Predigttext: 1Könige 8,1-9,9 (Auszüge)
Predigtthema: Salomos Herzenswunsch II: Gott bei sich zu haben
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. SEHEN, WAS DASTEHT
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter
2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 ALLGEMEINE HINWEISE ZUM PREDIGTTEXT
Die Geschichte von der Einweihung des Tempels steht an zwei Stellen in der Bibel.
Zur Vorbereitung empfiehlt es sich beide Abschnitte zu lesen. 1Könige 8,1-9,9 / 2Chronik 5,1- 7,22
1.2 HILFEN ZUM VERSTÄNDNIS DES PREDIGTTEXTES
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
* „Das Alte Testament“ erklärt und ausgelegt von John Walvoord und Roy Zuck (Hänssler-Verlag)
* Wuppertaler Studienbibel
* Kommentarreihe von Warren W. Wiersbe „Sei bereit – zur Verantwortung; Ein guter Verwalter der Gaben Gottes sein. Studien des Alten Testamentes“ (CV, Dillenburg)
* Hilfreiche Querverweise in die ganze Bibel bietet die Thompson Studienbibel.
* Hilfreiche Infos zum Text liefert hier die MacArthur Studienbibel (gibt es als pdf zum Downloaden auch auf sermon-online.de).
Geschichtlicher Zusammenhang:
Nachdem Gott König David den Tempelbau verwehrt hatte, lag das Vorrecht zum Bau des Tempels bei Salomo (1Kön 8,17-21). Salomo wusste um seine einmalige und großartige Berufung. Er durfte ausführen, was sein Vater David im Sinn hatte. Er durfte erfüllen, was Gott seinem Vater David versprochen hatte. Salomo machte den Herzenswunsch seines Vaters zu seinem Eigenen und setzt um was sein Vater bereits vorbereitet und ihm anvertraut hatte (vgl. 1Chr 28,9-11; 19-20).
Im 4. Regierungsjahr (ca. 967 v. Chr.) fing Salomo an den Grund des Tempels zu bauen (1Kön 6,1f). Der Tempelbau dauerte sieben Jahre und sechs Monate und wurde ca. 960 v. Chr. fertiggestellt (1Kön 6,38-7,1). Allerdings wurde der Tempel erst elf Monate später im 7. Monat ca. 959 v. Chr. eingeweiht (1Kön 8,2).
Zu diesem besonderen Anlass versammelte Salomo das ganze Volk. Salomos Gebet zur Einweihung des Tempels offenbart seinen tiefen Herzenswunsch, dass alle Menschen mit dem lebendigen Gott in einer engen Beziehung leben können. Salomo wusste, der Tempel ist ein Ort der Begegnung, ein Ort der Vergebung und Hinwendung zum lebendigen Herrn.
Überblick:
1Kön 8,1-9 Die Bundeslade wird von der Davidsstadt hinauf zum Tempel (Morija) getragen
Die Bundeslade demonstriert die Gegenwart Gottes und wurde an ihren Bestimmungsort, in das Allerheiligste, gebracht. Die Lade stand genau auf dem Felsplateau Morija – dem Ort, den Gott schon vor Zeiten erwählt hatte (vgl. 1Mo 22,2; 2Chr 3,1 und 5Mose 12,5.11.14.18; 16,2; 26,2).
1Kön 8,10-21 Salomos Erinnerung an Gottes Verheißung zum Tempelbau
„Der Herr hat sein Wort erfüllt“ V.20. Salomos Vorhaben war durch Gottes Wort und Willen abgedeckt. In voller Gewissheit, im Willen des Herrn zu stehen, betet er für das Volk kniend und mit ausgestreckten Armen auf einem Podium mitten auf dem Tempelplatz (2Chr 6,13).
1Kön 8,22-53 Das Gebet des Salomos und die Fürbitte für das Volk
22-30 Salomo verlässt sich auf Gottes Zusagen und Verheißungen. Er weiß, wenn Gottes Wort sich in der Vergangenheit erfüllt hat, so wird Gott auch sein Wort für die Zukunft halten. Dabei ist Salomo bewusst, dass der Herr nicht auf Gebäude angewiesen ist, sondern seine wahre Wohnung im Himmel hat. Der Tempel ist nur eine Begegnungsstätte in der Gott dem Menschen auf Erden entgegen kommt.
Inhalt seines Gebets ist die Bitte um Vergebung für die Menschen, die ihre Schuld erkennen und Buße tun. Dabei schließt er alle Menschen ohne Ausnahmen mit ein.
31 Bitte für den, der sich am Nächsten versündigt
33-34 Bitte für Menschen in Kriegsnöten
35-36 Bitte für Menschen in Dürrezeiten
37-40 Bitte für Menschen in Hungersnöten
41-43 Bitte für den Fremdling und Ausländer (Heide und Juden)
44-54 Bitte für das Volk Israel, wenn es umkehrt
Salomo bekennt, es gibt keinen Menschen der nicht sündigt (1Kön 8,46; Ps 14,3). Daher soll das Haus des Herrn ein Ort der Sühnung und Vergebung für alle Menschen sein (Jes 56,7).
1Kön 8,54-61 Salomo segnet und ermutigt das Volk Israel, dass es in den Wegen des Herrn leben möchte und ungeteilten Herzens mit dem Herrn wandeln soll.
1Kön 8,62-66 Das Volk feiert 14 Tage lang ein Dank- und Friedensfest
Vergebung bringt Dankbarkeit und Frieden. Am Ende kann Salomo das Volk fröhlich und guten Mutes in ihren Alltag entlassen.
1Kön 9,1-9 Der Herr erscheint Salomo zum zweiten Mal und antwortet auf Salomos Gebet
13 Jahre nach der Einweihung des Tempels bekam Salomo mit der zweiten Erscheinung Gottes eine Antwort auf sein Gebet. Die Erwähnung, dass es nach dem Bau des Hauses des Herrn und nach dem Bau des Hauses des Königs war, lässt darauf schließen, dass Gott somit erst 20 Jahre nach der Grundsteinlegung oder 13 Jahr nach der Einweihung antwortet. Dennoch bestätigt Gott die Erhörung des Gebetes mit folgenden Inhalten:
- Gott bestätigt Jerusalem als Ort der Vergebung und Sühnung (Golgatha)
- Gott bestätigt das Königtum (Jesus Christus König auf dem Thron Davids – Sohn Davids)
- Gott bestätigt das Gericht über Israel bei Ungehorsam (Tempelzerstörung)
- VERSTEHEN, WORUM ES GEHT
Da der Textabschnitt lang ist, sollten im Gottesdienst nur Auszüge vorgelesen werden. Diese können je nach Predigtschwerpunkt variieren.
Vorschlag: 1Kö. 8,1-5+10; 22-30; 41-43; 54-56; 61-62; 65-66
2.1 HINWEISE FÜR SITUATIVE ÜBERLEGUNGEN
Feierlichkeiten wie Z.B. Einweihungen, Jubiläen oder jährliche Festzeiten sind Anlässe zur besonderen Begegnung. Auch in unserem Text war die Einweihung des Tempels Anlass für eine Begegnung – einer Gottesbegegnung. Alle biblischen Jahresfeste Israels sind Begegnungszeiten Gottes mit seinem Volk.
Auch unsere sonntäglichen Gottesdienste oder täglichen Stille Zeiten wollen solche Begegnungszeiten mit Gott sein.
2.2 HINWEISE FÜR HERMENEUTISCHE ÜBERLEGUNGEN
Für die Auslegung des Textes sind folgende Erklärungen hilfreich.
- Wichtige Ergänzungen aus 2Chronika:
Da in Chronika einige ausführlichere Informationen und Ergänzungen enthalten sind, sollte auf folgende Stellen besonders geachtet werden:
2Chr 5,11-13 Aufzählung der Priester und der Lobpreis der Leviten
2Chr 6,13 Salomo kniete auf einem ehernen Podium, welches er im Vorhof des Tempels
aufstellen ließ (2,5m x 2,5m und 1,5m hoch)
2Chr 6,42 Salomos intensive Bitte an den Herrn, sein Gebet nicht abzuweisen
2Chr 7,1-3 Feuer, das vom Himmel fiel und das Brandopfer verzehrte – das ganze Volk
kniete darauf hin im Tempel nieder und betete an.
2Chr 7,13-15 Die Zusage des Herrn, dass er sich über Israel erbarmt, wenn das Volk sich
einst bekehrt
- Der siebte Monat (1Kön 8,2) war der besondere Monat der Herbstfeste Israels, die Gott dem Volk in 3.Mose 23 angeordnet hatte. Diese waren: am 1.7. Rosh Ha Shana; am 10.7. Jom Kippur; vom 15. Bis 21.7. Laubhüttenfest. Diese Feste haben eine wichtige heilsgeschichtliche Bedeutung für die Wiederherstellung des Volkes Israel, die sich in der Zukunft noch erfüllen wird. Somit hat der gesamte Abschnitt auch eine prophetische Bedeutung auf die Wiederannahme des Volkes, wenn sie an dem Ort der Verheißung (Jerusalem) Jesus um Vergebung bitten werden.
- „Der Herr wolle im Dunkeln wohnen“ 1Kön 8,12 gibt den Hinweis, dass gerade Gott sich in der Dunkelheit offenbarte und es im Allerheiligsten keine Lichtquelle gab, außer der Gegenwart Gottes (Herrlichkeitswolke) selbst vgl. 2Mo 19,9; 20,21; Ps 18,10; 97,2, Dan 2,22.
- Bei der Einweihung des Tempels fiel Feuer vom Himmel und verzehrte das Brandopfer (2Chr 7,1-3). Dies ist das sichtbare und göttliche Zeichen, dass dem Herrn das Opfer wohlgefällig ist und das den Ort als Stätte der Vergebung und Sühnung bestätigt und damit eine Vorausschau auf Golgatha wirft. Ähnliches geschah auch bei der Einweihung der Stiftshütte (vgl. 3Mose 9,23-24). Bei Elia auf dem Karmel (1Kön. 18,38) bestätigte Gott Elia als wahren Prophet des Gottes Israels.
- Die große Anzahl der Opfertiere (22.000 Rinder und 120.000 Schafe) scheint unglaublich. Doch sie scheint dennoch…
a) angemessen, weil es dem Anlass und Ereignis des Einweihungsfestes entsprach
b) realistisch, weil doch das ganz Volk Israel vor Ort in Jerusalem war
c) praktisch möglich, da Salomo weitere Behelfsaltäre dafür geweiht hatte (1Kön8,64)
c) nützlich zum Friedensopfer, weil während der ganzen 14 Tage die Volksmenge dadurch mit Nahrung versorgte wurde. Bei Friedensopfer wurde nur das Fett verbrannt, das Fleisch durfte in Gemeinschaft mit anderen am Tempel gegessen werden (3Mo 7,15; 22,30).
2.3 HINWEISE FÜR HOMILETISCHE ÜBERLEGUNGEN
Der ganze Bibelabschnitt verdeutlicht, wie der Mensch in die Nähe Gottes kommen kann.
Wir dürfen die geistlichen Prinzipien auf uns heute als Gemeinde übertragen.
- Jeder Mensch ist ein Sünder und benötigt den Ort der Vergebung (Röm 3,12)
- Gott macht keinen Unterschied zwischen Einheimischen oder Fremdlingen, Heiden oder Juden (Röm 3,29; 9,24)
- Der Ort der Begegnung hat sich in Jerusalem mit dem Kommen Jesu erfüllt (Lk 1,76-78)
- Dort wurde Jesus als das wahre Opferlamm für die Sünden der Menschen geopfert
- Wer immer auch zu Jesus betet, wo auch immer er sich befindet, darf Vergebung und Barmherzigkeit erlangen (Eph 1,7, Joh 4,23-24)
- Gottes Wort verspricht uns, wer seine Sünden bekennt erfährt Vergebung (1Joh 1,9)
- SAGEN, WO ES HINGEHT
3.1 PREDIGTZIEL – WARUM HALTE ICH DIESE PREDIGT?
Die Zuhörer sollen erkennen, dass Gottes Heilsplan die Vergebung für jeden Menschen ermöglicht und im Alten Testament bereits Jerusalem als der Ort der Sühnung vorausgesagt wird.
Wer bereit ist umzukehren und zu dem Ort des Altars betet, an dem Gott in Jesus Christus dem Menschen nahe gekommen ist, empfängt Vergebung. Dieser Ort des Altars ist das Kreuz (Golgatha) wo Jesus als Opfer für die Schuld der Menschen gestorben ist.
3.2 PREDIGTTHEMA – WAS SAGE ICH IN DIESER PREDIGT?
Gott bei sich zu haben geschieht durch Vergebung
- Vergebung gilt jedem Sünder und ist möglich durch Umkehr
- Vergebung geschieht durch das Opfer und ist möglich durch Jesus
- Vergebung wird von Gott gewährleistet, weil Gott verspricht, das Gebet des Bekenntnisses zu erhören
- Vergebung lässt uns fröhlich und guten Mutes den Alltag erleben, denn Gott ist da
- Vergebung ist nur ein Gebet weit entfernt!
3.3 Mögliche PREDIGTGliederung
Salomos Herzenswunsch II: Gott bei sich zu haben
- Gottes Gegenwart in Form der Bundeslade
- Gottes Gegenwart in Form der Herrlichkeitswolke
- Gottes Gegenwart in Form des Feuers
- Gottes Gegenwart in Form seiner Erscheinung
————————————————————————–
Gott bei sich zu haben
- benötigt ein Herzensanliegen des Sünders und die Bereitschaft zur Umkehr
- gewährleistet Gott durch die Vergebung seines Opfers
- lässt uns fröhlich und guten Mutes leben
————————————————————————–
- Ein Ort des Gebets
- Ein Ort der Vergebung
- Ein Ort der Begegnung
————————————————————————–
- Ein Haus Gottes
- Ein Haus des Zeugnisses
- Ein Haus des Gebets
- Ein Haus des Lobpreises
- Ein Haus der Gemeinschaft
- Ein Haus der Verantwortung
Einteilung nach Warren W. Wiersbe „Sei bereit zur Verantwortung“
3.4 PREDIGTVERANSCHAULICHUNGEN – WIE VERDEUTLICHE ICH ES IN DIESER PREDIGT?
Vom englischen Staatsmann Oliver Cromwell (1599-1658) wird folgendes berichtet: Er hatte einen Mann wegen Staatsverbrechen zum Tode verurteilt und angeordnet: »Wenn abends um sechs Uhr die Glocke vom Dom ertönt soll das Haupt des Verurteilten fallen.« Viele Neugierige hatten sich auf dem Domplatz eingefunden um Zeuge der Hinrichtung zu werden. Man wartete auf das Glockenzeichen, doch das blieb aus. Eine Abordnung wurde zum Glöckner geschickt. Der aber zog wie sonst kräftig am Seil. Als dann einige nach oben stiegen, um auf dem Glockengerüst nachzusehen bot sich ihnen ein furchtbarer Anblick. Eine Frau hing am Klöppel der Glocke und wurde hin und her geschlagen. Man hielt die Glocke an, und die Frau brach ohnmächtig zusammen. Es war die Frau des Verurteilten. Als Cromwell davon erfuhr war er zutiefst betroffen und gab den Verurteilten frei. Der Mann selbst hatte nichts zu seinen Gunsten anführen können. Die Liebe und das Opfer seiner Frau waren das Argument gegen seine Hinrichtung. Das Opfer Christi ist Argument gegen die Vollstreckung von Gottes Gericht.
(Klaus Eberwein)