1.Johannes

Predigthilfe vom 8. März 2015 – 1. Johannes 1,5 – 2,2

Monatsthema: Ganzes Christsein

Predigttext: 1.Johannes 1,5-2,2

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Hilfen zur Auslegung finden sich in den Kommentaren von Heiko Krimmer (Edition C Bd. 21) und von Werner de Boor (Wuppertaler Studienbibel). Weitere Informationen bietet auch der Predigttipp von Eckhard Löffler vom 14.05.2006 unter www.studienbibel.de

1.2. Wichtige Gedanken in unserem Abschnitt

Gott ist Licht: Johannes beginnt unseren Abschnitt, indem er die Wesenseigenschaft Gottes betont, die für das folgende Thema, nämlich den Umgang des Christen mit Sünde, absolut entscheidend ist. Damit macht Johannes deutlich, dass Gottes Wesen der vollkommene und objektive Maßstab für Sünde ist. Nur wenn wir von Gottes absoluter Heiligkeit, von seinem ‚vollkommen Lichtsein‘ her denken, werden wir verstehen, welche Dimension Sünde hat und wie unvereinbar sie mit unserem Gott ist. Das fordert uns auch immer wieder heraus unsere Maßstäbe von Gottes Wort korrigieren zu lassen, weil wir alle, ob wir wollen oder nicht, in der Gefahr stehen, durch die Maßstäbe unserer Welt verwirrt zu werden.

Drei falsche Umgangsweisen mit Sünde
1. Ein „Christ“, der die Sünde toleriert (V6f)
Johannes betont immer wieder in seinem Brief, dass Christsein und ein Leben in Finsternis nicht zusammenpassen. Wer zum Glauben kommt, wird durch den Heiligen Geist verändert und diese Veränderung wird sichtbar, in der Art, wie er mit Gottes Geboten umgeht. Johannes hat hier nicht einen Christen im Blick, der gegen die Sünde kämpft und doch immer wieder fällt. Denen bietet er in 1.Joh 2,1f den wunderbaren Gnadenweg an. Hier geht es um Menschen, die sich als Christen bezeichnen und nicht bereit sind Gottes Gebote als Maßstab zu akzeptieren und Sünde in ihrem Leben einfach tolerieren. Ein solches Leben bezeichnet Johannes als Lüge.
In Vers 7 stellt uns Johannes den richtigen Weg vor. Den Weg im Licht Gottes, den Weg der Buße und Gnade. Hier müssen wir sehen, dass gerade das Leben im Licht Jesu uns unsere Schuld deutlich macht und uns in die Arme unseres Retters treibt.

2. Ich bin als Christ sündlos (V8f)
Vom Argumentationsaufbau ergibt es einen guten Sinn, wenn wir Vers 8 so verstehen, dass Johannes hier Christen vor Augen hat, die behaupten, Sünde würde in ihrem Leben keine Rolle mehr spielen. Auch einem solchen falschen Perfektionismus erteilt Johannes eine sehr deutliche Abfuhr. Die Behauptung, „ich habe in meinem Leben als Christ keine Probleme mehr mit Sünde“, entspricht nicht der Wahrheit. Stattdessen formuliert Johannes in Vers 9 eine herrliche Einladung. Wir dürfen auch als Christen mit unserer Schuld zu Gott kommen und sie ihm bekennen. Wenn wir das tun, dürfen wir wissen, Gott steht zu seinem Wort und er vergibt uns.

3. Ich habe nie gesündigt (V10)
In V.10 scheint Johannes schließlich Menschen im Blick zu haben, die nicht bereit sind zu akzeptieren, dass sie Sünder sind. Und hier macht Johannes sehr deutlich, was mit dieser Haltung bewusst oder unbewusst zum Ausdruck gebracht wird. Ein Mensch, der sich so verhält bezichtigt Gott der Lüge. Er wirft Gott vor, bewusst ein falsches Urteil über das Leben der Menschen zu treffen. Ein solches Verhalten ist nicht mit Gottes Wort vereinbar.

Der richtige Umgang mit Sünde
Johannes schließt unseren Abschnitt, indem er uns als Nachfolgern Jesu den richtigen Umgang mit Sünde erklärt. Als Kinder Gottes streben wir danach nicht zu sündigen. Wir wollen so leben, dass unser Vater im Himmel geehrt wird. Dennoch werden wir als Christen hier auf der Welt sündigen und Johannes lädt uns ein unsere Sünde zu Jesus unserem Anwalt zu bringen. Johannes stellt uns am Ende in ganz kurzen, aber sehr gewichtigen Worten vor Augen, was der Tod Jesu bedeutet. Jesus ist das Opferlamm, das die Strafe für die Schuld der Welt trägt. Jesu Tod ist das eine, ewig gültige Opfer, das genügt. Deshalb kann und will Jesus unser Anwalt beim Vater sein.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für situative Überlegungen
Wenn es in unserem Abschnitt um das Thema Sünde geht, müssen wir uns wieder bewusst machen, dass alle, zu denen wir in der Predigt sprechen werden, inklusive dem, der die Predigt hält, Sünder sind. Trotz dieser Gleichheit gibt es gravierende Unterschiede, wie die Hörer in ihrem Leben mit Sünde umgehen. Zunächst natürlich der ganz grundlegende Unterschied zwischen denen, die Jesu Vergebung erfahren haben und denen, die noch nicht an Jesus glauben. Aber auch unter denen, die Jesus nachfolgen wollen, gibt es Unterschiede. Vielleicht stehen manche Hörer in der Gefahr, sich mit einer Sünde in ihrem Leben arrangieren zu wollen. Sie sind entweder müde geworden im Kampf gegen die Sünde oder sie sind nicht bereit Sünden in ihrem Leben als solche zu erkennen.
Wieder andere haben sich vielleicht insgeheim in ihrem Leben ein sehr hohes Heiligkeitsideal gesetzt und stehen in der Gefahr stolz zu werden, wenn sie ihre eigenen geistlichen Fortschritte betrachten. Vielleicht hören aber auch Geschwister zu, die gerade eine konkrete Sünde vor Augen haben, aber noch nicht den Mut gefunden haben, diese Sünde vor Gott oder vor Menschen zu bekennen.

Unser Bibelabschnitt will all diesen Menschen eine Hilfe sein und es ist wichtig, dass wir verschiedenen Nuancen in unseren Versen klar herausarbeiten und verdeutlichen.
2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen
Die Argumentationsweise von Johannes weist deutliche Unterschiede zu der von Paulus auf. Während Paulus immer wieder logische Argumentationsketten aufbaut, schreibt Johannes oft kurze deutliche Satze, die wir als Leser dann zueinander in Beziehung setzen müssen (z.B. 2,4 mit 1,8) um wirklich zu verstehen, was Johannes sagen. D.h. auch wenn Johannes kurze, klare Aussagen macht, ist es wichtig, sie nicht unverbunden zu sehen, sondern im Zusammenhang zu betrachten, um den Gedankengang von Johannes zu verstehen.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen
Der Umgang mit Sünde ist ein sehr herausforderndes Thema, weil es uns mit der Realität konfrontiert, dass leider immer noch vieles in unserem Leben nicht mit dem übereinstimmt, was wir in Jesus Christus schon sind, nämlich heilige Kinder Gottes. Es ist immer wieder wichtig, dass wir in der Gemeinde ehrlich über Sünde reden und damit auch über die wichtige Wahrheit, dass wir als Christen Buße und Vergebung brauchen. Das Thema Sünde ist ein zutiefst seelsorgerliches Thema, weil es uns in unserer Not anspricht, dass wir immer wieder gegen unseren Vater im Himmel, aber auch gegen andere Menschen schuldig werden.
Hier ist es absolut zentral, dass wir den richtigen Umgang mit Sünde immer wieder vom Wort Gottes her aufzeigen und in der Gemeinschaft miteinander einüben, damit Heiligung in unseren Gemeinde geschehen kann. Deshalb können wir diese Predigt nicht mit dem erhoben Zeigefinger predigen, sondern nur in dem tiefen Bewusstsein und Bekenntnis: Ich bin ein Sünder, der jeden Tag auf die Gnade Jesu angewiesen ist. Und ich will diese Gnade dankbar annehmen und mich von Jesus verändern lassen.

3. Sagen, wo es hingeht

Zur Predigtvorbereitung kann Bibelarbeit von Winrich Scheffbuch hilfreich sein, die sich bei Sermon Online findet (zu 1.Joh 1,5-10) (www.sermon-online.de).

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Wir möchten die Hörer ermutigen, in ihrem Leben konsequent gegen Sünde vorzugehen und zugleich ganz aus der Gnade unseres Herrn zu leben.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Lebt im Licht Gottes!

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

a) Das Wesen Gottes ist der Maßstab für Sünde (1,5)
b) Drei falsche Umgangsweisen mit Sünde (1,6-10 )
c) Der richtige Umgang mit Sünde (2,1-2)
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Tödlicher Irrtum
Ein Mann kommt mit einer großen seelischen Not zu einem Psychiater. „Jeden Abend sehe ich unter meinem Bett eine riesige Schlange, und ich habe fürchterliche Angst! Können Sie mir helfen?” „Das ist ganz einfach”, erklärt der Psychiater, „Sie sagen eine Zeitlang jeden Abend: Da ist keine Schlange, nein, da ist gar keine Schlange! Und nach vierzehn Tagen ist das sicher vorbei, dann kommen Sie noch mal zu mir!”
Als nach längerer Zeit der Patient nicht wiederkommt, erkundigt sich der Arzt. Dort meldet sich ein Fremder, der ihm erklärt: „Der Herr Schulze lebt leider nicht mehr, der ist von einer riesigen Schlange gebissen worden, die unter seinem Bett lag!”
Menschen leiden unter Sünde und Schuld. Aber die Gesellschaft will sie uns ausreden. Da ist gar keine Sünde, und die Schuldgefühle sind nur eingebildet. Bis uns dann die Sünde eines Tages kaputtgemacht und aufgefressen hat.
Wo liegt die Sünde?
Luther hat einmal gesagt: „Die Sünde hat nur zwei Orte, wo sie ist. Entweder ist sie bei dir, dass sie dir auf dem Halse liegt. Oder sie liegt auf Christus, dem Lamm Gottes. Wenn sie nun dir auf dem Rücken liegt, so bist du verloren. Wenn sie aber auf Christus ruht, so bist du frei und wirst selig.”
Wo liegt die Sünde? Liegt sie wie ein schweres Joch auf unseren Schultern, wird sie uns wund reiben und drücken, verletzen und weh tun. Darum lädt Jesus uns ein, das Joch der Sünde mit seinem sanften Joch der Liebe zu tauschen. Gegen die Last der Sünde ist die Last Jesu leicht und heilsam. Mit Jesus in einem Joch gehen bedeutet aufleben und frei werden. Mit der Sünde in einem Joch können wir nur scheitern, zerbrechen und verloren gehen.
Wo liegt die Sünde? Bindet sie uns fest und schnürt sie uns ein, werden wir immer mehr zu Sklaven unserer eigenen Gedanken und Begierden. Die Bande der Sünde sehen auf den ersten Blick wie ein Geländer in das Land des Abenteuers aus. Aber dann legen sie sich mit unerbittlichen Zwängen und Bindungen um unsere Existenz und schnüren uns den Lebensatem ab. Darum lädt uns Jesus ein, die Bande der Sünde mit den Banden seiner Liebe zu tauschen. Die Liebe Jesu ist ein starkes Band, das keine Gewalt oder Macht, kein Schicksal oder Tod zerreißen kann. Viele Menschen scheuen die Bande der Liebe, die Bindung des Glaubens, die Verbindlichkeit des Gehorsams, sie wollen frei und unabhängig sein. Aber die Freiheit von Jesus bedeutet immer die Sklaverei der Sünde. Nur in der Bindung an Jesus, nur in den Banden der Liebe ist wirkliche Freiheit.
Wo liegt die Sünde? Liegt sie wie ein immer dichter werdendes Netz auf uns, so dass wir uns tief in sie hinein verstricken? Das Netz der Sünde fängt Menschen ein. Verzweifelt wehren sie sich gegen die Einengung. Aber je mehr sie strampeln, desto mehr werden sie sich verstricken und festbinden. Das Netz der Sünde ist ein Netz des Todes. Keiner kommt da aus eigenen Kräften heraus. Wir sind gefangen. Darum lädt uns Jesus ein, das Netz der Sünde mit dem Netz seiner Liebe zu tauschen. Die Liebe Jesu ist wie ein Netz, das uns nicht gefangen nimmt und einschnürt, sondern das uns auffängt und vor dem Absturz bewahrt. Lassen wir uns fallen in die Liebe Jesu. Er fängt uns auf. Er bindet uns an sein Heil, er teilt mit uns das Joch, damit wir geschont und bewahrt und am Ende selig werden.

(Tobias Schurr)