Jahresthema: Wie Gemeinde entsteht
Monatsthema: 1. Korinther: Gemeinde praktisch: Gemeinsam als Kinder Gottes in unserer Welt
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Im Juni hatte es verschiedene Predigten zu 1. Korinther 8-10 gegeben. Diese Reihe wird nun aufgegriffen. Es macht also Sinn die Predigthörer noch einmal in den 1. Korintherbrief und den Zusammenhang unseres Abschnittes einzuführen.
Ein roter Faden, der sich durch alle Kapitel durchzieht ist der Gedanke, dass wir uns selber zurücknehmen, dass wir bereit sind, Nachteile in Kauf zu nehmen oder zu verzichten, um des Anderen Willen. In diesem Sinne sollen wir leidensbereit sein!
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
* zum Einstieg verschiedenste Studienbibeln (Neue Genfer, Ryrie, John McArthur), die man vergleichend lesen sollte. Damit erhält man einen guten Überblick über die Auslegung der schwierigen Stellen und auch unterschiedliche Auslegungen.
* Hilfreiches Basiswissen findet sich auch in „Das Neue Testament“ erklärt und ausgelegt von John Walvoord und Roy Zuck (Hänssler-Verlag)
* Vertiefend empfehlen sich dann die entsprechenden Passagen aus dem Edition C Kommentar bzw. der Wuppertaler Studienbibel
* Sehr wertvoll ist die Kommentierung des 1. Korintherbriefes durch Eckhard Schnabel in der Reihe HTA. Sie ist für Theologen geschrieben, aber auch Laien können die entsprechenden Abschnitte mit Gewinn lesen. Verschiedene Auslegungen einzelner Stellen werden gründlich diskutiert und der Autor legt sich dabei immer auch auf eine eigene Sichtweise fest.
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Der Text beinhaltet einige schwierige Stellen, für die hier verkürzt jeweils ein mögliches Verständnis gezeigt werden soll:
Vers 17: Was schreibt Paulus vor und was lobt er nicht?
In Vers 2 hatte Paulus gelobt, dass die Korinther Überlieferungen einhalten. Aber es gibt eben auch Dinge, die nicht gut laufen, wo sie „zum Schlechteren zusammenkommen“ und dort werden sie natürlich nicht gelobt und entsprechend muss Paulus bestimmte Dinge „vorschreiben“. Das „Schlechtere“ ist das Zerstören der Gemeinschaft statt einer echten Erbauung. (siehe auch ab Vers 21)
Vers 18-19: Wie gut oder schlecht sind Parteiungen oder Spaltungen?
Die Spaltungen/Parteiungen sind schlecht, die „Bewährten“ sind dann nicht Vertreter einer dieser „Parteien“, sondern die, die diese Spaltungen wieder überwinden und wieder zurück zur Einheit führen.
Vers 21: Was genau ist das Problem vor Ort?
Man muss sich vor Augen führen, dass es damals wahrscheinlich noch keine extra Gemeindehäuser gab, sondern man sich in Privathäusern traf und zwar in entsprechend größeren, die dann natürlicherweise Reicheren gehörten. Der „Gottesdienst“ war sicherlich keine so klar umrissene Veranstaltung mit pünktlichem Anfang und Ende, sondern viel offener, wenn auch trotzdem natürlich mit klaren Lehreinheiten.
Das „Abendmahl“ war in diesem Zusammenhang dann auch eher etwas, was sich an eine komplette Mahlzeit anschloss, und nicht so durchstrukturiert wie heute in unseren Gemeinden.
Und so kam es dazu, dass sich die Reichen eben maßlos betranken und „vollfraßen“, während ärmere Leute später dazu kamen, zuschauen musste und zt beschämt wurden. Eine zwei-Klassen-Gesellschaft wurde deutlich vor Augen geführt. In der damaligen Kultur war es auch völlig normal, dass reiche Leute unter sich aßen und ärmere und Sklaven so lange zuschauen oder woanders warten mussten. Dieses Verhalten haben die Reichen offensichtlich in Gemeindeversammlungen beibehalten.
Dadurch wird das „Abendmahl“, das eigentlich das „Mahl des Herrn“ (Vers 20), reduziert auf eine normale Mahlzeit.
Man könnte Vers 22 als eine angedeutete Lösung verstehen, die zu dem führt wie es heute ist: Auf „neutralem Boden“ feiert man ein Abendmahl, dass losgekoppelt ist von normalen Mahlzeiten. Dies löst natürlich das eine oder andere Problem, aber bleiben dadurch evtl. andere Aspekte auf der Strecke?
Für Vers 23-28 ist die Aufgabe für den Ausleger herauszuarbeiten, inwiefern diese Verse tatsächlich eine Antwort auf das geschilderte Problem darstellen. Was genau ist der Punkt, der gelöst werden soll und inwiefern sind diese Verse tatsächlich eine Lösung?
Vers 29: Worin besteht das Gericht?
Das Abendmahl ist eine Identifikation mit Jesus und das steht einer Zuschaustellung des eigenen Status total entgegen, das ist Schuld (V 27). Entsprechend soll man sich prüfen (V 28) Seither war konsequent von „Wein“ und „Brot“ die Rede, „Leib“ bezeichnet also etwas anders: „Leib“ kann hier durchaus umfassend als die Gemeinschaft der Gemeinde als „Leib“ Christi durch den am Kreuz hängenden „Leib“ Christi verstanden werden. Letztlich die tiefe Einheit von Christus und der Braut als einer Einheit.
Das „Gericht“ (wie auch in Vers 34) scheint genau das zu sein, was dann in Vers 30 beschrieben wird:
Vers 30: Warum genau sind viele schwach und krank?
Klar ist, dass es in Korinth offensichtlich vermehrt Krankheits- und Todesfälle gab.
Da für die Zeit des Briefes eine Hungersnot bekannt ist, könnte dieser Satz etwas losgelöst von Vers 29 einfach betonen, dass es tatsächlich um Leben und Tod geht und nicht „nur“ um geistliche Einheit.
Sprachlich näherliegend ist allerdings doch die Verknüpfung mit Vers 29, was bedeuten würde, dass Gott in dieser Situation tatsächlich konkret gerichtet hat (wie z. B. auch bei Hananias und Saphira in Apg 6).
Die in Aussicht gestellte Parallelität zu den Folgen von Israels Ungehorsam in 1. Kor 10,1-13 legt tatsächlich auch ein richtendes bzw. erziehendes Handeln Gottes nahe.
Vers 32: Wie hängen Gericht und Züchtigung zusammen? Was genau ist die Züchtigung?
Vers 31 ist die Werbung, das doch nun eigenständig in Ordnung zu bringen, aber wenn das eben nicht geschieht, dann werden wir die Korinther im Sinne des „Gerichtes“ weiter von Gott „gezüchtigt“ bzw. „in seine Schule genommen“ (vgl. auch Hebr 12,1ff)
Vers 33: Inwiefern wurde vorher nicht aufeinander gewartet?
(siehe zu Vers 21)
- Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Der Kern des Abschnittes über das Abendmahl dürfte vielen sehr vertraut sein, oft werden dabei aber auch schwierige Fragen und Verse ausgelassen.
Die Predigt bietet die Möglichkeit, den Abschnitt einmal wirklich unter die Lupe zu nehmen und auch aufzuzeigen, wie diese „Anleitung für das Abendmahl“ besonders von diesem Kontext der korinthischen Schwierigkeiten her zu verstehen ist.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Es ist ein „normaler“ Sonntag, das Ende der Herbstferien, insofern gibt es nichts Besonderes zu bedenken.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Durch die völlig andere Art, das Abendmahl zu feiern, gibt es die Grundproblematik von damals für uns heute nicht mehr. Auf den ersten Blick hat sich dieser Bibeltext dadurch scheinbar erübrigt.
Aber natürlich sind wir herausgefordert, die biblischen Prinzipien dieses Abschnittes zu predigen und zu schauen, inwieweit bei uns heute im Abendmahl die Einheit deutlich genug zum Ausdruck kommt.
Außerdem kann man schauen, in welchen anderen Bereichen wir heute in falscher Weise Parteiungen haben und sie „pflegen“
- Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Predigt wird gehalten, um 1. wesentliche Punkte zum Grundverständnis des Abendmahls herauszuarbeiten, 2. zu schauen inwieweit unsere Abendmahlspraxis heute angemessen die Einheit der Gemeinde wiederspiegelt und 3. zu schauen, wo sich bei uns heute evtl. Parteiungen zeigen unabhängig vom Abendmahl
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Predigtthema: Das Abendmahl – einer für alle aber jeder für sich?
- Die Einheit fehlt! (17-22.33-34)
- Von einem Leib und einem Kelch (23-26)
- Gott erzieht (27-32)
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
Einleitung:
Abendmahl von heute aufgreifen (evtl. sogar auch mit einer sehr individualistischen geistlichen Fokussierung), dann in die Situation einführen, wie damals in Korinth das Abendmahl gefeiert wurde.
Das Abendmahl: Einer für alle, aber jeder für sich?
Textlesung
In drei Abschnitten durchgehen!
- Die Einheit fehlt
Der Abschnitt 17-19 muss gut erklärt werden.
Vers 20-22 und 33-34 zeigen, wie sich diese „Grüppchen“ dann beim Abendmahl ausgewirkt haben. Es war damals also immer wieder eine Frage von Arm und Reich.
An dieser Stelle könnte man dann auch überlegen, wo bei uns heute „Grüppchen“ gepflegt werden, falls wir die Abendmahlsproblematik tatsächlich überwunden haben.
- Von einem Leib und einem Kelch
Als Antwort auf die Problematik beschreibt Paulus, wie das erste Abendmahl von Jesus und den Jüngern war:
Vers 23-29
Paulus erinnert an die geschichtliche Situation, dass es tatsächlich ein Brot und ein Kelch für den Jüngerkreis waren. (23-25)
Paulus erinnert daran, dass es „zum Gedächtnis“ ist und nicht „zum Betrinken“ – hier kann man auch noch einmal betonen, dass es um Erinnerung geht und nicht um eine magische Vergebungshandlung. (24-25)
Paulus erinnert, dass es um Verkündigung des Todes geht und nicht darum, satt zu werden (26)
„Unwürdig“ ist dann der, der diese Punkte und damit den „Leib Christi“ (Jesus UND die Gemeinde) nicht respektiert, er wird schuldig an Leib und Blut Jesu, weil er es nicht ernst nimmt – es ist Sünde – nicht mehr und nicht weniger (27)
Deshalb soll man sich prüfen (28)
Paulus kündigt ansonsten tatsächlich ein „Gericht“ an … (29)
– Im Abendmahl geht es vor allem um die Einheit von Jesus und er Gemeinde.
a) Wie kommt das in unserem Abendmahl heute zum Ausdruck?
Ideen entwickeln … z. B. gegenseitiger Zuspruch? Tatsächlich von EINEM Brot abbrechen lassen? Den Gedanken der „Familie“ stärken.
Das nächste Abendmahl zum Anlass nehmen und jemanden anschließend zum Kaffee einladen, den man noch nicht so gut kennt.
b) Wie kommt das überhaupt in unseren Gemeinden zum Ausdruck?
öfter mal Gemeindemittagessen in Form von Buffet und jeder bringt was mit?
- Gott erzieht
Am Ende des Abschnittes kommt eine sehr ernsthafte Wendung:
Vers 30-32
Sprachlich am Naheliegendsten – auch wenn uns das erschreckt – ist, dass Gott damals in Korinth tatsächlich mit Gericht reagiert hat (vgl. Apg 5,1ff, Hebr 12,1ff)
Das Wort Gottes hat auch im Neuen Testament immer wieder Aussagen, die uns an die „Schmerzgrenze“ bringen in Gottes Erziehungsprozess.
Wichtig ist dabei:
- Es geht um „Erziehung“! Gott möchte uns nicht einfach eine „reinwürgen“, sondern er möchte uns auf den guten Weg holen! Es ist Ausdruck seiner Liebe! Das Problem sind wir und das wir leider eben manchmal erst umdenken, wenn es weh tut …
- Es geht um einen willentlich, dauerhaft und unbußfertig eingeschlagenen falschen Weg, dort erzieht Gott auf diese Weise, nicht bei „kleinen (nicht groß durchdachten) Alltagssünden“
- Krankheit kann viele andere Ursachen haben und hat es auch meistens! Wir müssen uns nicht bei jeder Krankheit fragen, was wir falsch gemacht haben. Wäre die Krankheit ein Grund für eine Sünde, dann wäre uns diese Sünde in dem Moment auch vollkommen klar!
- So ganz nebenbei: Es gab in Korinth also offensichtlich auch Krankheiten und Todesfälle, obwohl es dort die Gabe der Heilung gab (1. Kor 12-14)
Abschluss:
Ein Aufruf zur Einheit – im Abendmahl aber auch sonst
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Das Bild vom Puzzel und dem Wert und der Notwendig des Einzelnen ist immer wieder ein starkes Bild für die Einheit der Gemeinde.
(Mirko Lau)