Matthäus

Predigthilfe vom 4. Dezember 2022 – Matthäus 21, 1-11

Predigtthema: Leben in der Freude über den, der kommt

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Hinweise zum Predigttext

Der Text kommt in allen Evangelien vor: Mt 21,1–11; Mk 11,1–11; Lk 19,28–40; Joh 12,12–19).

Hier erfüllen sich die messianischen Weissagungen aus Gen 49,11, Sach 9,9; 5. Mose 18,15 und Ps 118,25f.

Gerhard Maier schreibt (HTA): „Unser Bericht hat eine ungewöhnlich reichhaltige Wirkungsgeschichte hervorgebracht. Dazu nur wenige Stichworte: die Didache (10,6; 12,1) und das Martyrium des Polykarp (8,1) nehmen darauf Bezug. Cyrill von Jerusalem (315–386? n.Chr.) sah in Mt 21,1–9 auch die Wiederkunft Jesu gespiegelt. Für die reformatorische und pietistische Auslegung (Philipp Matthäus Hahn, Johann Albrecht Bengel, Carl Heinrich Rieger, Friedrich Christoph Ötinger, Otto Stockmayer) sind zwei Pole maßgebend: 1) erfahren wir hier, wer Jesus ist; 2) ruft uns dieser biblische Bericht dazu auf, Jesus in unser Herz und Leben einziehen zu lassen. Eindrücklich hat Karl Barth „Das Wunder der Weihnacht“ auch von Mt 21,9 her beleuchtet. In der Tat sind es ja gerade unsere Advents- und Weihnachtslieder, die überdurchschnittlich viele Textstellen aus Mt 21,1–11 zitieren (EG 1,1.2.4; 9,2; 11,2; 14,1; im württembergischen Teil 536,1; 537,1).“

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

  • Gerhard Maier: Matthäusevangelium (Edition C, Band 2)
  • Fritz Rienecker: Das Evangelium des Matthäus (Wuppertaler Studienbibel)
  • Gerhard Maier: Das Evangelium des Matthäus (HTA)
  • Adolf Schlatter: Das Evangelium nach Matthäus (Erläuterungen zum Neuen Testament 1)
  • William MacDonald: Kommentar zum Neuen Testament (CLV)
  • Spurgeon: Das Evangelium des Reiches (Betanien)
  • Wiersbe, Kurzkommentar zum NT.

Bitte studiert unter www.studienbibel.de auch den hilfreichen Predigttipp von:

Eckhart Löffler vom 16.3.2008: (viele Querverbindungen werden gezeigt
(https://www.christusbund.de/predigthilfen/predigthilfe-vom-16-3-2008-matthaus-21-1-11/)

Günther Baumgärtner vom 8.4.2001: (kurz und bündig)(https://www.christusbund.de/predigthilfen/predigthilfe-vom-8-4-2001-matthaus-211-11/)

Beachtenswerte Anmerkungen zum Predigttext bietet z.B. die MacArthur Studienbibel.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Der Kontext im Matthäusevangelium macht deutlich, wie sich die Ereignisse um Jesus herum jetzt zuspitzen, wenn er nach Jerusalem geht:

1. Jesus wusste, dass er in Jerusalem am Kreuz sterben wird:
„Die dritte Leidensankündigung“ (20,1-16; „… und sie werden ihn zum Tode verurteilen“), „Vom Herrschen und vom Dienen (20,20-28; „… dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“)

2. Jesus macht auf dem Weg nach Jerusalem noch einmal deutlich, dass er der Messias ist:
„Die Heilung von zwei Blinden bei Jericho“ (20,29-34; Blindenheilung ist ein klares Messiaszeichen, vgl. 11,5)

Da die schon vorhandenen Predigthilfen den Text gut erklären (siehe oben), sind die folgenden Hinweise als Ergänzung zu den bisherigen Predigthilfen zu sehen. Die Zitate sind, meiner Einschätzung nach, wertvolle Beobachtungen verschiedener Kommentatoren, die zur vertiefenden Erklärung der Verse dienen können.

V. 1 – 3: Der beauftragende Jesus
Und als sie sich Jerusalem näherten und nach Betfage kamen, an den Ölberg, da sandte Jesus zwei Jünger 2 und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das euch gegenüberliegt; und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los und führt sie zu mir! 3 Und wenn jemand etwas zu euch sagt, so sollt ihr sprechen: Der Herr braucht sie, und sogleich wird er sie senden. (ELB)

„In prophetischer Hellsicht sieht Jesus voraus, was sich in der nächsten Stunde ereignen wird (V. 2), und erteilt von daher seine Aufträge. Es fällt überhaupt auf, wie häufig Jesus kurz vor der Kreuzigung im Heiligen Geist prophetisch spricht: beim Holen des Reittiers (Mt 21,2ff), beim Feigenbaum, der verdorrt (Mt 21,19ff), über das Schicksal Jerusalems (Lk 19,41ff), über die Zukunft der Welt (Mt 24,3ff), über Verleugnung und Verrat (Mt 26,31ff; Joh 13,21ff), über das Finden des Abendmahlssaales (Mt 26,17ff).“ (Gerhard Maier)

„Hat Jesus dies alles bewusst arrangiert? Man kann das bewusste Arrangement so weit hinausspinnen, dass man von einem „Plan“ Jesu redet, der sich die Esel bereitstellen ließ, sodass sie auf ein bestimmtes „Passwort“ hin übergeben wurden. Aber von einem solchen Plan spricht der Text nun nicht. Von einer anderen Seite her kommt Gustaf Dalman: „nach einer fünfstündigen Wanderung von Jericho her konnte Jesus in der heißen Mittagszeit erschöpft sein und guten Grund haben, wenn er einen Esel forderte.“Doch damit ist die Ankündigung des Auffindens der beiden Esel und die Bezugnahme auf Sach 9,9 noch nicht ganz erklärt. Oder ist dies alles „nur eben mal so“ passiert, ohne dass Jesus Sach 9,9 im Kopf hatte? Auch eine solche Annahme fällt schwer, erst recht bei einem Schriftkenner, wie Jesus es war.

Die für uns nächstliegende Annahme ist deshalb die: Jesus war überzeugt, dass für ihn als Messias der Einzug gemäß Sach 9,9 verlaufen musste, er sah sich bestätigt durch das, was er im prophetischen Geist erkannte, und er traf deshalb die Anordnungen, von denen die Verse 2 und 3 berichten. Er hat also seinen Einzug als Bezugnahme auf Sach 9,9 bewusst gestaltet und in diesem Sinne arrangiert.“ (Gerhard Maier)

Warum 2 Jünger? „…zwei Zeugen braucht man nach 5. Mose 17,6; 19,15; Num 35,30. Jesus genügt also dem Zeugenrecht des AT. Aber auch aus praktischen Gründen – zwei Tiere in V. 2! – sind beide Jünger erforderlich.“ (Gerhard Maier)

Haben die Jünger gewusst, was sie taten? „Es ist unsere Sache, zu tun, was Jesus uns heißt, gerade so, wie Er es uns heißt und weil Er es heißt, denn sein Befehl ist unsere Vollmacht.“ (Charles Haddon Spurgeon)

„Er sandte zwei seiner Jünger nach Betanien, denn er wusste im Voraus, dass sie dort eine festgebundene Eselin und ihr Fohlen finden würden. Sie sollten sie losbinden und zu Jesus bringen. Wenn jemand sie zur Rede stellen würde, sollten sie nur sagen, dass der Herr sie brauche. Dann würde der Eigentümer einwilligen. Vielleicht kannte der Besitzer Jesus und hatte ihm schon vorher einmal Hilfe angeboten. Oder dieser Vorfall zeigt die Allwissenheit und die überragende Autorität des Herrn. Alles kam so, wie Jesus es vorausgesagt hatte … Nachdem die Jünger ihre Kleider auf die Tiere gebreitet hatten, bestieg Jesus das Eselsfohlen (Mk 11,7) und ritt auf ihm nach Jerusalem. Das war ein historischer Augenblick. Die 69 Jahrwochen Daniels waren zu Ende (nach Sir Robert Anderson, s. seine Berechnungen in dem Buch The Coming Prince). Als Nächstes würde der Messias »ausgerottet« werden (Dan 9,26).“ (MacDonald)

Durch das Handeln von Jesus wird hier deutlich, wer er ist und was er kann. Matthäus unterstreicht das in den folgenden Versen.

V. 4 – 5 Der erklärende Matthäus
4 Dies aber ist geschehen, damit erfüllt wurde, was durch den Propheten geredet ist, der spricht:  5 »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und auf einer Eselin reitend, und ⟨zwar⟩ auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.«

„Die Beanspruchung des Esels erfüllte eine der Prophezeiungen Jesajas und Sacharjas: »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und auf einer Eselin reitend, und zwar auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.« (MacDonald)

„Das Schriftzitat (V. 5) setzt sich aus Jes 62,11 und Sach 9,9 zusammen. Es handelt sich also um ein Kombinationszitat. Dennoch ist es üblich, in der Einleitung nur von einem Propheten zu sprechen (was durch den Propheten gesprochen wurde). In Mt 21,5 liegt der Akzent eindeutig auf Sach 9,9. Erneut ist ganz klar: Jesus ist der seit Jahrhunderten prophezeite Messias. Der Einzug in Jerusalem ein Beweis seiner Messianität. Man sagt, „Beherrschend im Mittelpunkt“ stünde das sanftmütig. Aber so wichtig auch das Leitthema „Sanftmut“ im Matthäusevangelium ist (5,5; 11,29; 21,5), so hat Matthäus doch an dieser Stelle das Prophetenwort aus Sach 9,9 nicht wegen der Sanftmut Jesu aufgenommen, sondern weil er auf einem Esel seinen Einzug hält. Betont wird also, dass Jesus kein Pferd, sondern das Reittier des einfachen Mannes, den Esel, benutzte. Betont wird dadurch die Verbundenheit mit Mose (Ex 4,20; Num 16,15), mit den Richtern (Ri 10,4; vgl. Sir 46,14) und mit den frühen Königen Israels (1Sam 9,3ff; 10,2ff). Betont wird dadurch nicht zuletzt, dass Jesus im Unterschied zu den gewöhnlichen Königen und Eroberern ein König des Friedens ist. Die Sache steht, wie schon Theodor Zahn gesehen hat, mit aller Wahrscheinlichkeit vielmehr so: Matthäus berichtet deshalb von zwei Tieren, einer Eselin und ihrem Fohlen, weil es geschichtlich so war! Wie Tasker konstatiert: „he is recording a fact.“ Dies ist die einzige Annahme, die wirklich Sinn ergibt. Markus und Lukas konnten sich auf das eine De-facto-Reittier, das Fohlen, beschränken, wie sie ja auch sonst der exemplarischen Einzahl den Vorzug geben. Matthäus aber, der auch sonst auf vollständige Zahlen Wert legt (Mt 8,28ff, 20,29ff), wollte nach den geschichtlichen Umständen von beiden Tieren sprechen.“ (Gerhard Maier)

Spurgeon schreibt an dieser Stelle grundsätzlich zur Erfüllung der Verheißungen des AT: „Menschen haben »Evangelienharmonien« geschrieben, aber Gott hat uns eine Harmonie des Alten und Neuen Testaments gegeben.“

„Die Menschen waren blind für die Heiligen Schriften (Sach9,9). Sie priesen ihn mit Psalm 118,26, aber übersahen die Verse 22 – 23. Die Jesus später zitierte (V.42). Hüte dich davor, die Bibel zu kennen, aber nicht den Herrn, wenn er in deiner Mitte wirkt“ (Wiersbe, Kurzkommentar NT. S.32)

V. 6 – 7 Die gehorsamen Jünger
6 Als aber die Jünger hingegangen waren und getan hatten, wie Jesus ihnen aufgetragen, 7 brachten sie die Eselin und das Fohlen und legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf.

„Indem Jesus auf diese Weise nach Jerusalem ritt, machte er bewusst und unverhüllt seinen Anspruch deutlich, dass er der Messias ist. Lange schreibt dazu: Er erfüllt absichtlich eine Prophezeiung, die zu seiner Zeit nur auf den Messias gedeutet wurde. Wenn er vorher die Verkündigung seiner Würde als gefährlich angesehen hatte, war es nun für ihn undenkbar, länger zu schweigen … Nach dieser Handlung war es nicht mehr möglich, ihn zu beschuldigen, dass er sich nie unmissverständlich ausgedrückt hatte. Als Jerusalem später beschuldigt wurde, dass es seinen Messias umgebracht habe, sollte es nicht sagen können, der Messias habe es versäumt, seinen Bewohnern ein Zeichen zu geben, das für alle verständlich gewesen sei.“ (MacDonald)

„Sie setzten Ihn darauf. Wenn die Menschen früher versucht hatten, Jesus gewaltsam zu nehmen und Ihn zum König nach irdischer Weise zu machen, so hatte Er sich ihnen entzogen; aber die Stunde für seinen öffentlichen Einzug war gekommen, und darum erlaubte Er seinen Jüngern, Ihn auf das niedere Tier zu setzen, das Ihn in die Stadt tragen sollte.“ (Spurgeon)

Was wird durch die erfolgreiche Sendung deutlich? „Nach den Regeln von 5. Mose 13,2ff; 18,21f war Jesus also ein wahrer Prophet.“ (Gerhard Maier)

Hat sich Jesus auf die 2 Tiere gesetzt? „Er setzte sich auf sie (ἐπεκάθισεν ἐπάνω αὐτῶν [epekathisen epanō autōn]), oder: „auf sie drauf“, kann nur meinen: Jesus setzte sich auf die Kleider.“ (Gerhard Maier)

Was macht das Schmücken deutlich? „Die Huldigung durch den Kleider-Schmuck hat ihr alttestamentliches Vorbild in 2Kön 9,13. Jesus wird demnach als messianischer König gefeiert. Siehe auch 1Kön 1,33ff.“ (Gerhard Maier)

Konnte man auf einem Fohlen reiten? „Nach Ri 10,4; 12,14 (MT, LXX) konnte man auf einem kräftigen Esels-Fohlen reiten. Gemeint ist ein junger, männlicher Esel.“ (Gerhard Maier)

V. 8 – 9 Das rufende Volk
8 Und eine sehr große Volksmenge breitete ihre Kleider aus auf den Weg, andere aber hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. 9 Die Volksmengen aber, die vor ihm hergingen und nachfolgten, riefen und sprachen: Hosanna dem Sohn Davids! Gepriesen ⟨sei⟩, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!

„Von Anfang bis zu Ende war kein erzwungener Beitrag oder Lohndienst da; alles war ganz freiwillig: die Eselin und das Fohlen wurden freudig geliehen und die Kleider freiwillig daraufgelegt. Alles war einfach und natürlich, voll Wahrheit und Herzlichkeit. Wie verschieden von den künstlichen Zeremonien gewöhnlicher Monarchen!“ (Spurgeon)

„Sie waren auf der Höhe der Erwartung, sahen nach einem königlichen Befreier aus und hatten eine unbestimmte Hoffnung, dass »Jesus, der Prophet aus Nazareth« sich als der Verheißene erweisen würde. Er hatte ihr Staunen erregt, ihre Hoffnungen erweckt und ihre Ehrfurcht erworben. Noch hielten sie Ihn in hohen Ehren. Wundern wir uns darüber, wenn wir denken, wie Er ihre Kranken geheilt und sie zu Tausenden gespeist hatte, wenn sie halb verschmachtet waren?“ (Spurgeon)

„Sie wandten Worte aus Psalm 118 auf Jesus an und drückten auf jede Weise ihre Freude und ihre Erwartung aus. Ach, wie bald wich dieser Strahl des Sonnenlichts der schwarzen Finsternis! Bald auf den Tag der Palmen und Psalmen folgte der Tag der Kreuzigung. So wankelmütig sind die Menschenkinder. Vox populi (des Volkes Stimme) ist durchaus nicht Vox Dei (Gottes Stimme).“ (Spurgeon)

„Die Menge rief: »Hosanna dem Sohn Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!« Dieses Zitat stammt aus Psalm 118,25.26 und bezieht sich offensichtlich auf die Ankunft des Messias. »Hosanna« bedeutet ursprünglich: »Rette uns jetzt«; vielleicht meinten die Leute damit: »Rette uns von den römischen Unterdrückern.« Später wurde dieser Ausruf ein Lobpreis. Die Ausdrücke »Sohn Davids« und »gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn«, zeigen beide deutlich, dass Jesus als der Messias anerkannt wurde. Er ist der Gepriesene des Herrn, der in der Vollmacht Jahwes kommt, um Gottes Willen zu tun.“ (Mac Donald)

„Die Rufe in Mt 21,9 bringen eine Wahrheit zum Ausdruck, die noch heute Grundlage christlicher Dogmatik ist. Sie kennzeichnen Jesus als Davidssohn = Messias und König Israels, als den Kommenden = Messias/Christus, als den, der im Namen des Herrn = in vollkommener Übereinstimmung mit Gott auftritt, als den, der die Hilfe (ὡσαννά [hōsanna]) des Vaters in allen Dingen erfährt (vgl. Hebr 5,7).“ (Gerhard Maier)

„In der Auslegung stellt man dem Einzug Jesu oft den „Gegensatz“ der „Kriegswagen, Streitrosse und Waffen“ gegenüber, „womit sonst Israel und seine Könige, wie die heidnischen Völker und Könige zu prunken … pflegten“. In Jesus dagegen erscheine der demütige, schlichte Friedensherrscher von Sach 9,9. Diese Sicht hat sich durchgesetzt und sie hat ihr großes Recht. Siehe Friedrich Rückerts „dein König kommt in niedern Hüllen, ihn trägt der lastbarn Es’lin Füllen“ (EG 14,1; auch Michael Schirmer in EG 9,2). Man darf aber darüber die doppelte Spannung nicht vergessen, die von Anfang an über diesem Einzug liegt. Sie besteht erstens darin, dass einer jubelnden Volksmenge eine kritische, zu allem bereite Partei gegenübersteht, die mehr und mehr an Boden gewinnt. Und sie besteht zweitens darin, dass die jubelnde Mehrheit einen ganz anderen Messias erwartet, als es Jesus ist, nämlich einen Messias, der den Königsthron und nicht das Kreuz besteigt.“ (Gerhard Maier)

„Gerade Mt 21,1ff zeigt, wie tief Jesus und Matthäus in ihrem Volk verwurzelt sind. Die Hallel-Psalmen (Ps 113–118), aus denen Mt 21,9 geschöpft ist, kannte jeder. Sie gehörten zur Laubhütten-Liturgie, aber auch zu den messianischen Erwartungen des Volkes. Während in den Pseudepigraphen nirgends auf Sach 9,9 Bezug genommen wird, ist die messianische Deutung von Sach 9,9 bei den Rabbinen „gang und gäbe“. Auch Gen 49,11 wird nachweislich seit der Mitte des 2. Jh.s n.Chr. messianisch gedeutet. Später verbindet man Dan 7,13 mit Sach 9,9. Gelegentlich zieht man aus der Zusammenschau von Ex 4,20 und Sach 9,9 den Schluss: „Wie der erste Erlöser, so der letzte Erlöser“ (mit dem Esel).“ (Gerhard Maier)

V. 10 – 11 Die fragende Stadt (Reaktionen in Jerusalem)
10 Und als er in Jerusalem einzog, kam die ganze Stadt in Bewegung und sprach: Wer ist dieser? 11 Die Volksmengen aber sagten: Dieser ist Jesus, der Prophet, der von Nazareth in Galiläa.

„In der Zwischenzeit gab es in der Stadt Verwirrung, wer er sei. Die Fragenden erhielten nur die Antwort, er sei »Jesus, der Prophet, der von Nazareth in Galiläa«. Daraus lässt sich schließen, dass nur wenige verstanden, dass er der Messias war. In weniger als einer Woche würde die wankelmütige Menge fordern: »Kreuzige ihn, kreuzige ihn!« (MacDonald)

„Es gibt nichts, was die Menschheit so in Aufruhr versetzen kann wie das Kommen Christi. Jeder fragte: »Wer ist Der?« Es mag bei einigen müßige Neugier gewesen sein, bei anderen ein vorübergehendes Interesse, aber es war weit besser, als die stumpfe Gleichgültigkeit, die sich um all diese Dinge nicht schert. Wo Jesus kommt, bringt Er Aufregung hervor und erweckt Nachforschung. »Wer ist Der?«, ist eine passende, nützliche, persönliche und dringende Frage. Möge unser Leser diese Frage hinsichtlich Jesus stellen und niemals ruhen, bis er die Antwort weiß.“ (Spurgeon)

„Die Antwort war wahr, aber nicht die ganze Wahrheit. Selten ist eine Menge so gut unterrichtet, wie in diesem Fall. Christi Name, sein Amt, sein früherer Wohnort, seine niedere Herkunft werden alle angedeutet. Die, welche mehr von Ihm zu wissen wünschten, hatten in der Antwort der Menge die Schlüssel zu allem, was für sie in Erfahrung zu bringen war. O, dass unsere großen Volksmassen so viel von Jesus wüssten, wie das Volk von Jerusalem!“ (Spurgeon)

„Matthäus ist der Einzige unter den Evangelisten, der den Eindruck auf die ganze Stadt schildert: es ging ein Beben durch die ganze Stadt (ἐσείσθη πᾶσα ἡ πόλις [eseisthē pasa hē polis]) und man fragte: Wer ist das? Jerusalem hat durch die Jesusgeschichte viel Unruhe erfahren (vgl. Mt 2,3). War es eine heilsame Unruhe? Nein, antworten Matthäus (23,37) und das Neue Testament, und deshalb weinte Jesus über Jerusalem (Lk 19,41ff).“ (Gerhard Maier)

„Wichtiger noch ist der Titel der Prophet Jesus. Hier kann man auf zweierlei Weise lesen.

Die Möglichkeit a) ist: „Der Prophet, nämlich Jesus.“ Dann bestünde die Aussage in der Erklärung, dass Jesus der Prophet aus 5. Mose 18,15 sei, also der zweite Mose. Die Möglichkeit b) ist: „Der Jesus von Nazareth, der ein Prophet ist.“ Dann würde Jesus als ein schon weithin bekannter Prophet aus Nazareth vorgestellt, wie es ja damals so manche Propheten gab, zum Beispiel den Täufer oder essenische Propheten. Mt 16,14 läge auf dieser Linie. Aber sollen wir nach den Absichten des Evangelisten überhaupt solche Unterschiede machen?

Sieht er in der der Erklärung der Menge nicht vielmehr beides: Die Identifizierung des einreitenden Jesus als eines Propheten aus Nazareth in Galiläa, der aber gleichzeitig der zweite Mose, also der messianische Erlöser der Endzeit ist? Wir meinen, dass hier tatsächlich beides vorliegt. Siehe auch Mt 21,46; 26,68; Lk 7,16; 24,19; Joh 6,14. Trifft unsere Sicht zu, dann war es für Matthäus ebenso wie für Johannes (6,14) wichtig, dass Jesus der in 5. Mose 18,15 verheißene zweite Mose ist.“ (Gerhard Maier)

Es bleibt beim Volk noch eine innere Leere trotz äußerem Jubel. Werden sich die (eigenen) Erwartungen erfüllen? Erwarte das Richtige! Dann wirst du nicht enttäuscht von Jesus (dazu notwendig: ganze Bibel).

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Der Text kommt in allen 4 Evangelien vor. Er ist von großer Bedeutung.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Wir predigen den Text am 2. Advent. Wieder einmal ist Adventszeit. Wieder einmal denken wir darüber nach, wie Jesus kam und wie Jesus kommen wird. Wir wollen uns Vorbereiten auf sein zweites Kommen. Wieder einmal machen es sich die Menschen zuhause möglichst bequem. Wieder einmal bleiben ihre Herzen leer, wenn sie Jesus nicht kennen. Wir werden aufgefordert zu prüfen, woran sich unsere Freude festmacht.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen

Wir steigen mit Mt 21 mitten hinein in eine längere Geschichte. Deshalb sollten wir kurz erklären: Was bisher geschah. Vielleicht helfen folgende Stichworte (siehe oben): Leidensankündigung, gekommen um zu sterben, Messiaszeichen, …

Immer, wenn eine wörtliche Rede kommt, wird’s i.d.R. wichtig. Was wird wörtlich gesagt? Was ist besonders wichtig?

Die Geschichte ist sehr bekannt. Sie wird aber eher in der Passionszeit gepredigt. Was betonen wir in der Adventszeit? Welche Chance liegt darin, die Geschichte gerade jetzt zu bedenken?

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Die Predigt kann den Unterschied zwischen oberflächlicher Begeisterung und tiefer Freude bzgl. Jesus deutlich machen.

Die Predigt kann dazu ermutigen, die Fragen zu stellen, die wir bzgl. Jesus haben – um dann nachzuhaken und auch fundierte Antworten zu bekommen. Dazu können wir auch einladen – zu Gesprächen nach der Predigt.

Die Predigt kann uns helfen, unsere Erwartungen zu überprüfen: Lass ich mich von meinen Wünschen über Jesus leiten oder vom Wort Gottes? Was hat Jesus für diese Zeit wirklich versprochen und was nicht? Wir sprechen heute gerne von „Jesus“, aber ist es der Jesus der Bibel? Darf Jesus der „Prophet“ sein, der zuerst einmal unsere Sünde aufdeckt? Welcher Jesus steht mir vor Augen?

Die Predigt kann uns auf die Gefahr der Wankelmütigkeit hinweisen. Wie können wir fest werden bzgl. Jesus? Wie gelingt es, dass wir uns zunehmend auf die Fakten verlassen (Verheißungen, Zusagen,… das Wort Gottes) und nicht auf unsere Gefühle?

Die Predigt darf evangelistisch sein: Ist Jesus in unserem Herzen eingezogen? Ist er (wirklich) mein Herr und Heiland geworden? Habe ich verstanden, um was es Jesus wirklich geht?

Die Predigt kann aus der Gleichgültigkeit reißen, wenn jemand da sein sollte, dem bisher eher egal ist, wer Jesus ist.

Die Predigt kann zum Nachdenken anregen, wo Gott bei uns handelt und wir, vielleicht wegen unseren eigenen Erwartungen und Überlegungen, nichts davon wahrnehmen.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Siehe oben / unten

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Predigtthema: Leben in der Freude über den, der kommt
Freude, weil sich in Jesus Verheißungen erfüllen
Freude, weil Jesus (jetzt) da ist
Freude, weil Jesus (noch) mehr ist

Predigtthema: Leben in der Freude über den, der kommt
Die Stadt der Nöte und Erwartungen (Jerusalem in Not, unsere Welt in Not)
Der Zug der Freude trifft ein (durch Jesus, durch seinen Gehorsam,…)
Die Reaktionen der Menschen (erste Reaktionen, weitere Reaktionen,…)

Predigtthema: Leben in der Freude über den, der kommt
Der beauftragende Jesus (21,1-3)
Der erklärende Matthäus (21,4-5)
Die gehorsamen Jünger (21,6-7)
Das rufende Volk (21,8-9)
Die fragende Stadt (21,10-11)

Predigtthema: Leben in der Freude über den, der kommt
Jesus, der Prophet (was er sagt, das trifft ein)
Jesus, der Verheißene (er kam, wie es geschrieben steht – als Retter)
Jesus, der König (er wird kommen, wie angekündigt – als Richter)

Predigtthema: Leben in der Freude über den, der kommt
Die Vorbereitung
Der Einzug
Die Reaktionen

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Lieder: Macht hoch die Tür

(Günther Ott)