2.Mose

Predigthilfe vom 5.9.2010 – 2.Mose 13,17-22

Monatsthema: Wegführungen des Herrn
Predigtthema: Achtung Umweg!

Bibelstelle: 2.Mose 13,17-22

Verfasser: Thomas Richter

Ein Predigttipp enthält Hilfestellungen für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und Studieren von Bibelkommentaren.

1. TEXT- UND PREDIGTZUSAMMENHANG

Nachdem wir nun drei Monate lang das Leben des Paulus miteinander betrachtet haben und entdeckten, wie wir auch in stürmischen Zeiten Kurs halten können, so wollen wir nun die nächsten zwei Monate die grundlegenden Aspekte der „Wegführungen Gottes“ (= Monatsthema) miteinander bewegen. Am Beispiel des Auszugs von Israel aus Ägypten wollen wir entdecken, wie ein Leben unter der Führung Gottes erfolgt. Wenn Gott die Führung in unserem Leben übernimmt, dann kommen wir ans Ziel, was aber nicht bedeutet, dass uns selbst dieses Ziel immer klar vor Augen steht (= Predigtthema: Achtung Umweg!). Aber unser Herr terminiert und dosiert unsere Wegstrecke, so dass wir dahin kommen können, wo er uns haben will (= Predigttext: 2Mose 13,17-22). Entscheidend ist, dass wir uns von ihm führen lassen. Dazu wollen wir mit dieser Predigt einladen.

2. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN

Hilfen zur Auslegung und Anwendung bieten z.B.
* Hansjörg Bräumer. Das zweite Buch Mose: Kapitel 1-18. Wuppertaler Studienbibel AT. Wuppertal: R. Brockhaus, 1996. S. 221-230.
* Hellmuth Frey. Das Buch der Heimsuchung und des Auszugs: Kapitel 1-18 des Zweiten Buches Mose. Die Botschaft des Alten Testaments 5. 13. Aufl. Stuttgart: Calwer Verlag, 1984 (1949). S. 154-156.
* Warren W. Wiersbe. Sei befreit: In der Nachfolge Gottes zur Freiheit gelangen. Studien des Alten Testaments: 2Mose 1-40. Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 2003. S. 63-66 (= sehr empfehlenswert).

Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigt von Winrich Scheffbuch vom 31.12.1987 mit dem Titel „Führung konkret“ (2Mose 13,20-22) und der Bibelarbeit von Roger Liebi aus dem Jahr 2000 mit dem Titel: „Von Ägypten zum Sinai – Teil 1/2“ (2Mose 13,1-18,33). Die vorgenannten Botschaften findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. 2Mose 13] und „Autor“ [z.B. Scheffbuch bzw. Liebi] ausfüllt.

„Der britische Schriftsteller Charles Kingsley sagte zu Recht: ‚Es gibt zwei Arten der Freiheit: die falsche, bei der einem freisteht, das zu tun, was man tun möchte – und die richtige, bei der einem freisteht, das zu tun, was man tun sollte‘. Im Verlauf ihrer Geschichte kämpfte die Nation Israel mit beiden Arten der Freiheit, ebenso wie Gottes Volk das auch heute noch tut. Es ist ein Zeichen der Reife, wenn wir lernen, dass Freiheit ein Werkzeug zum Bauen ist und kein Spielzeug, und dass Freiheit auch mit der Akzeptanz von Verantwortung zu tun hat“ (Warren W. Wiersbe).

Die Führung Gottes umfasst unser gesamtes Leben in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Deshalb gilt es immer wieder neu auf ihn zu hören, an ihn zu denken und auf ihn zu sehen!

A) Gottes Führung in der Gegenwart – deshalb: Auf den Herrn hören (V. 17f)

V. 17: „führte bzw. lenkte [hebr. nahah] Gott“ bedeutet: „auf dem richtigen Weg leiten“ bzw. „auf dem Weg schützend begleiten“ bzw. „ans Ziel des Weges führen“ (Bräumer).

V. 18: „kampfgerüstet“ (Elb) oder „‚geordnet wie zum Kampf‘ heißt nicht, dass die Israeliten in Kampfordnung antraten, sondern dass sie für ihren Zug gerüstet waren. Als die Israeliten das Land ihrer Ausbeuter und Feinde verließen, glich ihr Zug nicht einer Horde entlaufender Sklaven. Es war kein heilloses Durcheinander; es war vielmehr alles durchorganisiert“ (Bräumer – vgl. hierzu 12,37f).

Gott kennt unsere Schwächen und kalkuliert sie ein (vgl. 1Kor 10,12f). Da er seine Kinder durch und durch kennt, weiß er was er tut. Aus diesem Grund ist auch nicht immer der gerade und kürzeste Weg zielführend, sondern wir müssen wahrnehmen, dass der Herr seine Kinder manchmal nur über „Umwege“ zum Ziel führen kann bzw. muss: „Wer längere Märsche gemacht hat, weiß, was die unerwartete Aussicht auf einen verlängerten und dazu erschwerten Weg für eine marschierende Truppe moralisch bedeutet“ (Helmuth Frey). So beginnt der Auszug zwar mit einer Enttäuschung, bedeutet somit aber für die Kinder Gottes das „Ende einer Täuschung“ (über sich selbst; V. 17f).

„Wenn Sie dem Herrn erlauben, Ihre Schritte zu lenken (Spr 3,5f), dann seien Sie vorbereitet auf Pfade, die unnötig lang und gewunden erscheinen mögen. Erinnern Sie sich daran, dass Gott weiß, was er tut, dass er nicht in Eile ist, und dass sie in Sicherheit und unter seinem Segen sind, solange Sie ihm folgen. Er mag manche Türen schließen und plötzlich andere Türen öffnen, und wir müssen bereit sein dafür (Apg 16,6-10; 2Kor 2,12f)“ (Warren W. Wiersbe).

In der Predigt können wir die verschiedenen Wege durch Beispiele aus persönlichen Lebenssituationen veranschaulichen, damit wir unterstreichen können, wie Gottes Wege am Ende zielführend sind.

B) Gottes Führung in der Vergangenheit – deshalb: An den Herrn denken (V. 19f)

Zur Mitnahme der „Gebeine Josefs“ (als Mumie) vgl. V. 19 mit 1Mose 50,24f; Jos 24,32; Apg 7,15f; Hebr 11,22 – siehe hierzu auch 1Mose 15,13-16; 49,29-33.
„Die aus der Gruft geholte Mumie inmitten der Marschierenden ist ein sichtbares Symbol für die nach Jahrhunderten [vgl. 12,40f] des Wartens erfolgte Bestätigung dieses Glaubens durch Gott und zugleich ein Bekenntnis, durch das die Gemeinde sich diesen Glauben zu eigen macht und ihn als aufgerichtetes Hoffnungspanier ihren Marschkolonnen voranträgt. Der Anfang des Weges der befreiten Gemeinde lässt sich mit drei Worten umschreiben: durch Enttäuschung – unter dem verborgenen Liebesplan – im Josephsglauben.“ (Helmuth Frey).

Die Gebeine Josefs waren eine beständige Glaubenserinnerung für das Volk – vgl. Hebr 13,7f. In der Predigt können wir aufzeigen, was unseren Glauben stärken kann.

C) Gottes Führung in der Zukunft – deshalb: Auf den Herrn sehen (V. 21f)

Es war nur eine Wolke, nicht zwei (beachte hierzu 2Mose 14,24) und sie wurde auch mit dem „Engel des Herrn“ identifiziert, der das Volk führte (14,19; 23,20-23; vgl. Neh 9,12). Es geht zwar in die Wüste hinein, aber nicht allein!
„Die Wolken-Feuersäule war jedoch mehr als eine Naturerscheinung, sie war, wie die folgenden vier Punkte bestätigen, ein Gotteszeichen: Jahwe zieht vor ihnen her – Jahwe ist in der Wolken-Feuersäule – Jahwe leitet die Israeliten – Jahwe erleuchtet den Weg der Israeliten“ (Bräumer).

„Auch im Neuen Testament ist die Wolke das Zeichen für die Gegenwart des handelnden Gottes. Bei der Verklärung Jesu auf dem Tabor spricht Gott aus einer ‚lichten Wolke‘ (Mt 17,5). Als Gott Jesus in sein Reich zurückholte, sahen die Jünger nur, dass vor ihren Augen eine Wolke Jesus aufnahm (Apg 1,9). Wenn Jesus in Macht und Herrlichkeit wiederkommt, um diese Welt zu vollenden, dann werden die Menschen ihn sehen ‚in der Wolke‘ (Mt 26,64)“ (Bräumer).

V. 21f: „Paulus sagte einmal im Blick auf die Zukunft: Ich weiß nicht, was mir begegnen wird; nur dass der Heilige Geist bezeugt: Bande und Trübsale warten mein (Apg 20,22). Ähnlich empfinden in der heutigen Zeit viele beim Eintritt in ein neues Jahr. Auch da brauchen wir einen festen Halt, einen nicht wankenden Trost. Beides empfangen wir durch das Wort von der Wolken- und Feuersäule.
Gott hatte sein Volk aus Pharaos Macht errettet. Nun führte er sein Volk der Heimat in Kanaan entgegen. Es gibt auch ein neutestamentliches ‚Israel‘. Zu ihm gehören alle, die in den Fußspuren des Glaubens Abrahams wandeln (Röm 4,12). Sie dürfen sich, wie Israel, der Wolkensäule freuen. Dieselbe ist uns das Unterpfand der ständigen Nähe und Gegenwart Gottes. Welche Kraft vermittelt die Gewissheit: Gott steht bei mir! Gott sieht mich! Wie bewahrt das vor gröberen und feineren Sündenfällen!
Weiter: Die Israeliten wussten: wir stehen in göttlicher Leitung. Wie wichtig, zu wissen: Ich stehe an meinem Platz aufgrund klarer göttlicher Führung. Ich habe mich da nicht hineingedrängt. Es sei ein tägliches Flehen: nie eine Arbeit, nie ein Stellenwechsel, nie eine persönliche Verbindung ohne klare göttliche Leitung.
Endlich: Die Israeliten wussten sich unter göttlichem Schutz. Die Wolken- und Feuersäule sagte ihnen: Wir stehen unter Gottes allmächtiger Bewahrung. Nahte der Feind, so trat der Herr der Heerscharen für sein Volk ein. Ließ einen einzelnen Israeliten der Sorgengeist nicht schlafen, trieb die Angst ihn vom Lager vor die Tür seines Zeltes, dann leuchtete die Feuersäule ihm entgegen.
So dürfen auch wir beten: Nun weiß und glaub‘ ich’s feste, ich rühm’s auch ohne Scheu, dass Gott, der Höchst und Beste, mein Freund und Vater sei; und dass in allen Fällen er mir zur Rechten steht, und dämpfe Sturm und Wellen und was mir bringet Weh.
Welcher Unterschied zwischen dem alttestamentlichen Volk Gottes und den Nomadenstämmen, die auch ein Wanderleben in der Wüste führten! Letzterer gab es eine ganze Menge, Nachkommen Israels, Araber und Beduinen. Auch sie mussten ihre Lagerplätze immer wieder ändern. Wonach aber richteten die ihre Wanderungen ein? Nach eigenem Gutdünken. Sie zogen dahin, wo die besten Futterplätze, die ergiebigsten Wasserstellen und andere Vorteile zu erhoffen waren. Ganz anders das Volk Gottes! Es folgte nicht seinen Launen und Lüsten, sondern der göttlichen Leitung durch die Wolken- und Feuersäule. Keinem einzigen Israeliten kam es in den Sinn, nach eigenem Gutdünken, nach Lust und Laune seinen Weg zu wählen. Das ist bis heute das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen Gotteskindern und Weltkindern. Die Masse folgt dem eigenen Willen. Die kleine Herde folgt dem zarten Leiten des guten Hirten. „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder“. Gleichen wir den unsteten Araberstämmen, die ihren Lüsten folgen?
Von der Wolkensäule heißt es: „Sie wich nie vom Volk“. Anbetungswürdige Treue Gottes! Trotz aller Sünden des Murrens, Haderns und Unglaubens blieb es dabei: Die Wolkensäule wich nie, niemals von Israel!
Im Neuen Bund ist der Herr Jesus selbst Führer und Herzog der Seligkeit. Wie es von der Wolkensäule heißt, dass sie nie von Israel wich, so gilt es auch von unserem Heiland: Er weicht nicht von den Seinen, bis er sie ans Ziel gebracht hat. Oft hätten wir verdient, dass er uns verließe. Aber – Gott ist treu. Heiland, ich habe Deine Leitung auch nicht verdient im neuen Jahr. Ich war Dir nicht immer treu, aber Du bleibst mir treu. Lass auch über meinem ganzen Lebensweg das Wort stehen: ‚Der Herr zog vor ihnen her, dass er sie den rechten Weg führte. Er wich nimmer von ihnen‘“ (Alfred Christlieb).

Vgl. V. 21f mit Mt 28,20; Hebr 12,1-3

3. TEXT- UND PREDIGTSCHWERPUNKT

Unsere Predigtübersicht 2010 (beim Gemeinschaftsleiter erhältlich) benennt als möglichen Schwerpunkt für die Predigt das Thema „Gottes Führung – Vorherwissen“. In der Predigt wollen wir begründen und veranschaulichen, dass der Herr weiß, was er tut und was für uns gut ist (vgl. Röm 8,28-30).

„Es brauchte nur eine Nacht, um Israel aus Ägypten herauszuholen, aber vierzig Jahre um Ägypten aus Israel herauszuholen“ (George Morrison).

4. PREDIGTGLIEDERUNG

Unter Gottes Führung sind auch „Umwege“ zielführend,
a) wenn wir auf den Herrn hören (V. 17f)!
b) wenn wir an den Herrn denken (V. 19f)
c) wenn wir auf den Herrn sehen (V. 21f)

oder in Anlehnung an Wilhelm Wagner:
a) Der Einschnitt wird markiert (V. 17a)
b) Die Schwächen werden einkalkuliert (V. 17b+18)
c) Das Ziel wird anvisiert (V. 19+20)
d) Der Lotsendienst wird garantiert (V. 21+22)

oder nach Warren W. Wiersbe:
a) Gott plant den Weg für sein Volk (V. 17f)
b) Gott ermutigt den Glauben seines Volkes (V. 19)
c) Gott geht seinem Volk voran, um ihm den Weg zu weisen (V. 20-22)

oder in Anlehnung an Gottfried Voigt:
a) Immer unter Gottes Führung
b) Immer im Aufbruch
c) Immer in Gottes Gegenwart