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Predigthilfe vom 4. August 2024 – Richter 6,25-32

Predigtthema:   Glaubenszeuge Gideon: Gott beginnt am eigenen Volk      

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 2017 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Gott hat sein Volk Israel ins verheißene Land geführt. Unter der Leitung Josuas konnte das Land Kanaan endlich eingenommen werden.

In Josua 24 schließt Israel einen Bundesvertrag mit JHWH ab. Direkt im Anschluss folgt das Buch Richter. Hierin ist die Untreue Israels und das rettende Eingreifen Gottes das Hauptthema.

Im Richterbuch treffen wir auf das sogenannte „Richterschema“: Zunächst fällt Israel von JHWH ab, dann straft Gott die Israeliten, indem er Feinde einfallen lässt. Daraufhin schreit Israel zu Gott um Hilfe, und schließlich befreit Gott das Volk durch einen Richter. Dieses Schema wiederholt sich laufend, und deshalb schickt Gott viele Richter.

Die Richter sollten nicht als juridische Gestalten verstanden werden, sondern als charismatische Führer. Ihre Aufgabe ist die Sicherung des Landbesitzes. Der Landnahmeprozess ist noch nicht abgeschlossen, es finden sich immer noch kanaanäische Enklaven im Land. Dies ist die Strafe für Israels Götzendienst mit den kanaanitischen Gottheiten.

Eben dies soll sich aber ändern. Das führt uns zu Gideon.

Die Midianiter unterdrücken Israel. Deshalb beruft Gott Gideon, um eben diese zu besiegen und zu vertreiben, damit sein Volk wieder in Frieden leben kann.

Gideon ist aber ein zögerlicher und ängstlicher Mann.

Das wurde im vorigen Abschnitt klar, als er Gott um ein Zeichen bittet. Und tatsächlich: der Engel des Herrn verzehrt mit Feuer das Opfer Gideons. So erkennt Gideon, dass Gott selbst ihm begegnet ist. In unserem – direkt anschließenden – Predigttext beauftragt Gott Gideon dazu, den Altar Baals und das Aschera-Standbild zu zerstören.

Gideon rettet Israel später vor den Midianitern, doch beginnend mit ihm kippt das Richtertum ins Negative. Am Ende stellt Gideon nämlich ein goldenes Götzenbild auf, d.h. ein sehr viel Gewichtigeres, als das hölzerne, das er in unserem Predigttext zerstört (Ri 8,24-27). Anstatt den Götzendienst Israels zu beenden, führt er ihn noch stärker fort.

Dennoch wird Gideon im Hebräerbrief als einer der Glaubenshelden bezeichnet. Luther riet, man solle den Glauben dieser Personen, nicht aber ihre Werke nachahmen (Hebr 11,32-34). Letztlich lässt sich sagen, dass Gott auch durch sündige und schwache Menschen seine Geschichte schreibt.

Paralleltexte:

Ex 34,13-14
Dtn 7,5
1Sam 12,11
2Sam 11,21
1Kön 18,21-40
2Kön 11,18
Ri 3,7
Hebräer 11,32-34

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

  • William MacDonald: Kommentar zum Alten Testament (2010).
  • Matthew Henry, Richter-Esther (NMH, 2016).
  • John F. Walvoord und Roy B. Zuck: The Bible Knowledge Commentary, History (2018).
  • Auch die John-MacArthur-Studienbibel auf den Seiten 367-368 ist als Ergänzung hilfreich.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Unmittelbarer Kontext:

Gerade noch war der Engel des Herrn Gideon begegnet.

Als Gideon endlich verstanden hat, dass dieser derselbe ist, der Mose am brennenden Dornbusch erschienen war, fürchtet er um sein Leben, da er Gott gesehen hat (Ri 6,22). Der Herr aber spricht ihm zu, dass er nicht sterben muss (Ri 6,23). Da errichtet Gideon Gott einen Altar, welcher „Der Herr ist Friede“ bedeutet (V.24). Und jetzt beginnt unser Abschnitt:

V. 25-26: Gott spricht zu Gideon in der Nacht: „Den kostbarsten Stier deines Vaters sollst du für mich opfern. Vorher sollst du den Baal-Altar deines Vaters und das Aschera-Standbild zerstören. Dann errichte mir einen Altar auf dem zerstörten Heiligtum und opfere darauf den Stier. Das Feuer sollst du mit dem umgehauenen Aschera-Pfahl machen.“

Gideon soll etwas tun, was die Leute mutmaßlich verstören wird. Und am meisten wohl seinen Vater! Der muss das doch als öffentlichen Affront gegen ihn sehen.

Doch Gideon soll genau das tun, was Gott seinem Volk schon vor dem Einzug ins Gelobte Land geboten hat: die Götzen der anderen Völker zu zerstören, damit nicht die Israeliten auch zum Götzendienst verführt werden (Ex 34,13-14). Schließlich hatte Gott im ersten Gebot klar ausgedrückt, dass er keine anderen Götter neben sich duldet.

Ein siebenjähriger Stier: Sieben Jahre lang hatten die Midianiter die Israeliten unterdrückt (Richter 6,1). Gott hatte Israel für seine Sünden gestraft. Nun soll ein siebenjähriger Stier die Untreue Israels sühnen.

Elberfelder: „und zwar den zweiten Stier“ (V. 25): Der „zweite“ Stier ist es, weil der erstgeborene direkt nach der Geburt dem Herrn geopfert werden musste (Ex 13,2).

V. 27: Gideon ist Gott gehorsam.

Gideon fürchtet sich aber – nicht in erster Linie vor seinem Vater, sondern vor den Verwandten und den anderen Männern der Stadt.

Gideons Menschenfurcht steht im Gegensatz zu seinem Glaubensmut, den er zeigt, indem er die Anweisung Gottes ausführt. Er nimmt 10 seiner Knechte und zerstört die Götzenbilder und errichtet dem Herrn einen Altar.

Er tut es aber bei Nacht, weil er so ungehindert zu Werke gehen kann.

Am Tag hätten ihn die Verehrer der heidnischen Gottheiten womöglich davon abhalten können. Vielleicht denkt er auch, so ungesehen und unverdächtig zu bleiben. Jedenfalls geht Gideon planvoll vor. Eventuell kann diese Handlung sogar als Vorbild gesehen werden, weise vorzugehen.

V. 28: Früh am nächsten Morgen erblicken die Männer der Stadt das „Unheil“: Der Baalsaltar war zerstört, die Aschera umgehauen und der Stier auf dem neuen Altar geopfert worden. Die Männer hatten die Veränderung sofort bemerkt.Offensichtlich war es ein öffentliches Heiligtum, wohin die Leute kamen, um diesen Götzen zu dienen.

V. 29: Die Einwohner der Stadt sind entsetzt, dass ihr gemeinsamer Kult mit Füßen getreten wurde. Sie fragen, wer in der Lage war, dies zu tun.

Ihr religiöses Zentrum ist zerstört!

Sie machen sich auf die Suche nach dem Schuldigen, bis er gefunden ist. Das zeigt, wie wichtig ihnen die Angelegenheit ist. Wie sie es herausfinden, bleibt unklar.

Doch scheinbar hat irgendjemand gesehen oder es auf andere Weise mitbekommen, dass Gideon der Verantwortliche ist.

V. 30: Die Männer gehen sofort zu Joaschs Haus und verlangen Gideons Tod.

Dass die Leute zu Joasch kommen, impliziert, dass Gideon noch bei seiner Familie wohnte. Er ist der Jüngste, das erfahren wir bei seiner Berufung (V. 15). Er steht jedenfalls noch unter dem Schutz seines Vaters.

Die Menge möchte Gideon nun umbringen.

V. 31: Joasch hält in der Folge zu seinem Sohn Gideon, was sehr ehrenwert ist. Vielleicht ist es ein Stück weit durch die semitische Kultur bedingt. Dass die Familie zusammenhält, das kennen wir hoffentlich auch, aber im Nahen Osten war das noch viel stärker verbreitet.

Joasch erwidert ihnen, dass sie Baal nicht rächen müssten. Wenn er ein Gott wäre, könnte er das selbst.

Joasch holt sogar zum Gegenangriff aus: Wer Baal verteidigt, soll bis zum Morgen getötet werden! So lassen die Ankläger von Gideon ab – durch Vers 32 erfahren wir indirekt, dass Gideons Geschichte weiter geht.

Es überrascht, dass Joasch, der scheinbar auch die Götzen anbetet, so von Baal spricht. Den Baal-Altar hatte er wohl selbst errichtet oder wenigstens war er von ihm in Auftrag gegeben worden (V. 25). Eigentlich müsste Joasch das, was Gideon getan hat, übel aufstoßen. Aber davon ist keine Spur zu sehen.

Vielleicht hatte Gott sein Herz vorbereitet, sodass er in dieser Situation zu seinem Sohn hielt. Eventuell hat Gideons Tat seinen Vater sogar dazu bewegt, zu JHWH umzukehren. Gott bewahrt Gideon jedenfalls vor der wütenden Meute durch das mutige Einstehen des Vaters für seinen Sohn.

V. 32: Von nun an wurde Gideon Jerubbaal genannt. Der Name „Jerubbaal“ – „Baal streite mit ihm“ ist zwar als Anklage formuliert, kann aber auch als Ehrenname für Gideon verstanden werden, der damit Zeuge von Baals Unfähigkeit wurde, zurückzuschlagen.

Gideon musste sein Volk retten von seinen Sünden, bevor er die Israeliten von ihren Feinden befreien konnte. Außerdem musste er zuerst zeigen, dass er für Gott eifern würde, bevor er auf das Schlachtfeld zog. Gideon sollte die Israeliten zuerst ihrer Untreue Gott gegenüber überführen und sie zurück zu JHWH führen. Gott triumphiert in diesem Abschnitt mithilfe von Gideon über die heidnischen Götzen, die sich selbst nicht wehren können. Am Ende steht nur der Altar des HERRN.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Gideon ist ein Richter, den Gott gebraucht, um sein Volk Israel vor den Midianitern zu retten. Doch zunächst soll er vor seiner eigenen Haustür kehren. Zuerst soll die Sünde Israels und der Götzendienst, ausgehend vom Haus seines Vaters, beseitigt werden.

Gideon weist damit schon auf Jesus hin, der später alle Sünde auf sich nahm und sie ein für alle Mal für uns getragen hat. Gideons mutige Tat erinnert auch an die Kompromisslosigkeit Jesu bei der Tempelreinigung, als Jesus den Götzendienst im Tempel beseitigte. Allein Gott gebührt die Ehre!

Gott beruft Gideon und befähigt ihn. „Gott beruft nicht die Begabten, er begabt die Berufenen“: Auf Gideon trifft dies zu!

Selbst Gideons Menschenfurcht und seine Zweifel (Ri 6,36-40) können Gott nicht davon abhalten, ihn zu gebrauchen. Wie leicht hätte er „besser geeignete“ Männer finden können. Doch Gott wählt das Schwache, was man auch an der Erwählung Israels sieht (5. Mose 7,7-8).

Der Heilsplan Gottes mit seinem Volk Israel geht weiter! Gott lässt sein Volk nicht im Stich, auch wenn es zeitweise von den anderen Völkern unterdrückt wird, damit sie wieder zu ihrem Gott umkehren. Am Ende will Gott die Rettung für Israel und auch für uns, seine Gemeinde. Manchmal führt das aber durch ein Gericht hindurch.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)

Auch wir stehen heute in der Gefahr, andere Götter anzubeten. Dienen wir wirklich Gott allein? Oder haben wir noch andere „Heiligtümer“ wie zum Beispiel „den Fußballgott“? Gerade jetzt bei der Fußball-EM (zum Zeitpunkt der Abfassung der Predigthilfe) darf man sich das fragen. Aber auch andere Dinge können Götzen für uns sein. Für manche ist die Anerkennung bei anderen oder ihr Äußeres besonders wichtig, für manche ihr Geldbeutel oder die Karriere. Doch der Abschnitt ermahnt uns ganz deutlich: Wir können nicht Gott und dem Mammon dienen.

Wir leben heute wieder in einem heidnischen, götzendienerischen Umfeld. Die meisten Menschen haben sich von dem Gott Israels abgewandt. Es braucht Mut, zu seinem Glauben an Jesus Christus zu stehen. Gideon ist uns ein lebhaftes Beispiel, wie wir in einer gottfeindlichen Welt dennoch Zeugen für IHN sein können, auch wenn der Riss mitten durch die Familie gehen sollte.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)

Wo haben wir uns eigene Götzen „gebastelt“, ohne es zu ahnen oder zu merken, welche Auswirkungen das auf uns hat? Worin investieren wir unsere Zeit und unser Herzblut? Was ist uns wirklich wichtig?

Wozu beruft Gott dich persönlich?

Was hält dich davon ab, die Menschen mit ihrer Sünde und Erlösungsbedürftigkeit zu konfrontieren? Menschenfurcht?

Was hält uns davon ab, Gott kompromisslos zu folgen?

Wir brauchen die Vergebung Jesu durch das Kreuz. Er will uns reinigen. Er will an erster Stelle bei uns stehen. Und er kann selbst ängstliche Menschen wie Gideon zu mutigen Glaubenszeugen machen.

3. Sagen, wo es hingeht

Zur Predigtvorbereitung hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigt von David Jaffin vom 07.11.1992 mit dem Titel „Die großen Richter – Teil 4/5 – Gideon“ (sermon-online.de; David Jaffin, Richter 6 eingeben) und von Winrich Scheffbuch vom 13.08.1995 mit dem Titel „Mutmachende Schritte“ (Minute 25-48): https://crossload.org/inhalte/L10Cp6rvZk/Mutmachende-Schritte-Winrich-Scheffbuch

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

  • Götzen zerstören: Was steht in der Gefahr, Jesus den ersten Platz in deinem Leben streitig zu machen?
  • Das Schwache hat Gott erwählt. Vertraust du Gott, dass er dich befähigt, ein mutiger Glaubenszeuge zu sein?
  • Gott kommt mit uns zu seinem Ziel!

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Wo in unserem Leben gibt es Dinge, die uns wichtiger sind als Gott?

Reiße sie aus bzw. gib Jesus wieder den ersten Platz in deinem Leben!

Wir sollten uns hier Gideon als Vorbild nehmen, der Gott mehr gehorchte als den Menschen (Apg 5,29), auch wenn er sich vor ihnen fürchtete. Wir sind also nicht allein, wenn wir uns vor der Ablehnung anderer fürchten. Das soll uns aber nicht davon abhalten, den Willen Gottes zu tun. Sondern wir können mutig im Vertrauen auf Gott vorwärts gehen. Und wir dürfen auch unseren gottgegebenen Verstand benutzen, wie wir konkret Gottes Aufträge ausführen bzw. seinen im Wort geoffenbarten Willen tun.

Auch wenn du dich nicht begabt fühlst –Gott begabt und befähigt dich dazu, die Aufgabe auszuführen, die er für dich vorgesehen hat!

Denn er kommt auch mit dir und mir an sein gutes Ziel!

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

1. Der Auftrag                                                           
2. Die mutige Tat
3. Das rettende Eingreifen Gottes

oder:    

1. Berufen – trotz Zweifeln
2. Begabt, es auszuführen (mit Weisheit)
3. Ehre, wem Ehre gebührt!
4. Gott kommt an sein Ziel!

(Lukas Winterstein)