2.Korinther

Predigthilfe vom 9.9.2007 – 2.Korinther 1,23-2,4

Monatsthema: Gott schafft Neues, indem er herausfordert…
Predigtthema: … zu einer ansteckenden Lebensfreude

Bibelstelle: 2.Korinther 1,23-2,4

Verfasser: Eckhard Löffler

Vorbemerkungen:
Der „Tränenbrief“ (2, 4; 7, 8ff) blieb leider nicht erhalten.

Erklärungen und Tipps:
V 23 Paulus begründet seinen vorgesehenen, aber dann doch nicht durchgeführten Besuch (1, 16ff).
Die Schwurformel war damals üblich und sollte unbedingte Wahrheit unterstreichen.
„Es wird an dieser Stelle deutlich, wie die Worte und Weisungen Jesu nicht gesetzlich verstanden und angewendet wurden. Mt 5, 33-37 hindert den Apostel nicht, in besonderen Stunden den Eid als Hilfe in Anspruch zu nehmen und nicht bei dem ‚Zeugnis des Gewissens’ stehen zu bleiben.“ (Werner de Boor).
So verlässlich wie das Ja zu den Korinthern war sein Nein zu diesem Besuchsvorhaben. Der Grund dafür war die SCHONUNG der Gemeindemitglieder, die eigentlich deutliche Korrektur hätten erfahren müssen. (1) Gemeindezucht ist notwendig, soll aber in einem Maß stattfinden, das dem Einzelnen, aber auch der ganzen Gemeinde weiterhilft (Mt 18, 15ff; Gal 6, 1ff.). Paulus hatte keine Angst vor der Auseinandersetzung, aber die Weisheit für das richtige Maß.
V 24 Herr ist nur EINER (Mt 23, 8; 1. Ko 8, 6; Eph 4, 5; 1. Tim 2, 5; Jak 4, 12). „Herrenmenschen“ in der Gemeinde tasten die Stellung des einen Herrn an. (2)
Der Schluss des Verses gibt Anlass und Grund zur Gelassenheit. Wörtl.: „Mitarbeiter an eurer Freude“. Sie ist Kennzeichen des Glaubens. (3)
Die überwiegend ichhafte Freude der Welt wurde durch den Sündenfall pervertiert. Man schmunzelt über die Beule am neuen Auto des Nachbarn und über ein „Radarfoto“ vom Kollegen. (4)
Paulus wirbt für die Freude am Herrn, die schon im AT Anstoß für Psalmen war (Neh 8, 10; Ps 73, 28; Ps 84, 2b). Die Korinther hatten ihre reine Freude am Herrn verloren durch Streit, Misstrauen und Bitterkeit.
Trotzdem nennt Paulus sie „Gemeinde Gottes“ (1, 1) und „ein Brief Christi“ (3, 3).
Die Freude am Herrn ist nicht abhängig von Erfahrungen und Erlebnissen (1. Petr 1, 8) und wird in der Herrlichkeit vollkommen sein (Offb 19, 7).
V 1 Ein willentlicher Beschluss, die notmachenden Umstände nicht zum Hauptthema werden zu lassen, das sein Verhältnis zur Gemeinde nur noch stärker trüben könnte (siehe auch Ps 34, 2ff; Ps 73, 23ff; Ps 103, 1ff). Paulus sieht die schlimme Lage der Korinther deutlich. Sünde und Unrecht waren geschehen und die Gemeinde hatte das geduldet und die Umkehr verweigert. Paulus hatte schon in 1. Ko 4, 21 gefragt „soll ich mit der Rute zu euch kommen oder mit Liebe?“. Mit der Rute lassen sich weder Liebe erwecken noch „Mitarbeiter zur Freude“ gewinnen.
V 2f Paulus war der geistliche Vater der korinthischen Gemeinde (1. Ko 4, 15). Die Korinther und Paulus brauchten einander, so wie die Glieder eines Leibes miteinander Freude und Leid teilen. Selbstverständlich kann auch Paulus nicht auf die gottgewirkte Freude verzichten. Ist er „Mitarbeiter zur Freude“, sollte die Gemeinde umgekehrt auch ihm Grund zur Freude sein.
Echte Liebe gibt nicht auf und traut dem Herrn zu, dass ER mit allen ungeistlichen Entwicklungen fertig werden kann.
Die Freude am Herrn (Neh 8, 10) kam oft gerade nach Zeiten der Anfechtung auf und hatte ihren Grund in der Zuverlässigkeit des Wortes Gottes, in der Vergebung. Die gottgewirkte Liebe kann die Trennung aufhalten und Freude bewirken.
V 4 Vorkommnisse und Zustände in der Gemeinde können Trauer und Tränen verursachen (2, 5). Aber Paulus schreibt nicht von oben herab. Seine Liebe gilt den Korinthern sogar „ganz besonders“.
Wenn ein Glied am Leib leidet, überträgt sich das auf die anderen, umgekehrt ebenso: Freude steckt an (1. Ko 13, 26).
Paulus hätte am Erfolg seiner Mission in Korinth zweifeln können, aber geistliche Liebe kehrt dem Bruder, der in Sünde gefallen ist, nicht den Rücken (Gal 6, 2). Wie Jesus den Petrus nach dessen Verrat wieder zurückliebte in die herzliche Gemeinschaft mit ihm (Jo 21, 15ff), lässt Paulus die Gemeinde, die ihm vielleicht die größten Nöte gemacht hat, nicht fallen.

Gliederungsvorschlag (nach Dr. H. Krimmer)
Die christliche Liebe als Wurzel der Freude
1. Christliche Liebe hält zueinander
2. Christliche Liebe sucht den anderen
3. Christliche Liebe freut sich am anderen
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Fußnoten
(1) Kritik ist nicht immer sofort angebracht. Liebe und Weisheit erzeugen Geduld und lassen auf einen geeigneteren Zeitpunkt warten. Die hohe Kunst ist, ohne Bitterkeit zu ermahnen oder Ermahnung anzuhören.
(2) Machtmenschen in der Gemeinde können lähmend wirken. Kleine Taschenbücher: M. + V. Kessler, Die Machtfalle, Machtmenschen in der Gemeinde, Brunnen-Verlag; Edin Loevas, Wölfe im Schafspelz, Brendow-Verlag.
(3) Nicht unbedingt wie im Lied: „Sie kennen sich am Liede, am leuchtenden Gesicht…“, eher: „Du sollst nicht müde werden…“ (Iwwd 362). Vertrauen auf den Herrn führt zu heiterer Gelassenheit.
(4) Auch die sog. Ostfriesenwitze u. ä. erfreuen, weil andere eben immer noch einfältiger sind, als die Witzeerzähler und -hörer selbst.