom 29.4.2018)

Die Apostelgeschichte steht unter dem Wort aus Apg 1,8. Bis Kapitel 7 breitet sich das Wort in Jerusalem aus. Ab Kapitel 8 (ausgelöst durch die Verfolgung) breitet es sich dann in Judäa aus und ein Proselyt aus Afrika nimmt das Evangelium mit dort hin. Mit Kapitel 9 wird dann eine wesentliche Grundlage für die Heidenmission gelegt: Paulus wird wiedergeboren. Kapitel 10 und 11 markieren dann die Vorbereitung der judenchristlichen Gemeinde auf die Heidenmission durch Paulus. Bis dahin schien die judenchristliche Gemeinde nicht wirklich die Sicht zu haben, dass sich auch unter den Heiden das Reich Gottes „bis an die Enden der Erde“ ausweiten würde. (Apg 8,4 -> 11,19)

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

* Hilfreiches Basiswissen findet sich z. B.  in „Das Neue Testament“ erklärt und ausgelegt von John Walvoord und Roy Zuck (Hänssler-Verlag)

* Studienbibel John McArthur: http://www.sermon-online.de/search.pl?lang=de&id=9146 (freier Download!)

* weitere Studienbibeln (Verkündiger sollten mehrere haben: zB Ryrie, Genfer Studienbibel, Elberfelder Bibel mit Erklärungen… )

* Wuppertaler Studienbibel, Band Apostelgeschichte von Werner de Boor

* Edition C Kommentar zur Apostelgeschichte von Heinz-Werner Neudorfer

* „Die Botschaft der Apostelgeschichte“, ein exegetisch-homiletischer Kommentar von John Stott

Bitte studiert auch den hilfreichen Predigttipp von Eckhard Löffler vom 24.8.2008 zu Apg 11,19-26 unter www.studienbibel.de.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Lukas nimmt hier in 11,19 den Faden von 8,1 wieder auf. Zwischen 8,1 und 11,19 werden wichtige Ereignisse genannt, welche die Ausbreitung des Evangeliums unter Nicht-Juden betreffen: Philippus evangelisiert in Samarien, Philippus führt den Kämmerer zum Glauben, Paulus kommt zu Glauben und wird zur Heidenmission berufen (9,15), Petrus darf Kornelius zum Glauben führen und lernt dabei Gottes Willen für die Heiden kennen (10,34-36), die Jerusalemer Gemeinde bestätigt das Verständnis über den Willen Gottes zur Heidenmission (11,18). Der Text in 11,19ff zeigt nun, was sich inzwischen zu diesem Thema noch getan hat – in Antiochia, nun also auch auf „heidnischem Gebiet“.

V.20: „Antiochia“: heute Antakya, damals 500 000 Einwohner, drittgrößte Stadt im römischen Reich, Hauptstadt der römischen Provinz Syrien, Schnittpunkt zwischen Orient und Okzident. Eine Stadt mit pulsierendem religiösem und wirtschaftlichem Leben. Spitzname „Königin des Ostens“.

V.21: „Und die Hand des Herrn war mit ihnen und eine große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn“. Gott bestätigt die Initiative, auch mit Griechen über das Evangelium von Jesus zu reden und es ihnen zu verkündigen. Es wird immer deutlicher: Gott schafft sich ein errettetes Volk (seine Gemeinde) auch aus den Heiden. Hier im Text wird interessanterweise nicht von Bekehrungen unter den Juden berichtet (11,19-20). Der Focus (Gottes?) liegt jetzt ganz auf den Griechen. Wem verkündigen wir heute das Evangelium? Wo schenkt Gott heute offene Herzenstüren? Das könnte auch an Orten (auch Milieus) sein, an die wir bisher noch nicht denken. Gott will alle Menschen erreichen.

V.22: „Es kam aber die Kunde davon…“. Das urchristliche Nachrichtensystem funktionierte. Die Muttergemeinde in Jerusalem (und Wächterin des Glaubens?) erfährt von den Ereignissen in Antiochia, will Fakten und Genaueres wissen und schickt deshalb Barnabas. Es ist gut, wenn man wissen will, was läuft, deshalb aktiv wird und sich das auch etwas kosten lässt.

V.23-24: „Barnabas… ein bewährter Mann voll Heiligen Geistes und Glauben“. Hatte er in besonderer Weise den Mut, auch ungewohnte neue Wege zu gehen? (Wie z.B bei der heiklen Einführung des Paulus in die jerusalemer Christengemeinde, 9,27) In unseren Gemeinden werden Leute gebraucht, die mutige Schritte tun – im Glauben, auch gegen (unreflektierte und ungute) Gewohnheiten.

V.23 Woran erkennt man, ob es das Wirken des Heiligen Geistes ist, was hier passiert? Barnabas ging „hin“ (vor Ort) und sah (live) die „Gnade Gottes“ in den echten Bekehrungen. Das Leben von Menschen wurde offensichtlich verändert, weil Jesus ins Leben aufgenommen wurde und der Heilige Geist neues Leben geschenkt hat. Barnabas kann nur sagen: Weiter so. Sie sollen mit „festem Herzen am Herrn blieben“. Das hört sich nach Glaubensgrundkurs oder Jüngerschaftskurs an.

V.25-26 „Paulus …“ Paulus hielt sich bisher aus Schutz vor Mordanschlägen in Tarsus auf (9,29-30). Es wird wenig berichtet, was er in der Zeit alles gemacht hat (14 Jahre?, vgl. Gal.1+2). Nun wird er von Barnabas zum wiederholten Mal „aktiviert“. Was für eine große positive Auswirkung hatte doch dieses „Netzwerken“ des Barnabas. Barnabas lässt sich dazu gebrauchen, entscheidende Weichen zu stellen so dass Gottes Wille geschieht (Apg. 9,15). Anscheinend passt Paulus auch hervorragend zur Aufgabe in Antiochia. Er war offensichtlich durch seinen Hintergrund (Jude und röm. Staatsbürger, Intellektueller und Zeltmacher,… ) eine Integrationsfigur für Juden und Heiden. Gott stellt seine Leute in Aufgaben hinein, die dann auch für sie passen.

V.26a: Die Gemeinde darf mit Barnabas und Paulus ein gesegnetes Jahr erleben. Verkündigung als Teamaufgabe. Durch Lehre wurde die Gemeinde stabilisiert. Das hört sich nach Gemeindebibelschule an. Ebenso konnten beide voneinander lernen. Vielfalt und doch Kontinuität – Faktoren einer gesunden Art der Verkündigung in einer Gemeinde.

V.26b: „Christianoi“. Die Gemeindeglieder fielen in der Stadt auf, weil ihr Lebenswandel und Reden auf Jesus Christus hinwies. Wie die „Herodioi“ (Anhänger des Herodes) wurden sie „Christianoi“ genannt – also nach dem, der offensichtlich ihr Leben ausmachte: Christus. Was für ein Echtheitszeugnis wäre das doch, wenn unsere Umgebung uns nach unserem Herrn benennen würde, weil die Menschen merken: Da steht nicht nur Jesus drauf, da ist auch Jesus drin („Jesus inside“)

  1. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Wie so oft in der Apostelgeschichte müssen wir unterscheiden zwischen beschreibender (deskriptiver) und vorschreibender (präskriptiver) Erzählung.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Wir predigen diesen Text kurz nach Pfingsten 2018. Die letzten Predigten in der Gemeinde behandelten womöglich das Pfingstereignis und das Thema Mission. Es wäre nachzufragen: Was wurde schon gepredigt? Was wurde schon gesagt?

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Der Text spricht von der Notsituation der Verfolgung, die Gott benutzt hat, um sein Reich zu bauen. Gott kann solche Nöte gebrauchen, aber zunächst ist Not immer auch etwas Schweres. Wenn wir predigen, dann werden wir vermutlich auch in Notsituationen hineinsprechen, die Gott gebrauchen kann zu seinen Zielen – wir sollten dabei aber nicht aus den Augen verlieren, dass Not zunächst immer auch schmerzt. Entsprechend seelsorgerlich sollten wir über diesen Punkt reden und predigen.

  1. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Lesung: Apg. 11,19-26

Gott setzt seinen Plan der Weltmission Schritt für Schritt um (1,8) – dazu will er uns auch gebrauchen. Gemeinde besteht aus Menschen, die gerettet wurden und nun zugerüstet werden, andere zu retten (Jüngerschaft). Wer Jesus nachfolgt, der folgte einem Retter und wird in eine Rettungsaktion mit hineingenommen. Jeder wird gebraucht an seinem Platz.

3.2 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Durch wenig kann Gott sehr viel

V.20-21: Es fängt klein mit wenig Christen an

V.22-24: Einige kamen zusammen (erhielten Unterstützung durch Barnabas)

V.24-25: Mehrere schlossen sich an (suchten weitere Unterstützung durch Paulus)

V.26: Vielen blieben beisammen (Stärkung durch Lehre)

 

Wie Gemeinde entsteht

V.19a: Trotz allem (Verfolgung)

V.19b-21: Für alle (Verkündigung – bei Juden und Heiden)

V.22-24: Mit allen (Bestätigung – durch Geschwister)

V.25-26: Wegen allem (Vertiefung – in der ganzen Lehre)

 

Wie Gemeinde entsteht

V.19-21: Die Rolle der no-names (Evangelisten)

V.22-24: Die Rolle des Barnabas (Connecter, Seelsorger, Ermutiger, V.25 Weichensteller…)

V.25-26: Die Rolle des Paulus (Lehrer, Integrationsfigur)

V.19-26: Die Rolle des Heiligen Geistes in allen (der Motor, „der“ Missionar, Christus in uns)

 

Wie entsteht Gemeinde (in Antiochia)

V.19a: Durch Verfolgung (Bewegtwerden)

V.19b-21: Durch Verkündigung (Evangelisation)

V.22-24: Durch Vernetzung (Bestätigung)

V.25-26: Durch Verstärkung (Vertiefung)

 

„Ausbreitung: Die Gemeinde in Antiochia“ (nach John Stott „Die Botschaft der Apostelgeschichte“)

11,19-21 Die Mission unter Griechen wird durch ungenannte Evangelisten eingeleitet

11,22-24 Die Mission unter Griechen wird von Barnabas gebilligt

11,25-26 Die Mission unter Griechen festigt sich unter Saulus

11,27-30 Die Mission unter Griechen wird durch gute Werke bestätigt

 

3.3 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Liedvorschläge:

Herr, das Licht deiner Liebe

Gott baut sein Haus

Vergiss nicht zu danken

 

(Günther Ott)