Monatsthema: Nach dem Willen des Herrn leben
Predigtthema: Einheit nach dem Willen Gottes
Bibelstelle: Epheser 4, 1-16
Verfasser: Eckhard Löffler
Vorbemerkung
Der Epheserbrief zählt zu den Lehrfundamenten der Gemeinde Jesu. Geschrieben in der Gefangenschaft (3, 1; 4, 1; 6, 20) und durch Tychikus versandt (6, 21f; Kol 4, 7f). Wahrscheinlich handelt es sich um ein Rundschreiben, das zuerst in Ephesus vorgelesen wurde. Die Leser waren sog. Heidenchristen der kleinasiatischen Gemeinden.
Nach dem belehrenden Teil folgt in den Briefen des Paulus öfter der praktische (wie Rö 12, 1).
Die Gemeinde wird als Leib Christi beschrieben.
Der Textinhalt ist allerdings so konzentriert, dass in einer Gottesdienstpredigt nur Ausschnitte angesprochen werden sollten. (1)
Texterklärungen
V 1ff Selbst „zur Freiheit berufen“ gilt der Gemeinde hier der Brief eines Gefangenen. Gott selbst hat berufen vom Tod zum Leben, von der Finsternis ins Licht, von der Gewalt Satans zur Gemeinschaft mit Gott (Rö 8, 28; 1. Ko 1, 9; Gal 5, 13; 1. Tim 6, 12; 1. Petr 2, 9).
Das „Würdig wandeln“ wird in fünf Mahnungen erklärt, die ersten drei im Blick auf das Verhalten der einzelnen Gemeindeglieder untereinander, die Übrigen gelten der Gemeinde insgesamt.
DEMUT wird im weltlichen Griechisch als „kriechend, servil, niedrig“ verstanden. Im NT erhält der Begriff seinen neuen Inhalt durch das Vorbild Jesu (Mt 11, 29; Phil 2, 5ff) und wird der Gemeinde Jesu für ihre eigene Gesinnung empfohlen (1. Petr 3, 8).
SANFTMUT lässt nicht mehr durch das Schlüsselloch der privaten Optik schauen, sondern sieht den Nächsten an wie Gott selbst. Und der begegnet jedem Menschen zuerst mit der Liebe Jesu (Mt 11, 28-30).
Gotteskinder werden als Sanftmütige nicht zu „Fußabtretern“ der Gesellschaft. Sanftmut lässt bei aller Wahrheit die Liebe nicht vergessen und hält Macht und Liebe beisammen. (2)
Langmut ist nicht dasselbe Wort wie Geduld. Beim ersten bezieht sich die Geduld auf Personen, beim zweiten auf Verhältnisse. Geduldig ist einer, der unter schwierigsten Verhältnissen standhaft bleibt und seinen Mut nicht verliert.
Beispiel für Langmut: 2. Sam 16, 10-13.
Beispiel für Geduld: Hiob.
LIEBE (agape), die einander tragen lässt, – dasselbe Wort wie für die Liebe Gottes Eph 1, 4. Paulus führt das neue Leben der Gotteskinder auf Tatsache und Erfahrung der Liebe Gottes zurück (2. Ko 13, 13; 1. Jo 4, 9). Liebe zu Geschwistern muss keine Anstrengung sein, wenn Gott sie bewirkt.
Das Leben in der Liebe Gottes ist deshalb nicht anstrengend, weil Gottes Geist sie bewirkt (Rö 5, 5; 2. Ko 5, 14; Gal 2, 20).
Das „EINSSEIN im Geist“ hat nichts mit Sympathie und absoluter Übereinstimmung in allen Bibelfragen zu tun. Der Kern der Botschaft ist klar durch das Handeln Gottes in Christus Jesus umrissen.
Uneinigkeit in Randfragen kann aber nicht inneren Abstand bewirken oder Trennung verursachen. (3)
V 4ff Drei wichtige Themen in je drei Gruppen:
– EIN Leib, ein Geist, eine Hoffnung“.
Der Leib Jesu ist dieser Welt nicht unsichtbar. In seiner Gemeinde ist er gegenwärtig (Mt 18, 20; 1. Ko 11, 24). Einander nicht nur als Geschwister ERTRAGEN ist angesagt, sondern sich gegenseitig TRAGEN. (4)
Obwohl die weltweite Gemeinde, der Leib Christi, von Anfang an in vielen Fragen uneins war, blieb der Zug zueinander lange erhalten. (5)
– EIN Herr, ein Glaube, eine Taufe.
Dem selben Herrn dienen die Geschwister in seinen Gemeinden. Sie glauben an ihn.
Die TAUFE gehört zu den Wortzeichen wie das Abendmahl, ist ein Zeichen, welches die Zusage Gottes verdeutlicht. EINE Taufe auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes genügt. (6)
– EIN Gott und Vater über allen und durch alle.
Nur ein Gott lebt und hat das Sagen. Alle übrigen „Götter“ wurden aus verschiedensten Quellen und Gründen von Menschen erfunden. (7)
V 7ff Vom Geber der Gaben. Zu den Großartigkeiten der Gemeinde gehört die Vielfalt der Gaben, die zur Einheit der Gemeinde beiträgt.
Jedem Glied, auch dem „geringsten und schwächsten“ sind Gaben verliehen (Mt 25, 14ff), die es nicht in erster Linie zur eigenen Erbauung nutzen sollte, sondern zur Auferbauung des einen Leibes Christi.
Diese Gaben sind nicht einfach Weiterentwicklungen der natürlichen Fähigkeiten, können aber bei den natürlichen Anlagen des Menschen einsetzen. Geber dieser Gaben ist der eine Herr. Seine Zuteilung ist nicht abhängig von menschlichen Verdiensten und Vorleistungen, sondern reine Gnade. V 8 unterscheidet sich von Ps 68, 19 durch eine Auswechslung des Verbs „empfangen“ durch „gegeben“. Im Psalm wird der Messias gefeiert als Triumphator nach gewonnener Schlacht, der von besiegten Feinden Geschenke (Tribut) erhält. In Eph 4 teilt der erhöhte Christus geistliche Gaben aus.
In der allertiefsten Niedrigkeit und aus dem größten Jammer heraus nahm er die Last der Menschheit auf sich. (8)
V 11 Hier werden nicht die viel versprechenden natürlichen Anlagen des Menschen gefördert, sondern in der Gemeinde durch den heiligen Geist Gaben verliehen.
Die vier angegebenen „Begabungen“ grenzen nicht vier bestimmte Arbeitsfelder voneinander ab, sondern bezeugen die Vielfalt der Aufgaben.
HIRTEN (das griechische Wort stammt vom Verb „schützen“ ab) wurden die Führer und Versorger des Volkes genannt (Jes 63, 11; Jer 3, 15), ein Bild für Fürsten und Könige. Im NT kommt diese Bezeichnung nur im Epheserbrief vor (vgl. aber 1. Petr 5, 2; Apg 20, 28; 1. Ko 9, 7). Es geht offensichtlich um die verantwortlichen Leiter von Einzelgemeinden. Diese Tätigkeit wird unterschiedlich benannt: „Bischöfe“ (Apg 20, 28; 1. Tim 3, 2), „Leiter“ (Apg 15, 22; Hebr 13, 7.17.24); „Älteste“ (Apg 14, 23; 1. Tim 5, 17).
LEHRER werden mit den Hirten zusammen aufgezählt. Die Gaben und Verantwortungen können überlappen, liegen auch oft in einer Hand. Rö 7, 4ff werden die Aufgabenbereiche aufgezählt. Lehrer übernehmen die fortlaufende Unterweisung im Wort Gottes und vermitteln Verständnis für den Heilsratschluss Gottes.
Tit 2, 10 beschreibt die Gabe der Lehre als „Lehre Gottes, unseres Heilandes“.
Paulus nennt sich „Lehrer der Heiden“ (1. Tim 2, 7) und allgemein „Lehrer“ (2. Tim 1, 11).
PROPHETEN haben Offenbarungen und/oder erklären Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aus der Sicht Gottes.
Verschiedene Aufgaben, aber „mancherlei Krüge, aber eine einzige Quelle“.
V 12f Zweck und Ziel der Gaben ist die Erbauung des Leibes Christi, eben der Gemeinde. Gabenträger sind Beauftragte ihrer Gemeinde. (9)
Zu den Aufgaben der Verantwortlichen in der örtlichen und weltweiten Gemeinde Jesu gehört das Anstreben der EINHEIT im Glauben.
„Erkenntnis“ bedeutet in der Bibel mehr als optische oder gedankliche Wahrnehmung.
Im Hebräischen bedeutet „erkennen“ 1. wahrnehmen (1. Mo 27, 23; 37, 33), 2. Heirat, eins werden und sein (1. Mo 4, 1.17). Ziel Gottes ist das Einig- und Einswerden mit seinem Heilsplan (1. Tim 2, 4).
Wachstum vom Kind zum Mann. Gotteskinder sollen sich weiterentwickeln, aus dem Wort dazulernen, wachsen in der Gnade.
Weil Jesus Christus in seiner Gemeinde „wohnt“, (Haupt-) Teil von ihr ist, trägt sie seinen Namen.
Der „vollkommene Mann“ ist Christus selbst, das Haupt seines Leibes (Eph 1, 22).
Das „Hingelangen, Heranreifen“ wird durch die Glieder der Gemeinde angestrebt und dient eben dieser Gemeinde. (10)
V 14 Unmündige werden „hin- und hergeschaukelt“ wie die Wellen der Meere. Jeder Wind bewegt Wasser.
Beschrieben wird 1. die Beweglichkeit aller Menschen und Dinge ohne festen Halt, 2. das Bewegtwerden durch äußere Einflüsse.
Dabei ist das Würfelspiel ein „Glücks-Spiel“, weil Würfel normalerweise nicht beeinflussbar sind, ihr Fall auch nicht vorausberechnet werden kann. (11) Hier wird dieses Spiel aber mit Betrug in Verbindung gebracht (V14). Würfel lassen sich aber manipulieren. In der Literatur wird das Würfelspiel auch als Beispiel für die Listen Satans gebraucht.
Allein das Gegründetsein im Wort Gottes bewahrt vor den Betrügereien der Menschen. (12)
V 15f Die positive Seite: „Wahrhaftig in der Liebe“ duldet kein Hintenherum-Gerede, keine Intrigen. Damit ist der Inhalt des Evangeliums gemeint (Eph 1, 13; 5, 9; 6, 14; Gal 2, 5.14; 5, 7; Rö 1, 18).
Die einzelnen Körperglieder sind nicht zusammenhanglos, sondern aufeinander angewiesen. (13)
Durch die Übertragung der Gelenke hilft eines dem anderen auf und trägt zum Wachstum des Ganzen bei.
Über das Maß der Aktivitäten und ihre Wirksamkeit bestimmt das Haupt, Jesus Christus.
Von jedem Glied wird nicht der gleiche Dienst erwartet. Wenn alle gleich wären in der Begabung, Funktion und den Aufgaben, wäre kein Leib funktionstüchtig. Vergleiche sind überflüssig, ebenso die Einteilung in anerkannte und niedere Dienste.
Die Einheit besteht nicht in menschlicher Autorität, auch nicht im Lehrzwang einer Kirche, eines Verbandes oder einer Gemeinde, sondern in dem einen gleichen Geist, in dem sie alle wirken.
Gliederungsvorschlag
1. Einheit im Geist
2. Vielfalt in den Gaben
3. Mit einem Ziel
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Fußnoten
(1) Dieser Textabschnitt kann in EINER Predigt nicht erschöpfend behandelt werden, um die Zuhörer nicht übermäßig zu erschöpfen. Eine Auslegung oder ein Bibelkommentar könnten für die Vorbereitung und die Erfassung der wichtigsten Bereiche hilfreich sein.
(2) „Herr, lass die Macht deiner Liebe in mir nie durch die Liebe zur Macht überflügelt werden“.
(3) Zu viele traurige Beispiele auch aus Gemeinschaftskreisen: Die Trennung von Gotteskindern mit unterschiedlichen Meinungen oder Erkenntnissen, Spaltung ganzer Kreise, kaum örtliche Kontakte über Gemeinschaftsverbandsgrenzen hinweg, Verödung der Beziehungen zu Kirchengemeinden mit einem gläubigen Pfarrer. So hat der Herr der Gemeinde Jesu das sicher nicht vorgesehen. Aber wo Geschwister neu oder wieder erneut zum Herrn finden, findet sich ein Zug zu Gotteskindern auch über alle Verbandsgrenzen hinweg.
(4) Ist Jesus tatsächlich noch Mittelpunkt unserer Gemeinde? Zieht es uns noch zu Geschwistern anderer Gruppen, wo auch Gotteskinder dabei sind?
(5) Heute unterstützen die meisten Gemeinden die weltweite Mission, haben aber praktisch ganz überwiegend ihre eigenen Missionen und Missionare auf der Gebetsliste. Das Reich Gottes ist viel größer – oft sogar vor Ort – aber sicher in der ganzen Welt.
(6) Eine Taufe genügt. GOTT ALLEIN ist bei der Taufe der Handelnde, weder der Täufling noch der Täufer.
Und Gott muss sein Tun nicht wiederholen. Deshalb ist die Kindertaufe nicht wirkungslos.
Wiedertäufer handeln oft aus psychisch leicht verständlicher Hilfsbereitschaft, aus Mitleidsgefühlen oder aus einem Missverständnis ihrer geistlichen Verantwortung heraus. Wer anbietet, auch mehrmals zu taufen, weil es dem Täufling „hilft“, handelt verantwortungslos.
Keine andere Frage hat unter den Gemeinden solch gegensätzliche Positionen erzeugt wie die Frage der Taufe.
(7) Sogar die Blätter mit überzeugt unchristlicher Richtung finden sich zu sämtlichen Festen der Christen mit Themen über Gottes Wort ein. Beispiel: SPIEGEL.
Dazu der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll: „Das Langweilige an den Atheisten ist, dass sie ständig über Gott reden müssen.“.
Auch Mohammed hat nur SEINE Gedanken 600 Jahre(!) nach Christus festschreiben lassen.
(8) Luther: „Er ist als der allerunseligste und verachtetste Mensch angesehen gewest, wie geschrieben steht, ‚Er hatte keine Gestalt und Schöne’ usw. Kein Mensch auf Erden ist so tief gedemütiget als Er, auf dass das Wort Pauli: ‚Er ist hinuntergefahren’, festbestünde und wahr bliebe. Denn Er hat Sich an Allertiefstes heruntergelassen unter das Gesetz, unter den Teufel, unter den Tod, unter die Sünde und unter die Hölle. Das ist, meine ich, die letzte und unterste Tiefe.“
„…weil es aber unmöglich war, dass Seine Seele sollte in der Hölle gelassen werden und Sein Fleisch die Verwesung sehen, musste Er aus dieser Tiefe und dem Tod wieder in die Höhe fahren, d.i. zur rechten Hand Gottes. Nichts tiefer denn die Hölle, nichts Höheres denn die rechte Hand Gottes.“(Luther in einer Himmelfahrtspredigt im Jahre 1527, W.A., Bd. 23, 702-704.)
(9) „Die großartige Verbindung von Gaben und Diensten (1. Petr 4, 10) ist das eigentliche Geheimnis der Gemeinde.“ (Prof. emerit. Rendtorff)
(10) “Das Heranreifen geschieht je nachdem jeder einzelne Teil dem andern dient mit der ihm von Gott verliehenen Gabe, es beruht alles auf Gegenseitigkeit.“ (Lohmann)
(11) Das Würfelspiel an sich ist nicht verwerflich. Es kann der Geselligkeit dienen und Gemeinschaft fördern.
(12) „Derselbe Wind, der die losen Blätter hin und her jagt und wirbelt, macht, dass der gewurzelte Baum seine Wurzeln nur noch tiefer in das nährende Erdreich hineinschlägt. Jeder heftige Sturm, der über die Tenne fegt, säubert den Weizen von der Spreu. Es muss zu Scheidungen und Sichtungen kommen. Dazu benutzt Gott daherbrausende gewaltige Strömungen von allerlei trügerischer Lehre. Da kracht dann viel totes Holz herunter, die gesunden Bäume aber erstarken. (Ströter, Eph, S. 117.)
(13) Der kleine Finger braucht die Füße, um sich an der richtigen Stelle einsetzen zu können. Das Auge braucht den gesamten Körper, um nützlich zu sein.
Abgelöste Blätter, abgeschnittene Blumen sind schon so gut wie tot.
„Die Gliedteile eines Organismus sind immer im Werden in der Entwicklung zum Ziel, und die ‚Gestaltungskraft des Organismus’ ordnet alles zum Ziel, indem sie die Gliedteile in die wechselseitige Beziehung setzt.“ (Lohmann, Eph, S. 88ff und S. 81).