Johannes

Predigthilfe vom 9. Februar 2025 – Johannes 14,1-14

Predigtthema:         Jesus, der Weg, die Wahrheit und das Leben
Verfasser:                Thomas Richter (Predigthilfe vom 6.2.2011 – umformatiert von T.Schurr)

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com.

1.1 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

  • Gerhard Maier. Johannesevangelium 2. Teil – Edition C Bibelkommentar 7 (S. 102-117).
  • Werner de Boor. Das Evangelium des Johannes 2. Teil – Wuppertaler Studienbibel (S. 96-107).
  • John MacArthur. Die Welt überwinden: Wie Jesus seine Jünger in Johannes 13-16 stärkte. Betanien (S. 55-78 / sehr empfehlenswert).

Hilfreiche Text- und Predigtanmerkungen bietet der Predigttipp von Eckhard Löffler zu Joh 14,1-14 vom 18.12.2005.

Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigten von Winrich Scheffbuch vom 03.01.1999 mit dem Titel „Jesus – der Weg, die Wahrheit, das Leben“ (Joh 14,6) und vom 11.01.1981 mit dem Titel „Jesus – Weg, Wahrheit, Leben“ (Joh 14,6) und der Bibelarbeit vom 09.02.1999 mit dem Titel „Der Weg zum Vater“ (Joh 14,1-14). Diese Botschaften findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. Johannes 14] und „Autor“ [z.B. Scheffbuch] ausfüllt.

1.2 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Zu V. 12 („größere Werke“):
Bevor wir weitergehen, ist es wichtig, den Ausdruck „größere Werke“ zu definieren. Eine häufige Interpretation besteht darin, dies als eine Verheißung an die Jünger auszulegen, dass sie größere Wunder tun würden als die, die Jesus tat. Eine solche Interpretation zieht jedoch eine offensichtliche Frage nach sich: Wird diese Deutung durch den historischen Befund, der uns in der Apostelgeschichte überliefert ist, gedeckt? Zum Beispiel lesen wir nirgends davon, dass ein Apostel auf dem Wasser ging. Wir finden nichts, was der Speisung der Menschenmengen oder der Verwandlung. von Wasser in Wein durch ein wunderbares Eingreifen nahe käme. Es findet sich kein Bericht darüber, dass einer der Apostel Blinde sehend gemacht hätte, was eine besondere Beglaubigung der messianischen Sendung war. Zwar betete Petrus für eine Frau, die daraufhin ins Leben zurückkehrte (Apg 9,40), aber wir lesen nichts davon, dass ein Apostel jemanden auferweckte, der seit vier Tagen tot und begraben war. Wir müssen bedenken, dass das, wovon Jesus hier spricht, in irgendeinem Sinn „größer“ sein muss als das, was er selbst erlebte. Ist es zutreffend zu sagen, dass den Aposteln die Fähigkeit gegeben wurde, größere Wunder zu tun als Jesus selbst? Offensichtlich nicht.
Überlegen wir anhand von zwei Fragen, welche alternative Perspektive es geben könnte. Erstens, wie ausgedehnt war das irdische Wirken Jesu Christi? Nicht sehr weitreichend nach modernen Maßstäben. Das Palästina des ersten Jahrhunderts war ungefähr 240 Kilometer lang und weniger als halb so breit. Zweitens, wie einflussreich war das irdische Wirken Jesu Christi? Nicht besonders einflussreich. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Gemeindewachstumsexperten Jesus in ihrer Literatur über die Verkündiger mit der größten öffentlichen Wirksamkeit überhaupt erwähnt hätten. Hier, am Abend vor seinem Tod, ist er von elf Männern umgeben. Kurz nach der Auferstehung finden wir einhundertzwanzig Menschen versammelt (Apg 1,15). Das ist eine bescheidene Anhängerschaft. Man kann sein Wirken wohl kaum als sehr weit reichend bezeichnen und niemand würde es als übermäßig einflussreich einschätzen.
Doch vom Pfingsttag an ist eine radikale Veränderung im Gange. Petrus hält eine einzige Predigt, und dreitausend Menschen bekehren sich. In den Evangelien gibt es nichts, was einer solchen Reaktion auch nur entfernt nahekommt, egal, ob wir das irdische Wirken Jesu anhand einzelner Ereignisse oder insgesamt betrachten. Die „größeren Werke“, von denen Jesus hier spricht, sind die Bekehrungen von Menschen und das Vorantreiben des Evangeliums [vgl. hierzu auch den Gebrauch des Wortes „Werke“ in V. 10]. Wenn wir zurückblicken, beziehen sie sich auf die vergangenen zwanzig Jahrhunderte des christlichen Vormarsches; das heißt, auf die immer noch andauernde Rettung von Menschen, die zunächst zu denen gehörten, die dem ewigen Gericht entgegengingen. Die Zahl dieser Menschen ist so groß, dass sie dem Verfasser der Offenbarung zufolge alle menschliche Kalkulation übersteigt. Es ist eine riesige Menschenmenge ‚aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen‘ (Offb 7,9). An jenem großen, letzten Tag wird die Erfüllung der Verheißung „größerer Werke“ klar zu sehen sein: Wirkungen, die sowohl weit reichend als auch einflussreich sind“ (Arturo Arzudia. In der Kraft des Geistes: Verkündigung in Vollmacht. Friedberg: 3L-Verlag, 2003. S. 24f). Der Ausdruck „größere“ bezieht sich also auf die Reichweite, aber nicht auf die Art und Weise des Werkes Jesu. Er hat den Grund gelegt und nun wird die Nachricht von diesem Werk Jesu in immer größerem Umfang über die ganze Erde und zu allen Menschen getragen. Der Vater wirkt durch Jesus (V. 10f) – Jesus wirkt durch die Jünger (V. 12-14).

2. Sagen, wo es hingeht

2.1. Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Jesus, der Weg, Wahrheit und das Leben

2.2 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Durch Jesus leben:
a) Aufblick für verzagte Herzen (V. 1-7)
b) Einblick für verwirrte Köpfe (V. 8-12)
c) Durchblick für gefaltete Hände (V. 13f)

Durch Jesus leben:
a) Die verheißene Wohnung (V. 1-3)
b) Der verheißene Weg (V. 4-6)
c) Das verheißene Werk (V. 7-12)
d) Der verheißene Wille (V. 13f)

nach John MacArthur:
a) Jesus, der wahre Tröster (V. 1-6)
* Wir können auf seine Gegenwart vertrauen (V. 1)
* Wir können seine Verheißungen vertrauen (V. 2f)
* Wir können seiner Person vertrauen (V. 4-6)
b) Jesus ist Gott (V. 7-14)
* Die Offenbarung seiner Person (V. 9-11)
* Die Offenbarung seiner Macht (V. 12)
* Die Offenbarung seiner Verheißung (V. 13f)

2.3 Veranschaulichung

Ich werde nie vergessen, wie ich zum ersten Mal auf dem Hauptbahnhof von Chicago stand. Ich wollte aus dem Zentrum dieser Vier-Millionen-Stadt zurück in eine der nördlichen Vorstädte fahren, in der ich während meines Studiums mit meiner Familie wohnte. Und das zur Feierabendzeit. Zehntausende Pendler strömten auf die rund 30 Bahnsteige und verschwanden hastig in den Doppelstockzügen Richtung Heimat.
Ich wurde förmlich über den Bahnsteig in den Zug geschoben. Musste ich jetzt auf Bahnsteig 26 oder 27? Fährt dieser Zug wirklich bis Highland Park oder fährt er am Ende noch durch bis Lake Forest. Die Anzeigen auf den Bildschirmen wechselten ständig. Die Lautsprecherdurchsagen hörten sich an wie auf allen Bahnhöfen dieser Welt. Man versteht die näselnden Durchsagen noch nicht einmal in seiner Muttersprache, wie dann in dieser Hektik noch auf Englisch?
Kurz bevor das Startsignal ertönte, sprang ich in den Zug. Zischend schlossen sich hinter mir die Türen. Obwohl ich hoffte, im richtigen Zug zu sitzen und auch die Ansagen im Zug diese Hoffnung bestätigten, blieb ein unbehagliches Gefühl letzter Unsicherheit. Ich hatte keine Ruhe, bis der Schaffner in vertrauenerweckender Uniform erschien und mir freundlich Auskunft gab. Kennen Sie das Gefühl? Man hofft inständig, dass man im richtigen Zug sitzt, aber letzte Gewissheit gibt nur der Zugbegleiter.
So ähnlich läuft das mit unserer Lebensreise. Es gibt viele Züge, in die wir steigen können. Grelle Leuchtreklame verspricht eine angenehme Reise. Bester Sitzkomfort und freundliche Bedienung, erstklassige Menüs im Speisewagen. Aber wer kennt die Richtung? Wer garantiert mir, dass ich gut ankomme? Und wer war schon am Ziel und kann mir darum verbindlich Auskunft geben? Wir warten doch alle auf denfreundlichen Begleiter, der uns ein gutes Gefühl für die Lebensreise gibt.
Die Frage nach dem Ziel der Lebensreise ist so alt wie die Menschheit. Es gehört zumWesen des Menschen, dass er für seine Zukunft eine sichere Auskunft möchte. Der Rockinterpret Udo Lindenberg hat diese Ungewissheit einmal so formuliert:„Wir sind auf Odyssee, Odyssee, und keiner weiß, wohin die Reise geht!“Wer sich mit dieser fatalen Aussage zufriedengeben muss, der ist wirklich ums Leben betrogen. Wer nicht weiß, ob er im richtigen Lebenszug sitzt, der sollte sich dringend vergewissern und lieber aussteigen und auf den richtigen Zug warten.
Jesus weiß, wohin die Reise geht. Als Jesus Christus sich kurz vor seiner Himmelfahrt von seinen Jüngern verabschiedet hatte, ließ er sie nicht in Unkenntnis über das Ziel der Reise: „Erschreckt nicht, habt keine Angst! Vertraut Gott und vertraut mir. Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen und ich gehe jetzt, um dort einen Platz für euch vorzubereiten. Dann werde ich zurückkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. Den Weg zu dem Ort, an den ich gehe, kennt ihr ja“ (Joh 14,1-4). Die Worte Jesu wirken auf mich wie die Worte des freundlichen Schaffners im hektischen Vorortzug von Chicago. Jesus ist zum Vater im Himmel gegangen, um uns eine ewige Heimat vorzubereiten. Er möchte unbedingt, dass wir auf ewig bei ihm sind. Entscheidend ist, dass wir jetzt schon im richtigen Zug sitzen, damit das Leben nicht zu einer Odyssee wird, zu einer nie endenden Irrfahrt.
Würden Sie sich auf eine Reise einlassen, wenn Sie wüssten, dass der Zugführer zu viel Alkohol intus hat? Sie würden auf der Stelle aussteigen. Steigen Sie bitte um Gottes Willen aus, wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie gut und richtig ankommen. Es geht ja nicht nur um eine Urlaubsreise, sondern um Ihr Leben und Ihre Ewigkeit. Wenn Jesus sagt: „Ich bin der Weg!“, dann ist das ein verbindliches Angebot an Sie, sich auf ihn einzulassen und über Jesus zur ewigen Gemeinschaft mit Gott zu finden. Ich kann auf vieles verzichten, aber nicht mehr auf diese unerschütterliche Gewissheit: Ich werde einmal bei Gott sein. Das gibt mir Gelassenheit und Zuversicht auf meiner Lebensreise. Und wenn sich Dunkelheit über mein Gemüt legt und Unsicherheit aufkommt, dann entdecke ich Jesus im Getümmel des Alltags wie den freundlichen Zugbegleiter, der mir versichert, dass ich im richtigen Zug sitze. Einer weiß, wohin die Reise geht. Und Sie sollten es auch wissen“ (J. Mette).

(Tobias Schurr)