Lukas

Predigthilfe vom 6.Oktober 2019 – Lukas 12, 13-21

Erntedank

Predigtthema:         Hoffentlich in die richtige Scheune gesammelt

Gottesdienst Einleitung:             Phil 4,11-12 oder Hebr 13,5 oder Prediger 5,9-12  

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

  1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

Die Predigthilfe ist eine Ergänzung der vorhandenen Ausgabe von Thomas Richter (2. Oktober 2011 – Lukas 12, 13-21)

https://www.christusbund.de/predigthilfen/predigthilfe-vom-2-oktober-2011-lukas-12-13-21/

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Zum Einstieg wollen wir uns als Kontrast vor Augen führen, wie und wer wir als Menschen sind. Reichtum und Gewinn halten wir als Menschen oft für eine tragfähige Grundlage unseres Lebens und versprechen uns davon Geborgenheit und Sicherheit. Aber was ist aus der Sicht Gottes Reichtum und Gewinn, der wirklich trägt und geborgen macht? Unser Predigttext (Lukas 12,13-21) führt uns vor Augen, wie verkehrt die menschliche Perspektive sein kann. Das Predigtthema („Der armselige Reiche“) zeigt die Notwendigkeit der Umkehrung unserer Werte und Ziele. Was wir für reich halten, ist vor Gott nur armselig und nicht tragfähig. Von daher sprechen wir in der Predigt die Frage nach unserer materiellen Sicherheit an, thematisieren die Vergänglichkeit aller menschlichen Bemühungen und Wünsche und verkündigen, was vor Gott wirklich zählt.

Für die Textlesung bietet die „Neue Genfer Übersetzung“ eine gut verständliche, lesbare und zuverlässige Übersetzung unseres Predigttextes (www.ngue.info).

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Verschiedene deutsche (und fremdsprachige) Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet Ihr z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

Hilfen zur Auslegung und Anwendung bieten z.B.

* Gerhard Maier. Lukas-Evangelium Bd. 2: Edition C-Bibelkommentar 5. Hänssler. S. 152-163.

* Fritz Rienecker. Das Evangelium des Lukas: Wuppertaler Studienbibel NT. S. 309-312.

* Theodor Zahn: Das Evangelium des Lucas. S. 496-501 (kostenloser Download unter http://bitflow.dyndns.org/german/TheodorZahn/Kommentar_Zum_Neuen_Testament_Band_03_Buecher_42_1913.pdf).

Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigten von Winrich Scheffbuch

  • vom 05.10.1986 mit dem Titel „Ich kann nicht glauben – ich brauche niemand – ich will niemand“ (Lk 12,13-21),
  • vom 05.10.1997 mit dem Titel „Erfülltes Leben“ (Lk 12,15-21) und
  • vom 30.09.1979 mit dem Titel „Danken ist mehr als sattsein“ (Lk 12,16-21).

Diese Predigten findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. Lukas 12] und „Autor“ [z.B. Scheffbuch, Winrich] ausfüllt.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Alfred Christlieb macht zu Lk 12,16-21 folgende Anmerkungen:

Der reiche Kornbauer, von dem Jesus im Gleichnis erzählt, hatte eine Rekordernte gehabt. Jetzt konnte er Geld machen. Wie klug mochte er in seinen und den Augen der andern sein! Denn wer Geld machen kann, gilt doch als »klug«. Aber Gottes Wort spricht ihm die Klugheit ab und nennt ihn einen »Narren«. Weshalb? Lasst uns über die Narrheit des reichen Mannes nachdenken! Sie bestand darin, dass er drei Dinge gar nicht sah:

* Er sah nicht die Nähe der Ewigkeit: Viele Jahre wollte er den reichen Erntesegen genießen und sprach darum: »Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre« (V. 19). Wer sagte ihm aber, dass er noch viele Jahre hienieden haben würde? Das sagte ihm sein eigenes, betrügerisches Herz. In Gedanken malte er sich aus, wie er die kommende Zeit so recht behaglich, bequem und vergnügt leben wollte. Aber was waren seine Gedanken, seine Pläne und Phantasien? Trug und Schein! In Wirklichkeit stand er ganz nahe vor der Ewigkeit: »Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern« (V. 20). Daran dachte er aber nicht. Deshalb war er ein Narr. Gibt es nicht viele solcher Narren, oft auch unter den klügsten Leuten? Der Herr »lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden« (Ps 90,12)!

* Er sah nicht seine innere Armut: Über dem Anblick seines äußeren Besitzes vergaß der reiche Mann den Blick in seine innere Leere. Er sah wohl, was ihm äußerlich noch fehlte: »Ich habe nicht, da ich meine Früchte hin sammle« (V. 17). Größere Scheunen musste er haben! Aber was ihm innerlich fehlte, blieb ihm verborgen, oder er wollte es nicht sehen. Er war »nicht reich in Gott«, wie es am Ende der Geschichte heißt. Eine neue Scheune war für ihn nicht so notwendig wie ein neues Herz; ein Herz, das den wahren, bleibenden Reichtum in Gott suchte und fand. Ach, wie manch einer weiß ganz genau, was ihm äußerlich gebricht! Dies und jenes möchte er sich noch anschaffen, sobald er die Mittel hat. Aber was ihm innerlich gebricht, danach fragt er so wenig. Im innersten Herzensgrund des reichen Kornbauern mag es heimlich geseufzt haben nach Abhilfe der tiefen Schäden. Umsonst! Dies Seufzen wurde nicht gehört. Er war ja reich an Gold! Glaubensgold? Darüber lächelte er. Wenn nur die Geldrollen wuchsen – mochte die Seele darüber zugrunde gehen! Welche Narrheit!

* Er sah nicht das auf ihn gerichtete Auge Gottes: Der reiche Kornbauer sah seine Felder, seine Scheunen, sein ganzes äußeres Leben, aber er sah nicht den Herrn. Und doch war im Himmel ein Auge, das ihn beobachtete, ein Ohr, das seine Stimme belauschte, ein Gott, der um jede Regung seines Herzens wusste und sie verstand. Gott sah ihn, während er vor seiner reichen Ernte stand. Gott vernahm, was er sprach, dachte und plante. Gott sagte zu dem allen: »Du Narr!« Denken wir an den, von dem wir alle irdischen Gaben haben? Danken wir ihm? Fürwahr, das ist ein Narr, der die Nähe der Ewigkeit, die eigene innere Armut und das Auge Gottes übersieht! Der Herr bewahre uns vor solcher Narrheit! (nach Alfred Christlieb. Licht von Oben. Bd. 3: Allerlei Reichtum aus dem Alten und Neuen Testament).

  1. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Die Zuhörer sollten darauf aufmerksam gemacht werden, dass Reichtum oder Armut nicht Automatismen einer geistlichen Glaubenseinstellung sind. Weder ist Wohlstand eine Belohnung noch die Armut ein Fluch oder Strafe Gottes für Ungehorsam. Die im jüdischen Denken verhaftete Ansicht, dass Reichtum ein Anzeichen für ein gesegnetes und gottwohlgefälliges Leben ist, gilt nicht für Gläubige in der Zeit der Gemeinde. Die im Alten Bund (AT) für Israel geltenden irdischen Verheißungen (Gehorsam = Wohlstand, Ungehorsam = Armut, 5Mo 28) lassen sich nicht im Neuen Bund (NT) einfach auf die Gemeinde oder gar den einzelnen Christen übertragen. Fleiß, Arbeit und verantwortungsvoller Umgang mit Finanzen haben eine natürliche Auswirkung und Gott kann zu unserem Tun das Gelingen schenken – aber es gibt weder eine göttliche Garantie noch eine Verheißung dafür. Vielmehr beinhaltet das neutestamentliche Zeugnis, dass auch Armut und Hungersnot Gläubige treffen können, Gottlose im Reichtum schwelgen und ihn verprassen und der Wohlstand sogar ein Hindernis für Gehorsam, Hingabe und der Nachfolge Jesu werden kann.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Das Erntedankfest wurde in Deutschland am Jahre 1972 eingerichtete und auf den ersten Sonntag im Oktober festgelegt. Das Erntedankfest erinnert daran, dass Gläubige für die Gaben der Ernte Gott danken sollen. Auf die Bitte, „unser täglich Brot gib uns heute“, gehört auch das Danken, „und er nahm das Brot und dankte“.

Der Anlass lädt dazu ein, im Gottesdienst bewusst Gott für Ernte, Lebensmittel, Wohlstand und Überfluss zu danken. Eine Gebetszeit oder ein gesonderter Programmpunkt ist hier sicherlich angemessen.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Neben der Dankbarkeit für unseren Wohlstand und Reichtum sollten wir uns persönlich fragen:

  1. Ist mir bewusst, dass der vorhandene Überfluss nicht mein Verdienst ist, sondern eine Gabe Gottes und schon gar nicht eine Folge meines geistlichen Lebens?
  2. Wie dankbar bin ich für das Vorhandene oder sehne ich mich immer nur nach mehr und sehe das, was scheinbar noch fehlt?
  3. Wo stehe ich in der Gefahr, dass der Reichtum mich besitzt und beherrscht?

Bitte lesen: 1. Tim 6, 6-11;

  1. Wofür schlägt mein Herz? Für irdische oder geistliche Anliegen/Angelegenheiten?
  2. Wie könnte ich verantwortungsvoller mit meinem Reichtum umgehen?

Vgl. Phil 4,11-12 oder Hebr 13,5 oder Prediger 5,9-12  

  1. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Es ist nötig, dass wir uns immer wieder über unseren großen Wohlstand bewusst und Gott dankbar werden. Gleichzeitig braucht es eine gesunde und biblische Bewertung des irdischen Reichtums, damit wir am Ziel und Sinn des Lebens nicht vorbeileben.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Was wirklicher Reichtum bei Gott ist und worauf es am Ende des Lebens ankommt. Wir müssen lernen, den himmlischen Reichtum vor dem irdischen Reichtum vorzuziehen und in die richtige Scheune sammeln.

Gleichzeitig dürfen wir Reichtum nicht als etwas Böses betrachten, sondern vielmehr als Mittel und Werkzeug, das wir in Gemeinde und Mission nach Gottes Willen einsetzen, damit Gott verherrlicht wird.

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Fragen, die uns plagen – aber was ist die Antwort?

  1. a) Unausweichlich – die Fragen, die mein Alltag stellt (V. 13-17)
  2. b) Unüberhörbar – die Fragen, die meine Seele stellt (V. 18+19)
  3. c) Unumgänglich – die Fragen, die mein Gott mir stellt (V. 20+21)

oder nach Wilhelm Wagner (03.10.1992):

  1. a) Gefragt – aber dennoch selbst entschieden
  2. b) Reich – aber dennoch arm
  3. c) Klug – aber dennoch töricht

oder nach Theodor Christlieb

Dem Schätzesammler, der nicht reich ist in Gott:

  1. a) wie schön er rechnet
  2. b) welchen Strich Gott durch die schöne Rechnung macht
  3. c) wie nötig es darum ist, bei aller Erdenarbeit reich zu werden in Gott

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Als Predigteinstieg ist evtl. folgende Geschichte geeignet:

„Hupende Autos – Schimpfworte fliegen hin und her – Trillerpfeifen der Polizei. Nur mit Mühe gelingt es den Uniformierten, die Massen von der Fahrbahn zurück auf die überquellenden Bürgersteige zu drängen. Aber heute ist im Stadtzentrum von Los Angeles, der pulsierenden Millionenstadt Südkaliforniens, auch wieder etwas Besonderes los. Gegenüber einem der größten Warenhäuser der Stadt drängen sich Tausende aufgeregter Menschen. Alle sehen sie auf die hohe, abgesehen von den Fensterreihen glatte Fassade des Warenhauses. Ein Fassadenkletterer hat auf einem Plakat angekündigt, dass er an diesem Tag zu einer festgesetzten Zeit das Warenhaus ohne Hilfsmittel bis zum Dach erklimmen werde. Nun stehen sie dort wie die Trauben und warten ungeduldig auf die große Sensation. Viele in der Menge schauen wieder und wieder auf die glatte hohe Wand und schütteln wortlos den Kopf. Andere fuchteln mit den Armen, um ihrem zweifelnden Nachbarn klarzumachen, welchen Weg der Klettermaxe für seine waghalsige Besteigung voraussichtlich nehmen wird. Endlich ist es soweit. Ein junger, drahtiger Bursche im engen hellblauen Trainingsanzug, der weithin auffällt, taucht auf und beginnt langsam und vorsichtig mit der Besteigung der Wand. Wer ein Fernglas hat, sieht den Gesichtszügen des Kletterers an, dass es für ihn die normale Art zu sein scheint, auf das Dach eines hohen Warenhauses zu gelangen. Schon schwingt er sich auf eine Fensterbank, dann steigt er über einen nur ganz wenig hervorstehenden Ziegelstein weiter auf ein schmales Sims. So steigt er Stück für Stück in die Höhe, gespannt verfolgt von den Blicken unzähliger Menschen. Das Unglaubliche scheint Tatsache zu werden. Schon nähert er sich dem Dach. Man kann deutlich sehen, wie der Mann die Wand über sich rechts und links abtastet, um wieder etwas zu finden, das fest genug ist, seinen Körper zu halten und ihm weiterzuhelfen. Da scheint er etwas erspäht zu haben, das wie ein graues Stück Zementputz oder wie ein hervortretender, verblichener Ziegelstein aussieht. Er streckt sich weit danach aus, kann es aber nicht erreichen. Atemlos starrt die Menge nach oben. Vielen läuft es eiskalt über den Rücken. Der Mann dort oben zögert einen Augenblick. Dann führt er eine blitzschnelle Bewegung aus, um nach dem vermeintlichen Vorsprung im Gemäuer zu greifen, und – stürzt im selben Moment vor den schreckerstarrten Augen der Zuschauer ab und schlägt mit dumpfem Laut zerschmettert auf dem Boden auf. In seinen Händen findet man ein Knäuel graues Spinngewebe. Was er offensichtlich für einen tragfähigen Stein gehalten hat, war in Wirklichkeit nur ein leeres, vertrocknetes Nichts“ (Friedhelm König. Du bist gemeint. 18. Aufl. Hückeswagen: CSV, 1997. S. 124-126).

Was der junge Mann für tragfähig hielt, hat sich nicht als tragfähig erwiesen. Er hatte sein Leben an etwas gehängt, das ihn nicht trug. Der Schein hatte ihn getäuscht. Was trägt im Leben? Das ist die Frage, die wir uns vom Wort Gottes her beantworten lassen wollen – Textlesung: Lukas 12,13-21.

Zitate:

Ganz arm sein und doch von dem Reichtum Christi austeilen dürfen, das ist vollkommene Freude. Friedrich von Bodelschwingh

Wir können unsere Firmengröße und Reichtum nicht mit in die Ewigkeit nehmen. Heinrich Deichmann   

Es ist nichts falsch daran, dass Menschen Reichtümer besitzen; falsch wird es, wenn Reichtümer Menschen besitzen.  Billy Graham

(Thomas Richter/Ergänzungen von Klaus Eberwein)