Lukas

Predigthilfe vom 8.9.2002 – Lukas 8,22-25

Monatsthema: Der vollmächtige Retter
Predigtthema: Sein Wort gebietet

Bibelstelle: Lukas 8,22-25

Verfasser: Stefan Greiner

1. Zusammenhang
Die Wirksamkeit Jesu in Galiläa (4,14 – 9,50). Die erste Hälfte des Wirkens Jesu.
Lukas berichtet (wie auch Mt. und Mk.) hintereinander die Sturmstillung, die Heilung eines Dämonischen, die Heilung der blutflüssigen Frau und die Auferweckung der Tochter des Jairus. Diese Tatsachenberichte bezeugen den Höhepunkt der Wundermacht Jesu. Jesus bewies seine Vollmacht über die Naturgewalten, über die Dämonenwelt, über Krankheit und über Tod.

2. Biblische Parallelen
2.1 Matthäus (8,23-27) und Markus (4,35-41) berichten sehr identisch von dieser Sturmstillung.
2.2 Von einer weiteren Sturmstillung berichten die Evangelisten (Mt.14,22-33; Mk.6,45-52).
2.3 Sturm und Seenot: Jona (Jona 1), Paulus (Apg.27)
2.4 Gottes Macht über die Naturgewalten: Auszug aus Ägypten (2.Mo.14,16,27); Elia (1.Kö.17,1) Jona (Jona 1,4+15-16)
2.5 Das Drohen gegen Wind und Wasser: 2.Sam.22,16; Ps.18,16; 65,8; 89,10; 104,7; 106,9

3. Der Aufbau des Textes
V. 22: Der Entschluss der Seefahrt
V. 23: Die Seefahrt
V. 24: Die Sturmstillung durch Jesus
V. 25: Verwunderung bei den Jüngern

4. Einzelerklärungen
Sie sind im Wesentlichen eine Zusammenfassung der Kommentare zum Lukas Evangelium von Gerhard Maier, Fritz Rienecker und William Barclay.
V. 22: „An einem der Tage“ – eine genaue Datierung haben wir nicht. Zu dieser Zeit von Jesu Wirksamkeit war es klar, dass er „mit seinen Jüngern“ in ein Boot stieg. Das Wirken Jesu war sowohl auf der Ostseite, wie auch auf der Westseite des Sees Genezareth. Sie „wollten ans jenseitige Ufer“ – Vermutlich vom üblichen Standort Kapernaum aus ans Ostufer (siehe Lk.8,26). Die damaligen „Boote“ hatten sowohl Segel als auch Ruder.

V. 23: Jesus „schlief“ ein. Er war ganz Mensch, der Schlaf brauchte. Nach Mk.4,35 geschah die Überfahrt am Abend. „Da kam ein Wirbelsturm herab auf den See“ – eine typische Situation in der dortigen Gegend (Erklärung dazu siehe 7. Verdeutlichungen). Deshalb schlug das Wasser ins Boot und sie „waren in Gefahr“. „Grosse“ Gefahr, wie in einigen Bibelübersetzungen zu lesen ist, steht nicht im griech. Text.

V. 24: „Da traten sie herzu und weckten ihn“ – Trotz Sturm und Wellen schlief Jesus weiter. Die griech. Grammatik zeigt uns, dass der Sturm und die Gefahr schon eine ganze Weile angedauert hatte. „Meister“ – ein typisches Wort für Lukas. Es ist in der griech. Sprache sowohl für Lehrer als auch für politische Entscheidungsträger, z.B. Inspektoren oder Gouverneure, gebraucht. „Er wurde wach“ (nicht wie viele Bibelübersetzungen „Er stand auf“) und „herrschte“ (drohte, schalte) an den Wind und das „Gewoge des Wassers“. Es ist die Ausübung des göttlichen Herrenrechts, das Jesus ebenso wie dem Vater über alle Naturgewalten zusteht. „Und sie hörten auf“ – Auf das Machtwort von Jesus muss sich alles und alle beugen. „Und es wurde Still“ (wörtl. Meeresstille)

V. 25: Frage von Jesus: „Wo ist euer Glaube?“ (Mk: Habt ihr noch keinen Glauben? Mt: Ihr Kleingläubigen) Jesus vermisst den Glauben. Die Jünger bleiben einer Antwort schuldig. Statt dessen fragten sie sich untereinander „voll Furcht und Staunen: Wer ist denn dieser?“. „Furcht und Staunen“ ist die natürliche Reaktion der Menschen in der Bibel, wenn sie Gott begegnen – gerade auch beim Wunder (vgl. Mk.1,27; 4,41; Lk.4,36; 7,16). Die Jünger spürten die göttliche Macht, welche in Jesus wohnte. Sie erkennen, dass die Worte von Jesus genügen, damit Wind und Wasser ihm „gehorchen“.

5. Spitze des Textes
Jesus gebietet durch sein Wort den Naturgewalten. Jesus hilft seinen Leuten, erwartet aber auch Vertrauen (Glaube).

6. Der Text heute
6.1 Jesus erlebte hier eine körperliche Erschöpfung. Er war müde und schlief an. Jesus brauchte seine Ruhepausen. Auch wir brauchen dies. Das hat Gott in seine Schöpfung gelegt.
Ruhepausen, Schlaf, Urlaub, freie Tage, Sonntage – das brauchen wir und dürfen wir uns nehmen und gönnen.

6.2 Auch wir sind Gefahren ausgesetzt. Gefahr vor Unglück, Unfall, Verletzungen, Tod. Auch wir erleben Stürme (Lebensstürme). Sturm der Anfechtung, Sturm des Leids, Sturm der Trauer, Sturm der Krankheit, Sturm der Sorge, Sturm der Niedergeschlagenheit und Resignation. Solche Gefahren und Stürme lauern auf uns und wir werden immer wieder hineinkommen. Vielleicht auch, wie die Jünger, kommt es überraschend und plötzlich, unerwartet. Wir haben uns nicht darauf vorbereitet. Trotz dem Leben mit Jesus, werden wir davor nicht bewahrt. Das Leben hat Höhen und Tiefen, so haben es auch die Jünger von Jesus erlebt. Jesus bewahrt uns nicht vor den Tiefen des Lebens, nicht vor Gefahren und Stürmen, aber er bewahrt uns in den Gefahren und Stürmen und kann und will uns helfen in den Tiefen. Jesus bewahrt uns nicht davor, aber darin (Joh.17,15). Jesus wird sich als der Stärkere erweisen.

6.3 In diesen Gefahren und Stürmen ist der Glaube gefragt. Da zählt nur noch der Glaube / Vertrauen auf Gott und Jesus und auf ihren Beistand und ihre Hilfe. Wir dürfen zu Jesus kommen mit unserer Angst und Not. Aber Jesus erwartet unseren Glauben. Er hilft mir trotz meines oft sehr kleinen Glauben. Jesus will aber auch, dass wir vertrauen / glauben lernen.

6.4 Wann und in welcher Situation hätte Jesus auch dich gefragt: Wo ist dein Glaube?
Muss Jesus auch bei mir „Glauben vermissen“? Wir wollen ihm voll und ganz vertrauen – seiner Hilfe und seiner Macht.

7. Beispiele und Verdeutlichungen
7.1 Der Sturm auf dem See Genezareth: Der See Genezareth ist bekannt für seine plötzlichen Böen. Die Ursache für diese Stürme müssen wir darin sehen, dass der Wasserspiegel des Sees 208 Meter unter dem des Mittelmeeres liegt. Der See ist im Osten und Westen von einer Hochebene umgeben, hinter der sich hohe Berge erheben. Die Flüsse haben zum See hinunter tiefe Schluchten in das Hochland gegraben. Diese Schluchten wirken wie große Trichter, die die kalten Winde (Fallwinde) von den Bergen ansaugen; und auf diese Weise entstehen dann die Stürme, welche für die Schiffsleute Lebensgefahr bedeuten. Ein Reisender hat es einmal so beschrieben: „Kaum war die Sonne untergegangen, da machte sich ein heftiger Wind auf, der die ganze Nacht mit zunehmender Stärke wehte, so dass die Oberfläche des Sees einem riesigen, gewaltig brodelnden Kessel glich, als wir am nächsten Morgen die Küste erreichten.“ (William Barclay – Auslegung zum Neuen Testament)

7.2 Jesus ist mächtiger als Sturm und Wellen. Er ist wirklich Herr und Meister der Natur. Wenn man bedenkt, wie die Menschen versuchen die Natur „in Griff“ zu bekommen, dann wird deutlich, welche Macht Jesus hat. Denn der Mensch schafft es nicht (bzw. nie ganz) und bei Jesus reicht allein sein Wort.

7.3 Wir können und dürfen uns auf das Wort Gottes / Wort Jesu verlassen und darauf fest vertrauen. Wenn Gott in die Geschichte eingreift, dann ist das kein Zufall, sondern sein Wille. Wir können ihm vertrauen, denn Gott kann auch heute jederzeit in die Raum-Zeit-Welt eingreifen. Wir sind ihm nicht egal. Wenn er spricht / will, dann geschieht es. Wir wollen ihm und seinem Wort vertrauen.

8. Material und Gliederung zur Predigt
Einstieg: Evtl. Urlaubserlebnis vom Meer, Schiffsfahrt, Fähre o.ä. erzählen. Äußeren Umstände der damaligen Zeit erläutern (See Genezareth mit seinen Wetterbedingungen).

1. Jesus – ganz Mensch
Jesus war ganz Mensch. Sein Leben auf der Erde war kein übernatürlicher Spaziergang. Sondern er hat als Mensch gelebt, wie du und ich – nur sündlos. Die Evangelien zeichnen uns ein wahrheitsgemäßes Bild von einem ganz menschlichen Jesus. Er war müde (Lk.8,23), er hatte Durst und Hunger (Joh.4,6ff), er weinte (Joh.11,35) und seine Seele hat gezittert und gezagt (Joh.12,27; Lk.22,43f). Jesus wurde versucht und geprüft, hat aber ein ganz großes Vertrauen auf seinen Vater gehabt. Hier wird Psalm 4,8 lebendig. Jesus war ganz Mensch, deshalb versteht er mich. Er versteht mich, wenn ich mal müde bin, erschöpft. Er weiß was Versuchung heißt (Hebr.4,15). Gut zu wissen, dass wir solch einen Heiland haben, der selber Mensch war und uns deshalb sehr gut versteht. Und ich will, wie Jesus, meinem himmlischen Vater vertrauen, in jeder Lebenslage.

2. Jünger – ganz am Ende
Die Jünger befinden sich im Sturm. Sie sind nicht mit Vorsatz in diesen Sturm hinein gekommen. Er kam plötzlich und unerwartet. So plötzlich, unerwartet und überraschend kann auch mein nächster Sturm kommen. Der nächste Sturm kommt gewiss, obwohl ich mit Jesus in einem Boot sitze. Jesus und unser Glaube bewahrt uns nicht davor. Wie gehe ich mit solch einem Sturm um? Wo sehen wir in den Stürmen des Lebens nur noch auf die Winde und Wogen und nicht mehr vertrauend auf den Herrn? Manchmal haben wir auch das Gefühl, dass Jesus schläft. Die Jünger gingen in ihrem Sturm zu Jesus, haben zu ihm geschrien, schrien zu ihm um Hilfe. Sie haben die Schuld aber nicht Jesus gegeben und ihn angeschrien. Das tun wir doch so schnell und oft. Erwarten wir Hilfe von Jesus. Die Jünger haben das von Jesus erwartet, sonst hätten sie ihn nicht geweckt. Erwarten wir die Hilfe von Jesus und trauen wir es ihm zu, in mein Leben einzugreifen, oder lasse ich Jesus schlafen?

3. Jesus – ganz Gott
Jesus beweist seine Göttlichkeit. Als Gottessohn ist er Herr über Wind und Wellen. Er befiehlt und sie schweigen. Jesus ist der Herrscher über die Naturgewalten. Jesus tut dasselbe wie Gott im AT (siehe 2. Biblische Parallelen). Wo Jesus redet, reagiert und eingreift wird es still. Jesus ist der Herr über jedem Sturm, auch über meinem. Nie hat Jesus einen Hilferuf seiner Leute überhört. Mit Jesus haben wir eine Stille der Sicherheit, eine Stille der Geborgenheit, eine Stille eines wahren Zuhauseseins. Eine Hilfe haben wir so dringend nötig. Der Sturm der Sünde. In diesem Sturm brauchen wir die Hilfe von Jesus. Wenn ich Jesus in meinem Leben habe, der für meine Sünde gestorben ist und ich dadurch Vergebung meiner Schuld und Sünde empfangen habe, dann kehrt Stille ein. Stille über die Ewigkeitsfrage.

4. Jünger – ganz verwundert
Wo hat uns Jesus das letzte Mal durch seine Größe und Macht uns überrascht, verwundert? Sehen wir die Wunder, welche Gott um uns herum tut? Nehmen wir seine Hilfe war? Kann ich noch staunen über Gottes Handeln und Gottes Macht. Oder haben wir das in der Zwischenzeit wieder verlernt und vergessen. Wo ist mein Glaube? Jesus erwartet mein Vertrauen zu ihm.

Abrundung:
Lied Nr. 377 (Ich will dir danken): „Aber der Herr ist immer noch größer“