Apostelgeschichte

Predigthilfe vom 29. April 2018 – Apostelgeschichte 10, 1-48

Jahresthema: Wie Gemeinde entsteht

Predigtthema (ursprünglicher Vorschlag): Durch Gottes wunderbare Fügung

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

  1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Da die Vorgeschichte in den Wochen vorher nicht in den Predigten vorkam, macht es Sinn, wirklich den Zusammenhang der Apostelgeschichte mit einzubeziehen:

Die Apostelgeschichte steht unter dem Wort aus Apg 1,8. Bis Kapitel 7 breitet sich das Wort in Jerusalem aus.

Ab Kapitel 8 (ausgelöst durch die Verfolgung) breitet es sich dann in Judäa aus und ein Proselyt aus Afrika nimmt das Evangelium mit dort hin.

Mit Kapitel 9 wird dann eine wesentliche Grundlage für die Heidenmission gelegt: Paulus wird wiedergeboren.

Kapitel 10 und 11 markieren dann die Vorbereitung der judenchristlichen Gemeinde auf die Heidenmission durch Paulus. Bis dahin schien die judenchristliche Gemeinde nicht wirklich die Sicht zu haben, dass sich auch unter den Heiden das Reich Gottes „bis an die Enden der Erde“ ausweiten würde. (Apg 8,4 -> 11,19) Petrus, führender Kopf der Judenchristen in Jerusalem bekommt deshalb eine persönliche Lehrstunde.

Hinweis zur Textlänge:

Der Text ist sehr lang. Die Ausführlichkeit ist der damaligen Situation geschuldet, dass er eben etwas ganz Neues markiert hat. Je nach Zeitkonzept kann man den Text nur in Auszügen lesen. (siehe Vorschlag weiter unten) Aber natürlich kann man auch am ganzen Text festhalten, ist es doch Wort Gottes …

Wichtig ist auch, dass man die Jerusalemer Gemeinde nicht für ihre „antiheidnische“ Haltung verurteilt: Sie erwarteten doch auch in irgendeiner Form das „Königreich Davids“, ein messianisches Reich, und von alten Testament konnte man da doch erwarten, dass es ein „jüdisches Reich“ ist. Natürlich für jeden offen, aber eine Aufhebung in „Weder Jude noch Grieche“ (Gal 3,28) war nicht unbedingt zu erwarten!

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

* Hilfreiches Basiswissen findet sich z. B.  in „Das Neue Testament“ erklärt und ausgelegt von John Walvoord und Roy Zuck (Hänssler-Verlag)

* Studienbibel John McArthur: http://www.sermon-online.de/search.pl?lang=de&id=9146 (freier Downlod!)

* weitere Studienbibeln (Verkündiger sollten mehrere haben: zb Ryrie, Genfer Studienbibel, Elberfelder Bibel mit Erklärungen… )

* Wuppertaler Studienbibel, Band Apostelgeschichte von Werner de Boor

* Edition C Kommentar zur Apostelgeschichte von Heinz-Werner Neudorfer

Bitte studiert auch den hilfreichen Predigttipp von Eckhard Löffler vom 15.10.2006 zu Apg 10, 34-48 und vom 21.10.2001 von Jochen König zu Apg 10, 1-20 und 44-48 unter www.studienbibel.de.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

V 1-2: Gott „macht es Petrus leicht“- er sucht sich unter den „Heiden“ einen raus, der jüdischer lebt als mancher Jude damals, siehe auch die Gebetszeit in Vers 3 und die „frommen Soldaten“ in Vers 7.

V 3: vgl. Apg 3,1 – das war die Zeit des täglichen Opfers im Tempel!

V 4-8: Gott gibt Kornelius noch keinerlei Inhalte bekannt. Er soll ohne Vorwissen mit Simon Petrus zusammentreffen. Die entscheidenden Erkenntnisse und die Wiedergeburt als solche soll in und durch Gegenwart des Apostels geschehen! Dies ist wichtig, damit es später auch allgemein von der Gemeinde akzeptiert werden kann!

Gleichzeitig gibt es für Kornelius keinen Zweifel, dass er den Anweisungen folgt!

V 9: Die Zeit des jüdischen Mittagsgebetes!

V 10-13: Paulus bekommt Hunger, bekommt aber während der Zubereitungszeit ein „verlockendes Angebot“ – eine Versuchung? Für den Leser ist klar, dass das was Petrus da passiert, eine „Verzückung“ ist, das bedeutet in jedem Fall, dass Gott hier die Kontrolle übernimmt! Gott selber muss die Dinge vorantreiben!

V 14-17a: Dreimal bekommt Petrus eine Anweisung vom „Herrn“, widerspricht, und wird korrigiert. Er ist ratlos, was das bedeuten soll. (Er weiß ja auch nicht, dass ihn das auf das Folgende vorbereiten soll. Auch hier muss man Verständnis aufbringen und nicht so tun als wäre uns das damals an Petrus´ Stelle sofort alles völlig klar gewesen …)

V 17b-20: Petrus bekommt die klare Ansage „ohne irgend zu zweifeln“ mit den gerade ankommenden Männern mitzugehen! Wieder muss Gott ganz deutlich sprechen!

V 25-26: Petrus – ganz Jude – lässt es nicht zu, dass man vor ihm kniet

V 27-29: Petrus hat offensichtlich aus der Erscheinung zunächst einmal gelernt, dass er nicht einen Menschen als „unrein“ bezeichnen soll.

V 34-35: „in Wahrheit begreife ich“ – bis dahin hat Petrus ein bisschen erkannt, dass er schon mit Kornelius zusammen sein darf. Aber nun begreift er IN DER TIEFE, dass wirklich ALLE Menschen Gott angenehm sind und dass Gott alle Menschen will und auch alle Menschen zum Volk Gottes gehören können!

V 36-43: So gibt Petrus tatsächlich das Evangelium, die Botschaft von Jesus Christus an Hauptmann Cornelius weiter!

V 44: Und wieder greift Gott direkt selber ein und gießt einfach den Heiligen Geist aus! Die Stellen der Apostelgeschichte, in denen Gott für alle offenkundig den Geist gibt/ausgießt sind alle wenig geeignet darauf Lehren zu bauen, was und wann und wie man den Heiligen Geist genau bekommt, welche angeblichen Reihenfolgen es geben muss und welche Gaben damit (zwingend) verbunden seien. Man hat vielmehr den Eindruck, dass Gott hier sehr flexibel auf die jeweilige Situation reagiert, weil in dieser Anfangsphase der Gemeinde gewährleistet sein muss, dass ein Apostel dabei ist, der das dann auch der Gemeinde zuhause glaubwürdig bezeugen kann (vgl. Apg 8). Es ist naheliegend, dass Gott in „Gemeindegründungs-Phasen“ ganz anders und viel deutlicher wirkt, wie in Phasen, wo die grundlegenden Lehren dann etabliert sind. So scheint es auch bis heute zu sein in den ganz verschiedenen Phasen der Gemeinden auf ganz unterschiedlichen Kontinenten in ganz unterschiedlichen Kontexten …

V 45-46: Auch hier sieht man noch einmal die Überraschung der Judenchristen, dass die Heiden tatsächlich mit in die Verheißung mit hineingenommen sind!

V 47-48: Gott war mit der Ausgießung des Geistes vorangegangen, in diesem Fall folgt die Taufe nach. Wichtig ist nicht die Reihenfolge, sondern die Fakten: Heiden bekommen den Heiligen Geist, gehören selbstverständlich zur Gemeinde und werden folgerichtig auch getauft!

  1. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Es muss beachtet werden, dass dieser Text zunächst einmal ein einmaliges heilsgeschichtliches Ereignis ist: An der Schwelle zur Heidenmission muss Gott Überzeugungsarbeit betreiben und auch in manchem Vorangehen, weil Petrus es von sich aus „nie“ tun würde. Wir dürfen also aus Reihenfolgen in diesem Text auf keinen Fall universelle Gesetzmäßigkeiten machen!

Natürlich braucht es immer Gottes Vorangehen und Handeln, wenn Gemeinde entsteht, aber hier ist es eben in besonderer Weise nötig, weil der Gedanke der „(Heiden-)Mission überhaupt erst einmal eingeführt werden muss.

In der Beziehung sollten wir heute eigentlich eine bessere Ausgangsbasis haben.

Aber welche Vorbehalte haben wir heute beim Thema Mission? Wo brauchen wir evtl. so einen „push“ wie Petrus ihn bekommen hat?

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Jahreszeitlich kein besonderes Datum, außer dass es ein langes Maiwochenende sein könnte.

Aber es ist der letzte Sonntag im Monat zum Thema „Wie entsteht Gemeinde“

Das bedeutet auch, dass dieser Text nicht Teil einer sonntäglich fortlaufenden Textreihe ist, sondern für die Gemeinde der Zusammenhang bzw. die Vorgeschichte nicht (so) bekannt ist. Dem sollte in der Predigt also Raum gegeben werden!

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Eine Besonderheit des Textes ist, dass die Ausgangssituation mit ihrer Kernaussage für uns heute kein notwendiger Fokus mehr ist: Uns ist heute klar, dass Heiden Christen werden können und sollen, bzw. wir sind ja selber (wahrscheinlich alle) Heidenchristen.

Die eigentliche Kernaussage ist für die heutigen Zuhörer in unseren Gottesdiensten also nicht so relevant, so dass in jedem Fall eine Ableitung des Gedankens stattfinden muss: Die damalige Grenze ziehen wir heute so nicht, ABER welche falschen Grenzen ziehen wir (Heidenchristen) heute? Wen schließen wir vom Evangelium aus – wahrscheinlich nicht absichtlich, aber vielleicht unabsichtlich?

Eine durchaus aktuelle Fragestellung könnte zum einen genau die Frage in die andere Richtung sein: Wir halten wir es denn heute mit den Juden und der Judenmission? Inwieweit schließen wir (stillschweigend) Juden vom Heil aus? (Hier darf man aber gerne auch „unpolitisch“ sein bzw. das Zeigen auf andere Gruppierungen unterlassen und sich fragen, wie man es denn selber ganz persönlich praktiziert …)

Und dann gibt es auch Fragestellungen in Bezug auf Heiden: Wo formulieren wir zwar keine Grenzen, aber leben faktisch welche, indem wir uns „auf Zielgruppen konzentrieren“, bestimmte Bevölkerungsgruppen sich selbst überlassen oder Altersgenerationen vernachlässigen?

Wo leben wir die „jüdische Haltung“ `natürlich dürft ihr zu uns kommen, wir freuen uns, wenn ihr kommt, aber dann müsst ihr bitte auch genau so werden wie wir und euch an alle unsere „heiligen Regeln“ halten´

Wo leben wir zu viel ein sich-fern-Halten (um sich nicht zu verunreinigen), anstatt missionarische Begegnungen zu suchen?

Wo leben wir „praktischen Unglauben“ zb in einer Gebetslosigkeit für Politiker, weil wir gar nicht mehr die Erwartung haben, dass solche Menschen noch zum Glauben kommen?

  1. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Auch wenn die eigentliche Kernaussage für uns nicht relevant ist (siehe Punk 2.3), so ist dieser Text trotzdem geeignet, uns unser Privileg noch einmal vor Augen zu führen: Das, was damals etwas ganz Neues was, ist für uns heute in einem ganz positiven Sinn selbstverständlich, dass (wir) Heiden Christen werden können!

Insofern darf ein erster Zielgedanke tatsächlich auch dies berücksichtigen: Du (Heide) darfst Christ! Gott sei DANK!

Ein zweites Predigtziel wäre dann, zu überlegen, wo wir heute Grenzen ziehen und Menschen vom Evangelium (unbeabsichtigt) ausschließen, und wie wir diese Grenzen überwinden können …

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Alternatives Predigtthema: Gott will alle!

  1. Gott will dich! Halleluja!
  2. Gott will
  •  … Fatma
  •  … Dose (Spitzname eines Obdachlosen)
  •  … Gertrud (Name für einen alten Menschen im Heim)
  •  … Wladimar P. (Politikername nach Wahl – Haben wir die Erwartung, dass solche Menschen zum Glauben kommen?)
  1. Gott will retten!

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Einleitung: Persönliches Beispiel, von einer ungenutzten Möglichkeit, in der wir sehr einfach von Jesus hätten erzählen können …

– „aus irgendeinem Grund habe ich einem Menschen die Chance vorenthalten, von Jesus zu hören. Genau vor diesem Fehler stand vor 2000 Jahren Petrus. Er hatte spezielle Gründe, aber wir werden sehen, dass wir trotzdem davon lernen können …“

Vorgeschichte und Text (evtl. in Auszügen):

Vers 1-8 zusammenfassend erzählen

Vers 9-20 lesen

Vers 21-33 zusammenfassend erzählen

Vers 34-43 lesen

Vers 44-48 zusammenfassend erzählen

Punkt 1: Gott will dich! Halleluja!

Inhalt: Dankbarkeit für die Liebe Gottes, für das persönliche Heil, für den Menschen, von dem man von Jesus gehört hat. Hier ist Raum für das Evangelium, evtl. auch für ein persönliches Zeugnis, wie man zum Glauben gekommen ist und wie der Glaube das persönliche Leben bereichert.

Punkt 2: Gott will …

Anhand von verschiedenen Namen (siehe oben: a-d) kann man zeigen, wie wir heute Bevölkerungsgruppen vernachlässigen, wo wir in der Gefahr stehen, Menschen nicht mit dem Evangelium zu erreichen, weil wir Berührungsängste oder andere Vorbehalte haben, uns auf „Zielgruppen“ reduzieren oder weil uns der Glaube fehlt, dass sie sich überhaupt bekehren könnten. (Hätten wir gedacht, dass sich ein Hauptmann einer Besatzungsmacht bekehrt?)

Punkt 3: Gott will alle!

Hier kann man noch einmal betonen, dass Gott die Menschen retten will. Beschreibung seines Retterherzens bzw. seiner Retterliebe. Verlorenheit der Menschen zeigen. Hier geht es um Motivation für Mission. Anwendung könnte sein, sich ganz konkret vorzunehmen, nicht feige zu sein, sondern die nächste Gelegenheit für ein Zeugnis dieses Mal zu nutzen, z.B. am Montag in seinem nicht-christlichen Umfeld vom Gottesdienst zu erzählen.

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Jona wäre noch ein biblisches Beispiel für einen „Mann Gottes“, der gar nicht will, dass Menschen gerettet werden …

Liedvorschläge: Jeder Mensch braucht Gott; Everyone needs compassion (mighty to save); Jesus, Herr, ich denke an dein Opfer (zu Punkt 1)

(Mirko Lau)