Ruth

Predigthilfe vom 8. Februar 2015 – Ruth 2, 1-23

Jahresthema: Annehmen, wie Christus uns angenommen hat

Predigtthema: Die Treue Gottes gegenüber Ruth und ihrer Schwiegermutter

Predigttext: Ruth 2,1-23

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Finden wir z.B. in „Das Neue Testament“ erklärt und ausgelegt von John Walvoord und Roy Zuck (Hänssler-Verlag) und natürlich in diversen Studienbibeln, von denen man als Verkündiger verschiedene haben sollte.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Beachtenswerte Anmerkungen zum Predigttext bietet z.B. die MacArthur Studienbibel (S. 378ff).
http://www.sermon-online.de/search.pl?lang=de&id=2181&title=&biblevers=&searchstring=&author=0&language=0&category=0&play=0&tm=2

Anmerkungen:

2,1 ein Verwandter des Mannes von Noomi
Diese verwandtschaftliche Beziehung wird zwei Mal erwähnt, denn darin wird gleich die Lösung bestehen. Derjenige, der Ruth und Noomi jetzt grundlegend helfen kann, muss bestimmte Qualifikationen haben (vgl. Jesus als Erlöser: wahrer Gott und wahrer Mensch – das Lamm Gottes)

2,2+10+13 Gnade finden
Rut weiß um ihre Situation. Sie hat zwar das Recht der Nachlese (3.Mose 23,22) aber darüber hinaus konnte sie nichts erwarten. Was sie dann erlebt durch Boas ist „Gnade“ – unverdientes Glück. Boas gibt ihr mehr als sie „verdient“ vom Gesetz. Auch das ist Gnade. Damit ist das Gesetz nicht außer Kraft gesetzt oder umgangen, sondern erfüllt.

2,3 und es traf sich
In diesen kurzen Worten steckt so viel Liebe und Zuwendung Gottes. Gott lenkt die Geschicke und die Geschichte. Ein Grund des Staunens und der Freude an Gott. Trotzdem entwickeln sich die Dinge nach diesem Anfang erst Schritt für Schritt. Geduld und weiteres Vertrauen ist gefragt. Rut erlebt, was es bedeutet, den Gott Israel als Gott erwählt zu haben (1,16) und anderes losgelassen zu haben. Das bleibt nicht nur theoretisch für sie.

2,20 er gehört zu unseren Lösern
Das Gesetz über Einlösung als rechtliche Grundlage: 3.Mose 25,25ff.
Löser sein: Die Pflicht des Verwandten, den anderen Verwandten aus einer Schwierigkeit oder Gefahr zu retten oder zu lösen. Nach diesem Gesetz war Boas zwar ein Löser, aber nicht der nächste (3,12). Es gab wohl eine definierte eine Reihenfolge (vgl. Mt.22,25). Klar ist für Boas: es muss später zuerst mit diesem „näheren“ Löser gesprochen werden (4,1ff).

2,23 bis die Weizen- und Gerstenernte beendet war.
Mit den Angaben aus 1,22 können wir mit ca. 3-4 Monaten Arbeitszeit rechnen.
In dieser Zeit genießt Ruth vorläufige und begrenzte Sicherheit. Wie wird es aber weitergehen? Rechtlich war noch nichts klar. Aber das sollte jetzt folgen.

Nebenbemerkung: Hier entwickelt sich eine Beziehung („klassisch“):
2,1 + 2,2 Zwei reife vorbildliche Einzel-Persönlichkeiten, die sich in ihrem Umfeld bewähren.
2,5 Er „sieht“ Sie. Sie interessiert ihn. Er wird aktiv und informiert sich (vgl. 2,11)
2,8 Erstes Ansprechen. Weitere Treffen werden „vorprogrammiert“.
2,8-10 Respektvoller Umgang.
2,10-12 Geistliche Gespräche, geistliches Kennenlernen.
2,14 Weitere „Nähe“ wird gesucht und gefunden.
2,15-17 Kleine, passende Aufmerksamkeiten – die auch gerne angenommen werden.
2,18ff Das Erlebte wird mit Bekannten „besprochen“ uns „ausgewertet“.
2,23 Die Entwicklung der Beziehung braucht Zeit – ca. 3-4 Monate geschieht nichts Neues.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für situative Überlegungen

Lied: Iwdd 44 Lob meine Seel den Herrn
Lied: Iwdd 331 Du gibst das Leben
Lied: Iwdd 45 Ich bete an die Macht der Liebe

Wir steigen heute wieder mitten in der Geschichte ein. Deshalb sollten wir erklären, was bisher geschah. Vielleicht dienen folgende Stichworte als Hilfe…
Kap. 1 Enttäuschungen, Entscheidungen, Entfremdungen
Kap. 2 Herzliches, Hilfestellungen, Hoffnungen
Kap. 3-4 Geborgenheit, Gewissheit, Gotteslob

2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen

Gattung:
Wir haben hier eine Erzählung vorliegen. Das heißt: Erzähltempo beachten: Wörtliche Rede bedeutet in der Regel: Hier wird es ganz wichtig! Höhepunkte in der Gesamtgeschichte und in den Abschnitten beachten

Übertragungen:
1. Rut ist eine Heidin, die in Israel und beim Israels Gott Heimat findet. Ein Bild dafür, dass Gott Menschen aus allen Nationen retten will.
2. Boas ist der notwendige Löser. Ein Bild für den Erlöser Jesus Christus.

Richterzeit
Eine gute biblische Zusammenfassung findet sich in Richter 2,8ff. Hier wird das geistliche, politische und wirtschaftliche Chaos gezeigt. Allerdings zeigt das Buch Ruth, dass es auch in dieser schlimmen Zeit noch Menschen gab, die sich an Gott orientierten.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen

Predigtreihe:
Da wir die Geschichte Ruths in 3 Abschnitten predigen, sollten wir den Textplan des Christusbundes im Auge behalten. So vermeiden wir Überschneidungen und Verflachungen.

Rückblicke geben:
Wie wird es uns gelingen, mitten in der Geschichte einzusteigen (Predigt 2 und 3) – und auch auszusteigen? (Predigt 2). Nicht jeder wird am vergangenen Sonntag da gewesen sein. Wir müssen vermutlich kurz wiederholen!

Lange Texte:
Da wir lange Texte vorliegen haben, müssen wir uns im Vorfeld überlegen, wie wir damit umgehen wollen, da sonst die Predigten schnell zu lange wirken könnten.
a. Es ist nicht zu empfehlen, auf die Textlesung zu verzichten, da die Texte oft nur der Spur nach gekannt werden.
b. Es empfiehlt sich, den Text von einem Gemeindeglied vor der Predigt lesen zu lassen, da dann eine gewisse stimmliche Abwechslung da ist und die empfundene Predigtzeit kürzer ist.
c. Es wäre sicher eine gute Möglichkeit, den Text in Rollen verteilt zu lesen, da es viele Dialoge gibt. Hier könnten Hauskreise oder Jugendkreise aktiv werden und so den Gottesdienst bereichern.

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Kap. 2 Ich halte diese Predigt…
damit klar wird: bei der Erlösung braucht es Hilfe von außen.
damit die antreibende Kraft zu Hilfe und der Erlösung erkannt wird: Liebe
Im Nebensatz: damit deutlich wird, wie sich eine Beziehung zwischen Mann und Frau entwickeln kann.
damit deutlich wird: Gottes Geschichte mit uns ist eine Liebesgeschichte.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

„Die Treue Gottes gegenüber Ruth und ihrer Schwiegermutter“
Oder „Der Anfang einer großen Liebe“

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Kap. 2
2,1-10 Gottes Treue zeigt sich durch seine Führung
(er führt zusammen)
2,11-17 Gottes Treue zeigt sich durch sein Wirken an Boas
(er lässt Boas wissen, was passiert ist)
2,18-23 Gottes Treue zeigt sich im Gesetz
(er wurde vor vielen Jahren ein Gesetz gemacht, das jetzt Hoffnung macht)

Kap. 2 Der Anfang einer großen Liebe
2,1-2 Zwei reife Persönlichkeiten
– gereift, bewährt, vorbildlich, aktiv im Leben stehend…
2,3-13 „Herzliches“
– Gespräche, Kennenlernen,….
2,14-17 „Hilfestellungen“
– Aufmerksamkeiten, „Liebesbeweise“,….
2,18-23 „Hoffnungen“
– auf mehr!

Kap 2:
2,1 Vorstellung des Boas – der Löser kommt ins Spiel
2,2 Einstellung der Ruts – vorbildlich
2,3-17 Die Beiden treffen sich: Rut und Boas
2,18-22 Rut und Noomi
2,23 Rut arbeitet ca 5 Monate

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Das Werben Gottes um Menschen: Hes. 16,8 Gott wirbt um Israel; Hiob 33,29 Gott „wirbt“ um jeden; 2Kor 5,20 So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!

Einstiegsmöglichkeit: Aschenbrödel – armes Mädchen trifft reichen Prinz. Es gibt Ähnlichkeiten und doch ist alles ganz anders. Wichtig ist aber dann zu klären: Märchen sind unwahre Geschichten, die Bibel dagegen erzählt uns hier eine wahre Geschichte. Der Predigttext ist Ruth – und nicht Aschenbrödel.

Gottes Geschichte mit seinen Menschen ist eine Liebesgeschichte.
Gott ist voller Liebe. Das macht ihn zum Erlöser in Jesus, der am Kreuz für uns starb. Diese Liebe ist nicht blind, sondern erfüllt durch den Kreuzestod und die Annahme des Opfers (den Glauben des Menschen) alle rechtlichen Grundlagen.

(Günther Ott)